Anna-Biancas Update

Autorin: Anna-Bianca

Auch bei mir hat es „klick“ gemacht. Endlich kann ich da fortsetzen wo ich schon einmal war. Andreas ist für mich endgültig Geschichte, es gibt nur noch Anna. Nach der schweren Zeit zu Beginn des Jahres scheinen einige Synapsen wieder richtig geschaltet zu sein. Der operative Marathon ist beendet und nur noch eine sehr schmerzhafte Erinnerung. Nachdem ich ein paar Kilos zulegen konnte nähere ich mich einem gesunden Erscheinungsbild mit dem auch meine Ärzte zufrieden sind. Ich habe in der Zwischenzeit meine Ernährung wieder auf Vollkost umgestellt, muss aber noch auf ein paar Dinge achten. Durch meinen Freund ist wieder eine gewisse Stabilität vorhanden und ich lerne immer mehr mich selbst auch zu schätzen und zu schützen. Im Spiegel sehe ich nur noch die Anna, klar und deutlich. Die Zweifel die ich hatte sind weg und einem unheimlich starken Selbstbewusstsein gewichen. Ich sehe mich nicht mehr als trans* oder „zwischen den Stühlen“ sondern ganz klar als Frau. Meine Veränderung ist auch vielen Menschen aus meinem Umfeld aufgefallen, und dort erfahre ich eine Menge Unterstützung und Anerkennung.

Sicher wird die bald folgende Reha mich ein ganzes Stück weiter stabilisieren, aber ich kann jetzt schon Menschen in einer ähnlichen Situation helfen und ihnen Mut machen. Es ist einfach nur eine unendliche Dankbarkeit in mir dass ich diese ganze Geschichte mit einem für mich guten Ausgang beenden kann.

Ich kann nur Allen Mut machen die vor oder in schlimmen Situationen leben: Gebt niemals auf, seid einfach auch einmal schwach. Nehmt Euch die Zeit und Ruhe die Ihr braucht. Auch Ihr könnt nicht die ganze Welt retten, aber Euch selbst. Darauf kommt es am Ende an: Es geht um Euch selbst und niemand anderes. Geht kleine Schritte, findet Euer eigenes Tempo.

Alles Liebe wünscht Eure Anna-Bianca

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Xenias Geburtsfehler

Autoren: Daniel (PULS das Gesundheitsmagazin) und Xenia (Gendertreff e.V.)

 

Eine redaktionelle Aufarbeitung meiner ca. 80-seitigen Dokumentation. Verfasst, geschrieben und genehmigt vom Magazin PULS, dem Gesundheitsmagazin für das Bergische Land.

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The Year After

Once upon a time, könnte man schon fast sagen, denn nun liegt die letzte Operation der zwei „Sitzungen“ zur Geschlechtsangleichung bereits 12 Monate zurück. Es ist und bleibt ein umfangreicher und auch schwieriger Eingriff, den man nicht unbedingt so einfach wegsteckt. Nicht ohne Grund gibt es nur wenige (Universitäts-)kliniken, die sich auf diese Operation spezialisiert haben und bei Frau-zu-Mann (FzM) sieht es da noch wesentlich düsterer aus. Grundsätzlich ist bei einer Operation immer mit Risiken zu rechnen und der Heilungsprozess dauert (im Alter) schon mal etwas länger.

Man wird aus der Uniklinik entlassen, hat noch ein paar Nachuntersuchungen bis man wieder arbeitsfähig ist und fühlt sich dann doch ziemlich allein gelassen. Manchmal habe ich in der Zeit überlegt, vielleicht noch mal ein paar Stunden bei einer Therapeutin zu nehmen, aber es schließlich alleine bzw. durch Partnerin, Freunde und die Selbsthilfegruppe gemeistert. Jetzt, nach 12 Monaten, kann ich sagen, es ist überstanden und ich fange mehr und mehr an mein neues Leben zu genießen und glücklich zu sein.

Endlich brauche ich mir keine Gedanken mehr zu machen, wie ich sitzen muss und kann – Nein, ich sitze einfach! Keine Angst mehr bei den Wasserspielen, es könnte mal etwas unkontrollierter austreten. Die Angst ist weg, es könnte nach dem Duschen beim Abtrocknen noch etwas „kaputt“ gehen. Das ist nun vorbei, weil es jetzt endlich das Normalste der Welt ist, auch wenn es nur eine Kopie ist. Aber wie ist das heutzutage mit Kopien? Mit einem guten Gerät (Chirurg) und Handwerkszeug (Operationsbesteck) ist sogar manchmal die Kopie besser als das Original. 😀

Das Thema Silikoneinlagen sollte nicht unerwähnt bleiben. Auch vier Jahre nach der ersten Hormontablette, ist das natürliche Brustwachstum zu sehen und zu spüren. Also auch hier ist zu überlegen, ob Nachhilfe nötig ist oder ob man sich nicht einfach die Zeit nimmt und die Natur machen lässt.

Weiter oben habe ich gesagt, dass ich glücklich bin. Ja, bin ich auch, genieße jeden Tag und möchte nie wieder zurück. Mein Kindheitstraum ist endlich wahr geworden und ich kann/darf endlich so leben, wie ich es immer schon wollte und mein inneres Ich es raus geschrien hat. Ja, ich bereue keine Sekunde.
Aber nicht alle Menschen in meinem Umfeld können sich umgewöhnen und man kann seinen Ursprung nicht wirklich ganz verbergen. So kommt es leider immer wieder mal vor, dass von „Ihm“, „Er“ oder „Sein“ gesprochen wird, statt die weiblichen Attribute zu benutzen. Ich mache niemand einen Vorwurf und fühle mich auch nicht deswegen diskriminiert (es sei denn, es wird permanent mit Absicht betrieben). Aber manchmal zieht es mich schon runter und man braucht eine Menge Selbstbewusstsein und ein „dickes Fell“ um darüber hinweg zu sehen oder auch hier und da mal darauf hinzuweisen. Auch dabei hilft eine Selbsthilfegruppe.

Eine Selbsthilfegruppe hilft nicht nur Transgendern, die noch am Anfang stehen, sondern auch vor der Personenstandsänderung, vor einer möglichen Operation oder allgemein mit der Transidentität umzugehen. Nein, sie hilft auch den Menschen die alles hinter sich haben und diese Menschen, die alles hinter sich haben, können den Newcomern auf ihrem Weg helfen und wertvolle Tipps geben – sie an die Hand nehmen. Transmänner und Transfrauen werden in ihrem weiteren Leben immer mal wieder über ihre Transsexualität/Transidentität stolpern. Sei es beim Vorzeigen von Zeugnissen, beim Arzt, bei der Krankenkasse oder durch ihr Erscheinungsbild. Also, es ist keine Schande, wenn genau diese Personen, die alles hinter sich haben, Hilfe in einer Selbsthilfegruppe suchen oder ihre Hilfe anbieten.
Selbsthilfegruppen helfen aber natürlich auch den Angehörigen, Partnern und Partnerinnen, denn sie stehen dem Trans*-Menschen zur Seite und brauchen auch Ansprechpersonen für die vielen Fragen.

Ich erwähnte bereits, dass sich einige Unikliniken auf Geschlechtsangleichende Operationen mit verschiedenen Methoden spezialisiert haben. Auch da gibt es gute und weniger gute Ergebnisse, aber was ist mit den Fachärzten an der (Patienten-) Front? Bei ihrer Ausbildung stand das Thema nicht auf ihrem Lehrplan. Was tun, wenn eine nicht biologische Vagina, ein Penis aus Silikon, behandelt werden muss? Oder wenn eine tiefe Brummelstimme auf etwas Mädchenhaftes getrimmt werden muss?

Gerne werden dann die wenigen Ärzte gesucht, die sich damit auskennen. Das führt dann zu Überlastungen und Wartezeiten. Allerdings lernen andere Ärzte auch gerne dazu. Das ist wie bei einem Autofahrer, der 30 Jahre den Führerschein hat und dann plötzlich zusätzliche Paragrafen einer überarbeiteten Straßenverkehrsordnung lernen muss. Das erlernte Grundgerüst ist da, aber es kommt halt noch etwas dabei. Man lernt ja nie aus. Auch in diesem Punkt ist es wichtig, dass Ärzte und Selbsthilfegruppen voneinander lernen und sich austauschen, sich ergänzen. Ärzte müssen sich weiterbilden und auch hier zählt – Learning by doing.
Sollte man sich allerdings doch mal wie ein Proband oder Testperson fühlen und das Vertrauen zum Arzt bröckeln, dann doch bitte den Arzt wechseln.

Es ist gut, dass die meisten transidenten Personen durch Selbsthilfegruppen, Vertrauensarzt, Internet usw. über ihren Körper Bescheid wissen und auch über Risiken und Gefahren informiert sind. So kann z.B. eingeschritten werden, wenn ein Endokrinologe gleich mit 50mg Androcur (Testosteronhemmer) und 15mg Estradiol (Östrogene) aufwartet oder ein Frauenarzt sich staunend das Operationsgebiet anschaut, es aber nicht anfassen mag um seine Untersuchung zu machen.

10 Schulstunden Stimmtraining bei einer Logopädin habe ich nun hinter mir und mache tatsächlich Fortschritte. Einige u.a. auch meine HNO-Ärztin (Heilmittelverordnung) hat mir bestätigt, dass meine Stimme etwas höher und wesentlich weicher geworden ist. Das baut mich natürlich auf, wenn es auch z.B. im Betrieb noch schwieriger ist, wenn man sich durchsetzen muss oder im Stress ist. Aber es geht voran und ich darf nun noch weitere 10 Stunden üben bis es in Fleisch und Blut übergeht.

Zum Gesundheitscheck bei meinem Hausarzt, stellte er heute fest, dass mein Blutbild einer 25-jährigen abstinent lebenden Veganerin entspricht, so perfekt sind meine Werte. Umso erstaunlicher, weil ich mittlerweile mit kleinen Schritten auf die 60 zu gehe (Schauder – Ich fühl mich gar nicht so) und ich nicht so ganz auf Alkohol verzichte. Auch auf das Essen habe ich nie so geachtet und esse einfach „Queer durch den Garten“. Liegt es an den Hormonen (2 mg/Tag) oder am Glücklich Sein? Vermutlich ist es die Kombination. Wörtlich sagte er: „Ungewöhnlich für eine Person mit 56, aber jetzt als Frau, in der Blüte des Lebens“.

Ich freue mich über mein Leben und genieße es, was nun doppelt so viel Spaß macht. Und es ist schön, wenn wir im Gendertreff Menschen helfen können.

 

Liebe Grüße
Xenia

 

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Die ersten Tage nach der GaOP

Autorin: Nathalie

 

Gegen 10:00 Uhr ging es los. Der Operationssaal stand für mich bereit. Vorher mussten noch einige Vorbereitungen erledigt werden, die für die Rückenmarknarkose und für die OP notwendig waren. Ich hatte natürlich noch einiges mehr mitbekommen, kann mich aber, da die vorbereitende Medikation schon eingenommen war, an den weiteren Verlauf nicht mehr erinnern.

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In kleinen Schritten, mein Weg zum Ich: 02 u. 03-2014

Autorin: Xenia

Nun hatte meine letzte Stunde geschlagen. Am Montag war meine letzte Therapiestunde und wir ließen die vergangenen Monate noch einmal Revue passieren. Ich erzählte von meinen Operationen, den damit verbundenen Schwierigkeiten und das ich meinen „Abschluss“ zurzeit nicht so richtig genießen kann. Wir kamen aber gemeinsam zu dem Schluss, wie schon die Wochen vorher, dass ich keine weitere Begleitung mehr benötige. So ging die Stunde schnell vorbei und wir verabschiedeten uns voneinander nicht ohne uns alles Gute für die Zukunft zu wünschen.

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In kleinen Schritten, mein Weg zum Ich: 11 u. 12-2013

Autorin: Xenia

Am 14.11. hatte ich meinen ersten "sitzringfreien Tag" 🙂 mit Arbeit, Freizeit und Arztbesuch (Lange Wartezeit) und es ging wunderbar. Es war aber immer noch tagesformabhängig, so dass es ein Tag später, wieder auch mit Sitzring doof war. Zwischendurch musste ich immer mal wieder zu einer leichten Schmerztablette greifen. Aber insgesamt wurde es immer besser auch der "Phantomschmerz" klang immer mehr ab und auch die Körperhaare schienen sich an die neue Situation zu gewöhnen.:-)

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In kleinen Schritten, mein Weg zum Ich: 09 (2) u. 10-2013

14. – 21. September
Geschlechtsangleichende Depriwoche. So könnte der Titel lauten und meine momentane Stimmungslage widerspiegeln.

Ein paar Schritte hinaus unter Menschen habe ich bereits gewagt, denn Laufen geht ganz gut und Termine am Montag und Mittwoch bei der Frauenärztin wahrgenommen. Ihr Befund ist positiv und beruhigend, denn sie ist von dem Resultat und dem Heilungsprozess begeistert und gibt mir noch einige Tipps für zu Hause – Weiterhin schonen und liegen.
Klar, dass es noch schmerzt, Sitzen noch ein Abenteuer darstellt, es immer wieder blutet aber die Gemütslage spielt verrückt. Der Hormonhaushalt hat mich zurzeit fest im Griff!

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In kleinen Schritten, mein Weg zum Ich: 01 u. 02-2013

Neujahr und endlich sind die fehlenden Unterlagen von der Therapeutin, vom Urologen und vom Endokrinologen unterwegs an den MdK. Jetzt wird es weiter gehen.

Die Spuren vom Epilationsmarathon verschwinden auch langsam. Die Taubheit, die Rötung und die Schwellungen im Gesicht verschwinden.

Der Karneval zieht durch das Rheinland und es findet ein Brief den Weg in meinen Briefkasten. Es ist Donnerstag, Altweiberfastnacht und die Rathäuser werden übergeben. Der Brief ist nicht irgendein Brief, sondern es ist die Kostenübernahme für meine GaOP bei der Uni Essen durch die Krankenkasse.

Ihr Leistungsantrag vom 11.09.2012

Sehr geehrte Frau,

Sie wünschen die Kostenübernahme für eine geschlechtsangleichende Genitaloperation.

Gerne teilen wir Ihnen mit, dass diese nach den vereinbarten Vergütungssätzen zwischen dem Krankenhaus Universitätsklinikum Essen und uns übernommen werden.

Legen Sie dieses Schreiben zusammen mit der ärztlichen Verordnung von Krankenhauspflege dem Krankenhaus vor. Die Kosten der Behandlung werden dann direkt mit uns abgerechnet.

Wir wünschen einen guten Behandlungsverlauf.

Termin zum Vorgespräch in der Uni Essen ist der 29.04.2013.

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In kleinen Schritten, mein Weg zum Ich: 12-2012

Zwischen Weihnachten und Silvester werden wir eine Epilationssession machen. In drei Stunden Dauerbeschuss werden den weißen Barthaaren der Garaus gemacht. Natürlich schieben wir ein paar Kaffeepausen dazwischen. Vorher min. drei Tage Bart wachsen lassen * Hua * Schüttel.

Rundum fühle ich mich gut versorgt. Die Gynäkologin hat meine Brust nach verdächtigen Knoten abgetastet, der Urologe hat gleich eine Rundum Untersuchung durchgeführt. Unter anderem hat er mit Ultraschall die Nieren, Blase und Prostata auf ihr Wohlbefinden gecheckt und der Endokrinologe, der die 4mg Estradiol bestätigt, hat die Brust mit Ultraschall untersucht, Blut abgenommen und auch noch einmal den Blutdruck gemessen.

Mit diesen guten und wichtigen Untersuchungen und den positiven Bescheiden, gehe ich doch viel lieber und mit einem guten Gefühl in die Uni Essen zur GaOP.
Überall werde ich sehr fürsorglich untersucht und es werden mögliche Probleme ausgeschlossen.
Es kann doch nicht wirklich sein, dass dies abgeschafft werden soll – Oder?

Achtet immer darauf, dass ihr die richtigen Tabletten bekommt, denn mir ist folgendes passiert: Ich habe wie immer mein Rezept bei der Apotheke abgegeben und wieder zwei Packungen Estradiol bekommen. Aber erst zu Hause ist mir aufgefallen, dass die Packung Rosa statt Türkis und die Tabletten Weiß statt Blau waren. Auf der neuen Packung stand 2mg drauf aber der Beipackzettel signalisierte 1,56mg Estradiol, was faktisch eine Minderung bedeutet hätte. Zurück in der Apotheke konnte der Fehler schnell geklärt werden. Auf dem Rezept war das Medikament nicht genau genug bezeichnet und die Apothekerin hatte daraufhin das erste Medikament genommen, das auf ihrem Bildschirm angezeigt wurde.

Der Bericht vom Endokrinologen steht noch aus, obwohl die Praxis mir bestätigte, dass er schon lange raus geschickt wurde. Vermutlich ist er in der Weihnachtspost verschütt´ gegangen. Also im neuen Jahr nach haken.

Komme gerade von meinem 4-stündigen EPI-Marathon – Autsch. Sehr schmerzhaft aber diverse bartfreie Stellen sind schon sichtbar und da wächst nun nichts mehr.

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