Erfahrungsbericht über die Diskriminierung von Transgendern im beruflichen Umfeld

Bereits Marina hat vor einiger Zeit über negative Erfahrungen als Transgender im beruflichen Umfeld berichtet. Dabei hatte Marina – in der männlichen Rolle – lediglich ein Damen-Shirt während der Arbeitszeit getragen.

Schwieriger kann es werden, wenn man sich entscheidet, den Weg der vollständigen Transition zu gehen. Neben durchaus positiven Erfahrungen vieler Transgender gibt es leider auch immer wieder Beispiele dafür, dass das Thema Transidentität im beruflichen Alltag auf Widerstände stoßen kann. Caro aus dem Gendertreff Forum berichtet über ihre Erfahrungen.

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Ich habe mich heute lange mit Ava unterhalten und sie hat mich gebeten, von meinen Erfahrungen mit meinem letzten Arbeitgeber zu schreiben. Dieser Bitte möchte ich gerne nachkommen.

Anfang 2010 stellte ich fest, dass es so wie es bisher lief nicht mehr weiter gehen konnte. Ich stand vor der Wahl, mein Leben zu ändern oder zu ….

Ich hatte mich glücklicherweise für die erste Variante entschieden. Im Mai 2010 habe ich mich dann komplett im privaten Umfeld geoutet. Und bin seitdem auch als Frau draußen rumgelaufen.

Allerdings hatte ich Angst, dass bestimmte Personen mich dann so sehen könnten und nichts Besseres zu tun haben, als bei meinem Arbeitgeber anzurufen und zu sagen: „Wissen Sie eigentlich, was ihr Mitarbeiter in der Freizeit macht?“ Um diesen Personen den Wind aus den Segeln zu nehmen und um dann möglichst bald den Alltagstest beginnen zu können, habe ich mich dann am 18.06.2010 in der Firma geoutet.

An diesem Tag war das erste Spiel der deutschen Nationalmannschaft bei der WM 2010. Unser Chef hatte die gesamte Firma (25 Mitarbeiter) zum Grillen und anschließendem gemeinschaftlichen Fußballschauen eingeladen.

Ich bin zuerst bei meinem Innendienstleiter rein und habe mich ihm gegenüber offenbart. Nachdem er mir versichert hatte, dass er damit kein Problem habe, bin ich dann zum Chef gegangen, um mich auch bei ihm zu outen.

Ich bat bei ihn um ein Gespräch und er hatte sofort Zeit. Ich habe ihm dann meine Situation erklärt und dass ich gerne in einer Woche, also ab dem 28.06.2010 mit dem Alltagstest starten wollte.

Sein Kommentar im Wortlaut: „Ich dachte schon, du willst mir was Schlimmes sagen. Du wolltest kündigen oder so. Aber das ist doch nichts Schlimmes. Ich habe da sogar letztens eine Dokumentation drüber gesehen. Das ist ja sehr interessant alles. Nur bitte sprich selber mit allen Mitarbeitern, da möchte ich Dir nicht rein reden“.

Ich habe dann am gleichen Tag die Runde durch die Firma gemacht und alle eingeweiht. Die Reaktionen waren von positiv bis neutral/desinteressiert. Es hatte allem Anschein nach niemand ein Problem damit. Aber man kann den Leuten ja nur vor den Kopf schauen.

Am 25.06.2010 hatte ich Urlaub, da ich dort meinen ersten Termin bei der Psychologin hatte. Mein Chef sprach mich am Donnerstag vorher an und bat um Verständnis dafür, wenn er demnächst noch ab und an meinen männlichen Namen benutzen würde. Das wäre keine Absicht. Er würde sich aber größte Mühe geben, mich mit meinem gewählten weiblichen Vornamen anzusprechen.

Dann kam der 28.06.2010. Ich war sehr aufgeregt. Sollte doch heute mein Leben als „nur“ Frau beginnen. Nie wieder verstecken. Nie wieder verkleiden. Ich traf dann morgens eine Kollegin am Kaffeeautomat. Ihr Kommentar war: „Waoh … Du siehst so toll aus. So viel selbstsicherer als du je als Kerl gewirkt hast.“

Mein Chef sollte eigentlich an diesem Morgen nicht ins Büro kommen. Geplant war, dass er für drei Tage in den früheren Ostblock flog und vorher halt nicht mehr rein kommen sollte.

Aber er kam durch den Flur gestiefelt, hat kurz in unser Büro geschaut und gesagt: „Sebastian komm mit!“ Mein Innendienstleiter saß auch schon im Büro meines Chefs. Ich wurde dann 20 Minuten aufs übelste von meinem Chef angemacht. Was mir denn einfallen würde, mir einfach einen weiblichen Vornamen zu geben und in Frauenklamotten herum zu rennen. Er hätte es nicht nötig, sich mit einem Kerl in Weiberklamotten, einer Tunte, die Toilette zu teilen. Und die Damentoilette dürfte ich schon mal gar nicht benutzen. Auch hätten sich zwei Kollegen darüber beschwert, sie könnten mit der Thematik nicht umgehen. Ich hatte dann die Wahl, entweder nach Hause zu fahren und mich abzuschminken oder direkt die Kündigung zu bekommen. Ich bin dann unter Tränen nach Hause gefahren und drei Stunden später wieder als Kerl auf der Arbeit erschienen.

Mein Chef war dann zwischenzeitlich auf dem Weg zum Flughafen. Ich hatte danach noch ein Gespräch mit meinem Innendienstleiter. Er hat sich für die Art entschuldigt, die unser Chef an den Tag gelegt hatte. Aber er hätte es mir auch sagen können. Warum hat er nicht? Er hatte eine Woche Zeit! Auch bat er mich, sollte ich feststellen, dass ich so nicht weiterleben könne, ihm bitte Bescheid zu sagen, damit sie sich einen neuen Mitarbeiter suchen können. Ich sagte darauf dann: „Gerne. Ich verlange aber dann das Gleiche.“ Zusätzlich bekam ich eine Probezeitverlängerung von einem weiteren halben Jahr.

Und damit ging es dann los. Meine Kollegen hatten kein Problem mit mir. Gerade die Frauen nicht. Mein Chef und mein Innendienstleiter aber taten so, als hätte dieses Gespräch nie stattgefunden.

Zwei Wochen später, ich war mal wieder samstags arbeiten, da kam mein Chef vorbei und fragte mich, wie ich mich denn so fühlen würde. Ich sagte dann, dass es mir schlecht gehen würde. Dass seine Art unterste Schublade war und ich mich gefühlt hatte, als wenn er mir zuerst ins Gesicht schlägt, nur um dann noch nachzutreten, als ich schon auf dem Boden lag.

Er hatte sich für die Art entschuldigt. Und meinte, dass er kein Problem damit habe, wenn ich dann irgendwann als Frau auftreten würde. Er könne mir nur leider noch kein genaues Datum nennen. Und da das Gehalt mehr als gut war und auch die sonstigen Kollegen, den rückgratlosen Innendienstleiter mal außen vor gelassen, sehr nett waren, habe ich halt die Faust in der Tasche gemacht und bin weiterhin als Kerl arbeiten gegangen und habe diesen ominösen Tag herbei gesehnt wie nichts anderes auf der Welt.

Privat gab es ja schon keinen Kerl mehr. Aber es war sehr belastend für mich, tagsüber auf der Arbeit und in der Abendschule der Kerl zu sein und abends und am Wochenende die Frau, die ich eigentlich bin. Auch durfte ich meine Haare weder offen tragen noch sonst irgendwie stylen. Das einzige was mein Chef durchgehen ließ war ein Zopf.

Tja, und dann kam der 23.11.2010. Freitag vor der großen Messe, wo ein Großteil der Außendienstmitarbeiter aus der ganzen Welt und die großen Chefs aus Texas und Schottland kommen sollten. Ich wurde gegen 10 Uhr zum Chef ins Büro gerufen. Dort wurde mir dann mitgeteilt, dass man meine Beschäftigung nicht weiter über die Probezeit hinaus verlängern würde. Man würde mir jetzt kündigen. Ich könne sofort meinen Schreibtisch räumen und wäre für die Dauer der Kündigungsfrist freigestellt.

Natürlich wurde nicht gesagt: „Du bist eine Transe und das ist der Grund“. Nein, es wurden andere Gründe genannt, zum Beispiel, ich hätte Termine nicht eingehalten. Oder meine Arbeitsleistung würde nicht mehr dem entsprechen, was sie sich vorgestellt hatten. Wenn sie schon nicht ehrlich sein konnten, hätten sie besser nichts gesagt. Ich habe mich dann unter Tränen von meinen Kollegen verabschiedet. Tage später habe ich dann erfahren, dass mein Nachfolger bereits zum 01.12.2010 angefangen hat.

ABER: ICH BEREUE NICHTS!!!

Außer, dass ich vielleicht schon eher hätte aktiv werden sollen und mir selbstständig einen neuen Job, als Frau, hätte suchen sollen. Mir geht es nach der Kündigung so viel besser. Auch habe ich wahrscheinlich schon in absehbarer Zukunft einen Job bei einer Firma, für die meine Transsexualität kein Hinderungsgrund darstellt.

Caro

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Es ist nicht immer alles eitel Sonnenschein

In unserm Blog/Magazin wird oft über positive Erlebnisse berichtet. Aber nicht alle Erlebnisse sind immer positiv. Obwohl in den Betrieben AGG -Beauftragte sind und entsprechende Erklärungen von den Mitarbeitern unterschrieben werden müssen, ist es doch teilweise mit der Akzeptanz noch lange hin. Es ist ein langer und steiniger Weg. Deshalb, vielen Dank an Marina, die ihre negative Erfahrung hier darstellt.

Um dieses Ereignis darzustellen muss ich allerdings ein wenig ausholen, damit die Zusammenhänge verständlich werden.

Ich war aus beruflichen Gründen in Polen um den dortigen Kollegen bei einer Inbetriebnahme zu helfen. Da ich nur einen economy Flug hatte durfte ich ja nur 20kg Gepäck mitnehmen. Um die Inbetriebnahme durchführen zu können brauchte ich aber auch Werkzeug und Sicherheitsbekleidung. Dadurch musste ich die Menge an persönlicher Bekleidung doch sehr einschränken. Andererseits wollte ich nicht ganz auf Marinas Sachen verzichten. Wie dem auch sei, ich hatte mehr Wäsche verbraucht als ich geschätzt hatte. Am letzten Tag hatte ich nichts mehr frisches außer einem Damen Shirt in violett mit einem etwas tieferen Ausschnitt. Ich dachte mir, was soll’s, das fällt ohnehin niemandem auf. Den ganzen Tag war ich auf der Baustelle und erledigte meine Arbeit. Kein einziger Kommentar.

Am darauf folgenden Montag sagte mein Chef zu mir morgens, ich solle doch nach der Mittagspause zu ihm ins Büro kommen, er hätte etwas mit mir zu besprechen. Ich dachte mir nichts dabei, schließlich müssen wir öfter Termine zusammen koordinieren. Nach der Mittagspause ging ich also zu seinem Büro und das erste was er sagte war „mach mal die Türe zu“. Oh Oh, das ist schon kein gutes Zeichen. Dann sagte er mir ich weiß gar nicht wo ich anfangen soll. Der polnische Kollege hat sich über dich bei der Geschäftsleitung beschwert. Es ist mir schon peinlich das zu sagen, aber du hast da Frauenkleidung getragen.

Oh S****** dachte ich in dem Moment nur und sagte erst mal nichts. Unsere Personalchefin wollte auch an dem Gespräch teilnehmen, aber mein Chef sagte, er wolle zuerst mit mir unter 4 Augen sprechen. Naja, wenn es denn schon bekannt in der Firma ist, was soll’s. Dann eben raus mit der Wahrheit, dachte ich mir. Also erzählte ich meinem Chef, was mit mir los ist. Warum ich dies getan habe. Also dass ich Transgender bin und versuche dieses in meiner Freizeit auszuleben, mir aber die reguläre Wäsche ausgegangen ist. Offensichtlich hatte mein Chef aber von Transgender noch nie etwas gehört, also musste ich auch diesen Begriff so gut es eben geht erklären. Ich denke, dass er es auch verstanden hat. Darauf, ihm einen Flyer zu geben, habe ich aber aus Sicherheitsgründen verzichtet. Er sagte mir darauf hin ganz klar, dass die Firma ein solches Verhalten nicht tolerieren wird. Ich solle dies doch in Zukunft unterlassen. Ebenso das, was ich an den Bürotagen so ab und zu trage. Dazu muss ich sagen, dass ich schon jahrelang an meinen Bürotagen durchaus auch Frauenkleidung getragen habe und auch Schuhe mit Absätzen. In all den Jahren habe ich aber noch nie einen einzigen Kommentar dazu gehört und dachte immer, dass ich es wohl gut getarnt habe. Offensichtlich aber nicht.

Um meinen Job zu behalten, musste ich also versprechen, in Zukunft nur noch in Männerkleidung zur Arbeit zu erscheinen. Dies bedeutet, dass ich in Zukunft die Trennlinie zwischen meinem Arbeits- und Privatleben wieder sehr scharf ziehen muss. Immerhin weiß ich jetzt woran ich bin. Da ich bei einem amerikanischen Unternehmen arbeite, gibt es dort auch sehr strenge Vorschriften was den Umgang mit Transsexualität betrifft. Genau genommen strenger als die deutschen Vorschriften. Dieses Ereignis zeigt mir aber, wie viel solche Reglungen in der Praxis wirklich wert sind. Wir alle mussten diese amerikanischen Verhaltensregeln unterzeichnen, obwohl nicht alle nach deutschem oder europäischem Recht anwendbar sind. In Realität sind diese aber nicht das Papier wert, auf dem sie gedruckt sind. Hätte ich erklärt, dass ich den Weg so weiter gehen werde, würde dies unweigerlich zu Kündigung führen. Der Kündigungsgrund ist dann mit Sicherheit nicht formaljuristisch auf die Transsexualität zurück zu führen. Es finden sich bei jedem immer Gründe genug eine Kündigung auszusprechen. Wie oft konnte ich schon in den Lebensgeschichten anderer TS lesen, dass ihnen ab dem Moment des Outings zusätzliche Aufgaben zugeteilt wurden. So viel, dass sie die Arbeit gar nicht mehr schaffen konnten. 1. Abmahnung, 2. Abmahnung und dann raus.

Meine Arbeit macht mir trotz des vielen Stress noch immer Spaß und ist auch nach 13 Jahren noch immer eine Herausforderung. Von daher möchte ich meinen Job schon behalten. Deshalb werde ich wohl, zumindest so lange ich bei dieser Firma bin, mit einem Kompromiss und einer strikten Trennung leben müssen. Wie schon gesagt, ich weiß jetzt genau woran ich bin und muss mich eben darauf einstellen.

Marina

TRANS* AM ARBEITSPLATZ

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Coming Out und Outing

Coming Out und Outing – oder, wie bringe ich es meinen Kollegen bei?

Vesta aus dem Gendertreff Forum berichtet, wie ihr berufliches Umfeld von Vesta erfahren hat.

Coming Out und Outing sind beides Begrifflichkeiten aus der Homosexuellen-Schwulen-Lesbenszene und dem Sinn nach Sprachgut geworden, obwohl diese Bezeichnungen eher frei übersetzt heißen:

Coming-out (von engl. „coming out of the closet“, wörtlich: „Aus dem Kleiderschrank herauskommen“) bezeichnet zumeist den individuellen Prozess, sich seiner eigenen gleichgeschlechtlichen Empfindungen bewusst zu werden, dies gegebenenfalls dem näheren sozialen Umfeld mitzuteilen (zunehmend auch (Selbst-)Outing genannt) und im Endeffekt selbstbewusst mehr oder weniger offen als Lesbe, Schwuler oder Bisexueller zu leben. (Wikipedia )

Outing umschrieb ursprünglich das erzwungene Coming-out öffentlicher Personen durch bekennende und politisch aktive Homosexuelle. Die Praxis des „Outens“ ist vor dem Hintergrund der Act-Up-Bewegung entstanden und wurde als bewusst provokative Aktion eingesetzt, um durch das Benennen von homosexuellen Prominenten diese dazu zu zwingen, sich auch in der Öffentlichkeit zu ihrer Homosexualität zu bekennen. (Wikipedia )

Beide Begriffe sind mittlerweile verwässert worden und neben dem „Outing“ als meist erzwungene Handlung – oftmalig durch die Presse bei öffentlichen Personen – bildet das „Coming Out“ die grundsätzliche Handlung von Menschen, mit anderer geschlechtlicher Orientierung oder generell anderer Veranlagung, sich Ihrem Umfeld mitzuteilen.

Dies nicht zuletzt um sich selber vor Homophbie in ihrer Wechselrolle, also vor Repressalien, Diskriminierungen etc. zu schützen, andererseits auch – als wesentliche Handlung – sich das Zusammenleben mit seinem Umfeld zu erleichtern und diesem seine Orientierung zu vermitteln. Dies damit verbunden, von den Anderen auch angemessen akzeptiert zu werden. Dass damit nicht in jedem Fall die Zustimmung oder Akzeptanz durch die Anderen verbunden sein kann, ist selbsterklärend.

Der "Coming Out Tag“ 11.10., ist gewiss einer der wichtigen Tage für sexuell anders orientierte Menschen neben dem, im deutschsprachigen Raum, am 17. Mai veranstaltetem Tag des „International Day Against Homophobia“.

Das "Selbst-Coming Out“ ist für Transgender, Transvestiten und Transsexuelle einer der wichtigsten Schritte in ihrem Leben und letztendlich die Entscheidung, die ihnen eine Befreiung ihrer inneren Zwänge und Ängste und letztlich ihre gewünschte Lebensweise erst ermöglicht. Dennoch ist ein "Coming Out" ein Paradoxum Par Exellence, denn einerseits erwirbt man sich seine Freiheit des Inneren Ichs, andererseits erfährt derjene/diejenige nun gerade erst recht eine Homophobie und die damit verbundenen Beeinträchtigungen.

Dies geht bekannterweise bis hin zum Arbeitsplatzverlust, Verlust aller sozialer Bindungen und kann u.U. den totalen Absturz bedeuten. Leider sehr häufig in unserer Gesellschaft, leider verbunden mit der mangelnden Akzeptanz einer Andersartigkeit des Anderen, da es schon im Kindesalter zu wenig Aufklärung hierzu gibt.

Dies gewiss geschürt durch Medien, Elternhaus, Umfeld und Einflüssen aus Gruppierungen, die sich all diesem verschließen (besonders patriotische Gruppen in den USA), denn der "Andersartige“ ist aufgrund seiner naturbedingten emotionalen und psychischen Schwäche sowie des Fehlens einer Lobby, stets Ziel dieser Gruppierungen und Organisationen. Menschenrechte und das Recht sein Leben so zu gestalten wie es jedem Individuum zusteht, spielen dabei eine untergeordnete Rolle.

Dies sind Erfahrungen, die ich in meinem Leben mehrfach machen musste und immer noch machen darf.

Es gab und gibt immer Höhen und Tiefen als Bezeichnung für gute und schlechte Zeiten, dennoch gilt es, sein Leben im Einklang mit der Gesellschaft führen zu können und zu führen. Denn nur wenn sich dieser Einklang einzustellen vermag, es demjenigen gelingt, sein direkt betroffenes Umfeld in Beruf, Familie und Freundeskreis so einzustimmen, dass er anerkannt und akzeptiert wird, findet sich Zufriedenheit ein. Eine erarbeitete Zufriedenheit, die aber stets gepflegt werden muss. Denn von mir, von der- oder demjenigen muss diese Aktivität zur Eigenzufriedenheit ausgehen.

Ich selber bin für mich dahingehend verantwortlich, dass mir die notwendige Akzeptanz/Anerkennung zuteil wird. Dazu zählt auch das Verständnis für die Personenkreise, die mit der von mir getroffenen Lebensweise nicht umgehen können oder mich gerade deshalb ablehnen. Aufklärungsarbeit ist tatsächlich das Zauberwort, denn Ablehnung entsteht als Phobie, als Angst, vor dem Anderen, der eben eine andere Lebensweise pflegt.

Z.B. geht nicht an, dass ich heute noch in Männer-/Frauengestalt erscheine und morgen völlig unvorbereitet denselben Menschen in Frauen-/Männergestalt gegenüberstehe. Dazu bedarf es gewissenhafter Vorbereitungen und diese sind und müssen stets Bestandteil eines geplanten Coming out sein, wie ich es in meiner Kundschaft nun durchgeführt habe.

Hier muss ich erklären, dass es bei mir, aufgrund der beruflichen Tätigkeit – Stahlwerke weltweit – einen Zwang gab, als Mann aufzutreten, also als Transvestitin, denn ich lebe als Frau und das seit vielen Jahrzehnten, dokumentarisch offiziell seit mehr als 10 Jahren mit Personenstandsänderung und somit auch gebürtiger Frau.

Dennoch bestand die Notwendigkeit, aufgrund der schon vor über 30 Jahren geknüpften Kundenkontakte in Männergestalt, diese beizubehalten. Die verschiedenen Kulturkreise in denen sich meine Kunden befinden, hatten zu dem Zeitpunkt sogar die Todesstrafe für Menschen anderer sexueller Orientierung im Tagesprogramm, denn die Personenstandsänderung kam zu einem späteren Zeitpunkt, so dass ich – wenn überhaupt – dort als "auf dem Weg befindliche Transsexuelle " erscheinen mußte und das war aufgrund deren Gesetzgebung eben nicht machbar.

DIeser Sachverhalt zwang mir letztlich die Männerrolle auf, selbst nach erfolgter Operation und Personenstandsäderung musste dieser Zustand beibehalten werden, zumal über ein Netzwerk an Informationsvermittlung der Kunden untereinander noch ganz andere Probleme aufkamen.

Nach der Operation und Personenstandsänderung war es für mich im Neukundengeschäft keine Frage mehr, wer da ins Stahlwerk geht. Aber, wieder einmal die Rechnung ohne den Wirt gemacht: Frauen sind in dem Teil des Stahlwerkes (Hochofen und Konverter) nicht zugelassen.

Erst im Rahmen von Liberalisierungen und Anerkennung der Frau in diesen Berufen ergaben sich Erleichterungen, aber der Zugang zum Herzen des Stahlwerkes war mir als Frau bis vor kurzem weiterhin verschlossen.

Nun, bisher ging das alles mit Zusatzdokumenten und Zusatzausweisen, um die Rolle als Mann leben zu können und meinem Beruf nachgehen zu können, alles sehr schmerzhaft, aber von mir geduldet. Geduldet, aber nicht akzeptiert. Ein Leben an der Grenze zum Machbaren. Viele Jahre.

Mit den neuen Passgesetzten seit 2005 war dies alles dann nicht mehr möglich, das „F“ im Paß verlangt halt Auftritt als Frau und kaum ein Grenzer würde mich in Männergestalt mit weiblichem Pass passieren lassen. Also war ein „Coming Out“ angesagt, vor dem ich jahrelang große Angst hatte. Insbesondere waren die erlebten Diskriminierungen in all der Zeit sehr wohl der Hemmschuh gegen ein „Coming Out“. der realen Person „Vesta“.

Man kann sagen, wie abgefahren ist das denn, ich muss mich, meine wahre weibliche Identität, verbergen, und als Transvestit durchs Leben gehen. Die Ursache hat doppelten Boden. Einerseits Diskriminierung der Frau wegen der stets erkennbaren Herkunft aus dem männlichen Lager, die darauf abzielte den Menschen, also mich, zu verhöhnen und psychisch „weich zu kochen“ und andererseits die Angst, eben als diese Frau nicht im Geschäft anerkannt zu werden und auch dort ggf. dem Gespött ausgeliefert zu sein.

Dennoch, die Notwendigkeit bestand, den transvestitischen Schutzmantel jetzt abzuwerfen und letztlich half meine Partnerin Sternschnuppe mir auf den Weg, in dem sie diesen Weg letztlich vorschlug. Hierbei habe ich mich der modernen Technik der E-Mails bedient und z.B. meinen Vertretern – weltweit – individuelle Mails gesendet, die auf meinen Werdegang, meine Lebensweise und letztlich mein Innerstes abgestimmt waren.

Hierbei wurden den Mitarbeitern/Niederlassungen und Vertretern die weibliche Person, also ich, in Bildern dargestellt und erläutert, verbunden mit der ketzerischen Frage, ob sie damit zukünftig ein Problem hätten. Ich erwartete ehrliche Antworten und Erklärungen, die dann auch kamen und letztlich zu Diskussionen und Abwägungen führten und unerwartet mir meine immer noch vorhandenen Zweifel nahmen, indem ich wider Erwarten die volle Zustimmung zur eigenen Person bei den Kunden fand.

Dies gewiss auch dadurch, dass in den letzten Jahren duch Äufklärung im Bereich der geschlechtlichen Entwicklung sehr viel mehr Wissen den Leuten vermittelt werden konnte.

All dies geschah nun nach fast 20 Jahren Frau sein in beruflicher Verborgenheit.

Die Zweifel an der eigenen Person und Ängste waren tatsächlich mit ein Grund für meine Zurückhaltung, denn nun konnte ich zum ersten Mal zu meinem ukrainischen Vertreter sagen, dass wenn er glaubt, dass das Stahlwerkspersonal mit mir Probleme hätte oder mit Fingern zeigen würde, dieses Problem wohl eher bei ihm liegen würde und er die Situation nicht akzeptieren könnte.

Nach all den Jahren Mannrolle sicher verständlich, aber er hätte dann auch verstehen müssen, dass ich trotzdem meinen Job mache, auch wenn Leute auf mich zeigen, gemäß dem Motto: Was hat eine Frau im Stahlwerk zu suchen. Wobei das Zeigen sehr wohl nur vermutet war, denn – nichts geschah. Und dagegen bin ich mittlerweile geschult, dagegen habe ich mich ausbilden lassen, damit gehe ich ganz adäquat um.

Nun, wie dem auch sei, mittlerweile hat auch dieser Kulturbereich Ukraine, Polen Tschechien und Russland meine wahre Identität erfahren und akzeptiert. Alle gehen damit ganz selbstverständlich um und allen habe ich in den letzten Monaten auf Treffen und unseren Schulungen wieder die Hand gegeben – wie in den vergangenen Jahren – und es hat sich eine große Zufriedenheit und Akzeptanz bei den Leuten eingestellt. Andere Vertreter sind hocherfreut ob meines Wandels (Türkei), wiederum höre ich aus Südafrika, dass in jedem Menschen das 3er-Leben lebt – sein Privates, sein Geschäftliches und sein Geheimes. Und jedes muß man akzeptieren. Selbst bei ad hoc Treffen mit meinen Mitarbeitern und Vertretern hat sich niemand verplappert und ein „Er“ hervorgebracht.

Die Frau ist wieder da, sie hat den Transvestiten „Mann“ abgeworfen, ein Prozess voller Ängste vor dem Ungewissen, wie Menschen reagieren werden.

Ich kann nur all denen Mut machen, es ähnlich anzugehen, denn damit und dadurch werden viele Umfeldbetroffene sich nach und nach per Bild und Text an eine solche neue Situation gewöhnen. Wenn dann eben der Tag der Gegenüberstellung kommt, ist jeder vorbereitet und dazu noch überrascht, wie entspannt alles sein kann. Dazu muss, natürlich, durch korrektes Auftreten entsprechendes beigetragen werden, um auch meinem Gegenüber, seine gewiss noch vorhandenen, Berührungsängste zu nehmen. Auch das will geübt und gelernt sein.

Und dazu ist tatsächlich der Gendertreff eine gute Ausgangsbasis, sich dererlei Situationen zu stellen und auch zu üben. Die zahlreichen Treffen und Ausflüge helfen gerade Anfängern auf ihrem Weg in "Ihre Normalität," sich ihrer eigenen Weiblichkeit bewusster zu werden und dieses innere Anima und Animus Verhältnis ins seelische Gleichgewicht zu bringen.

Lernen muß ein jeder und eine jede, dass es auch Kritik gibt, die ehrlich gemeint ist und die auch von denjenigen aufgenommen werden muss, ist selbstredend. Denn nur durch Kritik und Verbesserungsvorschläge kann das Äußere dazu beitragen, in der Gesellschaft leichter akzeptiert zu werden und seine eigene Persönlichkeit und Lebensweise zu entwickeln.

Der Gendertreff, als nunmehr Selbsthilfegruppe, verfolgt mittlerweile andere Ziele, als dies vor Jahren mal angedacht war. Aus dem "Verein Gendertreff" ist mittlerweile eine Gemeinschaft entstanden, die allen offensteht, sowohl Frauen und Männern als Interessierten und der Erfolg zeigt, dass dies der richtige Weg ist.

Zahlreiche Frauen sind dem Treff beigetreten, Interessierte, die sich informieren wollen, denn es wird hinterfragt wie es denn so sein wird oder auch ist, mit einem Partner zusammenzuleben der eben transsexuell oder transgenderist oder auch nur eine Form des fetischistischen Transvestismus ausleben will.

Hier kann ich dem nur beipflichten und sagen – weiter so – denn zu meiner damaligen Anfängerzeit, und das ist über 45 Jahre her, war man wirklich auf sich alleine gestellt und betrat die Öffentlichkeit ebenso verschämt und heimlich, wie es heute viele Männer und auch Frauen tun, die eine andere geschlechtliche Orientierung haben.

Vesta

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Diagnose „Transsexualismus“ oder „Das Kind muss einen Namen haben“

Transsexualität ist ein sensibles Thema und die formale Einordnung als Krankheit häufig ein Aufreger bei Transgendern. Doris, die den kompletten Weg der Transition gegangen ist, berichtet von Ihren Erfahrungen.

Gestern hatte ich eine Rechnung des Gynäkologen in der Post, bei dem ich seit meinem offiziellen Wechsel vom Mann zur Frau im Mai 2006 in hormoneller Behandlung bin. Da ich als mich als Beamtin privat versichern muss, bekomme ich die Arztrechnungen nach Hause geschickt, um sie zu bezahlen und mir das Geld dann von meinem Dienstherrn und von der Krankenkasse je zur Hälfte erstatten lassen.

Nun ist es hierzulande aber üblich, dem „Kind einen Namen zu geben“. Das heißt, für die Krankenkasse ist in die Arztrechnung zu schreiben, weswegen der Patient oder die Patientin behandelt wurde. Das „Krankheitsbild“ eben. Wobei unter „Behandlung“ alles fällt, was ein Arzt für seinen Patienten tut, auch wenn das „Krankheitsbild“ der Diagnose nicht „heilbar“ ist.

Und deswegen stand eben in dieser Rechnung als Diagnose “Transsexualismus“. Auch auf anderen Rechnungen von Ärzten und Krankenhaus, die ich in dieser Sache bekommen habe, oder in Gutachten steht diese Diagnose, meistens noch mit dem Zusatz „ICD-10: F.64.0“

Dieser Schlüssel steht für die „Diagnose Transsexualismus“.

Es sollte jetzt aber niemand auf den Gedanken kommen, dass es sich hierbei um etwas handelt wie eine Blinddarmentzündung.

Die Einordnung des Phänomens „Transsexualismus“ oder „sexuelle Transidentität“ als „Krankheitsbild“ einschließlich des Verabreichens einer „ID-Nummer“ und eines medizinischen Diagnosebegriffs ist auch in Mediziner- bzw. Psychiaterkreisen ziemlich umstritten. Wer dazu etwas Genaueres wissen will, kann in unzähligen medizinischen Fachbüchern oder auch bei Wikipedia nachschauen.

Ich möchte an dieser Stelle jetzt auch nicht diese ganze Literatur zitieren, dazu habe ich einfach nicht das Fachwissen. Mir geht es an dieser Stelle auch einfach nur darum, einmal darüber zu spekulieren, warum das Phänomen sexuelle Transidentität überhaupt offiziell als „Krankheitsbild“ bezeichnet wird.

Die Erklärungen, die mir dazu einfallen, sind folgende:

Der medizinische Eingriff zur Angleichung Mann zur Frau lässt sich nur durch qualifizierte Ärzteteams vornehmen, also in einem Krankenhaus. Und in ein Krankenhaus kommt man hierzulande nur dann, wenn man eine ärztliche Überweisung hat. Oder als akuter Notfall. Für eine ärztliche Überweisung ist aber eine „Diagnose“, ein „Krankheitsbild“ notwendig.

Die Kosten für das Verfahren einer Angleichungsoperation vom Mann zur Frau sind ziemlich hoch. Bei mir beliefen sie sich auf insgesamt  ca. 16.000,00 €, wobei die eigentliche Operation nur 4.000 € gekostet hat, während die Kosten für die Krankenhausunterbringung bei ca. 12.000 € lagen. Ich weiß das deswegen so genau, weil ich die Rechnungen ja zugeschickt bekommen habe.

Das aus eigener Tasche zu bezahlen, dürfte den wenigsten Transgendern möglich sein, folglich treten hierzulande die Krankenkassen ein. Damit die jedoch juristisch auf der sicheren Seite sind bzw. überhaupt eine Veranlassung haben, in diesem Fall einzutreten, benötigen sie ebenfalls eine „Diagnose“. Denn würde eine solche Angleichungsoperation nicht als „medizinisch notwendige Behandlung aufgrund eines Krankheitsbildes (Diagnose)“, sondern als „Schönheitsoperation“ gewertet, bräuchten sie nicht zu zahlen, und die Transgender würden auf den Kosten sitzen bleiben.

Wenn ein Transgender hierzulande also eine Angleichungsoperation haben möchte, dann benötigt sie also eine ärztliche Überweisung, um überhaupt in ein Krankenhaus zu kommen, das eine solche Operation macht, und zugleich mit dieser Überweisung eine „Diagnose“, damit die Krankenkassen veranlasst werden, die Kosten zu übernehmen, da ja ein „Krankheitsbild“ vorliegt.

Dies ist meine Theorie zu dem Umstand, dass sexuelle Transidentität hierzulande als „Krankheitsbild“ dargestellt wird, obwohl es in Fachkreisen umstritten ist, ob das Phänomen an sich eine Krankheit ist oder nicht.

Ich selber habe mich wegen meiner Transidentität nicht als „krank“ empfunden, aber die Umstände, die bis zu meinem Wechsel damit verbunden waren, haben mir in der Tat ziemlich zugesetzt. Inwieweit, das möchte ich jetzt an dieser Stelle nicht weiter erörtern, aber diejenigen, die in der gleichen Situation waren oder sind wie ich, werden wissen, was ich meine.

Es sollte sich deswegen auch niemand als „krank“ empfinden.

Aber, wie ich weiter oben schon ausgeführt habe, das „Kind muss einen Namen haben“.

Zur Person:

Mein Name ist Doris O., ich bin Jahrgang 1957, lebe und arbeite in E., und bin seit Mai 2006 „offiziell“ Frau. Die nach dem TSG geforderten Gutachten habe ich seit Oktober 2006, die Angleichungsoperation MzF (Mann zur Frau) seit Oktober 2007 und die Personenstandsänderung zur Frau seit März 2008.

Weil ich in der Vorgeschichte zu meinem „Wechsel“, die von April 2001 bis ca. Anfang 2006 ging, auf meine Fragen zu den psychiatrischen Untersuchungen, dem gerichtlichen Verfahren zur Vornamens- und Personenstandsänderung und zur geschlechtsangleichenden Operation vom Mann zur Frau von anderen, die diesen Weg bereits hinter sich hatten, nie zufrieden stellende Auskünfte erhielt, habe ich mir vorgenommen, jeden bzw. jede, die mich darum bittet, über meine persönlichen Erfahrungen zu informieren.

Ich möchte allerdings darauf hinweisen, dass diese Erfahrungen äußerst subjektiv und keinesfalls für jeden bzw. jede brauchbar sind.

Sie ersetzen in keinem Falle professionelle psychotherapeutische Beratung und Analyse. Und sie ersetzen auch nicht die eigene Entscheidung, die jeder bzw. jede für sich selber eigenverantwortlich treffen muss.

Mein Leben – Carmen del Mar

Mein Leben – Carmen del Mar

Mit freundlicher Genehmigung von Carmen del Mar

 

Hallo Ihr Lieben,
ich habe heute eine neue Website über mein Leben gebaut.
Den folgenden Text über mein Leben möchte ich hier posten.
Mein Leben hatte „ups and downs“.

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Ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll. Fange ich nun bei meinem Leben vor Carmen an, oder beginne ich mit meinem Leben wie ich es jetzt lebe und / oder wie es dazu kam ?

Ich wurde 1966 in Krefeld vermutlich im falschen Körper, einem männlichen Körper geboren. Als Kind und Jugendlicher trug ich oft heimlich die Sachen meiner Mutter. Ich fühlte mich in dieser Kleidung wohler als in den Männerklamotten. Ich denke dass es bei vielen transsexuellen Menschen ähnlich begonnen hat.

Zeitsprung ins Jahr 2002.

Im Jahr 2002 habe ich den Kontakt zu meiner Familie abgebrochen.
Aus folgendem Grund. Ich war Obdachlos, so wie es jedem Menschen von Heute auf Morgen passieren kann.
Weder meine Mutter, noch mein Bruder haben mich damals aufgenommen. Tante und Onkel auch nicht.
Allgemeine Begründung war damals „wegen den Nachbarn“. Das hat mir gereicht und ich beschloss mein Ding durchzuziehen. Ich war jedoch nicht lange alleine und habe schnell bemerkt wer meine Freunde sind und waren.
Eine Freundin hatte mir zu dieser Zeit ein möbliertes Zimmer besorgt.

Als ich im Jahr 2002 einen eigenen Internetanschluss hatte, habe ich festgestellt, dass ich mit meinem Trans-sein nicht alleine war. Damals lernte ich Melanie aus Neuss über das Internet via Yahoo Messenger kennen. Ein reales Treffen kam kurz darauf zustande.
Ich hatte zu dieser Zeit durch Melanie die Möglichkeit Einblicke in das Leben einer transsexuellen Familie zu erhalten.
Mit kleinen Kindern und auch Marco, dem Lebensgefährten von Melanie. Marco ist ein Transmann.
Das machte die ganze Sache damals sehr spannend für mich. Beide Elternteile Transsexuell, Mann zu Frau und Frau zu Mann. Eine ganz normale Familie.Das ist selten und das hat mich geprägt.

Melanie war es auch die mit mir damals die ersten Schritte vor die Türe gemacht hat.
Also im warsten Sinne des Wortes die Türschwelle zu überwinden. Mit der Zeit wurde ich immer sicherer und selbstbewusster. Bald kam die Zeit wo ich alleine mit dem Zug von Krefeld nach Neuss gefahren bin.
Eigentlich alles halb so schlimm obwohl ich damals eine nicht wirklich schöne Perücke hatte. Das ganze kam eher einer Trümmertranse gleich. Dank der Schminktipps von Melanie sah ich aber mit der Zeit ganz akzeptabel aus.
Auch besuche bei der Kölner Selbsthilfegruppe TX Köln die es heute noch gibt, haben mir weiter geholfen und ich habe dort auch neue nette Menschen kennen gelernt zu denen ich heute noch Kontakt habe.

Im Jahr 2003 hatten Melanie und Ich die Idee einen LKW mit unserem damaligen Projekt Transgender DJs auf dem CSD Köln mit Ident Events gemeinsam zu organisieren. Das hat auch ganz gut funktioniert und wir haben mit unserem LKW unter dem Motto „Das Leben ist draußen“ am CSD Köln teilgenommen.

Dann kam meine Zeit auf Ibiza. Da ich ab und zu in die Erotik Discothek Beverly gegangen bin um unter anderem auch meine Bi Sexualität auszuleben. Dort gab ich eine CD mit einem Live Mitschnitt von einem DJ Gig ab. Ich wurde gefragt, wer denn diese CD gemixt hat. Meine Antwort war „Ich habe das gemixt. Ich bin DJ“
Daraufhin wurde ich gefragt, ob Interesse hätte auf Ibiza aufzulegen. Meine Antwort war ein spontanes „Ja“
Eine Woche später dann ein Casting. Ich hatte den Job. Eine weitere Woche später war ich auf Ibiza.
Ursprünglich sollte das ganze nur einen Monat dauern. Daraus wurden fast 5 Jahre.
Ich habe nicht nur im Beverly Ibiza als Resident DJ aufgelegt, sondern auch in anderen auch sehr großen Discotheken
auf Ibiza aufgelegt. Auf Ibiza habe ich meine Haare wachsen lassen und bin froh in meinem Alter noch dichtes Haar zu haben. Da hat Mutter Natur mit schon was Nettes mit auf den Weg gegeben.
Im Winter 2007 bekam ich so eine Art Inselkoller, denn Ibiza im Winter ist so als wenn in Köln alle Kneipen zu machen bis auf eine.

Im Dezember 2007 habe ich Ibiza verlassen und bin auf Einladung von Pricilla Lay nach Berlin geflogen. Dort blieb ich ca. einen Monat.

Am zweiten Weihnachtstag 2007 musste ich dann nach Solingen ins Beverly.Dort fand eine Promotion Party für das Beverly Ibiza statt und ich sollte dort auflegen.

Im Beverly Solingen lernte ich dann auch Sydi, meine jetzige Lebensgefährtin kennen. Nachdem ich und Sydi einen schönen Abend im Beverly verbracht hatten, lud sie mich nach Köln ein. Eine Woche später rief ich sie an und fragte Sydi, ob das Angebot noch steht. Ja, war ihre Antwort. Am selben Tag hat sie mich mit einem Freund abgeholt. So bin ich in Köln gelandet.

Da Ich auf Ibiza immer meine Kontakte nach Deutschland gepflegt hatte, hatte ich eine ganze Menge Leute die ich wieder sehen wollte. Sydi und ich gingen gemeinsam auf Partys, in Kölner Kneipen und Discotheken und auch oft ins Timp. Auch auf dem CSD Köln 2008 habe ich viele alte Bekannte wieder getroffen und neue nette Leute kennen gelernt.

In Köln habe ich dann auch einige Kontakte zu Discotheken und Partyveranstaltern geknüpft. Daraus resultierten DJ Bookings im Bootshaus, For You (heute P9) und anderen Locations.

Dann wurde das Timp für immer geschlossen. Ein wichtiger Anlaufpunkt für Transgender fehlte und ich beschloss einige Monate später ein Transgender Treffen in Köln zu organisieren. Das erste Treffen fand dann im Januar 2009 statt.

Liebe Grüsse
Carmen del Mar

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Meine Erfahrung in der Uni Essen

Das Thema Transsexualität ist besonders sensibel. Viele Fragen diesbezüglich werden deshalb im Gendertreff Forum in einem besonders geschützten Bereich behandelt. Umso mehr freuen wir uns, dass unsere Userin Mandy von ihren Erfahrungen bei ihren Operationen berichtet.

Von Mann zur Frau Operation

Mit freundlicher Genehmigung von Mandy

Ich wurde von Dr. vom Dorp und Dr. Rossi operiert in einer mehrstündigen OP. Dies wurde nicht nur mit einer Vollnarkose, sondern auch mit einem Rückenmarkskatheder eingeleitet.

Am 5.3.2008 bin ich auf der Wachstation wach geworden. Mittags kam ich schon wieder auf mein Zimmer. Ich spürte meinen Unterleib zwar noch nicht so richtig, aber es ging mir sehr gut. In meinem Zimmer auf der Station bekam ich noch im Laufe des Nachmittags zwei kleine Infusionen.

Alle paar Minuten bis zum Donnerstag morgen (!) fragte mich das Pflegepersonal, ob ich Schmerzen hätte und mit der Zeit sagte ich immer wieder in lächelndem Ton: „Noch nicht!“ Vielleicht, so dachte ich, kämen die Schmerzen ja später, aber ich hatte keine Schmerzen, nur ein komisches Gefühl wie leichtes Kneifen und Drücken. Aber es waren keine Schmerzen.

Am Nachmittag wurde ich zum ersten Verbandswechseln in die Ambulanz gefahren. Dort wurde mein erster Verband gewechselt. Dr. Rossi sagte mir, ich solle noch warten, mir das Ergebnis anzusehen, da alles noch geschwollen und mit Blutergüssen versehen wäre. Deshalb solle ich bis zum zweiten Verbandswechsel warten mit dem Ansehen des Unterleibes. Dies bejahte ich. Dann verband er mich wieder und sagte, es sehe aber trotzdem sehr gut aus und die OP wäre sehr schön verlaufen. Dies könne er mir schon bestätigen.

Dann wurde ich wieder auf mein Zimmer gefahren. Trotzdem fragte mich das Personal bei jeder Gelegenheit, ob ich Schmerzen hätte. Dies musste ich wieder und wieder Verneinen. Mir ging es einfach nur sehr gut und nicht nur gut! Nicht nur, um eine schöne Geschichte zu schreiben, sondern weil es halt wirklich so gewesen ist.

Dann am Samstag, den 8.3.2008, hatte ich meinen zweiten Verbandswechsel. Dies machte Dr. vom Dorp. Er machte mir den Verband ab und sagte mir, ich könnte mir jetzt das Ergebnis ansehen. Ich bekam einen Spiegel in die Hand, und ich sah zwar noch Blutergüsse und Schwellungen. Beim Ansehen meines Unterleibs erklärte mir Dr. vom Dorp das Ergebnis und dabei liefen mir die Tränen, weil ich es endlich so hatte wie ich es fast mein ganzes Leben haben wollte.

Nach kurzer Zeit erklärte mir Dr. vom Dorp das Ergebnis weiter und sagte auch, was bei der zweiten OP noch geändert werden würde: Wenn die Modellierung gemacht würde und das Ergebnis genau wie bei einer richtigen Frau wäre.

Ich war einfach nur glücklich und zufrieden und hing meinen Gedanken nach, als ich zurück ins Zimmer gefahren wurde. Jetzt war ich schon fast eine ganze Woche im Klinikum und wusste, dass Morgens und Abends immer Visite war. Auch vom Personal, egal ob Ärzte, Schwestern oder Pfleger, merkte ich immer mehr, dass ich in guten Händen war. Ich kann nur anmerken, dass von beiden Seiten ein liebes und nettes Verhältnis aufgebaut wurde. Auch ging es mir von der Gefühlswelt her immer besser.

Am Montag, den 10.3.2008 hatte ich meinen dritten Verbandswechel, aber es wurde mir kein neuer Verband mehr angelegt. Dr. Rossi erklärte mir, wie ich mich in den nächsten Tagen selber versorgen sollte. Trotzdem sagte Dr. Rossi, er und auch die anderen vom Personal würden mir helfen, wenn es Probleme gäbe. Meine Heilung ging zügig vonstatten und am 15.3.2008 wurde ich aus dem Klinikum Essen entlassen.

Am 14.3.2008 gegen 16 Uhr hatte ich dann mein erstes Vorgespräch zur nächsten OP wegen des Brustaufbaus in der Frauenklinik, direkt neben der Urologie im Klinikum. Auch muss ich noch erwähnen, dass ich ein sehr gutes und nettes Verhältnis zu allen, die in der Urologie arbeiten, hatte. Ebenso freute ich mich immer auf die Dates mit den Ärzten! – lach

Mein Fazit: Dieses Klinikum kann ich nur bestens und wärmstens empfehlen! Dort seid Ihr in den besten Händen.

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Meine zweite OP in der Uni Essen

Nachmodellierung und Brustaufbau

Am 27.5.2008 bin ich gegen 9:00 Uhr wieder in die Urologie gegangen um meine zweite OP machen zu lassen. Diese war für den nächsten Tag geplant. Gegen 11 Uhr hatte ich einen Termin bei Herrn Dr. Hoffmann und Frau Dr. Schwidde wegen des Brustaufbaus. In einem ausführlichen Gespräch wurde ich über die OP und die Risiken des Brustaufbaus informiert.

Am 28.5.2008 gegen 13 Uhr wurde in den Vorraum des OP gefahren. Dort sagte man mir, dass es noch ein wenig dauert. Aber es wurden schon Vorbereitungen an mir vorgenommen. Dann so gegen 14 Uhr bekam ich die Vollnarkose.

So gegen 19 Uhr bin ich in meinem Zimmer aufgewacht. Nach einigen Momenten habe ich meine Zimmermitbewohnerin Alicia gefragt, wann ich wieder auf dem Zimmer war. Sie sagte mir so gegen 16:30 Uhr. Da ich noch wahrscheinlich unter Narkosenachwirkungen und Schmerzmitteln war, hatte ich keine Schmerzen.

Am nächsten Morgen bei der Visite fragten Herr Dr. Rehme und Herr Dr. Niedworok, ob ich irgendwelche Schmerzen oder Probleme hätte. Aber ich musste es verneinen, es ging mir einfach gut. Von Tag zu Tag ging es mir besser. Am 4.6.2008 wurde ich dann aus dem Klinikum entlassen. Am 16.6.2008 wurden mir die Fäden gezogen.

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Transsexuell und ins Krankenhaus

Mit freundlicher Genehmigung von Angelina

Alles begann mit einer Ultraschalluntersuchung in der Gefäßchirurgie. Hier stellte ich mich als Frau M. vor. „Ich bin transsexuell“ sagte ich. Warum ich das nicht schon am Telefon gesagt hätte, ist doch kein Problem.

Diagnose: Zur besseren Durchblutung, und damit dem Abheilen meiner Ulcera, könnten wir mal eine OP machen!
Zu Hause sagte ich dann, nein jetzt noch nicht, die stecken mich doch mit Männern auf ein Zimmer.
Unmöglich! Ich möchte erst im richtigen Geschlecht angekommen sein um dann zu den Damen aufs Zimmer zu dürfen!

Eine Woche später hatte ich solche Schmerzen, kein arbeiten mehr möglich! „Sie müssen stationär Frau M.“ und rief gleich im Krankenhaus an. Sie sagte, dass sie hier eine transsexuelle Patientin habe und wir dafür ein Einzelzimmer bräuchten. Die sind normalerweise nur für Privatpatienten, aber man würde sich bemühen.

In den folgenden Tagen fragte ich so einige „Bio-Frauen“, ob sie denn ein Problem damit hätten, mit mir auf einem Zimmer zu liegen? Oh nein kein Problem, selbst die Sekretärin in der Anmeldung war bereit dazu!

Am Tag der Einweisung wartete ich dann auf einen Rückruf von der Stationsärztin. Die Klinkleitung möchte nicht, dass ich mit Frauen auf ein Zimmer komme. Also doch Einzelzimmer. In der Urologie ist eins frei. Juchhu meine Lieblingsstation, auf so einer möchte ich doch bald als Mädchen neu geboren werden! Ich zeigte dem Arzt, dass ich auch in der Leiste und am Hoden Krampfadern hätte. Vielleicht ist das ein Notfall? Wenn ich sowieso operiert werde, könnte Frau Dr. Krege aus Krefeld und ihr Team mal einen Außeneinsatz machen! Die Ärzte lachten freundlich: „Nein, nein, Frau M., so schlimm ist das dann noch nicht.

Jammerschade, nun muss ich doch noch so lange warten bis zu meiner “ Neugeburt“. Also doch nur das Bein. Ich wurde noch nie in meinem Leben so freundlich und sanft behandelt wie jetzt. Weil ich eine Frau bin? Werden Frauen freundlicher behandelt oder liegt es an meinem Charme, den der Herr M. nie besessen hat?

Das wichtigste in einem Krankenhaus passiert schon bei der Anmeldung. Die nette Dame fragte: „Soll ich sie denn als weiblich oder männlich eintragen?“ „Ich bin doch eine Frau, natürlich weiblich“, sagte ich. So kamen dann diese so wichtigen Aufkleber mit einem großen „W“ für weiblich aus dem Drucker. Die kleben dann auf allem was mich betrifft.

Ich denke die Gesellschaft hat sich sehr zum positiven entwickelt, zumindest hier in Leverkusen habe ich noch keine negativen Erlebnisse wegen meiner Transsexualität gehabt.

Tief im Westen, wo die Sonne verstaubt, ist es besser, viel besser als man glaubt!

Schöne Stadt, ich liebe sie!

Viele liebe Grüße
Eure Angelina

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