USA: Transgender-Frau muss für Nutzung von Damentoilette Geldstrafe zahlen

In den USA muss eine Trans-Frau eine Geldstrafe zahlen, weil sie eine Damentoilette in einem Krankenhaus benutzt hatte. Wie der Lokalsender NBCDFW aus Dallas berichtet, war das Klinikpersonal von einer Frau darüber informiert worden, dass sich „ein Mann“ in der Damentoilette aufhalte. Ein Sicherheitsbeamter des Krankenhauses verhängte daraufhin gegen die Trans-Frau ein Bußgeld wegen „ungebührlichen Benehmens“. Der Beamte ließ sich dabei auch nicht von einer ärztlichen Bescheinigung der Frau beeindrucken und verwies auf den Eintrag „männlich“ auf dem Führerschein der Texanerin. „Es war wirklich demütigend und entwürdigend. Ich habe mich diskriminiert gefühlt“, so die Trans-Frau.

Quelle: Zeitong – Die emotionalsten News

Im Petticoat durch die Tulpen …

… oder doch lieber nicht? - Wir doch nicht! 😉
Das hatten wir uns anders vorgestellt, aber der Reihe nach.

Lange vorher war dieser Ausflug geplant und endlich war es soweit. Wir (Ava, Bernadette, Kirsten, Ute, Marina, Rita und Xenia) trafen uns gegen 8:00 Uhr in Mönchengladbach und wollten auch gleich losfahren, da überkam uns ein seltsames Gefühl.
Etwas fehlte!
Richtig, der aufmerksame und flinke Reporter Günni schien diesmal nichts von dem Ausflug mitbekommen zu haben oder es gab andere schwerwiegende Gründe. Schade! Und so fuhren wir los über die Grenze nach Nordwijk zum Keukenhof.

Der Wetterbericht hatte keine so gute Vorhersage für den Küstenstreifen und so verzichteten wir auf den Petticoat. Das war auch gut so, denn bei 8°C und einem starken Wind hätte das nicht wirklich Spaß gemacht.

Tulpen und andere Blumen wohin das Auge reichte. Ein wunderschöner Anblick und angenehme Gerüche, die uns bei diesem Mistwetter bis 17:00 Uhr begleiteten. Dennoch liefen einige Besucher in Shorts und Strandlatschen durch den Park.

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In kleinen Schritten, mein Weg zum Ich: 12-2011

In der Firma stellt sich immer mehr Routine ein (ein hoch auf das Jahresendgeschäft) und immer wieder gibt es kleine Gespräche mit Kollegen/Kolleginnen über die Transsexualität . Immer wieder wurde unsere Plattform wegen des professionellen Auftritts und Informationsgehaltes gelobt und einige Flyer konnte ich verteilen. Vier Wochen nach meinem "ersten" Arbeitstag, kam ich im Rock zur Arbeit. Ein unbeschreiblich schönes Gefühl und viele meinten, ich könne das gut tragen.

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Marinas Karfreitag

Marina erzählt von ihrem Karfreitag 2012:

Heute möchte ich nach längerer Zeit mal wieder etwas berichten. Am letzten Freitag (Karfreitag) hatte ich mich mit Rita und Ava verabredet. Wir wollten etwas Essen gehen und dann nach Düsseldorf in die Altstadt. Einfach mal wieder einen netten Mädelsabend machen.

Um 19:30 habe ich die beiden in Gruiten abgeholt und wir sind zusammen zu unserem Stamm-Griechen, dem Pegasus in Hilden gefahren. Schon beim reingehen wurden wir von Dimitri und Alexandra, den Wirtsleuten, mit Handschlag begrüßt. Wir sind dort immer gern gesehene Gäste. Da es Karfreitag war, war auch nicht allzu viel los. Wir hatten die freie Wahl des Tisches.
Also bestellten wir unser Essen und die Getränke. Das Essen kam wie immer zügig auf den Tisch. Und auch wie immer schmeckte es wieder einmal hervorragend. Nach dem Essen haben wir uns noch einen Moment mit Alexandra unterhalten. Sie gab uns noch einen Espresso bzw. für mich einen schwarzen Tee aus und schenkte jeder von uns einen kleinen Osterhasen.

Es sind diese kleinen Gesten, die mir immer wieder zeigen, dass wir im Pegasus nicht nur irgendwelche Gäste sind, sondern wirklich willkommen sind.

Nach dem Essen fuhren wir dann nach Düsseldorf in die Altstadt. Geparkt habe ich im Parkhaus an der Kunsthalle. Vom neuen Teil dieses Parkhauses aus kann man nämlich direkt zur Brauerei im Füchschen gehen. Der Ausgang aus dem Parkhaus ist genau gegenüber. Im Füchschen war es wieder gerammelt voll. An einen Sitzplatz war gar nicht zu denken. Also stellten wir uns in die Schwemme und genossen unser Alt im Stehen. Ich konnte mir leider nur 1 Glas erlauben, denn ich musste ja noch fahren.
Während wir also so da stehen wurden wir von einer älteren Frau angesprochen. Die Dame gehört zum Karnevalsclub „Die Füchsinnen“ [www.diefüchsinnen.de]. Sie fand uns toll und hat uns spontan zum Hausball 2013 im Januar eingeladen. Der genaue Termin steht aber noch nicht fest. Die Dame, die uns eingeladen hat wurde gleich mit einem Flyer versorgt. So etwas passiert einer nur, wenn sie auch rausgeht und lebt. 😉

Weil wir uns aber auch noch ein bisschen unterhalten wollten und vor allem nicht die ganze Zeit stehen wollten sind wir dann noch zur Brauerei zum Schlüssel gelaufen. Ein gutes Stück quer durch die Altstadt. Unterwegs haben die Leute schon geschaut. Na und? Ich stehe zu dem was ich bin. Und mir geht es dabei richtig gut.

Im Schlüssel war es auch relativ leer, so dass wir sofort einen Tisch gefunden haben. Dort haben wir uns noch bis ungefähr Mitternacht unterhalten. Vom Bier im Schlüssel durfte ich ja leider nicht mehr probieren. Auch egal, es war ein schöner Abend mit meinen Freundinnen.

Wir mussten natürlich wieder zurück zum Parkhaus laufen. Irgendwo unterwegs rief uns ein Mitbürger mit unüberhörbarem Migrationshintergrund „Ey, gug ma. 3 Transen!“ nach. Sich mit solchen Leuten zu behängen ist sinnlos. Also sind wir ganz normal weiter gelaufen, gerade so, als hätten wir es nicht gehört.

Mit dummen Sprüchen und blöden Kommentaren müssen wir immer rechnen. Aber es wäre grundsätzlich falsch sich deshalb zu verstecken. Im Gegenteil, gerade deshalb müssen wir Präsenz in der Öffentlichkeit zeigen. Zeigen, dass es viel mehr von uns gibt, als die meisten denken. Alleine das ist schon Öffentlichkeitsarbeit in sich.

Zurück am Auto noch den Parkschein bezahlen und dann ging es los, wieder Richtung Gruiten. Dort habe ich Rita und Ava wieder abgesetzt und bin dann zu mir nach Mönchengladbach gefahren. Es war fast 2 Uhr bis ich ins Bett kam.

Es war mal wieder ein sehr, sehr schöner Abend gewesen. Über die Einladung haben wir uns sehr gefreut. Und auch sonst, von der Diskriminierung transidenter Personen, von der an verschiedenen anderen Stellen immer wieder mal zu lesen ist, kann ich irgendwie nichts feststellen. Egal wo wir auch hinkommen, wir sind immer willkommen gewesen. Von sehr, sehr wenigen Ausnahmen mal abgesehen.

Der Schlüssel dazu ist Selbstvertrauen. Das Selbstvertrauen zu dem zu stehen was man nun einmal ist. Wenn man Selbstvertrauen ausstrahlt, dann ergibt sich alles andere von ganz alleine. Das war eine Lektion, die ich selbst erst vor gerade mal etwas mehr als einem Jahr gelernt habe. Deshalb traut euch! Es ist mal wieder gar nichts passiert!

Ein ganz normaler Freitag im April

Liebe Grüße
Marina

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Tomboy

Laure trägt ihre Hosen am liebsten weit und die Haare kurz. Wie ein Mädchen sieht sie nicht aus und möchte am liebsten keins sein. Laure ist ein Tomboy (*). Als sie mit ihren Eltern umzieht nutzt sie ihre Chance und stellt sich ihren neuen Freunden als Michael vor. Geschickt hält sie ihr intimes Abenteuer vor den Eltern geheim. Für ihre Familie bleibt sie Laure, doch für die anderen Kinder ist sie Michael, der rauft, Fußball spielt, und in den sich die hübsche Lisa verliebt. Laure kostet ihre neue Identität aus, als ob der Sommer ewig so weitergehen könnte. Mit frappierender Authentizität, Leichtigkeit und Natürlichkeit erzählt die Regisseurin Céline Sciamma in TOMBOY vom entscheidenden Sommer eines Mädchens, das anders sein möchte.

(*) Der Begriff „Tomboy“ bezeichnet ein Mädchen, das sich wie ein Junge kleidet, fühlt und benimmt.

TOMBOY ist ein heiterer, spannender Sommerfilm über den erstaunlichen Mut und Erfindungsreichtum der 10-jährigen Laure. Indem sie ihren inneren Impulsen folgt, wagt Laure das aufregende Experiment ihre Identität mit einer kleinen Lüge neu zu erfinden. Regisseurin Céline Sciamma („Watelilies“) hat TOMBOY innerhalb weniger Monate im Sommer geschrieben, besetzt und gedreht, daraus entstand eine Spontanität, Direktheit und Frische, die man dem Film in jedem Bild ansieht. Als Eröffnungsfilm der Panorama-Sektion der Berlinale 2011 gewann er den „Teddy Jury Award“. Céline Sciamma lässt ihre/n Protagonist/in Laure/Michael in zwei Welten bestehen: Als „Michael“ in der Clique der Kinder und als „Laure“ im heimischen Familienleben. Hierbei geht TOMBOY auch der Frage nach, wie Eltern und Familie mit der Andersartigkeit ihrer Tochter und Schwester umgehen, die lieber ein Junge sein möchte.

Kinostart ist der 3. Mai 2012 und alle Informationen zum Film finden Sie auf www.tomboy-film.de .

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In kleinen Schritten, mein Weg zum Ich: 1966-2010

In sehr jungen Jahren fing es bei mir an, ich probierte Mutters Schuhe an. Dies schien aber für mich noch nicht von Bedeutung zu sein, denn erst in der Pubertät ging es mit kleinen Schritten weiter. Ich kann mich durchaus daran erinnern, dass ich früh schon das Gefühl hatte, dass mit mir etwas nicht stimmt. Ich glaubte schon ein Mädchen sein zu wollen, traute mich aber nicht mit irgendjemand darüber zu sprechen. In der Pubertät musste nachts mein Kopfkissen für den Frust herhalten. Ich weinte manchmal nächtelang und die Pubertät verging. Zwischendurch besorgte mir ein guter Freund ein Mieder, das ich aber auch gleich wieder vernichtete. Kurze Zeit später fand ich in einem Kleiderschrank ausgediente Damengarderobe. Ich „tobte“ mich aus mit den Hosen, Röcken, Pullovern und BHs. Es wurde wieder ruhiger und der Alltag brachte die Ablenkung, bis dann einige Jahre später das Verlangen, wieder Damenwäsche zu tragen, erneut aufkeimte. Das Gefühl, dass mit mir etwas nicht stimmte, war irgendwie immer zugegen. Hier und da tätigte ich mal eine Bestellung aus dem Katalog, aber eher stümperhaft und meist stimmten die Größen nicht. Zu Karneval habe ich mich einmal zurechtgemacht und bin durch die Stadt gezogen. In den 1990iger Jahren hatte ich dann mehr Erfahrung beim Kleiderkauf, weil ich nun meine Damengröße kannte. Mir wurde auch so langsam klar, dass es hier nicht nur um die Kleidung ging, konnte es aber erst etwas später mit Hilfe des Internets mehr und mehr zuordnen.

Bis zu meinem Coming-out 2004 und 2005 bei meiner Frau und Familie, hatte ich es meinem guten Freund zu verdanken, dass ich meinem Wunsch, ab und zu Frau sein zu können, ausleben konnte. Die Jahre bis zu meinem Outing 2004 war das mein Ventil. Ich weiß nicht wie das sonst ausgegangen wäre. Wir trafen uns ab und zu im Jahr zu einem „Männerabend“ und redeten über viele Dinge, auch über unsere Probleme. Ich hatte bei ihm einen kleinen Fundus an Damenbekleidung in zwei Koffern untergebracht. Daraus konnte ich mich dann bedienen. Mittlerweile quillt mein Kleiderschrank über und Männerklamotten habe ich kaum noch. Sogar Damen- und/oder androgyne Schuhe lassen sich im Alltag gut tragen. Eingekauft wird in der Stadt (Shopping macht so einen Spaß) und es wird immer normaler, dass es Xenia gibt.

Viele Jahre habe ich für diese Erkenntnis gebraucht, weil es immer klarer wurde, dass etwas mit mir nicht stimmt. Ich dachte ich bin krank, pervers und hab mich gegen mein zweites Ich gesträubt. Lange wäre das auch nicht mehr gut gegangen, was seelische und körperliche Folgen anbelangt. Endlich stehe ich dazu und es wird keine „Reinigungsaktion“ mehr geben (ich trauere nämlich den Sachen nach). Wichtig für jeden ist es, genau zu wissen, was er ist bzw. sein möchte. Für mich ist es die einzige Möglichkeit der Gesellschaft zu zeigen wie frau innerlich tickt.

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Utes Erfahrung in der Firma

Der Gendertreff bedankt sich bei Ute aus Mönchengladbach für ihren detaillierten Bericht ihres Outings in der Firma.

Im März 2010 habe ich mich den mit mir zusammenarbeitenden Kollegin und dem Kollegen anvertraut. Die Kleidung und die Haare gingen bei mir zwar leicht aber immer mehr ins feminine über. Auch mein Wesen hatte sich leicht verändert. Diese Änderungen waren den beiden mit mir in einem Büro sitzenden Leuten nicht verborgen geblieben. Mein Kollege dachte schon, ich wäre jetzt schwul. Zu meiner mir schon seit über 30 Jahren bekannten Kollegin hatte ich immer schon einen besseren Kontakt. Sie äußerte den richtigen Verdacht mit der Transsexualität. Zu dieser Zeit fand auch ein Gespräch mit meinem Vorgesetzen und den beiden Anderen hinsichtlich der Arbeitsbelastung statt. Bei dieser Gelegenheit habe ich den Vorgesetzten auch eingeweiht. Alle 3 hatten viel Verständnis für mich.

Bis September 2010 habe ich nur in meiner Freizeit als Frau gelebt. Dies sollte sich nun ändern. Bei meinen ca. 30 Kolleginnen und Kollegen hatte ich im Laufe des Monats September mein Coming-Out. Büroweise, also meist 2 Personen, habe ich in jeweils halbstündigen Gesprächen je Büro den Leuten die entsprechende Aufklärung gegeben. Diese persönlichen Gespräche hatten den Vorteil, dass die Kolleginnen und Kollegen auch mir gegenüber Fragen stellen konnten. So blieben bei ihnen keine Fragen mehr offen. Den meisten war auch bekannt, dass ich in den letzten 10 Jahren an immer stärker werdenden Depressionen gelitten habe. Ende 2009 waren die Depressionen so stark, dass ich 4 Monate lang nicht arbeiten konnte. Da sie jetzt den Grund hierfür kannten, war auch ein entsprechendes Verständnis vorhanden. Bis zum heutigen Tag hatte ich mit niemandem aus diesem Bereich ein Problem hinsichtlich meiner Transidentität.

Meiner Meinung nach ist es beim Outing sehr wichtig, ein persönliches Gespräch mit den Leuten zu führen. So bleiben keine Fragen offen, die dann später zu Missverständnissen und auch zu Mobbing führen. Ohne Zweifel habe ich Glück bei meinem Coming-Out im Büro gehabt. Aber es kommt auch viel darauf an, wie man es seinen Kolleginnen und Kollegen vermittelt.

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Suse und ihr Dorf

Nachdem Suse am 23.12.2011 von ihren Outings berichtet hatte, war nun ihr Heimatdorf dran.

So ihr Lieben, nach etwas längerer Zeit ist mal wieder ein diesmal etwas größeres Update angesagt.Zur Zeit meines letzten Updates war es ja so, dass das halbe Dorf hier gelesen (und Bilder geguckt) hat, und das ganze Dorf Bescheid wusste. Allerdings zum allergrößten Teil nur in der Theorie, d.h. die wenigsten hatten mich bis dahin mal live und in Farbe erlebt…

Beim Fußball war ich ja schon per Mail ausgetreten und auf den Spießrutenlauf durchs Dorf hatte ich auch nicht so wirklich Bock. Insofern haben mich eben nur meine Freunde, die direkten Nachbarn und evtl. ein paar indirekte Nachbarn gesehen.

Die Frage, die sich mir dann allmählich stellte war: Soll ich Karneval „the same procedure as every year“ machen oder mich geflissentlich aus allem heraushalten! Ich entschied mich für das Dinner for One…

Freitagabends ist Dorfdisco im Festzelt angesagt. Ich war mir nicht sicher, ob man mich im Dorf vielleicht als Hexe verbrennen würde und dachte mir, dass ich im Fall des Falles dann auch wenigstens so aussehen möchte!

Kurz gesagt, es war genauso schön wie immer mit dem zusätzlichen Effekt, dass ich so einige Gespräche mit Bekannten aus dem Dorf hatte, bei denen mir jeder von ihnen versicherte, damit üüüüüberhaupt kein Problem zu haben und dass ich mein Ding machen solle. Ok, wie ernst man solche Lippenbekenntnisse nehmen kann, steht auf einem ganz anderen Blatt geschrieben…

Samstags ist bei uns Ruhetag angesagt, da machen wir eigentlich nie was, da wir uns ja zum einen von freitags erholen müssen, zum anderen auf sonntags, den Hauptkampftag, vorbereiten müssen. Sonntags geht in Langel der Zug und für das kleine Dorf (bzw. sind es drei Rheindörfer) ist der Zug ziemlich groß und lang und schön. Meistens machen wir das so etwas fetenmäßig mit unseren Nachbarn unter uns (und einigen Freunden) zusammen, und da wir ca. 20 Meter vom Zugweg weg wohnen, stellen wir vorne an die Straße immer einen Stehtisch hin, einen Pavillon falls es regnen sollte und haben Fassbier und wenn es kalt ist etwas warmes (diesmal Hot Caipi) zu trinken. Drinnen gibt’s dann was zu essen. Zug war schön, ich war eigentlich nur präsent und zwar als Tigerin, was man zumindest daran sehen konnte, dass ich 9 cm Absatz unterm Schuh hatte…

Wenn dann der Zug vorbei ist, wird noch ein bisschen zu Hause (bzw. bei den Nachbarn) weiter gefeiert, bis alles gegessen und getrunken ist. Dann geht jeder noch dahin wo er möchte, die einen ins Zelt, die anderen in die Kneipe. Ich entschied mich, wie jedes Jahr, für die Kneipe. Kurz etwas anderes angezogen (die Tigerin war für die Kälte draußen ok, aber mit Fell in die warme Kneipe, nein danke!), und dann los. War ein schöner Restabend, hatte auch ein paar kleine Transgespräche zwischendurch, und letztendlich wusste jeder, das ich mich als Frau irgendwie verkleidet hatte und nicht als Frau verkleidet war. Das war mir schon wichtig!

Rosenmontag ist dann der nächste Ruhetag (man muss sich ja von sonntags erholen) und den Tag über haben wir zu Hause relaxed. Allerdings hatte ich abends Lust noch auf ein Bier in die Kneipe zu gehen, und das haben wir dann auch gemacht. Ich muss dazu sagen, dass Rosenmontag bei uns in der Kneipe von Karneval so gut wie nichts zu bemerken ist. Das ist wie ein ganz normaler Kneipentag, halt nur die Kneipe karnevalsmäßig geschmückt. Ansonsten gibt es kaum jemand, dem man ansieht, dass Karneval ist. Auch wir hatten uns dementsprechend nicht verkleidet… ich hatte nur ein T-Shirt mit einer Domkarikatur an, auf dem stand: „Jecke Wiever us Kölle“
An diesem Abend hatte ich echt ganz viele Gespräche mit den unterschiedlichsten Leuten.

Dienstagabend ist dann Nubbelverbrennung in unserer Dorfkneipe. Die war diesmal auch richtig toll (ist nicht immer so) und das Dorf hat viel mehr Akzeptanz gezeigt als ich das erwartet hätte, vor allem weil mir jeder mit dem ich mich über trans* unterhalten habe versicherte, dass es in Köln eigentlich kein Problem sei, aber hier auf dem Dorf… Und fast alle fanden meinen Schritt ziemlich mutig.

Ich wollte an Karneval dem Dorf eigentlich nur zeigen, dass ich mich nicht verstecke und zu dem stehe was ich bin und was ich tue, denn dadurch dass jeder es wusste, kam keiner auf die Idee, dass ich mich nur von Mann zu Frau verkleidet hätte.

Ok, aber letztendlich war es trotzdem „nur“ Karneval und ich wollte auf keinen Fall, dass die Leute auf die Idee kommen, ich würde mein Transsein nur einmal im Jahr an Karneval ausleben wollen!

Folglich habe ich nach Karneval das gemacht, was ich mir vor ein paar Monaten nicht im Traum hätte vorstellen können: Ich war seitdem ein paar mal an ganz normalen Tagen in unserer Kneipe. Gut, es kommen dann so Sätze wie von einer Bekannten an der Theke neben mir: „Ähm, warum siehst du denn so komisch aus? Karnval ist doch vorbei!“ Woraufhin ich antwortete: „Hör mal E., du willst mir jetzt nicht allen Ernstes erzählen, dass du die einzige im ganzen Dorf bist, die nicht Bescheid weiß?!“ „Nee, ich hab davon gehört.“
Also, es war einfach nur der Einstieg in das Gespräch um’s Thema, weiter nix, und das ist OK!

Als wir nach dem letzten Stammtisch im Brauhaus in Opladen im Dorf ankamen, hatte ich noch Lust ein Bier zu trinken, da ich ja den ganzen Abend über nur drei Kölsch getrunken hatte. Die Wirtin hatte echt eine enorm kurze Eingewöhnungsphase. Als wir rein kamen, stellte sie zwei Kölsch hin, machte zwei Striche auf den Deckel und schrieb „Suse“ oben drauf!

So, abschließend noch eine Sache, die ich recht spontan entschieden hatte, um das Dorf endgültig abzuarbeiten. Diese Woche Dienstag war ich nach der Arbeit als Mann in unserer Kneipe. Ein Bekannter (J. um die 70 Jahre alt) erinnerte mich daran, dass wir am Freitag Kartenspielen hätten (machen wir einmal im Monat). Ich erklärte ihm, dass ich da schon dran denken würde. Kurze Zeit später habe ich ihm dann mitgeteilt, dass ich als Frau zum Kartenspielen kommen würde und wenn er ein Problem damit habe, dann solle er es sagen, dann würde ich zu Hause bleiben. Nach 10 Sekunden Stille antwortete er: „Kein Problem, ich spiele auch mit Frauen!“ Folglich war Suse am Freitagabend erstmalig Kartenspielen. Kleine Anekdote am Rande: Ein anderer Mitspieler ist G., etwa im selben Alter wie J., der hatte mich noch nie als Frau gesehen und wusste nicht, dass ich so erscheinen würde. War aber auch kein Problem! Als wir die letzte Runde spielen wollte sagte ich: „Ich gehe vorher noch mal auf’s Klo.“ und G. antwortete: „Da komme ich mit.“ Ich: „Ich gehe aber auf das andere Klo!“ 🙂

Tja, jetzt ist das Dorf so weit abgearbeitet. Was man hinter meinem Rücken über mich erzählt, geht mir echt am hintersten Körperteil vorbei, aber ich habe den Eindruck, dass man sich schon irgendwie an mich gewöhnt hat, und ’ne Dorftranse hat hier echt Premiere, die gab es noch nicht vorher… 🙂

Jedenfalls haben sich an Karneval doch so einige mit mir zusammen fotografieren lassen, einer (ehemaliger Fußballkollege, der hatte sich gerade mit einer Frau fotografieren lassen) allerdings erst, nachdem ich ihn drauf aufmerksam machte, dass momentan Fotos mit mir zusammen hoch gehandelt würden… 🙂

LG
Suse

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Es geht voran

Auch Marina nimmt mit kleinen Schritten Ihre Familie mit und erlebt so viele schöne Momente. Aber lest doch bitte selbst Ihre Geschichte:

Nachdem ich Weihnachten das erste Mal als Frau mit meiner Familie gefeiert habe war mir klar, dass dies nicht das letzte Mal bleiben wird.

Wir hatten meinem Stiefvater zu seinem 76. Geburtstag einen Besuch des Planetariums im Vonderaumuseum Fulda mit anschließendem Familienessen in seinem Lieblingsrestaurant Kneshecke geschenkt. Leider war der einzig mögliche Termin am 04. Februar. Also während ihr anderen im Brauhaus Opladen wart, war ich mit der Familie unterwegs.

Meine Mutter hatte mir schon lange vorher gesagt, dass sie gerne ihren Sohn sehen möchte. Verständlicherweise war ich nicht besonders begeistert, habe aber erst einmal zugestimmt. Am Tag vor dem Termin habe ich meine Mutter noch einmal darauf angesprochen. Ich habe sie gefragt, was denn so schlimm für sie ist, wenn Marina mit der Familie ausgeht. Sie sagte mir, dass ich so seltsam wäre, sobald ich die Perücke trage. Ich muss hier einschieben, dass ich seit Weihnachten regelmäßig als Frau mit meiner Mutter am Wochenende einkaufen gehe. Ich fragte sie daher, ob ich denn genauso seltsam in ihren Augen bin, wenn wir zusammen einkaufen gehen. Sie sagte, nein, dann nicht. Also fragte ich sie noch einmal was dann so schlimm ist wenn Marina mitgeht. Darauf hin sagte sie mir, ich solle meine Stiefvater fragen, schließlich ist es sein Abend.

Sehr zu meiner Überraschung sagte mein Stiefvater: „Mach was du willst, mir ist es egal“. Na, das lass ich mir nicht 2x sagen. Eingeladen waren dieses Mal neben meiner Stiefschwester Carola auch ihre jüngere Schwester Linda. Ich hatte Carola Weihnachten gesagt, dass sie ruhig ihre Geschwister nach und nach auf mich vorbereiten darf, wenn sich die Gelegenheit ergibt. Also wusste Linda schon so ein bisschen Bescheid.

Am Samstag Nachmittag dann habe ich mich zurecht gemacht. Wobei ich mich sehr zurück gehalten habe. Ich muss ja irgendwie das Haus verlassen, ohne dass die Nachbarn etwas „Verdächtiges“ bemerken könnten. Noch wissen die Nachbarn nicht über mich Bescheid… aber kommt Zeit, kommt Rat, sagt man ja… Also habe ich angezogen: Grauer Schalkragen-Pulli, schwarze Stoffhose, flache Winterstiefeletten, Winterjacke mit Kunstpelzkragen. Dazu das bisschen Rest-Bartschatten abgedeckt (IPL sei Dank!!!) und die Augen ganz dezent betont. Meine Perücke habe ich in die Handtasche gesteckt, denn das würden die Nachbarn sofort bemerken.

Als mich mein Stiefschwester Linda so zum ersten Mal sah war sie einerseits erleichtert, andererseits auch erstaunt. Sie hatte sich vorgestellt, dass da eine Drag-Queen kommt. Stattdessen steht da eine Frau, dezent geschminkt und völlig alltagstauglich gekleidet. Im Endeffekt war sie sehr froh, dass es nur Marina und nicht die Drag-Queen ist, die da vor ihr stand.

In dem Moment wusste ich, dass ich auch meine 2. Stiefschwester für mich gewonnen habe, denn sie hat mich sofort gedrückt und wie eine Freundin begrüßt. Ab diesem Moment hat sie mich auch nur noch mit Marina angesprochen.

So sind wir also in die Stadt gefahren. In der Tiefgarage vor dem Museum habe ich dann meine Perücke aufgesetzt und wir sind zusammen ins Planetarium gegangen. Die Vorstellung kannte ich ja schon vom Besuch mit meinem Bruder im letzten November. Es war trotzdem interessant. Dann sind wir noch ins Museums-Café auf eine Tasse Kaffee/Tee, da wir bis zum Essen noch Zeit hatten.

Um 18 Uhr dann haben wir uns dann mit meinem Bruder und seiner Partnerin im Restaurant getroffen. Das Essen war wieder erstklassig und wir hatten einen schönen Abend zusammen.

Dann sind wir nach Hause gefahren und waren um 21 Uhr wieder zu Hause. Ich habe mich dann mit Linda zusammengesetzt und ihr viele meiner Bilder gezeigt, Zwei Seelen gespielt (wobei wir beide gemeinsam geweint haben) und die Videos von CSD Konstanz/Kreutzlingen gezeigt. Linda hat mir viele Fragen gestellt und ich habe sie, so gut ich konnte, beantwortet. Auch sie hatte die üblichen Vorstellungen und Vorurteile über Transgender, größtenteils einfach aus Unkenntnis.

Linda hat mich richtig spüren lassen, dass sie durchaus die Schwester sieht, nicht nur den „verkleideten Mann“.

Das wichtigste aber war, als ich meine Mutter fragte, wie denn der Abend für sie war. Meine Mutter sagte mir, dass es ein sehr schöner Abend war. Ich fragte sie, ob ich in ihren Augen wieder so „seltsam“ war. Sie sagte nein, dieses Mal war ich ganz anders.

Mir ist klar, dass diese Situation für meine Mutter nicht gerade leicht ist. Auch ich war immer unsicher in ihrer Gegenwart. Und deshalb denke ich, dass ich mich „seltsam“ benommen habe für meine Mutter. Dieses Mal aber habe ich mich völlig sicher gefühlt. Denn sowohl Linda, Carola als auch Sarah, die Partnerin meines Bruders, haben mich immer mit Marina angesprochen. Ich war einfach ich, ohne Angst, ohne Zweifel. Und deshalb denke ich, war es auch für meine Mutter in Ordnung.

Alle anderen, meine Mutter, mein Stiefvater und mein Bruder sprechen mich (noch) mit meinem Männernamen an. Ich mache mir nichts daraus, denn ich weiß, irgendwann kann sich auch das ändern. Irgendwann… denn ich bin hartnäckig und gebe nicht so schnell auf.

Am Sonntag dann sind meine beiden Schwestern abgereist und wir haben uns von einander verabschiedet wie das nur Schwestern tun. Es ist ein schönes Gefühl, dass ich immer mehr durch die Familie akzeptiert werde. Auch wenn noch nicht alle in der Familie Bescheid wissen, es wird irgendwann kommen, früher oder später, da bin ich mir sicher. Genauso wie ich irgendwann auch meine Nachbarn einweihen werde. Doch noch ist dazu nicht der richtige Zeitpunkt gekommen. Aber der Zeitpunkt wird kommen…. und ich bin mir sicher, es wird nicht mehr lange dauern.

Viele Grüße
Marina

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