Verlauf einer geschlechtsangleichenden Hormontherapie

Wirkung

Beginn (Monate)

max. Effekte (Jahre)

Mann-zu-Frau

Brustwachstum
3-6
2-3
Fettumverteilung
3-6
2-3
Abnahme von Muskelmasse und -kraft
3-6
1-2
Weicherwerden der Haut
3-6
-
Rückgang der Körper- und Gesichtsbehaarung
6-12
>3
Abnahme von Libido und spontanen Erektionen
1-3
3-6
Abnahme der Hodengröße
3-6
2-3

Frau-zu-Mann

Aussetzen der Regelblutungen
2-6
-
Tiefe Stimme
3-12
1-2
Vermännlichung des Körperbaus
6-12
2-5
Zunahme der Muskelmasse
6-12
2-5
Bartwuchs und Körperbehaarung
3-6
3-5
Klitoriswachstum
3-6
1-2

Individuelle Abweichungen sind möglich!

Erfahrungsbericht Mastek in Münster

Gastbeitrag von Fynn-Matheo

OP Tag und Krankenhausaufenthalt:

12.02.2023
6h vorher durfte ich nichts mehr essen und 2h vorher nichts mehr trinken. Dementsprechend letztes Essen (gegen 21 Uhr) ein Eis und morgens eben ein Schluck für mein Routine-Medikament genommen.

13.02.2023
Los gefahren um 06:30, meine Tante vorm Steuer und mein Opa auf dem Beifahrersitz. Mit mir hinten saß mein Partner. Um kurz nach 8 waren wir bereits da, obwohl ich erst um 9 hätte da sein müssen, aber lieber zu früh als zu spät.

Wurde dann auf mein Zimmer geführt und habe alle Klamotten so eingeräumt, dass ich später auch gut dran komme. Irgendwann wurde mir mitgeteilt, dass ich keine "LMAA"-Tablette bekommen werde (aufgrund meiner Routine-Tablette). Nicht allzu viel später sollte ich mich fertig machen, da ich abgeholt werden sollte.

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Transmann bei der Frauenärztin

Quelle: Reporter / WDR
Mit freundlicher Genehmigung: Theresa G. von reporter

Neuer Film online: „Panik vor der Behandlung: trans* Männer bei der Gynäkologin | reporter“

Längst sind Frauenärzt:innen nicht mehr nur für Frauen da. Für trans* Männer mit intakter Gebärmutter und Eierstöcken kann der Gang dorthin allerdings sehr unangenehm werden.

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Erfahrungsbericht Mastek – Große Schnitte

Autor: Jasha

 

Ich berichte, wie es bei mir abgelaufen ist, wie es mir ging, wie ich mich gefühlt habe. Das hat logischerweise keine Allgemeingültigkeit.

Kurz vorneweg: Vorgespräch nach sechs Wochen Wartezeit, Beantragung Kostenübernahme bei der Krankenkasse etwa einen Monat später, Kostenübernahmeerklärung kurz vor Ablauf der Fünf-Wochen-Frist. Am nächsten Tag Terminvereinbarung, OP dann ziemlich genau acht Wochen später.

 

Ich bin am Tag vor der Operation mit dem Zug angereist. Um 11.15 Uhr hatte ich Termin zum abschließenden Gespräch. Da ich ein bisschen Zeitpuffer eingeplant hatte, war ich schon eine Stunde früher im Krankenhaus und durfte gleich den Marathon starten: Anmelden in der Ambulanz der Plastischen Chirurgie, formale stationäre Aufnahme am anderen Ende des Gebäudes, zurück zur Ambulanz, zum Narkosegespräch wieder ans andere Ende des Gebäudes, zurück zur Ambulanz, Arztgespräch in der Ambulanz, zwischendurch noch verschiedene Papiere ausfüllen. Warten musste ich, obwohl deutlich vorm Termin da, kaum und so war ich um 11.15 Uhr schon wieder draußen. Beim Narkosegespräch wurde Blutdruck und Temperatur gemessen, beim Arztgespräch musste ich mich nicht nochmal ausziehen, denn beim Vorgespräch im September war die Brust bereits vermessen worden. Mittags ging ich in die nur 300 oder 400 Meter vom Krankenhaus entfernt gelegene Pension, in der ich mir ein Zimmer reserviert hatte. Den Rest des Tages verbrachte ich damit, mir den Ort anzugucken und einen langen Spaziergang am Rhein zu machen. Aufgeregt war ich gar nicht, Vorfreude war es auch nicht, eher so ein Gefühl, von innerer Ruhe und, dass es das Richtige ist.

Am nächsten Tag (Freitag) sollte ich mich um 9 Uhr auf der Station melden. Dann saß ich erstmal drei Stunden im Aufenthaltsraum, weil der für mich geplante Zimmerplatz doch nicht frei wurde. Mit mir warteten noch andere Patient_innen, eine bekam ihr Zimmer und wurde um kurz vor 12 Uhr Richtung OP gefahren, der andere wurde schon früh auf eine andere Station geschickt. Ich wurde zur Mittagszeit einen Stock höher geschickt, wo der Bettenmanager einen Platz für mich organisiert hatte. Dort sah alles deutlich weniger nach Krankenhaus aus – es war eine der „Wahlstationen“, die normal wohl für die Privatpatienten sind. Diesmal saß ich im Aufenthaltsraum noch nicht mal richtig, da wurde ich abgeholt und kam in ein leeres Zweibettzimmer, das ich das ganze Wochenende für mich alleine haben sollte. Die Schwester brachte mir das OP-Hemd mit schickem Netzhöschen und ich sollte mich gleich umziehen, weil ich bald abgeholt würde. Ich packte schnell meine wenigen Sachen so aus, dass ich hoffte, da nach der OP halbwegs alleine dran zu kommen (also nichts nach ganz oben, ganz unten oder ganz hinten im Schrank) legte Buch, Kopfhörer, Socken (ich hab immer kalte Füße) und Unterhose ins Nachtschränkchen, damit ich da dran kommen würde, bevor ich das erste Mal unter Aufsicht aufstehen darf und wartete. Zwischendurch kam eine Schwesternschülerin rein, klebte mir ein Patientenarmband ans Handgelenk (dabei lief irgendwas schief: Die Schlaufe hatten mindestens den doppelten Umfang meines Handgelenks, es ließ sich nicht mehr öffnen, wir haben es dann mit den verbleibenden 3 mm Klebefläche irgendwie eng gemacht, aber die begrenzte Haltbarkeit war absehbar.) Zudem fragte sie, ob ich etwas zur Beruhigung bräuchte, aber ich war immer noch nicht aufgeregt.

Gegen 13 Uhr holte mich der „Taxifahrer“ ab und weil ich ja alleine im Zimmer war, wurde hinter uns abgeschlossen. Mit dem Aufzug ging es einen Stock runter und um ein paar Kurven, dann war ich im Wartebereich des OP. Dort musste ich schon mal aus den Ärmeln meines OP-Hemds schlüpfen, aber da und an allen weiteren Stationen, die ich wach erlebt habe, haben alle immer darauf geachtet, dass das ja quasi nur noch als Decke auf mir liegende Hemdchen nicht verrutscht. Mir wurde ein Zugang gelegt und gesagt, dass und warum ich mit einem weiteren an der anderen Hand aufwachen werde, ich bekam ein EKG geklebt, eine Blutdruckmanschette kam an den einen Arm und eine Klemme (ich glaube die ist zum Pulsmessen) an den Finger auf der anderen Seite. Dazu wurde noch ein Wärmeschlauch (Schlauch, in den warme Luft gepumpt wurde) um mich und unter meine Bettdecke gelegt. Irgendwann ging es weiter, ich musste vom Bett auf den Tisch klettern, bekam ein Häubchen auf den Kopf, meinen Wärmeschlauch wieder um und eine andere Decke über mich. Wie oft ich während des ganzen Tages nach Name und Geburtsdatum gefragt wurde, weiß ich nicht mehr. In dem nächsten Raum dauerte es wieder, wir flachsten ein bisschen rum, der Monitor spuckte für Blutdruck und Puls einen Lehrbuchwert nach dem anderen aus und mir wurde schon mal eine Infusion angehängt. Ich war wohl für 14 Uhr angesetzt, aber es war ein bisschen Verzug, eine der Schwestern ging zwischendurch mal gucken, wie weit sie waren. Dann kam ein Mann, stellte sich als Narkosearzt vor und leitete die Narkose ein. Ich spürte ein leichtes brennen im Arm, dann setzte meine Erinnerung aus.

Im Aufwachraum wusste ich erst nicht so recht wo ich war. Ich habe ein schwammiges Bild vor mir, dass drei Personen am Fußende meines Betts standen und versuchte das irgendwie in meinen normalen Alltag einzuordnen, irgendwann realisierte ich „Krankenhaus“, fragte mich warum, versuchte zu überlegen, ob ich mich erinnern konnte, wie ich dahin gekommen bin/wo ich zuletzt war. Ich erinnerte mich an Düsseldorf, daran, warum ich nach Düsseldorf wollte, guckte dann mal unter die Decke und sah dort um die Brust einen Gurt, der mit irgendwas unterpolstert war und auf dem ein Totenkopf prangte. Wie lange ich zwischen den einzelnen Gedankenschritten geschlafen oder gedöst habe, kann ich nicht sagen. Die erste Uhrzeit, die ich gehört habe war 16.30 Uhr. Zehn Minuten später wurde ich abgeholt und auf mein Zimmer gebracht. Die Schwester stellte mir Wasser hin, maß den Blutdruck, befestigte Klemmen an den Drainageflaschen und diese damit rechts und links am Bettlaken und ermahnte mich, das erste Mal nicht alleine aufzustehen. Seit 16.30 Uhr war ich auf jeden Fall die ganze Zeit „voll da“ und fühlte mich auch gut. Wirklich gefreut habe ich mich nicht, es war mehr ein Gefühl tiefer Zufriedenheit und dass der Oberkörper jetzt so ist, wie er sein soll. Ich tauschte ziemlich gleich die OP-Kleidung gegen meine bereitgelegte und fand es doch etwas ungewohnt, dass es jetzt völlig ok war, mit freiem, wenn auch dick verbundenem, Oberkörper da zu liegen. Insgesamt wussten nur wenige Menschen von der OP, denen ich ein Selfie mit Totenkopfverband schickte. Ich sah wohl schon wieder ziemlich fit aus, fanden zumindest meine Freunde. Gegen 17.30 Uhr klingelte ich, weil ich aufstehen wollte, es wurde nochmal Blutdruck gemessen und der Kreislauf blieb auch bei mir. Wenig später kam das Abendessen. Den Rest des Abends habe ich mit Hörbuch hören, bisschen Handy spielen verbracht, dabei bin ich immer wieder eingeschlafen. Zwischendurch hatte auch die Ärztin, mit der ich am Vortag gesprochen hatte, nochmal reingeschaut. Schmerzen hatte ich keine, obwohl ich nach der Narkose den ganzen Abend und die ganze Nacht kein Schmerzmittel genommen habe. Es war lediglich so ein Gefühl wie Muskelkater oder leichte Zerrung in der Brust zu spüren. Das einzige, was wirklich weh tat, war die Thrombosespritze, die mir der Nachtpfleger in den Oberschenkel statt in den Bauch gab, weil er nicht so nah am OP-Gebiet stechen wollte. Einer der beiden Zugänge wurde mir auch schon gezogen, als ich danach fragte. Die Nacht war mittelmäßig, weil ich eigentlich Seitenschläfer bin.

Samstagmorgen hatte ich Tabletten auf dem Nachttisch, ich fragte, was es sei und wir entschieden, dass ich erstmal nur Ibuprofen und Magenschutz nehme und die stärkeren Schmerztabletten, die auch auf den Kreislauf gehen, erst mal zurück gehen – ich brauchte sie während des gesamten Aufenthalt nicht. Frühstück und Abendessen gibt es in diesem Krankenhaus (auf Normal- und Privatstation) vom Buffetwagen. Die Servicekräfte kommen rein, fragen, was man möchte und bringen es direkt. Wer fit ist, kann auch raus gehen und selbst gucken, was man will. Beim Frühstück wird gefragt, was man zum Mittagessen möchte. Die Visite, am Wochenende bestehend aus Assistenzarzt_ärztin und Pflegekraft, kam auch irgendwann. Es wurde die Menge der Flüssigkeit in den Drainageflaschen notiert und der Brustgurt geöffnet. Ich konnte zum ersten Mal kurz das Ergebnis sehen oder zumindest erahnen. Auf den Brustwarzen waren mit so angeordneten Pflasterstreifen Polster befestigt, über den großen Schnitten klebte eine durchsichtige Folie. Die Narben waren zu erahnen, aber durch getrocknetes Blut nicht klar zu erkennen. Die Ärztin drückte vorsichtig ein bisschen auf der Brust rum und dann wurde mit vereinten Kräften die Bandage wieder eng angelegt. An diesem Tag verließ ich das Bett schon öfter mal, holte mir immer wieder selbst Wasser im Aufenthaltsraum und bekam nachmittags Besuch. Nervig war, immer an die Drainageflaschen zu denken, die sich zwar gut an den Hosenbund klemmen ließen…man musste nur vor dem Aufstehen dran denken. Bewegungen gingen relativ gut, solange die Oberarme nah am Oberkörper waren. Probleme machte es mir, Türen zu zuziehen und die Türklinke runter zu drücken, das wurde aber wie die Beweglichkeit/Kraft allgemein von Tag zu Tag besser. Im Bett aufrichten ging ohne Arme recht gut, zumindest wenn das Rückenteil nicht ganz flach war. Was Anziehen betrifft, stellte ich fest, dass ich ohne Probleme in die weiten T-Shirts kam, Jacken anziehen war deutlich schwerer, beim Ausziehen war es genau anders herum. Trotz Drainagen, habe ich mich wohl im Schlaf schon wieder auf die Seite gedreht, zumindest lag ich zweimal so, als ich nachts mit Schmerzen an der Stelle, wo der Schlauch aus dem Brustkorb kam, aufwachte. Wie ich das hin gekriegt habe, weiß ich nicht, denn wach konnte ich mich nicht drehen.

Sonntag lief die Visite ähnlich ab und es wurde beschlossen, dass die Drainagen raus können. Vom Ziehen der Schläuche habe ich so gut wie nichts gemerkt, geziept hat vor allem das durchschneiden der Fäden, mit denen die Schläuche angenäht waren. Danach konnte ich auch wieder auf der Seite liegen, zumindest wenn ich mich aus dem Sitzen gleich auf die Seite gelegt habe. Am Montagmorgen war die Runde bei der Visite dann etwas größer und kam sehr früh. Wieder Bandage auf, drauf gucken, fühlen, Bandage wieder drum. Im Laufe des Vormittags musste ich dann umziehen. Es standen zwei Praktikanten bereit, um mir beim Packen zu helfen, ich lehnte ab und räumte alles selbst auf mein Bett, das sie beiden Jungs dann runter schoben auf die Station, wo ich am Freitag schon mal drei Stunden gewartet hatte. Dort kam ich in ein Dreibett-Zimmer. Ich bekam den Platz direkt an der Wand zum Bad, in der Mitte lag ein älterer Herr mit vielen Schläuchen und wenig Kleidung, dessen Finger auf der Umschalttaste des Fernsehers fest gewachsen zu sein schien…wenn man länger als fünf Minuten den gleichen Sender guckt, wird es auch langweilig. Den Fensterplatz hatte ein Mann, ich schätze mal in den Dreißigern, mit verbundenem Arm der häufig in einer mir fremden Sprache telefonierte. Am mittleren Bett war viel Betrieb (Interview von Studierenden, Ernährungsberatung, Diabetesberatung, Stomaberatung, Sozialberatung, Visite, Pflege…). Zu mir kam zweimal die Mitarbeiterin des Sanitätshauses, vormittags um Maß zu nehmen und nachmittags, um die Kompressionsweste zu bringen. Als ich dann da im Zimmer stand (quasi vor den anderen beiden Männern, wobei ich nicht weiß, ob sie geguckt haben), sie die Bandage ab machte und mir die Weste einstellte und anzog, war das schon irgendwie ein komisches Gefühl, aber auch gut. Es hätte ja die Möglichkeit gegeben, dazu ins Bad zu gehen, aber sie schlug es nicht vor und ich fragte auch nicht. Ab Sonntag ging ich täglich ein bis zweimal raus und lief bei Regen auch drinnen über die Gänge. Ansonsten verbrachte ich viel Zeit mit Lesen und Hörbücher hören, die Anschaffung eines „richtigen“ Kopfhörers als Ergänzung zu den normal unterwegs genutzten In-Ear-Steckern hat sich auf jeden Fall gelohnt. Von Zeit zu Zeit saß ich auch mit meinem E-Book-Reader im Aufenthaltsraum oder unterhielt mich dort mit anderen Patient_innen.

Am Mittwoch wurden bei der Visite die Polster von den Brustwarzen genommen, die Folie auf den großen Narben sollte bis zu Ziehen/Kappen der Fäden drauf bleiben. Es sah alles gut aus, die Nähte um die Brustwarzen waren kaum zu sehen und alles schien gut durchblutet. Die Schwester kam zehn Minuten später zurück, um die Brustwarzen zu verbinden und der Entlassung stand nichts mehr im Wege. Zusammen mit dem Mann am Fensterplatz, der wie dann in bruchstückhaftem Englisch erfuhr aus Sri Lanka kam, ging ich in der Ambulanz unsere Entlassungsbriefe holen. Dann musste ich noch ein paar Stunden im Aufenthaltsraum warten, bis mein Bruder mich abholen kam. Ich saß nicht alleine da, weil auch andere Angehörige länger als geplant brauchten, weil es an diesem Tag schneite.

Insgesamt war mein Eindruck vom Krankenhaus gut, auch wenn manche Ecken wohl auch baustellenbedingt etwas heruntergekommen aussahen. Das Personal habe ich durchweg als freundlich erlebt. Das Essen war für Krankenhaus echt ok und die Kommunikation im Vorfeld (Terminvereinbarung, durchschicken der Kostenübernahme) unkompliziert.

 

Wieder zu Hause…

Da ich alleine wohne hatte ich meine Wohnung so vorbereitet, dass ich möglichst alleine klarkomme, was auch funktionierte. Klamotten hatte ich so viel wie möglich auf mittlere Höhe im Schrank geräumt, im Bad habe ich ohnehin nur niedrige Schränke, mein Geschirr und Töpfe hatte ich auf den Esstisch geräumt, Vorräte auf das mittlere Regalbrett in der Abstellkammer und auf ein Sideboard im Wohnbereich. Wasservorräte stapelten sich im Flur und in der Abstellkammer. Ich kam tatsächlich gut alleine zurecht. Alles was sich hält, hatte ich im Vorfeld besorgt, frische Sachen besorgte ich im Zuge von kleinen Spaziergängen im Supermarkt. Groß gekocht habe ich die erste Zeit zu Hause nicht, gerade die Bewegung beispielsweise beim Brot oder Gemüse schneiden, habe ich noch sehr deutlich gespürt, aber Tüten mit TK-Ware aufschneiden ging problemlos

Am ersten Tag nach der Entlassung war ich beim Hausarzt, der einen Vertretungsarzt in der Praxis hatte, der mir beim Entfernen des Brustwarzen-Pflasters einen Teil der Folie mit abriss. Er fand das nicht tragisch, ich klebte dann zu Hause ein wasserfestes Pflaster auf die Stelle. Ich diktierte ihm noch, was auf das Rezept für die Kompressionsweste zum Wechseln soll (hatte mir die Mitarbeiterin des Sanitätshauses aufgeschrieben) und er fragte mich nach Medikamenten. Warum er mir einerseits sagte, dass ich keinen Magenschutz bräuchte, weil ich ja nicht ewig Schmerztabletten nehmen wolle, er mir aber gleichzeitig eine 50er-Packung Ibuprofen 600 aufschrieb, obwohl ich gesagt habe, dass ich mit Schmerzmitteln noch versorgt bin, werde ich wohl nie erfahren. Tatsächlich habe ich die Schmerztabletten noch bis Freitag, also eine Woche ab OP-Tag, wie im Krankenhaus weiter genommen – Ibuprofen hat ja auch eine entzündungshemmende Wirkung. Am Samstag wollte ich auf Bedarf umstellen, aber der Bedarfsfall trat nie ein. In der folgenden Woche bin ich am Mittwoch das erste Mal wieder Auto gefahren, am Donnerstagabend war ich drei Stunden arbeiten und ab Freitag habe ich dann wieder fast normal gearbeitet. Am Freitagvormittag wurden auch die Fäden gezogen und gekappt. Die Krusten von den Brustwarzen fielen Großteils nach etwa vier Wochen ab, die eine Seite etwas früher als die andere.

Die Kompressionsweste sollte ich sechs Wochen tragen. Als diese vorbei waren stellte ich relativ schnell fest, dass von heute auf morgen ausziehen bei mir nicht funktioniert. Ich bekam nach wenigen Stunden Rückenschmerzen und fühlte mich auch unsicher. Ich machte es also wie bei Medikamenten, die man lange genommen hat: Ausschleichen lassen. Ich ließ die Weste zu Hause immer häufiger weg, zog sie aber an, sobald ich das Haus verließ, weil ich mich mit sicherer fühlte. Als ich zum ersten Mal ohne draußen war, hatte ich ständig das Gefühl, dass da doch was wackeln und für alle sichtbar sein müsste – dass da nichts mehr ist, war wohl noch nicht ganz im Kopf angekommen. Auch T-Shirt-Stoff locker auf der Brust zu spüren, war erst mal ungewohnt. Das zog sich über zwei Wochen, dann hatte ich Urlaub und konnte sie davon einen auf den anderen Tag ganz weglassen. Solange ich die Weste trug, habe ich die Brustwarzen mit Fett Gaze und Kompresse bzw. später nur noch Kompressen abgeklebt und über die großen Narben kamen erst selbstgebastelte Verbände aus Kompressen und breitem Papierpflaster und später nur noch ein Streifen Papierpflaster, damit die Kompressionsweste nicht daran reibt.

Nach drei Monaten war ich zur Kontrolle in Düsseldorf. Der Arzt war sehr zufrieden mit meiner Narbenbildung, ich bin es auch. Von den Narben um die Brustwarzen ist weder etwas zu sehen, noch zu spüren. Die Brustwarzen verlieren allerdings an manchen Stellen etwas Farbe – bisher fällt es beim flüchtigen Blick wie es ihn vielleicht im Schwimmbad geben würde, nicht auf. Die großen Narben sind noch fest, wobei der Bereich schon deutlich kleiner geworden ist, und rot. Von der Breite bewegt es sich zwischen Strich mit einem spitzen Bleistift und Strich mit einem stumpfen Bleistift. An der rechten Brust ist oberhalb der Brustwarze noch eine verhärtete Stelle. Derzeit massiere ich die gesamte Brust inklusive Narben von Zeit zu Zeit und probiere seit ein paar Tagen Silikon-Narbenpflaster, die das Gewebe rund um den Schnitt weicher machen sollen, aus.

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Juliens Mastektomie

Autor: Julien

Tag vor der OP
Vor dem eigentlichen OP Termin und Einzug ins Krankenhaus, wurde noch ein Gespräch mit dem operierenden Arzt geführt. Dieses war im Grunde nichts anderes, wie die Voruntersuchung beim ersten Termin im Krankenhaus. Diesmal sollte ich nur noch die Einweisung von meinem Hausarzt mitbringen. Die anderen Unterlagen waren beim ersten Gespräch notwendig, bevor ich das Schreiben für die Kostenübernahme der Krankenkasse bekommen habe. Ich brachte einfach alles mit, was ich zu dem Zeitpunkt hatte. Unterlagen vom meinem Endokrinologe, die Gutachten von meiner / und auch der vorläufige Beschluss, den ich vom Gericht schon hatte. Dann die Indikation von meiner Therapeutin und der Trans*Lebenslauf.
Der Arzt ratterte nun alles an Informationen runter, als hätte er eine Kassette abgespielt. Ich will sicher auch gar nicht wissen, wie oft er diese Kassette einlegen muss. Dann wird noch die Unterschrift fällig, dass man über alle Risiken informiert wurde. Dann ging es weiter zur Verwaltung, wo ich dann nun angemeldet worden bin. Auch da musste die obligatorische Waschmaschine gekauft werden, indem man auch da wieder ein Autogramm hinterlassen hat. Mit dem nun größeren Papierstapel ging es dann weiter zur Narkoseabteilung. Der so muntere ‚Narkosateur‘, gefühlt auf Speed, ratterte dann noch seine Liste von Risiken der Narkose runter. Wäre ich an dem Tag nicht so aufgeregt gewesen, dass mir sogar schlecht war, hätte ich mich vielleicht ein wenig mehr hinreißen lassen können. So aber war mir das ein wenig zu viel. Auch dieser Schritt wurde dann mit einer Unterschrift meinerseits besiegelt. Man muss ja dazu sagen, dass der Teil eigentlich immer schön war. Immerhin konnte man seine neue Unterschrift überall drunter kritzeln und sich jedes Mal denken, wie toll das doch auf Papier aussieht. Jetzt musste der Stapel an Papieren nur wieder bei der Sekretärin der ersten Station abgegeben werden und fertig. Dann hieß es ab nach Hause und am nächsten Morgen um 7:00 Uhr auf der Matte stehen. Wie sollte ich das nur packen? Mir war so schon so schlecht gewesen und ich hatte Angst, dass ich am nächsten Tag doch noch irgendwo hin spucken müsste.

Der OP Tag
Geschlafen hatte ich gut. Die Baldriantablette hatte geholfen, die ich mir noch in der Apotheke besorgt hatte und der Filmabend mit meiner Mutter war auch schön gewesen. Ich bin entsprechend früh ins Bett gegangen und war vor dem Wecker Klingeln wieder wach. Keine Übelkeit und keine Aufregung. Das Baldrian musste ja bombe sein, auch wenn ich bezweifle, dass es wirklich daran lag. Nach der langen Wartezeit war es nun endlich soweit und ich hatte das Gefühl, dass mir und der OP nun wirklich nichts mehr dazwischen kommen konnte. Das war der Grund meiner Ruhe und Gelassenheit, gar meiner Zufriedenheit.
Ich wurde mit einem anderen Mann in ein Zimmer geführt, wo ich das sexy (Popofreien) Krankenhaushemd anziehen sollte. Es gab eine Art Netzunterhose dazu. Genauso heiß, ja. Ein Mann der geistig behindert war, war bereits im Raum und den anderen machte ich auch als Biomann aus. Ich entschied mich für das kleine Badezimmer, um mich dort umzuziehen. Abgesehen davon, dass es mir unangenehm war mich sonst frei um zu ziehen, hätte es den geistig behinderten Mann sicher auch sehr verstört, wenn ich mich da offen umgezogen hätte. Das die Schwester mich in dieses Zimmer brachte, halte ich auch jetzt noch für unüberlegt. Das hätte nicht sein müssen. Die Jungs dort waren auch wegen OPs an ihrem Bein dort. Als ich von dem neugierigen Mann, oder eher neugierigen Kind im Mann gefragt wurde warum ich da sei, habe ich gesagt, dass meine Brustdrüsen entfernt werden. Näher wollte ich nicht drauf eingehen und ich glaube, dass hat er auch gemerkt. Diese Menschen haben mehr Empathie als man ihnen vielleicht zugesteht.
Nun hieß es warten. Doch diese Wartezeit war völlig entspannt. Es gab dann auch noch die LMAA Tablette. Ich hätte sie nicht gebraucht, aber wer weiß wie ich später ohne sie noch drauf gewesen wäre. So hatte es mir dann auch nichts ausgemacht, dass ich bei der Narkose auch ein Übungsobjekt einer Studentin wurde, die es nicht packte meinen Zugang dafür zu legen. Ihr wurde dann aber noch geholfen und man sagte mir, dass es an der Hand nun was warm werden konnte. „Das fühlt sich eher drückend an, als w….“ Da war ich auch schon weg. Ich dachte eigentlich, ich würde das anzeichnen noch mitbekommen und danach würde ich erst schlafen gelegt – da hatte ich mich getäuscht. Als ich zu mir kam hatte ich Hunger und wollte ein Steak!

Eine Narkose ist nicht zu unterschätzen
Nach der Operation fühlte ich mich sehr gut. Schmerzen hatte ich überhaupt keine. Ich spürte nur den Druck des Verbandes an meiner Brust, aber sonst nichts. Erst am folgenden Morgen wurde mir  richtig bewusst, dass meine Brüste nun nicht mehr da sind. Ich schlug die Augen auf und da klatsche dieser eine Gedanke in mein Hirn, der mich augenblicklich einfach völlig einnahm und so zufrieden stimmte. Es war kein Feuerwerk von Glücksgefühlen, wie ich es erwartet hatte, sondern eine so tiefgreifende Tiefenentspannung und Glückseligkeit. Ich hatte es endlich geschafft und das Gefühl, dass ich nun ausruhen konnte. Der Stress der letzten Monate fiel von mir ab. Es war einfach nur herrlich!
Da ich mich so gut fühlte, wollte ich mir auch noch was die Beine vertreten und ging in der Nacht raus. Dass die Narkose aber noch nicht einfach so überstanden war, wusste ich nicht. Ich hatte keinerlei Erfahrung mit OPs. Das war meine erste überhaupt gewesen. Vor die Tür kam ich, aber dann sackte mir der Kreislauf weg. Ich schaffte es grad noch so mich auf eine Bank zu legen und versuchte einem Mann neben mir zu vermitteln, dass er mir doch bitte Hilfe holen soll. Leider sprach der Mann nur türkisch (mein ich zu mindestens das es diese Sprache war) und verstand mich nicht. Es kam glücklicherweise noch eine Frau, die dann den Notarzt holte. Der Arzt machte mich dann so richtig zur Sau, weil er von der Notzentrale wegen mir weg musste und da nun keiner mehr war und das ich bescheuert bin so schnell ohne Begleitung nach einer OP herum zu laufen. Am nächsten Morgen bekam ich auch noch eine Standpauke von meinem Arzt. Ich kann es ja verstehen. Jetzt. Ich habe definitiv draus gelernt, bin trotzdem der Meinung man hätte mir das vorab begreiflich machen können. Nochmal werde ich aber ganz bestimmt nicht so schnell schon wieder auf Reisen gehen, auch wenn ich mich gut fühle. Die Schmerztabletten können wunderbar für Täuschung sorgen.

Rolf
Da hängt man nun einige Tage im Krankenhaus und hat tatsächlich ein Zimmer für sich ganz allein, auch wenn sich das am vierten Tag ändern sollte. Bisher vermisste ich aber doch etwas Gesellschaft. Ab und an ging ich nach draußen, wobei man öfters einem älteren Herrn begegnet ist. „Beim dritten Mal bekomm ich einen ausgegeben.“, sagte der alte Mann. Das nahm ich beim Wort und fragte meinen Pfleger nach irgendwas, dass ich dem Mann ausgeben könnte. Ich bekam ein verpacktes Knäckebrot. Damit ging ich nach unten auf die Pflegestation. Ich war mir dann aber unsicher. Immerhin wusste ich nicht, ob er das Brot verträgt. Ich fragte die Pflegerin, die mir dann auch sagte, dass Knäckebrot nicht das richtige sei. Besser ein Jogurt. Später habe ich von dem Mann dann auch erfahren, dass er Speisröhrenkrebs hat und das er Rolf heißt. Also bin ich wieder hoch auf meine Station und habe noch den Jogurt besorgt. Rolf hat sich so darüber gefreut, auch ob der Gesellschaft, die ich ihm schenkte. Ich war dann auch immer mal wieder bei ihm, um ein paar Worte zu wechseln. Es tat auch mir gut. Besonders wenn man den ganzen Tag nur rumgammeln kann ist so eine kleine Patientenfreundschaft eine willkommene Abwechslung. Beschweren kann ich mich aber wirklich nicht. Jeden Tag habe ich Besuch bekommen, worüber ich mich so gefreut habe. Hier auch nochmal herzlichen Dank an euch alle, die da waren.

Transmann entdeckt
Auch wenn wir nicht im selben Zimmer lagen und auf der Station selbst auch noch nicht über den Weg gelaufen sind, haben Markus und ich uns draußen gefunden. Anders kann man es wohl nicht sagen. Irgendwie hat man einen Radar für transidente Menschen. Ich habe ihm gleich mal vom Gendertreff erzählt, da er noch keine Selbsthilfegruppe hat. Wahrscheinlich wird er sich aber eher der Gruppe in Essen anschließen, in der auch sein Zimmergenosse ist. Ist eben auch praktisch, wenn man dort in die Stadt zieht. Trotzdem ist es schön auch weitere Kontakte zu finden und wir haben auch gleich mal Kontaktdaten ausgetauscht. Markus sollte an dem Tag operiert werden, als ich entlassen wurde. Er hat mir später geschrieben, dass soweit alles gut gelaufen ist. Es sammelte sich nur danach Flüssigkeit in der Brust, sodass er leider noch mal auf den OP Tisch musste. Nun aber ist alles gut und ich wünsche ihm hier an der Stelle auch noch alles Gute.

Wieder Daheim
Ehrlich gesagt, wollte ich nicht unbedingt wieder nach Hause, aber die Ärzte hatten keinen Grund mich länger im Krankenhaus zu lassen. Der erste Tag daheim war auch noch ganz gut und es war ein Ausflug zur Eifel am Wochenende geplant. Leider ging es mir bereits am nächsten Tag schon nicht mehr so gut. Die Hitze in meiner Dachgeschoßwohnung setzte mir sehr zu, dazu auch Schmerzen die ich mit Bewegung hatte. Der Mieder drückte mir zusätzlich auf das Gemüt und ich hatte manchmal das Gefühl kaum noch Luft zu bekommen, sodass ich mich flach auf den Rücken gelegt habe und den Mieder geöffnet habe. Es wurde nicht besser und so habe ich auch den Ausflug in die Eifel absagen müssen. Ich flüchtete ins Gästezimmer meiner Mutter eine Etage unter meiner Wohnung. Die Nacht dort war auch eindeutig besser und kühler. Miro und meine Schwester waren auch für mich da, haben mir Trinken gebracht, Essen und auch echt wohltuendes Eis. Ich hoffe, dass es mir in den nächsten Tagen wieder besser gehen wird. Ich muss auch die Woche zu einem Chirurgen, der sich die Nähte ansehen soll. Mein Hausarzt ist der Meinung, dass eine Korrektur notwendig sein wird. Mal sehen was der Chirurg dazu sagt.
Es ist schon heftiger, als ich gedacht habe und wirklich nicht ohne. Aber auch das wird wieder vergehen und heilen. Ich bereue nichts und die Schmerzen sind es wert sie zu ertragen, um endlich das Leben führen zu können, das meines ist.

 

Julien

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Juliens transidenter Lebenslauf

Autor: Julien

TS Verlauf:
Ab 1994: Erste schwache Anzeichen für Transsexualität
1996: „Mama, ich will ein Junge sein.“
1999: Die Haare kommen ab!
2000: „Bist du ein Mädchen oder ein Junge?“
2005: Zweite Identität als Mann im Internet
2009-2011: Das Mannsweib
2014: Outing als Transgender bei einem Trans* Freund
2015 Februar: Outing in der Familie und öffentlicher Auftritt im gefühlten Geschlecht
Ab 2015 Mai: Psyschotherapie aufgenommen
2015 Juli: Der Selbsthilfegruppe Gendertreff beigetreten
2015 August: Outing auf der Arbeit
Ab 2015 September: Testosteron

Ab 1994: Erste schwache Anzeichen für Transsexualität
Das kleine Mädchen interessierte sich lieber für Jungensachen. Zu Karneval kam auch kein Prinzessinenkostüm in Frage. Es sollte ein Astronaut oder Batman sein, ganz egal ob die ältere Schwester Pocahontas oder eine Prinzessin war. Ich spielte auch viel lieber mit den Jungen Räuber und Gendarm, oder schlüpfte in die Rolle der PowerRangers, anstelle Hochzeit und ‚Vater, Mutter, Kind‘ mit den anderen Mädchen zu spielen.

1996: „Mama, ich will ein Junge sein.“
„Mama ich will ein Junge sein.“ Das sagte ich meiner Mutter ganz offen, die diese Aussage nicht ernst genommen hat, weil ich eben noch ein Kind war. Dass ich, viele Jahre später, nochmal auf sie zukommen würde, hat sie auch nicht gedacht.

1999: Die Haare kommen ab!
Ich wollte mir unbedingt die Haare kurz schneiden lassen und ich habe auch meine Mutter dazu überreden können. Es ging also zum Friseur und weg mit den Haaren. Damals habe ich mich darüber sehr gefreut, so auch mehr zum Jungen zu werden, jedoch begann auch die Pubertät.

2000: „Bist du ein Mädchen oder ein Junge?“
Zwei Mädchen kamen an der Bushaltestelle zu mir, die mich vorher auch immer wieder angestarrt und miteinander getuschelt haben. Sie grinsten und lachten auch leise, als eine mich dann fragte, ob ich nun ein Mädchen oder ein Junge wäre. Diese Situation war mir sehr unangenehm. Was sollte ich auch antworten? Vom Körper her war ich ein Mädchen, auch wenn meine Wunschvorstellung eine andere war. Hier zerbrach mein Traum, als ich eingestehen musste ein Mädchen zu sein. Von da an ließ ich meine Haare wieder wachsen und versuchte mich soweit es ging eben anzupassen.
Trotzdem suchte ich weiter die Gesellschaft der Jungen. Kleidung, Schmuck und Schminken gehörte nicht zu mir. Ich interessierte mich für Pokémon und Yukio. Mit den Jungs wurde in den Pausen Karten gespielt. Mein Verhalten sorgte auch dafür, dass ich bei den Mädchen immer mehr ins Mobbingfokus fiel. So kam es auch, dass ich bald für die Jungen genauso zu meiden war, auch wenn ich immer noch ein paar ‚Außenseiter‘ der Klasse weiterhin meine Freunde nennen konnte. Trotzdem wollte ich was ändern und bemühte mich noch mehr, eben meinem Körper zu entsprechen. Ich schaffte es auch mir weibliche Freunde zu suchen, was mir leider nicht mehr aus der Mobbinglage half.

2005: Zweite Identität als Mann im Internet
Das Internet war in meiner Welt geboren und zwar auch als meine zweite Geburt. Ich habe einen ‚Lebensraum‘ gefunden, an dem ich mich ausleben konnte. Rein virtuell natürlich nur. Das Internet und das MMO Rollenspiel gab mir die Möglichkeit doch noch auszuleben was ich war und das auch anonym. Nach außen war ich weiterhin die junge Frau, während ich im Internet mein inneres Leben ausleben konnte.
Jedoch hatte das zur Folge, dass ich mich mehr und mehr von meiner Umwelt abgeschottet habe. Freundschaften konnten nicht gehalten werden und man lebte sich schließlich auseinander. Das war mir auch ganz recht. Ich hatte keine Zeit mehr, weil ich jede Minute meiner Freizeit im Internet war. Zeitweise war es so schlimm, dass ich in ein so tiefes Loch gefallen war, das gar kein richtiges Leben mehr um mich herum existierte. Meine Familie machte sich große Sorgen, die ich nicht gesehen habe. Schließlich fand ich mich in meinem verdreckten Zimmer und mich ungepflegt wieder. Ich wachte auf. Ab da habe ich mein Leben wieder zum großen Teil in den Griff bekommen und auch eine Ausbildung angefangen. Trotzdem blieb ich im Internet. Ich setzte mir Grenzen, aber ohne konnte ich nicht. Es war mein Anker, der mich das Leben ertragen ließ.

2009-2011: Das Mannsweib
Im Jahr 2009 begann ich meine Ausbildung als Werbetechniker(in). Die Jahre dort halfen mir zu mehr innerer Stärke. Ich lernte auf eigenen Beinen zu stehen und zog im zweiten Lehrjahr auch von zuhause aus. Ich war kein Mann, aber in diesem Beruf musste man hart mit anpacken und unter den Kollegen war ich das Mannsweib. Damit konnte ich mich gut auseinander setzen. Schließlich war ich auch ein Mannsweib. Eine Frau war ich wirklich nicht. Das war das erste Wort mit dem ich mich schon mehr identifizieren konnte. So lebte es sich die folgenden Jahre etwas leichter, auch wenn irgendwas immer noch nicht stimmte. Noch immer kam ich kaum vor die Türe und verbrachte weiterhin meine Freizeit am PC.

2014: Outing als Transgender bei einem Trans* Freund
Durch das Internet kam ich an eine Person, die sich mir als Transgender offenbarte. Das war der erste Kontakt seit Jahren, mit dem ich auch mal gesprochen habe. Er half mir an einen Stimmenverzerrer zu kommen, sodass ich auch mit anderen sprechen konnte im Internet, ohne meine Identität als Mann zu verlieren. Das war der erste Schritt in ein geselligeres Leben. Dieser Freund erzählte mir alles über seinen bisherigen Weg und ich konnte mich so gut darin wieder erkennen, was er mir erzählt hatte. Nun hatte ich auch endlich den Namen für mein Problem. Ich bin Transsexuell.

2015 Februar: Outing in der Familie und öffentlicher Auftritt im gefühlten Geschlecht
Ich brauchte ein gutes Jahr, um für mich alles nochmal genau zu überdenken. Ich fragte mich, ob ich nicht doch als Frau weiter leben kann und eben wie bisher. Die Antwort war: Nein! Ich wollte mich nicht länger selbst belügen, mir vormachen ich kann so weiter machen und finde meine ‚Befriedigung‘ im Internet. Es ging nicht mehr und wird auch nie wieder so werden. Ich wollte aus meinen Wänden ausbrechen und mein Leben auch in der Wirklichkeit beginnen. Ich möchte sein, was ich in Wirklichkeit bin und nicht mehr mit meinem ‚Pixel-Ich‘ im Internet leben, während ich vor dem Rechner eingehe.
Also ab mit den Haaren, alle Klamotten die mir zu fraulich waren kamen weg und ich entschied mich für den Jungennamen, den ich bekommen hätte, wenn ich wirklich als Junge geboren wäre: Julien. Dazu einen Zweitnamen: Jeremy.
Als ich so dann bei meiner Mutter aufschlug, kam direkt der Spruch: „Na, willst du wieder ein Junge sein?“ Dass sie damit Recht hatte, musste sie dann erst mal schlucken. Sie steht mir aber bei, genauso wie mein Stiefvater, Schwester & ihr Freund, wie auch meine Oma.
In meiner Onlinewelt bin ich nicht geoutet, abgesehen von dem anderen Transgender der Bescheid weiß. Ich möchte auch, dass es so bleibt. Sie kennen mich alle als Julien und sehen mich als Mann. Ich möchte nicht dass sich das ändert.
Die körperliche Transition wird auch angestrebt und ich freue mich darauf, wenn die Hormontherapie mit Testosteron beginnt und auch die Operationen folgen. Schon jetzt hat sich ein Wandel in meinem Leben gezeigt. Ich bin aktiver, gesünder, bewege mich mehr, habe auf gehört zu Rauchen und gelange mehr und mehr an mein Wunschgewicht.

Ab 2015 Mai: Psyschotherapie aufgenommen
Seit Mai 2015 gehe ich zu einer Psychotherapeutin, die mich auf meinem Weg begleitet. Es hilft mir sehr und ist jedes Mal eine Erleichterung über aktuelle Probleme, aber auch Fortschritte sprechen zu können. Durch ihren Rat habe ich mich der Selbsthilfeorganisation Gendertreff angeschlossen.

2015 Juli: Der Selbsthilfegruppe Gendertreff beigetreten
Ich habe mich der Selbsthilfegruppe Gendertreff angeschlossen, mit der ich über ein Forum ständig im Kontakt bin und sich untereinander ausgetauscht werden kann. Es ist schön sich dort durch Erfahrungen informieren zu können und einfach Ängste und Sorgen zu teilen, wie sich auch untereinander zu freuen, wenn Hürden gemeistert wurden.
Jeden Monat trifft sich die Gruppe in Düsseldorf in einem Restaurant, um sich auch persönlich kennen zu lernen und bei Kaffee und Kuchen zu plaudern. Es bietet auch für Transgender eine Plattform sich mal in der Öffentlichkeit im gefühlten Geschlecht zu zeigen, auch wenn ich das selbst bereits längst im Alltag so halte. Die Gruppe ist sehr freundlich und ich habe mich gleich aufgenommen gefühlt, auch wenn es viel mehr Mann-zu-Frau sind, als Frau-zu-Mann.

2015 August: Outing auf der Arbeit
Vorab hatte ich mich bereits bei einigen Eltern, der Kinder die ich betreue, geoutet. Bisher sind dadurch keine Probleme entstanden, sondern mir meist mit Interesse und Neugier begegnet worden. Nun habe ich mich auch bei den noch ausstehenden Elternteilen geoutet, wie auch beim Jugendamt. Auch dort gab es keine Probleme, sondern Lob für mein Selbstbewusstsein und meine Offenheit. Ich bin darüber sehr erleichtert und freue mich über meinen weiteren Weg als Tagesvater.

Ab 2015 September: Testosteron
Die Blutuntersuchung ist zurzeit am Laufen und meine Indikation von meiner Therapeutin wird innerhalb der nächsten zwei Wochen ausgestellt, sodass die Behandlung mit Testosteron beginnen kann. So wird dann im September 2015 mein Start mit Testosteron sein, worauf ich mich schon sehr freue!

Julien

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Ich war nie ein Mädchen

Autor: Raphael (Fio)

 

Größe – 1,77m – Für einen Mann etwas klein aber ganz okay. Ich war immer der Meinung ein Mann müsse min. 1,80m sein. Weil es Standard ist.

Gewicht – 90 kg – Noch. Ich pendle immer zwischen 90 und 95. Ich esse einfach viel zu gern. Noch viel lieber koche ich gern. Wird auch irgendwie besser.

Haare – Dunkelbraun, Sidecut – Finde ich voll okay. Mit Bart würde es noch besser aussehen.

Augen – Blau-grau – Ich mag eigentlich dunkle Augen lieber.

Kleidungsstil – bequem – manchmal Springerstiefel, enge Hose und schwarz schwarz schwarz. Ich mag einen Mix aus Gothic, Punk und Hipster.

Es ist Jahre her, dass ich mich halbwegs wohl gefühlt habe in die Öffentlichkeit zu gehen. Mag daran liegen, dass ich mich so kleide wie ich mich empfinde. Als Mann.
Ich freue mich jedes Mal wie ein Schneekönig, wenn mich jemand als Kerl erkennt.

In meinem Bekanntenkreis wissen einige von meinem Weg den ich eingeschlagen habe (Die Mädels aus meinem Lieblings-Klamottengeschäft, meine Friseurin, mein Hausarzt, meine Cousine..). Ich erhalte dafür teilweise sogar Bewunderung. Andere (wie mein Hausarzt) sehen auf einmal ein bisschen klarer, weil viele Dinge einen Sinn ergeben. Meine Depressionen. Meine Art. Mein Ekel vor mir selbst. – Ich werde mich nie wieder in eine Form quetschen lassen, der ich nicht entsprechen will. Ich war nie ein Mädchen!

Trotzdem habe ich in der Vergangenheit immer wieder zwanghaft versucht mich anzupassen. Aber ein Freund von mir hat recht: „Wie wäre es, wenn du einfach mal du selbst bist?“
Ich habe Jahre warten müssen um einem Menschen zu begegnen, der mir gesagt hat: „Du bist gut so wie du jetzt bist. Ich mag dich genauso – egal ob du dich entscheidest Mann oder Frau zu sein.“
So viele Menschen kommen und gehen in unserem Leben. Manche von ihnen haben in meinem Leben Spuren hinterlassen, die ich niemals vergessen werde. Gute … und schlechte.
Ich bin froh, dass ich damals Julien begegnet bin.
Ein Star Wars Fan wie ich würde jetzt sagen: Die Macht wollte es so!

Dass ich Julien habe helfen können, hat auch mir geholfen, den Weg wieder zu mir zurück zu finden. Es tut gut zu wissen, dass da jemand ist, der mir Arschtritte in die richtige Richtung gibt. Dank Julien bin ich auch ein ganzes Stück ehrlicher geworden. Auch zu mir selbst.

Heute stehe ich hier und kann den Weg, den ich schon einmal angefangen habe endlich fortsetzen. Drei, fast vier Jahre später. Und diesmal lasse ich mich nicht von meinem Ziel abbringen. Ich bin in Bonn bei einem privaten Therapeuten unter gekommen. Na ja fast. Er hat keine Krankenkassenzulassung und so muss ich auf eine Bewilligung des Kostenerstattungsverfahren durch meine Krankenkasse hoffen. Der Antrag ist auf dem Weg. Es geht endlich voran. Ich weiß worauf ich achten muss. Trotzdem werde ich ungeduldig.

Nach Therapiebeginn soll es sechs Monate dauern, bis er mir die Indikation für Hormone aushändigt… Nicht wenn ich das beschleunigen kann ! Ich werde ihn von meinem Weg überzeugen. Meine Lasten der Vergangenheit abstreifen und ein neues, befreiteres Leben leben.

Natürlich besteht trotzdem Gefahr, dass meine Krankenkasse ablehnt… das hoffe ich nicht.
Ich komme mit diesem Therapeuten gut zurecht.

Soweit zu mir.

Grüße
Raphael (Fio)

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Gendertreff Messe & Fachtagung beantwortet Fragen zur Transidentität

Welche Perücke passt zu mir? Wie geht das eigentlich genau mit der geschlechtsangleichenden Operation? – Nur zwei Fragen, die transidente Menschen beschäftigen. Antworten gibt es bei der ersten Gendertreff Hausmesse für Transgender, Angehörige und Interessierte.

Am 09.04.2016 stehen im Gewerbe- und Gründerzentrum Corunna, Corunnastr. 1, 58636 Iserlohn Experten Rede und Antwort: Mit Herrn Dr. med. Jochen Heß der Klinik für Urologie am Universitätsklinikum Essen und Frau Dr. med. Julia Schwerfeld-Bohr, Fachärztin für Urologie aus dem Team von Frau Prof. Dr. med. Susanne Krege der Klinik für Urologie, Kinderurologie und Urologische Onkologie der Kliniken Essen Mitte stehen führende Mediziner im Bereich der geschlechtsangleichenden Operation als Ansprechpartner zur Verfügung.

Am Stand des Brustprothesen-Anbieters Special Trade haben Transfrauen die Möglichkeit, sich intensiv beraten zu lassen. Zur richtigen Frisur beraten Schönekeß Hairstyling und das Perückenstudio Cutrins aus Iserlohn.

Selbstverständlich steht auch der Gendertreff Rede und Antwort und präsentiert sein umfangreiches Selbsthilfeangebot am Gendertreff Info-Stand. Weitere Themen am Gendertreff-Stand sind die Aktionen Transidentität am Arbeitsplatz und anders als erwartet.

Gendertreff Hausmesse für Transgender, Angehörige und Interessierte

09.04.2016
11:00 Uhr – 17:00 Uhr

Gewerbe- und Gründerzentrum Corunna
Corunnastr. 1
58636 Iserlohn

Der Eintritt ist frei.

Ausstellerverzeichnis:

Der Gendertreff freut sich gemeinsam mit den anderen Ausstellern auf zahlreiche Besucher.

>> Anfahrt

>> Alle Beiträge zur Gendertreff Hausmesse 2016

>> Flyer „Gendertreff Hausmesse 2016“

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Fast 4 Monate auf Testosteron

Fast 4 Monate auf Testosteron – Körperliche Veränderungen

Autor: Julien

Es sind nun fast 4 Monate auf Testosteron, die ich kaum fassen kann. Es ist für mich noch so, als hätte ich diese Phase vom hypen auf Testo gerade noch hinter mir. Bisher hat sich schon einiges getan und man(n) freut sich über jedes neue Haar. Ihnen Namen zu geben ist schon länger nicht mehr möglich – so viele Namen hab ich dann auch nicht auf Lager. Mein erstes Barthaar heißt „Harribert“. Das muss natürlich gesagt werden!
Auf der Silvesterfeier des Gendertreff haben wir uns auch über das Thema Haare unterhalten und über die Unterschiede muss man einfach schmunzeln. Unsere Transfrauen ekeln sich und die Transmännner stehen grunzend und röhrend da, um jedes Haar zu feiern. Da kommt es dann auch zum Beinhaarvergleich!

Natürlich gibt es bei mir noch keinen richtigen Bartwuchs zu verbuchen, auch wenn ich bereits kratzen kann. Trotzdem schau ich jeden Tag mindestens einmal genau in den Spiegel, um zu überprüfen, ob die Stoppeln nicht langsam dunkler werden und wo es vielleicht neue gibt. Ich bilde mir auch bereits ein, dass mein Gesicht etwas kantiger geworden ist. Große Unterschiede sehe ich allerdings nicht, was in der kurzen Zeit auch zu viel erwartet wäre. Die Veränderungen kommen bei mir aber teils schon recht früh, wenn ich es so im Vergleich zu anderen Transmännern setze. Das liegt vermutlich an meinem Gendefekt, der sowieso für eine Vermännlichung sorgt. Da hab ich wohl Glück mit.

Haare auf dem Rücken, Schultern und Brust bleiben bisher aus, was ich auch gut so finde. Besonders vor Haaren auf dem Rücken und Schultern graut es mir. Ansonsten wäre noch von dem „Glückspfad“ zu berichtet. Auch dieser bildet sich bei mir, worüber ich mich sehr freue. Das ist so ein typisches Männermerkmal für mich und wollte ich auch unbedingt haben.

Zu neuen Muskeln kann ich nicht unbedingt was sagen, aber ich bin ja auch ein Kerl mit Polstern und bei fast 110 Kilo… naja. Ich wollte abnehmen und hatte es auch gut geschafft. Doch seid Testo plagt mich ein immenser Heißhunger. Der ist wirklich übel. Trotzdem mein ich an den Oberarmen zugelegt zu haben und kein Speck, sondern wirklich Muskeln. Kräftiger bin ich jedenfalls geworden.

Letzter Punkt wäre die Stimme. Sie ist dunkler geworden und mir wird auch berichtet, dass die Stimme öfters beim Sprechen schwankt bzw. springt. Das fällt mir so nicht unbedingt auf, aber wird wohl so sein, wenn man mir das sagt. Ich merke nur, dass meine Stimme an einigen Stellen völlig versagt, wenn ich im Auto zu einem Lied im Radio mit träller. Der Stimmbruch ist also im Gange und ich bin gespannt, wie tief sie runter gehen wird.

 

Julien

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Adrians Mutter kommt zum Selbsthilfetreffen

Autor: Adrian

Hallo Ihr Lieben,

ich bin gerade in ganz guter Stimmung — das nutze ich direkt mal aus, um ein weniger weinerliches Update zu schreiben, als ich das sonst tue.

Seit meine Familie Bescheid weiß, haben wir wieder deutlich mehr Kontakt. Ich merke jetzt erst, wie sehr ich mich vorher zurückgezogen habe, obwohl wir doch eigentlich alle immer ein gutes Verhältnis hatten. Ich bekomme von ihnen Unterstützung und das tut echt gut. Gestern war meine Mutter mit auf dem Selbsthilfetreffen, das war richtig klasse. Ich weiß noch, wie ich letztes Jahr mal von einem Treffen nach Hause gefahren bin. Beim Treffen war eine andere Mutter dabei und das hat mich sehr berührt — ich hab mir in dem Moment vorgestellt, wie es wäre, mit meiner Mutter dorthin zu fahren…. irgendwann. Dass sie dafür offen wäre, hatte ich damals schon angenommen. Als sie nun sagte, dass sie gerne mitkommen würde, ist mir ganz warm ums Herz geworden. Nee, im Ernst, ich hab mich sehr darüber gefreut und ich glaube, sie fand es auch interessant. Sie ist einige Fragen losgeworden, vor allem, weil auch Julias Mutter dabei war.

Ich war ganz schön aufgeregt vorher, auch weil ich noch meinen männlichen Forumsnamen „beichten“ musste. Ich hatte das Gefühl, sie hat schon ein bisschen geschluckt, als ich das erzählt habe, aber das kann auch Einbildung gewesen sein. Aber ich denke, das Thema Name ist schon ein bedeutsames und mit vielen Emotionen belegt. Eltern machen sich in der Regel viele Gedanken über den Namen. Wenn das Kind ihn aus welchem Grund auch immer dann ablegen möchte, ist das bestimmt nicht leicht. Meine Mutter hat mich daran erinnert, dass Adrian der Sohn eines (ziemlich verschrobenen) Nachbarn hieß. Das hatte ich total vergessen und bin jetzt darüber amüsiert.
Nachdem das Thema Name nun sowieso auf dem Tisch war, hab ich mich dann auch endlich mal getraut zu fragen, ob meine Eltern auch einen Jungennamen ausgesucht hatten. Aber meine Mutter meinte (wahrscheinlich) nein — sie war sich immer sicher, dass sie Mädchen bekommt. Sie lag ja auch FAST richtig.

Morgen habe ich seit einigen Wochen wieder eine Sitzung bei meinem Therapeuten. Meine genehmigten Stunden gehen langsam zur Neige — das heißt, dass wir bald klären müssen, ob er sich vorstellen kann, weiter mit mir zu arbeiten und mich auf meinem Weg, der sich so langsam abzeichnet weiter begleiten möchte. Ich würde es mir wünschen — er hat bei mir schon so viel bewegt.

Gruß

Adrian

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