Linas Geschichte

Lina37 hat ihre Geschichte freundlicherweise für das Magazin frei gegeben:

Hallo ihr Lieben,
Ich bin ja schon einige Zeit hier, habe aber im Gegensatz zu den Anderen noch recht wenig über mich geschrieben….

Also, meine Mutter erzählt immer wieder die Geschichte, dass ich mit fünf Jahren manchmal mit den Worten „Heute bin ich ein Mädchen“ aufgestanden bin. Meine Mutter ist da auch sehr locker gewesen und hat mich dann auch den ganzen Tag so angesprochen. Ich hatte auch etwas längere Haare (meine Ma ist ziemlich alternativ) und auch nicht so die typischen Jungs-Klamotten und Spielzeuge, einen Vater hatte ich nie. Dennoch glaube ich, dass meine Mutter das eher als ein Spiel von mir gesehen hat. Leider bin ich dann mit sechs zu meinen Großeltern gekommen, welche sehr streng und spiessig waren und für die ich damals total verzogen war. Ich habe dann die Grundschulzeit dort verbracht, war aber immer Aussenseiter in der Klasse, hatte keine Freunde, weshalb mich meine Großeltern im Fussballverein anmeldeten, wo ich auch nie anerkannt wurde. Ich war halt zu weich. Nach der Grundschulzeit kam ich dann zurück zu meiner Mutter, welche inzwischen einen neuen Mann hatte, was zu sehr großen Problemen geführt hat bis ich mit 18 ausgezogen bin.

Ich hatte während der Pubertät eigentlich nur weibliche Freunde und mir oft vorgestellt, wie meine beste Freundin zu sein und habe mich insgesamt ziemlich rebellisch verhalten. Mit 15 wurde ich Punk, habe teilweise absichtlich auf der Straße gelebt und in besetzten Häusern übernachtet, obwohl ich ein Zuhause hatte. Mit 18 habe ich dann die Stadt verlassen und bin nach Düsseldorf…durch die ganzen Probleme, die ich hatte, war „Lina“ auch ganz verschwunden, ja, ich erinnerte mich sogar nicht mehr an Gefühle, die ich als Kind und Teenie hatte. Im Laufe der Jahre hatte ich mehrere feste Beziehungen, bei denen aus heutiger Sicht oft mehr Bewunderung als Begehren der Grund für die Liebe war. Dadurch das ich mit 20 auch noch sehr weiche Gesichtszüge und auch mal längere Haare hatte, kam es zweimal vor, dass eine Freundin von mir mich „nur mal so zum Spaß“ geschminkt hat und ich mir auch sehr gefallen habe, aber es nicht zugeben wollte.Dann hatte ich eine sehr lange Beziehung, in der meine damalige Partnerin und ich zusammen wohnten. Und so kam es eines Tages, sie war oft abends arbeiten oder aus, dass ich heimlich ihre Sachen anzog. Und mich so gut gefühlt habe…aber nur kurz, denn nach einiger Zeit kam wieder das ungeheure Schamgefühl.

Eines Tages erwischte sie mich. Erst hat sie mich ausgelacht und dann hat sie sich einen Neuen gesucht. Es folgten sehr depressive Jahre, ich bin mittlerweile dreißig und in eine andere Stadt gezogen. In diesen Jahren habe ich meinen Körper aggressiv zerstören wollen. Ich habe mich zwei Jahre kaum gewaschen, habe sehr ungesund gelebt und mich mit allem betäubt, was mich nicht direkt tötete. Als ich dann eines Abends am Dortmunder Hauptbahnhof so verprügelt wurde, dass ich ein halbes Jahr in Krankenhaus und Reha verbracht habe, hörte es zumindest auf, dass ich mich so dermaßen hängen ließ. Ich zog zurück an den Rhein und wollte mein leben in den Griff bekommen. Ich fing an, mir Kleidung zu bestellen und startete die ersten Schminkversuche. Allerdings waren das immer nur Phasen. Dazwischen habe ich mich dann immer geschämt und wollte nichts davon wissen, habe oft Sachen weggeschmissen.

Als ich dann meine jetzige Freundin (SabZi) kennengelernt habe, habe ich davon natürlich nichts gesagt. Ich habe inzwischen gelernt, mich als Mann auch unter Männern zu behaupten und verstand es sehr gut, ihr auch das Bild eines sehr männlichen Typs zu suggerieren. Dafür habe ich mich manchmal extra wie ein Schwein ihr gegenüber verhalten. Selbst als sie den Schminkkoffer fand und mich zur Rede stellte, war ich nicht mutig genug, dazu zu stehen, sondern habe es als depressives Fluchtverhalten abgetan, welches ich nun ja nicht mehr nötig habe. Das Blöde oder besser das Gute an Dingen, die wir verdrängen, ist, dass sie mit voller Wucht zurückkommen. Und so kam es so stark zurück, dass ich in meiner Panik mit ihr Schluss machte, die Geschichte dazu habe ich ja bereits in meinem Vorstellungsthread geschrieben.

Wie ihr wisst, sind wir ja wieder sehr glücklich zusammen, dennoch ist auch vieles nicht so einfach. Trotz dass ich nun einige Male draußen war und meine Freundin habe, fällt es mir immer noch etwas schwer. Auf der einen Seite habe ich nun alle Freiheiten, auf der anderen Seite fangen damit auch eine ganze Menge Schwierigkeiten an. Ich fühle mich selber viel mehr, habe ein viel größeres Körperbewusstsein, wenn ich Lina bin. Und habe zur Zeit eine größere gefühlte Ablehnung, wenn ich Mann bin, als je zuvor. Vielleicht ist es ja auch nur jetzt am Anfang so und es pendelt sich irgendwo ein. Vielleicht ist es aber auch mehr. Ich war heute bei Frau Dr. Schleussner und sie sagte, ich soll einfach Lina komplett in meinem Alltag integriert leben und mal eine Woche permanent auch so vor die Tür gehen. Da ich ja von zu Hause aus arbeite und die Auftragslage gerade sehr schlecht ist (ich arbeite in der Mediengestaltung) habe ich zumindest keine Probleme wegen einem Arbeitgeber.

Seit meinem Outing tut sich so viel in mir und ich bin teilweise wirklich überfordert mit meinen eigenen Gefühlen. Ich hoffe, ich habe Euch nicht gelangweilt mit meiner Geschichte, aber es tat mal gut, es so aufzuschreiben und ich freue mich, Euch morgen Abend zu sehen!

Lina

INHALTSVERZEICHNIS

Meine Geschichte, meine Erlebnisse, meine Gefühle, meine Eindrücke

Ich möchte einmal versuchen, meine Gefühle als Transgender zu beschreiben. Was in mir vorgeht wenn ich mich umziehe, schminke und zur "Frau" verwandele. Die Gefühle, wenn ich en-femme ausser Haus geh`, mein Inneres nach Aussen krempel, wenn Bilder von meiner weiblichen Seite gemacht werden und wie ich mich in den Kleidern des eigentlichen Geschlechts fühle. Diese Eindrücke zu beschreiben verbunden mit der Frage woher das alles kommt, ist sicher nicht einfach und auch bei den meisten verschieden.
Ich kann nur versuchen es aus meiner Sicht zu erzählen.

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Köln im Rock

Eine Tranny(kul)tour

Erlebt und geschrieben von Gitta

Anno 2009, am 5. Tag im September, fünf Minuten vor dem vierten Glockenschlag am Nachmittag. Es regnet in Strömen, Köln zeigt sich von seiner grauesten Seite. In der Stadt herrscht das übliche Gewimmel von Touristen aus der ganzen Welt aber auch Familien, die schwerbepackt ihren Samstagseinkauf erledigen. Um den Dom herum irren bereits zum fünften Male vier Frauen mit einem Stadtplan in der Hand suchend umher. Reporter Günni hat mal wieder Wochenenddienst und hat seine Laune in hervorragender Weise dem Wetter angepasst.

Doch plötzlich passiert es:

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Mein Leben – Carmen del Mar

Mein Leben – Carmen del Mar

Mit freundlicher Genehmigung von Carmen del Mar

 

Hallo Ihr Lieben,
ich habe heute eine neue Website über mein Leben gebaut.
Den folgenden Text über mein Leben möchte ich hier posten.
Mein Leben hatte „ups and downs“.

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Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Fange ich nun bei meinem Leben vor Carmen an, oder beginne ich mit meinem Leben wie ich es jetzt lebe und / oder wie es dazu kam ?

Ich wurde 1966 in Krefeld vermutlich im falschen Körper, einem männlichen Körper geboren. Als Kind und Jugendlicher trug ich oft heimlich die Sachen meiner Mutter. Ich fühlte mich in dieser Kleidung wohler als in den Männerklamotten. Ich denke dass es bei vielen transsexuellen Menschen ähnlich begonnen hat.

Zeitsprung ins Jahr 2002.

Im Jahr 2002 habe ich den Kontakt zu meiner Familie abgebrochen.
Aus folgendem Grund. Ich war Obdachlos, so wie es jedem Menschen von Heute auf Morgen passieren kann.
Weder meine Mutter, noch mein Bruder haben mich damals aufgenommen. Tante und Onkel auch nicht.
Allgemeine Begründung war damals „wegen den Nachbarn“. Das hat mir gereicht und ich beschloss mein Ding durchzuziehen. Ich war jedoch nicht lange alleine und habe schnell bemerkt wer meine Freunde sind und waren.
Eine Freundin hatte mir zu dieser Zeit ein möbliertes Zimmer besorgt.

Als ich im Jahr 2002 einen eigenen Internetanschluss hatte, habe ich festgestellt, dass ich mit meinem Trans-sein nicht alleine war. Damals lernte ich Melanie aus Neuss über das Internet via Yahoo Messenger kennen. Ein reales Treffen kam kurz darauf zustande.
Ich hatte zu dieser Zeit durch Melanie die Möglichkeit Einblicke in das Leben einer transsexuellen Familie zu erhalten.
Mit kleinen Kindern und auch Marco, dem Lebensgefährten von Melanie. Marco ist ein Transmann.
Das machte die ganze Sache damals sehr spannend für mich. Beide Elternteile Transsexuell, Mann zu Frau und Frau zu Mann. Eine ganz normale Familie.Das ist selten und das hat mich geprägt.

Melanie war es auch die mit mir damals die ersten Schritte vor die Türe gemacht hat.
Also im warsten Sinne des Wortes die Türschwelle zu überwinden. Mit der Zeit wurde ich immer sicherer und selbstbewusster. Bald kam die Zeit wo ich alleine mit dem Zug von Krefeld nach Neuss gefahren bin.
Eigentlich alles halb so schlimm obwohl ich damals eine nicht wirklich schöne Perücke hatte. Das ganze kam eher einer Trümmertranse gleich. Dank der Schminktipps von Melanie sah ich aber mit der Zeit ganz akzeptabel aus.
Auch besuche bei der Kölner Selbsthilfegruppe TX Köln die es heute noch gibt, haben mir weiter geholfen und ich habe dort auch neue nette Menschen kennen gelernt zu denen ich heute noch Kontakt habe.

Im Jahr 2003 hatten Melanie und Ich die Idee einen LKW mit unserem damaligen Projekt Transgender DJs auf dem CSD Köln mit Ident Events gemeinsam zu organisieren. Das hat auch ganz gut funktioniert und wir haben mit unserem LKW unter dem Motto „Das Leben ist draußen“ am CSD Köln teilgenommen.

Dann kam meine Zeit auf Ibiza. Da ich ab und zu in die Erotik Discothek Beverly gegangen bin um unter anderem auch meine Bi Sexualität auszuleben. Dort gab ich eine CD mit einem Live Mitschnitt von einem DJ Gig ab. Ich wurde gefragt, wer denn diese CD gemixt hat. Meine Antwort war „Ich habe das gemixt. Ich bin DJ“
Daraufhin wurde ich gefragt, ob Interesse hätte auf Ibiza aufzulegen. Meine Antwort war ein spontanes „Ja“
Eine Woche später dann ein Casting. Ich hatte den Job. Eine weitere Woche später war ich auf Ibiza.
Ursprünglich sollte das ganze nur einen Monat dauern. Daraus wurden fast 5 Jahre.
Ich habe nicht nur im Beverly Ibiza als Resident DJ aufgelegt, sondern auch in anderen auch sehr großen Discotheken
auf Ibiza aufgelegt. Auf Ibiza habe ich meine Haare wachsen lassen und bin froh in meinem Alter noch dichtes Haar zu haben. Da hat Mutter Natur mit schon was Nettes mit auf den Weg gegeben.
Im Winter 2007 bekam ich so eine Art Inselkoller, denn Ibiza im Winter ist so als wenn in Köln alle Kneipen zu machen bis auf eine.

Im Dezember 2007 habe ich Ibiza verlassen und bin auf Einladung von Pricilla Lay nach Berlin geflogen. Dort blieb ich ca. einen Monat.

Am zweiten Weihnachtstag 2007 musste ich dann nach Solingen ins Beverly.Dort fand eine Promotion Party für das Beverly Ibiza statt und ich sollte dort auflegen.

Im Beverly Solingen lernte ich dann auch Sydi, meine jetzige Lebensgefährtin kennen. Nachdem ich und Sydi einen schönen Abend im Beverly verbracht hatten, lud sie mich nach Köln ein. Eine Woche später rief ich sie an und fragte Sydi, ob das Angebot noch steht. Ja, war ihre Antwort. Am selben Tag hat sie mich mit einem Freund abgeholt. So bin ich in Köln gelandet.

Da Ich auf Ibiza immer meine Kontakte nach Deutschland gepflegt hatte, hatte ich eine ganze Menge Leute die ich wieder sehen wollte. Sydi und ich gingen gemeinsam auf Partys, in Kölner Kneipen und Discotheken und auch oft ins Timp. Auch auf dem CSD Köln 2008 habe ich viele alte Bekannte wieder getroffen und neue nette Leute kennen gelernt.

In Köln habe ich dann auch einige Kontakte zu Discotheken und Partyveranstaltern geknüpft. Daraus resultierten DJ Bookings im Bootshaus, For You (heute P9) und anderen Locations.

Dann wurde das Timp für immer geschlossen. Ein wichtiger Anlaufpunkt für Transgender fehlte und ich beschloss einige Monate später ein Transgender Treffen in Köln zu organisieren. Das erste Treffen fand dann im Januar 2009 statt.

Liebe Grüsse
Carmen del Mar

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