Frau Anje Nörkel liegt, wie so oft, am Fenster und beobachtet Ihre Umgebung. Es ist noch weit vor der Saison und dementsprechend nichts los im Jachthafen oder im Ort. Alles ist noch im Winterschlaf.
Das ist irgendwie nichts für Anje, die mit ihrem Laptop neue Ziele aussuchen möchte. Von Kuba, Thailand, Kenia oder Spanien gehen die Gedanken. Nein, so weit weg soll es doch gar nicht gehen. Eine Städtereise wäre das Richtige. Hamburg, war ich schon. Auch Berlin oder Köln kamen nicht in die engere Wahl. München, da war ich noch nie. Sogleich schaute Anje nach den Zugverbindungen, weil eine solche Strecke sie nicht mit dem kleinen Auto fahren wollte. (das würde der kleine Frosch auch nicht schaffen)
Von Amsterdam geht ein ICE direkt nach München. Kein Umsteigen und ganz wenige Stopps, die die Fahrt sehr angenehm erscheinen lässt. Und schon war das Ticket gebucht. Bald geht es los und was soll ich nur einpacken? Der Zug fuhr pünktlich ab und sollte München planmäßig erreichen. Wie es in der Werbung zu hören ist. „Urlaub von Anfang an“.
Anje war keine Stunde unterwegs, da fuhr ihr der Schreck in die Glieder. Die kenn ich doch! Zwei Damen im besten Alter stiegen in den Zug. Anje erinnerte sich gut, da sie die Beiden, in Begleitung von zwei weiteren Frauen, in Lemmer gesehen hatte. (ihr erinnert Euch sehr an den Beitrag „Miss Nörkel und das Schweigen von Lemmer“.) Ich werde mich mal nicht zu erkennen geben, dachte Anje. Mal sehen was die Beiden so vorhaben und ob die Anderen auch noch zusteigen.
In München angekommen ging es erst einmal in das Hotel. Einchecken, auspacken und los geht es, da es ja nur drei Tage waren, die in München geplant waren. Anje wollte alles sehen. Über den Stachus, zur Marienkirche, zum Rathaus mit einem tollen Glockenspiel und zur Sendlinger Straße. Was für ein Programm. Die Füße taten schon ordentlich weh und der Hunger meldete sich auch.
Am nächsten Tag wollte Anje noch viel mehr entdecken. Über den Hofgarten, dem Englischen Garten, der Feldherrenhalle und den umliegenden Straßenzügen ging es wieder zum Hotel. Anstrengend war es allemal, aber was für eine tolle Stadt. Am Nachmittag waren die Beine müde und wollten so gar nicht weiter. Das Programm im Zirkus Krone sah gut aus und schnell wurde das Ticket gebucht. Was für eine Show. Mitreißend, spannend und kurzweilig. In der Pause schaute Anje sich um und sah in einer Sitzreihe ihre Beiden „Mitreisenden“ Damen. „Ah ha, auch hier?“ kicherte Anje und versteckte sich in ihrem Programmheft.
Am nächsten Tag sollte es wieder nach Hause gehen. Aber noch war ein bisschen Zeit für einen weiteren Ausflug in die Stadt. Für die Zugfahrt wollte sie sich noch mit etwas Proviant versorgen. Am Viktualienmarkt gab es eine gute Auswahl an kleinen Geschäften. Ihre Wahl fiel auf einen kleinen Metzgerbetrieb, der auch eine feine Auswahl anbot. Schnell in das Geschäft und bestellt. „ich hätte gerne eine Frikadelle mit Brötchen zum Mitnehmen“ sagte Anje stolz, weil sie ihre Auswahl schnell gefunden hatte. Die Antwort hatte sie nicht erwartet. „Frikadelle und Brötchen ham mir neet“ sagte der Metzger. Etwas ärgerlich zeigte Anje auf die Auslage. „Da ist doch alles da!“ Die Antwort kam „Gnädige Frau. Des sann Fleischpflanzel mit a Semmeln, horst mi!“ Das soll doch ein Mensch verstehen dachte Anje, nahm ihren Einkauf, schüttelte den Kopf und ging schnurstracks zum Bahnhof, wo der Zug schon auf das Abfahrtssignal wartete.
Auch die beiden Mädels waren wieder an Board und unterhielten sich anregend über die schöne Zeit in München. In Amsterdam angekommen dachte Anje an die Tage zurück. „schee wars“