Mein Weg zur (fast) vollständigen Weiblichkeit – Teil 12

Autorin: MartinaL

Hallo meine Lieben.
Tja, der worst case ist eingetreten, ich bleibe auf unbestimmte Zeit stationär, der Katheter wird wohl mein Dauerbegleiter bleiben, die Harnröhre ist wahrscheinlich unrettbar defekt und auch im Inneren der Scheide gibt es Hautpartien die nicht dem Ordnungsgemäßen Zustand entsprechen. Eventuell sind sogar eine oder zwei weitere Operationen notwendig, auf jeden Fall sind die Komplikationen dermaßen schwerwiegend das keiner der Ärzte an eine Entlassung auch nur denkt.
Das neue Genital wird nun für mich zum größten, möglichen Alptraum und meine Zuversicht ist extremen Pessimismus gewichen.
Die Vorstellung das restliche Jahr im Krankenhaus zu verbringen, ist für mich der absolute Horror.
Dazu kommt das ich mein schönes Privatpatientenzimmer räumen musste und nun zusammen mit S. Im Nachbarzimmer kaserniert bin. Sie wird aber voraussichtlich morgen entlassen, war somit nur die Hälfte meiner Zeit stationär. Aber die nächste Bettnachbarin wartet schon…..
Ich bin jetzt einfach nur fertig

Leider halten sich die Ärzte total bedeckt was überhaupt los ist. Ich habe heute schon versucht nähere Infos zu bekommen aber in meiner Patientenakte steht nichts drin, nur die Anmerkung Verletzung der Harnröhre und des Darms.
Nach Angabe einer der Pflegerinnen blute ich noch zu stark und sondere eine seltsame , schleimige Flüssigkeit ab. Derzeit laufen Untersuchungen aller meiner Körperflüssigkeiten- und ausscheitungen, aber wie üblich werde ich nichts erfahren.
Ich habe keine Schmerzen, ganz im Gegenteil, vom OP-Gebiet spüre ich überhaupt nichts selbst wenn ich mich anfasse was ich nur mit immer mehr Abscheu mache.
Nachher gehe ich zur Nachtschwester und lasse mir starke Schlaftabletten geben, meine Zimmergenossin kann aufgrund eines Kindheitstraumas nur mit voller Beleuchtung und Musik schlafen, genau diese Kombination verhindert bei mir jegliche Entspannung.
Der Traum wurde zum Alptraum und das innerhalb sehr kurzer Zeit.
Ich glaube nicht das meine Kraft noch bis Mittwoch reicht.

Ich liege nun genau zwei Wochen hier in Planegg und finde das es langsam genug ist. Die Pfleger müssen in ihren Erinnerungen schon weit zurückgehen um sich an jemanden zu erinnern der länger als die normale Maximaldauer von 10 Tagen stationär war ( nur MzF, FzM sind generell länger hier).
Ich habe das totale Tief wahrscheinlich noch mal abwenden können, Linde hat mir empfohlen meine Östrogendosis auf die, von der Endokrinologin verschriebenen 3 mg zu bringen (ich hatte für den KH Aufenthalt auf 2 mg reduziert). Mir geht es momentan wieder etwas besser, auch aufgrund der heutigen Visite. Ein weiterer Chefarzt hat sich heute mein „OP Ergebnis“ sehr genau angesehen und für nahezu perfekt erklärt, nämlich der Chef der plastischen Chirurgie, Dr. W.. Kunststück, auch er wurde ja bei meinen Komplikationen hinzugezogen und das gute Ergebnis ist auch zum Teil sein Verdienst. In der Nacht hat auch die diensthabende Ärztin eine Kontrolle gemacht da ich einen größeren, gefühllosen Bereich im Vorderteil der Vulva habe. Mit leichtem Zwicken hat sie den Bereich eingegrenzt und mir dann gesagt das es ganz normal wäre, da es genau der Bereich ist an dem die größten Änderungen vorgenommen wurden. Es dauert da noch eine Zeitlang bis das Gefühl zurückkehre.

Der Katheder ist für mich zu einem Hassobjekt geworden, ich will ihn endlich loswerden. Der Schönheitschirurg meinte das die Harnröhre auf jeden Fall zu reparieren sei, ansonsten hätte ich einen Bauchdeckenkatheder. In den Unterlagen ist vermerkt das er morgen entfernt werden soll und das diese Zusatztage ausschließlich der Schonung des neuen Anschlusses dienen.
Was die Hautschädigungen im Innenbereich angeht hat nur die Operateurin den Überblick, aber eine große Sache scheint es nicht zu sein weil sonst umfangreichere Einträge im Stationscomputer wären.
Es geht mir also wieder besser, ich spüre die positive Energie die mir zuströmt. Nachher kommt meine Geli, die ist nicht besonders gut drauf, ihr macht diese Salamitaktik der Aufenthaltsverlängerungen sehr schwer zu schaffen. Meine „Seelenkatze“ Aurora ist fast nicht mehr zu bändigen so sehr vermisst sie mich. Diese Katze ist normalerweise immer in meiner Nähe.

Ich werde jetzt noch alle positiven Energien sammeln um bis morgen auf hoffentlich positive Nachrichten warten zu können.

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