Autorin: Drachenfrau
Hallo Welt,
hier bekommt nun die Geschichte von Denies und mir, ihrer Frau, etwas Raum.
Diesen Beitrag habe ich bereits in einem anderen Forum veröffentlicht, bevor wir überhaupt etwas vom Gendertreff wussten.
Da wir durch die Selbsthilfetreffen in Leverkusen und Düsseldorf doch einige aus dem Forum inzwischen persönlich kennenlernen durften, finde ich, dass die Beiträge hier sogar passender hin gehören, weshalb ich sie hierhin nun übernehme.
20.08.2016:
Wir haben uns vor etwas mehr als 3 Jahren gefunden, was eine Geschichte ist, die Rosamunde Pilcher in den Schatten stellen könnte, wie es mal jemand ausdrückte. (Wer es wissen mag, wie wir uns kennengelernt haben, erzählen wir gern, ist jedoch für hier etwas zu lang).
Unsere Verbindung ist seit Anfang an sehr tiefgehend und mit jedem gemeinsamen Schritt verfeinert sich dieses Band. Als wichtig empfanden wir es seit dem ersten Augenblick, miteinander klar und offen, ehrlich und direkt zu kommunizieren. Das Vertrauen hierfür mussten wir auch erst einmal entstehen lassen und miteinander die positive Erfahrung machen, dass wenn etwas ausgesprochen sein möchte, dann auch eine Rückmeldung kommt, die weder streitsüchtig, noch zickig oder bewertend geschweige denn be- oder verurteilend einhergeht.
Seit 2 Jahren sind wir in einem Erotikportal angemeldet, auch wie im Forum als Paar. Wir kamen dazu wie die Jungfrau zum Kind und haben seitdem sehr viel über das Menschsein und die Vielfalt des Menschelns dazu gelernt.
Immer mal wieder war mein Mann, wenn er bei diesem Portal aktiv war in Chats wie Highheels und Nylons oder TV+TS. Er schrieb, dass ihn dies anziehe, das Feminine im Mann und schrieb sich auch mit Männern, die Nylons toll fanden. Es reizte ihn, aber anders als bei den Männern mit denen er schrieb. Fühlte sich auch immer mehr zu den TV+TS hingezogen.
Dass ihn das reizt, schrieb er regelmäßig und durch unsere Offenheit bekam ich das mit, da ich auch jetzt noch, sehr viel dann neben ihm sitze und mitlese und wir während dem Chat oder danach auch über das Geschriebene sprechen.
Gut zwei Wochen lang habe ich mir das angesehen und fand, er kreist um das Thema wie eine Katze um den heißen Brei. Das kenne ich gar nicht an ihm. Es wurde mir schlicht zu bunt. Obwohl meine Nylons und Oberteile für ihn zu groß sind, dafür meine Schuhe zu klein – holte ich alles herbei, brachte ihn dazu sich Nylons anzuziehen und sich mit Bluse und meinen Pumps vor den Spiegel zu stellen.
Das hat etwas ausgelöst. Beim nächsten Gang in ein Kaufhaus kauften wir die ersten Strümpfe passend für ihn. Online surfte er nach den ersten Schuhen für sich. In dieser Zeit sprachen wir viel miteinander, was in ihm vorgeht. Das war manchmal für ihn nur sehr schwer zu beschreiben.
Klar war jedoch absolut: da will etwas raus. Aus der gemachten Lebenserfahrung wussten wir beide, etwas zu unterdrücken, kann nicht gut gehen.
Er wurde immer femininer in seiner Ausstattung. Wir saßen am Rechner und surften nach Kleidern. Was er sich aussuchte, beriet ich ihn, denn die Teile sollen ja auch zu seiner Figur passen. Das erste Kleid war gefunden und dann die Haare. Abends im Bett fragte ich ihn dann, ob er denn schon einen Namen für sich als Frau hätte. Ziemlich spontan antwortete er „Denies“. So war sie dann geboren.
Vor ungefähr jetzt 2 Wochen fand ich es an der Zeit, dass wir nicht nur Heels für sie haben, sondern auch erst einmal Schuhe mit flachem und mittlerem Absatz zum Eingewöhnen, alltagstauglich und auch bequem. Im Schuhgeschäft hatten wir unseren Spaß zusammen. Es war alles einmal umgekehrt. Ich brachte ihm die Schuhe zum Anprobieren anstatt er mir. Manche Frau bekam das mit und schaute uns kariert an, doch ich lächelte einfach freundlich als sei es das Normalste auf der Welt, dass Frau für ihren Mann Damenschuhe aussuchen hilft. Wir fanden 3 Paar. Ein Paar Sandaletten verziert mit breitem mittleren Absatz, ein Paar Ballerinas und noch einmal schwarze Heels. Es zog uns auch noch in die Stadt und im SSV fanden wir ein Kleid, zeitlos und super günstig. Für meinen Mann war es an dem Tag anfangs schon ein etwas seltsames Gefühl noch als Mann Frauensachen anzuprobieren, doch ich fand, entweder stehen wir dazu oder wir stehen dazu. Was andere über uns denken, ist deren Sache.
Über das Erotikforum lernten wir einen Mann = TV kennen, der am nächsten Tag mit seiner Tasche uns besuchte. Es war sein zweiter Besuch bei uns. Das hat uns sehr viel Freude gemacht. Wir konnten uns wieder richtig gut unterhalten und die Mädels zogen sich zusammen um und stylten sich. Ich half mit einem Handgriff mal hier und mal da. Der Abend war kurzweilig. Er sagte uns, dass er noch auf einem anderen Forum angemeldet sei, speziell wo sich TVs tummeln und wir registrierten uns am nächsten Tag. Nur ein paar Stunden später hatte Denies dort mit Gina geschrieben, die im Nachbarort wohnt und wir telefonierten. Noch zwei Stunden später hatte ich einen selbstgemachten Obstkuchen eingepackt und wir fuhren zu Gina Kaffee trinken. Auch dieser Nachmittag war kurzweilig und interessant ihre Geschichte zu hören. Zwei Tage später sagte Gina, dass in Mönchengladbach an dem Samstag ein Stammtisch ist und ob wir dahin möchten. Wir besprachen uns und sagten zu.
Es war ein Abenteuer, Denies herzurichten. Sie hat ganz viel epiliert und rasiert und verbrachte Stunden im Bad. Ich schminke mich wenig bis gar nicht und bin daher auch nicht geübt, aber es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen und so zogen wir los, beide geschminkt und gestylt. Wir wurden beim Stammtisch nett begrüßt und uns wurden noch 3 weitere Paare bekannt gemacht.
Das empfand ich schon mal als erfrischend und beruhigend, denn über den Chat und die TV+TS-Gruppe, die wir als erstes ja hatten, bekam ich die einige Erfahrungen mit, dass es nicht einfach normal ist als Mann Frauenkleider zu tragen bzw. sich als Frau herzurichten.
Denies und ich fanden jede für sich unterschiedliche Unterhaltung und Gesprächspartner. So lernten wir auch Michaela (TV) kennen, die für mich eine Freundin geworden ist. Wir hatten an dem Abend Spaß und blieben auch etwas länger als beabsichtigt und werden auf jeden Fall weiter Stammtische besuchen.
Donnerstag waren wir unterwegs um uns Silikoneinlagen anzuschauen. Ein Online Händler bietet Prothesen von Amoena an. Am Telefon meinte er, es könnten unterschiedliche Größen passend sein. Das Hin-und-her-Schicken wollten wir aber vermeiden, vor allem, wenn uns ein Missgeschick mit den Prothesen beim Ausprobieren unterlaufen wäre, hätten wir sie nicht wieder zurücksenden können.
Also fuhren wir hin. Denies war im Sommerkleid, leicht geschminkt. Es war gut, dass wir dort waren und uns persönlich haben beraten lassen. Die BHs, die wir mal vorab kauften, nahmen wir mit und fanden dann auch dafür die passenden Einlagen, nicht zu klein und nicht zu groß – eben passend zu den Proportionen von Denies. Danach saßen wir in einem Bistro, haben etwas gegessen und wurden betrachtet. Manchen mag es aufgefallen sein, dass hinter Denies Outfit ein Mann verborgen ist, andere fanden sie vielleicht sympathisch oder attraktiv. Nach dem Essen schlenderten wir Hand in Hand durch den Ort und benahmen uns wie immer, wenn wir zusammen sind, innig und vertraut, berühren einander – was uns auch Blicke eintrug – doch was soll’s => das ist eben unser Leben.
Zuhause probierte Denies die Einlagen mit allen Kleidern durch und wäre am liebsten nur noch mit den Einlagen rumgelaufen. Als nächstes möchten wir ein Schminktraining machen, dann hätten wir schon mal vom Äußeren her ziemlich viel geschafft und das in gut 5 Wochen.
Seitdem wir uns in den Foren umschauen, hatten wir beide sehr viel Stoff zum Nachdenken. Hier war besonders für mich das Forum interessant, in dem die Partnerinnen darüber schrieben, wie es ihnen damit ergeht. Das trieb mir manchmal Pipi in die Augen und ich habe mich gefragt, ob es auch einen Stammtisch für die Partnerinnen gibt. Nach allem, was ich bisher gelesen habe, klingt unser Weg ja easy und nachdem ich einen Beitrag vom Wandeln zwischen den Welten gelesen habe, bin ich doch froh, dass es auch viel Positives gibt. Mir ist bewusst, dass unser Weg erst begonnen hat und wir nicht wirklich wissen, welche weiteren noch tiefgehenden Konsequenzen das Leben mit Denies haben kann, doch bisher sind wir allen Herausforderungen offen begegnet und immer wieder wurde uns bewusst, wir können gar nicht oft genug und noch detaillierter miteinander reden.
Wir haben darüber gesprochen und mir würde, ginge Denies wirklich den Weg einer GaOP, das Männliche, der Partner fehlen. Eine Trennung könnten wir uns dennoch nicht vorstellen. Es würde für uns eine polygame Lösung geben, sollte ich dann einen Mann kennenlernen (wollen). Für jetzt genieße ich das Leben mit Dee. Manchmal ist es für mich verwirrend, wenn ich mit Denies unterwegs bin, ob ich jetzt von Detlef oder Denies sprechen soll den Kontext betreffend. So habe ich die Namen gemischt und heraus kam Dee, als Kosename für Detlef + Denies. Ich habe Freude, mit Denies shoppen zu gehen, auszugehen und bin glücklich wenn ich in Dee`s strahlend glückliche Augen schaue.
Unseren bestehenden Freunden haben wir davon noch nichts erzählt, doch da müssen sie jetzt durch, so nach und nach, wie wir uns wieder sehen. Fest steht für uns, dass wahre Freunde uns erhalten bleiben und für die anderen gilt, das Leben ist ein stetiger Wandel.
Nach dem gleichzeitig vielen und wenigen, was ich gelesen und erfahren habe, fragte ich mich auch, was hat es für mich so einfach gemacht? Bevor wir uns kennenlernten, hatten wir in unseren Leben bereits sehr viel durchgemacht und wussten, um alles Vergangene zu überstehen, blieb uns nur, dass wir die Wunden ausheilen und den Weg der Veränderung gehen müssen. Wir waren beide wohl schon bevor wir voneinander wussten auf dem Weg zu uns selbst. Eine andere Antwort fand ich (noch) nicht.
Ihr Lieben, Fortsetzung folgt schnellst möglich. Nachdem ich diesen Beitrag heute gelesen habe, sehe ich, wie viel seitdem passiert ist und staune darüber. Damals war noch keine Rede von Transition oder Transsexualität, das kam etwas später.
Herzliche Grüße,
Ulla
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