9 Tanzmäuse auf dem Rhein

Abendfahrt mit dem Discoschiff

erlebt und geschrieben von Gitta

Samstag der 30. Juli 2011, Trannyreporter Günni kam gerade von einem Termin in seinem Heimatort nach Hause, trotz des etwas kühlen Wetters freute er sich jetzt auf sein Wochenende. Doch was war das? Er hörte es schon aus einiger Entfernung: Ein lautes Klappern störte die frühe Nachmittagsruhe in dem kleinen Voreifelstädtchen. Es war das typische Geräusch, das Stöckelschuhe auf einem Bürgersteig verursachen und schon nach der nächsten Biegung konnte er auch die dazu gehörige Frau erkennen. Es war tatsächlich Gitta, die hier allein spazieren ging. Günni konnte natürlich nicht anders und änderte seinen Samstagsplan und folgte ihr in einiger Entfernung. Wo wollte sie denn nur hin? Doch Gitta bemerkte ihn nicht und stöckelte zielstrebig auf das nächstbeste Hotel zu und verschwand in dessen Eingangsbereich. „Was wollte sie da bloß, sie hat doch eine Wohnung hier in der Stadt“ dachte sich der Journalist und spähte vorsichtig durch die Glastür. Er beobachtete, wie Gitta sich vertraut mit der Dame an der Rezeption unterhielt und hätte fast nicht bemerkt, wie sich von hinten langsam Ava näherte. Das war knapp, fast wäre er entdeckt worden und schnell versteckte er sich hinter zwei parkenden Autos. Als er sich von seinem Schrecken erholt hatte,  erkannte er die beiden Fahrzeuge, es waren doch tatsächlich die Fahrzeuge von Xenia und Rita.
Als er noch so grübelte, erschienen auch schon Xenia, Ute, Rita und Kirsten, auch sie kamen aus dem Gästehaus des Hotels und verschwanden in der Halle. Was hatte das nun wieder zu bedeuten, wollten die Mädels jetzt die Eifel erobern? Aber nein, zunächst blieb doch tatsächlich alles ruhig, nachdem sie sich begrüßt hatten setzten sich die Mädels und bestellten erst einmal einen Kaffee.
Unserem Reporter wurde es jetzt doch etwas langweilig, und gerade als er wieder nach Hause gehen wollte, schoss ein weiteres Auto auf den Parkplatz und verfehlte ihn nur ganz knapp. Es war Marina711, die abgehetzt ausstieg und einen Koffer heraus wuchtete. Nachdem auch sie ihr Zimmer bezogen hatte, begaben sich alle zu Fuß auf den Weg. Günni folgte ihnen nun doch wieder unauffällig bis zum nächsten Bahnhof, wo die Gruppe nun in den Zug nach Bonn HBf einstieg. Die sieben wollten also mal wieder shoppen gehen, denn kaum angekommen wurde auch schon die erste Bäckerei geplündert. Nachdem der erste Hunger gestillt war, ging es ins nächstbeste Bekleidungsgeschäft um nach günstigen Schnäppchen Ausschau zu halten. Doch es wurde nur geschaut und bald fanden sich auch alle wieder vor der Tür zusammen, um langsam in Richtung Rheinufer zu gehen. Suchend um sich schauend standen sie nun dort zusammen. Ja, sie hatten sich wohl verlaufen, denn außer Wasser und Schiffen gab es dort nichts, vor allem aber keine Geschäfte. Aber nach einer Weile kamen doch wirklich noch mehr, aus dem nächsten Parkhaus eilten Sabinee und Sophie77 heran. Gemütlich schlenderten sie nun zum Anleger und warteten.

Bald schon legte der Katamaran „Filia Rheni“ am Ufer an, aus dem bereits laute Discomusik schallte. Todesmutig stöckelten die Frauen den Steg hinunter und wurden an reservierte Tische ganz vorne im Schiff geleitet. Nach einiger Zeit setzte sich das Boot in Bewegung und die Abendfahrt „Discolounge om Rhing“ hatte begonnen. Der DJ begrüßte die Gäste, besonders aber die herausgeputzten 9 Mädels mit den Worten, eine so schöne und besondere Damengruppe habe er noch niemals zuvor an Bord gehabt. Das ging den Trannys natürlich mal wieder runter wie Öl. 😀

Bereits kurz nach dem Ablegen fanden sich die ersten Fahrgäste auf der Tanzfläche ein und tanzten im Rhythmus der Musik. Zwischendurch labten sich die Tänzerinnen bei Sekt, Wein oder frisch gezapftem Bier und stärkten sich mit kalten Platten oder Steaks. In langsamer Fahrt ging es nun vorbei am ehemaligen Regierungsviertel, dem Siebengebirge mit der schönen Altstadt von Königswinter, weiter zwischen den Inseln Grafenwerth und Nonnenwerth  bei Bad Honnef hindurch, an der malerischen Silhouette von Unkel vorbei in Richtung Linz. Dort wendete der Katamaran und machte sich auch schon wieder auf den Rückweg in Richtung Bonn, wo er pünktlich um 23:00 Uhr wieder anlegte. Die meisten Gäste verließen nun das Schiff, obwohl die Party noch lange nicht zu Ende war. Aber so hatten die Damen nun das Schiff fast ganz für sich alleine und der DJ drehte nun erst richtig auf. Auch das Personal hatte nun Zeit zu feiern und fand sich ebenfalls auf der Tanzfläche ein.

Besonders Ben, der Steward begeisterte gekonnt mit mehreren Soloeinlagen. 😎
Aber auch das schönste Fest geht einmal zu Ende, Sabine und Sophie verabschiedeten sich und machten sich auf den Heimweg, und auch die anderen sieben gingen langsam in Richtung Straße, als auch schon ein bestellter Kleinbus anrollte, der die Gruppe sicher wieder in die kleine Stadt in der Voreifel brachte.

Im Hotel angekommen, wurden sie freundlich mit einem großen „Hallo“ vom Nachtportier begrüßt. Natürlich hatte er sie wieder erkannt, waren doch die meisten bereits vor zwei Jahren schon bei der „Travestieshow auf dem Rhein“ dort untergekommen. Schnell rückte er die Sitzgelegenheiten in der Hotelhalle zusammen und servierte trotz der späten Stunde noch gern kalte Getränke. Früh am Morgen wurden die Frauen nun doch müde, sie wünschten sich eine gute Nacht und verschwanden in ihren Zimmern.
Lediglich Gitta ging noch nicht schlafen, nein sie stöckelte wieder einsam und alleine durch die jetzt tief schlafende Stadt nach Hause, nur das typische Klappern ihrer Schuhe störte die Nachtruhe. Aber auch Reporter Günni vom Trannymagazin machte sich auf den Heimweg, denn endlich konnte er bei einer Trannytour in einem richtigen Bett schlafen. Es war derselbe Weg, den auch Gitta gehen musste und so konnte sie sicher ihre Wohnung erreichen.

Wieder einmal war es ein schönes Erlebnis, alle waren bestens gelaunt und ein schöner Abend ging wieder zu schnell zu Ende. Auch die Kapitänsfamilie Schmitz mit ihrer Besatzung war von der Fahrt begeistert und würde sich freuen, die Gruppe wieder an Bord begrüßen zu können.
So wird es bestimmt auch nicht lange dauern, denn die Vorbereitungen für die nächste Schiffstour sind schon angelaufen. Aber zunächst freuten sich alle auf die nächste Fahrt, die schon am nächsten Tag stattfinden sollte.

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Mein Umfeld

Zugegeben ich habe euch den Freund, den Sohn, den Ehemann , den Vater, den Onkel und so weiter genommen. Aber ich denke, wir haben alle gewonnen, denn ihr bekommt einen ausgeglichenen Menschen, der sein innerstes Ich zulässt. Der den Mut hat endlich nach über 40 Jahren dazu zu stehen was er eigentlich ist – eine Frau.

Ich bin so glücklich und froh, dass ihr alle zu mir steht, auch wenn viele von euch das alles nicht verstehen. Aber das müsst ihr doch auch gar nicht. Die Toleranz und Akzeptanz zählt und das Verständnis, dass es doch derselbe Mensch bleibt.

Seit meinem zweiten Outing, den Weg zur Frau komplett zu gehen, fühle ich mich wunderbar, bin glücklich und öffne mich. Mein Umfeld scheint das zu spüren, denn ich habe so viel neue Kontakte, Gespräche und Begebenheiten, auch bei und mit Menschen die noch nichts von meiner Transition wissen. Ich höre auch, dass ich ruhiger und zugänglicher geworden bin. Nichts davon möchte ich missen! Dieser Weg ist der Richtige, auch wenn der Übergang ungemütlich und steinig ist. Nicht nur, denn es gibt auch positives in dieser Phase, z.B. wenn sich langsam der Körper verändert. Langsam und in kleinen Schritten , denn auch die eigene Seele muss mitgenommen werden und nicht zu vergessen das Umfeld .

Es ist so wichtig, dass das vertraute Umfeld zu einem steht. Es gibt Vertrauen und Mut. Aber auch der Gendertreff hat mich in kleinen Schritten veranlasst, zu dem zu stehen was ich nun tue. Gewesen bin ich es schon immer.  Einige "Brocken" liegen noch vor mir, vor denen ich natürlicherweise Angst habe. Aber diese Hürden werden quasi Stück für Stück abgearbeitet. Da ist z.B. die Vorbereitung des Outings in der Firma. Auch dort müssen sich die Kolleginnen und Kollegen an die neue Situation gewöhnen, das geht nicht mit dem Holzhammer. Hier sollen der Betriebsrat und AGG-Beauftragte helfen und unterstützen. Dann ist auch noch viel Papierkram zu erledigen…

2004 , bei meinem Outing bei Ehefrau und Familie , dachte ich noch, dass das Ventil als "Freizeit- oder Teilzeitfrau" reichen würde. Auch das kostete Überwindung und ich habe Jahre gebraucht bis zu diesem Schritt. Aber dieses Hin- und herspringen war auf Dauer auch nicht die Erfüllung und teilweise zermürbend für alle Beteiligten.
Ich kann und will nicht mehr im männlichen Körper leben und das haben alle, besonders aber auch ich, verstanden. Jetzt geht es darum den richtigen Weg zu gehen und die Weiche ist gestellt und ich bin bereits mittendrin.

Ich freue mich auf die Veränderung und danke meinem Umfeld und den Halt den mir alle geben.

Lieben Gruß
Xenia

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Das Ende der Transition?

Angelinas Gedanken mit ihrer Genehmigung hier im Gendertreff Blog nieder geschrieben.

Das Ende der Transition?

Gibt es das, bin ich jetzt Dort angekommen?

Alles begann wie bei vielen Anderen auch in früher Kindheit. Eine „Zimmertranse“ 45 lange Jahre, dann ein „Husch-Lieschen“ das meistens nur schnell vorbeihuscht bevor sie Jemand richtig registrieren kann, es folgte eine kurze Zeit als „Teilzeit-Frau“, weiter geht es als „Vollzeit-Frau“ mit Hormontherapie sowie „Vornamensänderung“ (§ 1 TSG = Transsexuellengesetz) und zum guten Schluss hat diese Woche das Amtsgericht Köln festgestellt und beschlossen (§ 8 TSG), dass ich nun dem weiblichen Geschlecht angehöre. Begründet ist dieser Beschluss unter anderem damit, dass ich mich einem operativen Eingriff unterzogen habe. Durch diesen Eingriff bin ich nun dauernd fortpflanzungsunfähig und meine äußeren Geschlechtsmerkmale so verändert, dass eine deutliche Annäherung an das Erscheinungsbild des weiblichen Geschlechts erreicht ist.

Ist das nicht schön?

Bin ich jetzt eine Frau?

Ich denke nicht, sondern weiterhin eine „Transsexuelle“! So bin ich schon auf die Welt gekommen und so werde ich auch im Grab enden. Es ist schön eine „Transsexuelle“ zu sein. Mein wertvoller Schatz Petra liebt mich als „Trans-Mädchen“, so haben wir uns schon 2007 kennen gelernt und leben auch schon so lange sehr glücklich zusammen. Der Weg ist nun frei für eine gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaft.

Sind wir nun zwei richtige „Lesben“?

Ob die „Lesben“ uns anerkennen?

In meinem früheren „Leben“ habe ich immer das getan was von mir erwartet wurde. Ich bin ein liebes Kind, die jüngste Tochter, das „Nesthäkchen“ und ich liebe meine Eltern. Sie lieben mich immer noch, auch wenn ich ihnen den Sohn genommen habe. Genau wie meinen beiden Töchtern (oh ja, zwei Wunschkinder 17 / 21 Jahre alt und von mir mit den anderen falschen Genitalien gezeugt) habe ich den Vater genommen. Sie lieben mich immer noch. Genau wie meiner ehemaligen Ehefrau, ihr habe ich den Ehemann genommen. Aber wir sind gute Freundinnen und ich mag auch ihren neuen Ehemann, ein sehr Hübscher und Netter.

Bin ich ein rücksichtsloses Monster, eine außerirdische Lebensform?

Ein „Alien“, mit konzentrierter Säure als Blut und mit außerirdischen Parasiten in meiner Brust. Sobald Jemand in meine Nähe kommt springen sie über und nisten sich in dem neuen Wirtskörper ein. Diesen Vorgang überlebt der Wirt nicht und so ist es besser nicht in meine Nähe zu kommen. Vielleicht sollte ich mir ein Schild um hängen,

– Vorsicht „Transsexuell“ Todesgefahr – “.

Manche Menschen scheinen zu spüren, dass ich Eine bin, sie wollten mich nicht als Partner. Vor allem „Hetero-Frauen“ haben ein sehr feines Gespür dafür. Einige wollen mich nicht bei sich arbeiten lassen. Wie stellen sie das fest? Meine Zeugnisse sind alle geändert und so scheint es ein „siebter Sinn“ von Personalleuten zu sein. Was befürchten Sie, Todesgefahr oder wahrscheinlich bringe ich Unruhe in den Betrieb?

Ich bin zwar ziemlich „blond“ aber nicht „blöd“ und so habe ich einen mittleren Bildungsabschluss, Ausbildungen als Elektrikerin und Bürokauffrau. Meine Haare sind echt, ebenso meine Brüste. Sie sind ganz natürlich gewachsen und ich liebe Sie sehr. Meine neuen Genitalien sind von Dr. Rossi einem sehr netten und fähigen Arzt erschaffen. Sie sind für mich wunderschön und ich danke Ihm sehr dafür.

Es wird immer besser, ich glaube fest daran!

Tschüss Angelina

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Ginnys Erfahrung zur Partnerschaft

Im Hinblick auf das Thema Beziehung und Partnerschaft habe ich eine weniger angenehme Erfahrung gemacht, von der ich mal berichten möchte.

Und wir gerne hier, mit deiner freundlichen Genehmigung, veröffentlichen. (Team Gendertreff)

Die Geschichte ist mittlerweile schon über ein Jahr her. Eigentlich wollte ich schon früher hier posten, aber irgendwie kam dann immer was dazwischen. Aber die 1,5 Jahre Distanz sind eigentlich gar nicht verkehrt, dadurch kann ich weitaus weniger emotional davon berichten. Nun denn…

Anfang 2010 begab es sich, dass ich mich mit einer Kollegin anfreundete. Zunächst ein eher lockerer Kontakt mit lockeren eMails und Telefonaten, mit der Zeit wurden die eMails, SMS und Telefonate aber zahlreicher und vertrauensvoller…abendliche Telefonate konnten dann auch schon mal drei Stunden dauern. Dann kamen die gegenseitigen Besuche und wir beide merkten, dass sich da etwas anbahnte. Ich war natürlich auch sehr erfreut, war ich doch schon ziemlich lange solo. Allerdings war da natürlich noch etwas, was ich ihr bislang noch nicht anvertraut hatte.

Irgendwann im Frühjahr hatten wir uns dann Freitags bei ihr verabredet, gemeinsam DVDs gucken, und ich könne dann auch gerne bei ihr übernachten. Auf der Fahrt zu ihr war mir klar, heute Abend wird was passieren. Und mir war klar, dass jetzt der Zeitpunkt gekommen war, wo ich „Ginny“ nicht länger verschweigen darf. Ich hatte mir immer geschworen, dass ich, wenn sich eine Beziehung anbahnt, der designierten Partnerin vor der Intensivierung der zwischenmenschlichen Beziehung reinen Wein einschenke. Alles andere wäre in meinen Augen unfair.

Es kam dann wie erwartet, die DVD war eher nebensächlich, wichtiger war das in den Arm nehmen, Händchen halten etc.. Das war dann der Zeitpunkt, wo ich ihr von Ginny erzählt habe. Im Vorfeld hatte ich mir ein paar Formulierungen überlegt und hatte auch ein Bild von Ginny auf dem Handy.

Ihre Reaktion war zunächst überrascht, aber nicht abweisend oder gar angewidert. Sie hat dann auch einige Fragen gestellt, und hat auch betont, dass sie es super fände dass ich ehrlich zu ihr bin. Nach einer eher ruhigen Phase kam dann die Knutscherei und wir landeten schließlich im Bett…

Als ich dann am nächsten Morgen nach einer eher kurzen Nacht aufwachte war sie schon aufgestanden und in der Küche zu Gange. Auf dem Weg ins Bad merkte ich schon an ihrem eher knappen „Guten Morgen“ dass da irgendwas war. Später am Frühstückstisch war sie dann auch sehr wortkarg und der Tisch wirkte eher lieblos gedeckt. Nicht dass ich übermäßigen Wert auf Tischdeko lege, aber der Unterschied zum Abendessentisch am Abend zu vor war mehr als deutlich. Der Abschied fiel dann auch ziemlich kühl aus. Wir beide hatten an dem Samstag jeweils Termine bei unseren Vereinen, insofern war schon vorher klar dass wir den Samstag nicht gemeinsam verbringen.

Ich fuhr dann mit sehr gemischten Gefühlen ab. Zum einen die Freude, dass man womöglich einen Partner gefunden hat. Zum anderen das ungute Gefühl, dass da irgendwas bei ihr rumorte und nichts daraus werden würde.

Tagsüber kam dann auch nur eine knappe SMS von ihr, wo sie mir viel Spaß bei den Modellbau-Kollegen wünschte. Ich wusste, dass sie an dem Samstagabend mit ihren Vereinskollegen auf eine Kirmes hier in der Gegend gehen wollte und rechnete an dem Abend nicht mehr mit einem Anruf. Aber plötzlich, kurz vor 23 Uhr klingelte mein Telefon, und sie war dran, im Hintergrund eine Kirmes-Geräuschkulisse. Sie erzählte mir, dass sie den ganzen Tag nachgedacht habe und zu der Erkenntnis gekommen sei, dass sie mit mir keine Beziehung eingehen kann. Begründung u.a. war, dass sie auf einem Dorf wohnt, dort im Vorstand eines Vereins ist und kein Risiko eingehen möchte, im Dorf ins Gerede zu kommen. Sie hat mir aber auch gleich versichert, dass sie niemandem von meinem zweiten ich erzählen wird (das Versprechen hat sie auch eingehalten).

Natürlich war ich nach dem Telefonat ziemlich bedrückt, keine Frage. Aber irgendwie war ich auch erleichtert. Erleichtert, dass ich mich frühzeitig geoutet habe. Was wäre geschehen, wenn ich erst Monate später mit meinem Geheimnis rausgerückt wäre? Wenn die Beziehung schon feste Strukturen entwickelt hätte und dann schlagartig geendet hätte, mit all dem damit verbundenen Erklärungsbedarf gegenüber dem jeweiligen Freundeskreis? Ich will es gar nicht wissen, denn das wäre für mich keine Option. Ich würde den Weg mit dem frühzeitigen Outing immer wieder gehen. Das kann natürlich bedeuten, dass ich für den Rest meines Lebens ohne Partnerin bleibe. Sicherlich kein angenehmer Gedanke, aber ich kann und will Ginny nicht „abschalten“, „wegtherapieren“ oder sonst was. Ginny ist ein Teil meines Lebens, und das wird auch immer so bleiben.

Mit meiner Kollegin habe ich mittlerweile ein gutes, freundschaftliches Verhältnis. Zunächst war einige Monate weitgehend Funkstille, aber mittlerweile können wir beide sehr locker damit umgehen.

Liebe Grüße
Ginny

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Diversität: Wie aus Michael Megan wurde.

Profil: Männlich

Michael Wallent war ein erfolgreicher Manager. Er leitete nach seinem Eintritt bei Microsoft 1996 ein Team, das für die Entwicklung des Internet Explorers zuständig war. Später führte er eine Gruppe, die Windows Vista designte. Obwohl in der Sache sehr erfolgreich, stellten ihm seine Mitarbeiter für seine Führungsqualitäten kein gutes Zeugnis aus – sie kritisierten seine harsche, herablassende und unwirsche Art. Dann kam der Einschnitt: 2007 entschloss sich Michael zur Geschlechtsangleichung. Aus Michael wurde Megan.

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Quelle: Spiegel Online

Daniel McGinn ist leitender Redakteur der „Harvard Business Review“.

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Meine Gedanken

Meine Gedanken zu Ava`s Gedanken

Immer wieder höre ich von vielen transidenten Personen, dass die Gesellschaft uns nicht toleriert, geschweige denn akzeptiert. Das kann ich mir natürlich einreden. Wenn ich nicht als Frau raus gehe, kann ich es erst gar nicht beurteilen. Zum Glück gibt es aber auch viele Transgender, die eine ganz andere Wahrnehmung der Öffentlichkeit haben. Das beweisen z.B. die vielen Erlebnis- und Erfahrungsberichte hier im Gendertreff Blog. Wenn man nämlich quasi erst einmal als "Mann in Frauenkleidern" nach draußen geht, kann man Erfahrungen sammeln und das Selbstbewusstsein stärken. Man kann erst einmal sehen und erleben, wie das ist – als Frau zu leben. Die meisten müssen damit leben können, dass sie nicht auf den ersten Blick als Frau wahrgenommen werden, da das äußere Erscheinungsbild eher männlich wirkt. Was sich dahinter verbirgt, kann niemand einem an der Nasenspitze ansehen. Quasi ein privater Alltagstest. Wenn ich nach diesen Erlebnissen dann eine Vornamens- oder Personenstandsänderung anstrebe, wird das von Gutachtern, Amtsgerichten und Richtern positiv bewertet und man kann sein Anliegen daher besser glaubhaft machen. Außerdem kann ich für mich doch besser ausprobieren, ob es überhaupt der richtige Weg ist, bevor ich die Weiche stelle. Einen Weg zurück gibt es später nicht mehr.

Nehmt euer Umfeld mit! In erster Linie eure Familie, eure Bekannten und eure Freunde. Auch eure Seele braucht Zeit. Gebt nach einem Outing im Unternehmen euren Kolleginnen und Kollegen Zeit sich an euch zu gewöhnen. Brecht es nicht über`s Knie und fallt nicht mit der Tür ins Haus. Euer Umfeld wird es euch danken. Die Wahrscheinlichkeit, dass ihr später alleine da steht, ist dann gering.

Natürlich haben wir auch schon erlebt, dass hinter uns gegrinst oder gelächelt wird, aber ist es nicht so, dass das auch hier und da geschieht, wenn die Nase krumm ist oder sonst etwas nicht der "Norm" entspricht? Also ignorieren oder auf die Menschen zugehen und mit ihnen sprechen. Viele schöne Erlebnisse entgehen den transidenten Personen, die sich nicht aus ihren vier Wänden trauen. Diese Personen waren vielleicht einmal als Mann auf einen Stammtisch oder als Frau zu einer SHG gegangen. Aber, wenn man nicht en femme Alltagssituationen erlebt hat oder gar nur en femme  in einem geschützten Schulungsraum sitzt, kann man nicht beurteilen, ob man ein Leben als Frau führen kann. Wenn diese Personen dann das erste Mal unsicher zum Arzt gehen, womöglich noch als Mann zu einer Therapeutin, wundern sie sich, dass es doch etwas anderes ist, ob man als Mann oder als "verkleideter Mann" Straßenbahn fährt. Dass dann die Therapeutin einen nach Hause schickt mit der Bemerkung: "Üb erst mal!" ist nicht nur verständlich, sondern sogar sehr verantwortungsvoll.

Zu meinen, dem anderen Geschlecht anzugehören, fängt im Kopf an. Dazu ist es nicht notwendig perfekt zu sein oder gar ein absolut weibliches Erscheinungsbild zu haben. Erst einmal im Kopf klar sein und wissen wo die Reise hin geht. Die Hormone und die GaOP kommen dann von ganz alleine. Wenn ihr gefestigt seid und klar euren Weg eingeschlagen habt, wird das die Gutachter und das Amtsgericht beeindrucken und eure Entscheidung wird respektiert. Holt euch aber ruhig zusätzlich Hilfe in einer SHG, einem Portal oder einem Forum, wie z.B. dem Gendertreff und/oder professionelle Hilfe durch therapeutische Begleitung.
Raus müsst ihr selber!

Das soll hier keine Anleitung zur Transsexualität sein und ich will auch hier niemand einreden, wie er seinen Weg zu gehen hat. Aber dies sind meine langjährigen Erfahrungen und die von vielen Transgendern, die sich mit und durch den Gendertreff entwickelt haben. Ich habe es jahrelang unterdrückt und nicht zugelassen, warum soll ich es jetzt über`s Knie brechen und vielleicht alles falsch machen. Nein, im Gegenteil. Ich werde besonnen und ganz wichtig mit meiner Familie ruhig und überlegt diesen Weg nun zu Ende gehen. Die Weiche ist gestellt – auch nach reiflicher Überlegung, vielen Gesprächen und vor allen Dingen nach ausreichendem Alltagstest.

LG
Xenia

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Gendertreff beim CSD Konstanz

Düsseldorf/Konstanz, 16.07.2011 Der grenzüberschreitende Christopher Street Day in Konstanz und Kreuzlingen steht in diesem Jahr unter dem Motto „Trau’ Dich“. Grund genug für den Gendertreff, sich mit einer Fußgruppe an dem deutsch-schweizerischen Event am 16.07.2011 zu beteiligen.

„Trau Dich“ – für viele Transgender ist tatsächlich der Schritt in die Öffentlichkeit ein bedeutender. Das Ausleben der eigenen Persönlichkeit ist für viele Transgender auch heute noch nicht selbstverständlich.

Der Gendertreff möchte mit der Teilnahme am Christopher Street Day in Konstanz und Kreuzlingen anderen Transgendern Mut machen und eine breite Öffentlichkeit über das Thema Transgender informieren.

Der Begriff „Transgender“ bezeichnet Menschen, deren körperliches Geschlecht nicht bzw. nicht vollständig mit ihrem gefühlten Geschlecht übereinstimmt. Die Transgender-Eigenschaft ist unabhängig von der sexuellen Orientierung. Die meisten Transgender sind heterosexuell.

Die Transgender-Eigenschaft ist nicht einfach nur „ein Hobby“. Viele Transgender möchten sich dem Identitätsgeschlecht so weit wie möglich annähern. Der Gesetzgeber hat erkannt, dass dies vielfach Probleme mit sich bringt. Die „Transition“ genannte Angleichung an das Identitätsgeschlecht ist deshalb im Transsexuellengesetz (TSG) geregelt.

Ziel des Gendertreff ist die Hilfestellung für Transgender, Angehörige und Interessierte sowie die Information der breiten Öffentlichkeit. Dazu betreibt der ehrenamtlich geführte Gendertreff unter www.gendertreff.de eine große Internet-Plattform mit einem Forum, einem eigenen Magazin und vielen weitergehenden Informationen. Darüber hinaus wird mit den Selbsthilfegruppen „Gendertreff Düsseldorf“ in Düsseldorf und „Gendertreff Leverkusen“ in Leverkusen ein Angebot zum persönlichen Austausch bereitgestellt.

Gruß
Team Gendertreff

>> Kleine Galerie vom Gendertreff beim CSD am See 2011 in Kreuzlingen und Konstanz

>> Bunt ist die Welt – auch am Bodensee

>> Bunt ist die Welt – auch am Bodensee (Teil 2)

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7 Naturschönheiten in der Schönheit der Natur

Bundesgartenschau Koblenz 2011

erlebt und geschrieben von Gitta

In den letzten Tagen war es für diese Jahreszeit ein ungewöhnlich warmes, ja fast schon heißes Wetter, selbst in den Nächten kühlte es kaum ab. Die Wärme der Nacht ließ auch unseren Reporter Günni vom Tranny – Magazin nicht zur Ruhe kommen. So kam es, dass er an seinem freien Samstag schon sehr früh auf den Beinen war. Doch was sollte er unternehmen, an diesem 28. Mai 2011? Zuhause bleiben wollte er auf keinen Fall, dazu war der freie Tag zu schade, vielleicht einen Stadtbummel oder einfach nur ein wenig am Rheinufer faulenzen? Also fuhr er mal wieder ohne Ziel in Richtung Norden des Landes und freute sich auf einen unbeschwerten Tag ohne Arbeit.

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Kerstin fasst sich ein Herz

Kerstin aus dem Gendertreff-Forum hat uns gebeten, ihr Outing bei ihrer Mutter zu bloggen. Das wollen wir hiermit gerne tun.

Hallo Ihr lieben!

Heute Nachmittag habe ich mir ans Herz gefasst und mich endlich bei meiner Mutter geoutet. Es musste einfach sein, weil ich bei dieser Sache, die mich so bewegt und ein wirklich großer Teil meiner Seele und überhaupt von mir ist, das Gefühl hatte sie anzulügen, indem ich nichts davon erzählte. Auch wenn ich irgendetwas unternommen habe musste ich irgendeine Geschichte auftischen. Nein, ich wohne nicht mehr bei meinen Eltern. Auch wollte ich Ihr die Bilder zeigen, auf die ich teilweise riesig stolz bin und von Erlebnissen berichten.

Ich habe meine bewährte Methode angewendet. Ich habe immer zwei kleine Bilder von Kerstin in meinem Portemonnaie. Eins in blond und das andere mit roter Frisur. Die habe ich ihr hingehalten und gefragt, ob sie die kennen würde. Vorher habe ich nochmal überprüft ob mein Vater wirklich draußen arbeitet und nicht jeden Moment hereinkommen könnte. Mit meinem Bruder bin ich da einer Meinung, dass er es nicht verstehen würde. Seine größte Angst war in unserer Kindheit, dass wir schwul werden, wenn wir den Puppenwagen der Nachbarin schieben oder mit Big Jim spielten (männliche Barbie mit Jeeps, Abenteuerausrüstung, Westernklamotten und diverse Waffen).

Sie sah sich die Bilder an und relativ schnell fing sie an zu schmunzeln und fragte, ob ich das sei. Ich bejahte das. Dann fragte sie nach, ob ich auch die Blonde bin. Auf dem Bild hätte sie mich nicht erkannt, sagte sie. Dann ging ihr Mundwinkel etwas nach unten und sie sagte, dass sie es nicht verstehen würde. Was sie nicht verstünde, fragte ich. Warum ich das mache. Dafür habe ich selber auch keine wirklich gute Antwort. Da sagte ich, dass ich das brauche. Ich will keine Hormone oder Operation, es reicht mir wenn ich hin und wieder zu Kerstin werde.

Eine Frage ließ mich zusammen zucken: Ob wir uns an kleinen Mädchen vergreifen. So etwas von meiner Mutter zu hören… Da war ich einen Moment richtig sauer und sagte ihr, dass wir doch keine Perversen sind! Ich glaube das war ihr auch nur herausgerutscht. Ich merkte ihr an, dass sie doch erst mal platt war und nicht wusste, was sie sagen solle. Sie ist siebzig und hat sich noch nie mit dem Thema näher beschäftigt

Dann machten wir erst mal das wofür ich gekommen war und ihr helfen sollte – Onlinebestellungen von Medikamenten.

Danach zeigte ich ihr meine Picasa Seite. Ich erklärte ihr verschiedene Besonderheiten an den Bildern. Dann meinte sie, ich wäre echt hübsch, schade dass ich kein Mädchen geworden bin. Da merkte ich, dass sie etwas lockerer wurde. Es kamen noch Fragen wie z.B. wo ich die ganzen Klamotten her habe, wo ich die unterbringe, wie ich mit den Absätzen laufen kann, wie viel Schuhe ich habe, ob ich so bei mir herausgehe, wo ich mich umziehe und so weiter.

Dann hörte ich meinen Vater durch den Flur laufen. Ich habe schnell den Bildschirm "gesäubert". Nachdem ich ihr den Link zu meinen Bildern und zu verschiedenen Foren in ihre Lesezeichen gespeichert hatte, verabschiedete ich mich. Ich war irgendwie sehr emotional und zitterig und bin es jetzt immer noch. Das war doch etwas heftig. Dann machte ich etwas, was ich viel zu selten mache: Ich sagte ihr, dass ich sie lieb habe. Daraufhin umarmte sie mich, was irre gut tat!!!

Im Prinzip hat sie genau so reagiert, wie ich es eingeschätzt habe. Sie muss das erst mal verarbeiten, hat es aber sehr gut aufgenommen. Warum habe ich dann ein flaues Gefühl im Bauch??? Eigentlich müsste ich doch erleichtert sein!?

Liebe Grüße,
dat Kerstin

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Linas Geschichte

Lina37 hat ihre Geschichte freundlicherweise für das Magazin frei gegeben:

Hallo ihr Lieben,
Ich bin ja schon einige Zeit hier, habe aber im Gegensatz zu den Anderen noch recht wenig über mich geschrieben….

Also, meine Mutter erzählt immer wieder die Geschichte, dass ich mit fünf Jahren manchmal mit den Worten „Heute bin ich ein Mädchen“ aufgestanden bin. Meine Mutter ist da auch sehr locker gewesen und hat mich dann auch den ganzen Tag so angesprochen. Ich hatte auch etwas längere Haare (meine Ma ist ziemlich alternativ) und auch nicht so die typischen Jungs-Klamotten und Spielzeuge, einen Vater hatte ich nie. Dennoch glaube ich, dass meine Mutter das eher als ein Spiel von mir gesehen hat. Leider bin ich dann mit sechs zu meinen Großeltern gekommen, welche sehr streng und spiessig waren und für die ich damals total verzogen war. Ich habe dann die Grundschulzeit dort verbracht, war aber immer Aussenseiter in der Klasse, hatte keine Freunde, weshalb mich meine Großeltern im Fussballverein anmeldeten, wo ich auch nie anerkannt wurde. Ich war halt zu weich. Nach der Grundschulzeit kam ich dann zurück zu meiner Mutter, welche inzwischen einen neuen Mann hatte, was zu sehr großen Problemen geführt hat bis ich mit 18 ausgezogen bin.

Ich hatte während der Pubertät eigentlich nur weibliche Freunde und mir oft vorgestellt, wie meine beste Freundin zu sein und habe mich insgesamt ziemlich rebellisch verhalten. Mit 15 wurde ich Punk, habe teilweise absichtlich auf der Straße gelebt und in besetzten Häusern übernachtet, obwohl ich ein Zuhause hatte. Mit 18 habe ich dann die Stadt verlassen und bin nach Düsseldorf…durch die ganzen Probleme, die ich hatte, war „Lina“ auch ganz verschwunden, ja, ich erinnerte mich sogar nicht mehr an Gefühle, die ich als Kind und Teenie hatte. Im Laufe der Jahre hatte ich mehrere feste Beziehungen, bei denen aus heutiger Sicht oft mehr Bewunderung als Begehren der Grund für die Liebe war. Dadurch das ich mit 20 auch noch sehr weiche Gesichtszüge und auch mal längere Haare hatte, kam es zweimal vor, dass eine Freundin von mir mich „nur mal so zum Spaß“ geschminkt hat und ich mir auch sehr gefallen habe, aber es nicht zugeben wollte.Dann hatte ich eine sehr lange Beziehung, in der meine damalige Partnerin und ich zusammen wohnten. Und so kam es eines Tages, sie war oft abends arbeiten oder aus, dass ich heimlich ihre Sachen anzog. Und mich so gut gefühlt habe…aber nur kurz, denn nach einiger Zeit kam wieder das ungeheure Schamgefühl.

Eines Tages erwischte sie mich. Erst hat sie mich ausgelacht und dann hat sie sich einen Neuen gesucht. Es folgten sehr depressive Jahre, ich bin mittlerweile dreißig und in eine andere Stadt gezogen. In diesen Jahren habe ich meinen Körper aggressiv zerstören wollen. Ich habe mich zwei Jahre kaum gewaschen, habe sehr ungesund gelebt und mich mit allem betäubt, was mich nicht direkt tötete. Als ich dann eines Abends am Dortmunder Hauptbahnhof so verprügelt wurde, dass ich ein halbes Jahr in Krankenhaus und Reha verbracht habe, hörte es zumindest auf, dass ich mich so dermaßen hängen ließ. Ich zog zurück an den Rhein und wollte mein leben in den Griff bekommen. Ich fing an, mir Kleidung zu bestellen und startete die ersten Schminkversuche. Allerdings waren das immer nur Phasen. Dazwischen habe ich mich dann immer geschämt und wollte nichts davon wissen, habe oft Sachen weggeschmissen.

Als ich dann meine jetzige Freundin (SabZi) kennengelernt habe, habe ich davon natürlich nichts gesagt. Ich habe inzwischen gelernt, mich als Mann auch unter Männern zu behaupten und verstand es sehr gut, ihr auch das Bild eines sehr männlichen Typs zu suggerieren. Dafür habe ich mich manchmal extra wie ein Schwein ihr gegenüber verhalten. Selbst als sie den Schminkkoffer fand und mich zur Rede stellte, war ich nicht mutig genug, dazu zu stehen, sondern habe es als depressives Fluchtverhalten abgetan, welches ich nun ja nicht mehr nötig habe. Das Blöde oder besser das Gute an Dingen, die wir verdrängen, ist, dass sie mit voller Wucht zurückkommen. Und so kam es so stark zurück, dass ich in meiner Panik mit ihr Schluss machte, die Geschichte dazu habe ich ja bereits in meinem Vorstellungsthread geschrieben.

Wie ihr wisst, sind wir ja wieder sehr glücklich zusammen, dennoch ist auch vieles nicht so einfach. Trotz dass ich nun einige Male draußen war und meine Freundin habe, fällt es mir immer noch etwas schwer. Auf der einen Seite habe ich nun alle Freiheiten, auf der anderen Seite fangen damit auch eine ganze Menge Schwierigkeiten an. Ich fühle mich selber viel mehr, habe ein viel größeres Körperbewusstsein, wenn ich Lina bin. Und habe zur Zeit eine größere gefühlte Ablehnung, wenn ich Mann bin, als je zuvor. Vielleicht ist es ja auch nur jetzt am Anfang so und es pendelt sich irgendwo ein. Vielleicht ist es aber auch mehr. Ich war heute bei Frau Dr. Schleussner und sie sagte, ich soll einfach Lina komplett in meinem Alltag integriert leben und mal eine Woche permanent auch so vor die Tür gehen. Da ich ja von zu Hause aus arbeite und die Auftragslage gerade sehr schlecht ist (ich arbeite in der Mediengestaltung) habe ich zumindest keine Probleme wegen einem Arbeitgeber.

Seit meinem Outing tut sich so viel in mir und ich bin teilweise wirklich überfordert mit meinen eigenen Gefühlen. Ich hoffe, ich habe Euch nicht gelangweilt mit meiner Geschichte, aber es tat mal gut, es so aufzuschreiben und ich freue mich, Euch morgen Abend zu sehen!

Lina

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