Mein Leben – Carmen del Mar

Mein Leben – Carmen del Mar

Mit freundlicher Genehmigung von Carmen del Mar

 

Hallo Ihr Lieben,
ich habe heute eine neue Website über mein Leben gebaut.
Den folgenden Text über mein Leben möchte ich hier posten.
Mein Leben hatte „ups and downs“.

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Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Fange ich nun bei meinem Leben vor Carmen an, oder beginne ich mit meinem Leben wie ich es jetzt lebe und / oder wie es dazu kam ?

Ich wurde 1966 in Krefeld vermutlich im falschen Körper, einem männlichen Körper geboren. Als Kind und Jugendlicher trug ich oft heimlich die Sachen meiner Mutter. Ich fühlte mich in dieser Kleidung wohler als in den Männerklamotten. Ich denke dass es bei vielen transsexuellen Menschen ähnlich begonnen hat.

Zeitsprung ins Jahr 2002.

Im Jahr 2002 habe ich den Kontakt zu meiner Familie abgebrochen.
Aus folgendem Grund. Ich war Obdachlos, so wie es jedem Menschen von Heute auf Morgen passieren kann.
Weder meine Mutter, noch mein Bruder haben mich damals aufgenommen. Tante und Onkel auch nicht.
Allgemeine Begründung war damals „wegen den Nachbarn“. Das hat mir gereicht und ich beschloss mein Ding durchzuziehen. Ich war jedoch nicht lange alleine und habe schnell bemerkt wer meine Freunde sind und waren.
Eine Freundin hatte mir zu dieser Zeit ein möbliertes Zimmer besorgt.

Als ich im Jahr 2002 einen eigenen Internetanschluss hatte, habe ich festgestellt, dass ich mit meinem Trans-sein nicht alleine war. Damals lernte ich Melanie aus Neuss über das Internet via Yahoo Messenger kennen. Ein reales Treffen kam kurz darauf zustande.
Ich hatte zu dieser Zeit durch Melanie die Möglichkeit Einblicke in das Leben einer transsexuellen Familie zu erhalten.
Mit kleinen Kindern und auch Marco, dem Lebensgefährten von Melanie. Marco ist ein Transmann.
Das machte die ganze Sache damals sehr spannend für mich. Beide Elternteile Transsexuell, Mann zu Frau und Frau zu Mann. Eine ganz normale Familie.Das ist selten und das hat mich geprägt.

Melanie war es auch die mit mir damals die ersten Schritte vor die Türe gemacht hat.
Also im warsten Sinne des Wortes die Türschwelle zu überwinden. Mit der Zeit wurde ich immer sicherer und selbstbewusster. Bald kam die Zeit wo ich alleine mit dem Zug von Krefeld nach Neuss gefahren bin.
Eigentlich alles halb so schlimm obwohl ich damals eine nicht wirklich schöne Perücke hatte. Das ganze kam eher einer Trümmertranse gleich. Dank der Schminktipps von Melanie sah ich aber mit der Zeit ganz akzeptabel aus.
Auch besuche bei der Kölner Selbsthilfegruppe TX Köln die es heute noch gibt, haben mir weiter geholfen und ich habe dort auch neue nette Menschen kennen gelernt zu denen ich heute noch Kontakt habe.

Im Jahr 2003 hatten Melanie und Ich die Idee einen LKW mit unserem damaligen Projekt Transgender DJs auf dem CSD Köln mit Ident Events gemeinsam zu organisieren. Das hat auch ganz gut funktioniert und wir haben mit unserem LKW unter dem Motto „Das Leben ist draußen“ am CSD Köln teilgenommen.

Dann kam meine Zeit auf Ibiza. Da ich ab und zu in die Erotik Discothek Beverly gegangen bin um unter anderem auch meine Bi Sexualität auszuleben. Dort gab ich eine CD mit einem Live Mitschnitt von einem DJ Gig ab. Ich wurde gefragt, wer denn diese CD gemixt hat. Meine Antwort war „Ich habe das gemixt. Ich bin DJ“
Daraufhin wurde ich gefragt, ob Interesse hätte auf Ibiza aufzulegen. Meine Antwort war ein spontanes „Ja“
Eine Woche später dann ein Casting. Ich hatte den Job. Eine weitere Woche später war ich auf Ibiza.
Ursprünglich sollte das ganze nur einen Monat dauern. Daraus wurden fast 5 Jahre.
Ich habe nicht nur im Beverly Ibiza als Resident DJ aufgelegt, sondern auch in anderen auch sehr großen Discotheken
auf Ibiza aufgelegt. Auf Ibiza habe ich meine Haare wachsen lassen und bin froh in meinem Alter noch dichtes Haar zu haben. Da hat Mutter Natur mit schon was Nettes mit auf den Weg gegeben.
Im Winter 2007 bekam ich so eine Art Inselkoller, denn Ibiza im Winter ist so als wenn in Köln alle Kneipen zu machen bis auf eine.

Im Dezember 2007 habe ich Ibiza verlassen und bin auf Einladung von Pricilla Lay nach Berlin geflogen. Dort blieb ich ca. einen Monat.

Am zweiten Weihnachtstag 2007 musste ich dann nach Solingen ins Beverly.Dort fand eine Promotion Party für das Beverly Ibiza statt und ich sollte dort auflegen.

Im Beverly Solingen lernte ich dann auch Sydi, meine jetzige Lebensgefährtin kennen. Nachdem ich und Sydi einen schönen Abend im Beverly verbracht hatten, lud sie mich nach Köln ein. Eine Woche später rief ich sie an und fragte Sydi, ob das Angebot noch steht. Ja, war ihre Antwort. Am selben Tag hat sie mich mit einem Freund abgeholt. So bin ich in Köln gelandet.

Da Ich auf Ibiza immer meine Kontakte nach Deutschland gepflegt hatte, hatte ich eine ganze Menge Leute die ich wieder sehen wollte. Sydi und ich gingen gemeinsam auf Partys, in Kölner Kneipen und Discotheken und auch oft ins Timp. Auch auf dem CSD Köln 2008 habe ich viele alte Bekannte wieder getroffen und neue nette Leute kennen gelernt.

In Köln habe ich dann auch einige Kontakte zu Discotheken und Partyveranstaltern geknüpft. Daraus resultierten DJ Bookings im Bootshaus, For You (heute P9) und anderen Locations.

Dann wurde das Timp für immer geschlossen. Ein wichtiger Anlaufpunkt für Transgender fehlte und ich beschloss einige Monate später ein Transgender Treffen in Köln zu organisieren. Das erste Treffen fand dann im Januar 2009 statt.

Liebe Grüsse
Carmen del Mar

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Kino-Abend mit einer guten Freundin

Autorin: Rita

Ein spontaner Kino-Abend zeigt wieder einmal, dass dem Thema Transgender in der Öffentlichkeit völlig unverkrampft begegnet wird.

Also der Abend sollte eigentlich anders laufen, bis Gina anrief. „Sag mal“, fragt Gina, „hast Du nicht Lust ins Kino zu gehen?“ Darauf ich: „Wie Kino? Als Rita? Ich rufe gleich zurück.“

Klar hatte ich Lust, und wir verabredeten uns im Foyer des Kinos. Um 19.45 Uhr war ich pünktlich da. Ich dachte: „Hier ist ja richtig was los.“

Lange Schlangen vor den Kassen. Ein Anruf von Gina, dass sie 5 Minuten später kommt. Aufgrund der langen Schlangen vor dem Kino sagte ich Gina, dass ich schon mal die Karten hole.

Gesagt getan. Nach 5 Minuten hatte ich die Eintrittskarten und ging zum Ausgang. Da kam auch Gina und wir gingen ins Kino. Ich hätte nicht damit gerechnet, dass soviele Menschen ins Kino gehen wollen. Naja, eigentlich war dies keine Überraschung, schließlich war es war Freitag abend. Nach Filmende tranken wir noch ein Wasser und unterhielten uns. Es war ein sehr schöner Abend.

Ach ja, der Film hiess Slumdog Millionaire. Der war echt klasse, kann ich nur empfehlen.

Rita

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Karneval 2009

Ein einmaliger 3-Tage Marathon sollte folgen. Es begann in einem kleinen unscheinbaren Dorf im Kreis Mettmann, das zu Haan gehört. 19:30 Uhr war Einlass. Wir hatten an unserem Tisch die aufregendsten Kostüme: Charleston, Bäuerin, Elfe, Hexe, Dienstmädchen, Teufelin, Schulmädchen und auch ein „Mann“ *grins, war dabei. Die Dienstmädchen waren gleich im Doppelpack dabei.

Gleich zu Beginn bekam ich einen Schock als ich zum Bierstand ging und mir ein Alt bestellen wollte. Denn da bekam ich zu hören, dass es für Mädchen kein Bier gibt. Pöh. Aber nach ein wenig diskutieren und lächeln bekam ich dann doch mein Bier.

Auftritte von Cheerleadern, Funkenmariechen, einer Sambatruppe und einem Gesangsduo sorgten für Stimmung. Ein Moderator führte durch den Abend und ein Hoch an den DJ, der mit seiner super Musik dafür sorgte, dass wir kaum noch von der Tanzfläche kamen.

Auf der Damentoilette gab es Komplimente, dass wir eine tolle aufregende Truppe wären und wir wurden beobachtet wie wir Lippenstift und Puder auftrugen. Einige gebürtige Damen konnten es nicht sein lassen und hoben frech mein Kleid hoch um zu sehen, ob es da anders aussieht als bei ihnen. Die Männer hatten da doch etwas mehr Respekt, aber deren Blicke spürte ich schon.

Am Sonntag war Kegeln passend zum Karneval. Die gemischte Gruppe aus Trannys, Angehörigen und Freunden traf sich um 18:00 Uhr. Schulmädchen, Spanierin, Dirndl und T(r)anzmariechen gesellte sich zu „Zivilisten“. Es folgte ein schöner Abend, der dann nach dem Kegeln noch vorne im Lokal einige Gespräche mit sich brachte.
Wer mir denn die Fingernägel lackiert hätte, fragte eine Frau. Sie staunte begeistert, als ich ihr sagte, dass ich das ohne Hilfe gemacht habe. Die Beine wären so toll und überhaupt, und einige Männer schauten verstohlen um die Ecke.

Frühstück am Rosenmontag und dann hieß es auch gleich fertig machen. 14:00 Uhr fuhren einige mit Bus und einige mit Auto nach Hilden. Wir waren 6 Mädels mit jeder Menge Spaß und Freude unter der Brust. D`r Zoch ließ auf sich warten und so tanzten und tranken wir uns warm. Da fummelte doch schon wieder jemand unter meinem Dienstmädchenkleidchen und bestaunte mein Püschelhöschen. SIE schien es so zärtlich zu tun, dass ich das erst gar nicht merkte. Sie lobte mich aber, dass es doch auch „Untenrum“ perfekt sei.

So langsam zog die Kälte unter das Kleid und die Karawane zog weiter. Am Zug entlang in Richtung Hilden-Süd in ein Lokal. Dort war eine super Stimmung und die Hälse wurden länger nach dem wir eingetreten waren. Erst einmal lecker Essen und eine Grundlage schaffen.
Danach dann zogen wir um in den Theken- und Tanzbereich und es schien, als wenn man uns schon erwartete. Wir hatten Spaß, bekamen Komplimente und wurden zum Tanz aufgefordert. Ein netter Herr tat mir Leid, weil er es nicht schaffte mich beim Tanzen zu führen. Es ist halt etwas anderes als mit der eigenen Frau *grins. Eine Frau schwänzelte um mich herum, ließ aber dann etwas von mir ab, als meine Frau ihr klar machte, dass ich doch vergeben bin. Sie suchte sich ein neues Opfer, kam aber immer wieder mal zurück.

Draußen wurde es dunkel und viele Gäste verließen das Lokal und auch wir schnappten unsere Jacken. Da lag doch plötzlich noch der Wirt zu meinen Füßen und machte seine Aufwartung. Leider musste ich ihn enttäuschen, denn wie schon erwähnt, war ich nicht alleine 🙂

Wir zogen durch Hilden, zurück zum Parkplatz und Bushaltestelle/Taxistand. Dort verabschiedeten wir uns voneinander und wir suchten ein Taxi, aber da stand gerade keins. Zum Glück stand noch der passende Bus an der Haltestelle und der freundliche Busfahrer wartete bis wir beiden Mädels reingesprungen waren.

3 tolle unvergessene Tage mit kleinen Spitzfindigkeiten und Outings *frech grins

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Eingefrorenes Lächeln

Immer wieder schön zu hören wenn sich ein Tranny auf die Straße wagt und das Leben genießt und damit die Seele zu ihrer Erfüllung kommt. Kein Frust in sich hinein fressen sondern einfach nur raus. Noch schöner ist es aber, die Offenheit zu erleben und es für alle niederzuschreiben.

Dies hier geschah mit freundlicher Genehmigung von Martina

Das aufbrezeln hat 3 Stunden gedauert,Malerarbeiten an einer alten Hütte dauern etwas länger.
Ringelpulover,schwarzer wadenlanger Jeansrock ,dunkelbraune Stiefel,fast weiße BASF-Pelzjacke ,Hut noch.
Den Stockschirm geschnappt,in die Garage geschlichen,ins Auto eingestiegen und losgefahren.
Ist bis dahin alles gut gegangen,PUUHH.
Während der Fahrt erstmal eine Beruhigungszigarette angemacht.

Mein Stammparkplatz, ein Schwerbehindertenparkplatz, war noch leer, eingeparkt.
Au Backe die Grünen und sie parken 2 Autos weiter ein. Der eine ist mit seinem Funktelefon beschäftigt.
Ausgestiegen, Jackenkragen aufgestellt und losgelaufen.
Nicht rennen, langsam laufen, die Ohren nach hinten stellen, wo sind die Grünen und was machen sie ?
………die wissen sicher schon wer du bist………
Nach 20 Meter um die Kirchenecke gegangen und schon war ich zwischen den Buden.
Was machst du jetzt, umkehren, nee, einmal muß es passieren, wieso nicht heute.
Also bin ich losgeschlendert, habe so getan als ob mich die Angebote interessieren aber mir waren die Angebote wurscht.
Langsam entspannte ich, das Dauergrinsen in meinem Gesicht ging nicht mehr weg. Ich wollte nur 15 Meter rein und wieder nach Hause. Dann wurde ich mutiger, habe mir an einer Bude Glühwein geholt.
Die Tasse zwischen beiden Händen, von hinter durch den Fellkragen, von vorne durch die Tasse und zwei Hände verdeckt schaute ich in die Runde. Ich sah viele bekannte Gesichter, wenn die wüssten…………
Die beiden Grünen kamen auf den Glühweinstand zu, sahen sich um und sprachen mich an, dachte ich.
……………aber nur einen wenn sie noch fahren.
Wahrscheinlich meinten sie die Gruppe die um den Stand herumstanden.
Ich trank aus gab die Tasse zurück und schlenderte weiter und mein Herz rutschte wieder an die richtige Stelle zurück.
Ich kam am Anfang des Marktes an, ging zu meinem Auto, stieg ein und fuhr nach Hause.

„War nichts los“, hätte vermutlich Xenia gesagt.
Aber mir reichte es für heute. Hab mich auf den Balkon gesetzt und den Abend nochmal vor meinem inneren Auge vorüberziehen lassen.

Aber das Lächeln habe ich immer noch………………………

LG
Martina

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Silvester 2007

Zum Silvesterball und Travestieshow sollte alles perfekt sein, denn der Abend war ja nicht gerade günstig. Gefeiert wurde im Nikko Hotel, Düsseldorf.
Gibt es Bekannte unter den ca. 350 Gästen? Wer sitzt in der S-Bahn?

Also am frühen Nachmittag mit Nägel lackieren begonnen – ganz in Ruhe – schminken und die ausgesuchte Kleidung anziehen. Bei diesem Ambiente war mit Abendkleidung zu rechnen und so entschied ich mich für eine transparente schwarze Bluse und einen langen Rock.

Kurz nach 18:00 Uhr, die Zeit war gekommen die Mäntel an zu ziehen und zur Bahnstation zu gehen. Zwischen einigen Jugendlichen hindurch die schon „rumballerten“, kamen wir etwas zu früh am Bahnhof an. Der Bahnsteig war gut mit Menschen gefüllt. Die Bahn fuhr ein und wir trafen unsere Freunde. Auch die Bahn war voll und füllte sich weiter bis zum Hbf Düsseldorf. Dort eingetroffen hatten wir noch ein paar Meter zum Hotel zu laufen.

Die Anmeldelisten wurden beim Einlass gecheckt und wir waren nun komplett, 10 Personen. Es stellte sich heraus, dass die Annahme, es würde heute Abend entsprechende Kleidung getragen, richtig war und wir alle korrekt gekleidet waren. Uns wurde der Tisch gezeigt und das Programm konnte starten. Die Travestieshow ging bis kurz vor Mitternacht nur unterbrochen von einem üppigen Buffet.

Um 0:00 Uhr gemeinsames Anstoßen und kurz mal auf die Straße gehen, danach dann Tanz und Schwätzen.
Wir wurden wohlwollend beäugt und es gab hier und da Getuschel aber kein dummes abfälliges Gegrinse. Um 2:00 Uhr ging es dann zum Hbf und wieder waren sehr viele Menschen unterwegs, besonders die S8 und der Bahnsteig waren voll.

Am Heimatbahnhof stiegen viele aus und Ute und mir wurde klar, dass wir nun noch ca. 15min. Fußmarsch nach Hause hatten. An Taxi war nicht zu denken und so machten wir uns mit geschwollenen Füßen auf den Heimweg. Viele schossen noch ihre Silvesterkracher ab und zogen durch die Straßen.

Mir schossen Gedanken von Übergriffen und Überfällen durch den Kopf und war dann doch froh, wie wir beiden „Mädels“ um 3:00 Uhr zu Hause aufschlugen.

Mal ein anderer aber gelungener Jahreswechsel.

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Ausgang

Es ist immer wieder schön zu hören wenn sich eine Trans*-Person auf die Straße wagt und das Leben genießt und damit die Seele zu ihrer Erfüllung kommt. Kein Frust in sich hinein fressen sondern einfach nur raus. Noch schöner ist es aber, die Offenheit zu erleben und es für alle niederzuschreiben.
Dies hier geschah mit freundlicher Genehmigung von Julia

Heute Vormittag hatte meine Frau einen Termin in Gerresheim und meinte, ich könne ja in der Zwischenzeit einen kleinen Bummel machen. Gesagt, getan, nachdem ich sie abgesetzt hatte, fuhr ich weiter auf die Benderstraße. Ein Parkplatz war schnell gefunden und dann ging Julia zum ersten Mal bei hellichtem Tag in die Öffentlichkeit und das sogar alleine! (Karneval gilt nicht!)

Ich schlenderte also die Benderstraße entlang, schaute in die Auslagen und plötzlich stand ich vor Deichmann! ‚Super,‘ dachte ich, ‚du wolltest doch eh schon immer mal Schuhe probieren!‘ Und nach ein paar Minuten öffneten sich die Türen.

Ich verschaffte mir zuerst mal einen Überblick, was denn alles an schönen Stiefeln (hab derzeit einen Stiefeltick) da ist und dann auch noch in 41. Eigentlich hab ich ja 42, aber daß diese Größe vorhanden sei, damit rechnete ich erst gar nicht – und doch! Einige Paare waren auch in 42 vorhanden, darunter ein Paar Rauhlederstiefel mit halbhohem, spitzem Absatz – ein Traum und wie die paßten! Wie angegossen. Und dann noch der Preis: Reduziert auf 9,95€

Aber ich hatte mir vorgenommen, kein Geld auszugeben, also ließ ich sie stehen und probierte weiter. Die 41er paßten zwar am Fuß und meistens auch am Schaft, aber am Knöchel ging der Reißverschluß dann nicht zu. Eine Verkäuferin sprach mich an, ob ich alleine zurechtkäme, was ich bejahte. Ich hatte nicht den Eindruck, sie hätte etwas bemerkt.

Die Zeit verging wie im Flug und schon mußte ich meine Frau wieder abholen. Auf der Fahrt nach Hause meinte sie dann, daß wir noch einkaufen müßten. Und spontan lotste sie mich zu einem Plus, wo sie dann meinte, ich solle mitkommen. Und dann durfte Julia zum ersten Mal einkaufen – und bezahlen! Das überließ sie nämlich auch mir.

Zuhause angekommen konnte ich nur sagen: Danke! Danke Anni, für dieses schöne Erlebnis, das ich ohne deine Motivation wohl nicht so bald gehabt hätte. Ich liebe dich!

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Wintereinbruch

Wir schreiben den 23.11.2008, ein Sonntag. Ein Gebürtigen-Treffen ist auf Schloss Burg geplant und findet auch statt.

Parallel dazu treffen sich die Partner(innen) zum Spazierengehen und anschließendem Essen in einem Lokal in Hilden. Ein Tag vorher sind die Temperaturen auf Null gestürzt und die Wetterfrösche hatten einen Wintereinbruch prophezeit. Im Rheinland wird das schon nicht sooo schlimm, dachten wir, brachen aber den kleinen Spaziergang nach ca. 20-25 min. ab und gingen in das Lokal. Es war richtig kalt und es fing an zu schneien.

Der Kuchen und der Kaffee schmeckten. Wir waren dezent gekleidet – wie es sich für einen Besuch in einem gutbürgerlichen Lokal gehört. Und wie so oft, kein Mensch interessiert sich für uns – gut so!

Halb 6. Na, stoßen gleich unsere Frauen zu uns und wir können bestellen? So langsam kommt etwas Hunger auf. Stattdessen geht mein Handy. Schlechte Nachrichten.

Zwei unserer Frauen stecken im Bergischen Land fest. Schneeverwehungen, Glatteis, Verfahren und Warnlampe im Armaturenbrett. SOS.

Okay nix mit bestellen. Wir bezahlen und stürmen zum Auto und dürfen dies erst mal frei schaufeln. Doch so schlimm und schon rutschen wir los – mit 50 über die Autobahn. Es ist nicht gestreut.

Nach ca. 60 min. (Strecke von 20 min.) erreichen wir die Tankstelle wo unsere Frauen Unterschlupf gefunden haben. Wenigstens mussten sie nicht frieren. Sie hatten drinnen posaunt, dass gleich ihre Männer kommen würden um sie abzuholen. Ja und dann kommt Rita und ich in den Laden…..

Noch schnell auf Toilette und ab ins Abenteuer.

Rutschend, an stehenden Fahrzeugen vorbei und mit Navi Richtung A1. Die Warnlampe im Armaturenbrett ist nur ein Hinweis, dass etwas nicht stimmt, ist aber nicht kritisch. Gut so. Also ab nach Hause, das wir dann kurz vor 9 Uhr gesund aber hundemüde erreichten.

Egal ob Rock oder Hose. Die Situation wurde gemeinsam gemeistert und alle kamen wohlbehalten zurück. Der Sonntag war ganz klar ein wenig aufregend. Und es zeigt sich wie wichtig Freunde in solchen Situationen sind.

LG
Xenia

p.s.: Bilder gibt es keine, dafür war keine Zeit. Höchstens in den hiesigen Tageszeitungen, die Berichterstattung des Chaos verursacht durch das Wetter.

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Besuch bei den Eltern als Frau

Es ist immer wieder schön zu hören, wenn ein Outing so positiv verläuft wie jetzt hier bei Babs. Mit ihrer freundlichen Genehmigung haben wir ihren schönen Bericht hier im Magazin veröffentlicht.

Es ist Sonntagnachmittag, ich bin in Köln unterwegs, schönstes Herbstwetter. Die Luft riecht nach dem Laub und ein freier Nachmittag liegt vor mir. Eigentlich will ich ja nur einen Spaziergang machen und dann zurück nach Haus fahren – aber plötzlich ist da der Gedanke in meinem Kopf: Warum besuchst Du nicht endlich, endlich die Eltern, das wäre doch heute eine gute Gelegenheit? Und ich greife einfach zum Handy, ohne lange zu überlegen.

Wie sich herausstellt, ist sowieso ein spontanes Kaffeekränzchen mit Verwandten geplant. Naja, ein bisschen drängeln tu ich dann schon, aber als ich erfahre, daß alle Gäste schon von meinem So-Sein wissen (die Buschtrommeln haben scheinbar gut funktioniert in den letzten Wochen), ist es klar, daß dies mein Tag wird. Der Tag, auf den ich schon so lange gewartet habe… Uiih, Herzklopfen habe ich dann schon als ich die Treppe hinaufsteige. Was werden sie wohl sagen?  Vorwürfe?  Tränen?  Fragen?  Kreuzverhör?

Aber nichts von allem geschieht. Staunende Blicke mustern mich. Ein gemurmeltes Meine Güte, ja, sieht wirklich stimmig aus . Mir stehen die Tränen in den Augen, auch den anderen, wir umarmen uns, ich werde fast zerdrückt und muss immer wieder vor meinem Makeup warnen. Ob sie ahnen können, welche tonnenschwere Last gerade von mir runtergeplumpst ist?

Nach einer Viertelstunde geht das Leben weiter und wir Frauen tratschen und kümmern uns um Kaffee und Kuchen als wäre es schon immer so gewesen! Wie schnell das geht , denke ich ein paar Mal. Tipps zu Kleidung und Kosmetik, ein Mantel wechselt die Besitzerin (- danke Mama, er ist einfach ein Traum), Kuchenrezepte, Geschichten aus der Kindheit.

Und ich hatte mir monatelang die fürchterlichsten Sorgen gemacht hat. Wie nehmen es meine konservativen Eltern auf? Wird mein schon uralter Vater das verkraften? Und so weiter – das Übliche eben.

Es ist nicht nur alles gut gegangen – es war einer der schönsten Tage in meinem Leben und – wer weiß – vielleicht ein ganz neuer Anfang. Ich werde diesen Moment nie vergessen. Was zählt es da schon wenn ich ab und zu mit dem falschen Vornamen gerufen werde…

Liebe Grüße von einer glücklichen
Babs

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Diskriminierung

Obwohl im allgemeinen offensichtlich die positiven Erfahrungen überwiegen, ist es leider dennoch so, dass es hin und wieder zu unerfreulichen Begegnungen kommt. Umso mutiger zeigte sich unsere Userin Mandy, die von einigen zwielichtigen Personen beleidigt und in Form latenter Gewaltandrohung genötigt wurde. Drei weniger freundliche und obendrein angetrunkene Zeitgenossen kamen offensichtlich mit einer TS nicht klar.

Nun mag man einwenden: Selbst Schuld, was bewegt sie sich auch in dunklen Gassen. Doch leider ereignete sich der Vorfall an belebter Stelle im öffentlichen Raum und viele „brave Bürger“ übten sich im Wegsehen. Mandy jedoch ließ sich nicht einschüchtern. Hier nun also der Bericht:

Mit freundlicher Genehmigung von Mandy

Hallo Ihr Lieben,

wer hat schon mal so wie ich Anzeige bei der Polizei gemacht? Wegen Beleidigung, Nötigung oder Ähnlichem?

In meinem Fall wurde ich im Juni 2007 beleidigt und genötigt, worauf ich die Polizei gerufen habe. Aber der Streifenwagen kam erst nach 27 Minuten und nach einem zweiten Anruf.

Dann hatte ich zu den Beamten gesagt, dass ich Anzeige gegen die drei Männer erstatte. Wegen Beleidigung und Nötigung, doch die Beamten sagten mir, es würde nichts bringen, da die Anzeige doch eingestellt würde. Ich bestand jedoch darauf, Anzeige zu erstatten.  Also nahmen die Beamten zähneknirschend die Anzeige auf.

Nach einigen Wochen bekam ich von der Staatsanwaltschaft die Nachricht, dass die Anzeige eingestellt wurde. Aber ich nahm es nicht hin und ließ über einen Rechtsanwalt an die Oberstaatsanwaltschaft schreiben. In diesem Schriftsatz wurde der Sachverhalt noch einmal geschildert. Und siehe da, wir waren erfolgreich: Nach ca. zwei Wochen bekam ich von der Oberstaatsanwaltschaft Bescheid, dass das Verfahren noch einmal aufgerollt würde. Der Fall wurde wieder geöffnet und an die Staatsanwaltschaft zurück verwiesen.

Im Oktober bekam ich dann Bescheid, dass es zum Gerichtstermin käme. Im Dezember bekam ich vom Dortmunder Amtsgericht die Ladung für den 24.1.2008. Mein Fall bzw. meine Anzeige wurde strafrechtlich verhandelt.

Die drei jungen Männer wurden dann verurteilt: Der erste zu 20 Tagessätzen á 50 Euro, also 1.000 Euro. Der zweite bekam noch eine Anzeige wegen Falschaussage, da er vorgab, sich nicht daran erinnern zu können, etwas Beleidigendes gesagt zu haben. Sein Pech: Sein Kumpan hatte bereits umfangreich gestanden und ihn hinreichend belastet. Der Dritte bekam noch eine Geldstrafe wegen Missachtung des Gerichts, da er gar nicht erst zur Verhandlung erschienen war.

Fazit: Nur Mut, wenn Ihr in der Öffentlichkeit von anderen Menschen beleidigt oder genötigt werdet. Ihr müsst Euch nicht alles gefallen lassen.

Lieben Gruß

Mandy

 

NOTFALL

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Meine Erfahrung in der Uni Essen

Das Thema Transsexualität ist besonders sensibel. Viele Fragen diesbezüglich werden deshalb im Gendertreff Forum in einem besonders geschützten Bereich behandelt. Umso mehr freuen wir uns, dass unsere Userin Mandy von ihren Erfahrungen bei ihren Operationen berichtet.

Von Mann zur Frau Operation

Mit freundlicher Genehmigung von Mandy

Ich wurde von Dr. vom Dorp und Dr. Rossi operiert in einer mehrstündigen OP. Dies wurde nicht nur mit einer Vollnarkose, sondern auch mit einem Rückenmarkskatheder eingeleitet.

Am 5.3.2008 bin ich auf der Wachstation wach geworden. Mittags kam ich schon wieder auf mein Zimmer. Ich spürte meinen Unterleib zwar noch nicht so richtig, aber es ging mir sehr gut. In meinem Zimmer auf der Station bekam ich noch im Laufe des Nachmittags zwei kleine Infusionen.

Alle paar Minuten bis zum Donnerstag morgen (!) fragte mich das Pflegepersonal, ob ich Schmerzen hätte und mit der Zeit sagte ich immer wieder in lächelndem Ton: „Noch nicht!“ Vielleicht, so dachte ich, kämen die Schmerzen ja später, aber ich hatte keine Schmerzen, nur ein komisches Gefühl wie leichtes Kneifen und Drücken. Aber es waren keine Schmerzen.

Am Nachmittag wurde ich zum ersten Verbandswechseln in die Ambulanz gefahren. Dort wurde mein erster Verband gewechselt. Dr. Rossi sagte mir, ich solle noch warten, mir das Ergebnis anzusehen, da alles noch geschwollen und mit Blutergüssen versehen wäre. Deshalb solle ich bis zum zweiten Verbandswechsel warten mit dem Ansehen des Unterleibes. Dies bejahte ich. Dann verband er mich wieder und sagte, es sehe aber trotzdem sehr gut aus und die OP wäre sehr schön verlaufen. Dies könne er mir schon bestätigen.

Dann wurde ich wieder auf mein Zimmer gefahren. Trotzdem fragte mich das Personal bei jeder Gelegenheit, ob ich Schmerzen hätte. Dies musste ich wieder und wieder Verneinen. Mir ging es einfach nur sehr gut und nicht nur gut! Nicht nur, um eine schöne Geschichte zu schreiben, sondern weil es halt wirklich so gewesen ist.

Dann am Samstag, den 8.3.2008, hatte ich meinen zweiten Verbandswechsel. Dies machte Dr. vom Dorp. Er machte mir den Verband ab und sagte mir, ich könnte mir jetzt das Ergebnis ansehen. Ich bekam einen Spiegel in die Hand, und ich sah zwar noch Blutergüsse und Schwellungen. Beim Ansehen meines Unterleibs erklärte mir Dr. vom Dorp das Ergebnis und dabei liefen mir die Tränen, weil ich es endlich so hatte wie ich es fast mein ganzes Leben haben wollte.

Nach kurzer Zeit erklärte mir Dr. vom Dorp das Ergebnis weiter und sagte auch, was bei der zweiten OP noch geändert werden würde: Wenn die Modellierung gemacht würde und das Ergebnis genau wie bei einer richtigen Frau wäre.

Ich war einfach nur glücklich und zufrieden und hing meinen Gedanken nach, als ich zurück ins Zimmer gefahren wurde. Jetzt war ich schon fast eine ganze Woche im Klinikum und wusste, dass Morgens und Abends immer Visite war. Auch vom Personal, egal ob Ärzte, Schwestern oder Pfleger, merkte ich immer mehr, dass ich in guten Händen war. Ich kann nur anmerken, dass von beiden Seiten ein liebes und nettes Verhältnis aufgebaut wurde. Auch ging es mir von der Gefühlswelt her immer besser.

Am Montag, den 10.3.2008 hatte ich meinen dritten Verbandswechel, aber es wurde mir kein neuer Verband mehr angelegt. Dr. Rossi erklärte mir, wie ich mich in den nächsten Tagen selber versorgen sollte. Trotzdem sagte Dr. Rossi, er und auch die anderen vom Personal würden mir helfen, wenn es Probleme gäbe. Meine Heilung ging zügig vonstatten und am 15.3.2008 wurde ich aus dem Klinikum Essen entlassen.

Am 14.3.2008 gegen 16 Uhr hatte ich dann mein erstes Vorgespräch zur nächsten OP wegen des Brustaufbaus in der Frauenklinik, direkt neben der Urologie im Klinikum. Auch muss ich noch erwähnen, dass ich ein sehr gutes und nettes Verhältnis zu allen, die in der Urologie arbeiten, hatte. Ebenso freute ich mich immer auf die Dates mit den Ärzten! – lach

Mein Fazit: Dieses Klinikum kann ich nur bestens und wärmstens empfehlen! Dort seid Ihr in den besten Händen.

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Meine zweite OP in der Uni Essen

Nachmodellierung und Brustaufbau

Am 27.5.2008 bin ich gegen 9:00 Uhr wieder in die Urologie gegangen um meine zweite OP machen zu lassen. Diese war für den nächsten Tag geplant. Gegen 11 Uhr hatte ich einen Termin bei Herrn Dr. Hoffmann und Frau Dr. Schwidde wegen des Brustaufbaus. In einem ausführlichen Gespräch wurde ich über die OP und die Risiken des Brustaufbaus informiert.

Am 28.5.2008 gegen 13 Uhr wurde in den Vorraum des OP gefahren. Dort sagte man mir, dass es noch ein wenig dauert. Aber es wurden schon Vorbereitungen an mir vorgenommen. Dann so gegen 14 Uhr bekam ich die Vollnarkose.

So gegen 19 Uhr bin ich in meinem Zimmer aufgewacht. Nach einigen Momenten habe ich meine Zimmermitbewohnerin Alicia gefragt, wann ich wieder auf dem Zimmer war. Sie sagte mir so gegen 16:30 Uhr. Da ich noch wahrscheinlich unter Narkosenachwirkungen und Schmerzmitteln war, hatte ich keine Schmerzen.

Am nächsten Morgen bei der Visite fragten Herr Dr. Rehme und Herr Dr. Niedworok, ob ich irgendwelche Schmerzen oder Probleme hätte. Aber ich musste es verneinen, es ging mir einfach gut. Von Tag zu Tag ging es mir besser. Am 4.6.2008 wurde ich dann aus dem Klinikum entlassen. Am 16.6.2008 wurden mir die Fäden gezogen.

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