Mein Weg zur (fast) vollständigen Weiblichkeit – Teil 5

Autorin: MartinaL

Noch 13 Tage bis Tag X.
Zustand: Eigentlich immer noch tiefenentspannt, aber derzeit nimmt ein bisschen die Angst zu das mich irgend so ein Vollhonk mit was Blödem ansteckt. Ich werde rein vorsorglich die sozialen Kontakte im Reallife etwas zurückfahren, ich möchte nicht das mir im Schlussspurt noch eine Infektion den OP-Termin versaut. Gut, ich habe ein toll funktionierendes Imunsystem, aber ein gewisses Risiko bleibt immer.
Was gibt es sonst Neues? Nun, ich glaube der innere Widerstand meiner Geli ist gebrochen, sie findet sich nun mit dem Unvermeidlichen ab und steckt nun alle Energie und Zeit (da hat sie als Pensionistin reichlich davon) in die Vorbereitungen zur Nach-OP Zeit. So hat sie jetzt „bequeme“ (und trotzdem schöne) Schlüpfer bestellt wie es nun mal bloß erfahrene Frauen können. Auch ein paar schöne Shirts und eine bequeme Hose für daheim hat sie in den Warenkorb gelegt. Um den nun dringend benötigten Bidet-Klositz will sie sich heute auch noch kümmern, dessen Bestellung ist vermutlich in den Wirren der letzten Zeit bei unserer Freundin und Vermieterin Steffi verschütt gegangen.
Ich selbst habe gestern von meiner Sprach- und Verhaltenstherapeutin Judith ein paar Übungen für die untere Körperpartie mit auf den Weg bekommen da ich mein bisheriges Trainingsprogramm wohl auf absehbare Zeit nicht so problemlos durchführen kann. Außerdem haben wir für nächste Woche (die letzte Einheit vor der OP) eine Doppelstunde arrangiert, bei der auch ihr Ehemann Claus anwesend sein wird der sich gebührend von seinem alten Kumpel (> 40 Jahre) verabschieden möchte. Da bekomme ich dann auch „Hausaufgaben“ für die 6 Wochen Pause der Nach-OP Zeit, die ich mir eingeräumt habe um den OP-Nachwehen keine Chance zu geben mein Sprechtraining negativ zu beeinflussen.

12 Tage noch mit problemloser Stehpinkelmöglichkeit.
Nachdem ich bei dem ca. 3 stündigem Vor-Termin so gut wie überhaupt nichts über den Krkhs-Aufenthalt erfahren habe, riefen meine Frau und ich gestern mal im Patientenmanagement an um mal einigermaßen Bescheid zu bekommen mit was für einer „Grundausstattung“ ich meinen Aufenthalt beginnen sollte. Ich weiß ja noch nicht einmal mit wie vielen Menschen ich zusammen untergebracht werde und ob ich auf die Männer- oder Frauenstation komme. Die ersten Aussagen am Telefon verwiesen dann auf die Homepage der Klinik, auf der aber ziemlich widersprüchliche Angaben getätigt werden. Darauf angesprochen druckste die Patientenmanagerin etwas rum bis dann meine Frau fragte ob bestimmte Sachen nur für Privatpatienten gelten. Von der Last dieser Aussage befreit sprudelte es nun aus der guten Frau heraus, das Kassenpatienten wirklich Alles selbst mitbringen müssen und nur das „Krankenhaushemd“ für die ersten Tage bis zum Verbandswechsel gestellt werde. Danach muss man komplett eigene Garderobe tragen, da der Waschdienst nur für Privatpatienten bezahlt wird. Sollten überraschende Blutungen auftreten oder ähnliche Sauereien, wurde ich schon darauf vorbereitet eine Eigenpauschale für Reinigungskosten zu tragen. Auch die Aufenthaltsdauer ist, wenn komplikationsfrei, auf maximal 7 Tage nach der OP beschränkt, jeder weitere Tag muss vom Krkhs beim Kostenträger einzeln erkämpft werden. In Zukunft sollen sogar nur noch 5 Tage von der Krankenkasse bezahlt werden, da das bei Einsatz modernster OP-Technik absolut ausreichen würde bei einer solchen, oberflächlichen Standard-OP.
Es gibt in der Klinik auch keinen Kiosk oder irgendwelche Automaten, eine ständige Versorgung mit Getränken (Wasser, Tee) ist allerdings gewährleistet. Da das Krankenhaus erst Ende letzten Jahres in Betrieb gegangen ist (kompletter Umbau und Modernisierung), wurde es vollständig nach den Anforderungen unseres Gesundheitsministers konzipiert und darauf ausgelegt den Aufenthalt nicht zu schön werden zu lassen. Ich hoffe das mir zumindest die im letzten Jahrhundert noch üblichen, und billigen, 10 – 20 Personen Krankenzimmer erspart bleiben. Aber ich sollte nicht zu schwarz sehen, vielleicht wird es bei mir ja doch besser, die Verwaltung weiß ja überhaupt noch nicht wie ich untergebracht werden soll. Schließlich hat ja die Operateurin explizit den Wunsch geäußert mich zu operieren. Es könnte eventuell doch auf ein Einzelzimmer rauslaufen ……
Naja, ich bin ja froh wenn ich nach einer Woche schon heimgehen darf, nur ein Wochenende im Krkhs ist eigentlich schon toll. Auch bei der Korrektur-OP nach einem halben Jahr sind nur drei Tage Klinikaufenthalt eingeplant, passt.
Ich habe, wenn ich um 6:40 Uhr dort eintrudele, genau 20 Minuten Zeit mein Zimmer zu beziehen, mich auszuziehen und ins Bettchen zu verfrachten. Um 7 Uhr beginnt dann der OP-Vorbereitungsmarathon und zwischen 8:30 und 9:00 die Ausschlachtung. Veranschlagt sind erst mal 4 h, da sie bei mir ja überhaupt nicht wissen was für körperliche Überraschungen ich zu bieten habe.
Ich bleibe auf jeden Fall optimistisch.

10….. Der Countdown läuft……
Langsam wird es spannend, der OP-Termin rückt unaufhaltsam näher. Bei meiner täglichen Videokonferenz mit Linde hat sie mir nahegelegt meine sozialen Kontakte für die restliche Zeit auf Eis zu legen bzw. Sorgfalt walten zu lassen. Was ich jetzt überhaupt nicht brauchen kann ist das ich durch einen Infekt lahmgelegt werde. So soll ich mich nach Möglichkeit desinfizieren wenn ich Kontakt mit Etwas oder Jemanden hatte. Gut, ich halte eine eventuelle Ansteckung durch Aerosole in den Schleimhäuten der Augen für eine größere Gefahr aber Vorsicht ist besser als Nachsicht. Ich hatte eigentlich noch drei Wirtshausbesuche geplant, davon ist jetzt schon der am nächsten Samstag endgültig gestrichen. Die anderen zwei werden auf die Nahrungsmittelaufnahme (und ein bisschen verweilen) reduziert und wenn eine Triefnase in der Nähe zu erblicken ist wird die Flucht ergriffen.

Tja, wie geht es mir….. erstaunlicherweise immer noch sehr entspannt und vollständig angstfrei. Körperlich bin ich gut drauf bloß das mit den 80 kg OP-Gewicht kann ich knicken, heute hat die Waage 75,4 kg vermeldet und so viel futtern kann ich auch mit extremen Einsatz nicht. Heute werde ich zwar kalorientechnisch zuschlagen (Pizza pervers = Pizza Spezial mit einer Portion Pommes drauf, also ein Doppelessen) aber ob das das Kraut (oder mich) noch fett macht…..
Meine Geli ist zur Zeit extrem auf der Suche nach „negativen“ OP-Berichten aus Planegg aber sie wird nicht fündig, der L. hat eine ziemlich saubere Weste. Was sie herausgefunden hat das Leute die sich dort operieren haben lassen (auch sonstige urologische OPs) sehr zufrieden waren, auch mit Verpflegung und Unterkunft. Gut, am meisten gebe ich immer noch auf meine beiden Mädels die dort ihre GaOPs hatten und die sind zu 100 % zufrieden.
Man liest sich….

 

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