(Lucy) Marina In The Sky (With Diamonds)

Marina aus dem Gendertreff Forum berichtet von ihrer ersten Flugreise als Marina

Es ist ja nicht so, dass ich die erste wäre, die dies getan hat, aber für jede von uns ist es irgendwann immer das 1. Mal

Da ich nun schon öfter en femme auf Dienstreise war, in Hotels eingecheckt, in der Hotelbar gesessen etc. habe, war es Zeit noch einen Schritt weiter zu gehen. Oder anders gesagt … fliegen.

Ich musste am Dienstag / Mittwoch auf eine Dienstreise, mal wieder nach Polen. Einen Direktflug habe ich nicht bekommen, nur mit Zwischenstopp in Frankfurt. Die Gelegenheit meinen Mut ein kleines Stück zu erweitern, denn der Flug Düsseldorf-Frankfurt war bereits Dienstagabend.

Wenn ihr jetzt glaubt es gäbe etwas Interessantes zu berichten, Irrtum, es ist nichts, aber auch gar nichts passiert. Beim Check-in wollte man nicht einmal meinen Personalausweis sehen; die Bordkarte hatte ich ja bereits am Automaten geholt. Bei der Sicherheitskontrolle ging natürlich erwartungsgemäß der Metalldetektor los. Ich wurde kurz mit dem Handscanner abgetastet, wie es sich gehört von einer weiblichen Sicherheitskraft. Alles OK, guten Flug. Auch beim Boarding und im Flieger….NICHTS. Na gut, ein Flug von Düsseldorf nach Frankfurt ist ja auch kaum mehr als ein Hüpfer von einer halben Stunde.

Dafür war der Rückflug ein bisschen interessanter. Ich wurde aus organisatorischen Gründen bereits um 13:30 am Flughafen Warschau abgesetzt, obwohl mein Flug erst um 17:30 Uhr Boarding hatte. Jede Menge Zeit also. Nur wo sollte ich mich umziehen und schminken?

Der Zufall war mir hold. Ich wollte eine Kleinigkeit essen, also folgte ich den Schildern mit Messer und Gabel. Die Zeichen zeigten zu so einer Art Empore über dem Abflugbereich. Als ich dort oben ankam, musste ich feststellen, dass sämtliche Restaurants wegen Umbau geschlossen waren, aber die Toilette gegenüber war noch offen. Weit und breit niemand zu sehen, alles ruhig.

Ganz vorsichtig die Türe zur Damentoilette einen Spalt geöffnet und gehorcht … leer. Blitzschnell rein und in die erste Kabine, Tür zu. Puuh … Erst mal durchatmen.

Damit war das 1. Hindernis schon mal überwunden. Alles, was ich zum Zurechtmachen brauchte hatte ich ja sowieso im Rucksack. Was soll ich sagen? 15 Minuten später kam Marina aus der Kabine. Am Waschbecken noch das Makeup vervollständigt und raus.

Wieder runter auf die Abflugebene und zur Sicherheitskontrolle. In Polen sind die Sicherheitskontrollen wohl nicht so scharf, der Scanner blieb jedenfalls stumm. Ich hatte immer noch reichlich Zeit. Also bin ich in den Duty-Free Laden und habe ein bisschen eingekauft, unter anderem eine neue Armbanduhr. Natürlich musste ich den höheren Preis mit Steuern bezahlen, schließlich habe ich ja die EU nicht verlassen.

Dann habe ich noch in aller Ruhe eine Tasse Tee getrunken und ein Stück Apfeltorte genossen. Viel mehr gab es nicht zu tun, also zum Gate und Warten. Immer noch über 2 Stunden Zeit bis zum Boarding und kein Internet verfügbar. OK, gut, dann also lesen.

Etwa 30 Minuten vor dem geplanten Boarding kam die Durchsage, dass sich mein Flug um 30 Minuten verspätet. Oh, Oh… Für Frankfurt war die Umsteigezeit sowieso schon knapp bemessen. Und tatsächlich, der Flieger ging erst um 18:45 Uhr statt um 18:10 Uhr in die Luft. Dementsprechend kam ich auch über 30 Minuten später in Frankfurt an.

Eine Bordkarte für den Weiterflug hatte ich noch nicht und der Transferschalter hatte zu allem Überfluss auch noch geschlossen. Na toll. Also raus aus dem Sicherheitsbereich, zum Check-in-Automaten und die Boardkarte für den Weiterflug holen, die mir in Warschau nicht ausgestellt werden konnte.

Wieder durch die Sicherheitskontrolle und wie zu erwarten ging der Scanner wieder los. Die Zeit rennt mir davon. Mein Abfluggate ist zudem auch noch in der hintersten Ecke von Terminal A. Das sind mehrere Kilometer zu laufen.

Völlig außer Atem kam ich quasi in letzter Sekunde noch am Gate an und konnte den Bus zum Flieger besteigen. Dabei machte ich mir schon Sorgen, ob denn mein Gepäck noch mitkommt.

Als ich nach einem sonst völlig ereignislosen Flug in Düsseldorf ankam, war mein Gepäck, wie schon befürchtet, in Frankfurt geblieben. Aufgekratzt wie ich war und da ich sonst auch nichts weiter mehr vor hatte bin ich dann noch zu einem kleinen spontanen Treffen im Braukeller in Mettmann gefahren. Ich wollte die anderen wenigstens noch mal kurz sehen, wenn ich schon nicht am Samstag nach Leverkusen ins Brauhaus kommen konnte. Immerhin konnte ich so noch ein ganz klein wenig entspannen.

Soviel zu meinem ersten und zweiten Flug als Frau.

Spontan fiel mir dazu dies ein: (Lucy) Marina In The Sky (With Diamonds). Daher der Titel.

Viele Grüße
Marina

INHALTSVERZEICHNIS

Die kleine Hilfeseite – Maßtabellen & Co. für Transgender

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Quelle: https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Body_measures_SVG.svg

 

-) Körperhöhe: Vom Scheitel bis zur Sohle messen. Dafür stellst du dich am Besten Barfuß an einen Türrahmen.
-) Brustumfang/Oberweite: Waagerecht um den Körper, misst du über der stärksten Stelle der Brust.
-) Unterbrustumfang: Das Maßband am unteren Brustansatz waagerecht um den Körper führen ohne das es ein schnürt.
-) Taillenumfang/Bundweite: Das Maßband waagerecht und locker um deine Taille legen.
-) Hüft-/Gesäßumfang: Das Maßband waagerecht um die stärkste Stelle der Hüfte und über das Gesäß führen.
-) Seitenlänge: Bitte grundsätzlich ohne Bund von der Taille über die Hüfte bis zur Fußsohle messen. Bei Röcken bis zum Saumabschluss.
-) Schuhgröße: Gemessen wird von der Ferse bis zum großen Zeh, der größere Fuß ist maßgebend. Stell dich dafür in Strümpfen auf ein Blatt Papier und zeichne die Umrisse beider Füße nach.

 

Bestellgröße: S M L XL XXL XXXL
Entspricht Herren-Konfektions-Größe: 40 42 44 46 48 50 52 54 56 58 60 62
Entspricht Damen-
Konfektionsgröße:
34 36 38 38 40 40 42 44 46 48 50 54
Entspricht Bundweite (Inch): 28 29 30 32 33 34 36 38 40 42 44 46
Entspricht Bundweite (cm): 71,12 73,66 76,20 81,28 83,82 86,36 91,44 96,52 101,60 106,68 111,76 116,84

 

Schnürkorsett:

Taillenmaß ca. (cm): 56 61 66 71 76 81 86 91 96 101 106 111
minimale Schnürweite (cm): 46 51 56 61 66 71 76 81 86 91 96 101
Konfektionsgröße: 32 34 36 38 40 42 44 46 48 50 52 54

 

>> Beauty

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>> 15 Schritte zu einem perfekten Make-up

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>> Schuhgrößen

>> Trans und Medizin

Zusammen gestellte Tipps aus verschiedenen Erfahrungen

Mann-zu-Frau (MzF)

Haare (Perücke):

Darauf achten, daß sie nicht zu straff sitzt, denn das könnte auf Dauer Kopfschmerzen geben. Die Haarfarbe und -länge sollte zum Typ passen (Typberatung). Bei allen Kopfbewegungen sollte das eigene Haar verdeckt sein, wenn nicht das eigene Haar eine ähnliche Haarfarbe wie die Perücke hat. Die Perücke kann einfach auf gesetzt werden oder mit vorhandenem eigenen Haar zusammen geklipst werden, wodurch sie auch bei starkem Wind fest sitzt.

Gute Auswahl und gute Beratung an Perücken hat z.B.: Schaut mal hier..

Pflege: Man kann die Perücke in lauwarmen Wasser und einer Haarspülung oder Babyshampoo eintauchen. Ein paar Minuten ziehen lassen und dann unter kaltem Wasser ausspülen. Dann aufhängen und nach einiger Zeit das erste Mal durch kämmen. Im trocknen Zustand wird sie dann komplett durch gekämmt. Mit einer Perückenbürste lässt sich eine Perücke wesentlich besser durchkämmen und sieht am Ende besser aus. Schaut mal nach bei Friseurbedarf. Auch im Forum bieten viele ihre „Dienste“ an, die mit Perücken umgehen können.

Wird keine Perücke benötigt, lässt man sich am besten bei einem_r Friseur_in oder Typberater_in seines Vertrauens beraten.

>> Wie eine Perücke ein Gesicht verändern kann

(Durch eine mögliche Hormontherapie (Östrogen) (HRT)* wächst evtl. eigenes Kopfhaar wieder nach.)

Gesicht:

Für Indoor reicht vermutlich ein normales Make-up. In Gesellschaft oder Outdoor ist „Camouflage“ angesagt. Es verdeckt nicht nur alle Unebenheiten im Gesicht sondern auch den Bart, der natürlich vorher gut rasiert sein sollte. „Camouflage“ auftragen und dann ein Make-up, die Wimpern und die Lippen bearbeiten und am Schluß mit einem weißen Abdeckpuder abpudern. Jetzt noch einmal den Lidschatten und die Lippen nachziehen – hält und sieht super aus. Den Hals am Schluß leicht mit Haarspray einsprühen, dann verfärbt der Kragen nicht. Übrigens: Camouflage mit dem Make-up und Abdeckpuder von Kryolan deckt den Bartschatten in der Regel für ca. 18 Std. ab. Abschminken mit Öltüchern, einer ölhaltigen Creme, Abschminktücher oder einem Öl, z.B. Penaten Babyöl, auf ein Schwämmchen aufgetragen.

Busen:

Füßlinge aus Nylon mit Vogelfutter, Reiskörner oder Haferschrot füllen und zuknoten. Vom Gewicht und von der Bewegung kommt das echten Brüsten nahe. Eine billige Alternative zu den Silikonbrüsten und man kann sich die Größe selber „bauen“. Am Besten in einem Bügel BH oder eine kleinere Füllung in einem Push-up BH. Zu Empfehlen sind auch „UnBra“. Selbstklebende Silikon Büstenkörbchen (bra cups) mit Frontverschluß für ein schönes und angehobenes Dekolleté. Kann zudem ohne BH getragen werden. In den Größen A, B und C in Kaufhäusern und im Internet erhältlich. Silikon Brustprothesen sind mittlerweile recht günstig und kommen der weiblichen Brust am nächsten, auch beim Tragekomfort. Diese Brustprothesen gibt es in den verschiedensten Formen und Größen auch selbstklebend, sowie in weich, mittel und hart mit und ohne Nippel.
Es geht aber auch ganz ohne Hilfsmittel – nur mit eigenem Fleisch und Blut. Ein Push-up BH produziert schon ein hübsches kleines Dekolleté, besonders unter einem Sommerkleid zu empfehlen. Siehe auch hier.

(Durch eine mögliche Hormontherapie (Östrogen) (HRT)* setzt Brustwachstum ein.)

Fingernägel:

Die eigenen Fingernägel ein wenig wachsen lassen, lackieren ( den Nagel nicht komplett lackieren, macht ihn schmaler ) und danach einfach mit Nagellackentferner (Acetonfrei) wieder in den Urzustand bringen. Kunstnägel aus dem Drogeriemarkt, die mit Klebepads (hält nicht lange) oder einem Tropfen Sekundenkleber aufgetragen werden. Die Kunstnägel innen anrauhen und ein Tropfen Sekundenkleber (nicht großflächig) auftragen, dann ein paar Sekunden auf seinen Fingernagel aufpressen. Lassen sich mühelos wieder abnehmen, indem man zwischen Kunstnagel und Fingernagel geht und den Kunstnagel abzieht. Sollte es dennoch Probleme geben, hilft noch Brennspiritus, Aceton oder Nagellackentferner. Mit Sekundenkleber vorsichtig hantieren – Anleitung lesen!!!

Bauch:

Am besten nimmt man ein Korsett. Es tut`s aber auch ein Miederhöschen das über den Bauch geht. Bauchmieder oder ein Body bewirken auch schon wahre Wunder. Unter einem weiten Kleid oder Rock fällt der Bauch dann nicht mehr auf. Besser: Sport und/oder Diät. 🙂

Genitalbereich:

Ein Höschen mit Einleger (Alldays o.ä.), Strumpfhose und ein engeres bzw. strammeres Miederhöschen und weg ist „Er“. Wer es weiter treiben möchte kann auch noch mit Tape oder Pflaster aus der Apotheke an die Sache herangehen. Verstecken in der Leistengegend ist dann eine extrem weitergehende Methode, die durch aus mit Vorsicht einzusetzen ist (siehe Internet). Jede_r sollte für sich die beste Methode heraus finden.

(Nach einer möglichen GaOP* erledigt sich natürlich dieses Thema.)

Körperhaare:

Man sollte ausprobieren was für einen der bessere und schnellere Weg ist, seine Körperhaare für längere Zeit zu entfernen. Für die Beinhaare ist z.B. ein Einmalrasierer ( 5 Stk. ca. 1,- € ) zu empfehlen. Danach eine Bodylotion von Bebe mit Haarwuchshemmer. Das kann dann so bis ca. 10 Tage gut gehen. Noch besser und schonender geht es, wenn man/frau sich vorher mit einem Duschöl abduscht und dann mit dem Einmalrasierer nass die Beine rasiert. Handrücken, Achselhöhlen, Bauch, Brust und Augenbrauen kommen einfach bei der morgendlichen Elektrorasur mit dran. Bei den Augenbrauen ist evtl. noch Zupfarbeit angesagt. Andere Möglichkeiten sind noch Epiliergerät , Ladyshave u.ä. sowie div. Körpercremes, die den Haarwuchs hemmen ( z.B. „epil-stop“ oder „bebe body lotion“ ). Und dann gibt es noch die Radikalkur (Wachs, Laser usw.). Lasern ist eine dauerhafte Lösung aber auch sehr kostenintensiv (evtl. Kostenübernahme durch Krankenkasse). Gute Epiliergeräte sind mittlerweile auch für das Gesicht einsetzbar.
Bartentfernung: ELOS (Elektro-Optische Synergie) oder Laser-EPI (Intensed Pulsed Light).

(Durch eine mögliche Hormontherapie (Östrogen) (HRT)* geht die Körperbehaarung zurück.)

Stimme:

Die Stimme verändert sich leider durch die Hormontherapie oder Geschlechtsangleichende Operation nicht. Hier hilft nur üben, eine Operation der Stimmbänder oder Stunden in einer logopädischen Praxis. Für die Logopädie wird eine Heilmittelverordnung, z.B. vom HNO-Arzt, benötigt. Bei der Logopädie geht es nicht allein um die Tonhöhe, sondern viel mehr um die Dynamik , Betonung, Klangwechsel und Stimmumfang.

 

Frau-zu-Mann  (FzM)

Haare:

Na ja, darüber gibt es wohl nicht viel zu berichten. Ein Friseur des Vertrauens bekommt bestimmt einen guten männlichen Haarschnitt hin.

(Durch eine mögliche Hormontherapie (Testosteron) (HRT)* kann evtl. das eigene Kopfhaar ausfallen.)

Gesicht:

Da sich Männer eher selten schminken, gibt es zu diesem Punkt auch nichts zu sagen.

(Durch eine mögliche Hormontherapie (Testosteron) (HRT)* setzt der Bartwuchs von ganz alleine ein.)

Busen:

Hier erfüllt der sogenannte Binder oder Brustbündnis einen guten Zweck. Sie gibt es in vielen verschiedenen Variationen. Als angenehm erweisen sich auch eigens für Trans* Leute entwickelte Kompressionsshirts. Mögliche alltägliche Hilfsmittel.

(Nach einer möglichen Mastektomie erledigt sich natürlich dieses Thema.)

Fingernägel:

Einfach kürzen und sonst nichts.

Bauch:

Wie man`s mag. Auch hier gilt: Sport und/oder Diät. 🙂

Genitalbereich:

Vor einer möglichen Operation kann man sich mit einem Packer oder Stuffer helfen. Hierbei handelt es sich meist um einen weichen Silikonpenis, den man sich in die Hose stecken kann, um das Vorhandensein eines Penis vorzutäuschen. In Größe, Farbe und Material unterscheiden sich die verschiedensten Modelle.

(Nach einer möglichen GaOP* erledigt sich natürlich dieses Thema.)

Körperhaare:

Nun kann man sich das Entfernen der Körperbehaarung sparen und sich der Haare am Körper erfreuen. Auch das Zupfen der Augenbrauen entfällt, es sei denn, dass man auch als Mann auf sein Äußeres achtet.

(Durch eine mögliche Hormontherapie (Testosteron) (HRT)* verstärkt sich die Körperbehaarung innerhalb kürzester Zeit und auch der Bartwuchs setzt ein.)

Stimme:

Eine Operation der Stimmbänder wird nicht angeboten und ist nicht nötig. Logopädie kann genutzt werden, ist aber nicht dringend erforderlich. Eigene Übungen sind meist ausreichend.

(Durch eine mögliche Hormontherapie (Testosteron) (HRT)* setzt innerhalb kürzester Zeit der Stimmbruch ein und die Stimme wird tiefer.)

 

* Hormontherapie (HRT) nicht ohne ärztliche Begleitung!

Neulich auf der Toilette im Füchschen

Am Freitag, 21.01.2011 fand in der Tonhalle Düsseldorf das Neujahrskonzert mit Justus Frantz statt. Nun ja, ein klein wenig Kulturprogramm kann man manchmal nicht schaden. Außerdem ist solch ein Event ja auch immer mal eine nette Gelegenheit, sich mal so richtig chic zu machen. Und so entstand die Idee, das Konzert zu besuchen.

Gesagt, getan: Bernadette besorgte die Karten. Da das Konzert um 20:00 Uhr anfangen sollte, wollten wir vorher noch irgendwo Essen zu gehen. Also nutzte ich die Gelegenheit, mal ein etwas chiceres Kleid zu tragen. Ein schulterfreies Cocktailkleid mit dem Schnitt eines Etuikleids aus einem schweren, lilanen Satinstoff schien mir angemessen für ein Neujahrskonzert in der Tonhalle.

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Erfahrungsbericht über die Diskriminierung von Transgendern im beruflichen Umfeld

Bereits Marina hat vor einiger Zeit über negative Erfahrungen als Transgender im beruflichen Umfeld berichtet. Dabei hatte Marina – in der männlichen Rolle – lediglich ein Damen-Shirt während der Arbeitszeit getragen.

Schwieriger kann es werden, wenn man sich entscheidet, den Weg der vollständigen Transition zu gehen. Neben durchaus positiven Erfahrungen vieler Transgender gibt es leider auch immer wieder Beispiele dafür, dass das Thema Transidentität im beruflichen Alltag auf Widerstände stoßen kann. Caro aus dem Gendertreff Forum berichtet über ihre Erfahrungen.

*****

Ich habe mich heute lange mit Ava unterhalten und sie hat mich gebeten, von meinen Erfahrungen mit meinem letzten Arbeitgeber zu schreiben. Dieser Bitte möchte ich gerne nachkommen.

Anfang 2010 stellte ich fest, dass es so wie es bisher lief nicht mehr weiter gehen konnte. Ich stand vor der Wahl, mein Leben zu ändern oder zu ….

Ich hatte mich glücklicherweise für die erste Variante entschieden. Im Mai 2010 habe ich mich dann komplett im privaten Umfeld geoutet. Und bin seitdem auch als Frau draußen rumgelaufen.

Allerdings hatte ich Angst, dass bestimmte Personen mich dann so sehen könnten und nichts Besseres zu tun haben, als bei meinem Arbeitgeber anzurufen und zu sagen: „Wissen Sie eigentlich, was ihr Mitarbeiter in der Freizeit macht?“ Um diesen Personen den Wind aus den Segeln zu nehmen und um dann möglichst bald den Alltagstest beginnen zu können, habe ich mich dann am 18.06.2010 in der Firma geoutet.

An diesem Tag war das erste Spiel der deutschen Nationalmannschaft bei der WM 2010. Unser Chef hatte die gesamte Firma (25 Mitarbeiter) zum Grillen und anschließendem gemeinschaftlichen Fußballschauen eingeladen.

Ich bin zuerst bei meinem Innendienstleiter rein und habe mich ihm gegenüber offenbart. Nachdem er mir versichert hatte, dass er damit kein Problem habe, bin ich dann zum Chef gegangen, um mich auch bei ihm zu outen.

Ich bat bei ihn um ein Gespräch und er hatte sofort Zeit. Ich habe ihm dann meine Situation erklärt und dass ich gerne in einer Woche, also ab dem 28.06.2010 mit dem Alltagstest starten wollte.

Sein Kommentar im Wortlaut: „Ich dachte schon, du willst mir was Schlimmes sagen. Du wolltest kündigen oder so. Aber das ist doch nichts Schlimmes. Ich habe da sogar letztens eine Dokumentation drüber gesehen. Das ist ja sehr interessant alles. Nur bitte sprich selber mit allen Mitarbeitern, da möchte ich Dir nicht rein reden“.

Ich habe dann am gleichen Tag die Runde durch die Firma gemacht und alle eingeweiht. Die Reaktionen waren von positiv bis neutral/desinteressiert. Es hatte allem Anschein nach niemand ein Problem damit. Aber man kann den Leuten ja nur vor den Kopf schauen.

Am 25.06.2010 hatte ich Urlaub, da ich dort meinen ersten Termin bei der Psychologin hatte. Mein Chef sprach mich am Donnerstag vorher an und bat um Verständnis dafür, wenn er demnächst noch ab und an meinen männlichen Namen benutzen würde. Das wäre keine Absicht. Er würde sich aber größte Mühe geben, mich mit meinem gewählten weiblichen Vornamen anzusprechen.

Dann kam der 28.06.2010. Ich war sehr aufgeregt. Sollte doch heute mein Leben als „nur“ Frau beginnen. Nie wieder verstecken. Nie wieder verkleiden. Ich traf dann morgens eine Kollegin am Kaffeeautomat. Ihr Kommentar war: „Waoh … Du siehst so toll aus. So viel selbstsicherer als du je als Kerl gewirkt hast.“

Mein Chef sollte eigentlich an diesem Morgen nicht ins Büro kommen. Geplant war, dass er für drei Tage in den früheren Ostblock flog und vorher halt nicht mehr rein kommen sollte.

Aber er kam durch den Flur gestiefelt, hat kurz in unser Büro geschaut und gesagt: „Sebastian komm mit!“ Mein Innendienstleiter saß auch schon im Büro meines Chefs. Ich wurde dann 20 Minuten aufs übelste von meinem Chef angemacht. Was mir denn einfallen würde, mir einfach einen weiblichen Vornamen zu geben und in Frauenklamotten herum zu rennen. Er hätte es nicht nötig, sich mit einem Kerl in Weiberklamotten, einer Tunte, die Toilette zu teilen. Und die Damentoilette dürfte ich schon mal gar nicht benutzen. Auch hätten sich zwei Kollegen darüber beschwert, sie könnten mit der Thematik nicht umgehen. Ich hatte dann die Wahl, entweder nach Hause zu fahren und mich abzuschminken oder direkt die Kündigung zu bekommen. Ich bin dann unter Tränen nach Hause gefahren und drei Stunden später wieder als Kerl auf der Arbeit erschienen.

Mein Chef war dann zwischenzeitlich auf dem Weg zum Flughafen. Ich hatte danach noch ein Gespräch mit meinem Innendienstleiter. Er hat sich für die Art entschuldigt, die unser Chef an den Tag gelegt hatte. Aber er hätte es mir auch sagen können. Warum hat er nicht? Er hatte eine Woche Zeit! Auch bat er mich, sollte ich feststellen, dass ich so nicht weiterleben könne, ihm bitte Bescheid zu sagen, damit sie sich einen neuen Mitarbeiter suchen können. Ich sagte darauf dann: „Gerne. Ich verlange aber dann das Gleiche.“ Zusätzlich bekam ich eine Probezeitverlängerung von einem weiteren halben Jahr.

Und damit ging es dann los. Meine Kollegen hatten kein Problem mit mir. Gerade die Frauen nicht. Mein Chef und mein Innendienstleiter aber taten so, als hätte dieses Gespräch nie stattgefunden.

Zwei Wochen später, ich war mal wieder samstags arbeiten, da kam mein Chef vorbei und fragte mich, wie ich mich denn so fühlen würde. Ich sagte dann, dass es mir schlecht gehen würde. Dass seine Art unterste Schublade war und ich mich gefühlt hatte, als wenn er mir zuerst ins Gesicht schlägt, nur um dann noch nachzutreten, als ich schon auf dem Boden lag.

Er hatte sich für die Art entschuldigt. Und meinte, dass er kein Problem damit habe, wenn ich dann irgendwann als Frau auftreten würde. Er könne mir nur leider noch kein genaues Datum nennen. Und da das Gehalt mehr als gut war und auch die sonstigen Kollegen, den rückgratlosen Innendienstleiter mal außen vor gelassen, sehr nett waren, habe ich halt die Faust in der Tasche gemacht und bin weiterhin als Kerl arbeiten gegangen und habe diesen ominösen Tag herbei gesehnt wie nichts anderes auf der Welt.

Privat gab es ja schon keinen Kerl mehr. Aber es war sehr belastend für mich, tagsüber auf der Arbeit und in der Abendschule der Kerl zu sein und abends und am Wochenende die Frau, die ich eigentlich bin. Auch durfte ich meine Haare weder offen tragen noch sonst irgendwie stylen. Das einzige was mein Chef durchgehen ließ war ein Zopf.

Tja, und dann kam der 23.11.2010. Freitag vor der großen Messe, wo ein Großteil der Außendienstmitarbeiter aus der ganzen Welt und die großen Chefs aus Texas und Schottland kommen sollten. Ich wurde gegen 10 Uhr zum Chef ins Büro gerufen. Dort wurde mir dann mitgeteilt, dass man meine Beschäftigung nicht weiter über die Probezeit hinaus verlängern würde. Man würde mir jetzt kündigen. Ich könne sofort meinen Schreibtisch räumen und wäre für die Dauer der Kündigungsfrist freigestellt.

Natürlich wurde nicht gesagt: „Du bist eine Transe und das ist der Grund“. Nein, es wurden andere Gründe genannt, zum Beispiel, ich hätte Termine nicht eingehalten. Oder meine Arbeitsleistung würde nicht mehr dem entsprechen, was sie sich vorgestellt hatten. Wenn sie schon nicht ehrlich sein konnten, hätten sie besser nichts gesagt. Ich habe mich dann unter Tränen von meinen Kollegen verabschiedet. Tage später habe ich dann erfahren, dass mein Nachfolger bereits zum 01.12.2010 angefangen hat.

ABER: ICH BEREUE NICHTS!!!

Außer, dass ich vielleicht schon eher hätte aktiv werden sollen und mir selbstständig einen neuen Job, als Frau, hätte suchen sollen. Mir geht es nach der Kündigung so viel besser. Auch habe ich wahrscheinlich schon in absehbarer Zukunft einen Job bei einer Firma, für die meine Transsexualität kein Hinderungsgrund darstellt.

Caro

>> Trans* am Arbeitsplatz

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Sie sind doch ein Transvestit …?

Die beste Öffentlichkeitsarbeit zum komplexen Thema Transgender ist immer noch der offene und selbsbewusste Umgang mit der eigenen Transidentität. Hier berichtet Vesta aus dem Gendertreff Forum über eine nette Begebenheit in den Lloyd Passagen Bremens.

Am 29.12.2010 waren wir, Vesta und Sternschnuppe, abends auf dem Weg zu einem Kirchenkonzert in Bremen. Da wir noch etwas Zeit hatten gönnten wir uns am Glühweinstand noch einen Mix mit Baileys und Sahne on Top….Lecker…

Am Tischchen stehend betrachteten wir die vorübereilenden Passanten und unterhielten uns darüber, wie kalt es wohl in der Kirche sei, als von dem am Nachbartisch stehendem Paar plötzlich die Frau zu uns herüberkam und sich zu uns gesellte. Dabei schaute sie mich mit klugen, lustigen Augen an, ihre grauweiß gesträhnten Haare fielen lang bis über die Schultern und sie sagte mit einem freundlich lächelndem Ausdruck:

„Sie werden entschuldigen, dass ich sie anspreche, aber ich hab da eine Frage – wenn ich darf?“

Sternschnuppe antwortete rasch und neugierig zugleich: „Bitte, immer frei heraus, was haben sie denn auf dem Herzen?“

„Ich habe gerade mit meinem Mann darüber gesprochen, der fragt mich auch schon die ganze Zeit, aber er traute sich nicht, selber zu fragen und deshalb stehe ich hier.“

Ich war mir meiner schon sehr sicher, was die Dame wollte und in der Tat, sie fragte: „Sagen sie, sind sie ein Transvestit?“

Ich war dennoch überrascht, schaute sie verdutzt an und gab ihr zur Antwort: „ Nein, ich bin kein Transvestit, ich bin eine Frau,“ gleichwohl wissend, dass diese Ansage ihr nicht genügen würde.

„Aber sie waren dann früher ein Mann? Das sieht man doch noch. Wissen sie,“ sagte sie mit einem prüfenden, aber auch gefühlvollen Blick, „wissen sie, ich mag diese Menschen wirklich sehr. Vor allen Dingen mag ich ihre liebevolle Art, ihren Mut, in die Öffentlichkeit zu gehen und wie sie damit und ihrem Leiden fertig werden, in einem falschen Körper leben zu müssen.“

„Gewiss,“ sagte ich, „das ist eine der großen Problematiken, an mir sieht man es ja sehr deutlich, diese männlichen Gesichtszüge, man ist groß usw. dennoch bin ich als ,Umgebaute Person‘ sehr, sehr glücklich.“

„Das sieht man ihnen auch an,“ erwiderte sie, „seid ihr verheiratet, wegen der Ringe?“

Ich lächelte etwas verlegen aber auch irgendwie erfreut und Sternschnuppe entgegnete rasch: „Noch nicht, wir haben uns vor 2 Monaten verlobt.“

„Dann wünsche ich ihnen alles, alles Gute. Noch etwas, Mein Mann traute sich ja nicht sie anzusprechen, der tut sich da sehr schwer, er redet zwar darüber, aber ich finde, dass jeder so leben soll wie er es für richtig hält. Und dass sie so sind und so leben, finde ich einfach bewundernswert.“

„Manchmal ist es schon schwer, seinen Lebensweg gehen zu können, die vielen Vorurteile und auch das oft belächelt werden, aber es ist schön, Menschen wie sie zu treffen, die dann auch noch zu uns kommen und sich informieren und uns so liebe Worte sagen,“ war meine immer noch verblüffte Reaktion auf diese Frau.

„Dann wünsche ich ihnen beiden alles nur erdenklich Gute für das Jahr 2011, kommen sie gut hinein und noch einen schönen Tag. Wo wollen sie denn noch hin?“

„Wir gehen jetzt ins Gospelkonzert, da vorne in die Kirche, Ihnen auch einen schönen Jahresübergang und alles Gute fürs Jahr 2011.“

„Dann viel Freude an dem Konzert,“ sagte sie noch und mit einem: „Herzlichen Dank“ verabschiedeten sich Sternschnuppe und ich rasch in Richtung Kirche, da der Einlass kurz bevor stand.

Und es war wahrlich ein toller Musikabend, den ich auch Euch hier im Gendertreff nur wärmstens empfehlen kann, mit den „New York Gospel Stars“, der durch die nette Begegnung vor dem Konzert noch eine schöne Steigerung erfahren durfte.

Vesta & Sternschnuppe

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Beste Schulfreunde

Das Thema Coming Out und Outing war schon öfter Gegenstand des Gendertreff Magazins. Hier zeigt sich: Oft kommt es ganz anders, als man denkt. So auch im folgenden Bericht, den uns Uta aus dem Gendertreff Forum zur Verfügung gestellt hat.

Meiner lieben Freundin zum „5. Geburtstag“ gewidmet

Beste Schulfreunde

Vor einigen Jahren rief mich eines Abends mein bester Schulfreund Andreas an und sagte, „…wir müssten mal wieder um den Block ziehen.“ Bei diesen Worten hatte ich auf einmal ein seltsames Bauchgefühl …

… und auf einmal waren auch all die Gedanken an eine schöne Kindheit und die vielen Abenteuer in der Schulzeit mit meinem besten Freund wieder da.

Seit ich in die 1.Klasse der neuen Schule kam, hatte sich zwischen uns eine Freundschaft gebildet, die bis heute – über 45 Jahre lang – anhält.

Ja, mal wieder um den Block ziehen, das hatten wir als Kinder und Jugendliche oft gemacht. Einfach so, ohne Ziel, durch die Straßen streifen und einfach nur über die „wichtigen Dinge unseres Lebens“ quatschen. Nicht gerade das, was Jungen in diesem Alter so tun, aber uns war das egal. Und während andere Schulkameraden Fußball spielen waren, liefen wir lieber kilometerweit durch unsere Heimatstadt.

Wir verehrten die gleichen Mädchen, ohne wirklich Konkurrenten gewesen zu sein, wir zündeten selbst gebastelte Knallkörper und störten uns nicht daran, daß diese nur mit schönem Feuerstrahl abbrannten statt einen lauten Knall zu erzeugen.

Als Einzelkind durfte Andreas gern am Wochenende auch mal einen Schulfreund auf Familienausflüge mitnehmen und so strolchten wir glücklich mit viel Blödsinn im Kopf durch die Natur.

Später trennten sich unsere Wege. Ich erlernte einen Beruf der Elektrotechnik und mein Schulfreund ging in die Landwirtschaft. Verständlich, dass unsere gemeinsamen Unternehmungen weniger wurden, zumal unsere Ausbildungsorte rund 100 km auseinander lagen.

Aber das tat der Freundschaft keinen Abbruch. Zum Ausbildungsfasching besuchte mich Andreas in unserem kleinen Dorf (so verrückt ist die Welt: er lernte Agrotechniker in der Nähe einer Großstadt und ich lernte Elektronik in einem 600-Seelendorf am Rande des Harzes). Doch Dorf-Fasching kann großartig sein!

In dieser Zeit trafen wir uns auch schon mal im Urlaub. Ich fuhr jedes Jahr mit meinen Eltern an die Ostsee und im Sommer 78 zeltete mein Freund einfach kurzerhand im Nachbarort. So konnten wir ungestört im Sand liegen oder stundenlange Strandspaziergänge machen und über „Gott und die Welt“ reden.

In den 80igern gründeten wir Familien, der eine mit, der andere ohne Kinder. Ich bin inzwischen ins Rheinland gezogen, mein Freund wohnte weiterhin im Osten Deutschlands. Und so kam es, dass die Abstände der Treffen immer größer wurden. Wir haben uns zwar nicht aus den Augen verloren, aber jeder ging so seiner Wege und nur einmal im Jahr, beim gemeinsamen Wanderwochenende beider Familien in der Sächsischen Schweiz hatten wir Gelegenheit, unsere Freundschaft aufzufrischen.

Eigenartig – bei einer der letzten Wanderungen hatte ich das erste Mal dieses unbestimmte Bauchgefühl. Mein Schulfreund kam gerade mit freiem Oberkörper aus der Dusche …

Und plötzlich dieser abendliche Anruf. Da war es schon wieder, dieses Bauchgefühl!

Wir verabredeten uns auf einen baldigen Besuch, denn mich sollte demnächst eine Dienstreise in die alte Heimat bringen.

Wir hatten uns für den Abend im Kleingarten der Freundesfamilie verabredet, aber irgend etwas ließ mir keine Ruhe. So fuhr ich (erst einmal ohne meine Frau und unter einem fadenscheinigen Vorwand) bereits am Vormittag ins Büro meines Freundes.

Mein Gefühl hat mich nicht getrogen – irgend etwas lag in der Luft.

Unbeholfen beginnt er das Gespräch: so völlig anders, als wir es bisher gewohnt waren. Er kam von Partnerschaft, komplizierten Entwicklungsphasen, inneren Spannungen über Krankheiten, … dann schlussendlich zur „Seele im Spagat“.

Ich merkte, es ist ihm unheimlich schwer gefallen, mir, seinem Besten Schulfreund, sein Herz so umfassend auszuschütten. Aber nun ist es endlich raus: mein bester Schulfreund wird demnächst meine beste Freundin sein!

Aber ich spürte bei ihm/ihr immer noch die Angst – wie wird der Schulfreund (also ich) darauf reagieren? Wird die Freundschaft an diesem Geständnis zerbrechen? Steh ich vielleicht auf und verschwinde aus ihrem Leben?

Da konnte auch ich nicht mehr anders: ich zog meine Hose ein wenig hoch und zum Vorschein kamen kleine Absatzsommerstiefel, durch deren Lochmuster zaghaft Feinstrumpfhosen durchschimmerten. Und dann bahnten sich bei uns beiden plötzlich Tränen unaufhaltsam ihren Weg…

So hatte sich Andrea ihr Outing bei mir ganz sicher nicht vorgestellt!

Das alles ist nun schon einige Jahre her. Inzwischen hatte Andrea ihren „5.Geburtstag“ und Andreas ist schon lange Geschichte.

Soweit meine kleine Anekdote für alle, die denken, Sie sind mit Ihren Problemen allein auf der Welt. Statistisch zwar sehr unwahrscheinlich, könnte trotzdem jeder/jede neben Dir in der U-Bahn, im Kino, im Supermarkt, … Deine Lebensgeschichte teilen. Oft wissen wir nur viel zu wenig über die Anderen oder trauen uns (aus scheinbar verständlichen Gründen) lange nicht, uns unseren besten Freunden anzuvertrauen.

Ich weiß – leichter gesagt als getan!

Ich hab noch Jahre gebraucht, und ehrlich – ich hab mich bis heute immer noch nicht umfassend geoutet. Im Job und im dörflichen Umfeld spiele ich weiterhin die männliche Rolle, obwohl es langsam immer schwerer fällt.

Uta

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Wir sind überall

In ihrem letzten Beitrag berichtete Marina leider über ein gänzlich unerfreuliches Erlebnis in Zusammenhang mit ihrer Transgendereigenschaft. Zum Glück überwiegen offenbar meist die positiven Erfahrungen. Vielen Dank an Marina für diesen Bericht.

Ein kurzer Bericht darüber, wie selbstverständlich es sein kann Transgender zu sein.
So tolle Erlebnisse mit Nachbarn, Bekannten und Verwandten habe ich nicht, aus dem einfachen Grund, mich kennt hier so gut wie niemand. Dafür habe ich meine Erlebnisse an anderer Stelle.

Ich bin im Außendienst tätig und muss sehr viel in Hotels übernachten. Schon seit Monaten checke ich in die Hotels en femme ein, zumindest wenn möglich. In meinen Stammhotels kennt man mich auch schon „so“.

In Vorbereitung des Gendertreff Leverkusen am 06.11.2010 hatte ich mir in Opladen ein Hotelzimmer gebucht. Ich wollte in der Nacht nicht mehr fahren müssen, denn „zufällig“ hatte ich in der Nacht zum 07.11. auch noch meinen 40. Geburtstag

Aufgrund der bisher nur positiven Erfahrungen mit den Hotels war es für mich klar, dass ich gleich en femme einchecke. Das Hotel, eigentlich eine Pension Garni, ist ein bisschen kleiner und familiärer, mit nur 5 Zimmern. Angst machte mir das trotzdem nicht. Als ich also fertig und tageslichttauglich war, wenn auch noch nicht im Partydress, fuhr ich los.

Zum Hotel, geklingelt, der Wirt machte auf. „Guten Abend, ich habe hier bei ihnen ein Zimmer reserviert“. „Auf welchen Namen?“ „XYZ“ (soviel inkognito muss sein).

Ein ganz kurzer, erstaunter Blick, dann ein Lächeln „Willkommen in unserem Haus“.
Angemeldet hatte ich mich ja mit meinen legalen Namen. Dann wurde ich zu meinem Zimmer geführt und mir die Ausstattung des Hotels und des Zimmers kurz erklärt.

Dann meinte der Wirt zu mir, er hätte regelmäßig einen Gast aus den Niederlanden, Provinz Limburg. Sie (der Wirt sagte immer „er“) kommt so alle 6-8 Wochen, macht sich im Zimmer zurecht und geht dann nach Köln. Wohin genau wusste der Wirt aber nicht.

Tja, ich erzählte ihm, dass ich heute Abend zu einem Transgendertreffen in Opladen im Brauhaus am Marktplatz gehe, auf dem wir „zufällig“ auch noch meinen bevorstehenden 40. Geburtstag feiern werden. Er fand es toll, dass ich das so offen auslebe und mich nicht verstecke.

Natürlich bekam er erst einmal einen Flyer in die Hand gedrückt. Dann ging ich auf mein Zimmer, um mich umzuziehen und das Make-up etwas aufzufrischen. Als es dann so ca. 19:00 Uhr war, kam ich fertig umgestylt wieder aus dem Zimmer. Ich hatte noch etwas Zeit und wollte mich bis zu meiner Abholung etwas in die Lobby setzen. Der Wirt kam wieder zu mir und wieder fingen wir an, uns zu unterhalten.

Ich bekam ein Kompliment für meinen Abend-Overall und wie gut ich geschminkt bin. Ich räumte mal wieder mit dem alten Vorurteil auf, dass alle Transgender homosexuell seien. Das sah der Wirt auch ein, denn jener regelmäßige holländische Gast ist verheiratet und hat Kinder, die nichts vom „Hobby“ des Vaters wissen sollen.

Wir redeten und redeten. Ich zeigte auch ein paar Fotos von mir. Und ehe ich mich versah, war es schon nach 20:00 Uhr, dabei sollte ich doch 19:45 abgeholt werden. Tja Sabine und Sabrina warteten auch schon eine Weile auf mich. Hätten ja auch mal klingeln können…

Der Brauhaustreff verlief eigentlich so wie immer. Um Mitternacht ging das Treffen nahtlos in meine Geburtstagsparty über. Wir stießen mit Sekt an, und ich bekam eine Geburtstagstorte, aber mit nur 2 Kerzen „4“ und „0“. Wir feierten noch bis 02:30 Uhr. Es war einfach nur schön. Um 03:00 Uhr war ich wieder im Hotel.

Am nächsten Morgen musste ich leider als „er“ zum Frühstück erscheinen, weil ich noch zur Familie weiter fahren musste. Auch hier kam ich wieder mit dem Wirt ins Gespräch. Beim Bezahlen des Zimmers fragte ich, ob ich noch ein paar Flyer da lassen kann.

Selbstverständlich. Vielleicht könnte er auch seinem Gast aus den Niederlanden mal so einen Flyer in die Hand drücken. Das Brauhaus Opladen liegt schließlich näher als Köln. 😉

Also wer weiß? Vielleicht haben wir bald mal einen Gast aus den Niederlanden bei einem der nächsten Brauhaustreffen.

So ist das halt mit der Öffentlichkeitsarbeit, steter Tropfen höhlt den Stein. Je mehr wir über uns seriös informieren können umso normaler wird es werden, öffentlich Transgender zu sein. Wobei ich immer wieder selbst erstaunt bin, wie tolerant die Gesellschaft geworden ist, und nicht nur ich wundere mich immer wieder.

Marina

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Neulich in Wettenberg

Jedes Jahr am letzten Juliwochenende findet in der kleinen hessischen Gemeinde Wettenberg das Golden Oldies Festival statt. Nach bescheidenen Anfängen hat sich dieses Event zu einer der größten Veranstaltungen rund um Oldtimer, Petticoats und Wirtschaftswunder gemausert. Und nachdem Xenia bereits in 2008 dort an einem Petticoat-Wettbewerb teilgenommen hatte war irgendwann Anfang dieses Jahres die Idee geboren, dass man mal wieder dorthin fahren könnte.

Nun, in 2008 hatte es für mich nicht gepasst. Aber in diesem Jahr hatte ich Zeit. Ich habe zwar keine besonders große Affinität zu Petticoats, aber ein schönes Sommerkleid tut es ja auch. Und ein schöner Ausflug ist ja auch nicht zu verachten.

Also trafen wir uns am Samstag, den 31. Juli und fuhren nach Gießen, wo wir uns ein Hotel genommen hatten. Die Fahrt verlief gewohnt unspektakulär. Nur einmal machten wir eine Pause, da die Raucherinnen und auch der Kaffee ihr Recht einforderten. Witzig, als ein Mann zeitgleich mit mir durch die Schleuse der Sanifair-Anlage ging. Er folgte mir in Richtung Toilette, um dann zurückzuweichen als hätte er einen Elektroschock erhalten. Dabei war an der Damentoilette überhaupt nichts auszusetzen. 😉

In Gießen checkten wir im Hotel ein und machten uns frisch. Dann konnte es auch schon losgehen. Es wurden Sonderbusse direkt zum Festivalgelände eingesetzt, wobei das Festivalgelände mit dem Ortskern nahezu identisch ist. Wir kauften uns Zwei-Tages-Tickets und dann konnte es auch schon losgehen.

Wir stürzten uns in Gewühl und besichtigten jede Menge toller Oldtimer (ich habe sogar einen in pink gefunden, was wunderbar zu meinem puderfarbenen Sommerkleid passte), hörten uns die Rock’n Roll Bands an und stöberten in den Auslagen der Stände.

Abends ging es dann zurück zum Hotel, wo wir direkt gegenüber im Xenia bereits bekannten Café Paprica hervorragend und günstig zu Abend aßen.

Nach einer viel zu kurzen Nacht ging es dann am nächsten Morgen weiter. Es wurde kurz im Hotel gefühstückt. Dann brachen wir wieder auf nach Wettenberg. Am Gießener Hauptbahnhof wartete bereits ein erstes Highlight: Einige Oldtimer-Busse fuhren spezielle Touren zwischen Wettenberg und Gießen. Wir hatten Glück und konnten einen dieser liebevoll restaurierten Oldtimer besichtigen. Leider mussten wir jedoch dann mit einem stinknormalen Linienbus vorlieb nehmen – die Oldtimer mussten gesondert gebucht werden.

In Wettenberg wiederholten wir im Wesentlichen das Programm vom Vortag, denn bei so vielen Oldtimern und Ständen gibt es immer etwas Neues zu entdecken. Viele Frauen waren in Kleidern der 50er Jahre unterwegs und auch in unserer Gruppe gab es mit Xenia, Ute, Rita und Hannelore vier Petticoat-Trägerinnen.

Wie schon in 2008 nahm Xenia dann wieder am Petticoat-Wettbewerb teil. Jede der Teilnehmerinnen auf der Bühne musste sich kurz vorstellen und so ließ es sich Xenia nicht nehmen, den Anwesenden kundzutun: „Ich bin Xenia vom Gendertreff in Düsseldorf.“

Ja, und während wir unten zwischen den anderen Zuschauern standen, wurden wir doch glatt gefilmt. Gut, gefilmt und fotografiert wurden wir in den zwei Tagen öfter einmal. Dieses Mal war es aber anders. Denn der freundliche Kameramann war von Mittelhessen TV . Ich habe mich dann noch nett mit ihm unterhalten. Und hier ist sein Filmbeitrag:

>> Das Video zum Bericht auf YouTube ansehen

Ja, da können wir den Bürgermeister und die Gemeinde Wettenberg demnächst wohl schlecht hängen lassen. Aber keine Angst, liebe Wettenberger: Wir kommen wieder. 🙂

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Coming Out und Outing

Coming Out und Outing – oder, wie bringe ich es meinen Kollegen bei?

Vesta aus dem Gendertreff Forum berichtet, wie ihr berufliches Umfeld von Vesta erfahren hat.

Coming Out und Outing sind beides Begrifflichkeiten aus der Homosexuellen-Schwulen-Lesbenszene und dem Sinn nach Sprachgut geworden, obwohl diese Bezeichnungen eher frei übersetzt heißen:

Coming-out (von engl. „coming out of the closet“, wörtlich: „Aus dem Kleiderschrank herauskommen“) bezeichnet zumeist den individuellen Prozess, sich seiner eigenen gleichgeschlechtlichen Empfindungen bewusst zu werden, dies gegebenenfalls dem näheren sozialen Umfeld mitzuteilen (zunehmend auch (Selbst-)Outing genannt) und im Endeffekt selbstbewusst mehr oder weniger offen als Lesbe, Schwuler oder Bisexueller zu leben. (Wikipedia )

Outing umschrieb ursprünglich das erzwungene Coming-out öffentlicher Personen durch bekennende und politisch aktive Homosexuelle. Die Praxis des „Outens“ ist vor dem Hintergrund der Act-Up-Bewegung entstanden und wurde als bewusst provokative Aktion eingesetzt, um durch das Benennen von homosexuellen Prominenten diese dazu zu zwingen, sich auch in der Öffentlichkeit zu ihrer Homosexualität zu bekennen. (Wikipedia )

Beide Begriffe sind mittlerweile verwässert worden und neben dem „Outing“ als meist erzwungene Handlung – oftmalig durch die Presse bei öffentlichen Personen – bildet das „Coming Out“ die grundsätzliche Handlung von Menschen, mit anderer geschlechtlicher Orientierung oder generell anderer Veranlagung, sich Ihrem Umfeld mitzuteilen.

Dies nicht zuletzt um sich selber vor Homophbie in ihrer Wechselrolle, also vor Repressalien, Diskriminierungen etc. zu schützen, andererseits auch – als wesentliche Handlung – sich das Zusammenleben mit seinem Umfeld zu erleichtern und diesem seine Orientierung zu vermitteln. Dies damit verbunden, von den Anderen auch angemessen akzeptiert zu werden. Dass damit nicht in jedem Fall die Zustimmung oder Akzeptanz durch die Anderen verbunden sein kann, ist selbsterklärend.

Der "Coming Out Tag“ 11.10., ist gewiss einer der wichtigen Tage für sexuell anders orientierte Menschen neben dem, im deutschsprachigen Raum, am 17. Mai veranstaltetem Tag des „International Day Against Homophobia“.

Das "Selbst-Coming Out“ ist für Transgender, Transvestiten und Transsexuelle einer der wichtigsten Schritte in ihrem Leben und letztendlich die Entscheidung, die ihnen eine Befreiung ihrer inneren Zwänge und Ängste und letztlich ihre gewünschte Lebensweise erst ermöglicht. Dennoch ist ein "Coming Out" ein Paradoxum Par Exellence, denn einerseits erwirbt man sich seine Freiheit des Inneren Ichs, andererseits erfährt derjene/diejenige nun gerade erst recht eine Homophobie und die damit verbundenen Beeinträchtigungen.

Dies geht bekannterweise bis hin zum Arbeitsplatzverlust, Verlust aller sozialer Bindungen und kann u.U. den totalen Absturz bedeuten. Leider sehr häufig in unserer Gesellschaft, leider verbunden mit der mangelnden Akzeptanz einer Andersartigkeit des Anderen, da es schon im Kindesalter zu wenig Aufklärung hierzu gibt.

Dies gewiss geschürt durch Medien, Elternhaus, Umfeld und Einflüssen aus Gruppierungen, die sich all diesem verschließen (besonders patriotische Gruppen in den USA), denn der "Andersartige“ ist aufgrund seiner naturbedingten emotionalen und psychischen Schwäche sowie des Fehlens einer Lobby, stets Ziel dieser Gruppierungen und Organisationen. Menschenrechte und das Recht sein Leben so zu gestalten wie es jedem Individuum zusteht, spielen dabei eine untergeordnete Rolle.

Dies sind Erfahrungen, die ich in meinem Leben mehrfach machen musste und immer noch machen darf.

Es gab und gibt immer Höhen und Tiefen als Bezeichnung für gute und schlechte Zeiten, dennoch gilt es, sein Leben im Einklang mit der Gesellschaft führen zu können und zu führen. Denn nur wenn sich dieser Einklang einzustellen vermag, es demjenigen gelingt, sein direkt betroffenes Umfeld in Beruf, Familie und Freundeskreis so einzustimmen, dass er anerkannt und akzeptiert wird, findet sich Zufriedenheit ein. Eine erarbeitete Zufriedenheit, die aber stets gepflegt werden muss. Denn von mir, von der- oder demjenigen muss diese Aktivität zur Eigenzufriedenheit ausgehen.

Ich selber bin für mich dahingehend verantwortlich, dass mir die notwendige Akzeptanz/Anerkennung zuteil wird. Dazu zählt auch das Verständnis für die Personenkreise, die mit der von mir getroffenen Lebensweise nicht umgehen können oder mich gerade deshalb ablehnen. Aufklärungsarbeit ist tatsächlich das Zauberwort, denn Ablehnung entsteht als Phobie, als Angst, vor dem Anderen, der eben eine andere Lebensweise pflegt.

Z.B. geht nicht an, dass ich heute noch in Männer-/Frauengestalt erscheine und morgen völlig unvorbereitet denselben Menschen in Frauen-/Männergestalt gegenüberstehe. Dazu bedarf es gewissenhafter Vorbereitungen und diese sind und müssen stets Bestandteil eines geplanten Coming out sein, wie ich es in meiner Kundschaft nun durchgeführt habe.

Hier muss ich erklären, dass es bei mir, aufgrund der beruflichen Tätigkeit – Stahlwerke weltweit – einen Zwang gab, als Mann aufzutreten, also als Transvestitin, denn ich lebe als Frau und das seit vielen Jahrzehnten, dokumentarisch offiziell seit mehr als 10 Jahren mit Personenstandsänderung und somit auch gebürtiger Frau.

Dennoch bestand die Notwendigkeit, aufgrund der schon vor über 30 Jahren geknüpften Kundenkontakte in Männergestalt, diese beizubehalten. Die verschiedenen Kulturkreise in denen sich meine Kunden befinden, hatten zu dem Zeitpunkt sogar die Todesstrafe für Menschen anderer sexueller Orientierung im Tagesprogramm, denn die Personenstandsänderung kam zu einem späteren Zeitpunkt, so dass ich – wenn überhaupt – dort als "auf dem Weg befindliche Transsexuelle " erscheinen mußte und das war aufgrund deren Gesetzgebung eben nicht machbar.

DIeser Sachverhalt zwang mir letztlich die Männerrolle auf, selbst nach erfolgter Operation und Personenstandsäderung musste dieser Zustand beibehalten werden, zumal über ein Netzwerk an Informationsvermittlung der Kunden untereinander noch ganz andere Probleme aufkamen.

Nach der Operation und Personenstandsänderung war es für mich im Neukundengeschäft keine Frage mehr, wer da ins Stahlwerk geht. Aber, wieder einmal die Rechnung ohne den Wirt gemacht: Frauen sind in dem Teil des Stahlwerkes (Hochofen und Konverter) nicht zugelassen.

Erst im Rahmen von Liberalisierungen und Anerkennung der Frau in diesen Berufen ergaben sich Erleichterungen, aber der Zugang zum Herzen des Stahlwerkes war mir als Frau bis vor kurzem weiterhin verschlossen.

Nun, bisher ging das alles mit Zusatzdokumenten und Zusatzausweisen, um die Rolle als Mann leben zu können und meinem Beruf nachgehen zu können, alles sehr schmerzhaft, aber von mir geduldet. Geduldet, aber nicht akzeptiert. Ein Leben an der Grenze zum Machbaren. Viele Jahre.

Mit den neuen Passgesetzten seit 2005 war dies alles dann nicht mehr möglich, das „F“ im Paß verlangt halt Auftritt als Frau und kaum ein Grenzer würde mich in Männergestalt mit weiblichem Pass passieren lassen. Also war ein „Coming Out“ angesagt, vor dem ich jahrelang große Angst hatte. Insbesondere waren die erlebten Diskriminierungen in all der Zeit sehr wohl der Hemmschuh gegen ein „Coming Out“. der realen Person „Vesta“.

Man kann sagen, wie abgefahren ist das denn, ich muss mich, meine wahre weibliche Identität, verbergen, und als Transvestit durchs Leben gehen. Die Ursache hat doppelten Boden. Einerseits Diskriminierung der Frau wegen der stets erkennbaren Herkunft aus dem männlichen Lager, die darauf abzielte den Menschen, also mich, zu verhöhnen und psychisch „weich zu kochen“ und andererseits die Angst, eben als diese Frau nicht im Geschäft anerkannt zu werden und auch dort ggf. dem Gespött ausgeliefert zu sein.

Dennoch, die Notwendigkeit bestand, den transvestitischen Schutzmantel jetzt abzuwerfen und letztlich half meine Partnerin Sternschnuppe mir auf den Weg, in dem sie diesen Weg letztlich vorschlug. Hierbei habe ich mich der modernen Technik der E-Mails bedient und z.B. meinen Vertretern – weltweit – individuelle Mails gesendet, die auf meinen Werdegang, meine Lebensweise und letztlich mein Innerstes abgestimmt waren.

Hierbei wurden den Mitarbeitern/Niederlassungen und Vertretern die weibliche Person, also ich, in Bildern dargestellt und erläutert, verbunden mit der ketzerischen Frage, ob sie damit zukünftig ein Problem hätten. Ich erwartete ehrliche Antworten und Erklärungen, die dann auch kamen und letztlich zu Diskussionen und Abwägungen führten und unerwartet mir meine immer noch vorhandenen Zweifel nahmen, indem ich wider Erwarten die volle Zustimmung zur eigenen Person bei den Kunden fand.

Dies gewiss auch dadurch, dass in den letzten Jahren duch Äufklärung im Bereich der geschlechtlichen Entwicklung sehr viel mehr Wissen den Leuten vermittelt werden konnte.

All dies geschah nun nach fast 20 Jahren Frau sein in beruflicher Verborgenheit.

Die Zweifel an der eigenen Person und Ängste waren tatsächlich mit ein Grund für meine Zurückhaltung, denn nun konnte ich zum ersten Mal zu meinem ukrainischen Vertreter sagen, dass wenn er glaubt, dass das Stahlwerkspersonal mit mir Probleme hätte oder mit Fingern zeigen würde, dieses Problem wohl eher bei ihm liegen würde und er die Situation nicht akzeptieren könnte.

Nach all den Jahren Mannrolle sicher verständlich, aber er hätte dann auch verstehen müssen, dass ich trotzdem meinen Job mache, auch wenn Leute auf mich zeigen, gemäß dem Motto: Was hat eine Frau im Stahlwerk zu suchen. Wobei das Zeigen sehr wohl nur vermutet war, denn – nichts geschah. Und dagegen bin ich mittlerweile geschult, dagegen habe ich mich ausbilden lassen, damit gehe ich ganz adäquat um.

Nun, wie dem auch sei, mittlerweile hat auch dieser Kulturbereich Ukraine, Polen Tschechien und Russland meine wahre Identität erfahren und akzeptiert. Alle gehen damit ganz selbstverständlich um und allen habe ich in den letzten Monaten auf Treffen und unseren Schulungen wieder die Hand gegeben – wie in den vergangenen Jahren – und es hat sich eine große Zufriedenheit und Akzeptanz bei den Leuten eingestellt. Andere Vertreter sind hocherfreut ob meines Wandels (Türkei), wiederum höre ich aus Südafrika, dass in jedem Menschen das 3er-Leben lebt – sein Privates, sein Geschäftliches und sein Geheimes. Und jedes muß man akzeptieren. Selbst bei ad hoc Treffen mit meinen Mitarbeitern und Vertretern hat sich niemand verplappert und ein „Er“ hervorgebracht.

Die Frau ist wieder da, sie hat den Transvestiten „Mann“ abgeworfen, ein Prozess voller Ängste vor dem Ungewissen, wie Menschen reagieren werden.

Ich kann nur all denen Mut machen, es ähnlich anzugehen, denn damit und dadurch werden viele Umfeldbetroffene sich nach und nach per Bild und Text an eine solche neue Situation gewöhnen. Wenn dann eben der Tag der Gegenüberstellung kommt, ist jeder vorbereitet und dazu noch überrascht, wie entspannt alles sein kann. Dazu muss, natürlich, durch korrektes Auftreten entsprechendes beigetragen werden, um auch meinem Gegenüber, seine gewiss noch vorhandenen, Berührungsängste zu nehmen. Auch das will geübt und gelernt sein.

Und dazu ist tatsächlich der Gendertreff eine gute Ausgangsbasis, sich dererlei Situationen zu stellen und auch zu üben. Die zahlreichen Treffen und Ausflüge helfen gerade Anfängern auf ihrem Weg in "Ihre Normalität," sich ihrer eigenen Weiblichkeit bewusster zu werden und dieses innere Anima und Animus Verhältnis ins seelische Gleichgewicht zu bringen.

Lernen muß ein jeder und eine jede, dass es auch Kritik gibt, die ehrlich gemeint ist und die auch von denjenigen aufgenommen werden muss, ist selbstredend. Denn nur durch Kritik und Verbesserungsvorschläge kann das Äußere dazu beitragen, in der Gesellschaft leichter akzeptiert zu werden und seine eigene Persönlichkeit und Lebensweise zu entwickeln.

Der Gendertreff, als nunmehr Selbsthilfegruppe, verfolgt mittlerweile andere Ziele, als dies vor Jahren mal angedacht war. Aus dem "Verein Gendertreff" ist mittlerweile eine Gemeinschaft entstanden, die allen offensteht, sowohl Frauen und Männern als Interessierten und der Erfolg zeigt, dass dies der richtige Weg ist.

Zahlreiche Frauen sind dem Treff beigetreten, Interessierte, die sich informieren wollen, denn es wird hinterfragt wie es denn so sein wird oder auch ist, mit einem Partner zusammenzuleben der eben transsexuell oder transgenderist oder auch nur eine Form des fetischistischen Transvestismus ausleben will.

Hier kann ich dem nur beipflichten und sagen – weiter so – denn zu meiner damaligen Anfängerzeit, und das ist über 45 Jahre her, war man wirklich auf sich alleine gestellt und betrat die Öffentlichkeit ebenso verschämt und heimlich, wie es heute viele Männer und auch Frauen tun, die eine andere geschlechtliche Orientierung haben.

Vesta

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