Transgender Day of Remembrance 2020 in Düsseldorf

In diesem Jahr laden der Gendertreff e.V., die Transberatung Düsseldorf, das Netzwerk Geschlechtliche Vielfalt Trans* NRW (NGVT NRW) e.V., die Landeskoordinationsstelle Trans* NRW, das Gleichstellungsbüro und die Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf erstmalig am 21. November 2020, zum gemeinsamen „Gedenktag der Opfer von Transfeindlichkeit“ (TdoR) in die Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf ein.

Wir wollen damit diesen Tag noch deutlicher in die Öffentlichkeit rücken und ein Zeichen setzen. Es soll ein Tag der Erinnerung sein, für die Opfer, die transfeindliche Gewalt erleiden mussten und gleichzeitig den Blick nach vorne richten. Begleitet wird die Aktion durch das Hissen der Regenbogenfahne am Düsseldorfer Rathaus. Besonders freuen wir uns, dass die Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf Räume und Führungen für uns bereithält.

So wäre es unter „normalen“ Umständen gewesen. Leider ist dieses Jahr alles anders und die Corona-Pandemie mit all ihren Begleiterscheinungen verbietet auch dieses analoge Event. So müssen wir 2020 mit diesem virtuellen Gedenktag vorlieb nehmen.

Zur Geschichte

Rita Hester und Petra De Sutter – zwei Biographien, die sich wahrscheinlich bis zu einem gewissen Punkt ähneln, aber dennoch kaum unterschiedlicher sein könnten.

Der Mord an der Schwarzen trans* Frau Rita Hester im Jahr 1998 hat eine ganze Bewegung losgetreten, die nach wie vor um ihre Rechte kämpft und tagtäglich Rückschläge einstecken muss. Der Tag ihrer Ermordung in Massachusetts im November 1998 markiert weltweit den „International Transgender Day of Remembrance“ – einen Tag zum gemeinsamen Gedenken, zur gegenseitigen Bestärkung und zum gemeinsamem Eintreten gegen Transfeindlichkeit. Der Fall Hester gilt immer noch als ungelöst.

Weltweit geschehen täglich Hassverbrechen gegen trans* Menschen. Das „Trans Murder Monitoring“-Projekt, durchgeführt von Transrespect versus Transphobia Worldwide, sammelt Informationen zu transfeindlichen Morden. Demnach wurden in den zwölf Monaten bis Ende September 2019 weltweit 331 Morde an trans* und gender-non-konformen Menschen dokumentiert. Die tatsächliche Anzahl liegt vermutlich deutlich höher. Die Zahlen für 2020 werden Mitte November erwartet. Auch in Nordrhein-Westfalen kommt es häufig zu verbalen und auch körperlichen Übergriffen gegenüber trans* und gender-non-konformen Menschen. Diese werden meist nicht angezeigt. In besonders großer Gefahr sind trans* Menschen, die von mehrdimensionalen Diskriminierungen betroffen sind.

Auch errungene Bürgerrechte sind gefährdet mit der Tendenz hin zum Rückschritt.

Demgegenüber stehen Lichtblicke wie die Geschichte von Petra De Sutter. Vor 22 Jahren noch völlig undenkbar, ist De Sutter Anfang Oktober 2020 in Belgien als Ministerin für den öffentlichen Dienst berufen worden. „Ich bin stolz, dass dich in Belgien und einem Großteil Europas nicht die geschlechtliche Identität als Person definiert“ so De Sutter. Die Presse spricht von einem „Meilenstein“ in der Geschichte der LGBTQ*+ Community und der Geschichte Europas.

Auch im Bundestag, im Europarat und anderen Parlamenten gehören mittlerweile transidente Menschen zum normalen Alltag.

Informationsdefizite erkennen

Aber wir stellen auch fest, dass sich die Situation transidenter Menschen in Deutschland verbessert hat. Dazu beigetragen hat die große Zahl der Informationsveranstaltungen, Webseiten und Selbsthilfegruppen. Wir haben bei der Selbsthilfearbeit des Gendertreff e.V. festgestellt, dass es ein großes Informationsdefizit in der Gesellschaft gibt. Daher verurteilen wir die Gesellschaft nicht pauschal als transfeindlich bzw. diskriminierend. Unsere Intention ist daher, Aufklärung zu betreiben, ohne in Konfrontation mit der Gesellschaft zu gehen. Tatsächliche, bewusst ausgeführte Diskriminierung wird aufgezeigt. Von Diskriminierung Betroffene werden durch Beratung, Informationen und Hilfe zur Bewältigung, soweit dies für uns als Selbsthilfeorganisation möglich ist, unterstützt.

Transidentität ist wie Homosexualität und Intersexualität im biologischen Sinne etwas ganz normales und hat überhaupt nichts mit einer Ideologie, einer bewussten Entscheidung oder einer krankhaften Andersartigkeit zu tun. Sie ist eine biologische Normvariante, die die Natur für uns bereit hält. Mit der Aufgabe, diese Normvariante anzunehmen, hat oft die Gesellschaft ein größeres Problem, als die betroffene Person selbst. Der Transgender Day of Remembrance soll also auch ein allgemeiner Gedenktag sein: „Aufklären, Aufrütteln, Erinnern, Informieren und Nachdenken.“ Wir werden immer sichtbarer und prägen das Bild der Gesellschaft mit. Von dem Ziel, der Wahrnehmung transidenter Menschen als „normal“ in der Gesellschaft, sind wir aber noch weit entfernt.

Sichtbarkeit schaffen

Auch die Community in Düsseldorf blickt auf viele Jahre der Ausgrenzung und des Kampfes für Anerkennung zurück. Gemeinsam ist viel erreicht worden und starke Strukturen wurden geschaffen. Hier zu nennen sind zum Beispiel der Gendertreff e.V., die Trans*-Selbsthilfegruppe und die Gruppe „Kein Geschlecht? Mein Geschlecht!“ in der Aidshilfe Düsseldorf sowie der Transgenderstammtisch Düsseldorf. Kommunal finanziert werden unter anderem das Jugendzentrum PULS (Trans*-Jugendarbeit) und die Trans*-beratung Düsseldorf, zwei unverzichtbare und nicht wegzudenkende Einrichtungen der Stadt Düsseldorf.

Der gemeinsame Tag

Wir hatten eine kleine Gedenkveranstaltung mit Führungen und Gedankenaustausch (je nach Teilnehmern) durch die Mahn- und Gedenkstätte unter dem Vorzeichen der Transidentität geplant. Auf Grund der COVID-19-Regelungen fällt nun dieser analoge Gedenktag aus. Dies bedauern wir sehr, ist aber leider nicht zu ändern.

Adresse Ausstellung:

Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf
Mühlenstraße 29
40213 Düsseldorf (Altstadt)

Identität:

Da wir nicht alle Identitäten/Geschlechter innerhalb des trans/nonbinären Spektrums sprachlich abbilden können, gelten sämtliche verwendeten Personenbezeichnungen/Pronomen selbstverständlich für alle Identitätsformen, auch wenn diese nicht explizit erwähnt bzw. verwendet werden.

>> Landeskoordinationsstelle Trans* NRW

>> https://transrespect.org/en/research/tmm/

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