Karis kleines Reisetagebuch (Teil 1)

Autorin: Karis

Hallo zusammen,

ich wollte mich euch einmal vorstellen und mich nicht weiter der stillen Beobachtung hingeben. Dies ist gleichzeitig mein erster Schritt und damit mein erstes Outing in einer bedingt öffentlichen Umgebung. Bisher habe ich damit nur mit meinen engsten Freunden und Familie gesprochen.

Nun aber zum eigentlichen

Hallo, mein Name ist aktuell noch D., ich bin 31 Jahre und lebe in Bayern. Nach langem selbst belügen habe ich mir eingestanden, dass ich kein Cis-Mann bin und sein möchte. Aktuell stehe ich an der Startlinie und versuche mit meiner Suche nach einem Psychotherapeuten den ersten Schritt zu gehen. Ihr könnt mich auch gerne bis ich einen Namen gefunden habe so nennen. Aktuell will ich testen, ob der Name Kari passen könnte. Warum dieser Name, das steht weiter unten.

Wer weiterlesen möchte, ab hier wird es detailliert!

Seit 2015 war ich mir sicher, dass da etwas ist, nur hatte ich zu der Zeit ein für mich zu instabilen Leben (Seelisch und Finanziell), zudem war ich seit 2014 bei der Bundeswehr und hatte in einer fast ausschließlichen Männerwelt Angst vor Mobbing. Ob ich gemobbt worden wäre, habe ich nie herausgefunden.

Ausgelebt habe ich meine Gefühle mit Spielen, in denen ich weibliche Charaktere erstellt habe. Hikari als auch Hikaru, so nannte ich mich, sind aus dem Japanischen und eher weiblich assoziierte Unisex Namen. Kari ist nur eine Kurzform von Hikari, da ich denke das viele in Deutschland Probleme mit Hikari haben werden.

Vor etwas länger als einem Jahr, habe ich angefangen, das Thema in Träumen zu verarbeiten und ich muss zugeben, dass ich mich erst seitdem an Teile meiner Träume erinnern kann, vorher hatte ich das nie. In diesen Träumen lebe ich als Frau ein gänzlich anderes Leben oder (was meiner Meinung nach durch meinen Animé und Manga Konsum kommt) ich sterbe auf Grund x und werde als Mädchen wiedergeboren und erhalte nach ein Paar Jahren meine Erinnerungen an mein altes Leben zurück. Dies habe ich auch wieder geleugnet und darauf geschoben, dass ich eine sehr gute Freundin habe, die die Hormontherapie und GaOP durchgeführt hat.

Seit 2020 bin ich aus der Bundeswehr raus und habe in 1,5 Jahren eine Umschulung zum Fachinformatiker gemacht, zudem bin ich mittlerweile zu 50% für unsere Auszubildenden verantwortlich. Ich denke das das, was dann kam deshalb passiert ist, da sich mein Leben stabilisiert hat und ich Sicherheit in den 3 mir wichtigen Punkten habe: Familie, Freunde und Arbeit. Dazu muss gesagt sein, dass sich mein Betrieb sehr für Trans*- Personen engagiert und auch Veranstaltungen mit organisiert. Jedenfalls habe ich seit etwas mehr als einem Monat Schlaf Probleme, bei denen mein Kopf nicht zur Ruhe kommt. Ich habe sehr viel über mich nachgedacht und dass ich mich in meinem Körper unwohl fühle, ich muss auch zugeben das ich ihn sehr schlecht behandelt habe und nur so weit gepflegt habe, dass ich in der Öffentlichkeit nicht schief angeschaut wurde. Des Weiteren hasse ich meine eigene Stimme, die ist einfach nur grauenhaft. Dabei ist es egal ob ich sie aufgenommen höre oder wenn ich selbst spreche. Das Ganze hat mich veranlasst mich meiner Freundin zu outen und nach Beratung zu suchen, jedoch habe ich fast einen Monat gebraucht das Thema anzusprechen.

Nach dem Gespräch mit meiner Freundin, hat sich bei mir eine Art Knoten gelöst und ich habe mich auf das Gespräch mit meinen Eltern vorbereitet. Da ich den Drang hatte es den mir wichtigen Menschen offen zu legen, dass ich Trans sein könnte. Es hat bei mir auch einen Schalter umgelegt und seitdem versuche ich auch abzunehmen und achte mehr auf meinen Körper. Ehe es zum Gespräch mit meinen Eltern kam, hatte ich ein Beratungsgespräch mit einer Beraterin aus Stuttgart und dabei bin ich mir meiner Gefühle sehr sicher geworden und ich möchte den Weg gehen, über den ich Jahre lang nur nachgedacht hatte. Bei dem Gespräch mit meinen Eltern hatte ich aber dennoch Angst, um es nicht Panik zu nennen. Jedoch bekam ich die für mich unerwartete Rückmeldung. Mutter: Das wissen wir schon sehr lange und es ist schön, dass du dich nun für einen Weg entscheiden konntest. Du strahlst das irgendwie aus und in deiner Schulzeit hatte ich dich darauf angesprochen. Das war in der 5, Klasse, glaube ich. Da du das aber Peinlich berührt verneint hast, haben wir dich einfach machen lassen.

Ich bin vorhin durch einen guten Arbeitskollegen (mit dem ich schon öfters zusammen gearbeitet habe) der sich in der Firma stark für das Thema Trans* am Arbeitsplatz einsetzt, ich nenne es mal enttarnt worden. Er kam vorsichtig auf mich zu und hat mich angesprochen, ob das bei mir ein Thema sein könnte. Ich war so perplex, da ich es in der Arbeit keinem Offen gelegt habe, das ich ihm irgendwie alles erzählt habe. Er meinte das er mir helfen wolle und hat mich auf eine Veranstaltung eingeladen die nächsten Mittwoch in Stuttgart von einem Autoproduzenten und anderen Firmen veranstaltet wird. Dort soll ich Therapeuten, Berater, andere Trans*- Personen und Firmen die sich für das Thema Stark machen, treffen können. Mein Kollege meinte auch das es selbstverständlich sei, das er niemandem etwas sage, aber ich mir arbeitstechnisch keine Sorgen machen müsse. Fast alle Kollegen und Chefs stehen positiv zum Thema Trans*. Zudem brauche es nur eine eMail und alles außer der Arbeitsvertrag wird so geändert, das ich als Divers oder Weiblich eingetragen bin und mein Name angepasst ist.

Liebe Grüße
Kari

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