8 Mittelalte unterwegs im Mittelalter

Autorin: Gitta

Städtefahrt nach Marburg und Limburg

erlebt und geschrieben von Gitta

Ein verlängertes Wochenende im September 2014, der Wetterbericht versprach Sonnenschein und Reporter Günni hatte frei.

So startete er am frühen Freitagmorgen und fuhr in Richtung Hessen. Sein Ziel war Marburg, denn dort wollte er seine freien Tage genießen.

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Die Schönheiten (in) der Gartenschau

Autorin: Gitta

Landesgartenschau Zülpich 2014

erlebt und geschrieben von Gitta

Donnerstag, 19.06.2014, Fronleichnam, Feiertag in NRW, aber Reporter Günni war mal wieder früh auf den Beinen. Sein Chef hatte ihn mal wieder losgeschickt, eine Reportage über die Landesgartenschau in Zülpich zu schreiben. „Naja, ist keine große Sache, ein paar Blümchen und das war’s dann“ dachte er, als er sich auf den Weg machte. Es war ein für die Jahreszeit verhältnismäßig kalter und grauer Morgen.

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8 Neandertalerinnen auf den Spuren der Römer

Osterreise nach Trier 2011

erlebt und geschrieben von Gitta

Endlich war es soweit, Ostern 2011 stand vor der Tür, und unser altbekannter Reporter Günni vom Trannymagazin hatte vier Tage Urlaub, den er auch fernab seiner Arbeit einmal richtig genießen wollte. Alle Wetterdienste sagten bestes Sommerwetter voraus, und so beschloss er, ohne festes Ziel einfach mal so ins Grüne zu fahren. Bereits am frühen Karfreitagmorgen startete er und sein Weg führte ihn zunächst in Richtung Norden. An der Raststätte Solingen–Ohligs machte er eine Pause, um einen Kaffee zu trinken. Schon auf dem gut gefüllten Parkplatz fiel ihm ein Auto auf, das ihm irgendwie bekannt vorkam. Aber so sehr er auch nachdachte, es wollte ihm nicht einfallen. Also ging er ins Restaurant, holte sich einen Kaffee, den er auf der Terrasse genießen wollte. Und da fiel ihm auch wieder ein, wem das auffällige Auto auf dem Parkplatz gehörte: Allein und in der Sonne sitzend hatte es sich Gitta gemütlich gemacht, die er ja schon seit längerem kannte. Aber warum hatte sie sich am heiligen Karfreitag schon so früh auf den Weg gemacht?

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Xenia in Wettenberg 2010

Nach 2006 und 2008 waren Xenia und Freunde wieder in Wettenberg zum größten und schönsten Oldiefestival Deutschlands.

Alle hatten wieder viel Spaß und wir hatten den Eindruck, dass wir schon erwartet wurden.

Natürlich ging es auch wieder auf die Bühne zum Petticoatwettbewerb:

>> Den Petticoatwettbewerb auf YouTube ansehen

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>> 2008

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Zwei Freundinnen: Katrin und Katja fahren zum 5. Geburtstag von Special Trade nach Nürnberg

„Kann ich mich wirklich rauswagen?“ – Diese bange Frage stellen sich viele Transgender am Anfang ihrer Outdoor-Karriere. Die ersten Schritte erlebt man noch unter Schweißausbrüchen und Herzklopfen. Doch dann ist auf einmal alles ganz einfach.

Eine Philosophie des Gendertreff lautet, dass Neulinge im Wege des Learning by Doing von erfahrenen Transgendern lernen. Im folgenden Artikel beschreibt Katja aus dem Gendertreff Forum , wie sie als Anfängerin gemeinsam mit der schon „alten Häsin“ Katrin zum Sommerfest anlässlich des fünften Geburtstags von Special Trade nach Nürnberg reist.

Hier nun der Bericht von Katja:

Die ganze Nacht habe ich kaum geschlafen. Herzklopfen bis zum Hals – doch irgendwie wie im Rausch der Gefühle. Endlich! Der Wecker rappelt mich doch noch wach. Gegen vier Uhr Morgens war ich doch noch eingeschlafen.

Für mich, Katja, sollte es der bis dahin längste Tag seit meinen ersten Ausgehversuchen werden. Obwohl: Was heißt hier Tag? Ein ganzes Wochenende! Vorsichtshalber habe ich mir noch eine Not-Kleidung eingepackt. Wer weiß?

Dann ab ins Bad. Jetzt geht es los. Beim Schminken muss ich Gas geben, denn es ist schon kurz vor fünf. Aber das Make-up sitzt und ich freue mich, dass es jetzt endlich losgeht.

Ich trage einen Jeansrock mit Bluse und Blazer – klack – klack – schallen die Pumps im Hausflur und um 05:30 Uhr bin ich aus dem Haus. Es fängt an zu regnen. Na ja, schnell über den Hof zum Leihwagen. Ich steige ein und fahre los nach Düsseldorf, um mich mit Katrin zu treffen. In der Zwischenzeit telefonieren wir beide zusammen.

Ich bin wie im Rausch, doch irgendwie fühle ich mich sauwohl. Am Südfriedhof in Düsseldorf angekommen hat es wieder aufgehört zu regnen. Katrin und ich begrüßen uns herzlich und Katrin wechselt das Auto.

Unterwegs unterhielten wir uns sehr intensiv über unsere Gemeinsamkeiten. Das war so intensiv, dass wir unser Frühstück verquatscht haben. Das wollten wir noch nachholen.

Irgendwo hinter Frankfurt wollte Katrin eine Zigarette rauchen. Kurz entschlossen hielten wir am nächsten Rastplatz an. Doch dies war kein normaler Rastplatz, sondern ein ganz kleiner. Leute en masse, doch auch ich wollte mal raus, ein wenig Frischluft tanken. Ich schaute mich um, aber mich nahm niemand wahr. Vielleicht waren sie auch alle nur mit sich selbst beschäftigt.

Wir unterhielten uns weiter, lachten zusammen und stiegen gut gelaunt in den Wagen. Wir bekamen langsam aber sicher Hunger und fuhren weiter zum Rasthof am Spessart an der A3. „Was da wohl wieder auf mich zukommt“, dachte ich bei der Abfahrt von der Raucherpause.

Na ja, wir sind ca. 30 km auf der Autobahn gefahren, als das Schild „Rastplatz Spessart“ auftauchte. Nun bekam ich dann doch feuchte Hände. Katrin sagte zu mir, dass mich niemand beachten würde. Lediglich mit dem einen oder anderen Blick müsste ich wohl rechnen.

An der Raststätte angekommen haben wir das Auto geparkt und die Handtasche über die Schulter gehängt. Schön einen Fuß vor dem anderen gestellt und auf Kopfsteinpflaster ging es mit Keilabsatz in Richtung Rasthaus. Die Herren, meist Rentner, schauten uns an und auch die Frauen musterten uns. Wir gingen auf die Toilette – die mit dem Rock dran.

Im Anschluss machten wir uns noch etwas frisch und gingen dann zum Frühstücken. Die Kassiererin zwinkerte mit den Augen und fand uns toll. Wir bezahlten das Frühstück und gingen zum Tisch, aßen unsere Brötchen, tranken den Kaffee und unterhielten uns. Es war schon kurz nach halb zehn als wir aufstanden, um unsere Fahrt fortzusetzen.

Nach einer weiteren Stunde sind wir im Hotel in Nürnberg angekommen. Es lag genau in der Innenstadt. „Schön“, dachte ich nur, „jetzt heißt es wieder raus.“ Oh je, zum Hotel mussten wir durch eine stark belebte Straße laufen. Also raus und durch. Wir haben dann nur kurz eingecheckt und mussten sofort wieder raus, weil vor dem Hotel nur Ein- und Ausladen gestattet war.

Irgendwie aus Neugierde sind wir zu Special Trade gefahren. Das hellrote Gebäude in einem Industriegebiet fiel gut auf und nach einem kurzen Orientieren gingen wir beide hinein. Ein Paradies der Transgenderausstattung lag uns zu Füßen. Alles, was das Herz begehrte, war in greifbarer Nähe.

Wir wurden von den Leuten herzlich willkommen geheißen und der Strom der Besucher riss nicht ab. Es kamen immer mehr Leute zur Tür hinein. Wir haben uns an die Theke gesetzt und aßen ein paar Häppchen. Wir haben dort viele nette Leute kennen gelernt und uns ausgetauscht.

Dann ging es los: Meine und auch Katrins Verwandlung. Wir saßen in gemütlicher Runde und ich begann mir eine neue Perücke auszusuchen. Es war wie in einer gemütlichen Runde. Jeder zeigte mit dem Daumen nach oben oder unten.

Ganze drei Versuche hab ich gebraucht und alle klatschten zum Schluss. Ich habe mich im Spiegel angeschaut und gesagt: „Mann, ist das eine Schöne!“ Die Mütze war gekauft.

Das war aber noch nicht alles, denn dann folgte noch das andere Programm, das ich gebucht hatte: „Von der Raupe zum Schmetterling“ – eine Kosmetikbehandlung habe ich ebenfalls bekommen.

Es war schon kurz nach 16:00 Uhr, also rein in das Zimmer, wo Karin, die Kosmetik-Fachfrau auf mich wartete. Sie hat mich erst einmal abgeschminkt. Ich fühlte mich irgendwie nackt, aber das sollte schnell vergehen. Sie manikürte meine Nägel. Dann wurde ich massiert. Herrlich, nach so einem langen Tag! Ich wurde immer entspannter.

Dann wurde mein Gesicht behandelt. Ein Peeling, dann eine Gesichtsmassage und viel Ruhe – na ja, Tür auf, Tür zu – es war ja viel Betrieb dort.

Zu guter Letzt habe ich eine Gesichtsmaske bekommen. Meine Augen haben eine Verjüngungskur bekommen und mein Gesicht bekam eine Maske. Auch auf die Gefahr, dass ich mich wiederhole: Es war einfach herrlich.

Nach weiteren ca. 20 Minuten wurde ich wach gemacht und war wie erholt. Ich fühlte mich tatsächlich, als hätte sich eine Raupe in einen Schmetterling verwandelt. Karin legte mir ein neues Make-up auf und machte mir die Augen schön. Als runderneuerte Katja verließ ich entspannt das Zimmer und zu guter Letzt drückte ich Karin noch.

Da es schon nach 18:00 Uhr war, entschlossen wir uns, endlich zurück zum Hotel zu fahren, um uns für die Feier noch schnell umzuziehen. Da wir mit dem Wagen ja nur bis in das Parkhaus fahren konnten bedeutete das: Raus in das Leben der Innenstadt von Nürnberg.

Wenn ich mein Spiegelbild in den Schaufenstern sah war ich überrascht, wie gut ich aussah. Von den anderen wurde ich eigentlich gar nicht wahrgenommen. Der Eingang des Hotels kam näher und wir gingen hinein. Wir holten die Schlüssel an der Rezeption und verabredeten uns für 19:00 Uhr, denn wir wollten ja schnell zurück zum Event von Special Trade.

Also kurz noch umgezogen. Mit Bluse, schwarzem Rock und meinen 8-Zentimeter-Pumps ging es dann wieder raus in die Stadt.

Katrin schmerzten die Ohrringe. Sie waren wohl zu schwer, also wurde schnell beschlossen, eben ein paar neue holen. „Jau“, dachte ich, „Augen zu und durch.“ Wir sind bei H&M rein. Der Laden war gerappelt voll. Es war warm und überall waren Menschen. Wir liefen völlig selbstverständlich da durch – gut ein paar Blicke hat Frau auch bekommen, auch von den Verkäuferinnen. Mal ein zwinkerndes Auge, gut ich will nicht protzen, es waren zwei. Dann hatte Katrin die Ohrringe ausgesucht: Kreolen. Wir gingen zur Kasse und bezahlten.

Oh weh, wieder Kopfsteinpflaster mit den Pfennigabsätzen! Doch auch das hat gut geklappt und wieder rein ins Parkhaus, das Auto geholt und zum Special Trade Event gefahren. Wir waren schon spät dran, denn erst nach 20:00 Uhr waren wir da. Wir stellten das Auto ab und stürzten uns ins Vergnügen. Ich hatte mit Katrin vereinbart, dass sie uns heute zum Hotel zurückfahren sollte.

Der Abend war wunderschön. Es begann mit einem Sektempfang, dann haben wir es uns auf der Terrasse  gemütlich gemacht und unheimlich nette Leute kennen gelernt. Wir haben sehr gut gegessen und getrunken und auch eine tolle Unterhaltungsshow gesehen. Das Programm hieß BabsnerTV und war total lustig. Wir blieben bis weit nach Mitternacht.

Im Anschluss haben wir uns bei Inka und Michael, den Inhabern von Special Trade, für die tolle Party bedankt. Dann fuhren wir gut gelaunt zum Hotel zurück. Meine Füße brannten von den Absätzen, aber wir mussten noch einen riesigen Weg vom Parkhaus zum Hotel laufen. Na ja, wir haben auch das geschafft.

Zu guter Letzt wollten wir noch einen Absacker trinken, aber die Hotelbar war schon zu. Doch im Keller befand sich noch eine Bar. Also ab in den Keller, wo wir immer neue Kellner gehabt haben. Lustig, so eine tolle Runde. Kurz vor 5:00 Uhr wurde ich müde. Ich verabschiedete mich und ging zu Bett.

Um 9:00 Uhr hieß es wieder „Raus aus den Federn!“ Eine kurze Nacht war das. Doch ich musste mich nun schnell duschen und fertig machen, denn um zehn Uhr war mit dem Frühstück Schluss.

Ich habe es geschafft und die Leute von der Fete waren auch noch da. Wieder hatten wir jede Menge Spaß.

Dann haben wir ausgecheckt, sind zum Parkhaus gelaufen und haben das Auto geholt. Schnell getankt und los, ab zum Gendertreff Düsseldorf . Gegen 15:30 waren wir wieder in Düsseldorf. Noch einen leckeren Kuchen im Café Süd gegessen und von der Party erzählt. Im Anschluss bin ich freudestrahlend nach Hause gefahren und hundemüde ins Bett gefallen.

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Die Bremer Stadtmusikanten suchen Verstärkung

Trannytour zu den Nordlichtern

erlebt und geschrieben von Gitta

Eigentlich sollte die Erlebnisgeschichte aus Heidelberg der letzte Bericht unseres Reporters Günni vom Tranny – Magazin sein, denn er fühlte sich zu Besserem berufen. Ihm war nämlich ein Aufruf von Radio Bremen zu Ohren gekommen, dass die Bremer Stadtmusikanten noch Verstärkung suchten. Und was lag da näher, als sich dafür zu bewerben, schließlich ist er doch der anerkannt schlechteste Sänger unter der Dusche weit und breit! Also packte er am Fronleichnamstag seine Koffer und begab sich auf große Fahrt.

Als er am Trannybahnhof Gruiten vorbei kam, siegte jedoch seine Neugier und er hielt an. Denn dort standen sie wieder, die sieben Frauen, die er ja schon öfter dort gesichtet hatte: Xenia, Ute, Rita, Kirsten, Ava, Bernadette und natürlich auch wieder die Gitta, denn die muß ja immer mit dabei sein.

Was hatten die denn nun schon wieder vor, an diesem hochheiligen Feiertag in NRW bei bester Laune und strahlendem Sonnenschein? Ja, tatsächlich, sie warteten auf die S – Bahn in Richtung Düsseldorf, in die sie alle pünktlich um 10:13 Uhr einstiegen. Günni schaffte es noch so eben, sein Gepäck zu holen und auf den bereits abfahrenden Zug aufzuspringen. Geschafft, aber auf was ließ er sich nun schon wieder ein?

Nach kurzer Fahrt erreichten sie den Düsseldorfer Hauptbahnhof und die gesamte Gruppe stieg wieder aus und schleppte sich und ihre Koffer in den Tunnel hinunter, um das ihnen schon bekannte Café aufzusuchen und sich zu stärken. Der Reporter setzte sich in eine Ecke und beobachtete die Damen. Aber auch dieses Mal brauchte er nicht besonders vorsichtig zu sein, denn die Frauen waren wieder einmal zu sehr mit sich selbst beschäftigt, als dass sie ihn bemerkten. Nach einem Kaffee oder Kakao zog es alle wieder hinaus in die Halle zu den Verkaufsständen mit den Brezeln und sonstigem leckeren Gebäck. Nur Xenia wurde immer hektischer, hatte sie doch noch am Tag zuvor auf ihrem Weg zur Arbeit einen Stand entdeckt, an dem es Wraps zu kaufen gab, wovon sie unbedingt zwei haben wollte. Aber wie auch immer, sie fand den Laden nicht. „Der wurde bestimmt über Nacht geschlossen“, so vermutete sie und kaufte sich schmollend drei Brötchen und noch einige Brezeln für unterwegs. Doch was war das? Anscheinend hatte das Mädel wieder einmal ein Orientierungsproblem gehabt, denn auf dem Weg zu Bahnsteig 18 war der von ihr gesuchte Verkaufsstand plötzlich wieder da, und so kaufte sie natürlich noch vor Freude über alle Backen strahlend einige der so sehnsüchtig gesuchten Köstlichkeiten für die Reise.

„Na, dem Proviant nach zu urteilen, wird das wohl eine Weltreise werden“, dachte sich Günni und folgte den Reisenden in einigem Abstand zum Zug, der auch bald in den Bahnhof einfuhr. Noch konnte er nur erahnen, was ihn erwartete, und so stieg auch er in den Intercity in Richtung Norden. Erstaunlich schnell fanden die Frauen ihre reservierten Plätze und verstauten ihr Gepäck. Und bereits vor Duisburg konnte das Geheimnis der Tasche gelüftet werden, welche Ute sehr sorgsam seit der Abfahrt in Gruiten mit sich herumtrug, als ob sich darin rohe Eier befänden. Sie reichte den Inhalt an Rita weiter, die anerkannte Fachfrau für den Umgang mit solchen Dingen ist und damit auch garantiert immer wieder für Aufsehen sorgt. Diese konnte es mal wieder nicht erwarteten und öffnete zu schnell die erste Sektflasche, so dass der Korken in hohem Bogen quer durch den Waggon flog. Ganz unschuldig goss Rita nun das köstliche Nass in die mitgebrachten Gläser und alle stießen erstmal auf das bevorstehende Wochenende an, um anschließend ausgiebig zu frühstücken. Weiter ging die Fahrt dann ohne größere Zwischenfälle bis Münster. Dort stieg eine größere Gruppe Jugendlicher in den Zug. Diese hatten einige Dosen mit Bier dabei, die sie bald öffneten. Voller Neid mussten die Mädels zusehen, denn sie wurden natürlich nicht eingeladen.

Nach knapp 3 Stunden machte sich dann wieder Unruhe breit, die Damen machten sich zum Aussteigen bereit, Bremen Hauptbahnhof war erreicht. Vor dem Bahnhof wurde die Orientierung geprüft, und Ava leitete die Gruppe zu Fuß die „200 Meter“ zum gebuchten Hotel in der Altstadt, welches sie auch nach einer weiteren knappen Stunde erreichten. Nach dem einchecken suchte eine jede ihr Zimmer auf, um sich ein wenig zu restaurieren und frisch zu machen und schon bald trafen sich alle wieder zu einer ersten Erkundungstour durch die Stadt. Jetzt ging es ohne Gepäck, dafür aber mit der Straßenbahn in Richtung Rathaus.

Dort ließen sie sich zunächst in einem Straßencafé nieder und tranken und aßen eine Kleinigkeit, um sich von den Strapazen der Fahrt zu erholen, doch schnell zog es die sieben weiter, vorbei an Rathaus, dem Standbild der Bremer Stadtmusikanten, dem Roland durch die Böttcherstraße.

Hier fühlten sie sich alle heimisch, entdeckten sie doch dort das Restaurant „Ständige Vertretung Rheinland – Bremen“ kurz „STÄV“ genannt. Doch zum Verweilen war keine Zeit, und sie schlenderten weiter an einer Bonbonmanufaktur und anderen kleinen Geschäften vorbei in Richtung Weserufer. Auf dem Rückweg wollten sie dann noch das Glockenspiel in der Böttcherstraße hören und so ließen sie sich doch noch im Innenhof der „STÄV“ nieder. Doch die Enttäuschung war fast allen anzusehen, als die Rheinländerinnen gewohnheitsmäßig Altbier bestellen wollten. Denn das gab es dort nicht, ebenso wenig wie Pils. Allein Gitta war überglücklich, sie konnte ihr Stammgetränk, nämlich Kölsch bestellen, endlich gab es auf einer Trannytour mal richtiges Bier. Einige mutige schlossen sich an, die anderen tranken notgedrungen Weizenbier und Ava meinte nur: „Wenn die anderen kein Bier trinken, dann trinke ich auch keines“ und bestellte sich ein Mineralwasser. Frohgelaunt lauschten sie den Klängen des Glockenspiels, bevor sie sich auf den Weg ins Hotel machten.

Mittlerweile waren auch Julia und Maria angekommen, und zum Abendessen zog es die nun neun weiblichen Wesen zum Weserufer auf das Pfannekuchenschiff „Admiral Nelson“, einem originalgetreuen Nachbau einer Fregatte, die der gleichnamige berühmte englische Admiral im Jahre 1805 bei der Schlacht um Trafalgar befehligte. Seit 2001 liegt das Schiff nun in Bremen und wird als Restaurantschiff genutzt. Auch unser Reporter verspürte nun ein leeres Gefühl in der Magengegend und als er sich ebenfalls dort zum Essen niederließ, traute er seinen Augen nicht: Die Gruppe wurde immer größer. Sternschnuppe und Vesta, die in der Nähe von Bremen beheimatet sind, kamen dazu und wurden von den anderen erst einmal ganz herzlich begrüßt. In uriger und gemütlicher Atmosphäre ließen sich alle nun hausgemachte Senfsuppe, normannische Suppe, Salate und natürlich auch Pfannkuchen in allerlei Variationen schmecken. Nach einer letzten Besichtigung des wirklich schönen Schiffes zogen sie nun alle weiter die „Schlachte“ entlang, die Promenade am Flussufer mit seinen tollen Biergärten, wo es natürlich nicht bei nur einem Abendbierchen blieb. Nachdem sich nun alle von den beiden Bremerinnen verabschiedet hatten, gingen die Rheinländerinnen mehr oder weniger schwankend ins Hotel. Einige verschwanden sofort auf ihren Zimmern, allein der harte Kern gönnte sich an der Hotelbar noch einen letzten Nachttrunk. Die dort schon versammelte Gruppe älterer Herren verzog sich schnell, nicht ohne die Worte „Soviel Frauen auf einen Haufen, das ist nun doch zuviel“.

Am nächsten Morgen war es Frühaufsteherin Gitta, die als erste den Frühstücksraum betrat. In dem ausgebuchten Hotel versuchte sie jedoch vergebens, einen großen Tisch für alle zu reservieren, so blieb den Reisetanten nichts anderes übrig, als an zwei verschiedenen Tischen zu sitzen. Der zweite Tag konnte also gemütlich beginnen.

Um keine Zeit zu verlieren, traf sich die gesamte Gruppe schon bald vor dem Hotel und startete bei bestem Wetter und angenehmen Temperaturen in Richtung Innenstadt. Das erste Ziel war das Rathaus, welches in den Jahren 1405 bis 1408 erbaut und als einziges spätmittelalterliches Rathaus in Europa nie zerstört wurde. Es ist zusammen mit der in unmittelbarer Nähe auf dem Marktplatz stehenden Rolandstatue seit 2004 in der Unesco – Liste als Weltkulturerbe anerkannt.

Ein wenig enttäuscht mussten die Damen jedoch feststellen, dass das Gebäude zur Zeit für Besucher geschlossen war. Stattdessen besuchte die Reisegruppe aber den darunterliegenden ebenso alten Ratskeller mit seinen weit verzweigten riesigen Hallen. In diesem Restaurant werden heute über 600 verschiedene Weine ausgeschenkt. Bemerkenswert sind die fünf Separés an der rechten Seite, die heute liebevoll „Priölken“ genannt werden, was soviel heißt wie „kleines freundliches Zimmer“. Aber damals wie heute gilt immer noch dieselbe Regel: Das Zimmer darf nur geschlossen, wenn entweder eine oder mehr als zwei Personen darin verweilen. Auf diese Weise wollte und will man verhindern, dass sich Pärchen darin zurückziehen!

Doch nun zog es die Frauen weiter zum St. Petri Dom, dessen Geschichte bis ins Jahr 789 zurück geht. Unter Anderem befindet sich hier auch das Dom – Museum, mit einer Sammlung von Funden aus mittelalterlichen Bischofsgräbern, aber auch andere kirchliche Kunstgegenstände können hier als Zeugnis der Kirchengeschichte besichtigt werden.

Nach soviel Kultur hatten die Damen jedoch eine Stärkung verdient und setzte sich zur Rast in den angrenzenden Bibelgarten in die dortige Gaststätte. Doch so sehr unser Reporter Günni auch zählte, die Gruppe war nicht vollständig. Er machte sich auf die Suche und fand die restlichen Mädchen todesmutig im nahegelegenen Bleikeller, in dem ehemals Bleiplatten für das Dach des Domes gelagert wurden. Hier wurde es dann richtig schaurig, denn dort befinden sich acht Mumien in ihren offenen Särgen, sowie der steinerne Sarkophag des schwedischen Kanzlers von Bremen, Georg Bernhard von Engelbrechten. Der Sand des Kellerbodens nahm die Feuchtigkeit schneller auf, als der Verwesungsprozess der Toten voranging, daher trockneten diese aus und sind heute als Mumien zu besichtigen.

Schnell zog es die Reisetanten nach dieser Geisterstunde weiter, denn auf dem Programm stand jetzt das Schnoorviertel. Der Schnoor ist das älteste und wohl auch interessanteste Stadtviertel Bremens mit seinen schmalen Gassen, der Johanniskirche und seinen alten Häusern, in denen sich zahlreiche kleine Restaurants und Geschäfte befinden, unter Anderem ein Weihnachtshaus sowie auch andere Kunsthandwerkstätten. Die erste schriftliche Erwähnung dieses Viertels geht auf das 13. Jahrhundert zurück, zahlreiche Häuser sind heute noch gut erhalten. Hier hatten vor allem Flussfischer ihr Zuhause, die dem Gebiet auch den Namen gaben.

Nach diesem Rundgang war jetzt ein spätes Mittagessen angesagt. Es sollte nur eine kleine Stärkung sein, und wenn man schon einmal in Bremen ist, muß es natürlich ein Fischbrötchen sein. Aber enttäuscht mussten die Rheinländerinnen feststellen, dass dies gar nicht so einfach war, und der frische Fisch um die Mittagszeit schon fast überall ausverkauft war. Aber nach langem Suchen gelang es auch ihnen, noch eines zu ergattern.

Nach einem Blick auf die Uhr wurde es jetzt aber Zeit, zum Weserufer zu gehen, wo bereits das Schiff zur Weser – und Hafenrundfahrt wartete. Schnell lösten alle ihre Tickets und fanden auch bald noch Plätze auf dem Sonnendeck. Vorbei ging die Fahrt unter den dazu gehörenden Erklärungen des Kapitäns an alten und neueren Schiffen, an Hafen – und anderen Industriegebäuden, aber auch an weiten Wiesen und Stränden zum Neustädter Hafen und zurück. Ein wenig erstaunt und unsicher war lediglich das Schiffspersonal, eine solche Gruppe war wohl noch nie vorher an Bord gewesen, denn sie hatten einige Probleme mit der Geschlechteranrede. Aber bald war auch das, wenn auch nicht sehr nachhaltig, geklärt. Denn kurz vor dem Anlegen war es Gitta, die unbedingt noch die sanitären Anlagen aufsuchen musste. Und dort war eben dieses Personal gerade am putzen und verwies sie auf die andere Seite, an die Tür mit dem „H“. Aber die beiden Frauen schalteten sofort und sagten: „Ach nee, Entschuldigung, sie können natürlich hier rein“.

Nach einem Spaziergang entlang des Flussufers suchten sich die Mädchen aus dem Rheinland ein Speiselokal zum Abendessen. Hier trafen sie dann auch wieder, wie schon am Vorabend Sternschnuppe und Vesta. Ihnen wurde ein Tisch in der Nähe der Treppe zugewiesen, die in den oberen Teil des Restaurants führte. Als sie mit dem Essen fertig waren, kam eine Dame vom Nebentisch zu uns und sagte ganz forsch und unbekümmert zu Gitta: „Und du kommst jetzt mal an unseren Tisch und erklärst uns das ganze mal“. Der Aufforderung folgte die Angesprochene natürlich sofort und es entwickelte sich ein sehr lebhaftes Gespräch zwischen ihr und den Einheimischen. Und als der Rest der Gruppe bereits das Lokal verließ, verabschiedete sich Gitta, ließ noch ein paar Flyer da und eilte den anderen hinterher, um noch gemeinsam den letzten Abend zu genießen. Es wurde ein schöner Abend in einem Bierlokal, es wurde viel gelacht und erzählt bei einer Superstimmung.

Doch schon bald wurde es Zeit, ins Hotel zurück zu gehen. Die Frauen wünschten sich eine gute Nacht, aber Rita, Kirsten und Gitta hatten immer noch nicht genug und tranken zum Abschluss an der Bar noch Gitta`s neues Lieblingsgetränk, einen Whisky mit Kakao.

Der letzte Morgen begann, wie es so üblich ist, mit dem Frühstück. Wieder einmal war Gitta die erste im Frühstücksraum und konnte auch noch den letzten Vierertisch ergattern und reservieren. So saß sie alleine und von ihren Mitreisenden verlassen dort und als der Nebentisch frei wurde, zog sie diesen gleich herbei. Jetzt war also schon Platz für sechs Personen, aber sie hatte alle Mühe, den Tisch in dem immer voller werden Raum zu verteidigen. Und es gelang ihr tatsächlich kurz bevor der Rest mit müden Gesichtern erschien, noch einen weiteren kleinen Tisch heran zu ziehen. Als sie nicht mehr alleine war, konnte sie sich auch endlich ihr Frühstück holen.

Nach der anschließenden Morgenzigarette wurde es dann aber auch schon Zeit, die Koffer zu packen, und alsbald trafen sich die sieben Frauen mit ihrem Gepäck in der Hotelhalle. Julchen und Maria waren indessen schon mit dem Auto abgereist während die anderen aus dem langen Fußmarsch von der Anreise gelernt hatten, denn sie nahmen für den Weg zum Bahnhof den Bus!

Schnell kauften sie sich noch etwas Reiseproviant an den diversen Ständen in der Halle und fanden auch gleich ihren Bahnsteig. Noch ein paar letzte Fotos auf dem Bahnhof und pünktlich um 12:44 Uhr verließen sie im Intercity diese wunderschöne Stadt. Die Zugfahrt verlief ziemlich unspektakulär und mit einer halben Stunde Verspätung kam die Gruppe in Wuppertal an. Jetzt waren die Frauen noch einmal gefordert, denn wieder einmal mal war improvisieren angesagt. Doch auch dieses Mal gelang es ihnen, die richtige Regionalbahn nach Gruiten zu finden. Am Trannybahnhof angekommen, verabschiedeten sie sich nur kurz voneinander und gingen in verschiedene Himmelsrichtungen davon. Ava ging zu Rita und Kirsten, Gitta fuhr mit zu Xenia und Ute, wo es erst einen leckeren Kaffee gab. Xenia überspielte inzwischen sämtliche Fotos auf DVD’s für jede, bevor sich die drei daran machten, sich ein wenig frisch zu machen und zu restaurieren.

Sollte es etwa noch weiter gehen? Ja tatsächlich, der Tag war noch nicht zu Ende, denn gegen Abend verließen sie wieder das Haus und fuhren mit ihren Autos in Richtung Süden. In Leverkusen – Opladen verließen sie aber schon wieder die Autobahn und fuhren zielsicher durch einige Nebenstraßen zum Brauhaus am Markt, wo bereits auf der Terrasse ein größerer Tisch reserviert war. Ja, genau, es war der erste Samstag im Monat, und heute fand doch dort der Selbsthilfetreff des Gendertreff statt. Dieses gut besuchte Treffen bildete dann einen wirklich würdigen Abschluss einer wunderbaren Reise nach Bremen. Es wurde ein gemütlicher Abend in lustiger Runde, der weit nach Mitternacht wieder einmal viel zu früh endete. Ein wenig müde, aber voller Eindrücke von diesem Wochenende fuhren die Frauen alle nach Hause.

Und unser Reporter Günni? Ja, auch er machte sich auf den Heimweg, auch ihm hat die Reise gefallen, aber den neuen Job bei den Bremer Stadtmusikanten hat er natürlich nicht bekommen. So wird er wohl noch viele Berichte über die Erlebnisse der reiselustigen Trannys schreiben…

Es war wieder einmal eine wunderschöne erlebnisreiche Tour, wir haben viel gesehen, Spaß gehabt, gelacht und auch neue Cocktails kreirt.

Angeregt wurde die Fahrt von Hannelore, die leider krank war und nicht mit dabei sein konnte.

Geplant und vorbereitet wurde die Reise perfekt und in bewährter guter Art und Weise von Xenia, Ute und Kirsten.

Euch allen gebührt einmal mehr unser ganz herzlicher Dank für eure Mühe und Ausdauer bei den Vorbereitungen. Es war bestimmt nicht das letzte Mal, dass wir unterwegs waren und so können wir es kaum erwarten, bis es wieder heißt:

„Wann treffen wir uns am Trannybahnhof Gruiten?“

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Ein spontanes Treffen am Vatertag

Wir sind wieder zu Hause und zufrieden über den doch noch schönen Tag in Duisburg am neuen Innenhafen.

Bernadette, Ute, unser Sohn, Hannelore, Sabrina, Sabine und ich schlenderten im Hafenbecken an den zahlreichen Cafés und Restaurants vorbei, bis wir uns entschlossen in eins hinein zugehen. Es gab leckeren Kuchen und Kaffee/Kakao dazu.

Es wurde viel geredet und nach ca. einer Stunde war mir nach Rauchen. Also gut erzogen wie ich bin, nahm ich einen Aschenbecher, die an der Eingangstür standen, und wollte vor die Tür gehen zum Rauchen. Da pfiff mich die Bedienung zurück mit dem Hinweis, dass ich drinnen rauchen dürfe. Ich setzte mich dennoch ein wenig weg von der Gruppe. Eine weitere Bedienung meinte: „Eine schöne Frau schicken wir doch nicht zum Rauchen raus in die Kälte.“ Das kam natürlich gut.

Wir bezahlten und verabschiedeten uns voneinander. Bernadette, Ute, unser Sohn und ich hatten aber noch Hunger und gingen in das dort vorhandene mongolische Restaurant. Wir hatten Glück und bekamen einen Tisch zugewiesen. Für ca. 18,00 Euro konnte dort bis zum Platzen gegessen werden. Man ging zum Buffet und stellte sich aus Gemüse, Fleisch und Fisch sein Essen zusammen, was dann gegart und an den Tisch gebracht wurde usw. usw.

Nichts ging mehr und wir hatten es geschafft, dass die Röcke und Hosen wieder passten. Es ging ans bezahlen. Die Bedienung, die sich sehr viel Mühe mit uns gab, fragte ganz vorsichtig: „Spreche ich Sie jetzt mit Frau oder Herr an? Auf der EC-Karte steht ja nun ein männlicher Vorname.“ Ich sagte ihm, dass die Anrede so sein sollte was man sieht aber im Prinzip es mir (fast) egal ist. Er bekam neben einem Trinkgeld natürlich auch noch einen Flyer von uns in die Hand gedrückt. Er wünschte einen schönen Abend und wir machten uns auf den Heimweg ohne Vorkommnisse.

LG
Xenia

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Memories of Heidelberg

Start in die neue Reisesaison

erlebt und geschrieben von Gitta

Gründonnerstag 2010, kurz vor 16:00 Uhr. Feiertagsstimmung macht sich breit in der Redaktion des Trannymagazins. Auch unser altbekannter Reporter Günni freut sich schon auf das lange Wochenende, als sein Chefredakteur ihn in sein Büro ruft. „Geschenke zu Ostern“, so geht es ihm durch den Kopf, „so etwas hat es ja bei uns noch nie gegeben“. In freudiger Erwartung trabt er also in das Büro seines Chefs, doch schon bald sollte seine Laune in den Keller sinken, denn dieser schaute mit finsterer Mine und polterte gleich los: „Aufwachen, Günni, der Winterschlaf ist vorbei. Du hast jetzt ein paar Tage Zeit, schau dich im Land um und dann will ich einen vernünftigen Artikel von dir lesen. In diesem Sinne: Frohe Ostern.“

Missmutig verließ Günni das Chefbüro, machte Feierabend und ging erst einmal ein paar Bierchen trinken. Und wie er so da saß und das letzte Jahr Revue passieren ließ, da fiel im plötzlich ein, das im vergangenen Jahr zu Ostern die Reisesaison der Trannys begonnen hatte. Also ging er nach Hause und machte sich reisefertig. Die Erfahrung hatte ihn gelehrt, dass man bei solchen Touren mit allem rechnen muß.

Am Karfreitag, dem 02. April stand er also früh auf, machte sich fertig und wieder einmal auf den Weg in Richtung Norden. Unterwegs fiel ihm ein, dass er ja noch gar nicht gefrühstückt hatte und so hielt er an einer Autobahnraststätte an. Er schien auf der richtigen Spur zu sein, denn seine noch etwas verschlafenen Augen erblickten dort bei nicht übermäßig warmen Temperaturen aber in strahlendem Sonnenschein auf der Terrasse sitzend eine ihm doch allzu sehr bekannte Person.

Es war Gitta, die dort mit einer dicken Jacke ihren Morgenkaffee genoss. Als diese aufbrach, folgte er ihr wie immer unauffällig und tatsächlich, Gitta fuhr in ein ihm bekanntes Wohngebiet und stöckelte auf einen Hauseingang zu. Schon bald kamen sie zu dritt wieder hinaus, jetzt waren auch Xenia und Ute, beide bepackt mit schwerem Reisegepäck dabei. Nachdem die Koffer und Taschen einigermaßen gut in dem kleinen Auto verstaut waren, konnte die Fahrt los gehen. Doch schon nach wenigen Kilometern schienen sie schon am Ziel angekommen zu sein, denn die Damen stiegen aus, das Gepäck wurde ausgeladen und Gitta parkte den Wagen.

Der Reporter schaute sich um und erkannte, dass er hier doch auch schon mehrmals gewesen war. Richtig, es war der Bahnhof in Gruiten, im Volksmund auch „Trannybahnhof Gruiten“ oder kurz „TBG“ genannt, wo doch sonst eigentlich nie etwas passiert. Aber bereits einige Male war gerade hier der Ausgangspunkt vieler interessanter Erlebnisreisen gewesen.

Die drei Frauen begaben sich also auf den Bahnsteig und standen dort zunächst ziemlich verloren herum. Doch das sollte sich bald ändern, denn schon nach kurzer Zeit näherten sich von der anderen Seite weitere Personen und gingen zielstrebig auf die Wartenden zu. Beim Näherkommen konnte man sie erkennen, es waren Ava, Bernadette und Rita. Doch was war das? Plötzlich drehte sich Rita herum und lief, so schnell es die Absätze ihrer Schuhe erlaubten, wieder davon. Hatte sie etwa plötzlich keine Lust mehr? Aber nein, schon bald kam sie zusammen mit Kirsten wieder zurück. Sie hatte wieder einmal nur ihre Handtasche zu Hause vergessen, aber die umsichtige Kirsten hatte sie ihr schon mitgebracht.

Pünktlich um 11:13 Uhr kam die S–Bahn nach Düsseldorf und die sieben stiegen frohen Mutes und gut gelaunt ein. Schon nach kurzer Fahrt erreichten sie Düsseldorf Hbf und da noch genügend Zeit bis zur Weiterfahrt war, suchten sie dort erst einmal ein Café auf, um sich ein wenig zu stärken. Dem Proviant nach zu urteilen, mit dem die Mädels sich anschließend in der Bahnhofshalle versorgten, schienen sie wohl noch eine längere Reise vor sich zu haben.

Dies sollte sich bestätigen, als sie um 12:27 Uhr in den einfahrenden Intercity einstiegen. Doch was war jetzt los? Der Zug verkehrte heute in umgekehrter Wagenfolge! Waren die sieben dieser Herausforderung überhaupt gewachsen? Natürlich nicht, also dauerte es eine geraume Weile, bis sie ihre reservierten Plätze gefunden hatten. Aber schließlich schafften sie es doch, verstauten ihr Gepäck und setzten sich endlich hin, als ein dumpfer Schlag den Zug erzittern ließ.

Was war passiert? Rita hatte in der Schule nicht aufgepasst oder vielleicht auch nur einfach nicht mit der Anziehungskraft der Erde gerechnet. Denn die Gepäckablage über den Sitzen bestand nur aus einem Gitter und schlecht verstaute Gegenstände haben nun mal die Angewohnheit, zwischen diesen Gitterstäben nach unten zu rutschen und ausgerechnet auf Kirsten`s Kopf zu landen. Aber anscheinend ist die Tasche weich gelandet, denn es ist nichts kaputt gegangen und außer einer Riesenbeule kein weiterer Schaden entstanden.

Rita packte nun schnell die Tasche aus und um weiteres Unheil zu vermeiden, wurden jetzt schnell die beiden zum Vorschein kommenden Sektflaschen geöffnet und der Inhalt an die Mitreisenden verteilt. So stand einem heiteren Wochenende nun nichts mehr im Wege. Der Zug passierte nun Köln – die Stadt mit der überdimensionalen Bahnhofskapelle – und fuhr über Bonn am Rhein entlang in Richtung Koblenz. Hier hielten es zwei von ihnen nicht mehr aus und sprangen schnell auf den Bahnsteig, um schnell ein paar Züge einer Zigarette zu rauchen.

Als der Schaffner jedoch Xenia und Gitta strafend ansah, eilten diese wieder in den Wagen und endlich konnte der Zug mit einer kleinen Verspätung weiter fahren. Nach etwa drei Stunden ohne weitere größere Zwischenfälle (!) machte sich bei den Mädels wieder einmal Unruhe bemerkbar. Hastig packten sie ihre Sachen wieder in ihre Handtaschen, zogen sich ihre Jacken an und eine jede suchte ihr Gepäck. Sie waren am Ziel angekommen, Heidelberg Hbf.

Doch wo war jetzt das Hotel und wie hieß es überhaupt? Als sie sich ratlos an- und umschauten, erblickten sie zwei ihnen anscheinend bekannte Personen, die winkend und rufend vor einem nicht allzu weit entfernten Gebäude standen. Es waren Julchen und Maria, die bereits mit dem Auto angereist waren und das gebuchte Hotel schon gefunden hatten. Also liefen sie zu den beiden und nach einer herzlichen Begrüßung konnte endlich eingecheckt und die zwar etwas kleinen, aber zweckmäßig eingerichteten Zimmer bezogen werden.

Reporter Günni konnte jetzt endlich ein wenig verschnaufen und wartete in der Hotelhalle auf die Dinge, die noch kommen sollten.

Und es dauerte auch gar nicht lange, da versammelten sich die neun Frauen wieder, um eine erste Erkundungstour in die 800 Jahre alte Stadt mit der ältesten Universität Deutschlands zu starten. Nach einem fast endlos erscheinenden Fußmarsch erreichten sie dann auch endlich die Innenstadt mit ihren romantischen Gässchen und den alten liebevoll restaurierten Häusern. Hier ließ sich die Gruppe erst einmal bei strahlendem Sonnenschein in einem Straßencafé nieder, um sich bei Kaffee, Kuchen oder auch einigen Snacks zu stärken, nicht ohne vorher, wie kann es auch anders sein, wieder einmal Tische und Stühle zusammen zu rücken. Nach dieser ausgedehnten Pause zog es die Weitgereisten jedoch noch weiter in die Innenstadt herein.

Vorbei ging es an alten Kirchen, sie schauten in uralte und in selbigem Zustand belassene Studentenlokale, fotografierten die Gebäude und sich selber und erreichten sodann das malerische Neckarufer. Hier hat es den Frauen besonders die „Alte Brücke“ angetan. An dieser Stelle befanden sich bereits seit dem 13. Jahrhundert acht Brücken, auf deren Fundamenten das jetzige Bauwerk, das ein wenig an die Karlsbrücke in Prag erinnert, im Jahre 1788 errichtet wurde. Das Brückentor aus dem 15. Jahrhundert war damals Bestandteil der ehemaligen Stadtmauer und ist in seiner alten Bausubstanz noch weitgehend erhalten.

Nach diesem Spaziergang wurde es jetzt Zeit zum Abendessen und so kehrten die neun Damen ins Restaurant „Weißer Schwan Biermuseum“ ein. Hier fiel dann die Qual der Wahl schwer: Es gibt dort 101 verschiedene Biere aus 26 Ländern. Aber auch die Speisekarte konnte sich sehen lassen und so erlebten die Mädels gut gelaunt einen lustigen ersten Abend in Heidelberg und zu schnell wurde es Zeit für den Heimweg. Julchen, Maria, Bernadette und Ava winkten einem herannahenden Taxi, während sich die anderen durch die Fußgängerzone auf den Weg zu den öffentlichen Verkehrsmitteln machten. Sie erreichten die Straßenbahnhaltestelle und fuhren mit der Tram ins Hotel zurück, wo die anderen bereits Plätze an der Bar reserviert hatten, um noch schnell ein Absackergetränk zu sich zu nehmen.

Als die Damen dann endlich ihre Zimmer aufgesucht hatten, konnte sich auch unser leidgeprüfter Reporter zur Ruhe begeben, um am nächsten Morgen wieder fit für die nächsten Abenteuer zu sein.

Nach einer viel zu kurzen Nacht war es Gitta, die am nächsten Morgen als erste die Freitreppe in den Frühstücksraum des Hotels hinunter stöckelte. Günni hatte sie, ebenso wie die anderen Gäste, natürlich direkt im Visier und konnte beobachten, wie sie mit dem Hotelpersonal verhandelte. Und es kam, was kommen musste, es wurden wieder Tische aneinander geschoben, damit die Gruppe auch zusammen frühstücken konnte.

Nacheinander trudelten auch die anderen ein, teilweise ebenfalls über die Treppe, die Fußfaulen nahmen den Aufzug und alle machten sich über das reichhaltige Frühstücksbuffet her. Julchen und Maria hatten noch eine besondere Überraschung im Gepäck: Sie überreichten einer jeden einen Schoko – Osterhasen und ein Osterei.

Nach dem schmackhaften Frühstück trafen sich die Frauen dann wieder in der Hotelhalle, um von dort aus zu einem ausgedehnten Shoppingbummel und Sightseeingtour durch die Neckarmetropole zu starten. Aber es soll keiner sagen, sie wären nicht lernfähig, denn dieses Mal nahmen sie den Bus bis zur Fußgängerzone. Dort angekommen teilte sich die Gruppe, da ja doch die Interessen bei neun Personen nicht alle gleich sind. Besonders angetan hatten es einigen die Schuh– und Schmuckgeschäfte, wieder andere schauten sich in Modehäusern um. Aber auch die Kultur kam nicht zu kurz, es wurden alte Kirchen, Gebäude und der Studentenkarzer aus dem 16. Jahrhundert besichtigt. Gegen Mittag fanden sich dann einige im „Café Moro“ ein, dessen Ladeneinrichtung aus dem Jahr 1911 stammt und noch im Originalzustand erhalten ist.

Am frühen Nachmittag zog es dann die inzwischen wieder verabredungsgemäss vereinigte Gruppe zum Heidelberger Schloss. Mit der Schrägseilbahn ging es hinauf zur Schlossruine aus dem 13. Jahrhundert. Dieser geschichtsträchtige Bau war bis zum Ende des 17. Jahrhundert die Residenz der pfälzischen Kurfürsten und im Jahre 1415 wurde nach dem Konzil von Konstanz der abgesetzte Papst Johannes XXIII für kurze Zeit dort in Gewahrsam gebracht. Im Ottheinrichsbau befindet sich heute das deutsche Apothekermuseum, ein sehr interessante Ausstellung über die Geschichte der Arzneimittel und Apotheken.

Im Friedrichsbau kann man das „Große Fass“ bewundern. Es wurde im Jahre 1750 gebaut, ist 8,5 m lang und hat einen Durchmesser von 7 Metern. Das Fassungsvermögen beträgt 220.000 Liter und diente früher als Auffanggefäß des Zehntweins der kurpfälzischen Winzer. Vor dem Fass steht die Statue des Fasswächters „Perkeo“, eines nur ein Meter großen, aber 100 kg schweren Südtiroler Zwerges, den Kurfürst Karl–Phillip zum Hofnarren machte. Der Legende nach soll „Perkeo“ täglich 18 Flaschen Wein getrunken haben. Als er einmal krank wurde, soll ihm sein Arzt geraten haben, Wasser statt Wein zutrinken. Als er ein Glas Wasser getrunken hatte starb „Perkeo“ am nächsten Tag.

Nach soviel Kultur und Bildung rauschte den Reisetanten aber der Kopf und sie beschlossen ins Hotel zurück zu fahren, um sich ein wenig zu erholen und frisch zu machen.

Schon nach kurzer Zeit zog es die Damen wieder in die Stadt, es war ja auch schon wieder Zeit zum Abendessen. Und was lag näher, als das älteste Restaurant der alten Residenzstadt zu besuchen, das nach dem Zwerg „Perkeo“ benannt ist? Nach einem ausgedehnten und gemütlichen Abendessen in diesem Speiselokal ließen die Damen den Abend noch in einer Bierbar ausklingen. Als es Zeit wurde ins Hotel zurückzukehren, hatte es angefangen zu regnen und so beschloss die Gruppe kurzerhand, mit dem Taxi zu fahren. Im Hotel gab es dann noch den obligatorischen „Gute – Nacht – Drink“ und so fand auch dieser zweite Tag dann wieder ein Ende.

Am Sonntag, dem dritten Tag der Reise war es wieder Gitta, die als erste die Freitreppe in den Frühstücksraum hinunter schritt. Nach einem kurzen Gespräch mit dem Personal sorgte sie wieder für Aufsehen, als sie wieder die Tische für alle zusammen schob. Kurz darauf kamen auch die anderen mehr oder weniger müde herangeschlichen und noch einmal plünderten sie das Frühstücksbuffet.

Und dann war es soweit, es hieß Koffer packen und auschecken. Sie verabschiedeten sich von Julchen und Maria und die restlichen sieben versorgten sich in der Bahnhofshalle noch schnell mit dem nötigen Reiseproviant, bevor sie auf den Bahnsteig gingen. Und wieder kam der Zug in umgekehrter Wagenfolge und die Frauen waren wieder einmal herausgefordert, ihre richtigen Plätze zu finden. Aber auch dieses Mal gelang es ihnen und die Fahrt ging zügig und ohne größere Zwischenfälle durch das Rheintal zurück nach Köln. Dort mussten sie umsteigen und die Regionalbahn nach Gruiten nehmen. Doch die fuhr heute nur bis Solingen, weil die Bahn mal wieder eine Strecke wegen Bauarbeiten gesperrt hatte. Also wieder raus aus dem Zug und weiter ging die Fahrt mit dem Bus zum Ausgangspunkt der Reise, dem „TBG“. Hier angekommen setzte wieder Regen ein und so verabschiedeten sie sich schnell voneinander und machten sich auf den Heimweg.

Auch unser Reporter Günni machte sich auf den Weg nach Hause, doch weit gefehlt, einige der Abenteuerlustigen hatten immer noch nicht genug. Sie fuhren zu Ute und Xenia, um sich frisch zu machen und so verließen am Abend dann Xenia, Ute, Ava und Gitta wieder das Haus und fuhren los. Sie erreichten nach kurzer Fahrt das griechische Restaurant „Pegasus“ in Hilden, wo Xenia und Ute doch heute ihren Kegelabend hatten. So gaben diese vier Damen der Reise dann noch einen würdigen Abschluss und freuen sich jetzt schon auf die nächste Tour, denn Gerüchten zufolge soll der Sekt für die nächste Bahnreise schon im Kühlschrank liegen.

Und auch Günni konnte jetzt endlich nach Hause und brauchte am nächsten Arbeitstag nicht mit leeren Blättern vor seinem Chef in der Redaktion stehen.

Wieder einmal war es eine wunderschöne Trannyreise und wir alle danken Xenia, Ute, Rita und Kirsten für die perfekte Organisation und Vorarbeit und hoffen alle, dass dieses nicht die letzte gemeinsame Tour war.

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Von Xynthia verfolgt.

Sonntag, 28.2.2010.
Ute machte sich am frühen Morgen auf zum Regionalexpress nach Münster, dort fand eine Messe statt mit wichtigen Vorträgen. Es war stark windig und es regnete.

Die Gelegenheit zu einem Ausflug nach Münster griffen wir (Bernadette, Kirsten, Rita und Xenia) gerne auf und verabredeten uns für 11:00 Uhr. Bernadette war so freundlich und spielte Taxi und fuhr uns alle zum Solinger HBf.

Von einem Unwetter war zu diesem Zeitpunkt (noch) keine Spur, ausser starkem Wind und leichtem Regen. Unser Zug kam pünktlich und griff uns auf. Gegen 14:00 Uhr erreichten wir unser Ziel, Münster und es regnete leider.

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Meine kleine Trannytour oder Marina am Rosenmontag in Hilden

Viele unserer Erlebnisberichte sind von erfahrenen Transgendern geschrieben worden. Doch wie ist es für Neulinge, für die es noch nicht so selbstverständlich ist, sich en femme draußen zu bewegen? Im folgenden Beitrag gibt uns unsere Userin Marina einen Einblick in ihre Gefühlslage bei einem ihrer ersten Ausflüge in die Öffentlichkeit.

Mit freundlicher Genehmigung von Marina aus dem Gendertreff Forum

Auf dem Gendertreff Leverkusen am 06. Februar 2010 hatte ich mich kurzfristig entschlossen, am Rosenmontag mit nach Hilden zu kommen. Das war wohl eine echte Kurzschlussentscheidung, denn zur richtigen Vorbereitung war nicht mehr genug Zeit, beruflich bedingt und auch was meine Kleidergröße betrifft (Ich bin nun mal ein 4XL Transgender).

Der Sonntag vor Rosenmontag begann erstmal mit Fingernägel lackieren. Zum ersten mal übrigens. !**********! Nagellack! Mit dem Lackfarben stehe ich irgendwie auf Kriegsfuß. Nach unzähligen Versuchen hatte ich es so halbwegs hinbekommen, zufrieden stellend war es aber nicht.

Montagmorgen bin ich dann viel zu früh aufgewacht, andererseits auch nicht. Noch brauche ich über 2 Stunden zu stylen. Ich hoffe das wird irgendwann mal schneller gehen. Da ich wie gesagt kein richtiges Kostüm hatte, habe ich mir halt ein paar Dinge zusammen gesucht, die wohl eher in die Rubrik Fehlkauf bzw. Abendbekleidung gehören. Nichts tolles, lila Seidenbluse, braun gemusterter Faltenrock im Kiltstil, lila metallic Leggings, fast flache schwarze Stiefel und meinen langen Wintermantel. Eigentlich wollte ich was „höheres“ tragen, aber angesichts der Tatsache, das es geschneit hatte und ich ziemlich viel laufen muss, habe ich mich dann doch für die fast Flachen entschieden.

Was wäre Karneval Feiern, wenn man noch nicht einmal ein Bier trinken kann? Also ist Marina statt mit dem Auto dann eben dem ÖPNV gefahren. Noch eine Premiere, denn auch das zum ersten Mal.

In dem Mietshaus, in dem ich wohne, lebe ich sehr anonym. Daher ist das vor die Tür Gehen für mich mal grundsätzlich kein Problem. Nur im hellen Tageslicht habe ich es noch nie gemacht. Aber was soll’s, es ist Rosenmontag, gerade heute interessiert das garantiert niemanden, ob das Passing gut oder schlecht ist. Ist es schlecht, dann ist es eben ein Karnevalskostüm, ist es gut, na um so besser… So weit wie viele der anderen, zu sagen es ist grundsätzlich egal, so weit bin ich noch nicht. Aber diese Einstellung kommt so ganz langsam, zumindest setzt sich der Gedanke langsam bei mir fest.

Also los geht’s, allen Mut zusammen nehmen und einfach loslaufen. 500 m bis zur Bushaltestelle. Niemand außer mir da und noch gut 5 Minuten Zeit. So stehe ich da an der Haltestelle, Autos fahren vorbei, niemand interessiert sich für mich. Etwa 2 Minuten vor Abfahrt kommt eine junge Frau in Reitkleidung, mustert mich kurz und vertieft sich dann in Ihr Pferde-Buch.

Der Bus kommt pünktlich, einsteigen und 5 Haltestellen weiter raus zum Umsteigen in eine andere Buslinie. Dazu die Kreuzung überqueren und 200 m bis zu anderen Haltestelle. Kostümierte und normale Leute überall, niemand interessiert sich wirklich für mich. Nach 10 Minuten kommt der andere Bus, der mich zum Bahnhof bringt. Wieder 100% pünktlich.

Am Bahnhof dann hätte ich eigentlich ebenfalls ca. 10 Minuten Wartezeit gehabt. Doch die Bahn kommt verspätet. 12 Minuten zu spät um genau zu sein. Oje, hoffentlich bekomme ich noch die S-Bahn am Düsseldorfer Hauptbahnhof.

Der verspätete Zug ist ziemlich voll mit Karnevalisten und solchen die es nicht sind. Ich frage höflich und setze mich dann neben einen Mann in einem Tupfenkostüm. Die Fahrt dauert gut 20 Minuten. Im Zug schaut ein junges Mädchen mehrmals zwischen den Sitzreihen hindurch zu mir rüber. Jedes Mal wenn ich zurück schaue dreht sie ganz schnell den Kopf weg. Dann tuschelt sie, wohl mit Ihren Eltern. OK, also hat sie mich erkannt? Na wenn schon, es ist Rosenmontag.

Die anderen im Zug interessieren sich gar nicht für mich. Umsteigen am Düsseldorfer Hauptbahnhof. Der Bahnhof ist brechend voll, vor allem mit Karnevalisten. 13:06, die S-Bahn, die ich ursprünglich geplant hatte geht um 13:10, das könnte noch klappen. Jawohl, als ich die Treppen zum Bahnsteig hochkomme läuft die S-Bahn gerade ein. Also hatte ich statt am Bahnhof Düsseldorf am Bahnhof Osterath die Wartezeit absolviert, ist ja egal. Damit bin ich wieder im Zeitplan.

Die S-Bahn fährt pünktlich ab. Es sitzen ein paar Leute im Zug, auch hier wieder, absolut kein Interesse an mir. Nach 16 Minuten läuft die S-Bahn im TBG ein. Insider wissen schon welcher Bahnhof das ist. Gemeint ist natürlich der schon so häufig erwähnte Trannybahnhof Gruiten.

Aussteigen, Endstation für mich. Aus dem Bahnhof raus und kurz Rita anrufen, sie will mir entgegen laufen. Vom Bahnhof sind es etwa 500 m bis zu Ritas Wohnung. Nach gut 300 m kommen Rita und Ava mir entgegen. Rita in Ihrem Funkenmariechen Kostüm und Ava in einem silbernen Cheongsam . Beide sahen toll aus. Nach einer schnellen Begrüßung laufen wir gemeinsam zu Ritas Wohnung. Dort wärmen wir uns erst mal wieder auf. Es ist ja noch Zeit bis wir los müssen.

Da ich wusste, dass ich von hier aus zusammen mit Rita, Kirsten und Ava unterwegs bin, habe ich mir keine weiteren Gedanken mehr über den Fahrplan gemacht. Also zurück zum TBG und von dort in die S-Bahn zum Bahnhof Hochdahl. Da stieß dann auch Ilona zu uns. Gemeinsam sind wir dann zum Bus gelaufen, der uns nach Hilden Stadtmitte bringt. An der dritten Haltestelle sind dann noch Xenia, Ute und Gina zugestiegen.

Wir saßen alle ziemlich weit hinten im Bus. In der letzten Reihe saßen ein paar Jugendliche im typischen Outfit: Baggy Pants, Basecap und Ipod im Ohr. Alle in schwarz. Haben die gekuckt… So einen Trannyauflauf haben die wohl auch noch nie gesehen. Xenia unterhielt sich mit einer älteren Frau im Bus. Ich war etwas zu weit weg um alles mitzubekommen. Jetzt, da ich nicht mehr alleine war, hat es mir auch gar nichts mehr ausgemacht. Das alte Prinzip der Sicherheit in einer Gruppe.

Im Zentrum von Hilden sind wir ausgestiegen und zum Karnevalszug gelaufen. Dort warteten schon Josi und Sarah auf uns. So, jetzt sollte der Karneval in Hilden wohl losgehen. Die Zugspitze war jedenfalls schon da. Von unserem Stehplatz aus war der Zug jedoch nicht so toll zu sehen, denn wir standen ziemlich weit hinten.

Nach einiger Zeit waren alle durchgefroren und so wurde beschlossen, dass wir uns auf den Weg zum Restaurant Pegasus machen. Der Zug lief aber noch. Unterwegs bin ich dann noch auf dem schlecht geräumten Bürgersteig gestürzt. Gott, war mir das peinlich im ersten Moment, diese blöden glatten Sohlen. Aber alle haben sich nur Sorgen um mich gemacht. Es war aber nichts passiert, außer dass meine Perücke verrutscht war.

Im Pegasus gab es erstmal Verwirrung über die Sitzordnung. Nachdem sich die meisten schon gesetzt hatten, sollten wir dann doch wo anders hin. Na ja, nach ein paar Minuten war das auch geklärt. Alle bestellten Ihr Essen und es wurde in gemütlicher Runde gespeist. Dann sind die Raucherinnen erst mal raus und ich zum Makeup-Nachbessern runter zur Toilette. Auf dem Weg nach unten kam mir ein junges Mädchen entgegen und sagte alle Toiletten sind besetzt. Damit hat sie mir, ohne es zu wissen, ein nettes Kompliment gemacht. Denn sie hat mich für das genommen, was ich sein will: Eine Frau.

Dann wurde die Tischrunde aufgelöst und alle sind nach vorne zur Theke. Da gab es aber nur 4 Sitzplätze für uns. Der Rest musste stehen. Die anderen anwesenden Gäste haben uns vielleicht komisch angesehen, oder bilde ich mir das nur ein? Alleine hätte ich wahrscheinlich Panik bekommen, aber so, in der Gruppe ging es. Es wurde viel geredet, einige fingen an zu Tanzen zur üblichen Karnevalsmusik. Ich saß die meiste Zeit da, unterhielt mich mit praktisch jeder einmal und genoss ein Alt nach dem anderen. Rita forderte mich mehrmals auf, doch mitzutanzen, aber irgendwie traute ich mich nicht. Ich bin doch so steif.

Dann wurde ich auch noch von Utes Bruder zum Tanzen aufgefordert, was ich aber sehr bestimmt abgelehnt habe. Da spielt das Kopfkino dann doch wieder Armageddon – Der Untergang der Welt. Nach 6 Alt war mir es dann aber auch egal und ich bin dann doch mit zum Tanzen gegangen. Und was für einen Spaß ich hatte. Wann habe ich zum letzten Mal getanzt? Oje, das war noch auf der letzten Schulfete, so lange ist das schon her. Sch*** Schüchternheit. Offensichtlich brauche ich dann doch noch etwas Starthilfe um locker zu werden. Nicht, dass mich 6 große Alt jetzt aus der Bahn werfen würden, beileibe nicht. Aber es hilft. So kam Utes Bruder dann doch noch zu einem Tanz mit mir.

Der Rest des Abends verging wie im Flug mit Tanzen und Reden. Dann verabschiedeten sich zuerst Gina, Xenia, Ute, Josi, Sarah und Ilona. Rita, Kirsten, Ava und ich blieben noch ein paar Minuten, wir hatten noch Zeit bis wir wieder zur S-Bahn mussten. Ava hatte mir angeboten, mich mit dem Auto nach Hause zu fahren, wir mussten aber erst zurück zum TBG.

Also sind wir gegen 22:00 Uhr losgelaufen, um die S-Bahn nach Solingen zu erwischen. In Solingen wollten wir umsteigen, nur hatte der Zug zum TBG laut Ansage 45 Minuten Verspätung. Was sollten wir also tun? Am Bahnhof gibt es einen McDonald’s. Also auf einen Kaffee zum Fastfood Restaurant. Viel los war nicht und irgendwie hat es mir auch nichts mehr ausgemacht, dass ich angesehen wurde. So warteten wir unsere Zeit ab, im McDonald’s war es wenigstens schön warm. Besonders Ava mit Ihrem Kleid und Pumps hatte da zu leiden.

Wieder einmal: Die Bahn kommt … noch später. Aus 45 Minuten Verspätung wurden dann 75 Minuten. Die letzte halbe Stunde haben wir dann am Bahnsteig gestanden und gefroren. Arme Ava, mit ihrem dünnen, hoch geschlitzten Kleid hat sie am meisten gelitten. Der Rest verlief dann ziemlich unspektakulär. Am Trannybahnhof Gruiten raus, in Ritas Wohnung kurz aufgewärmt und dann mit Ava im Auto zurück nach Hause. So bin ich dann um fast 1:00 Uhr zu Hause angekommen. Noch abschminken und ab ins Bett.

Alles in allem war es ein wunderschöner Nachmittag und Abend für mich. Das hat meinem Selbstvertrauen wieder einen kräftigen Schub gegeben. Es macht so viel Spaß mit Freundinnen auszugehen. Das macht echt süchtig nach mehr.

Ich möchte mich an dieser Stelle noch ganz herzlich bei Rita, Kirsten und Ava bedanken. Einfach dafür, mich ein bisschen „an die Hand“ genommen zu haben und mich einfach mitzuziehen. Noch brauche ich das, obwohl es mir schon so viel leichter fällt. Ich stamme halt nicht aus dem Rheinland. Die berühmte rheinische Fröhlichkeit war mir bisher fremd. Die Mentalität in meiner Heimat ist eher mehr so wie die der Westfalen. Stockkonservativ, humorlos und steif. Obwohl meine Heimatstadt sogar als Karnevalshochburg in Hessen gilt. Aber das sind die Städter, ich bin stamme vom Land. Deshalb habe ich wohl auch so lange zum „auftauen“ gebraucht.

Eure Marina

PS von Ava: So kalt ist auch ein recht dünnes Kleid mit ordentlicher Winterjacke sowie zwei 60den Thermo-Strumpfhosen dann auch wieder nicht. 😉

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