So kann es funktionieren – Aus der Sicht einer Partnerin

Autorin: Ute

Hallo,

ich denke, dass es hilfreich ist, mal die Sichtweise einer Partnerin aufzuzeigen.

Als sich meine Partnerin 2004 bei mir outete, hat mich das verwirrt, verletzt, beschämt, enttäuscht, verängstigt, erschreckt, es hat unglaublich viele Fragen aufgeworfen, mein Vertrauen in meine Partnerschaft weggeblasen und meine Lebensentwurf über den Haufen geworfen. Und jetzt? Ja, was nun? Was wird aus unserer Ehe? Wie komme/n ich/wir damit zurecht? Kommen wir überhaupt damit zurecht? Hat unsere Beziehung noch eine Chance? Was können wir tun, damit wir eine Chance haben? Fragen über Fragen und keine Sicherheit und Verlässlichkeit mehr. Jetzt kommt etwas in Bewegung, dessen Ausgang wir beide nicht mehr sicher in der Hand haben. Das machte mir große Angst und mir war klar, dass ich keine Chance hatte irgend etwas an der Situation zu ändern. „So kann es funktionieren – Aus der Sicht einer Partnerin“ weiterlesen

Hallo Welt, 21.11.2017

Autorin: Drachenfrau

Hallo Welt,

seitdem wir aus München zurück sind, gehen mir sehr viele Gedanken durch den Kopf.

Irgendwann die Tage kam in mir eine Frage hoch (auch im Zusammenhang über die Bedeutung von Grenzen). Die Frage war, was haben die letzten 12 – 18 Monate mit mir gemacht? Was haben sie mir gegeben? Was war für mich gut?

Ja, ganz vorne weg, ich habe durch die Transition von Denies eigene Grenzen erkannt, sie mir angesehen. Diese haben jedoch nicht automatisch alleine etwas mit Denies zu tun. Manche konnte ich auflösen, bei anderen bin ich mittendrin und andere warten noch auf meine Aufmerksamkeit.

Insgesamt setzte ich zusammen, was das alles war:

  • Ich habe noch weiter über meinen Tellerrand gesehen
  • Ich habe andere, neue wunderbare Menschen kennengelernt
  • Ich habe neue Türen aufgemacht, z. B. Schminktraining, mich mehr/anders mit Mode auseinander gesetzt
  • Ich habe mich neu erfahren
  • Das Leben hat mir gezeigt, was ich gelernt habe und woran ich noch üben darf
  • Ich war überwältigt von meinen Gefühlen und versucht, so gut ich konnte und kann, diese zuzulassen und mich darin wieder neu kennenzulernen.
    (Mit einem Meditationslehrer sprach ich über die Zeit der Transition und er sagte, ich sei eine starke Frau/ein starker Mensch. Das Gespräch war für mich überwältigend und die Tränen kamen hoch. Ich meinte, dann darf ich auch mal schwach sein. Er antwortete, ich sei nicht schwach, sondern berührbar, dass ich kein Stein bin – das ist für mich immer noch sehr bewegend.)
  • In diesen Gefühlen verstand ich oder bin noch im Prozess des Verstehens, wie wertvoll es ist, wenn man im Leben Mauern fallen lässt, fallen lassen kann – mehr denn je zuvor.
  • Tiefe, wertvolle Gespräche mit Denies und anderen Menschen, die mit Denies haben uns näher zu einander gebracht.
  • Den Mann, den ich lieben lernte, war eine Illusion.
  • Ich, wir, fanden heraus, dass wir eine vielfältige Basis für unsere Beziehung haben und auch jetzt sind wir immer noch ein Liebespaar.
  • Den Familienkonflikt, der Jahrzehnte im Raum stand, bin ich entschlossener angegangen als je zuvor. Es hat sich für mich etwas verändert.
  • Ich habe verstanden, was ich mit meiner Familie (Herkunftsfamilie) wirklich teilen möchte und was nicht.
  • Ich habe verstanden, was das Bedürfnis nach Anerkennung für mich bedeutet und um wie viel besser, ich dies für mich erfüllen kann.
  • Ich habe mich stärker gefragt, was ich brauche und was ich will und gehe darauf entschlossener zu.

Wenn ich mich noch eine Weile länger nachdenke, dann werde ich bestimmt noch eine ganze Menge mehr finden. Alles nicht immer unbedingt einfach und doch in all dem war auch Lachen, Humor, Liebe, Vertrauen, …. und vieles Wunderschöne mehr.
Das bedeutet jedoch nicht, dass sich jetzt jede_r Single eine_n möglichen transsexuellen Partner_in suchen sollte, weil das alles so toll ist.
Was ich damit meine, ist, dass ich wohl immer in meinem Leben das Rezept verfeinere, wie man aus Zitronen Limonade macht und ich versuche im Fluss des Lebens/des Seins zu sein/zu bleiben, denn oftmals ist der Widerstand, den wir dem Leben geben, das, woran wir zerbrechen.

Lasst es euch gut ergehen.
Ulla

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Hallo Welt, 14.11.2017

Autorin: Drachenfrau

Hallo Welt,

wir sind heute nun aus München zurück und zumindest mir kommt alles so vor, als sei München wie ein Traum gewesen.

Denies wurde von den Menschen bewundert wegen ihrem Mantel, den ich ihr strickte. Mich glotzten manche beim Stadtbummel in München an, meiner kunterbunten Haare wegen.
Das ist jedoch seit 6/7 Jahren für mich etwas Alltägliches. Besonders Kindern fällt das bunte Allerlei direkt ins Auge. (Kuck mal Mama, was die Frau für bunte Haare hat).

Der Termin bei Dr. Liedl war gestern. Denies war froh, dass ich meine ursprünglichen Pläne, an einem Seminar teilzunehmen, geändert habe und mit ihr fuhr. Ich bin auch sehr froh, dabei gewesen zu sein, denn die souveräne Art von Dr. Liedl hat mich sehr beruhigt und ich selbst kann nun etwas gelassener diesem Eingriff entgegen sehen. Jedoch muss ich dann für den Zeitraum der OP in München mehr Vorarbeit und Organisation leisten, als wenn Denies nach Essen gegangen wäre.

Da am Samstag und Sonntag beide Tage verregnet waren, unternahmen wir natürlich weniger als bei schönem Wetter. Wir verbrachten die Zeit mit ganz viel reden und diese Gespräche waren für uns beide wieder sehr wohltuend. Sie brachten mich wieder auf eine Buchzeile von Richard Bach, aus dem Buch „Der unsichtbare Ring“.

„Ignoranz hält die Wahrheit nicht davon ab wahr zu sein“

Das Buch habe ich vor gut 10 Jahren gelesen, diese Zeile prägte sich bei mir ein. Davon erzählte ich auch Denies und wahrscheinlich war auch die Erkenntnis aus diesem Buch eine, die mir hilft, mit Denies umzugehen. Denn die Transsexualität von ihr sehe ich als eine Wahrheit, die sich nicht mehr leugnen lässt und ich hätte – auch wenn ich nicht damit klar gekommen wäre – ihr diesen neuen Weg immer gelassen – selbst, wenn ich noch so verletzt oder unglücklich darüber geworden wäre. Ihr ist auch selbst klar geworden, dass sie mir meinen Weg genauso lassen muss, wie ich ihr diesen lassen kann. Denn meine bunten Haare spiegeln nur wieder wie bunt ich mein Leben gestalte und wie viele bunte = verschiedene Interessen ich auch habe.
Sie sagt: ich kann dich nicht im Voraus berechnen, wie du reagierst oder was du tust, du bist immer wieder in alle Richtungen für eine Überraschung gut. Für sie ist das auch noch einmal ein Schritt, etwas Neues zu lernen und für uns beide fühlt sich unsere Beziehung in diesem Geben von gegenseitiger Freiheit noch einmal tiefer und verbundener an.
Nach dem gestrigen Termin ist mir auch bewusst geworden, dass jetzt alles, was die angleichenden Maßnahmen seitens der Krankenkasse, bis auf die Kostenübernahme zur OP, bereits beantragt ist sowie auch ab Ende November die Gutachten stattfinden zur /.
Das lässt mich alles schon als sehr weit fortgeschritten empfinden, wenn man bedenkt, dass unsere ersten Gehversuche im Juli/August 2016 waren.

Achtet auf euch und lasst es euch gut ergehen.
Ulla

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Hallo Welt, 02.11.2017

Autorin: Drachenfrau

Hallo Welt,

bei all dem ganzen Tiefsinn habe ich relativ wenig über unsere Entwicklung im gemeinsamen Leben geschrieben.

Denies ist seit Februar in der HRT und sie verändert sich stark. Wir hätten nicht gedacht, dass sich die Hormone so noch auswirken würden, denn sie ist bereits 60 – also umso erfreulicher. Die Hormone bescheren uns sehr viele Abenteuer des Alltags, oft kann ich humorvoll damit umgehen und manchmal, wenn sie tiefen Schmerz und traurige Erkenntnisse erfassen, dann kann ich mich nur zu ihr kuscheln, sie spüren lassen, dass ich da bin und nach einer Weile bekrabbelt sie sich dann auch wieder langsam.
Frühere Situationen, an die sie sich plötzlich wieder erinnert, sieht sie dann in einem anderen Licht und das macht natürlich im Gefühlsleben eine ganze Menge in die unterschiedlichsten Richtungen.
Vor allem der innere Kampf, dass sie es hätte ja schon viel früher leben können und dann das Wissen darum, wie das direkte Umfeld, besonders die frühere Ehefrau reagiert hätte, dass das ziemlich schlimm gewesen wäre, geschweige denn als Kind. Manchmal ist da tiefe Traurigkeit deswegen. In dieser Traurigkeit mischt sich sehr viel, was neben dem als Junge erzogen worden zu sein, noch viel mehr schiefgelaufen ist.

Letztes Jahr hatten wir einen kleinen Funken Hoffnung, dass eventuell doch wenigstens zu Denies Tochter wieder Kontakt kommen könnte, doch das hat sich ziemlich schnell zerschlagen. Denies hat sich dann dazu entschlossen, ihren Kindern vor den Semesterferien diesen Sommer einen Brief zu schreiben und sich darin zu outen – denn sie wollte nicht riskieren, dass sie es über Dritte erfahren.
Hierzu kam keine Reaktion. Damit hatten wir auch gerechnet.
Als der Onkel ins Krankenhaus musste und es sah eine Weile nicht so gut aus, schrieb Denies noch einmal die Kinder an, dass vielleicht, um sich um ihn zu kümmern, nicht mehr allzu viel Zeit sein könnte – auch da kam keine Rückmeldung, was Denies nicht fassen konnte. Für ein paar Tage war sie sehr enttäuscht und beschloss dann, dass es wohl Zeit wäre, die Kinder endgültig los zu lassen, was natürlich alles andere als ein einfacher Prozess ist.

Ihre Cousine, die wir mal zum Kaffee nach langer Zeit wieder trafen (da lebte Dee noch als Mann), hätte trotz der Bilder, die wir ihr hin und wieder mal schickten, Denies nicht mehr erkannt, wenn ich nicht gesagt hätte „schau mal, kennst du sie?“ Ihre Antwort war glatt: „nein, ich hätte sie ohne dich nicht erkannt“. Denies gefällt das natürlich und auch dass sich ihr Körper langsam aber stetig mit verändert. Sie wird immer mehr ausschließlich als Frau wahrgenommen.

Inzwischen hat sie auch die / beantragt und der erste Termin für ein Gutachten wird wohl Mitte November stattfinden. Der Abschluss wird dann irgendwann Anfang nächstes Jahr sein.

Die Bartepilation ist auch beantragt und seit 3 Wochen ist sie bei der Logopädin. Wenn sie ihre Übungen macht, dann hört sich das für mich manchmal an, als wenn sie mit Venusianern kommuniziert, besonders wenn sie in die „Flasche blubbert“. Ich verkrümel mich dann meistens in meine kreative Werkstatt, damit sie sich auf sich konzentrieren kann, weil ich, wenn ich dabei bin, sie ständig humorvoll ablenke.

Anfang Oktober waren wir auf der Gendertreff Messe. Sie ging von einem Vortrag in den nächsten und das markanteste Ergebnis war, dass sie sich nun doch auch eine Klinik in München anschaut. Bisher ging sie davon aus, sich in Essen operieren zu lassen. In 10 Tagen sind wir auf dem Weg in die Klinik nach München. Im Januar dann das Vorgespräch in Essen.

Am vorigen Wochenende waren wir auf dem Geburtstag von Denies‘ Tante. Sie wünschte sich von mir eine Geburtstagstorte und wir tranken mit anderen Verwandten bei ihr Kaffee, gingen später zusammen essen. Die Verwandten wussten über Denies Bescheid und nur einer hatte eine Bemerkung über Denies ihre Pumps auf Lager. Da schwanke ich noch, ob es Unsicherheit oder ein Macho-Ding war.
Ich kam beim Abendessen mit Denies‘ Onkel etwas ins Gespräch, denn Onkel und Tante sind bisher die einzigen gewesen, die mit ihrer Transition nicht so gut umgehen konnten/können. Ihr Onkel sagte ganz klar, dass er es vom Verstand her nicht fassen kann. Das ist etwas, das ich sehr gut verstehe. Würde ich es allein vom Verstand her angehen, dann käme ich damit auch nicht klar. Genauso wundern sie sich, wie ich mit all dem klar komme. Ja, auch wieder verständlich, doch als das Thema für uns nun einmal da war, kam ich nicht auf die Idee, den Weg nicht mit ihr gehen zu wollen/können. Nein, damals wusste ich nicht, worauf ich mich wirklich einließ, doch das, was kam, hat nichts am Weg oder an der Gemeinsamkeit verändert.

Denies sagt manchmal: ich finde es erstaunlich, wie du mit mir umgehen kannst und das mit lebst.
Darauf antworte ich ihr: ich auch.

Wir gehen zwar bisher unseren gemeinsamen Weg unabhängig von ihrer Transition, jedoch wissen wir nicht, was uns die Zukunft bringt. Deswegen haben wir beschlossen, wenn wir wirklich auch nach der verheilten GaOp einander weiter so bejahen wie jetzt, dass wir uns noch einmal ein Eheversprechen geben und wollen noch einmal in einer schönen, wahrscheinlich keltischen Zeremonie, heiraten.

Viele Grüße,
Ulla

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Hallo Welt, 18.08.2017

Autorin: Drachenfrau



„Ich nehme das als Anlass und wage einmal, die provokative Frage zu stellen, warum wir unser Dasein so oft als Belastung für uns und Andere empfinden und darstellen? Die ständige Betonung negativer Aspekte zieht uns doch auch herunter. Oder irre ich mich da?

Als junger Mensch empfand ich mich als eine Belastung für meine Familie, denn das war das, was sie mir vermittelten, dass ich es ihnen schwer mache, sie belaste. Für mich war das enorm schlimm, denn ich fühlte mich schlecht und mies, wollte ich doch so gerne in Harmonie mit meiner Familie leben und dass ich geliebt und anerkannt bin. Mittelmäßig schaffte ich das nur, wenn ich mich selbst verleugnete und funktionierte so wie sie es wollten. Dies bewirkte jedoch in mir tiefe Leere, Einsamkeit und die Frage nach dem Sinn des Lebens, denn ich fühlte mich schrecklich. In der Welt gab es so viel zu entdecken und das wurde familiär abgetan als überflüssig, neumodischer Kram, unnötig – oder oder oder – als würde man einem Menschen die Luft zum Atmen nehmen und einem Adler die Schwingen abschlagen. Ich fühlte mich als eine Belastung für meine Familie, sah die Last im Spiegel, wenn ich mich anschaute und war verzweifelt, auf der Suche – lange Zeit auf der Suche nach mir selbst.

So wie mir geht es vielen Menschen und sie haben noch nicht einmal das Thema Trans*.

Irgendwann war mir klar, dass egal was ich tue, ich es meiner Familie wohl nie recht machen könne und dass ich selbst wohl am allermeisten auf der Strecke bleiben würde. Also begab ich mich auf eine Reise zu mir selbst, folgte den Spuren der Suche. Die Reise war geprägt von Versuch und Irrtum, aber auch von kleinen Schritten, die mir dann doch langsam aber sicher den Weg zu mir selbst zeigten.
Was es mir einbrachte, war und ist ein großer Konflikt mit meiner Familie. Meine zweite Ehe blieb auf der Strecke, doch um gesund zu bleiben (nach einer schweren Chronical Fatique Syndrome Krise) hatte ich keine andere Wahl als mein Verhalten und mein Denken, dauerhaft zu verändern. Es tat mir schrecklich weh, dass dieser wunderbare Mensch, den ich heiratete nicht mit meiner Entwicklung mitging, doch der Adler konnte nicht am Boden leben und der Igel konnte nicht fliegen lernen. Wir haben uns also getrennt, doch es war eine gute Trennung und ich wünsche ihm alles Glück und Segen auf der Welt.
Was macht uns also zu einer Belastung? Dass wir nicht den Erwartungen anderer entsprechen können?

Anders gefragt: wie sollen wir mit all unseren Talenten und Fähigkeiten die Welt und unsere Mitmenschen bereichern, wenn wir nicht so leben dürfen, wie wir sind? Wie soll die Welt von uns profitieren, wenn wir nicht unser Potential entfalten dürfen, das uns ausmacht und mit dessen Schwingen, wir das Leben für uns und andere Menschen aufblühen lassen?

Ist es rücksichtslos, egoistisch, dass man sein Leben lebt? Ich finde nein. Die Frage ist, wie man mit den Menschen umgeht. Mit meinem damaligen Mann habe ich geredet und ihn eingeladen, doch meinen Weg nach zu vollziehen und mitzugehen. Er konnte es nicht. Als ich dann nach etwa 2 Jahren spürte, dass es nicht anders ging, als sich zu trennen, fragte er, was er tun könne, um unsere Ehe zu retten. Ich antwortete: nichts.
Sicher hätte es etwas gegeben, doch die Zeit davor konnte er es nicht und etwas wollte ich absolut gar nicht: dass er sich für mich verbiegen würde, dass er jetzt anfangen würde, sich mir zu liebe zu verändern oder etwas zu tun, das ihm missfiel bevor das Thema Trennung aufkam. Denn, er hätte nie sein Leben gelebt, sondern nur versucht, meinen Erwartungen gerecht zu werden. Er wollte die Frau wiederhaben, die ich vor der gesundheitlichen Krise war, doch diese konnte es nicht mehr geben. Hätte ich mich wieder wie vorher verhalten, wäre ich wieder krank geworden. Wir haben unsere Beziehung im Guten geklärt, doch für ihn begann wieder eine schwere Zeit und ich musste Schuldgefühle mir ansehen und bereinigen. Er hat sich nach der Trennung in die passende Richtung für ihn weiterentwickelt und ich in meine. Wir können uns heute freundlich begegnen. Heute weiß ich auch, dass es für uns beide richtig war, dass ich ging, auch wenn es für ihn schwer war. Denn durch die Trennung ging er schließlich weiter vorwärts und bekam selbst die Chance, die Segel des Lebens neu zu setzen, sich in vielerlei Hinsicht noch einmal zu verändern (auch beruflich).

Nach der Trennung begann in meinem Leben langsam ein Aufschwung und ich würde heute nicht dort sein, wo ich jetzt bin, ohne diese Entscheidung – aber auch nicht ohne diese gemachte Erfahrung und viele Erkenntnisse daraus. War es jetzt rücksichtslos und egoistisch, dass ich gesund bleiben wollte, anstatt eine Beziehung aufrecht zu erhalten?

2 Jahre später traf ich Dee. Als sich letztes Jahr Denies immer mehr verdeutlichte, brauchte ich noch die Brücke, dass ich ihr den Kosenamen Dee gab, eine Mischung aus Detlef und Denies für mich.
Ihre Verwandten waren um diese Brücke sehr froh und Denies mag den Kosenamen Dee auch behalten. Schon sehr früh sagte ich, dass es den Mann für mich nicht mehr gibt und nur noch die Frau für mich erkennbar ist. Inzwischen kann ich das auch etwas besser benennen. Denn….
……. ich habe nie einen Mann kennengelernt und war nie mit einem Mann zusammen und war nie in einen Mann verliebt – sondern in eine Frau, die die Rolle eines Mannes spielte und äußerlich die Illusion eines Männerkörpers zeigte.

Ganz klar sehe ich rückblickend, dass ich zwar emotional (auf die Beziehung gesehen) den schwereren Part zu bewältigen habe, dadurch dass ich Denies ganz und gar von Anfang an bejahte und auch nie Grenzen setzte und setze – doch wie viel schwerer ist es in einem falschen Körper gefangen zu sein und nicht leben zu können, was darüber hinaus möglich ist? Egal, wie ich es hätte drehen und wenden wollen, dass sie sich als Frau anfangs gut fühlte und es „brauchte“, daran hätte ich nichts ändern können oder wollen, weil ich ja um meinen eigenen Weg wusste. Als sie mir dann im September letztes Jahr sagte, dass sie eine Frau ist gefangen im Körper eines Mannes, wie hätte ich da Grenzen setzen können? Da gibt es keine Möglichkeit mehr dazu, denn jede Grenze hätte für sie eine Form von Unterdrückung und Selbstverleugnung bedeutet. Das unvermeidliche wäre nur hinaus gezögert gewesen. Mein Ausdruck hierfür ist Leidverschiebung. Jeder Kompromiss, den sie für mich eingegangen wäre, wäre faul gewesen.

Was war also seitdem mit mir?

Ja, ich habe getrauert und mir war klar, dass ich die Illusion des Mannes loslassen musste. Geholfen hat es, dass ich mir psychologische Begleitung suchte, denn eine außenstehende Person sieht die blinden Flecken, denen wir selbst zu nahe sind, als dass wir sie erkennen könnten. Vorbei ist es noch nicht, es gibt immer noch Herausforderungen, doch ich stelle mich ihnen. Geholfen hat es, dass Denies und ich miteinander sprechen können. Immer wieder stellen wir fest, wir reden viel miteinander – und es könnte immer mehr und besser sein.

Geholfen hat, zu sehen, welchen eigenen Themen von mir möchte ich ausweichen und projiziere sie so auf sie – doch sie hat damit nichts zu tun. Denies war nicht immer und jederzeit bewusst, welche eigene Verwandlung ich durchschritt und noch durchschreite, doch wenn es ihr dann klar wurde, erkannte/erkennt sie auch die Tragweite für mich und konnte mir dann auch wieder leichter Raum geben für mich, damit ich Balance finden konnte/kann.

So sehr das eigene Leben aufzuräumen, kann einen schon an Grenzen bringen, doch so sehr ich nach Alternativen suche – ich finde keine.

Der Drache beendet hier mal den Beitrag, denn er ist so lang geworden.

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Hallo Welt, 25.01.2017

Autorin: Drachenfrau



Es ist mal wieder an der Zeit, etwas über unseren Weg zu schreiben.

Bei uns geht es wieder mit großen Schritten weiter, die sich soweit auch passend anfühlen, was jetzt allein Denies Entwicklung betrifft. Sie hatte gestern ihren ersten Termin bei einem Endokrinologen und wird zum nächsten Termin Mitte Februar dann auch das erste Rezept erhalten. Seit einer Woche weiß ich nun auch, dass Denies die GaOp anstrebt. Lange hat sie sich schon damit auseinander gesetzt, sich unzählige Beiträge durchgelesen und Dokumentationen dazu recherchiert, was ich selbst wenig mitverfolgt habe, denn im Grunde ist es ihr Weg, der ihre Verantwortung ist. Wir haben uns allerdings ausgetauscht und wenn mir Fragen offen bleiben würden, kann ich für mich selbst recherchieren. Manchmal ist mir das ganze Transthema zu viel und ich brauche das einfache Leben, wie es ist in seiner puren Realität.

Mein Profilname hier ist kein Zufall, sondern ich habe wirklich das Gefühl, dass unsere Veränderung in mir den Drachen weckte und immer mehr zum Vorschein bringt, mich selbst noch einmal in einen eigenen Prozess hinein brachte, für den die Zeit auch absolut reif war. Es gilt in meinem Leben noch einmal ordentlich aufzuräumen. Ganz alte Themen, die unbewusst unterdrückt waren, drängen nun mächtig an die Oberfläche. Vor allem, dass ich in meinem bisherigen Leben davon geprägt war, von klein auf, Wut nicht ausleben zu dürfen. Das wurde mir in meiner Erziehung bei jeder Gelegenheit genommen und nun erobere ich mir dies zum ersten Mal.

Zwar schreibt sich das so leicht, doch das ist es nicht immer. Die Herausforderung ist groß.
Ausgerechnet meine Mutter brachte Anfang Dezember das Fass zum Überlaufen und zwischendrin nehme ich auch kein Blatt vor den Mund mehr, was ich vielleicht vor einem halben Jahr noch getan hätte. Bisher war ich schon ein direkter Mensch, doch ist das bei mir zurzeit auch noch in der Steigerungsphase.
Wut und Schmerz, was bisher unterdrückt war, zeigte sich letzte Woche auch durch einen Schreikrampf bei mir. Auslösender Knopf war, dass ich wieder etwas Denies betreffend fand, was mich einlud, wieder mehr los zu lassen. Erinnerungen kamen hoch, die mich in Tränen versetzten. Ich warf es weg und machte dann den „Fehler“ weiter ausmisten zu wollen. Dabei fand ich eine alte Schreibmappe meines verstorbenen Vaters. Nichts Besonderes, doch ich hatte es bisher noch nicht über mich gebracht, sie wegzuwerfen. (Ich habe so einen Schreibkram-Papier-Stifte-Knall).
Noch immer kann ich nicht verstehen, dass diese einfach Mappe es auslösen konnte, dass sich ein riesen Fass bei mir auftat und doch da war es, ganz viel Schmerz und Wut. Das kam zusammen hoch durch einen lang anhaltenden Schreikrampf bis ich nicht mehr konnte. Denies war zu hause, kam herbei geeilt und konnte mir nur beruhigend über den Rücken streichen. Es war das erste Mal in meinem Leben, dass ich dies erfuhr.
Das Schreien und Schluchzen hörte irgendwann auf, doch die Tränen versiegten nicht. Sie kullerten hoch bis ich schlafen ging, blieben den ganzen nächsten Tag bei mir. Ich fand irgendwie die Inspiration meinen Morgengang mit den Walking Stöcken zu machen, doch der war begleitet mit einem Tränenschleier und war relativ kurz.
Obwohl ich mich fertig fühlte und darüber nachdachte, ob ich zum Arzt gehe, war da auch ein Gefühl von Erleichterung in mir, als hätte mich dieses Schreien von etwas befreit.
Am nächsten Tag stand ich auch wieder mit Tränen auf, ging auch wieder auf meine Morgenrunde und diesmal fühlte ich mich ein wenig besser dabei. Gegen Nachmittag wurden die Tränen auch weniger und fand dann doch wieder Balance. Diese Erfahrung hat mir sehr zu denken gegeben.

Sicher, Denies braucht auch meine Unterstützung – doch ich brauche in erster Linie mich selbst. Sich alten Themen annehmen zu können, auch das braucht Kraft.

So gut es auch ist, das Leben aufzuräumen und an alten Themen zu arbeiten, das Leben braucht auch frischen Wind. An diesem frischen Wind arbeite ich jetzt und bringe nun auch neues in mein Leben.

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Hallo Welt, 02.12.2016

Autorin: Drachenfrau

Hallo Welt,

inzwischen ist sehr viel Zeit vergangen und wie ich schon mal in einem Beitrag erwähnte, ist das gestern heute schon obsolet und alles wieder ganz anders. Nach meinem letzten Beitrag, auch wenn gerade mal etwas über 2 Monate her, ist eine ganze Menge passiert.

Wir hatten Ende September einen Termin für Denies beim Piercer für Ohrringe und am nächsten Tag ein Schminktraining zusammen und Denies sah sich 3 Stunden dort im Spiegel. Das hat bei ihr eine ganze Menge ausgelöst. Sie fing danach an, sich bei Familie und Freunden als transsexuell zu „outen“ und dass sie nun für sie ab sofort Denies ist. Ihre Schwester und ihre Schwägerin fanden es gut, dass ich die Mischung der Namen fand und sie möchten sie auch Dee nennen – es macht es ihnen leichter.
Generell war die Reaktion positiv. Die Tante und ihr Mann haben wir hinten an gestellt, aber auch da musste es raus. Sie sind die einzigen, die damit hadern und sagten, sie brauchen Zeit. Diese geben wir ihnen gerne.

Denies geht nur noch als Frau aus dem Haus und fühlt sich so auch ausgeglichener. Ich sehe, dass ihre innere Suche, die sie ganz stark auch hatte als wir uns kennenlernten, zurück ging – ob sie ganz verschwunden ist, wird sich mit der Zeit noch herausstellen. Damals sagte ich ihr, diese Suche ist wahrscheinlich, die Suche nach sich selbst. Heute sehe ich auch den Mann, den ich damals kennenlernte in einem anderen Licht. Wäre da nicht der tantrische Hintergrund gewesen, dann hätte ich die Zeichen früher anders gedeutet und Dee selbst wahrscheinlich auch. Seine Tantra Lehrerin sagte ihm vor über 15 Jahren schon, wie äußerst feminin er als Mann sei. Ich selbst habe ihn als für mich wunderbar feinsinnig kennen- und lieben gelernt, was auch heute noch mit die Basis unserer Verbundenheit und Liebe ausmacht.

Vor 5 Wochen hatte Denies eine Sitzung für permanentes Make-up und ließ sich die Augenbrauen machen. Das kam ganz spontan von heute auf morgen, dass dort, wo sie Informationen einholte, für eine Schulung Probanden gesucht wurden. So fuhren wir am nächsten Tag hin und verbrachten eine lange Zeit dort in dem Studio. Allein bis die Augenbrauen vorgemalt waren, dauerte eine gefühlte Ewigkeit – doch es wurde sorgfältig und detailliert gearbeitet. Nachdem dann so die erste Weile vorbei war und sich so langsam die Scheu legte, kamen dann die Fragen, ob die Mädels fragen dürften und klar haben wir offen, frei und ehrlich geantwortet, was das ganze besonders gestaltete.
Lustig war es auch, wie sie zwischen „er“ und „sie“ hin und her stolperten, aber keine wirkte irgendwie gekünstelt.

Das war ein weiterer Meilenstein – wenn auch im außen gesetzt, jedoch mit insgesamt großer Wirkung, denn abgeschminkt, blieben natürlich die Augenbrauen. Dee hatte nur vereinzelt noch ganz wenig graue Augenbrauenhaare, die man sowieso kaum sah und jetzt machte das permanente Make-up schon einen äußerst deutlichen Unterschied. Sah aber auch so richtig cool aus. Mir kam es so vor als hätte ich eine Mischung zwischen Cojak und Waigel. Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt.
Für Denies war es beim Schminken ein riesiger Faktor der Vereinfachung und das Thema Lidstrich als permanentes Make-up ist auch noch nicht vom Tisch, dabei klappt das inzwischen richtig gut. Kein Wunder bei täglichem Training. Unser Ankleide und Nähzimmer musste umgeändert werden, wir spielten Möbel Mikado, denn Denies wollte einen Schminktisch haben.

Immer mehr flogen die Männerkleider aus dem Schrank und wir waren powershoppen vom feinsten. Inzwischen ist da nur noch der Overall für den Roller und ein paar Sportsachen und Jeans, die als Unisex durchgehen.
Der Mann, der vorher keine Ringe mochte, die man an der Hand spürt, stibitzt sich jetzt meinen Verlobungsring, einen Amethyst in Silberfassung, der alles andere als dezent ist und trägt ein breites Armband und Halsketten, die ebenfalls nicht mickrig sein dürfen. Vieles an Geschmäckern verändert sich und obwohl noch keine HRT angefangen hat, habe ich das Gefühl stellenweise eine pubertierende Zicke zu haben. Unsere Bettdecke durfte früher nur ganz leicht sein – heute haben wir die warme Wildseide drauf und eine zusätzliche Decke für meine Frostbeule. Selbst die Libido hat sich verändert, ist weit weniger geworden und einmal sagte sie, es ist für sie als habe der Mann gegen die Frau in sich gekämpft und umgekehrt.
Sogar die Behandlungen BSR-Body Stress Release haben sich bei Denies krass verändert. Vor 5 Wochen war da noch viel Stress und Anspannung im Körper. Doch nun, da sie so richtig den Weg geht, hatte sie bei der Behandlung vor 2 Tagen nur noch leicht verspannte Schultern. Thema Wirbelsäule, etc. alles war fort. Das war von außen noch einmal die Bestätigung, dass sie richtig liegt, indem, was sie macht. Bei mir sah das alles etwas seltsam aus. Verschiebungen, die unlogisch sind, aber auch kein Wunder, denn unsere Veränderungen wirken sich auf mich auch anders aus. Unser Leben verändert sich mehr als von uns beiden erwartet.
Dass dieser Prozess sich so gestaltet, Dee erkennt, eine Frau zu sein, kam für mich nicht unerwartet – jedoch die Intensität und die Geschwindigkeit sind für uns beide sehr überraschend. Manchmal, wie jetzt, hinke ich sehr hinterher.
Ich glaube, in dem Prozess, den Mann loszulassen, muss man wohl seinen eigenen Weg finden, wie man damit umgeht und dieser hängt auch davon ab, wie die Partnerin damit umgeht, wie die Verbindung, die Beziehung zu einander aussieht. Zumindest ist das jetzt so meine Sichtweise, die sich natürlich noch verändern kann. Wir haben eine passende Psychologin gefunden und beim ersten Termin waren wir zusammen. Denies war es wichtig, dass ich dabei bin. Denies strebt nun eine HRT an.

Wir reden immer noch sehr viel miteinander und würden wir uns jetzt trennen, dann wäre das so als wolle man jeder von uns das Herz aus der Brust reißen. Unsere Verbindung ist so tief, dass sie für mich über das Verständnis der Geschlechterrollen hinaus geht und ich mehr den Menschen sehe.
Bei all dem Loslassen geht es für mich darum, mich auch noch einmal anders und neu kennen zu lernen und vielleicht selbst noch einmal ungeahnte Wege zu gehen. Denies wird mich darin unterstützen, so wie es zwischen uns beiden immer war. Noch einmal mehr haben wir über uns gesprochen und haben unsere Gemeinsamkeit noch einmal neu definiert.

Der Mann in ihr schwindet immer mehr und wenn ich sie mir ansehe, dann sehe ich da keinen Mann mehr – selbst morgens noch kurz ungestylt, ist der Mann nicht mehr wirklich spürbar, auch wenn die Optik etwas anderes sagt und ich weiß, dass es gut so ist, wie es ist – auch wenn ich einen anderen Prozess durchlebe als Denies und meine Transition auch mal mehr mit Tränen verbunden ist als die eigene für sie. Manches an Veränderung und neuen Gefühlen lässt sich gar nicht in Worte fassen.
Gewiss für mich ist, dass ich mich absolut weiter auf unsere Beziehung einlasse und sehe es gar nicht so weit her geholt, mich auch in die Frau zu verlieben.
Da ist so ein kleiner Juwel, der so heraus funkelt und ich bin gespannt, wie es weiter geht.

Herzliche Grüße,
Ulla

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Hallo Welt, 20.09.2016

Autorin: Drachenfrau

Hallo Welt,

die letzte Woche und auch das Wochenende haben Entwicklung, Veränderung und auch wieder Gedankengänge hervor gebracht.

Wir haben wieder die Sonne ausgenutzt und waren auf unserem Campingplatz mit einem kleinen See zum Schwimmen. Die Wassertemperaturen lagen so bei 22 bis 23 Grad und es war mit der heißen Sonne ein willkommenes kühlendes Nass. Dee`s rote Fuß- wie Fingernägel werden zwar hier und da mal bemerkt, doch niemand hat bisher etwas dazu gesagt, außer das kleine Mädchen.

Eine Nacht haben wir beide letzte Woche nicht so gut geschlafen und beim Frühstück sagte mir Dee, dass „er“ sich zu 2/3 als Frau fühle und zu 1/3 als Mann. Als Mann möchte er nicht mehr Detlef genannt werden, sondern wie ich schon den Namen fand, Dee. Wow, was für ein Statement mit nicht ausgeschlafenem Geist zum Frühstück. Doch wirklich überraschend war es nicht.

Es brachte bei mir Fragen hervor. Die Frau in ihm anzuerkennen, war ziemlich einfach. Doch wie stellt sich „er_sie“ nun das Leben vor? Wie sieht in „ihm_ihr“ das 1/3 Mann aus? Kann „er_sie“ sich auch noch mit den 2/3 Frau das äußerliche männliche Geschlechtsmerkmal akzeptieren? Kann Dee dann auch diese 1/3 Mann noch zulassen, leben, genießen?

Unsere Sexualität ist weiterhin sehr schön sowie auch von Dees innewohnender Männlichkeit geprägt (noch?) und mir ist darin aufgefallen, dass ich mit Dee von Anfang an so umgegangen bin, wie ich immer wollte, dass man mit mir umgeht und genau genommen, bin ich so schon immer mit meinem Partner deswegen feminin umgegangen. Für „sie“ ist es klar, lesbisch zu sein und so wird von mir aus auf „sie“ immer eine Anziehung ausgehen – da ich zwar noch keine Bi-Erfahrungen im Leben habe, aber die Neugierde – werden wir zusammen immer einen Weg finden.

Am Wochenende hatten wir Besuch von einem lieben Paar, das wir erst vor einer Woche kennenlernten. Unsere Gäste wussten von Anfang an, dass Dee Frauenkleider trägt und sich sehr weiblich fühlt – es war für sie kein Thema. Wir beantworteten ihre Fragen und alles war gut.
Unsere Wirkung war auf sie so tiefgreifend, ohne dass wir dies beabsichtigt hätten, dass sie uns unter der Woche anfingen, ihr Herz auszuschütten und zu schreiben und telefonisch zu erklären, wobei ihnen beiden der Schuh drückt. Nun sind wir keine ausgebildeten Therapeuten, aber wir wollten doch die beiden von unseren gemachten Erfahrungen profitieren lassen. Wir umhüllten beide mit unserer Herzenswärme, hörten zu und hielten genau genommen für beide mehr den geschützten Rahmen, als dass wir wirklich viel außer dem ein oder anderen Gedankengang beitrugen. Unsere Idee war für die beiden eine tantrische Massage zu machen, worin wir die zwei rituell verbanden.
Während der Massage als ich Dee`s rote Fingernägel sah, kam mir der Gedanke, obwohl ja äußerlich der Mann zu sehen war, hier massiert ausschließlich Denies. Im Nachhinein als wir darüber sprachen, mit den beiden noch bei uns, bekam ich dies auch bestätigt.

So kam dann auch noch einmal das Thema Frau im Mann auf und wie ich damit umgehe. Was Dee betrifft, so kann ich „sie_ihn“ als Seele sehen, die auf einer besonderen Entwicklungsreise ist. Im Moment empfinde ich auf der Seelenebene das Männliche und Weibliche als Einheit nicht voneinander getrennt. Dee ist mit mir frei von Entscheidungsdruck, ob männlich sein oder weiblich und kann das fließend leben und ist auf der Reise zum eigenen Selbst. Meine Vermutung ist auch, dass dadurch der Mann in sich weniger Bekämpfung findet, sondern immer noch geliebt ist.
Gestern Abend sah ich ein Bild von Cary Grant als perfekter Gentleman gekleidet und ein männliches Modell daneben, jedoch mehr androgyn gekleidet. Dieses Bild löste ein Gedankenwirrwar bei mir aus. Denn ich für mich, liebe die Weiblichkeit in mir, obwohl ich auch die männliche Energie fühle. Auch diese möchte ich leben und ausdrücken können. Außerdem gehört sie zu meiner Balance dazu.
Genau so gibt es auch Männer, die in ihrer Mitte sind, das Männliche an sich lieben und dem weiblichen den notwendigen Raum geben können. Menschen lassen sich durch bewusste Manipulation von ihrem eigenen Weg abbringen. Mir fiel da „1984“ von George Orwell ein und mir graute es.

Wenn Menschen sich von innen nach außen so fühlen – ja, das kann ich nachvollziehen und damit liebevoll, freundschaftlich umgehen. Schwer fällt es mir, wenn diese Entwicklung im Außen vorgegeben wird und sich das Innere manipuliert danach richtet. Eine Gemeinschaft kann eine Gemeinschaft sein, auch wenn jeder individuell sein Selbst lebt, denn nur so profitiert die Gemeinschaft wirklich von allen Werten und Talenten eines einzelnen.

So, das war wieder eine ganze Menge, dabei wollte ich gar nicht mehr so viel anhäufen, sondern in feinen kleinen Happen schreiben – ich werde weiter üben.

Herzliche Grüße,
Ulla

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P.S.
Wer sich nach dem Paar fragt. Wir waren für die beiden Katalysator, denn ein Knoten ist bei den beiden geplatzt und ihre gestrige Rückmeldung war von beiden positiv, dass sich doch eine ganze Menge verändert hat und noch positiv weiter entwickeln kann.

Hallo Welt, 12.09.2016

Autorin: Drachenfrau

Hallo ihr Lieben,

Seitdem ich dies geschrieben habe, ist wieder etwas Zeit vergangen.

Wir waren im Sauerland und haben bei einem Online Händler vor Ort uns die verschiedenen Silikoneinlagen angesehen, denn Denies war sich nicht sicher, welche Größe die Einlagen haben sollen. Es war gut, dass wir hin gefahren sind, denn Denies konnte auch die Größen ausprobieren und behielt dann die gekauften natürlich direkt an. Im Anschluss suchten wir uns eine Gelegenheit, um etwas zu essen und saßen draußen bei einem Bistro. Wie schon beim Stammtisch in Mönchengladbach gingen wir als Frau und Frau Hand in Hand. Ja, Menschen haben uns beobachtet und es gab auch Blicke von Menschen, die uns begegneten.
Doch entscheidend war, dass wir beide uns zusammen mit uns wohlfühlten. Wir gingen miteinander um, wie immer, was bedeutet, dass man uns ansieht, wir sind ein inniges Pärchen.
Zuhause wollte Denies ihre „Boops“ gar nicht mehr ausziehen.

Den ein paar Tage danach geplanten Schminkkurs haben wir auf schlechteres Wetter verschoben, denn wenn die Zeit es zulässt, sind wir auf dem Campingplatz und nutzen die Sonne noch zum Schwimmen. Es war gut, dass damit erst einmal eine Pause eintrat, was die notwendigen Schritte betraf, um Denies zu vervollständigen, denn ich fühlte, ich brauche etwas mehr Ulla. Diese Zeit nahm ich mir auch und zeichnete mehr, schrieb meine Gedanken ins Tagebuch und auch hier.

Zwischendurch habe ich einen Mann, der Sandaletten mit Absatz in der Wohnung trägt, obwohl er sonst doch lieber barfuß geht und zuletzt hat er für sich auch die Fußnägel rot lackiert, weil es in den Damen Birkenstock schön aussieht. Ich fand, die Fingernägel könnten auch noch rot sein. Mit dem Gedanken dann auch als Mann mit roten Fingernägeln aus dem Haus zu gehen, musste er sich ein paar Tage daran gewöhnen. Doch für auf den Campingplatz sollte ich den Nagellack bitte einpacken. Um zu wissen, wie gut der Nagellack später beim Schwimmen hält, hat er sich einen Daumen rot gemacht.

In der Sonne liegend, kam ein kleines Mädchen auf ihn zu und inspizierte ihn genauer. Es war gar nicht so entscheidend für sie, dass ein Mann rote Fingernägel hat, sondern wieso nur der Daumen rot war und die anderen Nägel nicht, denn schließlich waren die Zehennägel doch auch alle gemacht. Es war auch noch so, dass ich mich etwas weiter weg mit ihrer Oma (junge Oma von 50) unterhielt, die sich dann doch wunderte, dass mein Mann lackierte Nägel hat.
Ich überlegte und hätte sagen können, mein Mann ist TV, doch ich hatte auch das Gefühl, damit packe ich diese Seele selbst in eine Schublade und die reine Wahrheit war und ist eben, weil es schön ist, für mich und für ihn. Es nicht um die Identität TV ging. Es kam keine seltsame Reaktion oder Kommentar und am nächsten Abend hat die Oma sich mit ihrem Mann sogar zu uns gesetzt. Interessant war, dass das kleine Mädchen wohl Detlef noch nicht richtig aussprechen konnte und nannte ihn zum Abschied Dee, der Kosename von mir für Denies und Detlef.

Ein paar Höschen mit Spitze sind zu Dees Kleidung dazu gekommen und auch, wenn das Outfit oberflächlich Mann ist, so sind die Höschen doch eher Frau und mir gefällt es.
Was für mich allerdings schon eine Umstellung ist, ich teile noch meine 3 Handtaschen mit meiner Frau bis wir eigene passende für sie gefunden haben genau wie mit meinem Schmuck. Da darf Dee sich noch Meinungen bilden, denn manches an Ketten und Armbändern kann ich selbst machen.
Woran ich mich gewöhne, ist auch, ich nehme weniger oft Make-up als Dee und mein Mann verbringt ewige Stunden damit, die Körperhaare zu epilieren. Bei keinem anderen Mann mochte ich die Behaarung, aber bei ihm und jetzt muss ich ausharren bis die Stoppelei weniger wird, um ungewohnte glatte Haut wieder zu genießen. Dee würde es gefallen, wenn wir die gleiche Kleidergröße hätten, dass wir die Klamotten tauschen könnten, weil es wohl besonders schön wäre, meine zu tragen. Manchmal finde ich es sogar seltsam, wenn Denies die Perücke abzieht, dann habe ich das Gefühl da fehlt etwas.

Meine Tochter (26) weiß es inzwischen auch und sie meint, das sei in ihrem Umfeld nichts Ungewöhnliches, ähnlich unspektakulär reagierten auch zwei Freundinnen, denen ich es sagte. Die eine meinte, sie könne nur mit einer Transgender Tante aufwarten und die andere machte direkt aus Detlef Dee.

Auch wenn es jetzt einfach klingt, so mache ich mir schon meine Gedanken, denn es verändert ja auch mich mit. Ich fühle mich als Partnerin eingeladen, meinen Horizont zu erweitern und sehe auch meinen Prozess, in meinem Partner mehr die Seele als den Mann wahrzunehmen. Mir wird auch noch bewusster, dass der Schritt von TV zu TS auch sehr nah bei einander liegen kann, je mehr ich mich im Forum einlese. So sehr ich es drehe und wende, auch dann könnte ich Dee nur unterstützen – ob es mir einfach gelingt, das kann ich heute nicht sagen. Was ich sagen kann, weshalb ich es tun würde, auch wenn ich dabei den absolut wunderbarsten Partner verlieren könnte, ist, dass es mir wichtig ist, dass Dee glücklich ist und ich nicht bestimmen kann, wie dies aussieht. Das muss jeder Mensch für sich definieren.
Zum einen ist es Dees Glück und zum anderen wäre es ein Reife- und Weiterentwicklungsprozess, den ich ebenfalls nur unterstützen könnte und nicht nehmen oder einschneiden darf/ möchte.

Wir reden sehr viel miteinander und für Dee ist es manchmal u.a. Mangels verfügbarer Worte, schwer zu antworten, denn ich frage auch schon einmal, was sich in ihm verändert, was „es“ mit ihm macht und ob sich auch etwas anders und wenn ja, wie anders es sich anfühlt.
Umgekehrt bekomme ich gleiche oder ähnliche Fragen gestellt und forsche genau, was in mir lebendig ist und in mir vorgeht. Wir konnten beide vor unserer Begegnung mit keinem vertrauten Menschen so tiefgehend sprechen, uns austauschen bzw. mitteilen wie jetzt.
Es ist zwar erleichternd, wenn man es in der Realität kann, doch selbst nach 3 gemeinsamen Jahren merken wir, wie wenig Übung wir davor darin gehabt haben.

Soweit erst einmal wieder die neuesten Gedanken von uns.

Herzliche Grüße, Ulla

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Hallo Welt

Autorin: Drachenfrau

 

Hallo Welt,

hier bekommt nun die Geschichte von Denies und mir, ihrer Frau, etwas Raum.
Diesen Beitrag habe ich bereits in einem anderen Forum veröffentlicht, bevor wir überhaupt etwas vom Gendertreff wussten.
Da wir durch die Selbsthilfetreffen in Leverkusen und Düsseldorf doch einige aus dem Forum inzwischen persönlich kennenlernen durften, finde ich, dass die Beiträge hier sogar passender hin gehören, weshalb ich sie hierhin nun übernehme.

20.08.2016:
Wir haben uns vor etwas mehr als 3 Jahren gefunden, was eine Geschichte ist, die Rosamunde Pilcher in den Schatten stellen könnte, wie es mal jemand ausdrückte. (Wer es wissen mag, wie wir uns kennengelernt haben, erzählen wir gern, ist jedoch für hier etwas zu lang).
Unsere Verbindung ist seit Anfang an sehr tiefgehend und mit jedem gemeinsamen Schritt verfeinert sich dieses Band. Als wichtig empfanden wir es seit dem ersten Augenblick, miteinander klar und offen, ehrlich und direkt zu kommunizieren. Das Vertrauen hierfür mussten wir auch erst einmal entstehen lassen und miteinander die positive Erfahrung machen, dass wenn etwas ausgesprochen sein möchte, dann auch eine Rückmeldung kommt, die weder streitsüchtig, noch zickig oder bewertend geschweige denn be- oder verurteilend einhergeht.

Seit 2 Jahren sind wir in einem Erotikportal angemeldet, auch wie im Forum als Paar. Wir kamen dazu wie die Jungfrau zum Kind und haben seitdem sehr viel über das Menschsein und die Vielfalt des Menschelns dazu gelernt.

Immer mal wieder war mein Mann, wenn er bei diesem Portal aktiv war in Chats wie Highheels und Nylons oder TV+TS. Er schrieb, dass ihn dies anziehe, das Feminine im Mann und schrieb sich auch mit Männern, die Nylons toll fanden. Es reizte ihn, aber anders als bei den Männern mit denen er schrieb. Fühlte sich auch immer mehr zu den TV+TS hingezogen.
Dass ihn das reizt, schrieb er regelmäßig und durch unsere Offenheit bekam ich das mit, da ich auch jetzt noch, sehr viel dann neben ihm sitze und mitlese und wir während dem Chat oder danach auch über das Geschriebene sprechen.

Gut zwei Wochen lang habe ich mir das angesehen und fand, er kreist um das Thema wie eine Katze um den heißen Brei. Das kenne ich gar nicht an ihm. Es wurde mir schlicht zu bunt. Obwohl meine Nylons und Oberteile für ihn zu groß sind, dafür meine Schuhe zu klein – holte ich alles herbei, brachte ihn dazu sich Nylons anzuziehen und sich mit Bluse und meinen Pumps vor den Spiegel zu stellen.

Das hat etwas ausgelöst. Beim nächsten Gang in ein Kaufhaus kauften wir die ersten Strümpfe passend für ihn. Online surfte er nach den ersten Schuhen für sich. In dieser Zeit sprachen wir viel miteinander, was in ihm vorgeht. Das war manchmal für ihn nur sehr schwer zu beschreiben.
Klar war jedoch absolut: da will etwas raus. Aus der gemachten Lebenserfahrung wussten wir beide, etwas zu unterdrücken, kann nicht gut gehen.

Er wurde immer femininer in seiner Ausstattung. Wir saßen am Rechner und surften nach Kleidern. Was er sich aussuchte, beriet ich ihn, denn die Teile sollen ja auch zu seiner Figur passen. Das erste Kleid war gefunden und dann die Haare. Abends im Bett fragte ich ihn dann, ob er denn schon einen Namen für sich als Frau hätte. Ziemlich spontan antwortete er „Denies“. So war sie dann geboren.

Vor ungefähr jetzt 2 Wochen fand ich es an der Zeit, dass wir nicht nur Heels für sie haben, sondern auch erst einmal Schuhe mit flachem und mittlerem Absatz zum Eingewöhnen, alltagstauglich und auch bequem. Im Schuhgeschäft hatten wir unseren Spaß zusammen. Es war alles einmal umgekehrt. Ich brachte ihm die Schuhe zum Anprobieren anstatt er mir. Manche Frau bekam das mit und schaute uns kariert an, doch ich lächelte einfach freundlich als sei es das Normalste auf der Welt, dass Frau für ihren Mann Damenschuhe aussuchen hilft. Wir fanden 3 Paar. Ein Paar Sandaletten verziert mit breitem mittleren Absatz, ein Paar Ballerinas und noch einmal schwarze Heels. Es zog uns auch noch in die Stadt und im SSV fanden wir ein Kleid, zeitlos und super günstig. Für meinen Mann war es an dem Tag anfangs schon ein etwas seltsames Gefühl noch als Mann Frauensachen anzuprobieren, doch ich fand, entweder stehen wir dazu oder wir stehen dazu. Was andere über uns denken, ist deren Sache.

Über das Erotikforum lernten wir einen Mann = TV kennen, der am nächsten Tag mit seiner Tasche uns besuchte. Es war sein zweiter Besuch bei uns. Das hat uns sehr viel Freude gemacht. Wir konnten uns wieder richtig gut unterhalten und die Mädels zogen sich zusammen um und stylten sich. Ich half mit einem Handgriff mal hier und mal da. Der Abend war kurzweilig. Er sagte uns, dass er noch auf einem anderen Forum angemeldet sei, speziell wo sich TVs tummeln und wir registrierten uns am nächsten Tag. Nur ein paar Stunden später hatte Denies dort mit Gina geschrieben, die im Nachbarort wohnt und wir telefonierten. Noch zwei Stunden später hatte ich einen selbstgemachten Obstkuchen eingepackt und wir fuhren zu Gina Kaffee trinken. Auch dieser Nachmittag war kurzweilig und interessant ihre Geschichte zu hören. Zwei Tage später sagte Gina, dass in Mönchengladbach an dem Samstag ein Stammtisch ist und ob wir dahin möchten. Wir besprachen uns und sagten zu.

Es war ein Abenteuer, Denies herzurichten. Sie hat ganz viel epiliert und rasiert und verbrachte Stunden im Bad. Ich schminke mich wenig bis gar nicht und bin daher auch nicht geübt, aber es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen und so zogen wir los, beide geschminkt und gestylt. Wir wurden beim Stammtisch nett begrüßt und uns wurden noch 3 weitere Paare bekannt gemacht.
Das empfand ich schon mal als erfrischend und beruhigend, denn über den Chat und die TV+TS-Gruppe, die wir als erstes ja hatten, bekam ich die einige Erfahrungen mit, dass es nicht einfach normal ist als Mann Frauenkleider zu tragen bzw. sich als Frau herzurichten.

Denies und ich fanden jede für sich unterschiedliche Unterhaltung und Gesprächspartner. So lernten wir auch Michaela (TV) kennen, die für mich eine Freundin geworden ist. Wir hatten an dem Abend Spaß und blieben auch etwas länger als beabsichtigt und werden auf jeden Fall weiter Stammtische besuchen.

Donnerstag waren wir unterwegs um uns Silikoneinlagen anzuschauen. Ein Online Händler bietet Prothesen von Amoena an. Am Telefon meinte er, es könnten unterschiedliche Größen passend sein. Das Hin-und-her-Schicken wollten wir aber vermeiden, vor allem, wenn uns ein Missgeschick mit den Prothesen beim Ausprobieren unterlaufen wäre, hätten wir sie nicht wieder zurücksenden können.
Also fuhren wir hin. Denies war im Sommerkleid, leicht geschminkt. Es war gut, dass wir dort waren und uns persönlich haben beraten lassen. Die BHs, die wir mal vorab kauften, nahmen wir mit und fanden dann auch dafür die passenden Einlagen, nicht zu klein und nicht zu groß – eben passend zu den Proportionen von Denies. Danach saßen wir in einem Bistro, haben etwas gegessen und wurden betrachtet. Manchen mag es aufgefallen sein, dass hinter Denies Outfit ein Mann verborgen ist, andere fanden sie vielleicht sympathisch oder attraktiv. Nach dem Essen schlenderten wir Hand in Hand durch den Ort und benahmen uns wie immer, wenn wir zusammen sind, innig und vertraut, berühren einander – was uns auch Blicke eintrug – doch was soll’s => das ist eben unser Leben.

Zuhause probierte Denies die Einlagen mit allen Kleidern durch und wäre am liebsten nur noch mit den Einlagen rumgelaufen. Als nächstes möchten wir ein Schminktraining machen, dann hätten wir schon mal vom Äußeren her ziemlich viel geschafft und das in gut 5 Wochen.

Seitdem wir uns in den Foren umschauen, hatten wir beide sehr viel Stoff zum Nachdenken. Hier war besonders für mich das Forum interessant, in dem die Partnerinnen darüber schrieben, wie es ihnen damit ergeht. Das trieb mir manchmal Pipi in die Augen und ich habe mich gefragt, ob es auch einen Stammtisch für die Partnerinnen gibt. Nach allem, was ich bisher gelesen habe, klingt unser Weg ja easy und nachdem ich einen Beitrag vom Wandeln zwischen den Welten gelesen habe, bin ich doch froh, dass es auch viel Positives gibt. Mir ist bewusst, dass unser Weg erst begonnen hat und wir nicht wirklich wissen, welche weiteren noch tiefgehenden Konsequenzen das Leben mit Denies haben kann, doch bisher sind wir allen Herausforderungen offen begegnet und immer wieder wurde uns bewusst, wir können gar nicht oft genug und noch detaillierter miteinander reden.

Wir haben darüber gesprochen und mir würde, ginge Denies wirklich den Weg einer GaOP, das Männliche, der Partner fehlen. Eine Trennung könnten wir uns dennoch nicht vorstellen. Es würde für uns eine polygame Lösung geben, sollte ich dann einen Mann kennenlernen (wollen). Für jetzt genieße ich das Leben mit Dee. Manchmal ist es für mich verwirrend, wenn ich mit Denies unterwegs bin, ob ich jetzt von Detlef oder Denies sprechen soll den Kontext betreffend. So habe ich die Namen gemischt und heraus kam Dee, als Kosename für Detlef + Denies. Ich habe Freude, mit Denies shoppen zu gehen, auszugehen und bin glücklich wenn ich in Dee`s strahlend glückliche Augen schaue.

Unseren bestehenden Freunden haben wir davon noch nichts erzählt, doch da müssen sie jetzt durch, so nach und nach, wie wir uns wieder sehen. Fest steht für uns, dass wahre Freunde uns erhalten bleiben und für die anderen gilt, das Leben ist ein stetiger Wandel.

Nach dem gleichzeitig vielen und wenigen, was ich gelesen und erfahren habe, fragte ich mich auch, was hat es für mich so einfach gemacht? Bevor wir uns kennenlernten, hatten wir in unseren Leben bereits sehr viel durchgemacht und wussten, um alles Vergangene zu überstehen, blieb uns nur, dass wir die Wunden ausheilen und den Weg der Veränderung gehen müssen. Wir waren beide wohl schon bevor wir voneinander wussten auf dem Weg zu uns selbst. Eine andere Antwort fand ich (noch) nicht.

Ihr Lieben, Fortsetzung folgt schnellst möglich. Nachdem ich diesen Beitrag heute gelesen habe, sehe ich, wie viel seitdem passiert ist und staune darüber. Damals war noch keine Rede von Transition oder Transsexualität, das kam etwas später.

Herzliche Grüße,
Ulla

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