„Sex Change“ als Verkleidung: Ein Motto verstört

Autorin: Flora

 

Es ist jedes Jahr dasselbe. Kurz nach den schriftlichen Abiturprüfungen treffen verwirrte Ältere in Bus, Bahn und auf der Straße auf extrem merkwürdig gekleidete junge Leute- auch dieses Jahr.

Da ich nicht weiß, wie weit diese Tradition verbreitet ist, sollte ich es wohl kurz erklären: Zumindest in der Region in der ich lebe ist es üblich, dass die Abiturklassen sich eine Woche zwischen schriftlichem und mündlichem Abitur aussuchen, und sich Mottos für jeden Tag der Woche überlegen, nach denen sie sich dann verkleiden können. Es ist eine unschuldige, lustige Aktion, die in der entspannten Frühjahrszeit hilft, die vorherigen Prüfungen ein wenig zu vergessen.

So hatte sich auch meine Stufe (wohlgemerkt per Mehrheitsbeschluss) fünf Mottos ausgesucht und alle hatten sich eifrig darauf vorbereitet, ein witziges Kostüm zu haben. Im Großen und Ganzen habe auch ich mich auf die Aktion gefreut, doch eines der Mottos bereitete mir wochenlang Kopfschmerzen: „Sex Change“.

Das Konzept ist alt, schon seit ich denken kann laufen jedes Jahr zur Mottowoche männliche Abiturienten in Kleidern und Röcken durch die Gegend, reden den ganzen Tag in Quiek-Stimme und bemühen sich, jedes weibliche Klischee zu erfüllen, das die Welt gesehen hat. Und während ich trotzdem weiterhin die witzige Seite an dem Ganzen erkenne, wurde mir in den letzten Jahren immer mehr die Problematik des Mottos bewusst.

Das Ganze ist nicht nur problematisch, weil es Klischees verstärkt und für Mädchen bescheuert ist, die statt Jeans und T-Shirt an diesem Tag…nun, Jeans und T-Shirt tragen müssen. Nein, es gibt zwei große Probleme, die so gut wie niemand hier wahrzunehmen scheint.

Zuerst ist es ein schlimmer Fehler, eine Aktion dieser Art mit „Sex Change“ zu betiteln. Der Ausdruck ist so etwas wie das englische Äquivalent zur deutschen „Geschlechtsumwandlung“, ein Wort, das ursprünglich eine geschlechtsangleichende Operation beschreibt, aber auch verallgemeinernd für eine Transition verwendet wird. Beide Ausdrücke sind aber in den trans* Communities extrem unbeliebt, weil sie völlig veraltet, teils diskriminierend oder sogar faktisch falsch sind. Und dieser, sind wir einmal großzügig, holprige Ausdruck für eine Transition bei transidenten Menschen wird nun verwendet, um eine Aktion zu beschreiben, bei der sich Leute als übertriebene, auffällige und klischeehafte Versionen eines anderen Geschlechts – Achtung – verkleiden. Wir haben also eine Show, die zur Unterhaltung und Belustigung dienen soll, und verwenden dafür einen ernsten, veralteten Ausdruck für eine Transition. Gegen eine solche Vermischung von Transidentität und Formen der Unterhaltung wie Travestie wehrt sich die trans* Community schon seit langem. Da aber sowieso niemand in dieser Klassenstufe zu wissen schien, was genau der Ausdruck „Sex Change“ bedeutet, fiel das Alles niemandem auf.

Das zweite, mindestens genauso wichtige Problem scheint ein bisschen oberflächlicher zu sein, ist es aber nicht. Die Frage muss lauten: Warum nur an diesem einen Tag? Warum braucht es einen besonderen Tag im Jahr, damit alle wirklich alles anziehen dürfen, was sie wollen? Und warum muss dabei jedes Mal auf übertriebene Art und Weise unterstrichen werden, dass das alles ein Spaß ist, damit ja niemand auf die Idee käme, man hätte diese Kleidung gerne an?
Fakt ist: Schon seit ich denken kann, war es mir nicht klar, warum ein Stück Stoff ein Geschlecht zuweisen soll. Es ging mir einfach nicht in den Kopf, warum Frauen sich erst das Recht hatten erkämpfen müssen, Hosen zu tragen. Und genauso wenig konnte ich verstehen, warum es eine ach so große Schande sein sollte, wenn ein Mann einen Rock oder ein Kleid trägt. Im Endeffekt ist alles nur Stoff mit ein paar Nähten, und es sollte jede_m_r selbst die Entscheidung überlassen werden, was er_sie trägt. An einem Mann im Rock ist genauso wenig lächerlich wie an einer Frau in Hosen. Dennoch kann ich mir kaum vorstellen, dass ein Junge, der eines Tages beschließt, in Röcken und Kleidern zur Schule zu kommen, eine allzu gute Zeit hätte. Homo- und transphobe Beschimpfungen und eine Infragestellung seiner Männlichkeit wären sehr gut möglich, dabei- ich sage es gerne nochmal- ist auch ein Rock im Endeffekt nur ein Stück Stoff. Mit all dem im Hinterkopf bekommt diese alljährliche Aktion einen noch komischeren Beigeschmack, denn hier wird sich sehr aktiv über genau diese Menschen lustig gemacht. Die Outfits werden so gestaltet, dass sie absolut lächerlich wirken und genau das ist ja auch das Ziel. Dieses sehr ernste Problem wird ins Lächerliche gezogen und damit auch alle Menschen, die regelmäßig damit zu kämpfen haben.

Nichtsdestotrotz ist all das eine Spaßveranstaltung. Und da mit einer sehr hohen Wahrscheinlichkeit niemand überhaupt von diesen Themen weiß, ist es auch wahrscheinlich niemandes direkte Absicht, diese Probleme zu verstärken. Ich glaube nicht, dass an diesem Tag alle mit der Intention aufstehen, ein paar Klischees zu verstärken und sich über Diskriminierung lustig zu machen. Außerdem muss gesagt sein: Nichts hiervon betrifft mich persönlich. Ich bin zwar transident, darf aber dank meiner weiblichen Identität (fast) alles tragen was ich will, ohne dass ich schräg angeschaut werde. Außerdem fühle ich mich von „Sex Change“ gar nicht erst angesprochen, dieser Begriff beschreibt nicht meine Erfahrungen. Ich möchte nicht, dass die oben genannten Probleme mit meiner Transidentität vermischt werden- sie haben nichts damit zu tun. Aber trotzdem bleiben sie bestehen, und ich wollte zumindest ein kleines Zeichen dagegen setzen. Ich wollte die Aktion nicht verhindern, das wäre es nicht wert, aber wenn ich wenigstens ein paar Leute sensibilisieren konnte, hat sich der Aufwand schon gelohnt. Deshalb habe ich diese Zeilen geschrieben und für den Tag das T-Shirt, das auf dem Bild zu sehen ist, getragen.

Und was soll ich sagen- die Botschaft kam (zumindest in Teilen) bei vielen an, und es gab viel Verständnis für meine Entscheidung, das Motto so anzugehen. Die Hoffnung bleibt also, dass sich hier- wie überall- ganz langsam und stetig Veränderung anbahnt. Steter Tropfen höhlt den Stein!

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Dezember 2013

Hier führt Marina aus dem Gendertreff ihr Tagebuch weiter und berichtet von Ihren weiteren Erlebnissen in der Heimat und dem Entsorgen Ihrer männlichen Kleidung, sowie dem selbstverständlichen Umgang mit ihrer Transidentität.

Hi,

ich wollte mich mal wieder melden, weil heute Nachmittag etwas passiert ist, dass ich zwar schon lange erwartet habe, aber immer wieder hinausgeschoben hatte.

Zunächst aber möchte ich sagen, dass in den letzten Wochen und Monaten nicht allzu viel passiert ist. Es gab da diese kleine Anekdote am Flughafen Frankfurt, aber sonst „business as usual“ (Für alle die des Englischen nicht mächtig sind: Alles wie immer…).

Die Hormotherapie zeigt auch ihre erwünschte Wirkung. Ich bin inzwischen bei einem B-Cup angelangt. 🙂
Seit meinem 2. Endokrinologen-Termin Ende September nehme ich zusätzlich noch 50 mg Spironolacton und seit Anfang Dezember noch 1,25 mg Finasterid. Ich bin somit in gewisser Weise meinem eigenen Vorsatz untreu geworden keine Blocker zu nehmen. Das muss ich aber insofern einschränken, dass sich die strikte Ablehnung eigentlich nur auf Cyproteron (Androcur) bezog. Wie ich in meinem Artikel Kleines 1×1 der Hormone geschrieben habe, bewirkt Spironolacton eine Reduzierung des Testosteron, jedoch ohne die gravierenden psychischen Nebenwirkungen von Cyproteron (Depressionen). Das Finasterid wollte mir der Endo nicht verschreiben, weil es keine unmittelbare Wirkung bei TS hat. Da es jedoch unter Umständen bewirken kann, dass wieder Haare auf dem Kopf wachsen, wo keine mehr waren, habe ich es mir von meiner Hausärztin auf Privatrezept verschreiben lassen. Schauen wir mal, ob es wirkt…. noch gebe ich die Hoffnung nicht auf, irgendwann ohne Perücke gehen zu können.

Heute nun habe ich meine Schränke in Fulda ausgeräumt und mich damit der letzten Reste der männlichen Kleidung entledigt. Daran gedacht habe ich schon lange, immerhin lebe ich seit dem 27.02.2013 in Vollzeit. Wie ich jedoch schon an anderer Stelle einmal geschrieben habe, muss ich meiner Mutter alles häppchenweise beibringen. Also habe ich fast ein Jahr lang auch zu Hause aus dem Koffer gelebt. Ich habe mir eben alles, was ich für ein Wochenende so brauche aus MG mitgenommen.

Die ganzen Klamotten daheim habe ich monatelang nicht mehr angerührt. Streng genommen stimmt das aber nicht ganz. Ein paar Sachen habe ich auch weiterhin getragen, bzw. jetzt noch aufgehoben. Aber das sind Teile, die ich als Unisex ansehe: einfache weiße T-Shirts zum Arbeiten, Sport/Wellness Kleidung und Pyjamas. Weiße T-Shirts werde ich auch weiterhin tragen, wenn ich im/am/ums Haus etwas zu arbeiten habe und Sport/Wellness Kleidung trage ich in meiner Freizeit zu Hause. Was die Pyjamas angeht: Nachts sind alle Katzen grau, sagt der Volksmund. Von daher ist es mir egal, es muss nur bequem sein. Insofern habe ich da wohl eine recht pragmatische Einstellung.

Wie es nun dazu kam? Ich hatte für die Weihnachtsfeiertage sehr viel Bekleidung mitgebracht. Viel zu viel (wie immer). Und so sagte ich meiner Mutter, dass ich am besten einen Teil der ganzen Sachen gleich hier lasse. Dazu müsste ich aber erst einmal Platz im Schrank schaffen…. Und so waren innerhalb von wenigen Minuten 4 große Müllsäcke gefüllt und mein Schrank fast leer.

Kleine Schritte 2.0 eben….

LG
Marina

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Beauty Videos

So föhnen Sie sich schön!
Wunder-Make-up à la Hollywood
Styling-Tipps für mehr Weiblichkeit
Auf High Heels laufen lernen
usw. usw. usw.

Hier gibt es viele hilfreiche Videos.

Das Gezeigte kann kostenlos weiterhelfen aber nicht wirklich eine professionelle Typberatung ersetzen.

>> 15 Schritte zu einem perfekten Make-up

>> Farblehre

>> Beauty auf der Gendertreff Plattform

>> Hilfeseite

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Anwalt im Damenkleid

Kostümiert mit einem langen Kleid, Damenstrümpfen und einer Diamantenbrosche überraschte ein Anwalt die Anwesenden in einem Gericht in Neuseeland und forderte ein Umdenken seiner Mitmenschen. Er wolle so gegen die angebliche Benachteiligung von Frauen im neuseeländischen Justizsystem protestieren.

Er protestiere gegen die männliche Gesinnung, die den Fall dominiert und werde sich jeden Tag wie ein Mädchen anziehen. Er fügte hinzu, dass er eine Ehefrau und drei Kinder aber schon immer auch eine stark ausgeprägte weibliche Ader habe. Er steht auf dem Standpunkt, dass die Geschlechter nicht gegensätzlich, sondern komplementär sind.

Bei dem Verfahren ging es eigentlich um den Tod eines Mannes beim Einsturz einer Brücke.

Quelle: Internet – n-tv.de 2006

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Ich im Rock zur Arbeit

Da bewegt sich etwas, was mich berührt und andere verängstigt. Bill Tokio will mit seiner neuen Frisur so aussehen wie Nena. Man hört: Die Frauen fliegen drauf. Viele finden ihn süß. Nur leider zu jung. Hallo? Da ist ein Typ der sich die Haare toupiert und schon in den Siebzigern als Freak verschrien wäre. Zugegeben, die meisten Tokio-Hotel-Fans gehören wohl eher zur jüngeren Fraktion – so wie Bill selber. Aber ist das nicht eigentlich noch unheimlicher? Wo soll das bitte hinführen? Hat David Beckhams Metro-Maniküre-Manie nicht gereicht? Wollt ihr wirklich, dass wir ab jetzt im Rock zur Arbeit gehen?

Ihr Frauen wißt gar nicht, was ihr da heraufbeschwört…oder vielleicht doch?

Quelle: Express 2006

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Rock vor Gericht

Michael (17) aus New Jersey protestierte gegen eine Regel seiner High School, in der es Jungs verboten war zwischen Oktober und
April Shorts zu tragen. Er tat es trotzdem und bekam zu hören, dass wenn er sich benachteiligt fühlt, könne er ja Röcke tragen.
Dies tat er und wurde nach Hause geschickt.

Seine Mutter klagte daraufhin und hat vor Gericht das Recht erstritten, dass ihr Sohn Röcke tragen kann.

Quelle: Express 2006

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Die weibliche Seite

Das Thema Transgender aus Sicht einer Partnerin – mit freundlicher Genehmigung von Cinderella

Hallo zusammen!

Ihr Trannies lebt eure weibliche Seite voll aus! Deshalb sind auch für die meisten von euch Hosen als Mädels tabu, denn die müssen die Männer täglich tragen. Eure Handtaschen sind eher „Notfallkoffer und Fälscherwerkstatt“. Auch was das make-up betrifft, seid ihr häufig perfekter als wir,

Aber: was macht das mit mir als Partnerin? Bin ich eifersüchtig auf so viel Weiblichkeit? Färbt diese Weiblichkeit ab?

Mein persönliches Fazit: Eifersüchtig bin ich nicht, aber definitiv positiv beeinflußt und dankbar! Ich freue mich, wenn Conny gut aussieht und Komplimente bekommt. Seit Connies Outing entdecke ich meine schlummernde weiblichere Seite wieder und lebe sie auch aus. Ich habe schon immer gerne Röcke getragen, aber es hat sich noch gesteigert. Außerdem gibt es seit dem Outing Möglichkeiten sich auch mal „schick“ zu machen. Jede trägt aber, worauf sie Lust hat.

Okay, die Mädels machen sich meist schick, aber immer alltagstauglich. Wenn mir eher nach „Schlabberlook“ ist, „transe“ ich halt rum und trage Hose. Vorher sind wir kaum weg gegangen und wenn, dann war halt Alltagskleidung angesagt: Heute habe auch ich Kleidung im Schrank, die ich so auf der Arbeit nicht tragen würde. Ich kaufe bewußt T-Shirt für die Arbeit und für die Freizeit.

Außerdem hat sich der Blickwinkel verändert! Wenn wir shoppen gehen, dann wird halt für uns beide nach Kleidung geschaut. Das ist häufig die Bluse, der passende Rock oder das Kleid! Es ist schön, nicht mehr alleine shoppen gehen zu müssen, obwohl ich zugeben muss, dass es anfangs gewöhnungsbedürftig war.

Wie komme ich darauf, jetzt etwas zu diesem Thema zu schreiben? Das habe ich einer Userin aus unserem Forum und ihrem Posting zu verdanken. Sie ist eine gebürtige Frau und schreibt sinngemäß, dass sie jetzt die Kleidung für Sonntag zum Gendertreff Düsseldorf für ihre Tranny-Partnerin gefunden haben und sie sich jetzt mächtig ins Zeug legen muss.

Keine Sorge! So ging, bzw. geht es vielen von uns. An dieser Stelle: Herzlichen Dank für dein posting, denn es hat mich dazu gebracht, zu reflektieren und mir das nochmal bewusst zu machen. Das tut gut, wenn alles schon zur Normalität geworden ist.

Ich habe aber auch das Gegenteil erlebt: Wir waren zu einem Essen mit dem Praxisteam eingeladen und ich habe nur einen weißen Jeansrock, einen nettes Shirt und Slingpumps getragen und wurde sofort von meinen Kolleginnen gefragt, warum ich mich so „aufgebrezelt“ hätte?

Was das make-up anbelangt kann ich nur sagen, dass sich seit letztem Jahr auch in dem Bereich einiges für mich getan hat. Ich war mit Conny auf einem Schminkseminar. Von wegen: Nur für Trannies. Das können wir Gebürtige genauso brauchen. Ich wollte mich von „Ich kann das morgens schnell mal eben“, auf „Ich kann das schnell und schön“ steigern. Ich weiß jetzt, wie ich meine Augen besser betonen kann, wenn ich Lust dazu habe. Ich wäre ansonsten nicht auf die Idee gekommen, dort hin zu gehen. Es ging ja auch so.

Auf jeden Fall gilt: Schick ist keine Schande! Es lebe die weibliche Seite!

Liebe Grüße
Cinderella

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