(K)eine Angst vorm Outing

"Outing" kommt aus dem Englischen und bezeichnet eine Art "Bloßstellen", "etwas öffentlich machen“ oder "mit etwas herausrücken". Seit den 1990iger Jahren sagen wir, dass jemand geoutet wurde oder sich geoutet hat. Jemanden outen oder sich outen steht für eine Sache die bisher geheim war und meist auch gerne geheim geblieben wäre.

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Eckpunkte zu Regenbogenfamilien – Weitergedacht

Gastbeitrag von Heike Freia, Trans* Peerberaterin und freie Referentin für Gender Diversity Education und Leiterin der SHG Bielefeld und Ostwestfalen-Lippe (OWL) – Selbsthilfegruppe transidenter Menschen. Stellvertretende Leiterin der SHGs in Minden, Bad Oeynhausen und Blomberg/Lippe, sowie Trans* Supervisorin und Antidiskriminierungs-Trainerin. „Eckpunkte zu Regenbogenfamilien – Weitergedacht“ weiterlesen

Vom Jungen zum Mädchen

Autorin: Tina

Hallo

Mein Sohn hat mir vor 2 Jahren ( damals 16 ) gesagt er fühle sich als Mädchen. Ich war wie vor den Kopf gestoßen, denn bis dahin war er ein typischer Junge und nichts deutete darauf hin das er sich als Mädchen fühlte oder lieber eins sein möchte.

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Martina`s Weg zur GaOP

Autorin: Martina_P

Die liebe Xenia hat mich gebeten doch mal etwas über mich zu erzählen.

Ich bin Martina mittlerweile 58 Jahre alt, verheiratet ohne Kinder und lebe in GE. Mein ganzes Leben war es mir irgendwie bewusst, dass ich irgendwie anders war. Sprüche wie: „An dir ist echt ein Mädchen verloren gegangen war, oder benimm dich doch mal wie ein Mann“ begleiteten mich phasenweise mein ganzes Leben. Die Liebe zu meiner Frau kam über mich, da war ich grade 16 Jahre alt und hat mich bis heute, 42 Jahre später, so unendlich glücklich gemacht.

Die Jahre gingen so dahin, wir hatten ein unbeschwertes Leben. Immer genug Geld in den Taschen und auf dem Konto ermöglichten uns ein sorgenfreies Leben. Meine ständigen Fragen an meine Frau wie z.B.: „Wie ist es eine Frau zu sein?“ und ihre unbeholfenen Antworten führten zu keinem Ergebnis, da ich selbst nicht wusste warum mich diese Fragen quälten.

Zum Karneval 1999 in Venedig sollte der Wendepunkt in meinem Leben bedeuten. Diese wundervollen Kleider brachten mich schier um den Verstand, ich wollte unbedingt so ein Kleid anziehen, meine Frau Silvia wusste es zu verhindern.

In den darauf folgenden Jahren wurde es mit meiner Gesundheit immer schlechter. Schmerzen im ganzen Körper, Schlaflosigkeit, Wut, Trauer, keine Selbstliebe, eine Bandscheibe in der Wirbelsäule nach der anderen verabschiedete sich… ich könnte noch weitere Krankheiten aufzählen.

Ich suchte mir endlich psychotherapeutische Hilfe. Das Schicksal bescherte mir „Nele“. Sie selbst mit einem Handicap geschlagen, sollte mir helfen können… ?! … und wie sie das konnte. Wie der Wirbelwind brachte sie meine Gefühle durcheinander. Sie stelle mein ganzes Leben auf den Kopf, wir suchten gemeinsam nach Lösungen für meine Probleme. Je tiefer sie in meine Psyche „eindrang“ desto verwirrter wurde ich. Irgendwann holte sie Luft und stellte die alles entschiedene Frage:

„WAS GLAUBEN SIE SIND SIE, EINE FRAU ODER EIN MANN“

Diese Frage fuhr mir in die Glieder und veränderte mein Leben nachhaltig.

Ich werde hier nicht über meine familiären Probleme der folgenden Zeit berichten, nur so viel: Die Liebe und Unterstützung meiner Frau zu mir wurde auf eine harte Probe gestellt. Ich bin unendlich glücklich, dass sie uns nicht aufgegeben hat.

Es folgte was nun zwangsläufig kommen musste: Outing in Familie, Freundeskreis, Arbeit, etc. nicht überall wurde dies mit Begeisterung aufgenommen…, Hormontherapie, Namens-/Personenstandsänderung.

Im Frühjahr 2020 begann das letzte große „Projekt“ meiner Angleichung. Die Geschlechtsangleichende Operation.

Für mich kamen nur zwei Krankenhäuser in Essen in Frage, entweder eine Operation von Frau Prof. Krege im Hyssenstift, oder Herr Prof. Hess vom Universitätsklinikum. Ich habe mir Ersttermine zur Beratung in beiden Krankenhäusern besorgt. Bei Frau Prof. Krege fand die Beratung vor Ort statt, bei Herr Prof. Hess online. Obwohl ich ihn nicht persönlich kennenlernen konnte fiel meine Wahl auf „Hess“, ich fand Ihn einfach nett.

Im September 2021 erhielt ich einen Anruf, der OP-Termin wurde auf den 01.03.2022 festgesetzt, also noch 4 ½ Monate Wartezeit, jetzt wurde es spannend.

Ich fing an zu recherchieren: Wie groß ist das Risiko während einer OP zu sterben, was passiert wenn die Narkose mich tötet… usw. Ich entwickelte ungeahnte Ängste. Keine Zweifel ob ich die OP wirklich machen sollte, da war ich mir sicher die wollte ich!!! Ich hatte Angst vor möglichen Fehlern der Ärzte.

Je näher der Termin kam desto ruhiger wurde ich auf einmal, wenn ich nicht mehr wach werden sollte, was soll es war dann auf einmal mein Gedanke.

Als nächstens recherchierte ich über die unterschiedlichen OP-Varianten. In der Onlineberatung 2020 wurde die „Kleine Lösung“ besprochen, die wollte ich haben. Als ich dann endlich einen Arzt vor mir stehen hatte, kamen mir Zweifel, jetzt musste es die Kombinierte Lösung sein.

Zuerst wird vom Penis die Eichel, Schwellkörper und Harnröhre entfernt. Nun wird die Penishaut in einen neu geschaffenen Hohlraum eingenäht. Bei mir wurde noch die Haut des Hodensacks zur Verlängerung in den neu geschaffenen Hohlraum eingenäht. Bei dieser Methode wird die Harnröhre aufgeschnitten und in die geschaffene Röhre eingenäht. Mit ihrer Schleimhaut soll, wenn alles gut geht, eine natürliche Feuchte geschaffen werden.

Doch huch ich greife vor. Am 28.02 sollte ich um 17:00 Uhr im Krankenhaus mein Zimmer beziehen. Ich hatte schon zu Hause abgeführt, außerdem nur Wasser und sehr viel Brühe getrunken. Ich bezog ein Einzelzimmer, das fand ich schon mal toll.

Ich wurde am Morgen vor 6:00 Uhr mit den Worten ich wäre „die Erste auf dem OP-Tisch“ aus dem Bett gejagt, schnell duschen, OP-Hemd und Thrombose-Strümpfe anziehen und ab ins Bett. Die „Alles-egal-Tablette“ wurde mir schon bereit gelegt, ich durfte sie jedoch noch nicht einwerfen. Ab Einnahme der Tablette darf man nicht mehr alleine sein.

Die Fahrt zum OP-Saal war sehr kurzweilig, da alle Pfleger denen ich begegnete eine beruhigende Art an den Tag legten, meine Angst war weg.

Die PDA wurde gelegt, dazu musste ich erst mal wach sein, denn das musste im Sitzen passieren. Die PDA ist dazu da, um die Schmerzen nach der OP auszuschalten…

Dann wurde ich schlafen gelegt.

Nach der OP ich wurde ich im Aufwachraum um 12:30 Uhr geweckt. Ich habe die oben beschriebene PDA in den Rücken eingesetzt bekommen, das sollte meinen Schmerz reduzieren. Jedoch haben die Medikamente so gut gewirkt, dass ich zwar wach war aber ansonsten im ganzen Körper nichts gespürt habe. Mein Blutdruck war 77 zu 44 meine Herzschläge kamen auf maximal 45 Schläge.
Es hat mehr als 3 Stunden gedauert bis mein Blutdruck so stabil war, dass ich endlich auf mein Zimmer durfte.

Am Freitag und Samstag war ich in heller Aufregung, mein Platzhalter verabschiedete sich, der Körper drückte das Ding einfach mal so raus. Alle Ärzte ziemlich cool da sie dieses Problem wohl schon regelmäßig haben, setzen ihn einfach wieder ein und benutzten immer mehr Klebeband, das Entfernen macht natürlich besonders viel Spaß, aber nur für diejenigen die Dir das entfernen.

Am Montag den 7. März durfte ich meine neue Errungenschaft zum ersten Mal „ausgiebig“ bewundern. Frau Doktor Caspari entfernte noch einige Kompressen, die der Operateur mit angenäht hat und testete als erstes meine Klitoris (das ist meine frühere Eichel) hui hui da ging aber die Post ab.

Dann spülte sie alles aus, die ganze Zeit hielt ich einen Spiegel in der Hand und schaute ihr dabei zu. Als sie mehrere Kompressen einfach so reingestopft hat und gesagt hat „schauen Sie was ich da alles rein bekomme“ hatte ich ‘ne Menge Tränen in den Augen!
Sie trocknete mit den Kompressen innen alles ab und zeigte mir wie ich einen Platzhalter fertig mache. Den führte sie mir ein, und holte ihn sofort wieder raus. Nun war ich an der Reihe, das ist schon ein eigenartiges Gefühl, werde mich aber sicherlich daran gewöhnen.

Am Tag 8 nach OP wurde ich entlassen, gesunden könne ich auch zu Hause!

Die ersten zwei Wochen verbrachte ich überwiegend im Bett oder auf dem Sofa. Zwischendurch sollte ich mich min. 3 Mal am Tag bugieren, dazu benutzte ich das Set von Vagiwell, die Größe 3 & 4 wurden von mir ausgiebig benutzt. Der Bereich wurde immer wunder, alles tat nur noch weh… Der Platzhalter blieb auch nicht an seinem Platz, ich verzichtete auf Ihn.

An den Tagen 15 und 16 nach OP ging es mir nicht so gut, etwas Fieber und etwas Schüttelfrost raffte mich dahin. Ich telefonierte mit der Ärztin. Ich schilderte die Probleme, die Ärztin beruhigte mich ist soweit normal, kein Grund für einen Alarm. Ich hätte mir einen Besuch bei einer Ärztin gewünscht.

Habe ich eigentlich schon über den ständigen nicht gut riechenden Ausfluss geschrieben? Wundwasser, Blut und sonstige Flüssigkeiten die aus einer Wunde austreten können beschäftigen mich jeden Tag. Es wird von Tag zu Tag weniger aber puh daran möchte ich mich nicht gewöhnen.

Zum Thema Wundheilung: Das geht bei mir erstaunlich schnell und ohne Komplikation voran, die Nervenbahnen verbinden sich, das bemerke ich an den Blitzen im OP-Bereich, mal mehr mal weniger stark.

Ach ja Prof. Hess der schaute zwei mal auf meinem Zimmer vorbei, wir wechselten ein paar Worte. Er hat ein gutes Team aufgebaut, scheint jedoch so viel zu tun zu haben, dass die Nähe zum Patienten ein wenig zu kurz kommt, aber dafür gibt es ja die anderen Ärzte und Pfleger.

Jetzt werde ich hoffentlich schnell wieder fit, ich würde gerne wieder etwas arbeiten gehen wollen um dann in 3 Monaten die Korrektur-OP zu überstehen.

Und dann möchte ich endlich mein unbeschwertes Leben wieder zurück haben. 😉

Liebe Grüße
Martina

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Silvester in der Rhön 2019

Wieder ist ein turbulentes Jahr zu Ende gegangen. Der Gendertreff mit seiner Vereinsarbeit und zahlreichen öffentlichen Auftritten, aber auch Privat und Dienstlich waren einige Hürden zu nehmen. Grund genug das Jahr 2019 ruhig ausklingen zu lassen. Also fuhren fünf Freundinnen nach Fulda in die Rhön um Silvester bei Marina und Gerlinde zu feiern. Ava war bereits am 29.12. eingetroffen, Nathalie, Silvia, Ute und Xenia fuhren am 30.12. nach der Arbeit nach Osthessen.

Marina und Gerlinde hatten lecker gekocht und so gab es Rouladen mit Rotkohl und Klößen. Dazu gab es leckere Getränke und zu später Stunde verkrochen sich alle zum Rudelpennen in die Zimmer.

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Back to the roots

…nicht ganz aber wir knüpfen wieder an alte Traditionen an. Der Gendertreff Düsseldorf zieht ab dem 19. Januar 2020 wieder in das Café Süd in Düsseldorf um.

Jeden dritten Sonntag im Monat von 14:00 Uhr bis 17:00 Uhr gibt es dieses lockere Selbsthilfetreffen für Transgender, Angehörige und Interessierte in Düsseldorf. Im Geburts- oder Identitätsgeschlecht bei Kaffee, Kuchen und/oder einem Kaltgetränk nett klönen und sich kennen lernen in gemütlicher Atmosphäre.

Es ist ein offenes Treffen für Transgender, Angehörige und Interessierte. Das Restaurant ist etwas abgelegen und deshalb auch für Leute geeignet, die noch Probleme damit haben, durch eine stark belebte Fußgängerpassage zu gehen. Kurze Spaziergänge sind möglich. Kaffeeklatsch bei Kaffee und Kuchen oder anderen Getränken und im Sommer kann man auch draußen sitzen. Kennen lernen, klönen, diskutieren, Fotos machen, frei bewegen.

Jede_r ist herzlich willkommen. Da das Lokal jedoch den Platzbedarf planen muss, wird um eine Anmeldung gebeten (Kontaktformular, eMail, Forum, Tel.). Bei Fragen stehen Rita und Ava vom Gendertreff e.V. gerne per PN (Forum) oder eMail zur Verfügung.

Kostenlose Parkplätze sind vorhanden. Gute Anbindung mit PKW und ÖPNV.

Zum letzten Mal trafen sich ca. 35 Teilnehmer des regelmäßigen Selbsthilfetreffen im Restaurant Kaisershaus zum Kaffee und Kuchen und zum traditionellen Schrott- und Weihnachtswichteln zum Ende des Jahres. Es gab wieder viel Spaß, gute Gespräche und großzügige Spenden für die Vereinsarbeit. Dafür vielen Dank!

Wir bedankten uns bei dem Restaurant Kaisershaus für 6 schöne Jahre regelmäßiges Selbsthilfetreffen des Gendertreff e.V. mit einem Blumenstrauß. Aber jetzt freuen wir uns auf die neue alte Location in Düsseldorf.

Bis bald!
Team Gendertreff

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Anna-Biancas Update

Autorin: Anna-Bianca

Auch bei mir hat es „klick“ gemacht. Endlich kann ich da fortsetzen wo ich schon einmal war. Andreas ist für mich endgültig Geschichte, es gibt nur noch Anna. Nach der schweren Zeit zu Beginn des Jahres scheinen einige Synapsen wieder richtig geschaltet zu sein. Der operative Marathon ist beendet und nur noch eine sehr schmerzhafte Erinnerung. Nachdem ich ein paar Kilos zulegen konnte nähere ich mich einem gesunden Erscheinungsbild mit dem auch meine Ärzte zufrieden sind. Ich habe in der Zwischenzeit meine Ernährung wieder auf Vollkost umgestellt, muss aber noch auf ein paar Dinge achten. Durch meinen Freund ist wieder eine gewisse Stabilität vorhanden und ich lerne immer mehr mich selbst auch zu schätzen und zu schützen. Im Spiegel sehe ich nur noch die Anna, klar und deutlich. Die Zweifel die ich hatte sind weg und einem unheimlich starken Selbstbewusstsein gewichen. Ich sehe mich nicht mehr als trans* oder „zwischen den Stühlen“ sondern ganz klar als Frau. Meine Veränderung ist auch vielen Menschen aus meinem Umfeld aufgefallen, und dort erfahre ich eine Menge Unterstützung und Anerkennung.

Sicher wird die bald folgende Reha mich ein ganzes Stück weiter stabilisieren, aber ich kann jetzt schon Menschen in einer ähnlichen Situation helfen und ihnen Mut machen. Es ist einfach nur eine unendliche Dankbarkeit in mir dass ich diese ganze Geschichte mit einem für mich guten Ausgang beenden kann.

Ich kann nur Allen Mut machen die vor oder in schlimmen Situationen leben: Gebt niemals auf, seid einfach auch einmal schwach. Nehmt Euch die Zeit und Ruhe die Ihr braucht. Auch Ihr könnt nicht die ganze Welt retten, aber Euch selbst. Darauf kommt es am Ende an: Es geht um Euch selbst und niemand anderes. Geht kleine Schritte, findet Euer eigenes Tempo.

Alles Liebe wünscht Eure Anna-Bianca

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Wie zeige ich mich meiner Partnerin?

Autorin: Amanita

Lisa schreibt:

Liebe Amanita, die Geschichte von Dir und Deiner Frau hat mir Mut gemacht mit meiner Weiblichkeit offener umzugehen. In mir steckt seit meiner Kindheit der Wunsch ein Mädchen/eine Frau zu sein. Meine Freundin weiß auch darüber Bescheid. Nur schäme ich mich noch zu sehr vor ihr um mich als Lisa zu zeigen.Wie habt ihr das das erste Mal gemacht? Wie war das für dich als Freundin? Ich habe große Angst mich vor meiner Freundin lächerlich zu machen.

Liebe Lisa,

ich antworte Dir gerne und glaube, dass Du schon nah an Deinem Ziel bist, in Deiner Partnerschaft offen zu leben. Ich finde es total toll, dass Du Deinen Wunsch und Dein Selbst so gut kennst und auch schon lange wahrnehmen kannst. Und dass Du mit Deiner Freundin auch darüber gesprochen hast und sie positiv reagiert hat.

Mir fallen für Dich einige Wege ein, die denkbar sind:

      1. Arbeite an Deiner Selbstsicherheit.

        Bevor Du Dich zeigst, lasse Deine Selbstsicherheit noch weiter aktiv wachsen. Deine Angst, Dich lächerlich zu machen kann darauf hinweisen, dass Du verinnerlicht hast, es sei falsch so zu sein wie Du bist. Es sei falsch, sich mit dem Körper, den Du hast, weiblich zu zeigen. Es ist nicht falsch. Genauso wie Du bist und Dich zeigst, bist Du richtig. Lasse diesen Gedanken tief in Dich einsinken. Beratung von jemandem, der Dich ganz als Frau sieht, kann Dir hierbei helfen. Wenn Deine Freundin die richtige Partnerin ist, wird sie Dich dabei unterstützen, mehr und mehr Selbstsicherheit zu gewinnen.

      2. Frage Deine Freundin, ob Du Dich ihr zeigen kannst. Frage sie auch, ob es ihr lieber wäre, „nach und nach“ kleine Veränderungen an Dir zu sehen oder ob Du Dich ihr in voller Weiblichkeit mit allem, was Du normalerweise trägst, wenn Du Dich ganz angekommen fühlst, zeigen kannst. Es geht hier um Euch beide. Wie fühlst Du Dich am wohlsten, wie fühlt sie sich am wohlsten?

      3. Es wäre wunderbar, wenn Äußerlichkeiten, keine Rolle spielen würden, aber für die meisten Menschen tun sie das. Es ist wichtig, dass die Art, wie Du Dich ihr zeigst, ein stimmiges Gesamtbild ergibt. Zum Beispiel ist es wichtig, dass eine Perücke – falls Du eine trägst – eine gute Qualität hat, dass Make-up – falls Du welches trägst – gut aufgetragen ist. Aber keine Angst: Perfektion muss nicht sein. Wenn sie sich gut auskennst, kannst Du sie auch bitten, Dich zu schminken oder aus Deinem Kleiderschrank ein Outfit auszusuchen, in dem sie Dich gerne sehen würde.

      4. Sei darauf gefasst, dass sie unter Umständen zuerst langsame, zögerliche Reaktionen hat, dass sie vielleicht Zeit braucht, weil gesellschaftliche Bilder von Männlichkeit und Weiblichkeit sie vielleicht erst irritieren und dass sie zunächst reflektieren möchte, welche Reaktionen in ihr vorgehen und woher sie kommen. Bitte Sie, Dir ganz tief in die Augen zu sehen und Deine Weiblichkeit zu spüren.

      5. Zeige ihr zuerst ein alltägliches Outfit, bevor Du ihr etwas sehr Sexuelles oder Anzügliches zeigst. Das gibt Euch beiden mehr Raum für Sicherheit, Kommunikation und Annäherung. Gehe davon aus, dass sie Dich vielleicht neu kennenlernen möchte. Eine große optische Veränderung kann bewirken, dass wir denken, wir hätten es mit einem neuen Menschen zu tun, mit dem wir erst sprechen möchten und dann nach und nach Körperkontakt aufbauen. Vielleicht möchtet ihr Euch erst einmal fest in den Arm nehmen?

      6. Spür mal tief in Dich hinein. Du kennst Euch als Paar besonders gut. In welcher Situation kannst Du Dir Euch beide am besten vorstellen? Was hilft Dir, was hilft Ihr, Euch wohl zu fühlen?

      7. Ein gemeinsamer Besuch bei einer Selbsthilfegruppe kann sehr hilfreich sein. Und/oder eine Anmeldung im Gendertreff-Forum kann auch nicht schaden.

      Bei mir war es so, dass meine Partnerin damals noch im Verborgenen lebte und wir in zwei unterschiedlichen Wohnungen waren. Sie kam also in „männlicher“ Kleidung bei mir an, zeigte mir dann aber ihre „weibliche“ Unterwäsche, die sie drunter trug. Es war für mich damals ein ungewöhnlicher Anblick, aber was ich vor allem sah, war ihr Vertrauen, ihre Echtheit, ihre Verletzlichkeit, die sie mir zeigte. Ich fand sie wunderschön. Und auch wenn ich von meiner gesellschaftlichen Prägung her immer wieder Stimmen im Kopf hatte, die sagten, sie sei „männlich“, sah ich ihre Weiblichkeit immer und immer mehr, je mehr sie sie mir emotional zeigte. Äußerlichkeiten wie dezentes Make-up, weibliche Outfits und eine gute Perücke halfen mir und auch ihr selbst, diese Weiblichkeit immer mehr zu sehen.

      Von da an war ich bei jedem weiteren Schritt mit dabei. Sie trug weibliche Kleidung zunächst nur in unseren vier Wänden, dann gingen wir eines Tages zusammen auf einen Abendspaziergang im Sonnenuntergang. Sie trug einen langen Rock und ein weich fallendes T-Shirt. Wir hatten zwei Gläser Wein dabei und stießen am Fluss darauf an, dass sie nun in Kleidung, in der sie sich wohl fühlte, das Haus verlassen hatte. Wir waren sehr glücklich!

      Amanita

      Amanita M. Nomi ist cis, ihre Partnerin ist trans. Beide verbindet eine große Liebe. Seit drei Jahren hat sich Amanita in ihrer Beratungstätigkeit auf trans*-Themen spezialisiert. Sie ist Gründerin des #transtalk auf Twitter und Autorin für verschiedene Medien. Unter www.transgender-beratung.jimdosite.com oder über ihre Email-Adresse „amanita.m.nomi(at)gmail(Punkt)com“ könnt Ihr Fragen zu verschiedenen Themen senden und erhaltet in ihrem Blog auf gendertreff.de Antworten. Beim nächsten #transtalk auf Twitter am Mittwoch um 17 Uhr geht es übrigens um Sprache: „Formulierungen die verletzen, Formulierungen die helfen“. Der #transtalk findet in englischer Sprache statt.

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Wer ich bin, warum ich hier schreibe

Autorin: Amanita

Ich bin Amanita. Nein, mein richtiger Name ist das nicht. Ich habe ihn von Sense8 übernommen, der amerikanischen Serie über Seelen, menschliche Verbindungen und ein liebendes Paar aus zwei wunderbaren Frauen: Amanita und Nomi. Amanita ist Cis. Nomi ist Trans. Genauso ist es auch in meinem Leben. Ich bin Cis, meine Partnerin ist Trans. Als wir uns kennenlernten wussten wir das beide nicht. Wahrscheinlich kannte ich damals noch nicht einmal den Begriff „Cis“. Als meine Partnerin mir erzählte, dass sie Trans ist, waren wir gerade in zwei verschiedenen Ländern, etwa 5000 Kilometer voneinander entfernt. Zuerst schrieb sie, sie sei “Genderfluid”, ihr Geschlecht wechselt und sie fühle sich manchmal als Mann, manchmal als Frau. Das fand ich ziemlich interessant und sehr ganzheitlich. Ich stellte ihr viele Fragen: Wann fühlst Du Dich als Frau, wann als Mann? Folgen die Wechsel nach ein paar Stunden, Tagen, Wochen oder Monaten? Ist eine Seite stärker ausgeprägt als die andere?

Durch meine vielen Fragen und ihre tiefen Überlegungen, viel Meditation und Nachspüren fand sie schließlich heraus: „Ich bin eine Frau. Immer. Nicht nur manchmal. Und immer, wenn ich vermeintlich eine männliche Phase habe, dann ist es eigentlich nur eine Phase, in der ich versuche meine Weiblichkeit zu unterdrücken, in der ich versuche, mich anzupassen an das, was andere von mir wollen.“

Ganz ehrlich, erst mal habe ich geweint, als ich das hörte. Ich wusste einfach gar nicht, was das bedeutete und was ich nun verlieren würde. Irgendwie schien die Zukunft nun plötzlich aus ganz vielen Fragezeichen zu bestehen. Heute glaube, ich dass das daran liegt, dass wir für Mann-Frau-Beziehungen so viele Vorbilder aus Büchern, Filmen und vielen Beziehungen um uns herum haben, aber fast keine Beispiele von Beziehungen, in denen viele Veränderungen im Bereich Geschlecht anstehen. Ich hatte so viele Fragen: Wie würde sie aussehen? Wie würde ich auf sie reagieren, wenn ich sie als weiblich sehe? Welcher Teil meiner Anziehung für sie hatte eigentlich mit Gender zu tun? Welcher einfach mit ihrem Kern, ihrer Seele, ganz unabhängig von Geschlecht?

Ich stellte noch tausend weitere Fragen. Auch solche, von denen ich heute weiß, dass sie sehr ignorant und uninformiert waren. Ob sie vielleicht eine Frau sein wollte, weil sie sich so viel mit Weltpolitik beschäftigte und weil da immer die Männer die Schurken sind. Ob sie vielleicht eine Frau sein wollte, weil in der Metoo-Bewegung immer die Männer die Täter sind? Ich wusste damals einfach nicht, dass sie genau so wenig eine Frau sein wollte wie ich. Denn genau wie ich war sie einfach eine Frau. Und nur das war auch der Grund, warum sie als Frau wahrgenommen werden wollte…

Wir besprachen vieles über die Distanz: Wie sie es ihren Kindern sagen wollte, wie ihren Kollegen und Kolleginnen. Wie wird wohl ein Gespräch mit den Eltern ablaufen und wie es wohl sein würde, wenn wir uns sehen? Wie wir uns wohl lieben könnten, wir beiden.

Plötzlich war alles anders. Ich, die ich dachte, ich sei nun mal eben eine Frau, die an Männern interessiert ist, hinterfragte plötzlich meine Orientierung, mein Geschlecht und meine Zukunft. Ich hatte bisher immer gedacht, ich sei eine eifrige Unterstützerin der Regenbogencommunity, aber eben leider nicht selbst L, G, B, T oder Q. Sie, die bisher dachte, sie sei ein Mann, Familienvater, LGBTQ-Aktivist und nur gelegentlich glücklich beim Experimentieren mit der eigenen Weiblichkeit, wechselte nun vom privilegierten Status als weiß, männlich, hetero zum Label T, Trans*, Transgender, Transfeminin, Transfrau: eine Frau, aber bisher unerkannt aufgrund ihrer Anatomie.

Ich möchte Euch auf dieser Plattform an unserem Leben teilhaben lassen. Von ihrem Coming out erzählen und meinem. Von den Kindern, den Eltern, der Arbeit, unserer Liebe und unserer Sexualität. Meinem Leben das sich völlig verändert hat. Und meinem Beruf, den ich nun ganz der Beratung derer widme, die Trans* sind oder sich fragen, ob sie eventuell Trans* sind. Und unserem gemeinsamen Aktivismus für eine Welt, in der es nicht mehr so schwierig ist, sich zu offenbaren. Weil Vielfalt normal ist.

Amanita

Amanita M. Nomi (sie/ihr) ist cis, ihre Partnerin (sie/ihr) ist trans. Beide verbindet eine große Liebe. Seit drei Jahren hat sich Amanita in ihrer Beratungstätigkeit auf trans*-Themen spezialisiert. Sie ist Gründerin des #transtalk auf Twitter und Autorin für verschiedene Medien. Unter www.transgender-beratung.jimdosite.com oder über ihre Email-Adresse „amanita.m.nomi(at)gmail(Punkt)com“ könnt Ihr Fragen zu verschiedenen Themen senden und erhaltet in ihrem Blog auf gendertreff.de Antworten.

 

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