Ein Outing mal ganz anders

Unverhofft kommt oft. So war es auch hier, als Rita ein etwas ungeplantes Outing bei ihrer Schwiegermutter hatte. Rita, Ava und Bernadette aus dem Gendertreff Forum berichten:

Das Outing aus der Sicht von Rita

Lange haben meine Frau und ich uns überlegt, wie wir es meiner Schwiegermutter erklären. Es gab immer irgendwelche Vorwände, die es uns unmöglich machten, ihr zu erzählen, dass es Rita gibt. Einmal war es die Gesundheit meiner Schwiegermutter und das andere Mal die Frage, wie sie es aufnimmt, und wie Sie damit lebt. Na ja, auf jeden Fall waren wir uns einig, dass sie es auf jeden Fall erfahren sollte. Schon wegen der Tatsache, dass doch viele aus meiner kleinen Stadt, aus der ich komme, Rita kennen. Denn es war eben nur eine Frage der Zeit, wann irgendein Nachbar etwas erzählt. Und das sollte auf keinen Fall passieren. Aber dass es zu solch einem Outing wie dem im folgenden beschriebenen kam, wollten wir eigentlich auch nicht.

Es war ein Samstagmorgen, wir wollten zum Zug Richtung Koblenz. Ava und Bernadette kamen zu uns nach Hause. Wir wollten nach einem Kaffee gemeinsam zum Tranny-Bahnhof Gruiten gehen. Meine Frau war noch nicht ganz fertig, und deswegen gingen Bernadette, Ava und ich schon mal vor. Die beiden gingen als erstes aus der Wohnung, und ich folgte ihnen. Plötzlich fiel mir fast die Mütze weg: Meine Schwiegermutter stand am Weg und sah uns in ihre Richtung kommen. Ich ließ einfach meinen Koffer stehen und ging so schnell es ging zur Haustür zurück, und unverzüglich in die Wohnung.

Meine Frau hatte mich vom Fenster aus beobachtet, und es entwickelte sich eine heftige Diskussion. Meine Entscheidung stand aber fest. Ich wartete, bis meine Schwiegermutter nicht mehr zu sehen war, und dachte: „Was soll´s, ich geh jetzt einfach hinterher.“

Mit meinen Koffer, der noch in der Mitte des Weges stand, dort wo ich ihn hatte stehen lassen, zog ich also los. Aber ich kam nicht weit, ohne dass ich den nächsten Schreck bekommen habe. Meine Schwiegermutter unterhielt sich mit Ava und Bernadette. Ich wechselte die Straßenseite und habe verlegen etwas gewunken.

Zum Glück verabschiedeten sich Ava und Bernadette schnell von meiner Schwiegermutter und wir konnten gemeinsam zum Bahnhof gehen. Mir hing der Schock immer noch stark in den Knochen.

Etwas später kam meine Frau hinterher, und lief meiner Schwiegermutter ebenfalls in die Arme. So konnte sie ihr schon einmal eine kurze Erklärung abgeben. Dabei stellte sich heraus, dass sie Ava, die sie zuvor als Mann bei uns kennen gelernt hatte, sofort erkannt hat. Meine Schwiegermutter hatte sich aber doch über das Outfit gewundert.

Die richtige Aussprache kam einen Tag später, als wir aus Koblenz wieder zurück waren. Und das schönste ist: Meine Schwiegermutter hat nichts dagegen, solange meine Frau damit klar kommt. Mittlerweile habe ich meine Schwiegermutter auch als Rita getroffen, und selbst als ich Sie fragte, ob ich das, was ich anhatte, so tragen kann, sagte sie: „Ja, auf jeden Fall.“

Ist das nicht schön?

Ich habe leider die Unterhaltung zwischen meiner Schwiegermutter und Ava und Bernadette nicht mit bekommen.

Das Outing aus der Sicht von Ava

Nun, eigentlich ist alles schnell erzählt: Einige von uns wollten gemeinsam nach Koblenz fahren. Um der Reise einen gemütlichen Start zu geben, trafen sich Bernadette und ich zunächst bei Rita und ihrer Frau.

Als es Zeit wurde, zum Tranny-Bahnhof Gruiten zu gehen, wollte Kirsten noch etwas erledigen, weshalb Rita, Bernadette und ich schon einmal vorgingen. Schließlich wollten wir ja auch Xenia, Ute und Gitta am Bahnhof treffen.

Gesagt, getan. Wir verließen das Haus. Plötzlich hörte ich Rita hinter mir sagen: „Scheiße, meine Schwiegermutter!“ Noch ehe ich mich umgedreht hatte, war Rita wieder im Haus verschwunden. Bernadette und ich gingen einfach weiter und an Ritas Schwiegermutter vorbei.

Ritas Schwiegermutter sagte: „Hallo“, woraufhin ich „Hallo“ erwiderte.
Dann fragte sie: „Ist Kirsten noch drin?“. Ich sagte nur: „Ja!“

Wir haben dann eine Straßenecke weiter auf Rita gewartet. Ritas Schwiegermutter kam uns nach und wir haben uns noch kurz nett unterhalten. Dabei hat sie uns viel Spaß auf unserer Reise nach Koblenz gewünscht.

Dann kam Rita, winkte etwas verschämt ihrer Schwiegermutter zu und wir gingen gemeinsam zum Bahnhof. Kurze Zeit später kam auch Kirsten auf dem Bahnhof an. Sie berichtete uns, dass sie noch kurz über das Thema mit ihrer Mutter gesprochen hatte.

Übrigens: Kirsten berichtete mir, dass ihre Mutter meinte, ich hätte in meinem Kleid richtig gut ausgesehen. 🙂

Das Outing aus der Sicht von Bernadette

Es war am Tag zur Anreise nach Koblenz. Ava und ich trafen uns bei Rita und Kirsten, um gemeinsam zum Tranny-Bahnhof Gruiten zu gehen. Nach kurzer Begrüßung und einem Kaffee brachen wir auf. Kirsten war noch nicht ganz fertig, und so gingen wir drei schon mal langsam vor. Rita mit kleinem Abstand hinter uns,

Plötzlich verstummte das Rollgeräusch von Ritas Koffer. Ich drehte mich um und sah nur den verwaisten Koffer da stehen, wo ich Rita zu sehen dachte. Rita war weg!!!!

Erst da sah ich den Grund vor uns stehen: Ritas Schwiegermutter stand vor uns und fragte, wo denn Kirsten wäre, Ava gab ihr die Auskunft, aber das Fragezeichen auf ihrem Gesicht blieb. Keine Frage nach Rita, wir reimten uns den Grund zusammen und gingen weiter. Den Rest hat dann Rita schon beschrieben.

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Zwei Freundinnen: Katrin und Katja fahren zum 5. Geburtstag von Special Trade nach Nürnberg

„Kann ich mich wirklich rauswagen?“ – Diese bange Frage stellen sich viele Transgender am Anfang ihrer Outdoor-Karriere. Die ersten Schritte erlebt man noch unter Schweißausbrüchen und Herzklopfen. Doch dann ist auf einmal alles ganz einfach.

Eine Philosophie des Gendertreff lautet, dass Neulinge im Wege des Learning by Doing von erfahrenen Transgendern lernen. Im folgenden Artikel beschreibt Katja aus dem Gendertreff Forum , wie sie als Anfängerin gemeinsam mit der schon „alten Häsin“ Katrin zum Sommerfest anlässlich des fünften Geburtstags von Special Trade nach Nürnberg reist.

Hier nun der Bericht von Katja:

Die ganze Nacht habe ich kaum geschlafen. Herzklopfen bis zum Hals – doch irgendwie wie im Rausch der Gefühle. Endlich! Der Wecker rappelt mich doch noch wach. Gegen vier Uhr Morgens war ich doch noch eingeschlafen.

Für mich, Katja, sollte es der bis dahin längste Tag seit meinen ersten Ausgehversuchen werden. Obwohl: Was heißt hier Tag? Ein ganzes Wochenende! Vorsichtshalber habe ich mir noch eine Not-Kleidung eingepackt. Wer weiß?

Dann ab ins Bad. Jetzt geht es los. Beim Schminken muss ich Gas geben, denn es ist schon kurz vor fünf. Aber das Make-up sitzt und ich freue mich, dass es jetzt endlich losgeht.

Ich trage einen Jeansrock mit Bluse und Blazer – klack – klack – schallen die Pumps im Hausflur und um 05:30 Uhr bin ich aus dem Haus. Es fängt an zu regnen. Na ja, schnell über den Hof zum Leihwagen. Ich steige ein und fahre los nach Düsseldorf, um mich mit Katrin zu treffen. In der Zwischenzeit telefonieren wir beide zusammen.

Ich bin wie im Rausch, doch irgendwie fühle ich mich sauwohl. Am Südfriedhof in Düsseldorf angekommen hat es wieder aufgehört zu regnen. Katrin und ich begrüßen uns herzlich und Katrin wechselt das Auto.

Unterwegs unterhielten wir uns sehr intensiv über unsere Gemeinsamkeiten. Das war so intensiv, dass wir unser Frühstück verquatscht haben. Das wollten wir noch nachholen.

Irgendwo hinter Frankfurt wollte Katrin eine Zigarette rauchen. Kurz entschlossen hielten wir am nächsten Rastplatz an. Doch dies war kein normaler Rastplatz, sondern ein ganz kleiner. Leute en masse, doch auch ich wollte mal raus, ein wenig Frischluft tanken. Ich schaute mich um, aber mich nahm niemand wahr. Vielleicht waren sie auch alle nur mit sich selbst beschäftigt.

Wir unterhielten uns weiter, lachten zusammen und stiegen gut gelaunt in den Wagen. Wir bekamen langsam aber sicher Hunger und fuhren weiter zum Rasthof am Spessart an der A3. „Was da wohl wieder auf mich zukommt“, dachte ich bei der Abfahrt von der Raucherpause.

Na ja, wir sind ca. 30 km auf der Autobahn gefahren, als das Schild „Rastplatz Spessart“ auftauchte. Nun bekam ich dann doch feuchte Hände. Katrin sagte zu mir, dass mich niemand beachten würde. Lediglich mit dem einen oder anderen Blick müsste ich wohl rechnen.

An der Raststätte angekommen haben wir das Auto geparkt und die Handtasche über die Schulter gehängt. Schön einen Fuß vor dem anderen gestellt und auf Kopfsteinpflaster ging es mit Keilabsatz in Richtung Rasthaus. Die Herren, meist Rentner, schauten uns an und auch die Frauen musterten uns. Wir gingen auf die Toilette – die mit dem Rock dran.

Im Anschluss machten wir uns noch etwas frisch und gingen dann zum Frühstücken. Die Kassiererin zwinkerte mit den Augen und fand uns toll. Wir bezahlten das Frühstück und gingen zum Tisch, aßen unsere Brötchen, tranken den Kaffee und unterhielten uns. Es war schon kurz nach halb zehn als wir aufstanden, um unsere Fahrt fortzusetzen.

Nach einer weiteren Stunde sind wir im Hotel in Nürnberg angekommen. Es lag genau in der Innenstadt. „Schön“, dachte ich nur, „jetzt heißt es wieder raus.“ Oh je, zum Hotel mussten wir durch eine stark belebte Straße laufen. Also raus und durch. Wir haben dann nur kurz eingecheckt und mussten sofort wieder raus, weil vor dem Hotel nur Ein- und Ausladen gestattet war.

Irgendwie aus Neugierde sind wir zu Special Trade gefahren. Das hellrote Gebäude in einem Industriegebiet fiel gut auf und nach einem kurzen Orientieren gingen wir beide hinein. Ein Paradies der Transgenderausstattung lag uns zu Füßen. Alles, was das Herz begehrte, war in greifbarer Nähe.

Wir wurden von den Leuten herzlich willkommen geheißen und der Strom der Besucher riss nicht ab. Es kamen immer mehr Leute zur Tür hinein. Wir haben uns an die Theke gesetzt und aßen ein paar Häppchen. Wir haben dort viele nette Leute kennen gelernt und uns ausgetauscht.

Dann ging es los: Meine und auch Katrins Verwandlung. Wir saßen in gemütlicher Runde und ich begann mir eine neue Perücke auszusuchen. Es war wie in einer gemütlichen Runde. Jeder zeigte mit dem Daumen nach oben oder unten.

Ganze drei Versuche hab ich gebraucht und alle klatschten zum Schluss. Ich habe mich im Spiegel angeschaut und gesagt: „Mann, ist das eine Schöne!“ Die Mütze war gekauft.

Das war aber noch nicht alles, denn dann folgte noch das andere Programm, das ich gebucht hatte: „Von der Raupe zum Schmetterling“ – eine Kosmetikbehandlung habe ich ebenfalls bekommen.

Es war schon kurz nach 16:00 Uhr, also rein in das Zimmer, wo Karin, die Kosmetik-Fachfrau auf mich wartete. Sie hat mich erst einmal abgeschminkt. Ich fühlte mich irgendwie nackt, aber das sollte schnell vergehen. Sie manikürte meine Nägel. Dann wurde ich massiert. Herrlich, nach so einem langen Tag! Ich wurde immer entspannter.

Dann wurde mein Gesicht behandelt. Ein Peeling, dann eine Gesichtsmassage und viel Ruhe – na ja, Tür auf, Tür zu – es war ja viel Betrieb dort.

Zu guter Letzt habe ich eine Gesichtsmaske bekommen. Meine Augen haben eine Verjüngungskur bekommen und mein Gesicht bekam eine Maske. Auch auf die Gefahr, dass ich mich wiederhole: Es war einfach herrlich.

Nach weiteren ca. 20 Minuten wurde ich wach gemacht und war wie erholt. Ich fühlte mich tatsächlich, als hätte sich eine Raupe in einen Schmetterling verwandelt. Karin legte mir ein neues Make-up auf und machte mir die Augen schön. Als runderneuerte Katja verließ ich entspannt das Zimmer und zu guter Letzt drückte ich Karin noch.

Da es schon nach 18:00 Uhr war, entschlossen wir uns, endlich zurück zum Hotel zu fahren, um uns für die Feier noch schnell umzuziehen. Da wir mit dem Wagen ja nur bis in das Parkhaus fahren konnten bedeutete das: Raus in das Leben der Innenstadt von Nürnberg.

Wenn ich mein Spiegelbild in den Schaufenstern sah war ich überrascht, wie gut ich aussah. Von den anderen wurde ich eigentlich gar nicht wahrgenommen. Der Eingang des Hotels kam näher und wir gingen hinein. Wir holten die Schlüssel an der Rezeption und verabredeten uns für 19:00 Uhr, denn wir wollten ja schnell zurück zum Event von Special Trade.

Also kurz noch umgezogen. Mit Bluse, schwarzem Rock und meinen 8-Zentimeter-Pumps ging es dann wieder raus in die Stadt.

Katrin schmerzten die Ohrringe. Sie waren wohl zu schwer, also wurde schnell beschlossen, eben ein paar neue holen. „Jau“, dachte ich, „Augen zu und durch.“ Wir sind bei H&M rein. Der Laden war gerappelt voll. Es war warm und überall waren Menschen. Wir liefen völlig selbstverständlich da durch – gut ein paar Blicke hat Frau auch bekommen, auch von den Verkäuferinnen. Mal ein zwinkerndes Auge, gut ich will nicht protzen, es waren zwei. Dann hatte Katrin die Ohrringe ausgesucht: Kreolen. Wir gingen zur Kasse und bezahlten.

Oh weh, wieder Kopfsteinpflaster mit den Pfennigabsätzen! Doch auch das hat gut geklappt und wieder rein ins Parkhaus, das Auto geholt und zum Special Trade Event gefahren. Wir waren schon spät dran, denn erst nach 20:00 Uhr waren wir da. Wir stellten das Auto ab und stürzten uns ins Vergnügen. Ich hatte mit Katrin vereinbart, dass sie uns heute zum Hotel zurückfahren sollte.

Der Abend war wunderschön. Es begann mit einem Sektempfang, dann haben wir es uns auf der Terrasse  gemütlich gemacht und unheimlich nette Leute kennen gelernt. Wir haben sehr gut gegessen und getrunken und auch eine tolle Unterhaltungsshow gesehen. Das Programm hieß BabsnerTV und war total lustig. Wir blieben bis weit nach Mitternacht.

Im Anschluss haben wir uns bei Inka und Michael, den Inhabern von Special Trade, für die tolle Party bedankt. Dann fuhren wir gut gelaunt zum Hotel zurück. Meine Füße brannten von den Absätzen, aber wir mussten noch einen riesigen Weg vom Parkhaus zum Hotel laufen. Na ja, wir haben auch das geschafft.

Zu guter Letzt wollten wir noch einen Absacker trinken, aber die Hotelbar war schon zu. Doch im Keller befand sich noch eine Bar. Also ab in den Keller, wo wir immer neue Kellner gehabt haben. Lustig, so eine tolle Runde. Kurz vor 5:00 Uhr wurde ich müde. Ich verabschiedete mich und ging zu Bett.

Um 9:00 Uhr hieß es wieder „Raus aus den Federn!“ Eine kurze Nacht war das. Doch ich musste mich nun schnell duschen und fertig machen, denn um zehn Uhr war mit dem Frühstück Schluss.

Ich habe es geschafft und die Leute von der Fete waren auch noch da. Wieder hatten wir jede Menge Spaß.

Dann haben wir ausgecheckt, sind zum Parkhaus gelaufen und haben das Auto geholt. Schnell getankt und los, ab zum Gendertreff Düsseldorf . Gegen 15:30 waren wir wieder in Düsseldorf. Noch einen leckeren Kuchen im Café Süd gegessen und von der Party erzählt. Im Anschluss bin ich freudestrahlend nach Hause gefahren und hundemüde ins Bett gefallen.

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Diagnose „Transsexualismus“ oder „Das Kind muss einen Namen haben“

Transsexualität ist ein sensibles Thema und die formale Einordnung als Krankheit häufig ein Aufreger bei Transgendern. Doris, die den kompletten Weg der Transition gegangen ist, berichtet von Ihren Erfahrungen.

Gestern hatte ich eine Rechnung des Gynäkologen in der Post, bei dem ich seit meinem offiziellen Wechsel vom Mann zur Frau im Mai 2006 in hormoneller Behandlung bin. Da ich als mich als Beamtin privat versichern muss, bekomme ich die Arztrechnungen nach Hause geschickt, um sie zu bezahlen und mir das Geld dann von meinem Dienstherrn und von der Krankenkasse je zur Hälfte erstatten lassen.

Nun ist es hierzulande aber üblich, dem „Kind einen Namen zu geben“. Das heißt, für die Krankenkasse ist in die Arztrechnung zu schreiben, weswegen der Patient oder die Patientin behandelt wurde. Das „Krankheitsbild“ eben. Wobei unter „Behandlung“ alles fällt, was ein Arzt für seinen Patienten tut, auch wenn das „Krankheitsbild“ der Diagnose nicht „heilbar“ ist.

Und deswegen stand eben in dieser Rechnung als Diagnose “Transsexualismus“. Auch auf anderen Rechnungen von Ärzten und Krankenhaus, die ich in dieser Sache bekommen habe, oder in Gutachten steht diese Diagnose, meistens noch mit dem Zusatz „ICD-10: F.64.0“

Dieser Schlüssel steht für die „Diagnose Transsexualismus“.

Es sollte jetzt aber niemand auf den Gedanken kommen, dass es sich hierbei um etwas handelt wie eine Blinddarmentzündung.

Die Einordnung des Phänomens „Transsexualismus“ oder „sexuelle Transidentität“ als „Krankheitsbild“ einschließlich des Verabreichens einer „ID-Nummer“ und eines medizinischen Diagnosebegriffs ist auch in Mediziner- bzw. Psychiaterkreisen ziemlich umstritten. Wer dazu etwas Genaueres wissen will, kann in unzähligen medizinischen Fachbüchern oder auch bei Wikipedia nachschauen.

Ich möchte an dieser Stelle jetzt auch nicht diese ganze Literatur zitieren, dazu habe ich einfach nicht das Fachwissen. Mir geht es an dieser Stelle auch einfach nur darum, einmal darüber zu spekulieren, warum das Phänomen sexuelle Transidentität überhaupt offiziell als „Krankheitsbild“ bezeichnet wird.

Die Erklärungen, die mir dazu einfallen, sind folgende:

Der medizinische Eingriff zur Angleichung Mann zur Frau lässt sich nur durch qualifizierte Ärzteteams vornehmen, also in einem Krankenhaus. Und in ein Krankenhaus kommt man hierzulande nur dann, wenn man eine ärztliche Überweisung hat. Oder als akuter Notfall. Für eine ärztliche Überweisung ist aber eine „Diagnose“, ein „Krankheitsbild“ notwendig.

Die Kosten für das Verfahren einer Angleichungsoperation vom Mann zur Frau sind ziemlich hoch. Bei mir beliefen sie sich auf insgesamt  ca. 16.000,00 €, wobei die eigentliche Operation nur 4.000 € gekostet hat, während die Kosten für die Krankenhausunterbringung bei ca. 12.000 € lagen. Ich weiß das deswegen so genau, weil ich die Rechnungen ja zugeschickt bekommen habe.

Das aus eigener Tasche zu bezahlen, dürfte den wenigsten Transgendern möglich sein, folglich treten hierzulande die Krankenkassen ein. Damit die jedoch juristisch auf der sicheren Seite sind bzw. überhaupt eine Veranlassung haben, in diesem Fall einzutreten, benötigen sie ebenfalls eine „Diagnose“. Denn würde eine solche Angleichungsoperation nicht als „medizinisch notwendige Behandlung aufgrund eines Krankheitsbildes (Diagnose)“, sondern als „Schönheitsoperation“ gewertet, bräuchten sie nicht zu zahlen, und die Transgender würden auf den Kosten sitzen bleiben.

Wenn ein Transgender hierzulande also eine Angleichungsoperation haben möchte, dann benötigt sie also eine ärztliche Überweisung, um überhaupt in ein Krankenhaus zu kommen, das eine solche Operation macht, und zugleich mit dieser Überweisung eine „Diagnose“, damit die Krankenkassen veranlasst werden, die Kosten zu übernehmen, da ja ein „Krankheitsbild“ vorliegt.

Dies ist meine Theorie zu dem Umstand, dass sexuelle Transidentität hierzulande als „Krankheitsbild“ dargestellt wird, obwohl es in Fachkreisen umstritten ist, ob das Phänomen an sich eine Krankheit ist oder nicht.

Ich selber habe mich wegen meiner Transidentität nicht als „krank“ empfunden, aber die Umstände, die bis zu meinem Wechsel damit verbunden waren, haben mir in der Tat ziemlich zugesetzt. Inwieweit, das möchte ich jetzt an dieser Stelle nicht weiter erörtern, aber diejenigen, die in der gleichen Situation waren oder sind wie ich, werden wissen, was ich meine.

Es sollte sich deswegen auch niemand als „krank“ empfinden.

Aber, wie ich weiter oben schon ausgeführt habe, das „Kind muss einen Namen haben“.

Zur Person:

Mein Name ist Doris O., ich bin Jahrgang 1957, lebe und arbeite in E., und bin seit Mai 2006 „offiziell“ Frau. Die nach dem TSG geforderten Gutachten habe ich seit Oktober 2006, die Angleichungsoperation MzF (Mann zur Frau) seit Oktober 2007 und die Personenstandsänderung zur Frau seit März 2008.

Weil ich in der Vorgeschichte zu meinem „Wechsel“, die von April 2001 bis ca. Anfang 2006 ging, auf meine Fragen zu den psychiatrischen Untersuchungen, dem gerichtlichen Verfahren zur Vornamens- und Personenstandsänderung und zur geschlechtsangleichenden Operation vom Mann zur Frau von anderen, die diesen Weg bereits hinter sich hatten, nie zufrieden stellende Auskünfte erhielt, habe ich mir vorgenommen, jeden bzw. jede, die mich darum bittet, über meine persönlichen Erfahrungen zu informieren.

Ich möchte allerdings darauf hinweisen, dass diese Erfahrungen äußerst subjektiv und keinesfalls für jeden bzw. jede brauchbar sind.

Sie ersetzen in keinem Falle professionelle psychotherapeutische Beratung und Analyse. Und sie ersetzen auch nicht die eigene Entscheidung, die jeder bzw. jede für sich selber eigenverantwortlich treffen muss.

Heute kein Kleid?

Wenn man beginnt, als Transgender rauszugehen ist man verständlicherweise zunächst einmal unsicher. Auch gibt es häufig diverse persönliche oder berufliche Gründe deretwegen man vermeidet, bereits vollständig en femme das Haus zu verlassen. Ava berichtet von ihren Erfahrungen. „Heute kein Kleid?“ weiterlesen

Mein tiefes Loch

Im Gendertreff angemeldet, einen weiblichen Namen gesucht und schon sind alle Probleme beseitigt? Nun, so einfach ist es natürlich leider nicht, wie der folgende Beitrag zeigt. Unsere Userin Nephele berichtet dabei sehr offen über den Wettstreit ihrer Gefühle, nachdem sie sich ihren weiblichen Namen ausgesucht hatte.

Mit freundlicher Genehmigung von Nephele aus dem Gendertreff Forum

Nun, für alle die mich noch nicht kennen: Ich bin Nephele und Neuling auf dem Gebiet Transgender. Ich habe mich nie so damit befasst. Ich dachte immer nur, ich bin ein Mann, der leidenschaftlich gern Frauenkleidung trägt. Das war immer für mich eine besondere Welt, in die ich eintauchen konnte und die mich auch immer wieder innerlich sehr befriedigt hat. Ich habe das aber immer heimlich gemacht, bis auf zwei Male (ich möchte noch kurz dazu sagen, dass ich seit jetzt fast 20 Jahren Frauen Sachen trage).

Seit ich hier im Gendertreff bin, gehen seltsame Dinge mit mir und in mir vor. Was ich sehr loben muss, ist die Fürsorge hier im Gendertreff. Eigentlich wollte ich nur gleichgesinnte Menschen treffen, mit denen ich mich austauschen kann, Erfahrungen sammeln und Kontakte knüpfen. Aber ich habe was ganz anderes erfahren und erlebt, womit ich nicht gerechnet habe.

Nun darüber möchte ich aber ein anderes Mal sprechen. Jetzt möchte ich aber über mein tiefes Loch sprechen, in das ich gefallen bin.

Es ist jetzt zwei oder drei Wochen her, das weiß ich nicht mehr genau. Jedenfalls ich war sehr stolz, mich überwunden zu haben, mich hier vor einiger Zeit angemeldet zu haben. Ich habe mich endlich mal mit ganz lieben Menschen austauschen und offen über das Thema sprechen können.

Doch seit ich das gemacht habe, ist meine Gefühlswelt im meinen Inneren immer mehr durcheinander geraten. Ich will aber nicht sagen, dass es im Negativen war. Nein, ich habe mich sehr gefreut endlich mal Menschen gefunden zu haben, die verstehen was ich sage und meine. Die mich so nehmen wie ich bin, respektieren und achten. Das habe ich zuvor nie kennen gelernt.

Jedenfalls habe ich mich hier im Gendertreff einbringen und meine Gedanken und Gefühle einmal niederschreiben können. Und ich habe dann auch mehr über mich und mein Innerliches nachgedacht. Ich habe mir immer gewünscht, mal an einem Punkt zu kommen, nach dem ich mich wahnsinnig sehne und an dem ich alles ausleben kann. Aber ich habe nie gedacht, dass ich es wirklich mal erleben werde. Und das kommt gerade.

Ich habe meinem zweiten innerlichen Gesicht nie einen Namen gegeben. Ich war ja nur ein Mann, der Frauenkleidung trägt. Ich habe mir nie eingestanden, was ich wirklich leben will, obwohl ich doch schon immer als Frau leben wollte.

Ich bin all die Jahre, in denen ich meine Neigung im Verborgenen ausgelebt habe, immer gut mit mir selber klar gekommen. Ich war immer nur der Mann. Aber ich habe meiner weiblichen Seite nie einen Namen gegeben. Hier im Forum des Gendertreff hatte ich mir den Nicknamen Lex gegeben, der ja nun wirklich nichts mit meiner weiblichen Seite zu tun hat. So heißt mein Drucker, das war also wieder männlich für mich. Und damit habe ich ja kein Problem.

Nach einigen Beiträgen im Forum kamen einige User mit dem Vorschlag auf mich zu, ich sollte mir doch einen weiblichen Namen geben, was ich dann auch relativ schnell gemacht habe, obwohl ich bei der Wahl etwas Schwierigkeiten hatte. Man war mir auch behilflich bei der Suche nach einem Namen und hat mir Tipps und Denkanstöße gegeben. Bis dahin war das ja noch nicht so das Problem oder ich habe es nicht wahrgenommen.

Doch nachdem ich mir den neuen Namen gegeben hatte, begann mein Dilemma: Denn es wurde alles geändert. Ich wurde gefragt, ob auch mein Nickname im Forum geändert werden sollte. Ich sagte frohen Mutes „Ja“, ohne zu wissen, was dann mit mir passiert.

Also gut, alles getan und gemacht. So entstand jetzt mein Name Nephele. Ich habe dann viele liebe Zuschriften und Kommentare bekommen und Gratulationen, dass ich einen wichtigen Abschnitt geschafft hätte. Jetzt ging es darum, auch noch so meine Beiträge im Forum zu unterschreiben. Und da war es dann auch schon: Damit bin ich dann nicht mehr so klar gekommen. Ich war so durch den Wind, jetzt wirklich einen Frauennamen zu haben. Ich war als Mann eine Frau. Es ist etwas Wirklichkeit geworden. Und beim Unterschreiben eines Forenbeitrags war es dann passiert, dass ich nicht einmal mehr wusste, wie ich unterschreibe. Ich habe mich verschrieben und mit meinen ganz richtigen Namen unterschrieben.

Und das hat mich so sehr aus der Bahn geworfen, weil ich nicht mehr wusste, was jetzt mit mir passiert. Meine Gefühle spielten verrückt. Ich habe Ängste und Depressionen bekommen. Mein Kopf war voller Gedanken, die ich einfach nicht zuordnen konnte. Ich habe mich zurückgezogen und habe auch im Forum nichts mehr geschrieben. Ich habe mich auch nicht mehr verwandelt, also auch nicht mehr das Allerliebste gemacht, was ich wollte.

Ich habe Gewissensprobleme bekommen. Wer bin ich? Was bin ich? Ich wusste es wirklich nicht mehr. Ich wollte immer eine Frau sein. Oder ich will es mal so sagen: Ich sehne mich danach, als Frau zu leben. Ich liebe diesen Körper. Und immer, wenn ich mich verwandelte soweit es ging, ist mir die Welt immer offener vorgekommen. Das sind nun meine Empfindungen.

Doch durch meinen Rückzug in meine Einsamkeit ist mir auch etwas bewusst geworden, das ich vorher nicht gewusst habe. Ich habe zuvor nicht gewusst, dass ich eine ganz liebe Freundin gewonnen habe. Eine Freundin, die sich Gedanken und Sorgen gemacht hat, warum ich nicht mehr schreibe und nicht mehr hier bin.

Dann habe ich über das Gendertreff Forum eine ganz liebe fürsorgliche private Nachricht von Marina bekommen. Sie hat mir ihre Fürsorge mitgeteilt, und  dass Sie mich vermisst. Und nicht nur, dass Sie mich vermisst, sondern auch den Austausch durch unsere vielen privaten Nachrichten. Denn wir haben viele private Nachrichten geschrieben, die viele Seiten lang waren. Sie meinte, dass es auch für sie eine Bereicherung ist, sich mit mir auszutauschen und dass sie mich so respektiert, wie ich bin. Und das hat mich total umgehauen.

Danke an dieser Stelle ganz ausdrücklich Dir, Marina, dass du mich aus meinem tiefen Loch geholt hast. Und dass du mich so nimmst, wie ich bin. Und ich muss sagen, dass ich stolz bin, dass wir Freundinnen sind.

Das habe ich so in meinem privaten Leben bislang noch nicht erfahren. Durch Marina habe ich Mut gefasst, wieder etwas in meinem Themenbereich zu schreiben. Nicht viel, nur eine kleine, kurze Info. Doch darauf kamen Reaktionen und Kommentare, die mich sehr gefreut haben und mir noch mehr Mut zusprachen.

Nun ich weiß nicht, ob dieser Bericht hilfreich ist für andere. Aber ich wollte einmal alles niederschreiben, wie es mir ging. Vielleicht kann ich dadurch doch jemandem helfen. Ich weiß es nicht. Ich habe aber dadurch doch einiges über mich gelernt und erfahren.

Lieben Gruß Nephele

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Meine kleine Trannytour oder Marina am Rosenmontag in Hilden

Viele unserer Erlebnisberichte sind von erfahrenen Transgendern geschrieben worden. Doch wie ist es für Neulinge, für die es noch nicht so selbstverständlich ist, sich en femme draußen zu bewegen? Im folgenden Beitrag gibt uns unsere Userin Marina einen Einblick in ihre Gefühlslage bei einem ihrer ersten Ausflüge in die Öffentlichkeit.

Mit freundlicher Genehmigung von Marina aus dem Gendertreff Forum

Auf dem Gendertreff Leverkusen am 06. Februar 2010 hatte ich mich kurzfristig entschlossen, am Rosenmontag mit nach Hilden zu kommen. Das war wohl eine echte Kurzschlussentscheidung, denn zur richtigen Vorbereitung war nicht mehr genug Zeit, beruflich bedingt und auch was meine Kleidergröße betrifft (Ich bin nun mal ein 4XL Transgender).

Der Sonntag vor Rosenmontag begann erstmal mit Fingernägel lackieren. Zum ersten mal übrigens. !**********! Nagellack! Mit dem Lackfarben stehe ich irgendwie auf Kriegsfuß. Nach unzähligen Versuchen hatte ich es so halbwegs hinbekommen, zufrieden stellend war es aber nicht.

Montagmorgen bin ich dann viel zu früh aufgewacht, andererseits auch nicht. Noch brauche ich über 2 Stunden zu stylen. Ich hoffe das wird irgendwann mal schneller gehen. Da ich wie gesagt kein richtiges Kostüm hatte, habe ich mir halt ein paar Dinge zusammen gesucht, die wohl eher in die Rubrik Fehlkauf bzw. Abendbekleidung gehören. Nichts tolles, lila Seidenbluse, braun gemusterter Faltenrock im Kiltstil, lila metallic Leggings, fast flache schwarze Stiefel und meinen langen Wintermantel. Eigentlich wollte ich was „höheres“ tragen, aber angesichts der Tatsache, das es geschneit hatte und ich ziemlich viel laufen muss, habe ich mich dann doch für die fast Flachen entschieden.

Was wäre Karneval Feiern, wenn man noch nicht einmal ein Bier trinken kann? Also ist Marina statt mit dem Auto dann eben dem ÖPNV gefahren. Noch eine Premiere, denn auch das zum ersten Mal.

In dem Mietshaus, in dem ich wohne, lebe ich sehr anonym. Daher ist das vor die Tür Gehen für mich mal grundsätzlich kein Problem. Nur im hellen Tageslicht habe ich es noch nie gemacht. Aber was soll’s, es ist Rosenmontag, gerade heute interessiert das garantiert niemanden, ob das Passing gut oder schlecht ist. Ist es schlecht, dann ist es eben ein Karnevalskostüm, ist es gut, na um so besser… So weit wie viele der anderen, zu sagen es ist grundsätzlich egal, so weit bin ich noch nicht. Aber diese Einstellung kommt so ganz langsam, zumindest setzt sich der Gedanke langsam bei mir fest.

Also los geht’s, allen Mut zusammen nehmen und einfach loslaufen. 500 m bis zur Bushaltestelle. Niemand außer mir da und noch gut 5 Minuten Zeit. So stehe ich da an der Haltestelle, Autos fahren vorbei, niemand interessiert sich für mich. Etwa 2 Minuten vor Abfahrt kommt eine junge Frau in Reitkleidung, mustert mich kurz und vertieft sich dann in Ihr Pferde-Buch.

Der Bus kommt pünktlich, einsteigen und 5 Haltestellen weiter raus zum Umsteigen in eine andere Buslinie. Dazu die Kreuzung überqueren und 200 m bis zu anderen Haltestelle. Kostümierte und normale Leute überall, niemand interessiert sich wirklich für mich. Nach 10 Minuten kommt der andere Bus, der mich zum Bahnhof bringt. Wieder 100% pünktlich.

Am Bahnhof dann hätte ich eigentlich ebenfalls ca. 10 Minuten Wartezeit gehabt. Doch die Bahn kommt verspätet. 12 Minuten zu spät um genau zu sein. Oje, hoffentlich bekomme ich noch die S-Bahn am Düsseldorfer Hauptbahnhof.

Der verspätete Zug ist ziemlich voll mit Karnevalisten und solchen die es nicht sind. Ich frage höflich und setze mich dann neben einen Mann in einem Tupfenkostüm. Die Fahrt dauert gut 20 Minuten. Im Zug schaut ein junges Mädchen mehrmals zwischen den Sitzreihen hindurch zu mir rüber. Jedes Mal wenn ich zurück schaue dreht sie ganz schnell den Kopf weg. Dann tuschelt sie, wohl mit Ihren Eltern. OK, also hat sie mich erkannt? Na wenn schon, es ist Rosenmontag.

Die anderen im Zug interessieren sich gar nicht für mich. Umsteigen am Düsseldorfer Hauptbahnhof. Der Bahnhof ist brechend voll, vor allem mit Karnevalisten. 13:06, die S-Bahn, die ich ursprünglich geplant hatte geht um 13:10, das könnte noch klappen. Jawohl, als ich die Treppen zum Bahnsteig hochkomme läuft die S-Bahn gerade ein. Also hatte ich statt am Bahnhof Düsseldorf am Bahnhof Osterath die Wartezeit absolviert, ist ja egal. Damit bin ich wieder im Zeitplan.

Die S-Bahn fährt pünktlich ab. Es sitzen ein paar Leute im Zug, auch hier wieder, absolut kein Interesse an mir. Nach 16 Minuten läuft die S-Bahn im TBG ein. Insider wissen schon welcher Bahnhof das ist. Gemeint ist natürlich der schon so häufig erwähnte Trannybahnhof Gruiten.

Aussteigen, Endstation für mich. Aus dem Bahnhof raus und kurz Rita anrufen, sie will mir entgegen laufen. Vom Bahnhof sind es etwa 500 m bis zu Ritas Wohnung. Nach gut 300 m kommen Rita und Ava mir entgegen. Rita in Ihrem Funkenmariechen Kostüm und Ava in einem silbernen Cheongsam . Beide sahen toll aus. Nach einer schnellen Begrüßung laufen wir gemeinsam zu Ritas Wohnung. Dort wärmen wir uns erst mal wieder auf. Es ist ja noch Zeit bis wir los müssen.

Da ich wusste, dass ich von hier aus zusammen mit Rita, Kirsten und Ava unterwegs bin, habe ich mir keine weiteren Gedanken mehr über den Fahrplan gemacht. Also zurück zum TBG und von dort in die S-Bahn zum Bahnhof Hochdahl. Da stieß dann auch Ilona zu uns. Gemeinsam sind wir dann zum Bus gelaufen, der uns nach Hilden Stadtmitte bringt. An der dritten Haltestelle sind dann noch Xenia, Ute und Gina zugestiegen.

Wir saßen alle ziemlich weit hinten im Bus. In der letzten Reihe saßen ein paar Jugendliche im typischen Outfit: Baggy Pants, Basecap und Ipod im Ohr. Alle in schwarz. Haben die gekuckt… So einen Trannyauflauf haben die wohl auch noch nie gesehen. Xenia unterhielt sich mit einer älteren Frau im Bus. Ich war etwas zu weit weg um alles mitzubekommen. Jetzt, da ich nicht mehr alleine war, hat es mir auch gar nichts mehr ausgemacht. Das alte Prinzip der Sicherheit in einer Gruppe.

Im Zentrum von Hilden sind wir ausgestiegen und zum Karnevalszug gelaufen. Dort warteten schon Josi und Sarah auf uns. So, jetzt sollte der Karneval in Hilden wohl losgehen. Die Zugspitze war jedenfalls schon da. Von unserem Stehplatz aus war der Zug jedoch nicht so toll zu sehen, denn wir standen ziemlich weit hinten.

Nach einiger Zeit waren alle durchgefroren und so wurde beschlossen, dass wir uns auf den Weg zum Restaurant Pegasus machen. Der Zug lief aber noch. Unterwegs bin ich dann noch auf dem schlecht geräumten Bürgersteig gestürzt. Gott, war mir das peinlich im ersten Moment, diese blöden glatten Sohlen. Aber alle haben sich nur Sorgen um mich gemacht. Es war aber nichts passiert, außer dass meine Perücke verrutscht war.

Im Pegasus gab es erstmal Verwirrung über die Sitzordnung. Nachdem sich die meisten schon gesetzt hatten, sollten wir dann doch wo anders hin. Na ja, nach ein paar Minuten war das auch geklärt. Alle bestellten Ihr Essen und es wurde in gemütlicher Runde gespeist. Dann sind die Raucherinnen erst mal raus und ich zum Makeup-Nachbessern runter zur Toilette. Auf dem Weg nach unten kam mir ein junges Mädchen entgegen und sagte alle Toiletten sind besetzt. Damit hat sie mir, ohne es zu wissen, ein nettes Kompliment gemacht. Denn sie hat mich für das genommen, was ich sein will: Eine Frau.

Dann wurde die Tischrunde aufgelöst und alle sind nach vorne zur Theke. Da gab es aber nur 4 Sitzplätze für uns. Der Rest musste stehen. Die anderen anwesenden Gäste haben uns vielleicht komisch angesehen, oder bilde ich mir das nur ein? Alleine hätte ich wahrscheinlich Panik bekommen, aber so, in der Gruppe ging es. Es wurde viel geredet, einige fingen an zu Tanzen zur üblichen Karnevalsmusik. Ich saß die meiste Zeit da, unterhielt mich mit praktisch jeder einmal und genoss ein Alt nach dem anderen. Rita forderte mich mehrmals auf, doch mitzutanzen, aber irgendwie traute ich mich nicht. Ich bin doch so steif.

Dann wurde ich auch noch von Utes Bruder zum Tanzen aufgefordert, was ich aber sehr bestimmt abgelehnt habe. Da spielt das Kopfkino dann doch wieder Armageddon – Der Untergang der Welt. Nach 6 Alt war mir es dann aber auch egal und ich bin dann doch mit zum Tanzen gegangen. Und was für einen Spaß ich hatte. Wann habe ich zum letzten Mal getanzt? Oje, das war noch auf der letzten Schulfete, so lange ist das schon her. Sch*** Schüchternheit. Offensichtlich brauche ich dann doch noch etwas Starthilfe um locker zu werden. Nicht, dass mich 6 große Alt jetzt aus der Bahn werfen würden, beileibe nicht. Aber es hilft. So kam Utes Bruder dann doch noch zu einem Tanz mit mir.

Der Rest des Abends verging wie im Flug mit Tanzen und Reden. Dann verabschiedeten sich zuerst Gina, Xenia, Ute, Josi, Sarah und Ilona. Rita, Kirsten, Ava und ich blieben noch ein paar Minuten, wir hatten noch Zeit bis wir wieder zur S-Bahn mussten. Ava hatte mir angeboten, mich mit dem Auto nach Hause zu fahren, wir mussten aber erst zurück zum TBG.

Also sind wir gegen 22:00 Uhr losgelaufen, um die S-Bahn nach Solingen zu erwischen. In Solingen wollten wir umsteigen, nur hatte der Zug zum TBG laut Ansage 45 Minuten Verspätung. Was sollten wir also tun? Am Bahnhof gibt es einen McDonald’s. Also auf einen Kaffee zum Fastfood Restaurant. Viel los war nicht und irgendwie hat es mir auch nichts mehr ausgemacht, dass ich angesehen wurde. So warteten wir unsere Zeit ab, im McDonald’s war es wenigstens schön warm. Besonders Ava mit Ihrem Kleid und Pumps hatte da zu leiden.

Wieder einmal: Die Bahn kommt … noch später. Aus 45 Minuten Verspätung wurden dann 75 Minuten. Die letzte halbe Stunde haben wir dann am Bahnsteig gestanden und gefroren. Arme Ava, mit ihrem dünnen, hoch geschlitzten Kleid hat sie am meisten gelitten. Der Rest verlief dann ziemlich unspektakulär. Am Trannybahnhof Gruiten raus, in Ritas Wohnung kurz aufgewärmt und dann mit Ava im Auto zurück nach Hause. So bin ich dann um fast 1:00 Uhr zu Hause angekommen. Noch abschminken und ab ins Bett.

Alles in allem war es ein wunderschöner Nachmittag und Abend für mich. Das hat meinem Selbstvertrauen wieder einen kräftigen Schub gegeben. Es macht so viel Spaß mit Freundinnen auszugehen. Das macht echt süchtig nach mehr.

Ich möchte mich an dieser Stelle noch ganz herzlich bei Rita, Kirsten und Ava bedanken. Einfach dafür, mich ein bisschen „an die Hand“ genommen zu haben und mich einfach mitzuziehen. Noch brauche ich das, obwohl es mir schon so viel leichter fällt. Ich stamme halt nicht aus dem Rheinland. Die berühmte rheinische Fröhlichkeit war mir bisher fremd. Die Mentalität in meiner Heimat ist eher mehr so wie die der Westfalen. Stockkonservativ, humorlos und steif. Obwohl meine Heimatstadt sogar als Karnevalshochburg in Hessen gilt. Aber das sind die Städter, ich bin stamme vom Land. Deshalb habe ich wohl auch so lange zum „auftauen“ gebraucht.

Eure Marina

PS von Ava: So kalt ist auch ein recht dünnes Kleid mit ordentlicher Winterjacke sowie zwei 60den Thermo-Strumpfhosen dann auch wieder nicht. 😉

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Das Candlelight Dinner

Bereits seit einigen Monaten geisterte eine Idee in unseren Köpfen herum: Man müsste eigentlich einmal ein richtig festliches Event auf die Beine stellen. Mit schönen Kleidern, einem erlesenen Menü, festlicher Musik – nur wo sollte ein solches Event stattfinden?

Nun, ein klein wenig kam uns der Zufall zuhilfe: Denn mit dem Café Süd in Düsseldorf hatten wir für unseren Gendertreff Düsseldorf Anfang 2009 eine neue Location gefunden, die sich zumindest was Gebäck anging durch immer neue Spitzenleistungen auszeichnete. Auch das Ambiente war vielversprechend. So reifte die Idee weiter, bis Cinderella es zum ersten Mal aussprach: Warum nicht ein Candlelight Dinner im Café Süd veranstalten?

Anfang März 2009 war die Idee gereift und es formierte sich mit Cinderella, Conny-Lynn und Ava ein Team, das sich daran machte, das Event vorzubereiten. Die Anfrage beim Café Süd verlief positiv und so konnten wir es dann ankündigen: Am 14.11.2009 sollte im Café Süd ein Candlelight Dinner stattfinden.

Also stürzten wir uns in die Vorbereitungen. Das Event wurde im Forum angekündigt und erste Überlegungen hinsichtlich des Programms angestellt. Es stellte sich zudem heraus, dass das Café Süd für Veranstaltungen mit einem Koch zusammenarbeitete. Wir bekamen Menüvorschläge übermittelt, aus denen wir dann ein Menü für den Abend zusammenstellten. Dies führte direkt zum "anstrengendsten" Teil der Vorbereitungen: Dem Testessen. Ich kann Euch sagen: Wir sind an diesem Abend regelrecht aus dem Café Süd rausgekugelt. Aber damit war auch unsere Wahl getroffen.

Das Menü sollte aufgetragen werden und insgesamt sieben Gänge umfassen. Zunächst gab es eine Brotauswahl mit Butter. Dazu wurden gemischte Antipasti, bestehend aus mediterranen Gemüsen mit Olivenöl und Knoblauch serviert. Weiter gab es Vitello Tonnato sowie Lachsmedaillons in einer Senf-Dillsauce.

Als Hauptgericht stellten wir mehrere Alternativen zur Verfügung. Unsere Gäste hatten die Qual der Wahl zwischen Schweinemedaillons auf Waldpilzragout und Entenbrust in Cassissauce. Dazu wurden Kroketten und Broccoli gereicht.

Zum Abschluss gab es drei verschiedene Desserts: Einen orientalischen Obstsalat mit Ingwer und Chili, Orangenmascarpone sowie Nougatmousse.

Schnell war das Event ausgebucht und dann war der große Tag endlich da. Ab 18:30 Uhr baten wir zum Sektempfang. Alle hatten sich richtig in Schale geworfen und es gab schöne Kostüme, Hosenanzüge und Abendkleider zu bewundern.

Ein Konzertpianist untermalte den Abend mit dezenter klassischer Musik und das Café Süd erstrahlte im Glanz der vielen Kerzen und Teelichter. Alle Tische waren mit wunderschöner Tischdekoration hergerichtet. Dann kam der erste Höhepunkt des Abends: Cinderella gab in Begleitung des Pianisten ihre Sangeskünste zum Besten und wir vom Orga-Team begrüßten die Gäste. Dann wurden auch bereits die Vorspeisen aufgetragen und es zeigte sich schnell, dass der Koch des Café Süd ganze Arbeit geleistet hatte.

Zwischen den Vorspeisen und dem Hauptgang erfreute uns erneut Cinderella in Begleitung des Pianisten mit ihrem wundervollen Gesang. Die Stücke waren natürlich dem festlichen Anlass entsprechend ausgewählt.

Doch der Höhepunkt des Abends sollte ja noch folgen. Denn so ganz nebenbei hatte sich noch ein zweites Orga-Team gebildet und eine wundervolle Überraschung vorbereitet: Einen eigenen Song, der in der Pause zwischen Hauptspeise und den Desserts seine Welturaufführung erleben sollte. Cinderella und Sarah trugen ein Duett vor. Die wunderschöne Melodie war eigens für diesen Abend geschrieben worden. Josi hatte einen wundervollen Text dazu geschrieben, der die Gefühlswelt von Transgendern thematisiert. Selten hat mich ein Lied so berührt.

Jeder Gast erhielt dann noch eine CD, denn unser Musik-Orga-Team hatte den Song "Zwei Seelen " in einem richtigen Tonstudio aufgenommen und abmischen lassen.

Den kulinarischen Abschluss des Abends bildeten dann die wirklich erlesenen Desserts, wobei sich wiederum mein Favorit vom Probeessen, nämlich das Nougatmousse auch dieses Mal als mein persönlicher Favorit bestätigen sollte. Im Anschluss ergaben sich noch viele nette und angeregte Gespräche mit den vielen lieben Gästen, ohne die das Event nicht möglich gewesen wäre.

Nur einen einzigen Wermutstropfen gab es: Das wunderschöne Candlelight Dinner war viel zu schnell zuende. Das Team vom Café Süd hatte ganze Arbeit geleistet und in der kleinen Küche ein hervorragendes Menü gezaubert. Cinderella und Sarah haben wunderschön gesungen und auch unser Pianist war wirklich ausgezeichnet.

Eine Zeile in dem Lied "Zwei Seelen" heißt: "Mit Gleichgesinnten fröhlich sein, was kann es Schön’res geben". Vielen Dank Euch allen dafür, dass wir gemeinsam diesen schönen Abend erleben durften.

Ava

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Doppelte Premiere

Heute erreichte uns ein Bericht unserer Userin Chrissie, die berichtet, wie sie sich immer mehr den Weg nach draußen erobert. Mit ihrer freundlichen Genehmigung dürfen wir ihren Bericht im Blog/Magazin veröffentlichen:

 

Meine Frau und ich sind jetzt seit ca 6 Wochen hier im Forum . Bisher lebte ich meine weibliche Seite im stillen Kämmerlein aus. In diesem Winter hatten wir dann 3 Ausflüge mit dem PKW im Dunkeln, aber ohne den Wagen zu verlassen.

Durch Kontakte zu Rosi kamen wir zum Gendertreff Forum. Kurz nach unserer Anmeldung hatten wir schon ein Treffen mit Cinderella und Conny, welches noch in „Ursprungsform“ stattfand. Da hatte ich auch noch erhebliches Herzkopfen, war es doch das erste Mal, dass jemand anderes (meine Frau mal ausgenommen) von meiner Neigung erfuhr.

Durch Ihre herzliche und offene Art war das Herzklopfen schnell vorbei und ich fasste Mut, über mich zu erzählen. Ich muss dazu sagen, dass das Treffen in einem Biergarten stattfand, somit Leute am Nachbarstisch durchaus was von der Unterhaltung hätten mitbekommen können.

Durch die Erzählungen von Cinderella und Conny wurde unsere Neugier geweckt und wir fuhren nach Burg zum Treffen der Gruppe (dort auch noch in Ursprungsform). Dort hatten wir Kontakt zu vielen lieben Forumsmitgliedern, Ute, Xenia, Ava, Bernadette, Rita, Gitta und viele andere (bitte nicht böse sein, wenn ich jemenad nicht einzeln aufgeführt habe, ich habe schlichtweg durch die Aufregung, die doch noch da war, die meisten Namen vergessen). Dort konnten wir schon hautnah sehen, wie die Öffentlichkeit mit dem Thema umging. Kurz gesagt, wir haben nur positive Erfahrungen gemacht.

Durch diese Erfahrungen beschloss ich, zu dem Selbsthilfetreffen im Cafe-Süd schon als Chrissie zu fahren. Das Cafe liegt verkehrsgünstig in der Nähe der Autobahn in Düsseldorf. Dadurch dass auch Gitta zeitgleich mit uns ankam, meine Frau hat mich zum Glück begleitet, war ich gar nicht aufgeregt. Die Gruppe nahm uns sehr herzlich auf und wir konnten erneut, diesmal ja auch als direkt „Betroffene“, ausschließlich positve Erfahrungen machen.

Nach den gleichen postiven Erfahrungen beim Sommerfest in Gruiten, an dem wir auch teilnahmen (ich wieder als Chrissie) beschlossen wir, uns mit Rosi an einer Talsperre zu treffen. Das Treffen sollte dann natürlich auch als Chrissie stattfinden. Hier nun der Bericht:

Wir hatten uns an der Bevertalsperre in Hückeswagen mit Rosi und Ihrer Frau verabredet. Da inzwischen durch tägliche Mails eine richtige Freudnschaft entstanden ist, sollte das Treffen auch als Chrissie stattfinden, damit Rosi mich auch mal als Chrissie in Natura sehen konnte.

Leider hatte meine Frau sich in Gruiten durch die etwas niedrigen Temperaturen eine Blasenendzündung zugezogen, die sich an dem Tag des geplanten Treffens erstmalig mit Fieber zeigte, so dass sie nicht mitfahren konnte. Absagen wollte ich das Treffen nicht, da durch unseren und Rosi´s Terminplan sonst ein Treffen wohl erst wieder Ende September möglich gewesen wäre. Nun kam aber auch noch mein Stolz hinzu, ich hatte ja im Vorfeld Rosi erzählt, dass Chrissie zum Treffen kommen wird. Ich wollte also nicht kneifen.

Also morgens etws nervös fertig gemacht, Tarnkleidung drüber und losgefahren, bevor ich es mir anders überlegen konnte. Ich hatte bewusst die Tarnkleidung so gewählt, dass ich, wenn ich kneifen würde, gezwungen war, die ganze Zeit in einer bis zum Hals geschlossenen winddichten Regenjacke zu sitzen (das wäre dann ganz schön warm geworden).

Unterwegs habe ich mir dann einen einsamen Parkplatz gesucht. Sonntags eignen sich dazu gut Parkplätze oder Anlieferbereiche von Lidl oder Penny. Dann habe ich meine Tarnkleidung ausgezogen, Perücke (hier Mütze genannt) auf, Lippenstift nachgezogen und ab ging’s auf die Autobahn.

Rosi mit Frau und ich kamen fast zeitgleich am Cafe an. Um die Gegend anzuschauen sind wir dann erstmal zum Yachthafen eines Segelclubs gelaufen und haben uns die Talsperre angesehen. Leider gibt es an der Bever keinen richtigen Rundweg. Nachdem aber der Regen wieder anfing, sind wir zurück zum Cafe gelaufen und trafen unterwegs auf eine Gruppe vom Segelverein. Es gab keinerlei Reaktionen und das obwohl ich mit über 2 Metern Größe sicherlich aufgefallen seien musste.

Das Cafe war voll, so dass wir durch das ganze Cafe durch mussten, um auf die Terrasse zukommen, die komplett überdacht war. Auf dem Weg durch das Cafe gab es nur kurze Blicke, ich denke wegen meiner Größe, sonst nichts.

Auf der Terrasse saß dann schräg gegenüber am Nachbartisch eine ältere Dame mit einem jüngeren Herrn (ich denke so Ende 60, der Mann könnte ihr Sohn gewesen sein), die hat mich dann die ganze Zeit etwas böse angestarrt, was mich aber gar nicht weiter interessiert hat.

Wir haben uns prima unterhalten. Irgendwann ist die Dame dann gegangen und eine Gruppe bestehend aus einem Herrn und zwei Damen (so um die 40-50) setzen sich an den frei gewordenen Tisch. Bei einer der Damen merkte man, dass sie etwas neugierig war, weil anscheinend an unserem Tisch irgendetwas nicht stimmte. Klar, meine Stimme passte nicht so ganz zu meinem Äußeren 😉 ,aber nach kurzer Zeit war das Interesse vorbei.

Ich habe das Ganze auch nur deshalb mitbekommen, weil der Tisch direkt in meinem Blickfeld lag.

Beim Personal gab es überhaupt keine Probleme, die junge Dame hat uns sehr nett und zuvorkommend bedient.

Überhaupt ist das ganze Cafe sehr zu empfehlen. Hunde bekommen einen Wassernapf, das Essen ist gut und preiswert (wir hatten Waffeln, 2 Stück €3,60) und die Speisekarte hat auch etwas gehobenere Küche z.B. Pangasiusfilet mit Beilagen, 10 Euro, da kann Frau wirklich nicht meckern.

Nach drei viel zu kurzen Stunden musste ich dann zurück, meine Frau und unser Hund warteten ja auf mich.

Kurz zusammengefasst: Bis auf das Wetter (meistens Regen) war es herrlich (oder sollte ich besser fraulich schreiben?)!

Wie würde Hanne jetzt sagen? Es war gar nichts los!

So, das war mein kurzer Bericht von meiner doppelten Premiere. Doppelt deshalb, weil es das erste Mal als Chrissie außerhalb der Gruppe war und zusätzlich das erste Mal ohne meine Frau.

Also fasst Euch ein Herz und geht raus. Es geht absolut problemlos.

Vielen lieben Dank an Rosi, die mich zum Gendertreff Forum gebracht hat und mir eine liebe Freundin geworden ist, an Cinderella und Conny, die mir die Angst genommen haben über das Thema zu sprechen und zu den Treffen zu kommen, Xenia, Ute, Ava, Rita, Kirsten, Gitta, Bernadette und den vielen anderen Forumsmitgliedern, die uns (meine Frau und mich) so lieb in die Gruppe aufgenommen haben und mit denen man wirklich prima reden kann.

Viele liebe Grüße Chrissie.

 

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Ikea und mehr

Autorin: Conny

An diesem Donnerstag war es eigentlich so geplant, dass C&C an diesem Tag einen schönen Mädelsabend machen und nett ausgehen wollten. Nun kam Ikea dazwischen, da wir dort noch ein paar Kleinigkeiten einkaufen mussten. Da meine besser Hälfte (natürlich) gerne mitgehen wollte, hiess es jetzt selektieren, improvisieren oder kombinieren, wobei letzteres zum Zuge kam.

Schnell ab ins Bad zum stylen. Dazu noch ein alltagstaugliches Outfit, wie wäre es denn diesmal mit Jeans, Bluse, Weste und Pumps? Ja, sieht gut aus, also her damit. Jetzt auf, und los zu Ikea. Der Laden war ziemlich leer an diesem Abend, doch fiel Conny hier nicht wesentlich auf. Mal der eine oder andere Blick auf uns beide, aber nichts besonderes. Beim Abendessen im Restaurant war ebenfalls „nichts los“, es gab vielleicht mal den einen oder anderen neugierirgen Blick, doch die Bedienung an Theke und Restaurantkasse war völlig normal und freundlich. Auch später, an der Ladenkasse dasselbe, lediglich meine Bluse schien der Kassiererin doch gut zu gefallen… Also Mädels, zumindest der Ikea in Dortmund ist definitiv TG-friendly!

Danach liessen wir den Abend schön bei einem Wein in einer netten Kneipe ausklingen. Auch dort gab es eigentlich keine Reaktionen. Nur bei dem Paar am Nachbartisch schien etwas Heiterkeit aufzukommen, (aber wir mögen ja fröhliche und freundliche Leute, oder?) doch nicht so, dass man sich irgendwie diskriminiert fühlen müsste. Fazit: auch und gerade im Alltagsleben an einem normalen Wochentag ist so vieles möglich, solange man einfach alltagstauglich und selbstbewusst auftritt und nicht unbedingt das Klischee herausstellt. Was kann man mehr erwarten, als diese wunderbare Normalität, wenn man einfach im Strom mitschwimmen und den Moment geniessen kann. Es war ein schöner Abend, eine Fortsetzung ist definitiv geplant, und ich freue mich schon sehr darauf.

Danke auch an meine bessere Hälfte, dass dieser wunderbare Abend möglich war.

Liebe Grüße
Conny

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Conny kauft einen Rock

Es ist immer wieder schön zu hören, wie normal und entspannt Transgender alltäglichen Dingen nachgehen können. Hier haben wir wieder ein Beispiel dafür: Conny kauft einen Rock und ihre Frau Cinderella berichtet. Viel Spaß beim Lesen.

Hallo zusammen,

Conny und ich waren letzten Samstag, auf dem Weg zum Brauhaus Leverkusen noch ein wenig in Wuppertal-Elberfeld zum Bummeln.

Erstmal einen leckeren Kaffee zu Stärkung und dann ab ins Getümmel. Wir haben in diversen Geschäften Kleidung und Schuhe, leider nicht für Conny, anprobiert. Bei New Yorker hat sich Conny dann einen hochmodernen langen Rock gekauft. Mit den Worten: den können wir uns ja teilen, ist ja Größe S/M. Ich habe mir zu dem Rock den ich an dem Tag getragen habe, ein passendes lilafarbenes Shirt gekauft, dass ich direkt anbehalten habe. Auf dem Weg zur Kasse, lief mir leider noch ein Etuikleid über den Weg, das dann noch mit in die Tüte wanderte.

Dann noch schnell in der Nordsee ein Häppchen gegessen, weil der Hunger nicht mehr bis zum Brauhaus warten konnte. Und ab ging es zum Gendertreff Leverkusen, um dort wieder einen schönen Abend mit lieben Menschen zu verbringen.

Was hat mich dieser absolut entspannte und entspannende Nachmittag und Abend gelehrt, bzw. es mir mal wieder gezeigt: Connys Outfit war so stimmig und es war für uns so selbstverständlich, dass es niemanden interessiert hat. Niemand hat geschaut, geschweige denn, dumm hinter uns her geguckt. Und…… : Connys neuen Rock trage ich fast täglich und bekomme eine Menge Komplimente dafür. Wenn ich dann noch sage: den hat mir mein Mann empfohlen, ist das Staunen meist sehr groß. So kann´s gehen und es fühlt sich sehr gut an!

Liebe Grüße
Cinderella

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