Autorin: MartinaL
Der vorletzte Tag mit hängenden, männlichen Körperattributen ist angebrochen 🙂
Eine gewisse Melancholie hat sich in meiner Gedankenwelt breitgemacht das ich bald jegliche Verbindung zur bisher bei mir herrschenden Männerwelt verlieren werde. Natürlich bin ich überzeugt das Richtige zu tun, bei mir gibt ja hauptsächlich der Körper den Weg vor, und der führte mich zu dem Punkt an dem ich nun stehe.
Ich hatte aber auch schöne Zeiten in meinem Männerspiel und es hat dafür gesorgt das ich nun schon über 61 Jahre alt werden konnte mit einem doch ziemlich guten Gesamtzustand. Ich benötige (bis auf meine Hormone) keinerlei Medikamente um zu funktionieren, meine inneren Organe sind noch gut verwendbar und in Schuss, lediglich der Knochenapparat zeigt zeitweise ein paar Ausfallerscheinungen aber auch deutlich weniger als bei vielen Anderen in diesem Alter. Ich habe noch rechtzeitig damit angefangen auf meinen Körper zu hören und die männliche Zerstörungsorgie zu beenden :-). Auch werde ich von meiner geliebten Geli sehr gut gefüttert und mit allem versorgt was ich zu einem guten Leben benötige.
Gestern hatten wir wieder einen tollen Mädelsabend den wir mit einem umfangreichen (und leckeren) Mahl in einer Gaststätte mit mazedonischer Küche begonnen haben (ich liebe Cevapcici). Dann haben wir (Manu, Geli und ich) den Abend bei mir zuhause mit Weißweinschorle und schönen Gesprächen ausklingen lassen. Natürlich war eines der Hauptthemen die bevorstehende OP und es ist immer wieder faszinierend zu beobachten wie verschreckt Cis-Frauen auf die mir bevorstehenden „Unannehmlichkeiten“ reagieren. Für sie wäre dieser Schritt unvorstellbar und auch unnötig da man das „Ergebnis“ ja nicht Jedem zeigt. Ich wäre ja auch ohne diese „einschneidende“ Maßnahme genug Frau, warum also dieses Risiko eingehen? Meine Standardantwort darauf ist immer dieselbe: Ihr habt das Teil seit eurer Geburt, könnt also gar nicht nachfühlen wie es anders ist und ich brauche das einfach um mich komplett fühlen zu können. Es ist bei mir nun mal eine körperliche Fehlbildung (als solche wird es auch vom Kostenträger angesehen) und für deren Reparatur muss ich nun mal ein bisschen was auf mich nehmen. Etwas Vergleichbares hatte eine frühere Kollegin von mir, die wurde mit einer sogenannten „Hasenscharte“ geboren, welche auch in mehreren OPs repariert wurde um einfach besser leben zu können.
Meine Schwiegertochter Sara hat mir gestern zu meinem neuen Avatar in den sozialen Medien gratuliert der mich mit frischer Frisur zeigt. Sie hat mir gesagt das sie furchtbar stolz ist auf ihre gutaussehende, zweite Schwiegermutter und wie toll ich mich entwickle. Sara und ich haben von Anfang an einen Draht zueinander gefunden, wir mögen uns sehr und stehen auch in regelmäßigem Kontakt. Zu meiner Tochter habe ich kein so gutes Verhältnis, wir respektieren uns, streiten nicht aber ich werde einfach mit ihrem Borderline-Syndrom nicht fertig, ich packe das nicht. Sie ist ja derzeit in einer psychologischen Tagesklinik, vielleicht können die da was reparieren damit ich ein halbwegs normales Vater/Mutter – Kind Verhältnis aufbauen kann. Naja, ansonsten wird heute relaxed und die Tasche für den Krankenhausaufenthalt gepackt, morgen muss ich nochmal zum Hausarzt und danach zur Haarentfernung.
Am Dienstag früh um 4:00 Uhr werden wir aufstehen, kurz etwas Tee einführen und uns auf den Weg machen damit ich pünktlich um 6:40 Uhr in Planegg einchecken kann. Morgen werde ich noch kurz was schreiben, die nächste Statusmeldung wird dann schon Schnippellos erfolgen. 🙂
Drückt mir die Daumen das es so komplikationslos verläuft wie ich mir das vorstelle und wünsche.
>> Mein Weg zur (fast) vollständigen Weiblichkeit – Teil 7