Selbstmedikation

Autorin: Chris

Ich will jetzt nicht mit erhobenem Zeigefinger ermahnen, das machen dann schon andere. Hier mein Erfahrungsbericht:

Mit 24 habe ich mit der Selbstmedikation angefangen, und über fast 15 Jahre immer wieder on/off gemacht, je nachdem wann ich wo an was ran gekommen bin (Bezug über Internet aus Thailand, Neuseeland, etc.) und hatte zuletzt mit 38/39 eine feste Quelle im Ausland.

Das Ganze ist mit erheblichen Folgen gewesen. Zum einen finanziell, teilweise kam die Ware gar nicht an, obwohl sie bezahlt war, das ging in die Tausende über die Jahre. Natürlich musste ich alles selber zahlen. Logisch, Kinderwunsch war irgendwann schwierig, trotzdem wurde ich mit 28 Vater, dann lange Jahre nichts, dann wieder mit 36. Hat also dann doch noch irgendwie funktioniert. Bevor ich dann mit der eigentlichen betreuten HRT mit 42 begonnen habe war ich noch beim Urologen, der meinte dass bei mir eigentlich gar nichts mehr geht. Gut, Kinderwunsch war abgeschlossen, wobei ich liebend gerne 3 Kinder gehabt hätte.

Nicht nur körperlich haben die Medikamente ihre Spuren hinterlassen. Auch mental gab es erhebliche Auswirkungen durch das Durcheinanderwürfeln verschiedenster Medikamente (Estrifam, Androcur, Aldactone, um nur ein paar zu nennen) sowie mit Dosierungen die ich mir vor allem aus dem Internet gezogen hatte. Das führte bei mir zu einer heftigen schweren Depression, mit Suizidgedanken, einem 3-monatigem Aufenthalt in der Psychiatrie, Suizidversuch. Das war echt kein Spaß. Ich sage jetzt nicht das Hormone zu Suizidgedanken führen, dann müssten ja alle Frauen chronisch suizidal sein. Das Problem ist, dass deine Werte nicht kontrolliert sind und du bist nicht eingestellt. Das kann nur ein Endokrinologe, mit entsprechenden Untersuchungen, Blutabnahme, etc. Ich war damals auch mal bei meinem Hausarzt, der meinte nur dass meine Werte weiblich sind und Transidentität komme bei uns im Ort öfters vor. Das war’s! Meine Endokrinologin kann mich engmaschig kontrollieren, wenn die Werte zu niedrig sind kann angepasst werden, sind sie zu hoch wird reduziert.

Mit Antiandrogen rauscht der Testosteronwert in den Keller. Okay, das ist gewünscht aber ein niedriger Testowert alleine ist ganz schlecht. Dann brauchst du die gegengeschlechtlichen Hormone. Zu wenig davon ist schlecht, weil dann nichts oder nur sehr wenig wirkt, zu viel ist noch schlechter, weil Du mit jeder Menge Nebenwirkungen rechnen musst. Depression gehört ganz klar dazu, auch körperliche Nebenwirkungen wie Gynökomastie aber insbesondere Herz-Kreislauf, Blutsystem, Knochenaufbau, etc. Das sind alles Dinge von denen spürt man vielleicht erst mal nichts aber die Folgeschäden sind enorm!!! Ich weiß von was ich rede. Naja und das mit Depressionen bei Frauen ist gar nicht so weit her geholt. Denkt man an die hormonellen Veränderungen während des Zyklus und die bekannten damit einhergehenden Stimmungsschwankungen aber das regelt der Körper selber.

Es ist ganz wichtig die Hormoneinnahme (HRT) nur unter ärztlicher Aufsicht durchzuführen und nicht an sich selber herumzubasteln! Außerdem mögen es Therapeuten und Endokrinologen überhaupt nicht wenn man sich selbst mit Medikamenten versorgt. Und ohne Therapie bezahlt die Krankenkasse keine Epilation, keine GaOP, keinen eventuellen Brustaufbau und man bekommt keine Gutachten zur Personenstandsänderung.

LG
Chris

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