Outing im Betrieb

Monika hat sich nach reiflicher Überlegung und dem nötigen Selbstvertrauen, in ihrem Betrieb geoutet. Lest bitte wie es ihr ergangen ist und welche Erfahrung sie gemacht hat.

Da ich in meiner Freizeit überwiegend als Frau unterwegs bin und mir auf diesem Wege die nötige Selbstsicherheit und das notwendige Selbstbewusstsein angeeignet habe probierte ich auch im Betrieb aus mich immer weiblicher zu geben.

Zuerst lackierte ich mir nur die Fingernägel mit Klarlack, später kam dann Wimperntusche dazu. Auch meine Kleidung wurde immer weiblicher. Die ersten Wochen/Monate sprach mich niemand darauf an, aber dann eine Kollegin und ich antwortete Ihr nur, das es mir gefällt, daraufhin war das Thema vorerst erledigt.

Da ich jedoch in meiner Freizeit anschließend 2 mal Kolleginnen von mir in der Stadt begegnet bin und ich mir nicht sicher war ob man mich erkannt hatte, war für mich nach reiflicher Überlegung der Zeitpunkt gekommen, mich im Betrieb zu outen.

Ich arbeite im öffentlichen Dienst und dort in einer sehr großen Behörde, so dass wir außer dem Personalrat auch einen Betrieblichen Sozialdienst und eine Gleichstellungsbeauftragte haben. Ich habe mich, nachdem ich von den Erfahrungen anderer Transgender gehört habe, zuerst bei der Dame des Betrieblichen Sozialdienstes geoutet und Sie gebeten, auch einen Gesprächstermin mit dem Personalrat und der Gleichstellungsbeauftragten zu vereinbaren.

Erst als mir alle 3 Gesprächspartner versichert haben, das für mich nicht die Gefahr der Kündigung besteht und ich nach § 1 und 2 des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) auch innerhalb des Betriebes geschützt bin, hat die Mitarbeiterin des Betrieblichen Sozialdienstes einen Gesprächstermin mit meinen 3 Vorgesetzten (ich nenne Sie mal nach der Hierarchie Stufe 1 – 3 / höher als Stufe 5 geht nicht), der Vorsitzenden des Personalrates und mir vereinbart.

Mein Outing wurde von allen sehr positiv aufgenommen und auf meine Anmerkung über meine Sorgen bezüglich meines Arbeitsplatzes meinte Stufe 2 da ich keinen Publikumsverkehr habe bräuchte ich mir darüber keine Gedanken zu machen und ich in der Abteilung bleiben würde. Danach wurde besprochen wie ich meine Kollegen informieren sollte. Meine Vorgesetzten wollten kein Protokoll über diese Besprechung haben, so wurde von der Mitarbeiterin des Betrieblichen Sozialdienstes (BSD) nur eine Gesprächsnotiz für mich und die Akte im BSD angefertigt.

Ein paar Tage später bat mich mein Vorgesetzter (Stufe 2) beim Vorbereitungsgespräch für das Outing bei meinen Kollegen aus der Abteilung (ca. 30 Personen) auch einen in der Hierarchie noch höheren Vorgesetzten (Stufe 4) zu informieren. Auch dieses Gespräch verlief sehr sachlich und anschließend wurde ich von Stufe 4 gefragt ob schon die Namensänderung ansteht und ob man mich von Seiten der Personalabteilung schon als Frau führen sollte, außerdem bot mir Stufe 4 Ihre Hilfe an für den Fall das Schwierigkeiten auftreten sollten.

Wieder ein paar Tage später war die seit längerer Zeit angesetzte Abteilungsbesprechung bei der ich nach vorheriger Absprache meine Kollegen informierte.
Nach der allgemeinen Begrüßung und der Aufzählung der Tagesordnungspunkte übergab Stufe 3 das Wort an mich. Nachdem ich die Geschichte ja nun schon mehrmals vorgetragen hatte kamen mir die Worte trotz meiner Nervosität erstaunlich glatt über die Lippen. Die Reaktionen meiner Kollegen waren gemischt, neben Beifall gab es Teilnahmslosigkeit und vereinzeltes Daumenheben.

Mittlerweile sind etliche Wochen vergangen und mein Auftreten in der Firma wird immer weiblicher. Die meisten Kollegen aber scheinen Berührungsängste zu haben denn ich bin bis jetzt (bis auf ein paar Ausnahmen) von niemandem zu diesem Thema angesprochen worden und fast alle haben sich von mir zurückgezogen.

Schade, aber „that´s life“…………….
Monika

TRANS* AM ARBEITSPLATZ

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