Autorin: Chrissie
Hallo zusammen. Heute erschien in der IKZ ein Leserbrief mit der Überschrift „CDU sollte sich endlich für eine Änderung des Transsexuellengesetzes einsetzen“ der Text (von mir gestern als Leserbrief eingereicht) erschien direkt unter einer Reportage über die Wahl des örtlichen CDU Direktkandidaten mit dem Titel: „Auf ….. ist immer verlass!“
Hier nun der Text:
Ich finde es sehr schön, dass ganz Deutschland geschlossen hinter der LGBTIQ-Community steht und dies so zeigt. Allerdings empfinde ich gerade von Seiten der CDU her die Aussagen gegen Ungarn als heuchlerisch.
Wer verhindert seit über 10 Jahren erfolgreich die vom Bundesverfassungsgericht geforderte Renovierung des Transsexuellengesetzes (TSG)? Wer hat gerade vor 4 Wochen eine Erneuerung des TSG mit fadenscheinigen Begründungen abgelehnt? Genau dieselbe CDU, die jetzt lautstark eine Unterstützung der LGBTIQ-Community in Ungarn fordert. Aber es ist natürlich einfacher über andere Staaten zu lästern, als sich mal an die eigene Nase zu fassen.
Es gibt seit Jahren hervorragende Entwürfe des TSG, z.B. der Humboldt-Universität und diverser Parteien (Grüne, FDP) zur sinnvollen Erneuerung des TSG. Stattdessen wollte die CDU in ihrem Vorschlag vor über 2 Jahren sogar noch eine Verschärfung des bestehenden Gesetzes.
Zur Zeit ist so, dass ein Gericht anhand zweier Gutachten entscheiden muss, wie sich ein Mensch fühlen darf. Die Kosten für so einen Irrsinn: 1.000 bis 5.000 Euro je nach Gutachter. Bei den Gutachten werden zum Teil menschenunwürdige Fragen gestellt und erniedrigende körperliche Begutachtungen durchgeführt.
Diese CDU wollte nun 2019 in einem Entwurf, dass zu dieser Prozedur auch noch ein Vetorecht eines Ehepartners hinzukommt. Sonst sollte sich außer marginalen Wortänderungen nichts ändern. Dabei ist sich die Wissenschaft mit den Organen der UN und der EU einig, dass Transsexualität keine Krankheit ist und die bisherige Praxis eine erhebliche Diskriminierung von Trans* Menschen darstellt.
Also liebe CDU, wenn ihr Ungarns Politik wirklich verurteilt, dann sorgt endlich dafür, dass das TSG sinnvoll überarbeitet wird. Und bitte keine Ausreden. Bei den Entwürfen geht es um die Personenstandsänderung, also Änderung des Vornamens und Geschlechts im Ausweis. Hier Vorzuschieben, dass Kinder zu früh operiert werden ist Blödsinn. Das hat nichts mit den Entwürfen zu tun. Medizinische Maßnahmen finden seit je her nur unter Begleitung durch einen Psychologen und Begutachtung durch den medizinischen Dienst der Krankenkassen statt. Daran soll sich auch nichts ändern.
Ändern soll sich doch nur, dass Trans*Menschen einen einfacheren Zugang zu neuen - zu dem gefühlten Geschlecht passenden - Vornamen und Geschlechtseintrag erhalten (Was übrigens bei Künstlern jederzeit problemlos ohne Gericht etc. sogar beim Nachnamen möglich ist), um während des von den Krankenkassen geforderten Alltagstests (Die Person soll eine Zeitlang im gefühlten Geschlecht leben) die richtigen Papiere zu haben.
Wissen diese Politiker eigentlich, wie demütigend es ist, wenn man an einer Kasse steht und sich im besten Fall zur Belustigung der übrigen Kunden über den Vornamen auf der Karte streiten muss, bis hin zum Einsatz der Polizei wegen Verdacht auf Betrug? Und das nur, weil man sich weiblich (männlich für Transmann) fühlt, so auch auftritt und auf der Kreditkarte dann Herr (Frau) steht.
Also nochmal liebe CDU: Wenn es euch wirklich ernst ist mit der Unterstützung der LGBTIQ-Community, dann schafft endlich die Begutachtung und das Gerichtsverfahren ab.
Für Rückfragen stehe ich gern zur Verfügung.
Chrissie
Anmerkung:
Entwürfe liegen nicht nur von Universitäten und Parteien vor, sondern auch von Vereinen, Verbänden und Selbsthilfegruppen. So hat auch der Gendertreff e.V. bereits 2012 einen Entwurf veröffentlicht und eingereicht. Dieses Forderungspapier wurde dann 2019 überarbeitet und modifiziert.
Gendertreff e.V.