Mit Rock im Krankenhaus

Mit freundlicher Genehmigung von Bernadette zeigt dieser Bericht wieder einmal, dass sich Transgender in der Öffentlichkeit in vielen Situationen ganz normal und selbstverständlich bewegen können. Dabei kommt es entgegen dem Irrglauben vieler Transgender nicht einmal darauf an, nicht als Transgender erkannt zu werden (Motto: Bloß nicht auffallen). Im Gegenteil: Wenn man dazu steht und es ganz selbstverständlich auslebt, wird es auch überwiegend akzeptiert.

Hallo Mädels,

letztens war es soweit, dass ich ins Krankenhaus musste. Eigentlich nichts besonders, wenn ich diesmal nicht einen Rock mit allem was dazu gehörte, angezogen hätte.

Es fing an im Wartezimmer der zentralen Aufnahme und natürlich war es voll. Ich stellte mich also an zur Anmeldung und als ich dann eintreten konnte, begrüßte mich die Dame im Aufnahmezimmer: „Ahhh Frau H., ihnen hatte ich bisher immer die Aufforderungen zugeschickt. Setzen Sie sich doch bitte.“ Ich setzte mich vor ihren Schreibtisch und sie verglich meine persönlichen Daten lakonisch. Sie stockte schon bei der Feststellung, ähhhhh Frau, ähhhh Herr. Ich sagte, sie könne bei „Herr“ bleiben, weil sonst meine gesamte Krankenakte umgeschrieben werden müsste.
Sie schmunzelte, schluckte und taxierte mich kurz, fing dann aber an meine Aufnahme einzutippen.
„Gut sie können dann wieder im Wartezimmer Platz nehmen, wir rufen sie dann auf.“

Nun setzte ich mich wieder zwischen die anderen Patienten, in den nun doch sehr vollen Warteraum. Keine von den Anwesenden hatte einen Rock an und erst recht keine Pumps, die ihre Trittakustik in den Raum haben erschallen lassen. Ich muss gestehen, dass ich es genossen habe und mir vom entfernten Tisch eine Leselektüre mitnahm.

Mittlerweile richteten sich doch einige Augen auf mich und rätselten. Es dauerte aber nicht sehr lange bis alles wieder zur Normalität überging, bis dann im Lautsprecher laut und deutlich ertönte: „Herr H. bitte.“ Erst als ich daraufhin aufstand verstummte jedes Gespräch und ich stöckelte an ihnen vorbei zur angewiesenen Station.

Dort angekommen wies man mir ein Zimmer zu und forderte mich auf mich ganz aus zuziehen und legten mir einen OP-Slip und Thrombosestrümpfe auf das Bett. Also zog ich mich aus. Die Schwester kasperte noch im Zimmer herum und wie ich beim BH-Hemd ankam, hielt sie inne und sagte, dass sie gleich wieder käme.
Ich lag fertig im Bett und sie fragte ob alles in Ordnung sei, dabei schob sie mich in den OP-Saal.

Mein Fazit: Ich bin noch nie so nett und zuvorkommen beachtet und behandelt worden und habe mir trotz OP-Bammel doch noch eine angenehme Erfahrung schaffen dürfen.

Für mich, die schon sehr vieles des TG-Seins umgesetzt hatte, war es ein weiterer Mosaikstein der mein Gefühl bereichert hat.

Also nur zu, worauf wartet Ihr noch!!!!

Viele Grüße
Bernadette

 

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Ohrlöcher

Dann will ich mal einen Bericht – meinen Bericht – über das Stechen meiner Ohrlöcher schreiben.

Ich wollte mir immer schon mal Ohrlöcher stechen lassen, weil einfach die Auswahl an Ohrschmuck wesentlich größer ist als z.B. bei Ohrclipsen. Es ist schön zu tragen und sieht toll aus, außerdem tut es nicht weh, zwickt nicht und es gibt auch keine „dicken“ Ohren.

2005 war es soweit. Ute und ich gingen beim Einkaufen an einem Juwelier vorbei und gesagt getan, wir gingen hinein. Der Laden war leer und die Verkäuferin fragte nach unserem Begehr`.

Ich sagte ihr, dass ich Ohrlöcher haben möchte und sie fragte verdutzt: „Beide?“, was ich wiederum bejahte. Ich suchte mir Erststecker aus und setzte mich. Es gab keine Räumlichkeiten, in denen die Ohrlöcher gestochen werden konnten, also mußte ich das im Laden über mich ergehen lassen.

Sie malte auf beide Ohrläppchen je einen Punkt und reichte mir einen Spiegel. Gemeinsam beschlossen wir, daß die Stellen ok sind und dann lud sie die Pistole. Diese wurde dann an mein linkes Ohr gehalten und die Verkäuferin drückte ab. Klack war der erste Stecker durch und bevor ich mich erholen konnte war auch schon der zweite drin. Es „zwiebelte“ ein wenig, tat aber nicht wirklich weh.

Ich bekam ein kleines Fläschchen Desinfektionsmittel in die Hand gedrückt und eine kurze Instruktion, dass ich die ersten Tage ein paar Tropfen auf die wunden Stellen träufeln sollte. Die Erststecker mussten dann auch ca. vier Wochen drin bleiben und immer leicht gedreht werden. Endlich, nach dieser Zeit konnte der „richtige“ Ohrschmuck getragen werden. Damit war mein Traum erfüllt.

Wir bezahlten (ca. 18 Euro) und verließen den Laden.

Xenia

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Glatte Beine aber wie?

Oder wie finde ich meine Lösung?

Rita berichtet über ihre Erfahrung mit der Epilation.

Seinerzeit stellte ich mir die Frage: Wie werde ich den Urwald speziell an den Beinen los. Es sollte eine Lösung sein, mit der ich leben kann. Laser wäre schon die richtige Alternative, war mir aber zu diesem Zeitpunkt zu teuer und langwierig. Was hatte ich da für eine Wahl?

Es gab Trocken- und Nassrasur, das war aber zu kurzfristig, denn die Haare wuchsen zu schnell nach. Es gab noch die Chemie-Keule, die Haare kamen zwar  etwas später wieder, aber die Haut fand das nicht so gut und rötete sich sehr stark, was auch lange anhielt. Also: Eine Enthaarungscreme etc. kam für mich ebenfalls nicht in Frage.

Tja, viel blieb da nicht mehr übrig. Wachsen oder Epilieren.

Das Wachsen ist das gleiche Prinzip wie beim Epilieren, die Härchen werden an der  Wurzel entfernt. Da es mir aber einfacher erschien zu epilieren, entschied ich mich eben für diese Prozedur.

Epilieren bedeutet, dass das Haar mit der Wurzel entfernt wird. Bei dieser Methode der Haarentfernung wird das ganze Haar entfernt und es dauert sehr lange, bis es wieder nachwächst. Wenn trotzdem Haare nachwachsen, wurde das Haar nicht an der Wurzel erwischt. Die Haare wachsen viel feiner und dünner nach und dies dauert bei mir so ca. 4 Wochen.

Also war für mich klar, dass die Epilation die beste Lösung für mich war, weil die Haut am längsten haarfrei bleibt. Um die Schmerzen während des Epilierens und die Pflege danach machte ich mir erst mal keine Gedanken. Es kam auf das Ergebnis an.

Meine Frau schenkte mir zum Geburtstag einen Braun Silk epil SoftPerfection.  Die beste Zeit des Epilierens ist abends, damit die Haut Zeit hat, sich nachts zu erholen. Nach dem Duschen trockne ich mich gründlich ab, damit  auch keine Fett- und Cremerückstände mehr auf den zu epilierenden Körperbereichen sind.

Dann konnte ich endlich beginnen. Ich setzte den Epilierer im rechten Winkel entgegen der Haarwuchsrichtung am unteren Bein an. Ich hätte nie gedacht, dass es so schmerzvoll ist. Ich hatte zwar schon gelesen, dass es Schmerzen verursachen kann, aber dieser Zupfschmerz war schon ganz schön heftig. Dies hängt wahrscheinlich auch vom persönlichen Schmerzempfinden ab. Ich musste jedoch leider am ersten Abend beim Erreichen der Kniescheibe aufgeben.

Also blieb mir nichts übrig, als an den nächsten Abenden nochmals anzufangen. Das wiederholte Epilieren hatte zur Folge, dass sich das Schmerzempfinden von Mal zu Mal verringerte.  Natürlich war aber die Reaktion meiner Haut entsprechend heftig. Bei meiner doch empfindlichen Haut kam es zu starken Rötungen und Juckreiz. Da ich meine Haut kenne, hatte ich mir natürlich schon eine Pflegecreme besorgt. Um meine Haut zu beruhigen und optimal zu pflegen, habe ich dann meine Beine eingecremt.

Das ist mittlerweile schon eine Weile her und ich muss sagen, es hat sich gelohnt. Ich habe nun schöne glatte Beine und das letzte Epilieren ist auch schon wieder eine Weile her. Meine Schwester sagte schon zu mir: „So glatte Beine hätte ich auch gerne“. Ich habe meine Hautärztin auch davon informiert und sie riet mir allerdings davon ab. Es kann zu schweren Entzündungen  der Wurzel und zu eingewachsenen Haaren kommen.

Ich hatte Glück, dass es bis jetzt nicht dazu gekommen ist und genieße die schönen glatten Beine.

Liebe Grüße

Rita

 

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Krabbe und die Episode mit einem Hund

Hannelore, die sich "Krabbe" nennt, hatte wieder einmal Landgang und verbrachte das Wochenende bei uns in Düsseldorf.

Nach einer Stärkung fuhren wir im "Partyoutfit" zum Braukeller nach Mettmann, wo wir schon von Bernadette und Ilona erwartet wurden. Wir platzierten uns an einem runden Stehtisch zwischen Theke und Eingang und ließen es uns bei einem Kaltgetränk gut gehen.

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Mein tiefes Loch

Im Gendertreff angemeldet, einen weiblichen Namen gesucht und schon sind alle Probleme beseitigt? Nun, so einfach ist es natürlich leider nicht, wie der folgende Beitrag zeigt. Unsere Userin Nephele berichtet dabei sehr offen über den Wettstreit ihrer Gefühle, nachdem sie sich ihren weiblichen Namen ausgesucht hatte.

Mit freundlicher Genehmigung von Nephele aus dem Gendertreff Forum

Nun, für alle die mich noch nicht kennen: Ich bin Nephele und Neuling auf dem Gebiet Transgender. Ich habe mich nie so damit befasst. Ich dachte immer nur, ich bin ein Mann, der leidenschaftlich gern Frauenkleidung trägt. Das war immer für mich eine besondere Welt, in die ich eintauchen konnte und die mich auch immer wieder innerlich sehr befriedigt hat. Ich habe das aber immer heimlich gemacht, bis auf zwei Male (ich möchte noch kurz dazu sagen, dass ich seit jetzt fast 20 Jahren Frauen Sachen trage).

Seit ich hier im Gendertreff bin, gehen seltsame Dinge mit mir und in mir vor. Was ich sehr loben muss, ist die Fürsorge hier im Gendertreff. Eigentlich wollte ich nur gleichgesinnte Menschen treffen, mit denen ich mich austauschen kann, Erfahrungen sammeln und Kontakte knüpfen. Aber ich habe was ganz anderes erfahren und erlebt, womit ich nicht gerechnet habe.

Nun darüber möchte ich aber ein anderes Mal sprechen. Jetzt möchte ich aber über mein tiefes Loch sprechen, in das ich gefallen bin.

Es ist jetzt zwei oder drei Wochen her, das weiß ich nicht mehr genau. Jedenfalls ich war sehr stolz, mich überwunden zu haben, mich hier vor einiger Zeit angemeldet zu haben. Ich habe mich endlich mal mit ganz lieben Menschen austauschen und offen über das Thema sprechen können.

Doch seit ich das gemacht habe, ist meine Gefühlswelt im meinen Inneren immer mehr durcheinander geraten. Ich will aber nicht sagen, dass es im Negativen war. Nein, ich habe mich sehr gefreut endlich mal Menschen gefunden zu haben, die verstehen was ich sage und meine. Die mich so nehmen wie ich bin, respektieren und achten. Das habe ich zuvor nie kennen gelernt.

Jedenfalls habe ich mich hier im Gendertreff einbringen und meine Gedanken und Gefühle einmal niederschreiben können. Und ich habe dann auch mehr über mich und mein Innerliches nachgedacht. Ich habe mir immer gewünscht, mal an einem Punkt zu kommen, nach dem ich mich wahnsinnig sehne und an dem ich alles ausleben kann. Aber ich habe nie gedacht, dass ich es wirklich mal erleben werde. Und das kommt gerade.

Ich habe meinem zweiten innerlichen Gesicht nie einen Namen gegeben. Ich war ja nur ein Mann, der Frauenkleidung trägt. Ich habe mir nie eingestanden, was ich wirklich leben will, obwohl ich doch schon immer als Frau leben wollte.

Ich bin all die Jahre, in denen ich meine Neigung im Verborgenen ausgelebt habe, immer gut mit mir selber klar gekommen. Ich war immer nur der Mann. Aber ich habe meiner weiblichen Seite nie einen Namen gegeben. Hier im Forum des Gendertreff hatte ich mir den Nicknamen Lex gegeben, der ja nun wirklich nichts mit meiner weiblichen Seite zu tun hat. So heißt mein Drucker, das war also wieder männlich für mich. Und damit habe ich ja kein Problem.

Nach einigen Beiträgen im Forum kamen einige User mit dem Vorschlag auf mich zu, ich sollte mir doch einen weiblichen Namen geben, was ich dann auch relativ schnell gemacht habe, obwohl ich bei der Wahl etwas Schwierigkeiten hatte. Man war mir auch behilflich bei der Suche nach einem Namen und hat mir Tipps und Denkanstöße gegeben. Bis dahin war das ja noch nicht so das Problem oder ich habe es nicht wahrgenommen.

Doch nachdem ich mir den neuen Namen gegeben hatte, begann mein Dilemma: Denn es wurde alles geändert. Ich wurde gefragt, ob auch mein Nickname im Forum geändert werden sollte. Ich sagte frohen Mutes „Ja“, ohne zu wissen, was dann mit mir passiert.

Also gut, alles getan und gemacht. So entstand jetzt mein Name Nephele. Ich habe dann viele liebe Zuschriften und Kommentare bekommen und Gratulationen, dass ich einen wichtigen Abschnitt geschafft hätte. Jetzt ging es darum, auch noch so meine Beiträge im Forum zu unterschreiben. Und da war es dann auch schon: Damit bin ich dann nicht mehr so klar gekommen. Ich war so durch den Wind, jetzt wirklich einen Frauennamen zu haben. Ich war als Mann eine Frau. Es ist etwas Wirklichkeit geworden. Und beim Unterschreiben eines Forenbeitrags war es dann passiert, dass ich nicht einmal mehr wusste, wie ich unterschreibe. Ich habe mich verschrieben und mit meinen ganz richtigen Namen unterschrieben.

Und das hat mich so sehr aus der Bahn geworfen, weil ich nicht mehr wusste, was jetzt mit mir passiert. Meine Gefühle spielten verrückt. Ich habe Ängste und Depressionen bekommen. Mein Kopf war voller Gedanken, die ich einfach nicht zuordnen konnte. Ich habe mich zurückgezogen und habe auch im Forum nichts mehr geschrieben. Ich habe mich auch nicht mehr verwandelt, also auch nicht mehr das Allerliebste gemacht, was ich wollte.

Ich habe Gewissensprobleme bekommen. Wer bin ich? Was bin ich? Ich wusste es wirklich nicht mehr. Ich wollte immer eine Frau sein. Oder ich will es mal so sagen: Ich sehne mich danach, als Frau zu leben. Ich liebe diesen Körper. Und immer, wenn ich mich verwandelte soweit es ging, ist mir die Welt immer offener vorgekommen. Das sind nun meine Empfindungen.

Doch durch meinen Rückzug in meine Einsamkeit ist mir auch etwas bewusst geworden, das ich vorher nicht gewusst habe. Ich habe zuvor nicht gewusst, dass ich eine ganz liebe Freundin gewonnen habe. Eine Freundin, die sich Gedanken und Sorgen gemacht hat, warum ich nicht mehr schreibe und nicht mehr hier bin.

Dann habe ich über das Gendertreff Forum eine ganz liebe fürsorgliche private Nachricht von Marina bekommen. Sie hat mir ihre Fürsorge mitgeteilt, und  dass Sie mich vermisst. Und nicht nur, dass Sie mich vermisst, sondern auch den Austausch durch unsere vielen privaten Nachrichten. Denn wir haben viele private Nachrichten geschrieben, die viele Seiten lang waren. Sie meinte, dass es auch für sie eine Bereicherung ist, sich mit mir auszutauschen und dass sie mich so respektiert, wie ich bin. Und das hat mich total umgehauen.

Danke an dieser Stelle ganz ausdrücklich Dir, Marina, dass du mich aus meinem tiefen Loch geholt hast. Und dass du mich so nimmst, wie ich bin. Und ich muss sagen, dass ich stolz bin, dass wir Freundinnen sind.

Das habe ich so in meinem privaten Leben bislang noch nicht erfahren. Durch Marina habe ich Mut gefasst, wieder etwas in meinem Themenbereich zu schreiben. Nicht viel, nur eine kleine, kurze Info. Doch darauf kamen Reaktionen und Kommentare, die mich sehr gefreut haben und mir noch mehr Mut zusprachen.

Nun ich weiß nicht, ob dieser Bericht hilfreich ist für andere. Aber ich wollte einmal alles niederschreiben, wie es mir ging. Vielleicht kann ich dadurch doch jemandem helfen. Ich weiß es nicht. Ich habe aber dadurch doch einiges über mich gelernt und erfahren.

Lieben Gruß Nephele

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Sonntagsausflug

Auch durch den Gendertreff beflügelt hat Tanja ihren ganzen Mut zusammen gerafft und den Weg in die Öffentlichkeit gefunden.  Mit ihrer freundlichen Genehmigung folgt hier der Bericht von ihrem Erlebnis.

Also ….wie es mir am Sonntagabend ergangen ist…

Ich weiss gar nicht wo ich anfangen soll…

Ich hatte mich fertig gemacht. Relativ unauffällig denke ich. Eine helle Jeans darunter schwarze Stiefel mit 7 cm Absatz und einen schwarzen Strickpullover…nach meinem Kaffee war ich voll aufgeregt – jetzt sollte es endlich mal losgehen. Nicht nur wie immer in der Wohnung und alleine.

Ich zeige mich der Welt so wie ich es fühle, also nicht lange fackeln sondern los! Jacke an, prüfender Blick in den Spiegel (Haare sitzen gut) Handtasche, Autoschlüssel und los…

Tür auf und ab zum Auto (es Dämmerte schon) mhm weder im Treppenhaus noch auf dem Parkplatz bin ich auf jemanden getroffen.

So, nun sitze ich im Auto. Und was mache ich nun? Ah, erstmal zur Bank und Geld holen. Nach ca 10min. Fahrzeit und 1x abwürgen (oh, mit Absatz Autofahren, tzzz) stehe ich nun auf dem Parkplatz der Bank (menschenleer). Ich denke „na gut“ und mache die Tür auf, stolziere los und stehe vor der Tür. Oh, Kundschaft, am Geldautomat eine junge Frau.

Jetzt wird es ernst und der Summer öffnet die Tür. Ich trete ein, klack klack klack, ups verdammt, die falschen Schuhe um eigentlich nicht aufzufallen. Egal, ich stelle mich artig in die Warteposition und mir wurde warm. Puls bei 200 – total gespannt auf die Reaktion. Nebenbei bemerkte ich, dass ich schon an ihrer Bekannten vorbei gelaufen war, die im Auto saß und wartete. Sie war fertig und drehte sich um, schaute mir in die Augen und musterte mich dann ganz. Ich wollte flüchten, nur wohin? Dann kam es, sie schenkte mir ein freundliches Lächeln und sagte zu mir: „Schöne Schuhe!“ Ich hörte auf, zu atmen – 1.000 Steine fielen mir vom Herzen, der erste Kontakt und dann so positiv . Ich stammelte so etwas wie „Danke“ und fing an, mich am Geldautomaten zu schaffen zu machen…

Zurück am Auto war die Freude riesig und ich hatte Blut geleckt. Also zur nächsten Tankstelle, wo auch alles super lief. Getankt und bezahlt als wäre es völlig normal. So langsam gewöhne ich mich daran.
Auch an die hohen Schuhe, weil mehr als 20 Meter in der Wohnung bin ich ja noch nicht gewohnt und das „Klack, Klack“ kam von mir und da bin ich stolz drauf. Ausserdem konnte ich mich so nie verstecken die Leute schauten nur kurz und das war es – wie normal.

Nach der Tankstelle fuhr ich in die Passage, ein kleiner Marktplatz mit Geschäften drum herum und ich wollte immer mehr. Ein schöner Bummel durch die Passage, wo ich mich auch schön selber in den großen Schaufenstern beobachten konnte. Hammer das war ich, als wäre ich so geboren.

Das Resümee des Abends: 7 Passanten, ein Hund, kein Auslachen und eine Uhrzeitauskunft…. Cool. Warum habe ich mich solange versteckt? Das ist die Frage, die ich mir heute stelle. Ich gebe zu: Seitdem bin ich süchtig und kann nicht mehr aufhören.

Was ist der nächste Schritt und wie gestalte ich mein Leben um?

Tanja

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Von Xynthia verfolgt.

Sonntag, 28.2.2010.
Ute machte sich am frühen Morgen auf zum Regionalexpress nach Münster, dort fand eine Messe statt mit wichtigen Vorträgen. Es war stark windig und es regnete.

Die Gelegenheit zu einem Ausflug nach Münster griffen wir (Bernadette, Kirsten, Rita und Xenia) gerne auf und verabredeten uns für 11:00 Uhr. Bernadette war so freundlich und spielte Taxi und fuhr uns alle zum Solinger HBf.

Von einem Unwetter war zu diesem Zeitpunkt (noch) keine Spur, ausser starkem Wind und leichtem Regen. Unser Zug kam pünktlich und griff uns auf. Gegen 14:00 Uhr erreichten wir unser Ziel, Münster und es regnete leider.

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Meine kleine Trannytour oder Marina am Rosenmontag in Hilden

Viele unserer Erlebnisberichte sind von erfahrenen Transgendern geschrieben worden. Doch wie ist es für Neulinge, für die es noch nicht so selbstverständlich ist, sich en femme draußen zu bewegen? Im folgenden Beitrag gibt uns unsere Userin Marina einen Einblick in ihre Gefühlslage bei einem ihrer ersten Ausflüge in die Öffentlichkeit.

Mit freundlicher Genehmigung von Marina aus dem Gendertreff Forum

Auf dem Gendertreff Leverkusen am 06. Februar 2010 hatte ich mich kurzfristig entschlossen, am Rosenmontag mit nach Hilden zu kommen. Das war wohl eine echte Kurzschlussentscheidung, denn zur richtigen Vorbereitung war nicht mehr genug Zeit, beruflich bedingt und auch was meine Kleidergröße betrifft (Ich bin nun mal ein 4XL Transgender).

Der Sonntag vor Rosenmontag begann erstmal mit Fingernägel lackieren. Zum ersten mal übrigens. !**********! Nagellack! Mit dem Lackfarben stehe ich irgendwie auf Kriegsfuß. Nach unzähligen Versuchen hatte ich es so halbwegs hinbekommen, zufrieden stellend war es aber nicht.

Montagmorgen bin ich dann viel zu früh aufgewacht, andererseits auch nicht. Noch brauche ich über 2 Stunden zu stylen. Ich hoffe das wird irgendwann mal schneller gehen. Da ich wie gesagt kein richtiges Kostüm hatte, habe ich mir halt ein paar Dinge zusammen gesucht, die wohl eher in die Rubrik Fehlkauf bzw. Abendbekleidung gehören. Nichts tolles, lila Seidenbluse, braun gemusterter Faltenrock im Kiltstil, lila metallic Leggings, fast flache schwarze Stiefel und meinen langen Wintermantel. Eigentlich wollte ich was „höheres“ tragen, aber angesichts der Tatsache, das es geschneit hatte und ich ziemlich viel laufen muss, habe ich mich dann doch für die fast Flachen entschieden.

Was wäre Karneval Feiern, wenn man noch nicht einmal ein Bier trinken kann? Also ist Marina statt mit dem Auto dann eben dem ÖPNV gefahren. Noch eine Premiere, denn auch das zum ersten Mal.

In dem Mietshaus, in dem ich wohne, lebe ich sehr anonym. Daher ist das vor die Tür Gehen für mich mal grundsätzlich kein Problem. Nur im hellen Tageslicht habe ich es noch nie gemacht. Aber was soll’s, es ist Rosenmontag, gerade heute interessiert das garantiert niemanden, ob das Passing gut oder schlecht ist. Ist es schlecht, dann ist es eben ein Karnevalskostüm, ist es gut, na um so besser… So weit wie viele der anderen, zu sagen es ist grundsätzlich egal, so weit bin ich noch nicht. Aber diese Einstellung kommt so ganz langsam, zumindest setzt sich der Gedanke langsam bei mir fest.

Also los geht’s, allen Mut zusammen nehmen und einfach loslaufen. 500 m bis zur Bushaltestelle. Niemand außer mir da und noch gut 5 Minuten Zeit. So stehe ich da an der Haltestelle, Autos fahren vorbei, niemand interessiert sich für mich. Etwa 2 Minuten vor Abfahrt kommt eine junge Frau in Reitkleidung, mustert mich kurz und vertieft sich dann in Ihr Pferde-Buch.

Der Bus kommt pünktlich, einsteigen und 5 Haltestellen weiter raus zum Umsteigen in eine andere Buslinie. Dazu die Kreuzung überqueren und 200 m bis zu anderen Haltestelle. Kostümierte und normale Leute überall, niemand interessiert sich wirklich für mich. Nach 10 Minuten kommt der andere Bus, der mich zum Bahnhof bringt. Wieder 100% pünktlich.

Am Bahnhof dann hätte ich eigentlich ebenfalls ca. 10 Minuten Wartezeit gehabt. Doch die Bahn kommt verspätet. 12 Minuten zu spät um genau zu sein. Oje, hoffentlich bekomme ich noch die S-Bahn am Düsseldorfer Hauptbahnhof.

Der verspätete Zug ist ziemlich voll mit Karnevalisten und solchen die es nicht sind. Ich frage höflich und setze mich dann neben einen Mann in einem Tupfenkostüm. Die Fahrt dauert gut 20 Minuten. Im Zug schaut ein junges Mädchen mehrmals zwischen den Sitzreihen hindurch zu mir rüber. Jedes Mal wenn ich zurück schaue dreht sie ganz schnell den Kopf weg. Dann tuschelt sie, wohl mit Ihren Eltern. OK, also hat sie mich erkannt? Na wenn schon, es ist Rosenmontag.

Die anderen im Zug interessieren sich gar nicht für mich. Umsteigen am Düsseldorfer Hauptbahnhof. Der Bahnhof ist brechend voll, vor allem mit Karnevalisten. 13:06, die S-Bahn, die ich ursprünglich geplant hatte geht um 13:10, das könnte noch klappen. Jawohl, als ich die Treppen zum Bahnsteig hochkomme läuft die S-Bahn gerade ein. Also hatte ich statt am Bahnhof Düsseldorf am Bahnhof Osterath die Wartezeit absolviert, ist ja egal. Damit bin ich wieder im Zeitplan.

Die S-Bahn fährt pünktlich ab. Es sitzen ein paar Leute im Zug, auch hier wieder, absolut kein Interesse an mir. Nach 16 Minuten läuft die S-Bahn im TBG ein. Insider wissen schon welcher Bahnhof das ist. Gemeint ist natürlich der schon so häufig erwähnte Trannybahnhof Gruiten.

Aussteigen, Endstation für mich. Aus dem Bahnhof raus und kurz Rita anrufen, sie will mir entgegen laufen. Vom Bahnhof sind es etwa 500 m bis zu Ritas Wohnung. Nach gut 300 m kommen Rita und Ava mir entgegen. Rita in Ihrem Funkenmariechen Kostüm und Ava in einem silbernen Cheongsam . Beide sahen toll aus. Nach einer schnellen Begrüßung laufen wir gemeinsam zu Ritas Wohnung. Dort wärmen wir uns erst mal wieder auf. Es ist ja noch Zeit bis wir los müssen.

Da ich wusste, dass ich von hier aus zusammen mit Rita, Kirsten und Ava unterwegs bin, habe ich mir keine weiteren Gedanken mehr über den Fahrplan gemacht. Also zurück zum TBG und von dort in die S-Bahn zum Bahnhof Hochdahl. Da stieß dann auch Ilona zu uns. Gemeinsam sind wir dann zum Bus gelaufen, der uns nach Hilden Stadtmitte bringt. An der dritten Haltestelle sind dann noch Xenia, Ute und Gina zugestiegen.

Wir saßen alle ziemlich weit hinten im Bus. In der letzten Reihe saßen ein paar Jugendliche im typischen Outfit: Baggy Pants, Basecap und Ipod im Ohr. Alle in schwarz. Haben die gekuckt… So einen Trannyauflauf haben die wohl auch noch nie gesehen. Xenia unterhielt sich mit einer älteren Frau im Bus. Ich war etwas zu weit weg um alles mitzubekommen. Jetzt, da ich nicht mehr alleine war, hat es mir auch gar nichts mehr ausgemacht. Das alte Prinzip der Sicherheit in einer Gruppe.

Im Zentrum von Hilden sind wir ausgestiegen und zum Karnevalszug gelaufen. Dort warteten schon Josi und Sarah auf uns. So, jetzt sollte der Karneval in Hilden wohl losgehen. Die Zugspitze war jedenfalls schon da. Von unserem Stehplatz aus war der Zug jedoch nicht so toll zu sehen, denn wir standen ziemlich weit hinten.

Nach einiger Zeit waren alle durchgefroren und so wurde beschlossen, dass wir uns auf den Weg zum Restaurant Pegasus machen. Der Zug lief aber noch. Unterwegs bin ich dann noch auf dem schlecht geräumten Bürgersteig gestürzt. Gott, war mir das peinlich im ersten Moment, diese blöden glatten Sohlen. Aber alle haben sich nur Sorgen um mich gemacht. Es war aber nichts passiert, außer dass meine Perücke verrutscht war.

Im Pegasus gab es erstmal Verwirrung über die Sitzordnung. Nachdem sich die meisten schon gesetzt hatten, sollten wir dann doch wo anders hin. Na ja, nach ein paar Minuten war das auch geklärt. Alle bestellten Ihr Essen und es wurde in gemütlicher Runde gespeist. Dann sind die Raucherinnen erst mal raus und ich zum Makeup-Nachbessern runter zur Toilette. Auf dem Weg nach unten kam mir ein junges Mädchen entgegen und sagte alle Toiletten sind besetzt. Damit hat sie mir, ohne es zu wissen, ein nettes Kompliment gemacht. Denn sie hat mich für das genommen, was ich sein will: Eine Frau.

Dann wurde die Tischrunde aufgelöst und alle sind nach vorne zur Theke. Da gab es aber nur 4 Sitzplätze für uns. Der Rest musste stehen. Die anderen anwesenden Gäste haben uns vielleicht komisch angesehen, oder bilde ich mir das nur ein? Alleine hätte ich wahrscheinlich Panik bekommen, aber so, in der Gruppe ging es. Es wurde viel geredet, einige fingen an zu Tanzen zur üblichen Karnevalsmusik. Ich saß die meiste Zeit da, unterhielt mich mit praktisch jeder einmal und genoss ein Alt nach dem anderen. Rita forderte mich mehrmals auf, doch mitzutanzen, aber irgendwie traute ich mich nicht. Ich bin doch so steif.

Dann wurde ich auch noch von Utes Bruder zum Tanzen aufgefordert, was ich aber sehr bestimmt abgelehnt habe. Da spielt das Kopfkino dann doch wieder Armageddon – Der Untergang der Welt. Nach 6 Alt war mir es dann aber auch egal und ich bin dann doch mit zum Tanzen gegangen. Und was für einen Spaß ich hatte. Wann habe ich zum letzten Mal getanzt? Oje, das war noch auf der letzten Schulfete, so lange ist das schon her. Sch*** Schüchternheit. Offensichtlich brauche ich dann doch noch etwas Starthilfe um locker zu werden. Nicht, dass mich 6 große Alt jetzt aus der Bahn werfen würden, beileibe nicht. Aber es hilft. So kam Utes Bruder dann doch noch zu einem Tanz mit mir.

Der Rest des Abends verging wie im Flug mit Tanzen und Reden. Dann verabschiedeten sich zuerst Gina, Xenia, Ute, Josi, Sarah und Ilona. Rita, Kirsten, Ava und ich blieben noch ein paar Minuten, wir hatten noch Zeit bis wir wieder zur S-Bahn mussten. Ava hatte mir angeboten, mich mit dem Auto nach Hause zu fahren, wir mussten aber erst zurück zum TBG.

Also sind wir gegen 22:00 Uhr losgelaufen, um die S-Bahn nach Solingen zu erwischen. In Solingen wollten wir umsteigen, nur hatte der Zug zum TBG laut Ansage 45 Minuten Verspätung. Was sollten wir also tun? Am Bahnhof gibt es einen McDonald’s. Also auf einen Kaffee zum Fastfood Restaurant. Viel los war nicht und irgendwie hat es mir auch nichts mehr ausgemacht, dass ich angesehen wurde. So warteten wir unsere Zeit ab, im McDonald’s war es wenigstens schön warm. Besonders Ava mit Ihrem Kleid und Pumps hatte da zu leiden.

Wieder einmal: Die Bahn kommt … noch später. Aus 45 Minuten Verspätung wurden dann 75 Minuten. Die letzte halbe Stunde haben wir dann am Bahnsteig gestanden und gefroren. Arme Ava, mit ihrem dünnen, hoch geschlitzten Kleid hat sie am meisten gelitten. Der Rest verlief dann ziemlich unspektakulär. Am Trannybahnhof Gruiten raus, in Ritas Wohnung kurz aufgewärmt und dann mit Ava im Auto zurück nach Hause. So bin ich dann um fast 1:00 Uhr zu Hause angekommen. Noch abschminken und ab ins Bett.

Alles in allem war es ein wunderschöner Nachmittag und Abend für mich. Das hat meinem Selbstvertrauen wieder einen kräftigen Schub gegeben. Es macht so viel Spaß mit Freundinnen auszugehen. Das macht echt süchtig nach mehr.

Ich möchte mich an dieser Stelle noch ganz herzlich bei Rita, Kirsten und Ava bedanken. Einfach dafür, mich ein bisschen „an die Hand“ genommen zu haben und mich einfach mitzuziehen. Noch brauche ich das, obwohl es mir schon so viel leichter fällt. Ich stamme halt nicht aus dem Rheinland. Die berühmte rheinische Fröhlichkeit war mir bisher fremd. Die Mentalität in meiner Heimat ist eher mehr so wie die der Westfalen. Stockkonservativ, humorlos und steif. Obwohl meine Heimatstadt sogar als Karnevalshochburg in Hessen gilt. Aber das sind die Städter, ich bin stamme vom Land. Deshalb habe ich wohl auch so lange zum „auftauen“ gebraucht.

Eure Marina

PS von Ava: So kalt ist auch ein recht dünnes Kleid mit ordentlicher Winterjacke sowie zwei 60den Thermo-Strumpfhosen dann auch wieder nicht. 😉

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Eine wahre Geschichte von Vertrauen, Liebe und vielen Gefühlen

aber auch eine Liebeserklärung

Autorin: Gitta

Es war an einem Samstag vor etwa 10 Jahren, als ich in einem kleinen Familienbetrieb in der Dienstleistungsbranche Frühdienst hatte. Gitta war bestimmt damals schon in mir, aber zur damaligen Zeit noch lange nicht geboren, vielleicht eher verdrängt, auf jeden Fall aber undenkbar.

Chef und Chefin verabschiedeten sich wie immer gegen Mittag ins Wochenende, als die Chefin noch schnell sagte: „Ach übrigens, heute kommt dich eine neue Mitarbeiterin ablösen. Bleib noch etwas länger, zeig ihr alles und dann kannst du auch gehen.“

„Naja,“ dachte ich, „ist ja nicht viel, dauert vielleicht höchstens eine Stunde, damit kann man leben.“

Pünktlich erschien die neue Kollegin, ich erklärte ihr alles und ging dann – nein, nicht nach Hause. Ich kann es bis heute nicht erklären, aber irgendetwas zwang mich dazu, bei ihr sitzen zu bleiben.

Sie war damals verheiratet und hatte eine kleine Tochter und ich war zu der Zeit bereits etwa sieben Jahre Single.

Die Einarbeitungszeit verlängerten wir auf mehrere Wochen, wenn nicht gar Monate und wie es nun mal in kleinen Betrieben üblich ist, kam man natürlich auch ins Gespräch über banale Alltagsdinge. Aber schon sehr bald entwickelte sich zwischen uns ein wunderbares, unbeschreibliches Vertrauensverhältnis. Da hatten sich zwei Menschen gefunden, die sich gegenseitig zuhörten und sich alles, wirklich alles erzählen konnten, aber wir verstanden uns auch ohne Worte. So etwas hatte ich zuvor noch niemals erlebt! Innerlich fieberte ich die ganze Woche den Samstagnachmittagen entgegen.

Mittlerweile hatte ich natürlich auch ihre Familie kennengelernt und verstand mich auch gut mit ihrem Mann und ihrer Tochter.

Aber dann geschah etwas, was ich lange Jahre verflucht hatte: Wir merkten, dass wir uns gegenseitig „gefährlich“ werden konnten. Eine Beziehung oder gar eine Ehe ist für mich etwas ganz Besonderes, und so etwas macht man nicht durch eine Dummheit kaputt und so brach ich den innigen Kontakt zu ihr weitgehend ab. Es kam sogar soweit, dass ich ihrem Mann versuchte aus dem Weg zu gehen und nicht geradewegs in die Augen sehen konnte, obwohl zwischen meiner Kollegin und mir niemals mehr gewesen ist als zuhören und reden.

Da wir aber alle im gleichen Ort wohnten, zeitweise sogar in unmittelbarer Nachbarschaft, war es nicht möglich, sich nicht zu begegnen, gelegentlich war ich sogar gern gesehener Gast in deren Hause, ihr Mann konnte ja schließlich nicht wissen, was los war. Aber die Zeit heilt ja auch bekanntlich alle Wunden.

Vor gut drei Jahren wurde dann die Gitta in mir geweckt und wollte nach draußen. Durch das Internet merkte ich schnell, dass ich nicht alleine war und meldete mich auch im Gendertreff–Forum an und fand hier schnell eine Menge ganz liebe Freundinnen.

Aber gleichzeitig verspürte ich auch den unbändigen Wunsch, meiner damaligen Kollegen von meinem zweiten Ich zu erzählen. Aber aus Rücksicht auf ihre Familie, sie hatte inzwischen eine weitere Tochter, aber auch aus Angst vor ihrer Reaktion und aus Angst vor mir selber habe ich es nicht geschafft. Der Kontakt blieb weiter nur freundschaftlich bis vor gut eineinhalb Jahren ihr Mann starb. Ich besuchte sie noch einmal und dann brach der Kontakt zwischen uns völlig ab.

Am 10. November diesen Jahres liefen wir uns dann zufällig – oder war es vielleicht Schicksal? – auf einem Parkplatz über den Weg. Wir standen vielleicht eine halbe Stunde dort und redeten über alles Mögliche, auch darüber, dass man auch ohne Partner ein glückliches Leben führen kann, so wie ich es ja seit nunmehr 17 Jahren gewohnt bin. Aber wir redeten auch über eines der neumodischen Freundeforen, in dem wir beide zufällig angemeldet sind, ohne es voneinander zu wissen.

Und über dieses Freundeforum schrieb sie mir am 14. November, als ich gemütlich beim Candlelight – Dinner saß, eine Nachricht. Darin erzählte sie mir zum ersten Mal über ihre Gefühle von vor zehn Jahren, aber auch dass dies ja nun Vergangenheit sei und sich gelegt habe.

Durch ungünstige Umstände las ich ihren Text erst zwei Tage später – ich möchte nicht selbst erleben, was in ihr während dieser Zeit ohne Antwort vorging.

Diese ehrlichen Worte ließen mich spüren, dass ich dieser Frau immer noch ohne jegliche Gefühle meinerseits vertrauen konnte und es war auf einmal wieder sehr wichtig für mich, ihr von Gitta zu erzählen. Ich fühlte und war mir sicher, dass sie mein zweites Ich vielleicht tolerieren, zumindest aber mir zuhören würde.

Ich antwortete dann, dass ich auch damals aus genau demselben Grund wie sie den Kontakt zu ihr abgebrochen hatte und ihr auch etwas zu beichten hätte, was ich ihr aber persönlich sagen wollte.

Nun gab es kein Zurück mehr, allerdings platzte der erste ausgemachte Termin aus zeitlichen Gründen, aber eine Woche später, nämlich am 27. November war es dann soweit.

Ich packte alle Fotos von mir ein, einen Flyer sowie die „Zwei Seelen“ – CD .

Hätte sie nicht nachgefragt, ich hätte wahrscheinlich wieder gekniffen, zu lange war die Zeit, in der ich mich auf das Gespräch vorbereiten und über mögliche Reaktionen nachdenken konnte.

Aber dann war es zu spät. Also zeigte ich ihr ein Foto von mir und stammelte unsicher: „Es handelt sich um diese Frau .“ Sie schaute auf das Bild und was dann kam schockte mich total, brach aber auch gleichzeitig das Eis. Ich höre es noch ganz deutlich wie sie nur sagte: „Das kleidet dich aber gut.“ Als ich mich wieder gefangen hatte fragte ich sie, woher sie das wüsste und sie antwortete: „Ich hatte das Gefühl, dass es das ist, was du mir zu beichten hast.“

Es wurde ein sehr langer Abend und wir beide redeten viel über uns, genauso, wie wir es vor zehn Jahren getan haben und plötzlich war sie wieder da, diese wunderbare unbeschreibliche Vertrautheit. Und doch war etwas anders, es war etwas merkwürdiges passiert. Ohne dass wir darüber sprachen und ohne es voneinander zu wissen ist genau das eingetreten, was wir weit von uns gewiesen haben: Bei uns beiden hat es den totalen Blitzeinschlag gegeben.

Nun, an diesem Abend verabschiedeten wir uns voneinander so wie in den letzten Jahren, wir vermieden es jedoch, uns zu berühren und in die Augen zu sehen, versprachen uns lediglich, den freundschaftlichen Kontakt zwischen uns aufrecht zu erhalten.

Aber es kam, was kommen musste, es folgten nächtelange Telefonate, bis wir uns endlich gegenseitig – und auch wieder gleichzeitig – unsere Liebe eingestanden.

Und ganz ehrlich, ich habe in meinem ganzen Leben noch nie so viel Vertrauen, Zuneigung, Geborgenheit, Einfühlungsvermögen, Zärtlichkeit und Gefühle erfahren, wie ich es mit meiner damaligen Kollegin aber heutigen Partnerin Manu erlebe.

Ich bin froh und glücklich, sie nach so langer Zeit wieder gefunden zu haben und möchte meinen Schatz nie wieder loslassen.

All die Jahre hat mir nichts gefehlt, ich habe auch nie etwas vermisst, aber heute weiß ich endlich, worauf ich mein ganzes bisheriges Leben lang unbewußt gewartet habe.

Gitta

INHALTSVERZEICHNIS

Zwei Seelen

Der folgende Song entstand für das Candlelight Dinner am 14.11.2009 und wurde zu diesem Anlass im Cafe Süd in Düsseldorf zum ersten Mal einem begeisterten Publikum vorgetragen. Die über 30 Gäste dieses besonderen Events konnten live miterleben, wie Sarah und Cinderella das unter die Haut gehende Stück "Zwei Seelen" vortrugen und die Anwesenden bekamen am Schluss je eine Original-CD mit Bonusmaterial überreicht. Es war ein überwältigender Abend, der nicht nur durch dieses Highlight unvergessen bleibt.

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