Karneval 2011

In diesem Jahr etwas später aber da war sie wieder, die Altweiberfastnacht. Ute und ich  trafen uns Donnerstagabend in Mettmann mit Ava, Bernadette, Gina, Ilona, Kirsten, Marina, Rita und Sabine im Braukeller, der bereits richtig gut gefüllt war und die super Stimmung schwappte auch gleich zu uns rüber.

Wirklich Straßentaugliches war nichts dabei aber warum auch, es war ja Karneval. Also haben wir uns fantasievoll verkleidet und Kleidung oder Kostüme aus der hintersten Ecke der Kleiderschränke hervor gekramt. Da durfte der Rock auch mal was kürzer sein.

Zum Glück hatten einige Flyer dabei, weil es ja ohne Gespräche in der Öffentlichkeit nicht mehr geht und der Flyer ein gutes "Werkzeug" darstellt.

Die Stimmung war klasse und erfreulicherweise lichteten sich ein wenig die Reihen so nach 22:00 Uhr, so dass es nicht mehr so eng war und auch getanzt werden konnte. Bei uns wurde es kurz nach Mitternacht, weil Ute leider am Freitag Arbeiten musste.

Nach dem obligatorischen Freitagseinkauf wurden wir kurz nach 18:00 Uhr abgeholt. Es ging nach Duisburg zu Sabine und Sabrina, die ihre Geburtstage mit uns feiern wollten. Die Wohnung füllte sich schlagartig und Gitta und zwei "Nordlichter" (Krabbe und Helga) waren auch schon da. Sabine servierte ein vorzügliches Essen und nachdem wir pappsatt waren, wurde noch viel und lange erzählt und gelacht. Na was soll ich sagen? Es wurde, glaube ich, ca. 2:00 Uhr.

Samstag wurde erst einmal ausgeschlafen und ein wenig "rumgegammelt". Aber am Nachmittag schlüpften wir in unsere neuerworbenen Kostüme und fuhren mit dem Bus zur Mettmanner Stadthalle. Ute und ich hatten Karten zu einer Karnevals-Ü30-Party erworben und trafen uns mit Ava, Bernadette, Dieter, Elisabeth, Gina, Hannelore, Ilona, Katja, Kirsten, Klara, Marina, Monika, Petra, Rita, 2x Sabine, Sabrina und Sarah.
Nur Ü30-Party war falsch gewählt, denn ca. 90% des Publikums war U30 und U20. Wir trieben das Durchschnittsalter durch unsere Anwesenheit um einiges nach oben.

Okay was soll`s also hinein. Die Sicherheitskontrollen waren sehr massiv - Leibesvisitation und Taschenkontrolle.  Wir ließen uns ein Fass Bier an den Tisch bringen, denn das war günstiger als die einzelnen Becher zu bezahlen. Das Essen war nicht der Rede wert, da war jede Pommesbude besser aber da legte auch schon der DJ auf. Die Musik war gut und sogar eine Kopie von Marius M.W. mit Band trat life auf.

Karneval

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Dann zu vorgerückter Stunde kam es noch zu einer anderen Art der Öffentlichkeitsarbeit, nämlich auf den Toiletten. Diese Begebenheiten möchte ich euch nicht vorenthalten. Die stärkste Blase schwächelt irgendwann einmal und so ging Sabine auf die Damentoilette. Sie wurde von einem der Teenager angesprochen ob sie ein Mann wäre und Sabine antwortete: "Frage ich Sie ob Sie ein Mann sind?" "Ja aber Sie sind doch so stark geschminkt." "Wissen Sie, wenn Sie 30 Jahre älter sind, müssen Sie sich auch stärker schminken." Mit dieser Antwort hatte sie nicht gerechnet. Kurz darauf zog es auch mich wie selbstverständlich zur Damentoilette, was auch sonst. "Hallo sie!", hörte ich einige rufen aber ich schloss unbeirrt die Kabine hinter mir zu. Es folgte ein massives Klopfen an meiner Tür und wie ich meine Kleidung wieder gerichtet hatte, ging ich nach vorne zum Waschbecken und zu den Spiegeln. Eine Gruppe Mädels tuschelten laut und ein junges Mädchen sprach mich an: "Sie sind doch ein Mann!" Ich zog meine Lippen nach, schaute sie kurz an und antwortete bestimmt: "Nein!" "Aber Sie haben doch eine männliche Stimme.", fragte sie weiter. Ich puderte mein Gesicht ein wenig und sagte: "Haben Sie schon einmal etwas von Transsexualität gehört?" "Ja schon.", erwiderte sie:" Sind Sie operiert?" Innerlich war ich nun baff aber ließ mir nichts anmerken und parfümierte mich noch ein wenig und antwortete spontan: "Ja!" Nun war Totenstille in der Damentoilette und das Thema schien geklärt. Ich hatte keine Lust in diesem Moment mit den angeheiterten Teenagern zu diskutieren, dass es auch Transfrauen ohne GaOP gibt u.s.w. (Dafür ist u.a. der Gendertreff im Internet da). 😉

Sie schaute mich mit großen Augen an und entschuldigte sich bei mir, dass sie mich belästigt hatte. "Okay, kein Problem.", erwiderte ich noch beim Rausgehen.

 

Ava`s Erlebnis war da noch etwas derber, denn sie kam erst gar nicht rein in die Damentoilette. Auf jeden Fall zunächst nicht. Vor der Tür saß eine Toilettenfrau, die gleich Ava anraunte, dass sie doch bitte schön eine Tür weiter zu gehen hat. Darauf erklärte Ava ihr, dass transidente Personen selbstverständlich auf die Damentoilette gehen und wenn das hier Probleme gäbe, sie den Geschäftsführer bzw. Organisationsleiter sprechen möchte. Der dann auch kam und die Situation zur Zufriedenheit Ava`s entschärfte.

Dennoch machte Ava ihrer Unzufriedenheit Luft und sagte, dass sie nicht zufrieden sei über diese diskriminierende Einstellung und das sie ihre Getränkebons zurück tauschen möchte um dieses Event zu verlassen. Letztendlich wurden alle unsere restlichen Getränkebons zurück getauscht und wir verließen gegen 23:30 Uhr die Stadthalle. Die Karawane zog weiter und es ging in den Braukeller wo die Stimmung wieder einmal kochte. Schnell war noch ein Stehtisch für die restliche 15-köpfige Mannschaft gefunden und es wurde gefeiert. Na ja so gegen 2:00 Uhr war dann Schluss für einige. Sollte auch reichen.

Im Nachhinein muss ich sagen, war die Reaktion der Teenager richtig, denn die Gefahr, dass Spanner auf die Damentoilette gehen, ist groß und sie konnten zum Karneval nicht wissen, dass es sich hier um transidente Mitmenschen handelte. Also hier an dieser Stelle meinen Respekt für die Wachsamkeit.

Rosenmontag waren Ute und ich bei meiner Schwester eingeladen, die ihren Geburtstag, Wohnungseinweihung und Karneval feierte. Wir konnten bei herrlichem Wetter auf dem Vorhof feiern und "Dä Zoch" genießen, der unmittelbar an dem Grundstück vorbei zog. Allen Anwesenden gefiel mein Auftreten und meine Offenheit und als Krönung bekam ich aus dem Zoch eine Schachtel Pralinen für das hübsche Outfit.
Es war eine schöne Party, die nach Sonnenuntergang drinnen noch lange weiter ging.

So gehören diese tollen Tage auch schon wieder der Vergangenheit an und ich muss feststellen, dass ich immer Flyer vom Gendertreff dabei haben muss.

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