Autorin: Nathalie
Gegen 10:00 Uhr ging es los. Der Operationssaal stand für mich bereit. Vorher mussten noch einige Vorbereitungen erledigt werden, die für die Rückenmarknarkose und für die OP notwendig waren. Ich hatte natürlich noch einiges mehr mitbekommen, kann mich aber, da die vorbereitende Medikation schon eingenommen war, an den weiteren Verlauf nicht mehr erinnern.
Das erste was ich wieder mitbekam war, dass mir im Aufwachraum eine Sauerstoffmaske abgenommen wurde und die Vitalmessgeräte entfernt wurden. Sofort danach sollte ich in mein Bett umsteigen, was aber wegen der gefühllosen Beine nicht möglich war. Mit einem Brett schafften mich die beiden Mitarbeiterinnen sehr zügig ins Bett, so dass die erste Brechattacke folgte.
Wenig später war ich auf meinem Zimmer. Viel habe ich nicht mitbekommen, denn die Müdigkeit war riesig groß. Nebenbei hatte ich einige Halluzination und einige Menschen an meinem Bett schrien mich an, dass die meine Augen aufmachen sollte. Eine Schwester drückte noch auf zwei der zahlreichen Infusionen herum, um meinen Blutdruck etwas schneller zu steigern. Sie meinte, dass mein Blutdruck von 49 zu 31 doch etwas wenig war und wenn ich so etwas nochmal versuche, sie mich direkt auf die Intensivstation bringen würde. Dies sollte aber nicht mehr notwendig sein. Meine Nachbarin informierte mich noch, dass Silvia schon bei mir war, ich aber geschlafen hatte. Für diesen Tag hatte ich auch genug und wollte nur noch ausruhen.
Zwei Tage später stand der erste Verbandswechsel an. Ich hatte etwas Angst vor dem was vor mir lag. Frau Doktor und die anwesenden Mitarbeiterinnen halfen mir auf den Tisch, fixierten die Beine in eine erhöhte Position und mit ganz vorsichtigen Handgriffen war der Druckverband schnell und schmerzfrei entfernt. Auch wenn mein Handspiegel zur Kontrolle mit war, wollte ich das Ergebnis noch nicht sehen. Nebenbei wurden noch die beiden Drainagen entfernt, so dass nur noch der Blasenkatheter übrig blieb. Zudem gab es einen ersten erfolgreichen Funktionsversuch der neu entstandenen Klitoris, um die Nerventätigkeiten zu prüfen.
Es war Samstag, der vierte Tag nach der OP und es stand der zweite Verbandswechsel an. Geplant war, dass ab heute ein Miederhöschen die Aufgabe übernehmen sollte Druck auf die Wunde zu geben. Diesmal schaute ich mir das Ergebnis auch mit meinem Spiegel an. Xenia hatte uns im Frühjahr schon etliche Informationen zukommen lassen und uns auch den ersten Anblick erzählt. Ich war geschockt, nicht in der Lage etwas zu sagen. Ein Bild sagt eben immer noch mehr als tausend Worte. Frau Doktor begann nach einigen Augenblicken damit die Gegebenheiten zu erklären und vermittelte anschaulich wie sich die Schwellungen zurückbilden würden. Leider waren die Schwellungen doch massiver als gedacht und ein neuer Druckverband wurde angelegt. Das bedeutete aber auch, dass die Bettruhe um zwei weitere Tage erweitert wurde.
Ein bisschen sorgte ich mich um meine Beine, die noch immer nicht vollständig funktionstüchtig waren. Das Taubheitsgefühl hatte zwar langsam nachgelassen, ist aber immer noch im Fußbereich zu spüren. Ich denke, es wurde wohl etwas mit der Dosierung der Schmerzmittel über den Rückenmarkkatheter übertrieben. Bis Sonntag, also 5 Tage nach der OP sollte es so bleiben.
Sonntag war auch der erste Tage an dem ich das erste Mal mein Bett verlassen durfte. Es wurde auch Zeit, denn so langsam wusste ich nicht mehr wie ich liegen sollte. Sehr unsicher, vorsichtig und langsam war mein erster Weg in das Badezimmer, damit ich mich mal wieder richtig waschen konnte. Das schlimmste ist, dass man im Bett liegend wirklich nichts alleine machen kann.
Auf jeden Fall hatte ich mir für jeden Tag eine neue Aufgabe gestellt, damit ich schnell wieder auf die Beine komme. Zudem waren die Schwellungen soweit zurückgegangen, dass auch an dem kommenden Montag der Druckverband entfernt wurde und ich anstatt dessen meine Miederhose trug. Was für eine Erleichterung, da die Pflasterstreifen doch sehr fest waren und mächtig an der Haut zerrten. Ohne Ankündigung zog der Arzt, diesmal Herr Doktor, den Blasenkatheter heraus. Natürlich war es etwas unangenehm trotzdem ich war froh auch diesen letzten Schlauch los zu sein. Das bedeutete aber auch, dass ab sofort ich für die Entsorgung zuständig war. Zum Schluss wies mich der Arzt in den Gebrauch des Platzhalters ein, damit der geschaffene Raum nicht zuwachsen kann.
Mit der Zeit waren meine Wege auf der Station wesentlich länger geworden, bei schönem Wetter sogar außerhalb der Klinik über den gesamten Campus. Gemeinsam mit den Ärzten wählten wir den Freitag, für meine Entlassung aus dem Krankenhaus, aus. Jetzt ist sowieso nicht mehr viel zu tun, da bei der zweiten Sitzung, in circa acht Wochen, noch einige Korrekturen geplant sind.
Alles in allem ist der Eingriff wie geplant verlaufen und die Heilung – und Erholungsphase beginnt. Einen kleinen Wermutstropfen muss ich doch verkraften. Meine Leberwerte sind in den letzten Tagen, um etwa 500%, in die Höhe gegangen, so dass dies eine alte aber wichtige Baustelle in der nahen Zukunft bleibt.
Das war mein Kurzbericht über meine erste Sitzung der geschlechtsangleichenden Operation (GaOP). Wer detailliertere Informationen haben möchte, der muss sich noch ein bisschen gedulden. In meinem Buch, welches im Jahr 2015 mit dem Titel „Nathalie Glücklich – Unzufrieden“ veröffentlicht wird, sind viele weitere Informationen und Gedanken von mir zu finden. Natürlich werde ich berichten, wann und wo es zu bekommen ist.
Eure Nathalie