Wenn eine eine Reise tut…

Marina aus dem Gendertreff Forum berichtet über Geschäftsreisen und Seminare, Tücken des Alltags und den selbstverständlichen Umgang mit ihrer Transidentität.

In der vorletzten Woche habe ich mein erstes Training in der Firma abgehalten. Noch dazu vor ausländischen Kollegen bzw. Händlern. In der Agenda angekündigt war natürlich Herr H., denn offiziell werde ich in der Firma noch immer als „Herr“ geführt. Anwesend waren eine Kollegin aus Russland und ein Kollege aus Dubai. Dann noch ein Händler aus Saudi-Arabien und 3 Techniker eines Händlers aus Russland.

Das Training habe ich mit dem Auslegen unseres Flyers in Englisch begonnen. Als alle diesen gelesen hatten wurde mir versichert, das niemand damit ein Problem hat. Und so war es dann auch. Das Training lief ganz normal ab.

Letzte Woche dann war ich 4 Tage in Genf, um dort selbst an einem Produkttraining teilzunehmen. Der Flieger ging am Montag morgen. Bei der Fluglinie mit dem Kranich ist es ja so, das es die Bordkarten nur noch am Automaten gibt. So einer Maschine ist es egal, wer da vor ihr steht, Hauptsache die Daten stimmen. Also Bordkarte ausgedruckt, Koffer aufgegeben und ab zur Sicherheitskontrolle. Auch da gab es nichts zu berichten. Schließlich fliege ich oft genug um zu wissen, was ich alles ablegen muss, damit der Metalldetektor nicht los geht. Da die Schweiz ja dem Schengner Abkommen beigetreten ist, finden auch an den Flughäfen seit dem 29.03.2009 keine Personenkontrollen mehr statt. Von daher konnte ich einfach durchgehen zur Gepäckausgabe. Koffer abholen und weiter zur Autovermietung. Dort war schon für mich ein Wagen reserviert. Dank Ergänzungsausweis der dgti kein Problem bei der Kontrolle der Ausweispapiere und des Führerscheins.

Die Kollegen in Genf waren ja schon länger vorgewarnt, und so wurde ich dort auch immer mit Marina angesprochen. Am Mittwoch Morgen dann kam noch ein weiter Kollege aus Deutschland, der am zweiten Teil des Trainings teilnehmen sollte. Ich hatte versprochen ihn am Flughafen abzuholen. Das Hotel und auch die Firma befinden sich am südöstlichen Ufer des Genfer Sees, der Flughafen ist jedoch im Nordwesten. Um vom Hotel zum Flughafen zu gelangen muss man also einmal um die Westspitze des Genfer Sees fahren. Der Verkehr morgens in Genf ist mörderisch, deshalb hatte ich beschlossen außen herum, durch Frankreich zu fahren. Die ersten ~20 km ging es über Landstraße, dann kam die Autobahnauffahrt. Direkt hinter der Autobahnauffahrt kam dann die erste Mautstelle. Ich fuhr ganz rechts, jedoch war dies eine „Telepeage“ – Fahrspur, also zur vollautomatischen, berührungslosen Mautzahlung. Da ich in der falschen Fahrspur war, bin ich rechts ran gefahren um zu schauen, wie ich nun auf eine der anderen Fahrspuren gelangen kann. Als ich da so am rechten Rand stand, überholte mich ein LKW mit Auflieger. Der Auflieger erwischte meinen Mietwagen hinten links. Ein ca. 15cm langes Loch im Blech. Bevor ich begriffen hatte, was passiert war, war der LKW schon weit weg. Das Kennzeichen konnte ich nicht mehr lesen. Der LKW-Fahrer hat vermutlich nicht einmal bemerkt, was da passiert ist.

Ich habe dann sofort jemanden an der Mautstelle, meinen Arbeitgeber und den Autovermieter benachrichtigt. Die Mitarbeiter der Mautstelle sagten mir, ich solle zur nächsten Polizeidienststelle fahren und den Vorfall dort melden. Auf der Polizeidienststelle musste ich mich ausweisen, auch hier wieder kein Problem. Nach einer Stunde Wartezeit kam ich dran. Mit meinem schlechten Französisch erklärte ich dem Beamten was passiert war. Er sagte mir jedoch, dass der Fall nicht registriert wird, da es sich nach französischem Recht um einen Bagatell-Schaden handelt. Es gäbe ja keine Personenschäden.

Meinen Kollegen konnte ich jetzt natürlich nicht mehr abholen. Während ich auf der Polizei gewartet habe, habe ich ihm angerufen und gesagt, er solle sich bitte ein Taxi nehmen.

Bei der Rückgabe des Wagens musste ich dann noch ein Unfall-Protokoll ausfüllen. Das war dann alles.

Alles in allem kann ich mal wieder sagen: Es passiert gar nichts, auch wenn andere erkennen, dass ich nicht als Frau geboren wurde. Ich stehe zu dem was ich bin, und das wiederum, wird honoriert. Egal ob am Flughafen, beim Autovermieter oder bei der französischen Polizei, ich wurde immer und überall höflich und zuvorkommend behandelt.

-Marina

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Sabine beim Personalchef

Autorin Sabine berichtet von einem guten Gesprächsverlauf in ihrem Betrieb:

Hallo Leute,

nachdem es in der vorletzten Woche gar nicht gut ausgeschaut hat, hat sich das Blatt wohl doch noch zum Guten gewendet.

In der vergangen Woche war mein Termin beim Personal Recruiting (so heißt das jetzt bei uns). Mit der Info aus der Vorwoche und meiner TS Kollegin bin ich dann auf die neunte Etage.

Freundlich sind wir empfangen worden, doch bei mir hingen die Ohren runter. Ich wurde gefragt, wie ich angesprochen werden wollte. Da ich ja "verkleidet" dort aufgeschlagen bin, hab ich es erst mal bei der männlichen Form belassen.

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Katjas Jahresende 2012

Katja fasst das Jahr 2012 aus ihrer Sicht zusammen:

Hallo Zusammen,

seit Sommer 2012 ist in mir einiges passiert, nach dem Beitrag „1&1 der Hormone“
und einem Schuss vor den Bug.

Ich sehe im Spiegel, wie ich mich verändere. Endlich kann ich mich im Spiegel sehen und lachen und sehe, dass sich meine Seele endlich befreit fühlt.

Zum Ende des Jahres 2012 habe ich mich entschieden, auch im Beruf als Frau zu leben. Ich will endlich ganz Frau sein, die im Alltag ihre Frau steht.

Im Laufe des zu Ende gehenden Jahres bereitete ich mich auch mit der Therapeutin auf die Unterrichtung des Arbeitgebers vor. Anfang Dezember 2012 hab ich meinen Mut zusammen genommen und ein weiteres Gespräch mit dem Betriebsrat und der Geschäftsleitung geführt, gleichzeitig hatte ich auch das Anschreiben an die komplette Belegschaft fertig gemacht und auf einem USB-Stick mitgebracht. Ich hatte den Termin am 19.12.2012 ins Auge gefasst um die Belegschaft multimedial und in Briefform zu informieren. Da es das Weihnachtsfest war und ein großer Teil der Belegschaft frei hatte, entschloss ich mich genau diesen Zeitpunkt auszusuchen.

Das Jahr 2012 war zu Ende und wir hatten im Gendertreff eine berauschende Silvesterfete. Ohne ein Ziel und ohne eine neue Hürde bin ich ins neue Jahr gestartet.

Es kam der 02.01.2013. Ein Tag den ich nie vergessen werde. Ich machte mich fertig, zog meine Arbeitskleidung an und fuhr zur Firma. Ja das war eine Fahrt! Je näher ich kam desto mehr Herzklopfen bekam ich.

Als erstes bin ich nicht im Personaleingang sondern im Haupteingang rein gegangen. Die Dame am Empfang kenne ich seit über zehn Jahren, aber ich sollte mich anmelden. Erst als ich zu ihr sagte, dass ich es bin, war sie sehr erstaunt und machte mir ein Kompliment, was mir sehr gut tat. Weiter ging es zur Geschäftsabteilung wo ich mich auch zeigte. Sie wünschten mir viel Erfolg und Glück für die weitere Zusammenarbeit. Trotzdem wurde mein Herzklopfen immer stärker kurz vorm Eingang des Arbeitsplatzes.

Ich sammelte mich und atmete kurz durch und wie es so ist bin ich in die Halle gegangen.
Es war nicht viel los nach dem Jahreswechsel, so dass ich zum Büro des Lagers ging und meine Kollegen begrüßte. Es war schon ein mulmiges Gefühl, aber sie sagten, dass ich gut aussehe. Meine Anspannung war auf einmal wie weggeblasen und es ging zum Tagesgeschäft über.

Ja einige Leute geben sich Mühe und sprechen mich mit dem weiblichen Namen an und einige mit dem männlichen. Ich habe ihnen zu verstehen gegeben, dass es noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird und ein Anfang gemacht ist. In letzter Zeit sind sehr schöne Arbeitstage ins Land gegangen und auch eine schöne Normalität für mich.

Ich hätte nicht gedacht, dass es so leicht ist und noch einige Jahre bis zum Ende des Arbeitslebens so weiter geht. Ich fühle mich wohl und könnte die ganze Welt umarmen.

Viele Grüße
Katja

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Im Büro

Marleen gibt es nun auch nur noch als Frau im Betrieb …

Hallo Ihr Lieben,

ich hab mich etwas rar gemacht in letzter Zeit. Viele Familienfeiern und Weihnachten und und…

Dafür kann ich aber auch meinem Tagebuch ein paar Neuigkeiten hinzufügen.
Ich lebe inzwischen komplett als Frau, auch im Job und es fühlt sich gut an. Meine Kollegen haben sofort gesagt, dass Sie mich unterstützen. Ich habe jede Menge eMails erhalten in denen mir Anerkennung für meinen Mut ausgesprochen wird und ein Vorstandsmitglied des Unternehmens möchte sich mit mir auf einen Kaffee zusammensetzen um mehr zum Thema Transsexualität zu erfahren. Auch die Geschäftspartner sind beeindruckt von meiner Offenheit und freuen sich auf die weitere Zusammenarbeit.

Heute hatte ich den ersten Termin mit einem externen Versicherungsmenschen, alles war selbstverständlich. Dabei spreche ich mit meiner gewohnten Stimme und stehe zu meiner Vergangenheit. Das kommt gut an.

Also schon wieder… alles ist gut!!! Was bin ich für ein Glückskind.

Etwas ungewohnt ist es schon so offiziell mit Frau E. angesprochen zu werden, aber es ist nicht schlecht.

Was mir am besten gefällt ist, dass ich nicht mehr dauernd die Rolle wechseln und nichts mehr verbergen muss.

LG
Marleen

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Was für eine Woche

Nathalie möchte sich diesmal sehr kurz fassen, damit der Bericht im Gendertreff Blog nicht allzu lang wird.

Am Mittwoch, gleich nach dem Gespräch mit meiner Therapeutin musste ich zur Mittagsschicht. Da ich ziemlich knapp mit der Zeit war, ging ich direkt zur Arbeit. Wohl wissend das ich im Rock und mit Perücke unterwegs war. Natürlich hatte ich alle Blicke der Kollegen auf mich gerichtet und zog mir nur die Arbeitshose über und ging zur Arbeitsstelle. Am nächsten Tag war das Szenario etwa gleich. Ich hatte vormittags zwei andere Arzttermine und genausowenig Zeit.

Seitdem bin ich jeden Tag, zwar auch in Hosen, aber immer als Frau zur Arbeit gegangen.

Montag ging ich zum ersten Mal zu meinen Eltern und zu meiner Schwiegermutter. Ich musste Besorgungen für Sie erledigen. Um die Nerven nicht zu sehr zu strapazieren, war ich in Jeanshose und Bluse unterwegs. Es gab weniger Aufsehen als ich erwartet hatte. Mein Vater sagte nur nach einiger Zeit „Du hast doch versprochen nicht so zu kommen“. Im Hintergrund stand meine Mutter und schüttelte kurz den Kopf und gab mir so zu verstehen, dass es in Ordnung war.

Auf dem Rückweg war ich bei meiner Schwiegermutter. Natürlich unterhielten wir uns über mich, die Reaktionen der anderen (dank meiner Schwiegermutter) Mitwissenden. Wir sprachen noch intensiv über Silvia und mich und ich versprach Ihr, dass wir nicht an Trennung denken. Sie schaute mich an und sagte, dass sie mich so gekleidet gut akzeptieren kann. Am Abend sprachen Silvia und ich über den Tag. Dabei kamen wir auf den Sport zu sprechen und ich sollte überlegen wie ich das mache.

Da ich sowieso noch im beginnenden Sommerschlussverkauf schauen wollte, waren in den Tüten auch ein paar Sportshirts. Zudem kamen noch zwei Tennisröcke, die ich bei unserem Sportshop kaufte. Selbstverständlich probierte ich auch kurze Sporthosen an. Aber diese waren so knapp geschnitten, dass sich alles abzeichnete. Wir hatten auch über die männliche Kleidung gesprochen. Zuerst wollte ich die Sachen in leere Taschen und Koffer verpacken und zwischenlagern. Ich hatte ein paar Tüten zurechtgelegt. Erst einmal sollten die alten Sachen ausgesucht werden, um sie zu entsorgen. Während der Aktion fiel mir auf, dass ich den größten Teil in den letzten Monaten nicht brauchte. Kurz gesagt, zum Schluss hatte ich noch ein paar Jeanshosen, eine gute Hose, ein paar passende Hemden und ein paar Sportsachen für den Notfall, die ich in das oberste Fach im Kleiderschrank verstaute. Alles andere verstaute ich in Tüten. Dabei bekam ich ein komisches Gefühl. So als wenn ich Gift in den Händen halte. Ich packte immer schneller, um das Zeug loszuwerden. Kurz bevor ich die Tüten zum Altkleidercontainer brachte, wog ich sie. Es waren fast genau 55 Kg Kleidung. Und dabei habe ich die Schuhe noch nicht aussortiert. Es war wie ein Befreiungsschlag.

Eine Überraschung erwartete mich dann am Mittwoch. Nein, die Kleidung ist nicht aus Heimweh zu mir zurückgekommen. Auf der Arbeit baten mein neuer Betriebsleiter und der Tagesmeister zum Gespräch. Sie wollten wissen wie es mit mir weitergeht. Ich informierte sie, dass ich, sobald meine Ansprechpartnerin der Personalabteilung aus dem Urlaub kommt, meinen Alltagstest, mit E-Mailänderung und Anschreiben der betreffenden Bereiche, beginnen möchte. Mein Chef machte mir den Vorschlag, dass wir im Energiebetrieb nicht bis dahin warten, sondern ab sofort meine Arbeit als Frau beginnen könnte.

„Herzlich willkommen Frau Nathalie N…….. , wann geben sie Ihren Einstand?“ So gab er mir die Hand und wünschte mir alles Gute auf meinem Weg. Anschließend gab es ein Gespräch mit der gesamten Schicht über die Veränderung. Mit dieser Entscheidung verabschiedete ich mich auch aus der Waschkaue, um Konflikten aus dem Weg zu gehen. Zeitnah werden alle anderen Schichten über meinen Weg informiert und, wie mein Chef unmissverständlich ausdrückte, möchte er aufkommende Probleme sofort besprechen und erwartet absolut fairen Umgang.

Ich kann es kaum fassen.

Nathalie

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Outing im Betrieb

Monika hat sich nach reiflicher Überlegung und dem nötigen Selbstvertrauen, in ihrem Betrieb geoutet. Lest bitte wie es ihr ergangen ist und welche Erfahrung sie gemacht hat.

Da ich in meiner Freizeit überwiegend als Frau unterwegs bin und mir auf diesem Wege die nötige Selbstsicherheit und das notwendige Selbstbewusstsein angeeignet habe probierte ich auch im Betrieb aus mich immer weiblicher zu geben.

Zuerst lackierte ich mir nur die Fingernägel mit Klarlack, später kam dann Wimperntusche dazu. Auch meine Kleidung wurde immer weiblicher. Die ersten Wochen/Monate sprach mich niemand darauf an, aber dann eine Kollegin und ich antwortete Ihr nur, das es mir gefällt, daraufhin war das Thema vorerst erledigt.

Da ich jedoch in meiner Freizeit anschließend 2 mal Kolleginnen von mir in der Stadt begegnet bin und ich mir nicht sicher war ob man mich erkannt hatte, war für mich nach reiflicher Überlegung der Zeitpunkt gekommen, mich im Betrieb zu outen.

Ich arbeite im öffentlichen Dienst und dort in einer sehr großen Behörde, so dass wir außer dem Personalrat auch einen Betrieblichen Sozialdienst und eine Gleichstellungsbeauftragte haben. Ich habe mich, nachdem ich von den Erfahrungen anderer Transgender gehört habe, zuerst bei der Dame des Betrieblichen Sozialdienstes geoutet und Sie gebeten, auch einen Gesprächstermin mit dem Personalrat und der Gleichstellungsbeauftragten zu vereinbaren.

Erst als mir alle 3 Gesprächspartner versichert haben, das für mich nicht die Gefahr der Kündigung besteht und ich nach § 1 und 2 des Allgemeinen Gleichbehandlungsgesetzes (AGG) auch innerhalb des Betriebes geschützt bin, hat die Mitarbeiterin des Betrieblichen Sozialdienstes einen Gesprächstermin mit meinen 3 Vorgesetzten (ich nenne Sie mal nach der Hierarchie Stufe 1 – 3 / höher als Stufe 5 geht nicht), der Vorsitzenden des Personalrates und mir vereinbart.

Mein Outing wurde von allen sehr positiv aufgenommen und auf meine Anmerkung über meine Sorgen bezüglich meines Arbeitsplatzes meinte Stufe 2 da ich keinen Publikumsverkehr habe bräuchte ich mir darüber keine Gedanken zu machen und ich in der Abteilung bleiben würde. Danach wurde besprochen wie ich meine Kollegen informieren sollte. Meine Vorgesetzten wollten kein Protokoll über diese Besprechung haben, so wurde von der Mitarbeiterin des Betrieblichen Sozialdienstes (BSD) nur eine Gesprächsnotiz für mich und die Akte im BSD angefertigt.

Ein paar Tage später bat mich mein Vorgesetzter (Stufe 2) beim Vorbereitungsgespräch für das Outing bei meinen Kollegen aus der Abteilung (ca. 30 Personen) auch einen in der Hierarchie noch höheren Vorgesetzten (Stufe 4) zu informieren. Auch dieses Gespräch verlief sehr sachlich und anschließend wurde ich von Stufe 4 gefragt ob schon die Namensänderung ansteht und ob man mich von Seiten der Personalabteilung schon als Frau führen sollte, außerdem bot mir Stufe 4 Ihre Hilfe an für den Fall das Schwierigkeiten auftreten sollten.

Wieder ein paar Tage später war die seit längerer Zeit angesetzte Abteilungsbesprechung bei der ich nach vorheriger Absprache meine Kollegen informierte.
Nach der allgemeinen Begrüßung und der Aufzählung der Tagesordnungspunkte übergab Stufe 3 das Wort an mich. Nachdem ich die Geschichte ja nun schon mehrmals vorgetragen hatte kamen mir die Worte trotz meiner Nervosität erstaunlich glatt über die Lippen. Die Reaktionen meiner Kollegen waren gemischt, neben Beifall gab es Teilnahmslosigkeit und vereinzeltes Daumenheben.

Mittlerweile sind etliche Wochen vergangen und mein Auftreten in der Firma wird immer weiblicher. Die meisten Kollegen aber scheinen Berührungsängste zu haben denn ich bin bis jetzt (bis auf ein paar Ausnahmen) von niemandem zu diesem Thema angesprochen worden und fast alle haben sich von mir zurückgezogen.

Schade, aber „that´s life“…………….
Monika

TRANS* AM ARBEITSPLATZ

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In der ausführenden Arbeitswelt

Mit Freude nimmt der Gendertreff Katjas gelungenes Outing zur Kenntnis, aber lest selbst…

Hallo
hier mein Bericht zu meinem Outing und dem weiteren Werdegang, was mir Ausgeglichenheit und Freude am Leben bringt.

Wie soll ich denn anfangen:

In meinem Leben, das inzwischen 45 Lenze zählt, habe ich eine schöne Kindheit durchlebt, eine nicht ganz so schöne Teenie-Zeit gehabt und dazwischen versucht, mein Leben in den Griff zu bekommen,  was nicht ganz leicht war.

Trotzdem bin ich mit mir jetzt zufrieden. Sehr zufrieden sogar, seit ich hier im Gendertreff bin. Es tut mir gut endlich Klarheit zu haben, auch eine gewisse Euphorie ist dabei.

Ich kann dazu nur sagen, dass in meinem Leben einige Schlüsselerkenntnisse dazu geführt haben, dass sich Türen in meinem Kopf geöffnet haben und den Weg frei gemacht haben, dass ich endlich das sein kann, was ICH eigentlich bin.

Seit 2010 bin ich hier im „Treff “. Ich habe bis dato noch nichts Negatives erlebt. Man kann vieles negativ sehen und zerreden oder gar ausschließen. Wir sind Menschen, die die Natur so wie sie sind geschaffen hat. Sie hat uns was gegeben, was ich als goldene Gabe verstehe, etwas Einmaliges zu sein.

Ja, diese Sache ist nicht ganz leicht für jeden Einzelnen, der auch seine Pflichten im Leben erfüllen muss. Ich denke für jeden sind ein paar Freiheiten dabei. Wenn man in einer Beziehung ist, heißt es reden und keine Geheimnisse voreinander zu haben. Da sollte sich ein Jeder an die Nase packen und eine gewisse Klarheit haben.

So genug geredet ich erzähle jetzt von meinen Outing im Berufsleben wie schon angekündigt

Ich wollte mich endlich nicht mehr verbiegen müssen und habe mein Aussehen inzwischen verändert. Seit September 2010 habe ich mit der Veränderung langsam begonnen und ein Jahr später, das war im Sommer 2011, war es dann soweit. Eine Woche Urlaub am schönen Bodensee, leben und erleben als Frau und erste Erfahrungen machen. Es war ein richtig schöner Urlaub, den wir gemacht haben. Seitdem ist es nicht mehr so wie es vorher war. Ich wollte ab diesem Urlaub mal salopp gesagt mich „verändern“, was ich schon immer wollte, sprich „Frau“ sein.

Ja, das ganze Leben wollte ich es, nur der Knoten wollte nicht aufgehen, was eine Blockade war. Ich wusste nicht was es war aber es ist so wie es jetzt ist und möchte es nicht mehr aufhalten.  Ja, jetzt zu leben, das hab ich verstanden.

Bis März 2012 habe ich mir überlegt, was ich den Menschen gegenüber in der Firma sagen werde und wie ich es anstellen soll. Ich ging zur Sekretärin, mit der ich seit zehn Jahren zusammen arbeite und habe mit ihr über mein Anliegen gesprochen. Danach hatte ich einen Termin mit dem Niederlassungsleiter gemacht und mir in einem Gespräch ein Zwischenzeugnis geben lassen. Natürlich fragte er auch nach dem Grund und ich outete mich. Er zeigte sich nach einer dreiviertel Stunde Gesprächsdauer gelassen, weil er mich als Mensch sieht.

Mutig durch diese guten Gespräche und Eindrücke, habe ich dann alles auf eine Karte gesetzt und im April 2012 mit meinem direkten Vorgesetzten gesprochen, der auch keine Vorurteile hat und mich als Mensch sieht.

Vorurteile oder Diskriminierungen konnte ich nicht feststellen und möchte jeder anderen sagen, dass die Welt offen für alle ist. Jede/r soll so leben können wie sie/er es will. Das Leben ist DRAUSSEN.

Mittlerweile sind einige Tage vergangen und es ist zur Normalität geworden.

Also ich Grüße euch
Katja

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Michaela berichtet über Ihre Transition

Mit Michaelas Einverständnis konnte der Bericht ihrer Transition hier im Gendertreff Blog erscheinen. Vielen Dank dafür.

Nachdem ich nach Duisburg gezogen war, begann ich mir das Leben ganz anders aufzubauen.

Ich lebte quasi als Transvestit (entschuldigt bitte, ist nun mal meine ureigene Definition, Transvestit bedeutet für mich eigentlich immer Frau auf Zeit, Transsexuell ist eben der Wunsch ganz als Frau zu leben unter Nutzung der Möglichkeiten den Körper anzugleichen ohne Wenn und Aber), das heißt in der Freizeit Frau (optisches Erscheinungsbild, Verhalten war ja schon immer mehr fraulich), arbeitsmäßig eben als das wie ich körperlich geboren bin man könnte sagen als Mann.

Nun suchte ich mir einen Therapeuten, weil ich nach der Selbstdiagnose schon genau wusste, wie ich leben wollte und welchen Körper ich mir wünschte (das wusste ich aber schon seit der Kindheit). Die Entblößung der Seele nahm nun bei dem Therapeuten April 2011 seinen Anfang. Gleichzeitig weihte ich auch manche vertrauenswürdige Mitarbeiterinnen auf der Arbeit ein.
Im Juli letzten Jahres hieß es dann nach Absprache mit dem Therapeuten, Schritt nach vorne und Arbeitgeber einweihen, Folge für mich war die Kündigung zum Oktober 2011. Naja, was soll ich sagen, ab da war ich Transsexuell, denn mein Psychologe bescheinigte mir im Ende Juli noch die Arbeitsunfähigkeit.
Alles wurde auf einmal forciert, die männliche Kleidung verschwand in den Säcken. Hört sich komisch an, aber ab da war ich Michaela, ebenso wie ich mich schon immer gefühlt habe. Es war klar, es gibt von nun an kein wenn und kein aber für mich.

Ich bekam dann auch die Indikation für die Endokrinologin und nach ausgiebiger Untersuchung begann die Hormontherapie am 5.10. Ende Oktober erfolgte dann auch der Antrag für die Namens- und Personenstandsänderung. Im November bekam ich dann auch die Einladung zum Gericht in Düsseldorf.
Bammel, oh ja, was passiert da, fressen die mich auf. Aber was war, ich unterhielt mich super mit der netten Richterin, sie fragte mich ob ich bestimmte Psychologen im Auge hätte für die Gutachten, ich verneinte und sagte nur, machen sie mal. Lächelnd bestimmte sie dann Herrn Dr. Rolloff-Stachel und zu meiner Überraschung meinen eigenen Psychologen. Ich dachte mir nur, Hauptsache nicht die überfüllte Frau Schleussner die Mutter aller "Transen". Ist nicht böse gemeint, aber wer den einfachen Weg gehen möchte, der geht dort hin.

Zwischenzeitlich nicht untätig sein bis zu den Terminen kam mir in den Sinn. Gesagt, getan,  Anruf bei meiner Sachbearbeiterin von meiner Krankenkasse. Sehr nettes Gespräch, ganz offen, Folge na so was ein Fehler im System, für 24 Stunden hatte sich einfach ein "a" an meinen Vornamen angehängt und wie es der Teufel so will ging auch noch eine Bestellung für eine neue Krankenkassenkarte raus. Sie kam an und ich nahm sie mit zu meinem nächsten Termin beim Arbeitsamt zur Arbeitslosenmeldung, fragte dann scheinheilig am Empfang wie ich denn geführt werde, denn ich war ja schon bei der Arbeit suchend Meldung als Michaela da, ups als Herr und ohne Vermerk.
Da sagte ich der netten Dame, meinen sie nicht das das zu Irritationen führen könnte, grins,  da machte sie schon mal einen Vermerk. Jedenfalls wurde ich als Frau aufgerufen bei dem Sachbearbeiter. Ich zeigte ihm die Ladung vom Gericht und die Krankenkassenkarte und fragte ihn ganz lieb, ob man nicht schon vorher also vor der offiziellen Namens- und Personenstandsänderung was machen könnte, lach die Krankenkasse könnte das ja auch. Nach Rücksprache mit seinem Chef wurden die Daten geändert, ich lächelte ihn an und hauchte ihm noch ein Danke entgegen. Da kann ich nur sagen, viele Sachen sind möglich, es kommt manchmal nur darauf an, wie man fragt.

Das weitere was kam, die Gutachten wurden erstellt. Witzig war noch wo ich Herrn Dr. Rolloff Stachel fragte ob ich denn auf ein positives Gutachten hoffen könnte, er sagte nur, wenn er sich unsicher ist lädt er die Probanden auch noch ein zweites, drittes oder viertes Mal ein. Hmmmhhh, ich bekam keinen neuen Termin, auch eine Beantwortung meiner Frage ohne direkte Beantwortung.

Irgendwann hielt ich dann Ende März den rechtskräftigen Bescheid vom Gericht in den Händen, wartete noch bis das Geburtsregister bzw. Geburtsurkunde in Essen geändert war. Danach folgte viel Arbeit und Telefonate und Mails um alles ändern zu lassen. Offizieller Teil beendet könnte man sagen, jetzt heißt es warten auf den körperlichen Teil.

Apropos Körperlichen Teil, jetzt an alle Transsexuellen Mitstreiterinnen die diesen Weg gehen. Erwartet nicht zu viel von der Hormonbehandlung, denn es liegt in den Genen, am Alter und an Vererbung wie sich alles entwickelt. Ich fühle mich zwar sehr gut unter den Hormonen, aber nehmt die Sachen so wie sie kommen. Fragt mal geborene Frauen, ob sie auf die Entwicklung Einfluss hatten. Arbeitet lieber daran wie ihr von anderen wahrgenommen werdet, ja auch außerhalb der Transgenderwelt. Habe ich gemacht und ja man bekommt auch manchmal ganz brutale Wahrheiten mit. Meine beste Freundin ist eine geborene Frau und schonungslos sagt sie mir, wann ich denn mal "fraulicher" werde wie jede "normale Frau".
Ich weiß auch das mir im allerbesten Fall, auch nach Jahren der Hormoneinnahme immer ein Hauch von Exotik anhaftet, also total unerkannt leben ist eine Illusion (Ich habe bisher persönlich jedenfalls nur eine einzige Frau mit transsexuellen Hintergrund gesehen, wo ich es nicht erkannt habe). Als ich davon sprach, den Transsexuellen Weg zu gehen, hieß das auch mit allen Konsequenzen.

Im Moment habe ich die Situation das ich alles verloren habe. Trennung bzw. Scheidung, Abkehr der gesamten Familie von mir, auch meiner geliebten Kinder und Arbeitslosigkeit. Aber ich konnte einfach nicht mehr anders nach 40 Jahren mit einer "Maske" zu leben. Ich gehe aber mit einer positiven Einstellung, mit meinem wahren Ich, in die Zukunft.

So genug geschrieben, nicht das noch manche bei der Lektüre einschlafen. Falls ich manchen mit Adressen oder so etwas helfen kann, tue ich das gerne, auch wenn ich mit meiner Meinung zu den Begriffen Transvestit oder Transsexuell ein wenig polarisiere, da ist der Begriff Transgender schon eine gute Wortschöpfung, in erster Linie zählt sowieso nur der Mensch der dahinter steht.

Gruß

Michaela

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Chrissies 16. Mai 2012

Autorin: Chrissie

Gerade komme ich vom Besuch beim Amtsarzt. Der Termin wurde schon letzte Woche vereinbart. Anfangs noch (immer) etwas kribbelig sowohl im Bauch als auch in den Beinen ging ich hin. Netterweise wurde mir dies während meiner normalen Dienstzeit gestattet. Gerechnet habe ich mit einem Zeitaufwand alles in allem mit runden zwei, dreieinhalb Stunden. Gedauert hat es gerade mal dreißig Minuten.

Und ehrlich gesagt, hätte ich mir das alles auch sparen können. Obwohl die Begrüßung schon bei der Anmeldung sehr lieb war („Ah, Frau F., schön dass sie schon da sind, warten Sie noch kurz draußen“) und mich später auch der Arzt richtig mit Frau F. ansprach, war die Untersuchung mehr/minder für die Katz.

Denn nach der Kurzanamnese, in der ich den bisherigen Verlauf meiner Transsexualität schilderte, und zwei, drei Fragen des Doktors geschah bis auf Blutdruckmessen und Fragen nach Gewicht, Alkohol und meinem derzeitigen Befinden als Frau nichts mehr.

Vor der Verabschiedung meinte dann der Arzt noch, ich solle selbst bei weiteren Fachärzten vorsprechen. Entweder beim Hausarzt oder gleich zu den richtigen Stellen (????) gehen. Das wars dann. Noch ein nettes „Auf Wiedersehen Frau F.“ und „vergessen Sie nicht die Besuchsbestätigung“, fertig.

Naja, mal schauen, wie ich demnächst verfahren werde.

Jedenfalls geht es mir zur Zeit so gut wie schon lange nicht mehr. Es ist ein so beglückendes Gefühl als Frau in die Arbeit gehen zu können, einzukaufen oder einfach raus zu gehen. Auch heute wieder waren drei Mails in meinem Arbeits-PC die mir bestätigten, dass alles richtig war, was ich bisher getan habe. Und mit den Kollegen/innen werden Gespräche geführt, die keinerlei Gründe für „Mobbing“ hergeben. Dienstlich, korrekt und knapp, privat in der Pause fast immer auf die Thematik bezogen. Wie ich mich fühle, wo ich einkaufe, ob ich diesen Film gesehen habe usw. usf. Auch Fragen nach meinem Gewicht wurden schon gestellt. „Wie machst du das nur?“ als ich ihnen voller Stolz erzählte, dass ich innerhalb von drei Wochen von 67 auf 63kg kam.

Grummelig wird mir nur vor heute Abend und vor dem morgigen Tag. Da stehen nochmals ein Outinggespräch mit meiner Schwester, der Schwester meiner Frau und den Schwiegereltern bevor. Aber auch das wird schon gut gehen. Und damit reicht es dann mit dem Bekanntgeben meiner Transsexualität.

LG
Chrissie

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Chrissies 14. Mai 2012

Autorin: Chrissie

Sonntag stand wieder mal ein Outen bevor. Oh Gott, irgendeinmal wird das auch vorübergehen. Bei unseren älteren Nachbarn gab es zwar mehrere argwöhnische Blicke, als ich, diesmal alleine, vorsprach. Das legte sich jedoch, sobald sie meine Geschichte erfuhren. Und verabschiedet wurde ich eigentlich ganz nett und mit der korrekten Ansprache „Frau“. Ist schon klasse, wie „ältere Herrschaften“ mit dieser Thematik umgehen können.

Weniger gut fiel das outen bei meinen beiden männlichen „Freunden“ aus. Gelinde gesagt war´s ein Horrortrip. Telefonisch angekündigt waren beide zusammengekommen. Und als ich auf das Thema „Transsexualität“ kam, dämmerte es ihnen, dass es sich ja um mich persönlich handeln müsste.

Obwohl sehr androgyn gekleidet, entstanden mir die heftigsten Vorwürfe. Ob ich nicht alle Tassen im Schrank hätte, was das alles soll, wie man so in die Gosse kommen kann usw. Bereits nach knapp einer Dreiviertelstunde verabschiedete ich mich von ihnen, sicher für immer, und fuhr desillusioniert nach Hause.

Dass man sich so, nach Jahren vermeintlicher Freundschaft, in seinen „Freunden“ täuschen kann, geht mir heute noch zu Herzen und macht mir ganz schön zu schaffen. Daheim nahm mich meine Frau in die Arme und tröstete mich so gut es ging. Aber daran knabbern werde ich wohl noch lange.

Fast hätte ich vergessen dies noch zu schreiben. Heute in der Arbeit bat mich meine Vorgesetzte zu sich. Sie teilte mir mit, dass sie, wenn ich einverstanden wäre, meine Personalakte von derzeit „Herr und Er“ auf „Frau und Sie“ geändert werden könnte. Ich war derart baff, dass mich meine Vorgesetzte zweimal ansprach ob ich dies wolle.

Meine Frage, ob denn das auch rechtlich möglich sei, beantwortete sie damit, dass die Erkundigungen die sie eingeholt hatte, dies zulassen. In etwa „Wo kein Kläger, da kein Richter“. Und dass ein beigefügtes amtliches Blatt in meiner Personalakte meine neue Identität beschreibt und ebenso beigefügt wird, dass dies „unter Vorbehalt“ geschieht solange nichts amtliches bescheinigt wird.

Natürlich willigte ich gerne ein. Dass es so was überhaupt gibt, ist/war mir völlig neu. Gut, so sehr habe ich mich darüber auch nicht informiert. Aber ich finde es ganz toll von meiner Chefin, dass sie mir dieses Angebot überhaupt gemacht hat.

LG
Chrissie

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