Einstiegsdosis zu hoch?

Nicht umsonst ist der Beipackzettel des Hormons „Estradiol“ so groß wie eine Tapete. Viele Gefahren und Nebenwirkungen gehen einher bei der Einnahme von Hormonen und deshalb ist es angezeigt, erst einmal mit einer kleinen Dosis, wie z.B. 2mg/Tag, anzufangen. Bei guter Verträglichkeit, steht einer Steigerung der Dosis nichts im Wege. Leider gibt es Ärzte, die gleich mit höheren Dosen einsteigen, ohne den „Patienten“ vorher einmal richtig zu untersuchen.
Katja musste leider diese Erfahrung machen, aber lest selbst …

Hallo zusammen,

ich möchte euch heute darüber informieren, dass ich meine Hormoneinnahme abgesetzt habe. Dies ist zur meiner eigenen Sicherheit geschehen.

Ich hatte beim CSD Duisburg über unangenehme Herzschmerzen geklagt und auch mein Kreislauf war daneben. Aber ich wollte unbedingt dabei sein!

Den Montag danach war ich dann ganz neben der Spur, so dass ich sofort meinen Hausarzt angerufen habe und ich gleich Dienstagmorgen vorbei kommen sollte.
Nach dem EKG und der Blutdruckmessung setzten wir uns gleich zur Besprechung zusammen. Es war zum Glück, ALLES OK!
Zu der etwas zu hohen Einstiegsdosis kamen noch psychische Probleme und Sorgen und dieses zusammen hatte mein Herz und Kreislauf etwas durcheinander gebracht.

Naja ich lasse mich am 29.08 zusätzlich auch kardiologisch untersuchen, damit ich
noch ruhiger werde und entspannter meine Umstellung in Angriff nehmen kann. Bis dahin sind noch einige Baustellen zu erledigen, aber zum Glück ist jetzt aktuell wieder alles in der richtigen Reihe.

Ich grüße Euch
eure Katja

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Gendertreff – Plattform für Transgender, Angehörige & Interessierte beim CSD Duisburg 2012

Duisburg, 28.07.2012 – Duisburg zeigt Flagge – das ist das Motto des CSD Duisburg 2012.

Auch der Gendertreff zeigt Flagge, denn noch immer leben viele Transgender ihre Veranlagung im Verborgenen aus. Auch wissen große Teile der Bevölkerung nach wie vor sehr wenig über Transgender. Dies führt mitunter zu Vorurteilen. Der Gendertreff möchte mit der Teilnahme am Christopher Street Day in Duisburg anderen Transgendern Mut machen und eine breite Öffentlichkeit über das Thema Transgender informieren.

Der Begriff „Transgender“ bezeichnet Menschen, deren körperliches Geschlecht nicht bzw. nicht vollständig mit ihrem gefühlten Geschlecht übereinstimmt. Die Transgender-Eigenschaft ist unabhängig von der sexuellen Orientierung. Die meisten Transgender sind heterosexuell.

Die Transgender-Eigenschaft ist nicht einfach nur „ein Hobby“. Viele Transgender möchten sich dem Identitätsgeschlecht so weit wie möglich annähern. Der Gesetzgeber hat erkannt, dass dies vielfach Probleme mit sich bringt. Die „Transition“ genannte Angleichung an das Wunschgeschlecht ist deshalb im Transsexuellengesetz (TSG) geregelt.

Ziel des Gendertreff ist die Hilfestellung für Transgender, Angehörige und Interessierte sowie die Information der breiten Öffentlichkeit. Dazu betreibt der ehrenamtlich geführte Gendertreff unter www.gendertreff.de eine große Internet-Plattform mit einem Forum, einem eigenen Magazin und vielen weitergehenden Informationen. Darüber hinaus wird mit den Selbsthilfegruppen in Düsseldorf und in Leverkusen ein Angebot zum persönlichen Austausch bereitgestellt.

>> WDR beim CSD

>> CSD Düsseldorf 2012

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Was für eine Woche

Nathalie möchte sich diesmal sehr kurz fassen, damit der Bericht im Gendertreff Blog nicht allzu lang wird.

Am Mittwoch, gleich nach dem Gespräch mit meiner Therapeutin musste ich zur Mittagsschicht. Da ich ziemlich knapp mit der Zeit war, ging ich direkt zur Arbeit. Wohl wissend das ich im Rock und mit Perücke unterwegs war. Natürlich hatte ich alle Blicke der Kollegen auf mich gerichtet und zog mir nur die Arbeitshose über und ging zur Arbeitsstelle. Am nächsten Tag war das Szenario etwa gleich. Ich hatte vormittags zwei andere Arzttermine und genausowenig Zeit.

Seitdem bin ich jeden Tag, zwar auch in Hosen, aber immer als Frau zur Arbeit gegangen.

Montag ging ich zum ersten Mal zu meinen Eltern und zu meiner Schwiegermutter. Ich musste Besorgungen für Sie erledigen. Um die Nerven nicht zu sehr zu strapazieren, war ich in Jeanshose und Bluse unterwegs. Es gab weniger Aufsehen als ich erwartet hatte. Mein Vater sagte nur nach einiger Zeit „Du hast doch versprochen nicht so zu kommen“. Im Hintergrund stand meine Mutter und schüttelte kurz den Kopf und gab mir so zu verstehen, dass es in Ordnung war.

Auf dem Rückweg war ich bei meiner Schwiegermutter. Natürlich unterhielten wir uns über mich, die Reaktionen der anderen (dank meiner Schwiegermutter) Mitwissenden. Wir sprachen noch intensiv über Silvia und mich und ich versprach Ihr, dass wir nicht an Trennung denken. Sie schaute mich an und sagte, dass sie mich so gekleidet gut akzeptieren kann. Am Abend sprachen Silvia und ich über den Tag. Dabei kamen wir auf den Sport zu sprechen und ich sollte überlegen wie ich das mache.

Da ich sowieso noch im beginnenden Sommerschlussverkauf schauen wollte, waren in den Tüten auch ein paar Sportshirts. Zudem kamen noch zwei Tennisröcke, die ich bei unserem Sportshop kaufte. Selbstverständlich probierte ich auch kurze Sporthosen an. Aber diese waren so knapp geschnitten, dass sich alles abzeichnete. Wir hatten auch über die männliche Kleidung gesprochen. Zuerst wollte ich die Sachen in leere Taschen und Koffer verpacken und zwischenlagern. Ich hatte ein paar Tüten zurechtgelegt. Erst einmal sollten die alten Sachen ausgesucht werden, um sie zu entsorgen. Während der Aktion fiel mir auf, dass ich den größten Teil in den letzten Monaten nicht brauchte. Kurz gesagt, zum Schluss hatte ich noch ein paar Jeanshosen, eine gute Hose, ein paar passende Hemden und ein paar Sportsachen für den Notfall, die ich in das oberste Fach im Kleiderschrank verstaute. Alles andere verstaute ich in Tüten. Dabei bekam ich ein komisches Gefühl. So als wenn ich Gift in den Händen halte. Ich packte immer schneller, um das Zeug loszuwerden. Kurz bevor ich die Tüten zum Altkleidercontainer brachte, wog ich sie. Es waren fast genau 55 Kg Kleidung. Und dabei habe ich die Schuhe noch nicht aussortiert. Es war wie ein Befreiungsschlag.

Eine Überraschung erwartete mich dann am Mittwoch. Nein, die Kleidung ist nicht aus Heimweh zu mir zurückgekommen. Auf der Arbeit baten mein neuer Betriebsleiter und der Tagesmeister zum Gespräch. Sie wollten wissen wie es mit mir weitergeht. Ich informierte sie, dass ich, sobald meine Ansprechpartnerin der Personalabteilung aus dem Urlaub kommt, meinen Alltagstest, mit E-Mailänderung und Anschreiben der betreffenden Bereiche, beginnen möchte. Mein Chef machte mir den Vorschlag, dass wir im Energiebetrieb nicht bis dahin warten, sondern ab sofort meine Arbeit als Frau beginnen könnte.

„Herzlich willkommen Frau Nathalie N…….. , wann geben sie Ihren Einstand?“ So gab er mir die Hand und wünschte mir alles Gute auf meinem Weg. Anschließend gab es ein Gespräch mit der gesamten Schicht über die Veränderung. Mit dieser Entscheidung verabschiedete ich mich auch aus der Waschkaue, um Konflikten aus dem Weg zu gehen. Zeitnah werden alle anderen Schichten über meinen Weg informiert und, wie mein Chef unmissverständlich ausdrückte, möchte er aufkommende Probleme sofort besprechen und erwartet absolut fairen Umgang.

Ich kann es kaum fassen.

Nathalie

>> Nathalies Alltag en femme

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CSD-Düsseldorf 2012

Wie wir bereits mit einer ersten Bilderserie und einer Pressemitteilung berichtet hatten, waren wir dieses Jahr mit einem Stand beim CSD in Düsseldorf vertreten. Es war ein schöner Erfolg und wir hatten an beiden Tagen alle Hände voll zu tun, Aufklärungsarbeit zu leisten und unsere Flyer zu verteilen. Am Pfingstsonntag nahmen wir auch mit einer Fußgruppe an der Parade durch Düsseldorf teil.
Hier nun die Diashow beider Tage hinterlegt mit unserem Song „Zwei Seelen“:

 

>> Film von der Parade

>> Diashow

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Outing im Betrieb

Monika hat sich nach reiflicher Überlegung und dem nötigen Selbstvertrauen, in ihrem Betrieb geoutet. Lest bitte wie es ihr ergangen ist und welche Erfahrung sie gemacht hat.

Da ich in meiner Freizeit überwiegend als Frau unterwegs bin und mir auf diesem Wege die nötige Selbstsicherheit und das notwendige Selbstbewusstsein angeeignet habe probierte ich auch im Betrieb aus mich immer weiblicher zu geben.

Zuerst lackierte ich mir nur die Fingernägel mit Klarlack, später kam dann Wimperntusche dazu. Auch meine Kleidung wurde immer weiblicher. Die ersten Wochen/Monate sprach mich niemand darauf an, aber dann eine Kollegin und ich antwortete Ihr nur, das es mir gefällt, daraufhin war das Thema vorerst erledigt.

Da ich jedoch in meiner Freizeit anschließend 2 mal Kolleginnen von mir in der Stadt begegnet bin und ich mir nicht sicher war ob man mich erkannt hatte, war für mich nach reiflicher Überlegung der Zeitpunkt gekommen, mich im Betrieb zu outen.

Ich arbeite im öffentlichen Dienst und dort in einer sehr großen Behörde, so dass wir außer dem Personalrat auch einen Betrieblichen Sozialdienst und eine Gleichstellungsbeauftragte haben. Ich habe mich, nachdem ich von den Erfahrungen anderer Transgender gehört habe, zuerst bei der Dame des Betrieblichen Sozialdienstes geoutet und Sie gebeten, auch einen Gesprächstermin mit dem Personalrat und der Gleichstellungsbeauftragten zu vereinbaren.

Erst als mir alle 3 Gesprächspartner versichert haben, das für mich nicht die Gefahr der Kündigung besteht und ich nach § 1 und 2 des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) auch innerhalb des Betriebes geschützt bin, hat die Mitarbeiterin des Betrieblichen Sozialdienstes einen Gesprächstermin mit meinen 3 Vorgesetzten (ich nenne Sie mal nach der Hierarchie Stufe 1 – 3 / höher als Stufe 5 geht nicht), der Vorsitzenden des Personalrates und mir vereinbart.

Mein Outing wurde von allen sehr positiv aufgenommen und auf meine Anmerkung über meine Sorgen bezüglich meines Arbeitsplatzes meinte Stufe 2 da ich keinen Publikumsverkehr habe bräuchte ich mir darüber keine Gedanken zu machen und ich in der Abteilung bleiben würde. Danach wurde besprochen wie ich meine Kollegen informieren sollte. Meine Vorgesetzten wollten kein Protokoll über diese Besprechung haben, so wurde von der Mitarbeiterin des Betrieblichen Sozialdienstes (BSD) nur eine Gesprächsnotiz für mich und die Akte im BSD angefertigt.

Ein paar Tage später bat mich mein Vorgesetzter (Stufe 2) beim Vorbereitungsgespräch für das Outing bei meinen Kollegen aus der Abteilung (ca. 30 Personen) auch einen in der Hierarchie noch höheren Vorgesetzten (Stufe 4) zu informieren. Auch dieses Gespräch verlief sehr sachlich und anschließend wurde ich von Stufe 4 gefragt ob schon die Namensänderung ansteht und ob man mich von Seiten der Personalabteilung schon als Frau führen sollte, außerdem bot mir Stufe 4 Ihre Hilfe an für den Fall das Schwierigkeiten auftreten sollten.

Wieder ein paar Tage später war die seit längerer Zeit angesetzte Abteilungsbesprechung bei der ich nach vorheriger Absprache meine Kollegen informierte.
Nach der allgemeinen Begrüßung und der Aufzählung der Tagesordnungspunkte übergab Stufe 3 das Wort an mich. Nachdem ich die Geschichte ja nun schon mehrmals vorgetragen hatte kamen mir die Worte trotz meiner Nervosität erstaunlich glatt über die Lippen. Die Reaktionen meiner Kollegen waren gemischt, neben Beifall gab es Teilnahmslosigkeit und vereinzeltes Daumenheben.

Mittlerweile sind etliche Wochen vergangen und mein Auftreten in der Firma wird immer weiblicher. Die meisten Kollegen aber scheinen Berührungsängste zu haben denn ich bin bis jetzt (bis auf ein paar Ausnahmen) von niemandem zu diesem Thema angesprochen worden und fast alle haben sich von mir zurückgezogen.

Schade, aber „that´s life“…………….
Monika

TRANS* AM ARBEITSPLATZ

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In der ausführenden Arbeitswelt

Mit Freude nimmt der Gendertreff Katjas gelungenes Outing zur Kenntnis, aber lest selbst…

Hallo
hier mein Bericht zu meinem Outing und dem weiteren Werdegang, was mir Ausgeglichenheit und Freude am Leben bringt.

Wie soll ich denn anfangen:

In meinem Leben, das inzwischen 45 Lenze zählt, habe ich eine schöne Kindheit durchlebt, eine nicht ganz so schöne Teenie-Zeit gehabt und dazwischen versucht, mein Leben in den Griff zu bekommen,  was nicht ganz leicht war.

Trotzdem bin ich mit mir jetzt zufrieden. Sehr zufrieden sogar, seit ich hier im Gendertreff bin. Es tut mir gut endlich Klarheit zu haben, auch eine gewisse Euphorie ist dabei.

Ich kann dazu nur sagen, dass in meinem Leben einige Schlüsselerkenntnisse dazu geführt haben, dass sich Türen in meinem Kopf geöffnet haben und den Weg frei gemacht haben, dass ich endlich das sein kann, was ICH eigentlich bin.

Seit 2010 bin ich hier im „Treff “. Ich habe bis dato noch nichts Negatives erlebt. Man kann vieles negativ sehen und zerreden oder gar ausschließen. Wir sind Menschen, die die Natur so wie sie sind geschaffen hat. Sie hat uns was gegeben, was ich als goldene Gabe verstehe, etwas Einmaliges zu sein.

Ja, diese Sache ist nicht ganz leicht für jeden Einzelnen, der auch seine Pflichten im Leben erfüllen muss. Ich denke für jeden sind ein paar Freiheiten dabei. Wenn man in einer Beziehung ist, heißt es reden und keine Geheimnisse voreinander zu haben. Da sollte sich ein Jeder an die Nase packen und eine gewisse Klarheit haben.

So genug geredet ich erzähle jetzt von meinen Outing im Berufsleben wie schon angekündigt

Ich wollte mich endlich nicht mehr verbiegen müssen und habe mein Aussehen inzwischen verändert. Seit September 2010 habe ich mit der Veränderung langsam begonnen und ein Jahr später, das war im Sommer 2011, war es dann soweit. Eine Woche Urlaub am schönen Bodensee, leben und erleben als Frau und erste Erfahrungen machen. Es war ein richtig schöner Urlaub, den wir gemacht haben. Seitdem ist es nicht mehr so wie es vorher war. Ich wollte ab diesem Urlaub mal salopp gesagt mich „verändern“, was ich schon immer wollte, sprich „Frau“ sein.

Ja, das ganze Leben wollte ich es, nur der Knoten wollte nicht aufgehen, was eine Blockade war. Ich wusste nicht was es war aber es ist so wie es jetzt ist und möchte es nicht mehr aufhalten.  Ja, jetzt zu leben, das hab ich verstanden.

Bis März 2012 habe ich mir überlegt, was ich den Menschen gegenüber in der Firma sagen werde und wie ich es anstellen soll. Ich ging zur Sekretärin, mit der ich seit zehn Jahren zusammen arbeite und habe mit ihr über mein Anliegen gesprochen. Danach hatte ich einen Termin mit dem Niederlassungsleiter gemacht und mir in einem Gespräch ein Zwischenzeugnis geben lassen. Natürlich fragte er auch nach dem Grund und ich outete mich. Er zeigte sich nach einer dreiviertel Stunde Gesprächsdauer gelassen, weil er mich als Mensch sieht.

Mutig durch diese guten Gespräche und Eindrücke, habe ich dann alles auf eine Karte gesetzt und im April 2012 mit meinem direkten Vorgesetzten gesprochen, der auch keine Vorurteile hat und mich als Mensch sieht.

Vorurteile oder Diskriminierungen konnte ich nicht feststellen und möchte jeder anderen sagen, dass die Welt offen für alle ist. Jede/r soll so leben können wie sie/er es will. Das Leben ist DRAUSSEN.

Mittlerweile sind einige Tage vergangen und es ist zur Normalität geworden.

Also ich Grüße euch
Katja

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Michaela berichtet über Ihre Transition

Mit Michaelas Einverständnis konnte der Bericht ihrer Transition hier im Gendertreff Blog erscheinen. Vielen Dank dafür.

Nachdem ich nach Duisburg gezogen war, begann ich mir das Leben ganz anders aufzubauen.

Ich lebte quasi als Transvestit (entschuldigt bitte, ist nun mal meine ureigene Definition, Transvestit bedeutet für mich eigentlich immer Frau auf Zeit, Transsexuell ist eben der Wunsch ganz als Frau zu leben unter Nutzung der Möglichkeiten den Körper anzugleichen ohne Wenn und Aber), das heißt in der Freizeit Frau (optisches Erscheinungsbild, Verhalten war ja schon immer mehr fraulich), arbeitsmäßig eben als das wie ich körperlich geboren bin man könnte sagen als Mann.

Nun suchte ich mir einen Therapeuten, weil ich nach der Selbstdiagnose schon genau wusste, wie ich leben wollte und welchen Körper ich mir wünschte (das wusste ich aber schon seit der Kindheit). Die Entblößung der Seele nahm nun bei dem Therapeuten April 2011 seinen Anfang. Gleichzeitig weihte ich auch manche vertrauenswürdige Mitarbeiterinnen auf der Arbeit ein.
Im Juli letzten Jahres hieß es dann nach Absprache mit dem Therapeuten, Schritt nach vorne und Arbeitgeber einweihen, Folge für mich war die Kündigung zum Oktober 2011. Naja, was soll ich sagen, ab da war ich Transsexuell, denn mein Psychologe bescheinigte mir im Ende Juli noch die Arbeitsunfähigkeit.
Alles wurde auf einmal forciert, die männliche Kleidung verschwand in den Säcken. Hört sich komisch an, aber ab da war ich Michaela, ebenso wie ich mich schon immer gefühlt habe. Es war klar, es gibt von nun an kein wenn und kein aber für mich.

Ich bekam dann auch die Indikation für die Endokrinologin und nach ausgiebiger Untersuchung begann die Hormontherapie am 5.10. Ende Oktober erfolgte dann auch der Antrag für die Namens- und Personenstandsänderung. Im November bekam ich dann auch die Einladung zum Gericht in Düsseldorf.
Bammel, oh ja, was passiert da, fressen die mich auf. Aber was war, ich unterhielt mich super mit der netten Richterin, sie fragte mich ob ich bestimmte Psychologen im Auge hätte für die Gutachten, ich verneinte und sagte nur, machen sie mal. Lächelnd bestimmte sie dann Herrn Dr. Rolloff-Stachel und zu meiner Überraschung meinen eigenen Psychologen. Ich dachte mir nur, Hauptsache nicht die überfüllte Frau Schleussner die Mutter aller "Transen". Ist nicht böse gemeint, aber wer den einfachen Weg gehen möchte, der geht dort hin.

Zwischenzeitlich nicht untätig sein bis zu den Terminen kam mir in den Sinn. Gesagt, getan,  Anruf bei meiner Sachbearbeiterin von meiner Krankenkasse. Sehr nettes Gespräch, ganz offen, Folge na so was ein Fehler im System, für 24 Stunden hatte sich einfach ein "a" an meinen Vornamen angehängt und wie es der Teufel so will ging auch noch eine Bestellung für eine neue Krankenkassenkarte raus. Sie kam an und ich nahm sie mit zu meinem nächsten Termin beim Arbeitsamt zur Arbeitslosenmeldung, fragte dann scheinheilig am Empfang wie ich denn geführt werde, denn ich war ja schon bei der Arbeit suchend Meldung als Michaela da, ups als Herr und ohne Vermerk.
Da sagte ich der netten Dame, meinen sie nicht das das zu Irritationen führen könnte, grins,  da machte sie schon mal einen Vermerk. Jedenfalls wurde ich als Frau aufgerufen bei dem Sachbearbeiter. Ich zeigte ihm die Ladung vom Gericht und die Krankenkassenkarte und fragte ihn ganz lieb, ob man nicht schon vorher also vor der offiziellen Namens- und Personenstandsänderung was machen könnte, lach die Krankenkasse könnte das ja auch. Nach Rücksprache mit seinem Chef wurden die Daten geändert, ich lächelte ihn an und hauchte ihm noch ein Danke entgegen. Da kann ich nur sagen, viele Sachen sind möglich, es kommt manchmal nur darauf an, wie man fragt.

Das weitere was kam, die Gutachten wurden erstellt. Witzig war noch wo ich Herrn Dr. Rolloff Stachel fragte ob ich denn auf ein positives Gutachten hoffen könnte, er sagte nur, wenn er sich unsicher ist lädt er die Probanden auch noch ein zweites, drittes oder viertes Mal ein. Hmmmhhh, ich bekam keinen neuen Termin, auch eine Beantwortung meiner Frage ohne direkte Beantwortung.

Irgendwann hielt ich dann Ende März den rechtskräftigen Bescheid vom Gericht in den Händen, wartete noch bis das Geburtsregister bzw. Geburtsurkunde in Essen geändert war. Danach folgte viel Arbeit und Telefonate und Mails um alles ändern zu lassen. Offizieller Teil beendet könnte man sagen, jetzt heißt es warten auf den körperlichen Teil.

Apropos Körperlichen Teil, jetzt an alle Transsexuellen Mitstreiterinnen die diesen Weg gehen. Erwartet nicht zu viel von der Hormonbehandlung, denn es liegt in den Genen, am Alter und an Vererbung wie sich alles entwickelt. Ich fühle mich zwar sehr gut unter den Hormonen, aber nehmt die Sachen so wie sie kommen. Fragt mal geborene Frauen, ob sie auf die Entwicklung Einfluss hatten. Arbeitet lieber daran wie ihr von anderen wahrgenommen werdet, ja auch außerhalb der Transgenderwelt. Habe ich gemacht und ja man bekommt auch manchmal ganz brutale Wahrheiten mit. Meine beste Freundin ist eine geborene Frau und schonungslos sagt sie mir, wann ich denn mal "fraulicher" werde wie jede "normale Frau".
Ich weiß auch das mir im allerbesten Fall, auch nach Jahren der Hormoneinnahme immer ein Hauch von Exotik anhaftet, also total unerkannt leben ist eine Illusion (Ich habe bisher persönlich jedenfalls nur eine einzige Frau mit transsexuellen Hintergrund gesehen, wo ich es nicht erkannt habe). Als ich davon sprach, den Transsexuellen Weg zu gehen, hieß das auch mit allen Konsequenzen.

Im Moment habe ich die Situation das ich alles verloren habe. Trennung bzw. Scheidung, Abkehr der gesamten Familie von mir, auch meiner geliebten Kinder und Arbeitslosigkeit. Aber ich konnte einfach nicht mehr anders nach 40 Jahren mit einer "Maske" zu leben. Ich gehe aber mit einer positiven Einstellung, mit meinem wahren Ich, in die Zukunft.

So genug geschrieben, nicht das noch manche bei der Lektüre einschlafen. Falls ich manchen mit Adressen oder so etwas helfen kann, tue ich das gerne, auch wenn ich mit meiner Meinung zu den Begriffen Transvestit oder Transsexuell ein wenig polarisiere, da ist der Begriff Transgender schon eine gute Wortschöpfung, in erster Linie zählt sowieso nur der Mensch der dahinter steht.

Gruß

Michaela

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Der Gendertreff beim CSD Düsseldorf 2012

Düsseldorf, 25.05.2012 „We’re Europe“ – so lautet nicht nur das Motto des CSD in Düsseldorf . Auch Transgender gehören zur Gesellschaft in Europa. Der Gendertreff möchte mit der Teilnahme am Christopher Street Day in Düsseldorf anderen Transgendern Mut machen und eine breite Öffentlichkeit über das Thema Transgender informieren. Dazu wird sich der Gendertreff mit einem Info-Stand sowie der Teilnahme an der Parade engagieren.

Es gibt Transgender überall in Europa, doch viele leben auch heute noch unerkannt und unentdeckt. Nicht nur in anderen Ländern, auch in Deutschland haben transidente Menschen mit einer Vielzahl von Problemen und Vorurteilen zu kämpfen. Dabei gibt es weitaus mehr Transgender, als vielfach angenommen wird.

Der Begriff „Transgender“ bezeichnet Menschen, deren körperliches Geschlecht nicht bzw. nicht vollständig mit ihrem gefühlten Geschlecht übereinstimmt. Die Transgender-Eigenschaft ist unabhängig von der sexuellen Orientierung. Die meisten Transgender sind heterosexuell.

Die Transgender-Eigenschaft ist nicht einfach nur „ein Hobby“. Viele Transgender möchten sich dem Wunschgeschlecht so weit wie möglich annähern. Der Gesetzgeber hat erkannt, dass dies vielfach Probleme mit sich bringt. Die „Transition“ genannte Angleichung an das Wunschgeschlecht ist deshalb im Transsexuellengesetz (TSG) geregelt.

Ziel des Gendertreff ist die Hilfestellung für Transgender, Angehörige und Interessierte sowie die Information der breiten Öffentlichkeit. Dazu betreibt der ehrenamtlich geführte Gendertreff eine große Internet-Plattform mit einem Forum, einem eigenen Magazin und vielen weitergehenden Informationen. Darüber hinaus wird mit den diversen Selbsthilfegruppen des Gendertreff ein Angebot zum persönlichen Austausch bereitgestellt.

>> Erste Fotos vom Gendertreff beim CSD Düsseldorf 2012

>> CSD Düsseldorf 2012

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Marinas Karfreitag

Marina erzählt von ihrem Karfreitag 2012:

Heute möchte ich nach längerer Zeit mal wieder etwas berichten. Am letzten Freitag (Karfreitag) hatte ich mich mit Rita und Ava verabredet. Wir wollten etwas Essen gehen und dann nach Düsseldorf in die Altstadt. Einfach mal wieder einen netten Mädelsabend machen.

Um 19:30 habe ich die beiden in Gruiten abgeholt und wir sind zusammen zu unserem Stamm-Griechen, dem Pegasus in Hilden gefahren. Schon beim reingehen wurden wir von Dimitri und Alexandra, den Wirtsleuten, mit Handschlag begrüßt. Wir sind dort immer gern gesehene Gäste. Da es Karfreitag war, war auch nicht allzu viel los. Wir hatten die freie Wahl des Tisches.
Also bestellten wir unser Essen und die Getränke. Das Essen kam wie immer zügig auf den Tisch. Und auch wie immer schmeckte es wieder einmal hervorragend. Nach dem Essen haben wir uns noch einen Moment mit Alexandra unterhalten. Sie gab uns noch einen Espresso bzw. für mich einen schwarzen Tee aus und schenkte jeder von uns einen kleinen Osterhasen.

Es sind diese kleinen Gesten, die mir immer wieder zeigen, dass wir im Pegasus nicht nur irgendwelche Gäste sind, sondern wirklich willkommen sind.

Nach dem Essen fuhren wir dann nach Düsseldorf in die Altstadt. Geparkt habe ich im Parkhaus an der Kunsthalle. Vom neuen Teil dieses Parkhauses aus kann man nämlich direkt zur Brauerei im Füchschen gehen. Der Ausgang aus dem Parkhaus ist genau gegenüber. Im Füchschen war es wieder gerammelt voll. An einen Sitzplatz war gar nicht zu denken. Also stellten wir uns in die Schwemme und genossen unser Alt im Stehen. Ich konnte mir leider nur 1 Glas erlauben, denn ich musste ja noch fahren.
Während wir also so da stehen wurden wir von einer älteren Frau angesprochen. Die Dame gehört zum Karnevalsclub „Die Füchsinnen“ [www.diefüchsinnen.de]. Sie fand uns toll und hat uns spontan zum Hausball 2013 im Januar eingeladen. Der genaue Termin steht aber noch nicht fest. Die Dame, die uns eingeladen hat wurde gleich mit einem Flyer versorgt. So etwas passiert einer nur, wenn sie auch rausgeht und lebt. 😉

Weil wir uns aber auch noch ein bisschen unterhalten wollten und vor allem nicht die ganze Zeit stehen wollten sind wir dann noch zur Brauerei zum Schlüssel gelaufen. Ein gutes Stück quer durch die Altstadt. Unterwegs haben die Leute schon geschaut. Na und? Ich stehe zu dem was ich bin. Und mir geht es dabei richtig gut.

Im Schlüssel war es auch relativ leer, so dass wir sofort einen Tisch gefunden haben. Dort haben wir uns noch bis ungefähr Mitternacht unterhalten. Vom Bier im Schlüssel durfte ich ja leider nicht mehr probieren. Auch egal, es war ein schöner Abend mit meinen Freundinnen.

Wir mussten natürlich wieder zurück zum Parkhaus laufen. Irgendwo unterwegs rief uns ein Mitbürger mit unüberhörbarem Migrationshintergrund „Ey, gug ma. 3 Transen!“ nach. Sich mit solchen Leuten zu behängen ist sinnlos. Also sind wir ganz normal weiter gelaufen, gerade so, als hätten wir es nicht gehört.

Mit dummen Sprüchen und blöden Kommentaren müssen wir immer rechnen. Aber es wäre grundsätzlich falsch sich deshalb zu verstecken. Im Gegenteil, gerade deshalb müssen wir Präsenz in der Öffentlichkeit zeigen. Zeigen, dass es viel mehr von uns gibt, als die meisten denken. Alleine das ist schon Öffentlichkeitsarbeit in sich.

Zurück am Auto noch den Parkschein bezahlen und dann ging es los, wieder Richtung Gruiten. Dort habe ich Rita und Ava wieder abgesetzt und bin dann zu mir nach Mönchengladbach gefahren. Es war fast 2 Uhr bis ich ins Bett kam.

Es war mal wieder ein sehr, sehr schöner Abend gewesen. Über die Einladung haben wir uns sehr gefreut. Und auch sonst, von der Diskriminierung transidenter Personen, von der an verschiedenen anderen Stellen immer wieder mal zu lesen ist, kann ich irgendwie nichts feststellen. Egal wo wir auch hinkommen, wir sind immer willkommen gewesen. Von sehr, sehr wenigen Ausnahmen mal abgesehen.

Der Schlüssel dazu ist Selbstvertrauen. Das Selbstvertrauen zu dem zu stehen was man nun einmal ist. Wenn man Selbstvertrauen ausstrahlt, dann ergibt sich alles andere von ganz alleine. Das war eine Lektion, die ich selbst erst vor gerade mal etwas mehr als einem Jahr gelernt habe. Deshalb traut euch! Es ist mal wieder gar nichts passiert!

Ein ganz normaler Freitag im April

Liebe Grüße
Marina

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Suse und ihr Dorf

Nachdem Suse am 23.12.2011 von ihren Outings berichtet hatte, war nun ihr Heimatdorf dran.

So ihr Lieben, nach etwas längerer Zeit ist mal wieder ein diesmal etwas größeres Update angesagt.Zur Zeit meines letzten Updates war es ja so, dass das halbe Dorf hier gelesen (und Bilder geguckt) hat, und das ganze Dorf Bescheid wusste. Allerdings zum allergrößten Teil nur in der Theorie, d.h. die wenigsten hatten mich bis dahin mal live und in Farbe erlebt…

Beim Fußball war ich ja schon per Mail ausgetreten und auf den Spießrutenlauf durchs Dorf hatte ich auch nicht so wirklich Bock. Insofern haben mich eben nur meine Freunde, die direkten Nachbarn und evtl. ein paar indirekte Nachbarn gesehen.

Die Frage, die sich mir dann allmählich stellte war: Soll ich Karneval „the same procedure as every year“ machen oder mich geflissentlich aus allem heraushalten! Ich entschied mich für das Dinner for One…

Freitagabends ist Dorfdisco im Festzelt angesagt. Ich war mir nicht sicher, ob man mich im Dorf vielleicht als Hexe verbrennen würde und dachte mir, dass ich im Fall des Falles dann auch wenigstens so aussehen möchte!

Kurz gesagt, es war genauso schön wie immer mit dem zusätzlichen Effekt, dass ich so einige Gespräche mit Bekannten aus dem Dorf hatte, bei denen mir jeder von ihnen versicherte, damit üüüüüberhaupt kein Problem zu haben und dass ich mein Ding machen solle. Ok, wie ernst man solche Lippenbekenntnisse nehmen kann, steht auf einem ganz anderen Blatt geschrieben…

Samstags ist bei uns Ruhetag angesagt, da machen wir eigentlich nie was, da wir uns ja zum einen von freitags erholen müssen, zum anderen auf sonntags, den Hauptkampftag, vorbereiten müssen. Sonntags geht in Langel der Zug und für das kleine Dorf (bzw. sind es drei Rheindörfer) ist der Zug ziemlich groß und lang und schön. Meistens machen wir das so etwas fetenmäßig mit unseren Nachbarn unter uns (und einigen Freunden) zusammen, und da wir ca. 20 Meter vom Zugweg weg wohnen, stellen wir vorne an die Straße immer einen Stehtisch hin, einen Pavillon falls es regnen sollte und haben Fassbier und wenn es kalt ist etwas warmes (diesmal Hot Caipi) zu trinken. Drinnen gibt’s dann was zu essen. Zug war schön, ich war eigentlich nur präsent und zwar als Tigerin, was man zumindest daran sehen konnte, dass ich 9 cm Absatz unterm Schuh hatte…

Wenn dann der Zug vorbei ist, wird noch ein bisschen zu Hause (bzw. bei den Nachbarn) weiter gefeiert, bis alles gegessen und getrunken ist. Dann geht jeder noch dahin wo er möchte, die einen ins Zelt, die anderen in die Kneipe. Ich entschied mich, wie jedes Jahr, für die Kneipe. Kurz etwas anderes angezogen (die Tigerin war für die Kälte draußen ok, aber mit Fell in die warme Kneipe, nein danke!), und dann los. War ein schöner Restabend, hatte auch ein paar kleine Transgespräche zwischendurch, und letztendlich wusste jeder, das ich mich als Frau irgendwie verkleidet hatte und nicht als Frau verkleidet war. Das war mir schon wichtig!

Rosenmontag ist dann der nächste Ruhetag (man muss sich ja von sonntags erholen) und den Tag über haben wir zu Hause relaxed. Allerdings hatte ich abends Lust noch auf ein Bier in die Kneipe zu gehen, und das haben wir dann auch gemacht. Ich muss dazu sagen, dass Rosenmontag bei uns in der Kneipe von Karneval so gut wie nichts zu bemerken ist. Das ist wie ein ganz normaler Kneipentag, halt nur die Kneipe karnevalsmäßig geschmückt. Ansonsten gibt es kaum jemand, dem man ansieht, dass Karneval ist. Auch wir hatten uns dementsprechend nicht verkleidet… ich hatte nur ein T-Shirt mit einer Domkarikatur an, auf dem stand: „Jecke Wiever us Kölle“
An diesem Abend hatte ich echt ganz viele Gespräche mit den unterschiedlichsten Leuten.

Dienstagabend ist dann Nubbelverbrennung in unserer Dorfkneipe. Die war diesmal auch richtig toll (ist nicht immer so) und das Dorf hat viel mehr Akzeptanz gezeigt als ich das erwartet hätte, vor allem weil mir jeder mit dem ich mich über trans* unterhalten habe versicherte, dass es in Köln eigentlich kein Problem sei, aber hier auf dem Dorf… Und fast alle fanden meinen Schritt ziemlich mutig.

Ich wollte an Karneval dem Dorf eigentlich nur zeigen, dass ich mich nicht verstecke und zu dem stehe was ich bin und was ich tue, denn dadurch dass jeder es wusste, kam keiner auf die Idee, dass ich mich nur von Mann zu Frau verkleidet hätte.

Ok, aber letztendlich war es trotzdem „nur“ Karneval und ich wollte auf keinen Fall, dass die Leute auf die Idee kommen, ich würde mein Transsein nur einmal im Jahr an Karneval ausleben wollen!

Folglich habe ich nach Karneval das gemacht, was ich mir vor ein paar Monaten nicht im Traum hätte vorstellen können: Ich war seitdem ein paar mal an ganz normalen Tagen in unserer Kneipe. Gut, es kommen dann so Sätze wie von einer Bekannten an der Theke neben mir: „Ähm, warum siehst du denn so komisch aus? Karnval ist doch vorbei!“ Woraufhin ich antwortete: „Hör mal E., du willst mir jetzt nicht allen Ernstes erzählen, dass du die einzige im ganzen Dorf bist, die nicht Bescheid weiß?!“ „Nee, ich hab davon gehört.“
Also, es war einfach nur der Einstieg in das Gespräch um’s Thema, weiter nix, und das ist OK!

Als wir nach dem letzten Stammtisch im Brauhaus in Opladen im Dorf ankamen, hatte ich noch Lust ein Bier zu trinken, da ich ja den ganzen Abend über nur drei Kölsch getrunken hatte. Die Wirtin hatte echt eine enorm kurze Eingewöhnungsphase. Als wir rein kamen, stellte sie zwei Kölsch hin, machte zwei Striche auf den Deckel und schrieb „Suse“ oben drauf!

So, abschließend noch eine Sache, die ich recht spontan entschieden hatte, um das Dorf endgültig abzuarbeiten. Diese Woche Dienstag war ich nach der Arbeit als Mann in unserer Kneipe. Ein Bekannter (J. um die 70 Jahre alt) erinnerte mich daran, dass wir am Freitag Kartenspielen hätten (machen wir einmal im Monat). Ich erklärte ihm, dass ich da schon dran denken würde. Kurze Zeit später habe ich ihm dann mitgeteilt, dass ich als Frau zum Kartenspielen kommen würde und wenn er ein Problem damit habe, dann solle er es sagen, dann würde ich zu Hause bleiben. Nach 10 Sekunden Stille antwortete er: „Kein Problem, ich spiele auch mit Frauen!“ Folglich war Suse am Freitagabend erstmalig Kartenspielen. Kleine Anekdote am Rande: Ein anderer Mitspieler ist G., etwa im selben Alter wie J., der hatte mich noch nie als Frau gesehen und wusste nicht, dass ich so erscheinen würde. War aber auch kein Problem! Als wir die letzte Runde spielen wollte sagte ich: „Ich gehe vorher noch mal auf’s Klo.“ und G. antwortete: „Da komme ich mit.“ Ich: „Ich gehe aber auf das andere Klo!“ 🙂

Tja, jetzt ist das Dorf so weit abgearbeitet. Was man hinter meinem Rücken über mich erzählt, geht mir echt am hintersten Körperteil vorbei, aber ich habe den Eindruck, dass man sich schon irgendwie an mich gewöhnt hat, und ’ne Dorftranse hat hier echt Premiere, die gab es noch nicht vorher… 🙂

Jedenfalls haben sich an Karneval doch so einige mit mir zusammen fotografieren lassen, einer (ehemaliger Fußballkollege, der hatte sich gerade mit einer Frau fotografieren lassen) allerdings erst, nachdem ich ihn drauf aufmerksam machte, dass momentan Fotos mit mir zusammen hoch gehandelt würden… 🙂

LG
Suse

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