Autor: Jasha
Ich berichte, wie es bei mir abgelaufen ist, wie es mir ging, wie ich mich gefühlt habe. Das hat logischerweise keine Allgemeingültigkeit.
Kurz vorneweg: Vorgespräch nach sechs Wochen Wartezeit, Beantragung Kostenübernahme bei der Krankenkasse etwa einen Monat später, Kostenübernahmeerklärung kurz vor Ablauf der Fünf-Wochen-Frist. Am nächsten Tag Terminvereinbarung, OP dann ziemlich genau acht Wochen später.
Ich bin am Tag vor der Operation mit dem Zug angereist. Um 11.15 Uhr hatte ich Termin zum abschließenden Gespräch. Da ich ein bisschen Zeitpuffer eingeplant hatte, war ich schon eine Stunde früher im Krankenhaus und durfte gleich den Marathon starten: Anmelden in der Ambulanz der Plastischen Chirurgie, formale stationäre Aufnahme am anderen Ende des Gebäudes, zurück zur Ambulanz, zum Narkosegespräch wieder ans andere Ende des Gebäudes, zurück zur Ambulanz, Arztgespräch in der Ambulanz, zwischendurch noch verschiedene Papiere ausfüllen. Warten musste ich, obwohl deutlich vorm Termin da, kaum und so war ich um 11.15 Uhr schon wieder draußen. Beim Narkosegespräch wurde Blutdruck und Temperatur gemessen, beim Arztgespräch musste ich mich nicht nochmal ausziehen, denn beim Vorgespräch im September war die Brust bereits vermessen worden. Mittags ging ich in die nur 300 oder 400 Meter vom Krankenhaus entfernt gelegene Pension, in der ich mir ein Zimmer reserviert hatte. Den Rest des Tages verbrachte ich damit, mir den Ort anzugucken und einen langen Spaziergang am Rhein zu machen. Aufgeregt war ich gar nicht, Vorfreude war es auch nicht, eher so ein Gefühl, von innerer Ruhe und, dass es das Richtige ist.
Am nächsten Tag (Freitag) sollte ich mich um 9 Uhr auf der Station melden. Dann saß ich erstmal drei Stunden im Aufenthaltsraum, weil der für mich geplante Zimmerplatz doch nicht frei wurde. Mit mir warteten noch andere Patient_innen, eine bekam ihr Zimmer und wurde um kurz vor 12 Uhr Richtung OP gefahren, der andere wurde schon früh auf eine andere Station geschickt. Ich wurde zur Mittagszeit einen Stock höher geschickt, wo der Bettenmanager einen Platz für mich organisiert hatte. Dort sah alles deutlich weniger nach Krankenhaus aus – es war eine der „Wahlstationen“, die normal wohl für die Privatpatienten sind. Diesmal saß ich im Aufenthaltsraum noch nicht mal richtig, da wurde ich abgeholt und kam in ein leeres Zweibettzimmer, das ich das ganze Wochenende für mich alleine haben sollte. Die Schwester brachte mir das OP-Hemd mit schickem Netzhöschen und ich sollte mich gleich umziehen, weil ich bald abgeholt würde. Ich packte schnell meine wenigen Sachen so aus, dass ich hoffte, da nach der OP halbwegs alleine dran zu kommen (also nichts nach ganz oben, ganz unten oder ganz hinten im Schrank) legte Buch, Kopfhörer, Socken (ich hab immer kalte Füße) und Unterhose ins Nachtschränkchen, damit ich da dran kommen würde, bevor ich das erste Mal unter Aufsicht aufstehen darf und wartete. Zwischendurch kam eine Schwesternschülerin rein, klebte mir ein Patientenarmband ans Handgelenk (dabei lief irgendwas schief: Die Schlaufe hatten mindestens den doppelten Umfang meines Handgelenks, es ließ sich nicht mehr öffnen, wir haben es dann mit den verbleibenden 3 mm Klebefläche irgendwie eng gemacht, aber die begrenzte Haltbarkeit war absehbar.) Zudem fragte sie, ob ich etwas zur Beruhigung bräuchte, aber ich war immer noch nicht aufgeregt.
Gegen 13 Uhr holte mich der „Taxifahrer“ ab und weil ich ja alleine im Zimmer war, wurde hinter uns abgeschlossen. Mit dem Aufzug ging es einen Stock runter und um ein paar Kurven, dann war ich im Wartebereich des OP. Dort musste ich schon mal aus den Ärmeln meines OP-Hemds schlüpfen, aber da und an allen weiteren Stationen, die ich wach erlebt habe, haben alle immer darauf geachtet, dass das ja quasi nur noch als Decke auf mir liegende Hemdchen nicht verrutscht. Mir wurde ein Zugang gelegt und gesagt, dass und warum ich mit einem weiteren an der anderen Hand aufwachen werde, ich bekam ein EKG geklebt, eine Blutdruckmanschette kam an den einen Arm und eine Klemme (ich glaube die ist zum Pulsmessen) an den Finger auf der anderen Seite. Dazu wurde noch ein Wärmeschlauch (Schlauch, in den warme Luft gepumpt wurde) um mich und unter meine Bettdecke gelegt. Irgendwann ging es weiter, ich musste vom Bett auf den Tisch klettern, bekam ein Häubchen auf den Kopf, meinen Wärmeschlauch wieder um und eine andere Decke über mich. Wie oft ich während des ganzen Tages nach Name und Geburtsdatum gefragt wurde, weiß ich nicht mehr. In dem nächsten Raum dauerte es wieder, wir flachsten ein bisschen rum, der Monitor spuckte für Blutdruck und Puls einen Lehrbuchwert nach dem anderen aus und mir wurde schon mal eine Infusion angehängt. Ich war wohl für 14 Uhr angesetzt, aber es war ein bisschen Verzug, eine der Schwestern ging zwischendurch mal gucken, wie weit sie waren. Dann kam ein Mann, stellte sich als Narkosearzt vor und leitete die Narkose ein. Ich spürte ein leichtes brennen im Arm, dann setzte meine Erinnerung aus.
Im Aufwachraum wusste ich erst nicht so recht wo ich war. Ich habe ein schwammiges Bild vor mir, dass drei Personen am Fußende meines Betts standen und versuchte das irgendwie in meinen normalen Alltag einzuordnen, irgendwann realisierte ich „Krankenhaus“, fragte mich warum, versuchte zu überlegen, ob ich mich erinnern konnte, wie ich dahin gekommen bin/wo ich zuletzt war. Ich erinnerte mich an Düsseldorf, daran, warum ich nach Düsseldorf wollte, guckte dann mal unter die Decke und sah dort um die Brust einen Gurt, der mit irgendwas unterpolstert war und auf dem ein Totenkopf prangte. Wie lange ich zwischen den einzelnen Gedankenschritten geschlafen oder gedöst habe, kann ich nicht sagen. Die erste Uhrzeit, die ich gehört habe war 16.30 Uhr. Zehn Minuten später wurde ich abgeholt und auf mein Zimmer gebracht. Die Schwester stellte mir Wasser hin, maß den Blutdruck, befestigte Klemmen an den Drainageflaschen und diese damit rechts und links am Bettlaken und ermahnte mich, das erste Mal nicht alleine aufzustehen. Seit 16.30 Uhr war ich auf jeden Fall die ganze Zeit „voll da“ und fühlte mich auch gut. Wirklich gefreut habe ich mich nicht, es war mehr ein Gefühl tiefer Zufriedenheit und dass der Oberkörper jetzt so ist, wie er sein soll. Ich tauschte ziemlich gleich die OP-Kleidung gegen meine bereitgelegte und fand es doch etwas ungewohnt, dass es jetzt völlig ok war, mit freiem, wenn auch dick verbundenem, Oberkörper da zu liegen. Insgesamt wussten nur wenige Menschen von der OP, denen ich ein Selfie mit Totenkopfverband schickte. Ich sah wohl schon wieder ziemlich fit aus, fanden zumindest meine Freunde. Gegen 17.30 Uhr klingelte ich, weil ich aufstehen wollte, es wurde nochmal Blutdruck gemessen und der Kreislauf blieb auch bei mir. Wenig später kam das Abendessen. Den Rest des Abends habe ich mit Hörbuch hören, bisschen Handy spielen verbracht, dabei bin ich immer wieder eingeschlafen. Zwischendurch hatte auch die Ärztin, mit der ich am Vortag gesprochen hatte, nochmal reingeschaut. Schmerzen hatte ich keine, obwohl ich nach der Narkose den ganzen Abend und die ganze Nacht kein Schmerzmittel genommen habe. Es war lediglich so ein Gefühl wie Muskelkater oder leichte Zerrung in der Brust zu spüren. Das einzige, was wirklich weh tat, war die Thrombosespritze, die mir der Nachtpfleger in den Oberschenkel statt in den Bauch gab, weil er nicht so nah am OP-Gebiet stechen wollte. Einer der beiden Zugänge wurde mir auch schon gezogen, als ich danach fragte. Die Nacht war mittelmäßig, weil ich eigentlich Seitenschläfer bin.
Samstagmorgen hatte ich Tabletten auf dem Nachttisch, ich fragte, was es sei und wir entschieden, dass ich erstmal nur Ibuprofen und Magenschutz nehme und die stärkeren Schmerztabletten, die auch auf den Kreislauf gehen, erst mal zurück gehen – ich brauchte sie während des gesamten Aufenthalt nicht. Frühstück und Abendessen gibt es in diesem Krankenhaus (auf Normal- und Privatstation) vom Buffetwagen. Die Servicekräfte kommen rein, fragen, was man möchte und bringen es direkt. Wer fit ist, kann auch raus gehen und selbst gucken, was man will. Beim Frühstück wird gefragt, was man zum Mittagessen möchte. Die Visite, am Wochenende bestehend aus Assistenzarzt_ärztin und Pflegekraft, kam auch irgendwann. Es wurde die Menge der Flüssigkeit in den Drainageflaschen notiert und der Brustgurt geöffnet. Ich konnte zum ersten Mal kurz das Ergebnis sehen oder zumindest erahnen. Auf den Brustwarzen waren mit so angeordneten Pflasterstreifen Polster befestigt, über den großen Schnitten klebte eine durchsichtige Folie. Die Narben waren zu erahnen, aber durch getrocknetes Blut nicht klar zu erkennen. Die Ärztin drückte vorsichtig ein bisschen auf der Brust rum und dann wurde mit vereinten Kräften die Bandage wieder eng angelegt. An diesem Tag verließ ich das Bett schon öfter mal, holte mir immer wieder selbst Wasser im Aufenthaltsraum und bekam nachmittags Besuch. Nervig war, immer an die Drainageflaschen zu denken, die sich zwar gut an den Hosenbund klemmen ließen…man musste nur vor dem Aufstehen dran denken. Bewegungen gingen relativ gut, solange die Oberarme nah am Oberkörper waren. Probleme machte es mir, Türen zu zuziehen und die Türklinke runter zu drücken, das wurde aber wie die Beweglichkeit/Kraft allgemein von Tag zu Tag besser. Im Bett aufrichten ging ohne Arme recht gut, zumindest wenn das Rückenteil nicht ganz flach war. Was Anziehen betrifft, stellte ich fest, dass ich ohne Probleme in die weiten T-Shirts kam, Jacken anziehen war deutlich schwerer, beim Ausziehen war es genau anders herum. Trotz Drainagen, habe ich mich wohl im Schlaf schon wieder auf die Seite gedreht, zumindest lag ich zweimal so, als ich nachts mit Schmerzen an der Stelle, wo der Schlauch aus dem Brustkorb kam, aufwachte. Wie ich das hin gekriegt habe, weiß ich nicht, denn wach konnte ich mich nicht drehen.
Sonntag lief die Visite ähnlich ab und es wurde beschlossen, dass die Drainagen raus können. Vom Ziehen der Schläuche habe ich so gut wie nichts gemerkt, geziept hat vor allem das durchschneiden der Fäden, mit denen die Schläuche angenäht waren. Danach konnte ich auch wieder auf der Seite liegen, zumindest wenn ich mich aus dem Sitzen gleich auf die Seite gelegt habe. Am Montagmorgen war die Runde bei der Visite dann etwas größer und kam sehr früh. Wieder Bandage auf, drauf gucken, fühlen, Bandage wieder drum. Im Laufe des Vormittags musste ich dann umziehen. Es standen zwei Praktikanten bereit, um mir beim Packen zu helfen, ich lehnte ab und räumte alles selbst auf mein Bett, das sie beiden Jungs dann runter schoben auf die Station, wo ich am Freitag schon mal drei Stunden gewartet hatte. Dort kam ich in ein Dreibett-Zimmer. Ich bekam den Platz direkt an der Wand zum Bad, in der Mitte lag ein älterer Herr mit vielen Schläuchen und wenig Kleidung, dessen Finger auf der Umschalttaste des Fernsehers fest gewachsen zu sein schien…wenn man länger als fünf Minuten den gleichen Sender guckt, wird es auch langweilig. Den Fensterplatz hatte ein Mann, ich schätze mal in den Dreißigern, mit verbundenem Arm der häufig in einer mir fremden Sprache telefonierte. Am mittleren Bett war viel Betrieb (Interview von Studierenden, Ernährungsberatung, Diabetesberatung, Stomaberatung, Sozialberatung, Visite, Pflege…). Zu mir kam zweimal die Mitarbeiterin des Sanitätshauses, vormittags um Maß zu nehmen und nachmittags, um die Kompressionsweste zu bringen. Als ich dann da im Zimmer stand (quasi vor den anderen beiden Männern, wobei ich nicht weiß, ob sie geguckt haben), sie die Bandage ab machte und mir die Weste einstellte und anzog, war das schon irgendwie ein komisches Gefühl, aber auch gut. Es hätte ja die Möglichkeit gegeben, dazu ins Bad zu gehen, aber sie schlug es nicht vor und ich fragte auch nicht. Ab Sonntag ging ich täglich ein bis zweimal raus und lief bei Regen auch drinnen über die Gänge. Ansonsten verbrachte ich viel Zeit mit Lesen und Hörbücher hören, die Anschaffung eines „richtigen“ Kopfhörers als Ergänzung zu den normal unterwegs genutzten In-Ear-Steckern hat sich auf jeden Fall gelohnt. Von Zeit zu Zeit saß ich auch mit meinem E-Book-Reader im Aufenthaltsraum oder unterhielt mich dort mit anderen Patient_innen.
Am Mittwoch wurden bei der Visite die Polster von den Brustwarzen genommen, die Folie auf den großen Narben sollte bis zu Ziehen/Kappen der Fäden drauf bleiben. Es sah alles gut aus, die Nähte um die Brustwarzen waren kaum zu sehen und alles schien gut durchblutet. Die Schwester kam zehn Minuten später zurück, um die Brustwarzen zu verbinden und der Entlassung stand nichts mehr im Wege. Zusammen mit dem Mann am Fensterplatz, der wie dann in bruchstückhaftem Englisch erfuhr aus Sri Lanka kam, ging ich in der Ambulanz unsere Entlassungsbriefe holen. Dann musste ich noch ein paar Stunden im Aufenthaltsraum warten, bis mein Bruder mich abholen kam. Ich saß nicht alleine da, weil auch andere Angehörige länger als geplant brauchten, weil es an diesem Tag schneite.
Insgesamt war mein Eindruck vom Krankenhaus gut, auch wenn manche Ecken wohl auch baustellenbedingt etwas heruntergekommen aussahen. Das Personal habe ich durchweg als freundlich erlebt. Das Essen war für Krankenhaus echt ok und die Kommunikation im Vorfeld (Terminvereinbarung, durchschicken der Kostenübernahme) unkompliziert.
Wieder zu Hause…
Da ich alleine wohne hatte ich meine Wohnung so vorbereitet, dass ich möglichst alleine klarkomme, was auch funktionierte. Klamotten hatte ich so viel wie möglich auf mittlere Höhe im Schrank geräumt, im Bad habe ich ohnehin nur niedrige Schränke, mein Geschirr und Töpfe hatte ich auf den Esstisch geräumt, Vorräte auf das mittlere Regalbrett in der Abstellkammer und auf ein Sideboard im Wohnbereich. Wasservorräte stapelten sich im Flur und in der Abstellkammer. Ich kam tatsächlich gut alleine zurecht. Alles was sich hält, hatte ich im Vorfeld besorgt, frische Sachen besorgte ich im Zuge von kleinen Spaziergängen im Supermarkt. Groß gekocht habe ich die erste Zeit zu Hause nicht, gerade die Bewegung beispielsweise beim Brot oder Gemüse schneiden, habe ich noch sehr deutlich gespürt, aber Tüten mit TK-Ware aufschneiden ging problemlos
Am ersten Tag nach der Entlassung war ich beim Hausarzt, der einen Vertretungsarzt in der Praxis hatte, der mir beim Entfernen des Brustwarzen-Pflasters einen Teil der Folie mit abriss. Er fand das nicht tragisch, ich klebte dann zu Hause ein wasserfestes Pflaster auf die Stelle. Ich diktierte ihm noch, was auf das Rezept für die Kompressionsweste zum Wechseln soll (hatte mir die Mitarbeiterin des Sanitätshauses aufgeschrieben) und er fragte mich nach Medikamenten. Warum er mir einerseits sagte, dass ich keinen Magenschutz bräuchte, weil ich ja nicht ewig Schmerztabletten nehmen wolle, er mir aber gleichzeitig eine 50er-Packung Ibuprofen 600 aufschrieb, obwohl ich gesagt habe, dass ich mit Schmerzmitteln noch versorgt bin, werde ich wohl nie erfahren. Tatsächlich habe ich die Schmerztabletten noch bis Freitag, also eine Woche ab OP-Tag, wie im Krankenhaus weiter genommen – Ibuprofen hat ja auch eine entzündungshemmende Wirkung. Am Samstag wollte ich auf Bedarf umstellen, aber der Bedarfsfall trat nie ein. In der folgenden Woche bin ich am Mittwoch das erste Mal wieder Auto gefahren, am Donnerstagabend war ich drei Stunden arbeiten und ab Freitag habe ich dann wieder fast normal gearbeitet. Am Freitagvormittag wurden auch die Fäden gezogen und gekappt. Die Krusten von den Brustwarzen fielen Großteils nach etwa vier Wochen ab, die eine Seite etwas früher als die andere.
Die Kompressionsweste sollte ich sechs Wochen tragen. Als diese vorbei waren stellte ich relativ schnell fest, dass von heute auf morgen ausziehen bei mir nicht funktioniert. Ich bekam nach wenigen Stunden Rückenschmerzen und fühlte mich auch unsicher. Ich machte es also wie bei Medikamenten, die man lange genommen hat: Ausschleichen lassen. Ich ließ die Weste zu Hause immer häufiger weg, zog sie aber an, sobald ich das Haus verließ, weil ich mich mit sicherer fühlte. Als ich zum ersten Mal ohne draußen war, hatte ich ständig das Gefühl, dass da doch was wackeln und für alle sichtbar sein müsste – dass da nichts mehr ist, war wohl noch nicht ganz im Kopf angekommen. Auch T-Shirt-Stoff locker auf der Brust zu spüren, war erst mal ungewohnt. Das zog sich über zwei Wochen, dann hatte ich Urlaub und konnte sie davon einen auf den anderen Tag ganz weglassen. Solange ich die Weste trug, habe ich die Brustwarzen mit Fett Gaze und Kompresse bzw. später nur noch Kompressen abgeklebt und über die großen Narben kamen erst selbstgebastelte Verbände aus Kompressen und breitem Papierpflaster und später nur noch ein Streifen Papierpflaster, damit die Kompressionsweste nicht daran reibt.
Nach drei Monaten war ich zur Kontrolle in Düsseldorf. Der Arzt war sehr zufrieden mit meiner Narbenbildung, ich bin es auch. Von den Narben um die Brustwarzen ist weder etwas zu sehen, noch zu spüren. Die Brustwarzen verlieren allerdings an manchen Stellen etwas Farbe – bisher fällt es beim flüchtigen Blick wie es ihn vielleicht im Schwimmbad geben würde, nicht auf. Die großen Narben sind noch fest, wobei der Bereich schon deutlich kleiner geworden ist, und rot. Von der Breite bewegt es sich zwischen Strich mit einem spitzen Bleistift und Strich mit einem stumpfen Bleistift. An der rechten Brust ist oberhalb der Brustwarze noch eine verhärtete Stelle. Derzeit massiere ich die gesamte Brust inklusive Narben von Zeit zu Zeit und probiere seit ein paar Tagen Silikon-Narbenpflaster, die das Gewebe rund um den Schnitt weicher machen sollen, aus.
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