Am 3. Dezember 2024 hatten Ute und Xenia, als Gründerinnen des Gendertreffs, die Ehre, unseren Verein bei einer Sitzung des Gleichstellungsausschusses der Stadt Düsseldorf vorzustellen. Rita aus dem erweiterten Vorstand des Gendertreff und Mitglied des Gremiums, musste sich aus familiären Gründen leider entschuldigen. Dennoch konnten wir unsere Präsentation erfolgreich durchführen und die interessierten Teilnehmer über die Arbeit des Gendertreffs informieren. „Vorstellung des Gendertreffs im Gleichstellungsausschuss der Stadt Düsseldorf“ weiterlesen
Schlagwort: Angehörige
Nach der Messe ist vor der Messe
… und so stecken wir bereits schon wieder in den Vorbereitungen, denn am 15. Juni 2024 ist es wieder soweit. Auflage FÜNF der Gendertreff Messe & Fachtagung öffnet ab 10:00 Uhr seine Pforten. Geballte Informationen und Austausch zwischen den Teilnehmern, Gästen, Besuchern und Interessierten an einem Tag an einem Ort.
Wir werden wieder Teilnehmer aus dem ganzen Bundesgebiet begrüßen dürfen und freuen uns auf zahlreiche Besucher. Denn der persönliche Kontakt ist immer noch besser als alles Digitale.
Vielen Dank an alle Vereine, Institutionen, Selbsthilfegruppen, Organisationen, Landesverbände, Bundesverband, Politik, Universitäten, Kliniken, Praxen, etc. für die Bewerbung dieser Veranstaltung. Denn sie kommt Trans*-Menschen und deren Angehörige, sowie Teilnehmern zu Gute.
Tatsächlich gibt es bereits die ersten Anmeldungen:
- Fachstelle ALTERN UNTERM REGENBOGEN
- Polizei NRW
- Deutscher Verband Elektro-Epilation e.V.
- Freemyskin-Haarentfernung Jutta Jasmin Bär
- Institut Schall- Elektroepilation / Nadelepilation- permanente Haarentfernung
Und auch die ersten Vorträge sind vergeben.
Wir sehen uns bei der 5. Messe & Fachtagung der Selbsthilfeorganisation Gendertreff e.V.
für Trans*-Menschen, Angehörige und Interessierte
So kann es funktionieren – Aus der Sicht einer Partnerin
Autorin: Ute
Hallo,
ich denke, dass es hilfreich ist, mal die Sichtweise einer Partnerin aufzuzeigen.
Als sich meine Partnerin 2004 bei mir outete, hat mich das verwirrt, verletzt, beschämt, enttäuscht, verängstigt, erschreckt, es hat unglaublich viele Fragen aufgeworfen, mein Vertrauen in meine Partnerschaft weggeblasen und meine Lebensentwurf über den Haufen geworfen. Und jetzt? Ja, was nun? Was wird aus unserer Ehe? Wie komme/n ich/wir damit zurecht? Kommen wir überhaupt damit zurecht? Hat unsere Beziehung noch eine Chance? Was können wir tun, damit wir eine Chance haben? Fragen über Fragen und keine Sicherheit und Verlässlichkeit mehr. Jetzt kommt etwas in Bewegung, dessen Ausgang wir beide nicht mehr sicher in der Hand haben. Das machte mir große Angst und mir war klar, dass ich keine Chance hatte irgend etwas an der Situation zu ändern. „So kann es funktionieren – Aus der Sicht einer Partnerin“ weiterlesen
Vom Jungen zum Mädchen
4. Gendertreff Messe & Fachtagung 2022
Die Gendertreff Messe & Fachtagung geht in die 4. Auflage: Am 24.09.2022 werden Mediziner und Anbieter von Hilfsmitteln rund um das Thema Trans* an ihren Infoständen und während der Fachvorträge Rede und Antwort stehen. Veranstaltungsort ist das FORUM Leverkusen, Am Büchelter Hof 9, 51373 Leverkusen. Die Veranstaltung findet am 24.09.2022 von 10:00 bis 18:00 statt. Der Eintritt ist frei.
1. Virtuelles Selbsthilfetreffen des Gendertreff
Bekannterweise finden unsere Selbsthilfetreffen in öffentlichen Lokalen statt. Uns ist es wichtig, dass diese Selbsthilfetreffen in der Öffentlichkeit stattfinden, denn wir wollen zeigen, dass es uns gibt und mit allen in einen konstruktiven Dialog treten. Der Gendertreff versucht, jeder_jedem die_der sich noch nicht raus wagt, die nötige Hilfestellung zu geben und Mut zu machen, den ersten Schritt zu wagen. Der Besuch eines der Selbsthilfetreffen ist ein guter Start und kann natürlich in eurem Identitätsgeschlecht oder eurem Geburtsgeschlecht erfolgen.Wir stehen auf dem Standpunkt, dass jede_r Transgender erst einmal ihre_seine persönlichen Erfahrungen im Alltag sammeln und sich ein gesundes Selbstvertrauen aneignen sollte um zu sehen, wie weit er_sie gehen will oder möchte.
Leider sind diese Treffen zur Zeit nicht möglich, weil es aufgrund der Coronavirus Pandemie (COVID-19) untersagt ist. Es sind unter anderem die Ausgangsbeschränkungen, Kontaktverbote und geschlossene Lokale, die ein Treffen unmöglich machen. Wir bedauern dies sehr!
Sobald diese Beschränkungen aufgehoben sind, werden wir natürlich alles Mögliche unternehmen, um die Selbsthilfetreffen wieder stattfinden zu lassen. Bis dahin wollen wir vom Gendertreff e.V. ein virtuelles Selbsthilfetreffen (Gendertreff HOME) ins Leben rufen.
Das bedeutet, dass auch nach den Beschränkungen und wenn alle Selbsthilfetreffen wieder stattfinden, an jedem 2. Freitag im Monat, ein virtuelles Selbsthilfetreffen fest eingerichtet bleibt.
Am 8. und 15. Mai 2020 haben bereits erfolgreiche Testläufe stattgefunden. Das nächste „Selbsthilfetreffen“ findet dann am 12. Juni 2020 statt.
Dieses virtuelle Selbsthilfetreffen hätte den Vorteil, dass alle Forenuser_innen daran teilnehmen könnten, egal aus welcher Ecke der Republik er_sie käme. Und man könnte mal die virtuell kennenlernen die nicht zu den analogen Selbsthilfetreffen kommen können, aus welchen Gründen auch immer.
Die Termine sind (wie auch die analogen Selbsthilfetreffen) fixiert und auf der Gendertreff Plattform für ein Jahr bekannt gegeben. Kurz vor der Sitzung gibt ein Teammitglied den Gruppennamen (URL) und das Passwort im Forum bekannt. Dieses Teammitglied führt dann technisch bedingt die Moderation in dieser Sitzung durch.
Natürlich sind bei den virtuellen Selbsthilfetreffen alle Transgender, Angehörige und Interessierte herzlich willkommen!
>> Forum
Back to the roots
…nicht ganz aber wir knüpfen wieder an alte Traditionen an. Der Gendertreff Düsseldorf zieht ab dem 19. Januar 2020 wieder in das Café Süd in Düsseldorf um.
Jeden dritten Sonntag im Monat von 14:00 Uhr bis 17:00 Uhr gibt es dieses lockere Selbsthilfetreffen für Transgender, Angehörige und Interessierte in Düsseldorf. Im Geburts- oder Identitätsgeschlecht bei Kaffee, Kuchen und/oder einem Kaltgetränk nett klönen und sich kennen lernen in gemütlicher Atmosphäre.
Es ist ein offenes Treffen für Transgender, Angehörige und Interessierte. Das Restaurant ist etwas abgelegen und deshalb auch für Leute geeignet, die noch Probleme damit haben, durch eine stark belebte Fußgängerpassage zu gehen. Kurze Spaziergänge sind möglich. Kaffeeklatsch bei Kaffee und Kuchen oder anderen Getränken und im Sommer kann man auch draußen sitzen. Kennen lernen, klönen, diskutieren, Fotos machen, frei bewegen.
Jede_r ist herzlich willkommen. Da das Lokal jedoch den Platzbedarf planen muss, wird um eine Anmeldung gebeten (Kontaktformular, eMail, Forum, Tel.). Bei Fragen stehen Rita und Ava vom Gendertreff e.V. gerne per PN (Forum) oder eMail zur Verfügung.
Kostenlose Parkplätze sind vorhanden. Gute Anbindung mit PKW und ÖPNV.
Zum letzten Mal trafen sich ca. 35 Teilnehmer des regelmäßigen Selbsthilfetreffen im Restaurant Kaisershaus zum Kaffee und Kuchen und zum traditionellen Schrott- und Weihnachtswichteln zum Ende des Jahres. Es gab wieder viel Spaß, gute Gespräche und großzügige Spenden für die Vereinsarbeit. Dafür vielen Dank!
Wir bedankten uns bei dem Restaurant Kaisershaus für 6 schöne Jahre regelmäßiges Selbsthilfetreffen des Gendertreff e.V. mit einem Blumenstrauß. Aber jetzt freuen wir uns auf die neue alte Location in Düsseldorf.
Bis bald!
Team Gendertreff
Wie zeige ich mich meiner Partnerin?
Autorin: Amanita
Lisa schreibt:
Liebe Amanita, die Geschichte von Dir und Deiner Frau hat mir Mut gemacht mit meiner Weiblichkeit offener umzugehen. In mir steckt seit meiner Kindheit der Wunsch ein Mädchen/eine Frau zu sein. Meine Freundin weiß auch darüber Bescheid. Nur schäme ich mich noch zu sehr vor ihr um mich als Lisa zu zeigen.Wie habt ihr das das erste Mal gemacht? Wie war das für dich als Freundin? Ich habe große Angst mich vor meiner Freundin lächerlich zu machen.
Liebe Lisa,
ich antworte Dir gerne und glaube, dass Du schon nah an Deinem Ziel bist, in Deiner Partnerschaft offen zu leben. Ich finde es total toll, dass Du Deinen Wunsch und Dein Selbst so gut kennst und auch schon lange wahrnehmen kannst. Und dass Du mit Deiner Freundin auch darüber gesprochen hast und sie positiv reagiert hat.
Mir fallen für Dich einige Wege ein, die denkbar sind:
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Arbeite an Deiner Selbstsicherheit.
Bevor Du Dich zeigst, lasse Deine Selbstsicherheit noch weiter aktiv wachsen. Deine Angst, Dich lächerlich zu machen kann darauf hinweisen, dass Du verinnerlicht hast, es sei falsch so zu sein wie Du bist. Es sei falsch, sich mit dem Körper, den Du hast, weiblich zu zeigen. Es ist nicht falsch. Genauso wie Du bist und Dich zeigst, bist Du richtig. Lasse diesen Gedanken tief in Dich einsinken. Beratung von jemandem, der Dich ganz als Frau sieht, kann Dir hierbei helfen. Wenn Deine Freundin die richtige Partnerin ist, wird sie Dich dabei unterstützen, mehr und mehr Selbstsicherheit zu gewinnen.
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Frage Deine Freundin, ob Du Dich ihr zeigen kannst. Frage sie auch, ob es ihr lieber wäre, „nach und nach“ kleine Veränderungen an Dir zu sehen oder ob Du Dich ihr in voller Weiblichkeit mit allem, was Du normalerweise trägst, wenn Du Dich ganz angekommen fühlst, zeigen kannst. Es geht hier um Euch beide. Wie fühlst Du Dich am wohlsten, wie fühlt sie sich am wohlsten?
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Es wäre wunderbar, wenn Äußerlichkeiten, keine Rolle spielen würden, aber für die meisten Menschen tun sie das. Es ist wichtig, dass die Art, wie Du Dich ihr zeigst, ein stimmiges Gesamtbild ergibt. Zum Beispiel ist es wichtig, dass eine Perücke – falls Du eine trägst – eine gute Qualität hat, dass Make-up – falls Du welches trägst – gut aufgetragen ist. Aber keine Angst: Perfektion muss nicht sein. Wenn sie sich gut auskennst, kannst Du sie auch bitten, Dich zu schminken oder aus Deinem Kleiderschrank ein Outfit auszusuchen, in dem sie Dich gerne sehen würde.
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Sei darauf gefasst, dass sie unter Umständen zuerst langsame, zögerliche Reaktionen hat, dass sie vielleicht Zeit braucht, weil gesellschaftliche Bilder von Männlichkeit und Weiblichkeit sie vielleicht erst irritieren und dass sie zunächst reflektieren möchte, welche Reaktionen in ihr vorgehen und woher sie kommen. Bitte Sie, Dir ganz tief in die Augen zu sehen und Deine Weiblichkeit zu spüren.
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Zeige ihr zuerst ein alltägliches Outfit, bevor Du ihr etwas sehr Sexuelles oder Anzügliches zeigst. Das gibt Euch beiden mehr Raum für Sicherheit, Kommunikation und Annäherung. Gehe davon aus, dass sie Dich vielleicht neu kennenlernen möchte. Eine große optische Veränderung kann bewirken, dass wir denken, wir hätten es mit einem neuen Menschen zu tun, mit dem wir erst sprechen möchten und dann nach und nach Körperkontakt aufbauen. Vielleicht möchtet ihr Euch erst einmal fest in den Arm nehmen?
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Spür mal tief in Dich hinein. Du kennst Euch als Paar besonders gut. In welcher Situation kannst Du Dir Euch beide am besten vorstellen? Was hilft Dir, was hilft Ihr, Euch wohl zu fühlen?
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Ein gemeinsamer Besuch bei einer Selbsthilfegruppe kann sehr hilfreich sein. Und/oder eine Anmeldung im Gendertreff-Forum kann auch nicht schaden.
Bei mir war es so, dass meine Partnerin damals noch im Verborgenen lebte und wir in zwei unterschiedlichen Wohnungen waren. Sie kam also in „männlicher“ Kleidung bei mir an, zeigte mir dann aber ihre „weibliche“ Unterwäsche, die sie drunter trug. Es war für mich damals ein ungewöhnlicher Anblick, aber was ich vor allem sah, war ihr Vertrauen, ihre Echtheit, ihre Verletzlichkeit, die sie mir zeigte. Ich fand sie wunderschön. Und auch wenn ich von meiner gesellschaftlichen Prägung her immer wieder Stimmen im Kopf hatte, die sagten, sie sei „männlich“, sah ich ihre Weiblichkeit immer und immer mehr, je mehr sie sie mir emotional zeigte. Äußerlichkeiten wie dezentes Make-up, weibliche Outfits und eine gute Perücke halfen mir und auch ihr selbst, diese Weiblichkeit immer mehr zu sehen.
Von da an war ich bei jedem weiteren Schritt mit dabei. Sie trug weibliche Kleidung zunächst nur in unseren vier Wänden, dann gingen wir eines Tages zusammen auf einen Abendspaziergang im Sonnenuntergang. Sie trug einen langen Rock und ein weich fallendes T-Shirt. Wir hatten zwei Gläser Wein dabei und stießen am Fluss darauf an, dass sie nun in Kleidung, in der sie sich wohl fühlte, das Haus verlassen hatte. Wir waren sehr glücklich!
Amanita
Amanita M. Nomi ist cis, ihre Partnerin ist trans. Beide verbindet eine große Liebe. Seit drei Jahren hat sich Amanita in ihrer Beratungstätigkeit auf trans*-Themen spezialisiert. Sie ist Gründerin des #transtalk auf Twitter und Autorin für verschiedene Medien. Unter www.transgender-beratung.jimdosite.com oder über ihre Email-Adresse „amanita.m.nomi(at)gmail(Punkt)com“ könnt Ihr Fragen zu verschiedenen Themen senden und erhaltet in ihrem Blog auf gendertreff.de Antworten. Beim nächsten #transtalk auf Twitter am Mittwoch um 17 Uhr geht es übrigens um Sprache: „Formulierungen die verletzen, Formulierungen die helfen“. Der #transtalk findet in englischer Sprache statt.
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Der Gendertreff e.V. feiert 15 Jahre Selbsthilfearbeit
Xenias Outing bei Ihrer Ehefrau und das erste Treffen im Oktober 2004 in Düsseldorf waren der Grundstein für den heutigen Gendertreff e.V.
15 Jahre Gendertreff bedeuten 15 Jahre gemeinnützige und ehrenamtliche Hilfe zur Selbsthilfe. Hilfe, die auch heute im 21. Jahrhundert noch transidente Menschen und deren Angehörige dringend benötigen. Vieles ist besser geworden in den letzten 15 Jahren und das Thema ist mehr und mehr in der Mitte der Gesellschaft angekommen. Aber leider gibt es immer noch Diskriminierung!
Das Team des Gendertreff e.V. und dessen Mitglieder werden nicht müde, weiter Öffentlichkeitsarbeit zu betreiben, um über das Thema Trans* und die daraus resultierenden Probleme zu informieren. Auch wenn viele nach erfolgter Hilfe das Forum oder die Selbsthilfetreffen verlassen, freuen wir uns über jeden, der durch sein ehrenamtliches Engagement die Arbeit des Gendertreff weiterhin unterstützt. Die Besucher der Selbsthilfegruppen und die User des Forums haben durch ihren offenen Umgang miteinander und den Willen, ihre Erfahrungen mit anderen zu teilen, dazu beitragen, dass das Projekt „Gendertreff“ zu dem geworden ist, was es heute ist.
Das Jubiläum wurde im Rahmen des Selbsthilfetreffens Düsseldorf gefeiert. Vielen Dank an das „Restaurant Kaisershaus“ für die zu diesem Anlass gespendete Torte.
Mittlerweile gibt es viele Vernetzungen und Dachverbände, denen sich der Gendertreff angeschlossen hat. Aber wir wollen mit unserer Philosophie (Leitbild), einem gesunden Pragmatismus und auch einer gehörigen Portion Humor unsere erfolgreiche Arbeit fortsetzen.
Für uns sind die letzten 15 Jahre ein Ansporn, die nächsten Jahre weiterhin ehrenamtliche Arbeit im Sinne der Gemeinnützigkeit zu leisten. Alle sind herzlich eingeladen, uns auf diesem Weg zu unterstützen und die Lebenssituation transidenter Menschen nachhaltig zu verbessern. Politisch, medizinisch und gesellschaftlich gibt es noch genügend Handlungsbedarf, dem wir uns stellen wollen.
Bitte informiert euch über unser umfangreiches Informations- und Selbsthilfeangebot auf unseren zahlreichen Webseiten oder werdet selbst Teil des Gendertreff durch Teilnahme am Forum, Besuch der Selbsthilfetreffen oder durch eine Vereinsmitgliedschaft.
Wer ich bin, warum ich hier schreibe
Autorin: Amanita
Ich bin Amanita. Nein, mein richtiger Name ist das nicht. Ich habe ihn von Sense8 übernommen, der amerikanischen Serie über Seelen, menschliche Verbindungen und ein liebendes Paar aus zwei wunderbaren Frauen: Amanita und Nomi. Amanita ist Cis. Nomi ist Trans. Genauso ist es auch in meinem Leben. Ich bin Cis, meine Partnerin ist Trans. Als wir uns kennenlernten wussten wir das beide nicht. Wahrscheinlich kannte ich damals noch nicht einmal den Begriff „Cis“. Als meine Partnerin mir erzählte, dass sie Trans ist, waren wir gerade in zwei verschiedenen Ländern, etwa 5000 Kilometer voneinander entfernt. Zuerst schrieb sie, sie sei “Genderfluid”, ihr Geschlecht wechselt und sie fühle sich manchmal als Mann, manchmal als Frau. Das fand ich ziemlich interessant und sehr ganzheitlich. Ich stellte ihr viele Fragen: Wann fühlst Du Dich als Frau, wann als Mann? Folgen die Wechsel nach ein paar Stunden, Tagen, Wochen oder Monaten? Ist eine Seite stärker ausgeprägt als die andere?
Durch meine vielen Fragen und ihre tiefen Überlegungen, viel Meditation und Nachspüren fand sie schließlich heraus: „Ich bin eine Frau. Immer. Nicht nur manchmal. Und immer, wenn ich vermeintlich eine männliche Phase habe, dann ist es eigentlich nur eine Phase, in der ich versuche meine Weiblichkeit zu unterdrücken, in der ich versuche, mich anzupassen an das, was andere von mir wollen.“
Ganz ehrlich, erst mal habe ich geweint, als ich das hörte. Ich wusste einfach gar nicht, was das bedeutete und was ich nun verlieren würde. Irgendwie schien die Zukunft nun plötzlich aus ganz vielen Fragezeichen zu bestehen. Heute glaube, ich dass das daran liegt, dass wir für Mann-Frau-Beziehungen so viele Vorbilder aus Büchern, Filmen und vielen Beziehungen um uns herum haben, aber fast keine Beispiele von Beziehungen, in denen viele Veränderungen im Bereich Geschlecht anstehen. Ich hatte so viele Fragen: Wie würde sie aussehen? Wie würde ich auf sie reagieren, wenn ich sie als weiblich sehe? Welcher Teil meiner Anziehung für sie hatte eigentlich mit Gender zu tun? Welcher einfach mit ihrem Kern, ihrer Seele, ganz unabhängig von Geschlecht?
Ich stellte noch tausend weitere Fragen. Auch solche, von denen ich heute weiß, dass sie sehr ignorant und uninformiert waren. Ob sie vielleicht eine Frau sein wollte, weil sie sich so viel mit Weltpolitik beschäftigte und weil da immer die Männer die Schurken sind. Ob sie vielleicht eine Frau sein wollte, weil in der Metoo-Bewegung immer die Männer die Täter sind? Ich wusste damals einfach nicht, dass sie genau so wenig eine Frau sein wollte wie ich. Denn genau wie ich war sie einfach eine Frau. Und nur das war auch der Grund, warum sie als Frau wahrgenommen werden wollte…
Wir besprachen vieles über die Distanz: Wie sie es ihren Kindern sagen wollte, wie ihren Kollegen und Kolleginnen. Wie wird wohl ein Gespräch mit den Eltern ablaufen und wie es wohl sein würde, wenn wir uns sehen? Wie wir uns wohl lieben könnten, wir beiden.
Plötzlich war alles anders. Ich, die ich dachte, ich sei nun mal eben eine Frau, die an Männern interessiert ist, hinterfragte plötzlich meine Orientierung, mein Geschlecht und meine Zukunft. Ich hatte bisher immer gedacht, ich sei eine eifrige Unterstützerin der Regenbogencommunity, aber eben leider nicht selbst L, G, B, T oder Q. Sie, die bisher dachte, sie sei ein Mann, Familienvater, LGBTQ-Aktivist und nur gelegentlich glücklich beim Experimentieren mit der eigenen Weiblichkeit, wechselte nun vom privilegierten Status als weiß, männlich, hetero zum Label T, Trans*, Transgender, Transfeminin, Transfrau: eine Frau, aber bisher unerkannt aufgrund ihrer Anatomie.
Ich möchte Euch auf dieser Plattform an unserem Leben teilhaben lassen. Von ihrem Coming out erzählen und meinem. Von den Kindern, den Eltern, der Arbeit, unserer Liebe und unserer Sexualität. Meinem Leben das sich völlig verändert hat. Und meinem Beruf, den ich nun ganz der Beratung derer widme, die Trans* sind oder sich fragen, ob sie eventuell Trans* sind. Und unserem gemeinsamen Aktivismus für eine Welt, in der es nicht mehr so schwierig ist, sich zu offenbaren. Weil Vielfalt normal ist.
Amanita
Amanita M. Nomi (sie/ihr) ist cis, ihre Partnerin (sie/ihr) ist trans. Beide verbindet eine große Liebe. Seit drei Jahren hat sich Amanita in ihrer Beratungstätigkeit auf trans*-Themen spezialisiert. Sie ist Gründerin des #transtalk auf Twitter und Autorin für verschiedene Medien. Unter www.transgender-beratung.jimdosite.com oder über ihre Email-Adresse „amanita.m.nomi(at)gmail(Punkt)com“ könnt Ihr Fragen zu verschiedenen Themen senden und erhaltet in ihrem Blog auf gendertreff.de Antworten.