Forderung nach einer Transtoilette

Rom – Nachdem der Transvestit Luxuria zum Parlamentarier der altkommunistischen "Rifondazione" gewählt worden ist, tobt im neuen italienischen Parlament eine heftige Debatte über die Toiletten der Abgeordnetenkammer. Ein Parlamentarier der zum Mitte-Rechts-Lager um Silvio Berlusconi gehörenden Neuen Sozialisten hat eine "dritte Sorte von Toilette" für den 40-jährigen Luxuria verlangt, den ersten Transvestiten, der jemals ins italienische Parlament eingezogen ist. "Wir brauchen eine ‚Transtoilette’", forderte der Parlamentarier Lucio Barani in einer Anfrage an den Präsidenten der Abgeordnetenkammer, Fausto Bertinotti.

Baranis Forderung löste heftigen Protest Luxurias aus, der vor einer "Toilettenapartheid" warnte. "Eine Toilette ganz für mich? Ich glaube, das ist ein Privileg, das ich nicht verdiene. Ich denke, dass die sanitären Anlagen für Frauen, auch Transvestiten offen sein sollten. Denjenigen, denen meine Anwesenheit peinlich ist, erinnere ich, dass man die Tür schließt, wenn man auf die Toilette geht", so Luxuria.

Luxuria (lat.: "Wollust") wurde vor 40 Jahren als Mann mit dem Namen Vladimiro Guadagno geboren, lebt und kleidet sich aber wie eine Frau – wenn aber auch nur selten im schrillen Look einer Drag Queen. Mit seinem Szenenamen ist Guadagno schon längst eine Ikone der Homosexuellenbewegung in Italien. Der bekannte
Schauspieler und Komödiant kam als Quereinsteiger in die Politik: Rifondazione-Chef Fausto Bertinotti überzeugte ihn und verschaffte ihm einen Spitzenplatz auf der Liste seiner Partei in Rom.

Luxuria versteht sich als Frau. "Ab heute kann man mich ‚Frau Abgeordnete‘ nennen. Ich will dafür arbeiten, damit diejenigen, die sich von der Politik nicht repräsentiert fühlen, endlich eine Stimme haben", kommentierte Luxuria seinen Wahlsieg. Nach dem Sprung ins Parlament ist Luxuria zu einem Liebling der
Medien geworden, die ihn gern interviewen und fotografieren. Der Transvestit wurde im Wahlkampf des Öfteren zum Opfer einer Hasskampagne von Seiten mehrerer Rechtspolitiker.

In einem katholisch und oft von Machismo-Allüren geprägten Land reagiert der Transvestit gelassen. Er sei auf Ratlosigkeit eingestellt gewesen, aber "nicht auf solche persönlichen Beleidigungen", sagte Luxuria, im dezenten schwarzen Hosenanzug und sorgfältig geschminkt. "Meine Gegner dachten, dass ich mich ständig wie eine Drag Queen in Federboa und Perücke werfe und übertrieben schminke. Aber weil das nicht der Fall ist, weil ich mich normal kleide, sind sie fassungslos."

Quelle: Internet – www.diestandard.at 2006

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Sie sind doch ein Transvestit …?

Die beste Öffentlichkeitsarbeit zum komplexen Thema Transgender ist immer noch der offene und selbsbewusste Umgang mit der eigenen Transidentität. Hier berichtet Vesta aus dem Gendertreff Forum über eine nette Begebenheit in den Lloyd Passagen Bremens.

Am 29.12.2010 waren wir, Vesta und Sternschnuppe, abends auf dem Weg zu einem Kirchenkonzert in Bremen. Da wir noch etwas Zeit hatten gönnten wir uns am Glühweinstand noch einen Mix mit Baileys und Sahne on Top….Lecker…

Am Tischchen stehend betrachteten wir die vorübereilenden Passanten und unterhielten uns darüber, wie kalt es wohl in der Kirche sei, als von dem am Nachbartisch stehendem Paar plötzlich die Frau zu uns herüberkam und sich zu uns gesellte. Dabei schaute sie mich mit klugen, lustigen Augen an, ihre grauweiß gesträhnten Haare fielen lang bis über die Schultern und sie sagte mit einem freundlich lächelndem Ausdruck:

„Sie werden entschuldigen, dass ich sie anspreche, aber ich hab da eine Frage – wenn ich darf?“

Sternschnuppe antwortete rasch und neugierig zugleich: „Bitte, immer frei heraus, was haben sie denn auf dem Herzen?“

„Ich habe gerade mit meinem Mann darüber gesprochen, der fragt mich auch schon die ganze Zeit, aber er traute sich nicht, selber zu fragen und deshalb stehe ich hier.“

Ich war mir meiner schon sehr sicher, was die Dame wollte und in der Tat, sie fragte: „Sagen sie, sind sie ein Transvestit?“

Ich war dennoch überrascht, schaute sie verdutzt an und gab ihr zur Antwort: „ Nein, ich bin kein Transvestit, ich bin eine Frau,“ gleichwohl wissend, dass diese Ansage ihr nicht genügen würde.

„Aber sie waren dann früher ein Mann? Das sieht man doch noch. Wissen sie,“ sagte sie mit einem prüfenden, aber auch gefühlvollen Blick, „wissen sie, ich mag diese Menschen wirklich sehr. Vor allen Dingen mag ich ihre liebevolle Art, ihren Mut, in die Öffentlichkeit zu gehen und wie sie damit und ihrem Leiden fertig werden, in einem falschen Körper leben zu müssen.“

„Gewiss,“ sagte ich, „das ist eine der großen Problematiken, an mir sieht man es ja sehr deutlich, diese männlichen Gesichtszüge, man ist groß usw. dennoch bin ich als ,Umgebaute Person‘ sehr, sehr glücklich.“

„Das sieht man ihnen auch an,“ erwiderte sie, „seid ihr verheiratet, wegen der Ringe?“

Ich lächelte etwas verlegen aber auch irgendwie erfreut und Sternschnuppe entgegnete rasch: „Noch nicht, wir haben uns vor 2 Monaten verlobt.“

„Dann wünsche ich ihnen alles, alles Gute. Noch etwas, Mein Mann traute sich ja nicht sie anzusprechen, der tut sich da sehr schwer, er redet zwar darüber, aber ich finde, dass jeder so leben soll wie er es für richtig hält. Und dass sie so sind und so leben, finde ich einfach bewundernswert.“

„Manchmal ist es schon schwer, seinen Lebensweg gehen zu können, die vielen Vorurteile und auch das oft belächelt werden, aber es ist schön, Menschen wie sie zu treffen, die dann auch noch zu uns kommen und sich informieren und uns so liebe Worte sagen,“ war meine immer noch verblüffte Reaktion auf diese Frau.

„Dann wünsche ich ihnen beiden alles nur erdenklich Gute für das Jahr 2011, kommen sie gut hinein und noch einen schönen Tag. Wo wollen sie denn noch hin?“

„Wir gehen jetzt ins Gospelkonzert, da vorne in die Kirche, Ihnen auch einen schönen Jahresübergang und alles Gute fürs Jahr 2011.“

„Dann viel Freude an dem Konzert,“ sagte sie noch und mit einem: „Herzlichen Dank“ verabschiedeten sich Sternschnuppe und ich rasch in Richtung Kirche, da der Einlass kurz bevor stand.

Und es war wahrlich ein toller Musikabend, den ich auch Euch hier im Gendertreff nur wärmstens empfehlen kann, mit den „New York Gospel Stars“, der durch die nette Begegnung vor dem Konzert noch eine schöne Steigerung erfahren durfte.

Vesta & Sternschnuppe

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