Abschied vom Waffelhaus auf Schloss Burg

 

Ein Kaffeeklatsch mit Überlänge

 

Erlebt und geschrieben von Gitta

 

Sonntag, der 28. Juni 2009, der Wetterbericht versprach Temperaturen von über 30 Grad, das richtige Wetter für einen Besuch im nahegelegenen Freibad.

Das dachte sich auch der uns allen bekannte Reporter Günni. Schnell noch einen prüfenden Blick in den Terminkalender, für heute stand nichts mehr an, und die Badesachen gepackt. Doch gerade als er das das Haus verlassen wollte, flatterte ihm eine Eilmeldung auf den Schreibtisch:

„Wie in einschlägigen Internetforen zu lesen ist, öffnet heute das Waffelhaus ‚Zum Bergischen Löwen’ zum letzten Mal.“

„Reine Routine, ist schnell erledigt“ dachte er sich, packte den Notizblock in die Badetasche und fuhr vor dem geplanten Schwimmbadbesuch noch schnell nach Schloss Burg.

Doch was war da los? Vor der Einfahrt zum Parkplatz Warteschlangen aus beiden Richtungen. Auf der Burg war heute mittelalterlicher Markt und dazu das schöne Wetter, das lockt natürlich die Touristen an. Nach etwa 20 Minuten konnte er endlich auf den Parkplatz fahren und was erblickten seine Augen? Richtig, das ihm schon hinreichend bekannte schwarze Zickenauto. Er dachte sich nichts dabei, das Gelände der Burg ist ja weitläufig genug und die Besitzerin wird wohl nicht auch ins Waffelhaus wollen. Nachdem er seinen Wagen abgestellt hatte, begab er sich auch gleich in das Cafe.

Plötzlich stieß er auf eine Menschenansammlung, die eifrig mit ihren Handys hantierte, einige riefen schon Notarzt, Rettungswagen und Feuerwehr, sogar die Bergwacht war schon alarmiert.Als er näher kam, sah er auch schon den Grund für diese Massenhysterie: Da versuchte doch tatsächlich eine Frau auf 8 cm Absätzen den Rittersteig hinunter zu gehen! Und jetzt erkannte er sie auch, es war natürlich Gitta! Gerade die müsste es doch wissen, hatte sie nicht beim letzten Besuch auf Schloss Burg bei ihrem Sturz erhebliche Straßenschäden hinterlassen?

Doch wider Erwarten schaffte sie es heute unfallfrei! Und weil Günni ja noch etwas vor hatte, wollte er seine Arbeit schnell hinter sich bringen und begab sich auf schnellstem Wege in den ‚Bergischen Löwen’. Dort angekommen, ahnte er schon, dass es eine größere Sache wird und er seinen Freibadbesuch wohl vergessen könnte. Auf der Terrasse waren mehrere Tische zu einer großen Tafel aneinander geschoben und mit Stofftischdecken belegt worden, jede Menge Sonnenschirme, die von den anderen Plätzen weggenommen waren, standen um ihn herum, und auf dem Tisch waren einige Snacks arrangiert. Man plante wohl eine Abschiedsfeier mit dem Schlossherrn, dem Bürgermeister und anderen Honoratioren der Stadt, denn wer sonst sollte wohl an so einer Tafel Platz nehmen?

Der Reporter setzte sich in die Sonne an einen freien Platz und wartete also ab.Verwundert schaute er auf, als plötzlich Gitta auf die Terrasse trat und gezielt auf den großen Tisch zu stöckelte. Da saß sie nun, stolz und erhaben, wie die Gräfin von Schloss Burg höchstpersönlich, als auch schon schnellen Schrittes die Wirtin herbeieilte. Jetzt wird’s wohl schon wieder Ärger geben! Aber weit gefehlt, sie bekam auch noch kalte Getränke gebracht, gehörte sie denn etwa auch zu den Ehrengästen? Und wer Günni's Geschichten kennt, der weiß, dass Trannys wie Insekten sind, denn wo eine ist, können die anderen auch nicht weit sein. Schon kamen sie aus allen Himmelsrichtungen angeflogen:

Aus dem Nahbereich Xenia, Ute, Rita, Kirsten, Bernadette, Christa und Gina, vom Niederrhein Ava, Josi und Sarah, von der Ruhr Chrissie und Frau Chrissie, Babs aus Aachen, und sogar aus der Eifel reiste Vesta an. (Wenn ich jetzt jemanden vergessen habe, möge man es mir bitte nachsehen). Sie alle wurden herzlich von der Wirtin der ‚Waffelburg’ begrüßt. Mit so vielen hatte anscheinend niemand gerechnet, eifrig wurden wieder einmal Tische und Stühle gerückt und weitere Sonnenschirme herbeigeschleppt. Als endlich alle einen Platz hatten, spendierte die Chefin Sekt und Orangensaft für jede.

Plötzlich zuckten alle zusammen: Es krachten Böllerschüsse durch das Tal der Wupper. Damit hatte natürlich keiner gerechnet und zunächst freuten sich die Damen darüber, denn sie dachten stolz, die Kanonenschläge galten ihnen, bis sie enttäuscht feststellen mussten, dass in Unterburg ein Schützenfest stattfand. Und was machen Frauen, wenn sie enttäuscht werden? Natürlich, sie stopfen in sich hinein, was nur möglich ist. Sie bestellten Waffeln in allen Variationen, mit Zimt, Apfel, Marzipan, Erdbeeren oder natürlich auch den Klassiker, mit heißen Kirchen, Eis und Sahne. Einige ließen sich auch riesige Eisbecher schmecken.

Schnell verging der Nachmittag mit ernsten und auch lustigen Plaudereien, viel Gelächter, begleitet von der Musik der Spielmannszüge unten im Tal. Nach den obligatorischen Fotos verabschiedeten sich die ersten schon wieder herzlich voneinander und machten sich auf den Heimweg. Auch die anderen zahlreichen Kaffeegäste verließen langsam das Lokal und es wurde immer leerer. Auch Günni, unser Journalist wollte langsam nach Hause, aber wie immer hatte er seine Rechnung ohne den harten Kern der Truppe gemacht.

Die Mädchen blieben wie immer sitzen und ließen sich nicht beirren, dass die Öffnungszeit des Waffelhauses schon lange überschritten war. Nach 18 Uhr kamen so langsam auch die Besitzer und Angestellten der anderen Burggasthäuser in den ‚Bergischen Löwen’, um sich von dessen Besitzerin zu verabschieden und eine kleine Party zu machen. Es dauerte auch nicht lange, da verkündete diese auch schon, dass es ab jetzt Freibier gäbe. Na, das kann ja noch ein langer und lustiger Abend werden, denn schon wurden die ersten Reagenzgläser mit köstlichem Früh – Kölsch vom Fass serviert.

Aber hat man es Frauen schon jemals Recht machen können? Nein, und schon gar nicht unseren Mädels aus Düsseldorf und vom Niederrhein. Sie tranken immer schneller ihre Gläser leer, wohl in der Hoffnung, dass es endlich auch anderes Bier gäbe. Doch gut erzogen, wie sie nun mal sind, bestellten sie sich zum leckeren Gerstensaft natürlich noch ein deftiges Abendessen. So gab es Schnitzel, Bratkartoffel, Käse und Schinkenbrote, bergische Hausplatte, Salat und auch ‚Bergische Kottenbutter’, eine Scheibe Schwarzbrot mit bergischer Mettwurst.

Mittlerweile war es schon nach 20 Uhr, und so langsam wurde es auch für die letzten Zeit, den Heimweg anzutreten. Sie verabschiedeten sich herzlich von der Wirtin, die gerne noch ein letztes Bierchen ausgab, wünschten ihr alles Gute für die Zukunft und machten sich auf den Weg zum Parkplatz. Ohne größere Zwischenfälle dort angekommen, wurde es auch dem Reporter klar, warum die Damen so lange geblieben sind. Auf dem jetzt leeren Parkplatz war es doch viel einfacher, ihre Autos wieder zu finden! Nachdem sich die Aufregung über die hohen Parkgebühren wieder gelegt hatte, umarmten sie sich noch einmal herzlich, verabredeten sich wieder für den nächsten Samstag und fuhren alle müde nach Hause. Und unser Reporter Günni? Ja, auch er fuhr nach Hause, aber als er dort ankam, hatte auch das Schwimmbad schon geschlossen.

Wieder einmal war es ein wunderschöner Nachmittag, der viel zu schnell zu Ende ging. Schade, dass das Waffelhaus ‚Zum Bergischen Löwen’ nun Geschichte ist, aber wenn man die Umstände näher betrachtet, kann man es natürlich verstehen.

Umso herzlicher ist deshalb unser Dankeschön an die Wirtin Anna – Lena, die uns kurzfristig noch informiert hatte, und wir so noch einmal dorthin konnten.

Wir wünschen ihr von hier aus alles Gute für ihre Zukunft, und dass sie hoffentlich ihre Pläne bald verwirklichen kann und ein neues Lokal eröffnet.

Aber bis dahin ist auch Schloss Burg nicht aus der Welt, dank Xenia sind bereits die ersten neuen Kontakte zu den anderen Waffelhäusern geknüpft, die sich wohl auch auf uns freuen werden.

 

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