Vortrag Trans* am Arbeitsplatz an der Uni Düsseldorf

Am 13.05.2017 hielt der Gendertreff auf Einladung der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf einen Vortrag zum Thema Trans* am Arbeitsplatz.

In einer lebendigen Präsentation stellte der Gendertreff zunächst sich und seine Arbeit vor, um dann in das Thema Transidentität und berufliches Umfeld einzusteigen. Referentin Ava erläuterte, dass sich die zum Thema Trans* am Arbeitsplatz auf der Gendertreff Plattform hinterlegten Informationen nicht nur an Trans*-Personen richten. Vielmehr sollen die zahlreichen Erfahrungsberichte und auch der vom Gendertreff erarbeitete Ablaufplan zum Coming-out im beruflichen Umfeld auch Kolleg_inn_en, Personalverantwortlichen, AGG-Beauftragten usw. als Informationsquelle dienen.

Warum ist das Thema Trans* am Arbeitsplatz so wichtig?

Transidentität und Arbeitsplatz ist ein komplexes Themenfeld mit vielen möglichen Konfliktsituationen. Denn schließlich sichert der Beruf das eigene Einkommen und ggf. auch das Einkommen der Familie. Vor diesem Hintergrund hat sich der Gendertreff das Ziel gesetzt, im Rahmen der Aktion Trans* am Arbeitsplatz Informationen und Hilfestellung für transidente Menschen und Unternehmen in Zusammenhang mit der Transition im beruflichen Umfeld anzubieten. Denn ohne Anspruch auf Vollständigkeit gibt es zahlreiche mögliche Problematiken rund um Transidentität und das berufliche Umfeld:

Aus Sicht transidenter Menschen:

  • Angst vor Arbeitsplatzverlust
  • Angst vor Mobbing / Diskriminierung
  • Fragestellungen zu einem möglichen Vorgehen. Konkret: „Wie trage ich das Thema in das betriebliche Umfeld und welche Teilschritte sind empfehlenswert?“

Aus Sicht der Arbeitgeber:

  • Angst vor Komplikationen im organisatorischen Umfeld. Hier sind beispielhaft zu nennen: Unruhe in Arbeitsabläufen, Arbeitsausfälle in Zusammenhang mit medizinischen Maßnahmen (z.B. aufgrund der geschlechtsangleichenden Operation), organisatorische Fragestellungen (z.B. Lohnbuchhaltung, Krankenkassen, Steuerangelegenheiten)
  • Angst vor Umsatzeinbußen aufgrund möglicherweise negativer Reaktionen von Kunden
  • Informationsdefizite aufgrund ggf. fehlender Erfahrungswerte zum Thema Transidentität
  • Reaktionen der Mitarbeiter / Kolleg_inn_en, z.B. zu den Fragen, welche Toilette oder Umkleide die Trans*-Person künftig nutzt

Welche Angebote gibt es beim Gendertreff rund um das Thema Trans* am Arbeitsplatz?

Einstiegsportal Trans* am Arbeitsplatz

Auf der Gendertreff Plattform gibt es Einstiegsportale zu diversen Themenkomplexen. Das Einstiegsportal Trans* am Arbeitsplatz bietet eine Übersicht über die Informationsangebote rund um das Thema Transidentität und Beruf. Hier ist auch die jeweils aktuellste Version der Präsentation und auch des Ablaufplans zum Coming-out im beruflichen Umfeld hinterlegt.

Ablaufplan zum Coming-out im beruflichen Umfeld

Der Ablaufplan zum Coming-out im beruflichen Umfeld wurde aufgrund persönlicher Erfahrungen entwickelt. Er stellt einen idealtypischen Ablauf dar, der sowohl Trans*-Personen als auch Unternehmen, Personalverantwortlichen usw. als Hilfsmittel für ein auf die jeweilige individuelle Situation anzupassendes Vorgehen dient. Dabei ist natürlich zu berücksichtigen, dass ein derartiger Ablaufplan immer nur ein Empfehlungsmodell darstellt und dass die Rahmenbedingungen des eigenen beruflichen Umfeldes vor diesem Hintergrund ein in Teilen anderes Vorgehen erforderlich machen können.

Aktions-Webseite Transidentität am Arbeitsplatz

Die Aktions-Webseite Transidentität am Arbeitsplatz informiert über die Aktion und erleichtert die Auffindbarkeit im Internet. Darüber hinaus listet die Webseite Unternehmen, Institutionen und Kommunen auf, die die Aktion Trans* am Arbeitsplatz unterstützen. So zeigen diese Organisationen, dass Transidentität ein ernsthaftes Thema ist. Gleichzeitig demonstrieren sie ihr Bekenntnis zu Diversity und geben ein Beispiel für Vielfalt und Toleranz.

Erfahrungsberichte

Aufgrund eigener Erfahrungen aus den Reihen des Gendertreff-Teams sowie aus den Erfahrungen aus der Selbsthilfearbeit verfügt der Gendertreff über einen Fundus persönlicher Erfahrungsberichte, die der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. So kann dieses Hintergrundwissen niederschwellig jederzeit abgerufen werden. Entsprechende Berichte sind in der Kategorie Transition des Gendertreff-Magazins zu finden bzw. mit dem Stichwort Arbeitsplatz verschlagwortet.

Gendertreff Forum und Selbsthilfetreffen

Im Anschluss an der Vortrag gab es noch eine lange Diskussion, bei der Xenia, Nathalie und Ava die zahlreichen Fragen des Publikums beantworteten. Dabei griffen die Referentinnen auf ihre persönlichen Erfahrungen sowie die Erfahrungen aus der Selbsthilfearbeit des Gendertreff zurück. Schließlich ist im Laufe der Jahre eine riesige Informationssammlung entstanden, die der Gendertreff nutzt, um Trans*-Personen und ihre Angehörigen sowie selbstverständlich auch Personalverantwortliche und Kolleg_inn_en über das Themenspektrum Trans* am Arbeitsplatz zu informieren.

Gleichzeitig zeigten die Referentinnen damit auf, wie ein weiteres Hilfsangebot zum Thema Trans* am Arbeitsplatz funktioniert. Denn das Gendertreff-Forum und die Selbsthilfetreffen des Gendertreff dienen dem direkten Austausch transidenter Menschen und ihrer Angehörigen und so können dort natürlich auch die eigenen Erfahrungen rund um Trans* und das berufliche Umfeld ausgetauscht werden. Die Erfahrung zeigt, dass der psreönliche Austausch eine sehr wertvolle Hilfestellung gerade zu diesem komplexen Themenfeld darstellt.

Im Themenportal Trans* am Arbeitsplatz auf der Gendertreff Plattform stehen die Präsentation sowie der Ablaufplan zum Coming-out im beruflichen Umfeld zum Download im Format pdf zur Verfügung.

>> Themenportal Trans* am Arbeitsplatz

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INHALTSVERZEICHNIS

Outing in der Ausbildung

Autorin: Beccy-Jane

Hey liebes Arbeitervolk! Endlich gibt es was zu Erzählen.
Nach Langem hin und her überlegen, abwägen und Panik schieben, hab ich mich endlich dazu durchgerungen mein Outing am Arbeitsplatz in Angriff zu nehmen! Ich habe viel darüber nachgedacht, wie ich an die Sache rangehe. Da mein Bekannter ein Mitglied des Betriebsrats ist, habe ich ihn angesprochen und er hat den Betriebsratsleiter informiert.

Am Dienstag hatten wir dann ein Treffen zu dritt (Betriebsratleiter, mein Bekannter und ich). Ich war ziemlich nervös, doch gewillt die Sache durchzuziehen, also sprang ich ins kalte Wasser. Wir setzten uns an den Tisch, ich bekam einen Kaffee und dann ging´s los. Da er ja schon über den Grund informiert wurde hatte der Leiter erst mal 2 Tage recherchiert, was ich schon mal sehr cool fand. Wir sprachen über den Stand der Dinge (wie weit bin ich mit was), darüber was alles auf mich zukommt in meiner Transition wie das evtl. im Konflikt mit der Ausbildung stehen könnte etc. Nachdem ich die meisten Bedenken aus dem Weg schaffen konnte, überlegten wir wie es weiter gehen sollte. Wir einigten uns darauf ein Treffen mit der Geschäftsleitung und meinen Vorgesetzten zu organisieren,  welches dann in den nächsten Wochen stattfinden sollte. Nach fast 2 Stunden Gespräch verließ ich das Betriebsratsbüro und ging wieder an die Arbeit. Ich war erleichtert, dass alles so gut geklappt hatte und machte mir schon Gedanken für das „große“ Treffen.

Am Mittwochmorgen kam dann der BR-Leiter und meinte: „Also Morgen um 13:30 Uhr Treffen mit der Geschäftsleitung und Co.“
Ich fiel aus allen Wolken. Damit hatte ich nun wirklich nicht gerechnet. Natürlich freute ich mich darüber dass es so schnell geht, andererseits wäre ich vor Panik beinahe umgekippt.

Der Donnerstag brach an und schon beim Aufstehen dachte ich bereits an das anstehende Treffen. Die Zeit flog und um halb 1 saß ich dann wieder im Büro des BR. Wir sprachen nochmal alles durch und warteten. Dann war es so weit, Geschäftsführer, Personalchefin, Abteilungsleiter und mein Ausbilder betraten das Zimmer. Mir schlug das Herz bis zum Hals und ich wäre am liebsten davon gerannt. 🙂

Da saßen wir nun und der BR-Leiter ergriff das Wort und erzählte was wir am Dienstag so alles besprochen hatten. Dann erzählte ich ein bisschen. Zu meinem Erstaunen wurde alles ziemlich locker aufgenommen. Wir unterhielten uns, es wurden dieselben Bedenken geäußert bezüglich Ausbildung usw. Ich versicherte dass die Ausbildung nicht darunter leiden wird und wir überlegten wie es weitergehen sollte, wie ich gegen evtl. Mobbing geschützt werden könnte etc. Wir vereinbarten dass wir uns in ein paar Wochen nochmal treffen, wenn ich aus der Schule zurück bin und mit meiner Therapeutin gesprochen habe. Dann wird geklärt wie meine Kollegen und die anderen Mitarbeiter informiert werden.
Alle waren sehr fürsorglich und entgegenkommend. Wenn es Probleme mit meinen Kollegen oder so geben sollte, solle ich sofort Bescheid sagen oder wenn durch HRT bedingt Stimmungsschwankungen oder sonstige Nebenwirkungen auftreten sollten, soll ich ebenfalls Bescheid geben, damit meine Vorgesetzten nicht denken ich hätte auf einmal kein Bock mehr auf meine Ausbildung. Nach einer Stunde war das Gespräch zu Ende. Als sie alle das Büro verlassen hatten, sackte ich erstmal auf meinem Stuhl zusammen.

Ich war so erleichtert und glücklich. Sämtliche Spannung und Anspannung wich aus meinem Körper. Der große Schritt war getan. Jetzt wird mich nichts mehr aufhalten!!! Das Versteckspiel hat endlich ein Ende und ich kann endlich „FREI LEBEN“ und meine Transition ohne Bedenken durchziehen! Ich bin jetzt schon gespannt wie meine Kollegen darauf reagieren werden und ob sie damit klarkommen. Aber was auch geschieht es wird mich nicht aufhalten mein LEBEN zu GENIESSEN. 😀

Ich bin froh dass ich ein so schönes und positives Ereignis mit euch teilen kann und hoffe, dass es vielleicht Anderen hilft und Mut gibt zu sich selbst zu stehen auch bei der Arbeit.

Ich werde natürlich berichten, wie es weiter geht bzw. wie meine Kollegen reagieren wenn es soweit ist.
Liebe Grüße Eure BJ

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Trans* in der Bundeswehr

Quelle: Berliner-Kurier

Berlin – Es sind nur zwei kleine Stiche ins Ohr, die sie an einem Tag vor ihrem Urlaub machen lässt. Weil sie Ohrstecker tragen will, wie Millionen andere Frauen auch. Doch Anastasia B. weiß, dass sich ihr Leben damit dramatisch ändern wird. Sie hat es bei der Bundeswehr bis zum Oberstleutnant im Generalstab gebracht – als Mann! Doch sie fühlt sich als Frau und will in Zukunft auch so leben. 24 Stunden am Tag, also auch im Dienst………

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Bewerbungsgespräch als Nonbinary

Autor_in: L* (Flughunde)

Neulich hatte ich ein Bewerbungsgespräch für ein Praktikum und ich war im Vorhinein ziemlich nervös – einerseits, weil ich die Stelle doch ganz gern hätte, andererseits, weil ich bisher noch in keinem Bewerbungsgespräch thematisiert habe, dass ich Nonbinär-Transgender bin. Das heißt im Wesentlichen, dass ich mich zwischen Mann und Frau verorte. Jetzt drängt sich für manche vermutlich die Frage auf, wieso das meine_n Arbeitergeber_in überhaupt interessieren soll. Die meisten damit verknüpften Aspekte sind für sie_ihn auch irrelevant. Allerdings verwende ich im Alltag einen geschlechtsneutralen Vornamen, der nicht amtlich ist und daher weder in Zeugnissen noch in meinem Personalausweis steht. Um bei der Arbeit aber sofort mit meinem richtigen Vornamen angesprochen zu werden, habe ich mich dazu entschieden, mich mit diesem zu bewerben. Meinen künftigen Kolleg_innen hilft das, indem sie sich nicht umstellen müssen und mir tut das gut, weil ich dann direkt mit einem Vornamen bezeichnet werde, den ich mag. Um bei der schriftlichen Bewerbung Verwirrungen aufgrund unterschiedlicher Vornamen in Mailadresse, Anschreiben und Lebenslauf einerseits und Zeugnissen andererseits zu vermeiden, habe ich meiner Mail eine Signatur beigefügt: „Ich bin Nonbinär-Transgender und freue mich über geschlechtsneutrale Anreden (z.B.: Guten Tag, Hallo, Dear).“

Als ich eine Einladung zum Vorstellungsgespräch erhalten habe, war meine Freude sehr groß. Nicht nur darüber, dass ich es in die engere Auswahl geschafft habe, sondern auch, weil ich mit einer geschlechtsneutralen Anrede angeschrieben wurde. Solche Erlebnisse freuen mich sehr, da ich als das wahrgenommen werde, was ich bin. Bereits bei einem anderen Bewerbungsgespräch hatte ich mir fest vorgenommen, dass ich erkläre, dass ich L* genannt werden möchte und mich über geschlechtsneutrale Bezeichnungen zur Beschreibung meiner Person freue. Da ich aber trotz meiner Signatur bereits in der Mailkommunikation und dann beim persönlichen Gespräch mehrfach als „Herr“ angesprochen wurde, hatte ich es damals bleiben lassen.
Nachdem ich aber dieses Mal mit einer geschlechtsneutralen Anrede angeschrieben wurde, standen die Voraussetzungen besser und ich ging mit einem guten Gefühl in das Gespräch. Meine positive Stimmung konnte nicht mal dadurch getrübt werden, dass ich am Bahnhof von einer fremden Person – vermutlich wegen meines Aussehens – beleidigt wurde. Als das Bewerbungsgespräch begann, stellten sich meine künftige Vorgesetzte und ich uns namentlich vor. Und dann kam eine Frage, die alle meine Bedenken beseitigte, ob ich dieses Mal meine Transidentität ansprechen werde. Mein Gegenüber fragte mich, wie ich bezeichnet werden möchte und vermutete, dass „Herr“ und mein Nachname keine Option sei. Dies bestätigte ich und sagte, dass ich einfach mit meinem Vornamen und Nachnamen bezeichnet werden mag. Innerlich hab ich zudem gestrahlt, weil diese Nachfrage Druck von mir genommen hat. Für gewöhnlich muss ich immer einfordern, einfach mit meinem Namen anstelle von „Herr“ bezeichnet zu werden. Dieses Einfordern, korrekt bezeichnet zu werden, kostet mich zudem immer Überwindung. Dementsprechend erleichtert es meinen Alltag, wenn ich gefragt werde, wie ich bezeichnet werden möchte, als wenn ich es jedes Mal selbst ansprechen muss.

Das weitere Gespräch ist ganz gut verlaufen, so gut, dass ich schlussendlich die Stelle erhalten habe. Beim Verlassen des Büros bin ich noch gefragt worden, wie meine Vorgesetzte mich im Gespräch mit anderen bezeichnen soll (vorher ging es ja um die direkte Anrede). Daraufhin hab ich gesagt, dass sie einfach meinen Namen nennen soll und auch meinen Vornamen anstelle eines Pronomens verwenden kann.

Am Nachhauseweg war ich euphorisch über das gute Gespräch und die Rücksichtnahme, die ich erfahren habe. Bezüglich meiner Transidentität wurden nur die relevanten Fragen auf sensible Weise gestellt. Alles andere hat meine künftige Vorgesetzte auch nichts anzugehen, es sei denn, wir sollten uns im Laufe der Zeit anfreunden und uns auch über Privates austauschen.

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Bundesarbeitsgericht, Urteil vom 17.12.2015

Quelle: Bundesarbeitsgericht, Urteil vom 17.12.2015

Wird ein transsexueller Bewerber aufgrund seiner Transsexualität und damit wegen seines „Geschlechts“ oder „sexuellen Identität“ abgelehnt, so kann dies einen Ent­schädigungs­anspruch nach § 15 Abs. 2 des Allgemeinen Gleich­behandlungs­gesetzes (AGG) begründen. Dies setzt gemäß § 22, § 7 Abs. 1 AGG unter anderem voraus, dass der Bewerber Indizien vorträgt und im Bestreitenfall beweist, die mit überwiegender Wahrscheinlichkeit darauf schließen lassen, er sei vom Arbeitgeber als transsexueller Mensch wahrgenommen und deshalb benachteiligt worden. Dies hat das Bundes­arbeits­gericht entschieden.

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Ist Transidentität ein Problem in der Gesellschaft?

Nach den Erfahrungen des Gendertreff aus nunmehr 12 Jahren Selbsthilfe- und Öffentlichkeitsarbeit kann dies verneint werden. Das Thema Transidentität ist nicht zuletzt durch die Aufklärungsarbeit des Gendertreff und anderer Trans*-Organisationen sowie eine Vielzahl von Medienberichten in der Gesellschaft angekommen. Allerdings beobachten wir weiterhin Informationsdefizite, die teils durch eine unzureichend recherchierte Medienberichterstattung gestützt werden. Aus diesen Informationsdefiziten resultieren mitunter Verwechslungen (z.B. mit Homosexualität oder mit Travestie), was wiederum zu Unverständnis oder Vorurteilen führen kann. Demnach ist weiterhin Öffentlichkeitsarbeit zu leisten, um mögliche Diskriminierungen zu vermeiden.

Viele Erlebnisse und unzählige Gespräche der Gendertreff Leser_innen, User_innen und natürlich auch der Mitglieder des Gendertreff-Teams machen Mut, dass man nicht mehr dumm angeschaut wird, nicht mehr jede_r seine Familie verliert und sich nicht mehr der Freundeskreis abwendet. Aber Vorsicht: Das bedeutet nicht, dass es nicht doch noch Diskriminierung gibt. Übrigens ist Diskriminierung nicht nur transidenten Menschen gegenüber zu finden.

Es nützt nichts, überspitzt formuliert im „Keller“ zu sitzen und auf die Gesellschaft zu schimpfen. Man selber ist Teil dieser Gesellschaft und man kann nicht die anderen erziehen oder ändern, sondern muss auch an sich selber arbeiten. Deshalb handelt der Gendertreff nach dem Motto: Raus in die Öffentlichkeit und weiter Aufklären. Aufklärung und Gespräche sind die Schlüsselwörter zum Erfolg. Die Gesellschaft an den Pranger zu stellen ist dagegen der falsche Weg, vgl. hier.

Ebenso ist es aber auch der falsche Weg, die Gesellschaft zu überfüttern und zu überfordern. Ständige Forderungen führen zu einer Abwehrhaltung und zu einer Umkehr der Stimmung. Besser ist es, einen gesunden Mittelweg finden, bei dem sich alle wieder finden können. Es ist wichtig, Information nicht zu überfrachten und vor allem positiv zu formulieren.

Viele Rahmenbedingungen haben sich insbesondere in Deutschland in den letzten Jahren erheblich verbessert. Auch international verbessern sich vielfach die Verhältnisse für transidente Menschen durch rechtliche Grundvoraussetzungen. So gibt es z.B. in einigen Ländern ganz offiziell ein drittes Geschlecht. Aber leider gibt es auch Länder, in denen Diskriminierung, Verfolgung und Unterdrückung nicht nur für Trans*-Menschen an der Tagesordnung sind. Und obwohl Transidentität in Deutschland durchaus in der Gesellschaft angekommen ist, bleibt auch hier noch viel Aufklärungsarbeit zu leisten. Der Gendertreff lädt alle Menschen zum konstruktiven Dialog ein.

Niemand hat sich selber gemacht. Aber jede_r ist aufgerufen, gemeinsam daran zu arbeiten, dass Vielfalt, Toleranz und Akzeptanz in unserer Gesellschaft selbstverständlich sind und es auch bleiben.

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Chrissie: Beschreibung meiner Outings

Autorin: Chrissie

Ich möchte heute über meine letzten Outings berichten um denjenigen etwas Mut zu machen, die vor einer ähnlichen Entscheidung stehen. Ich weiß, dass man die Situationen jedes einzelnen nicht miteinander vergleichen kann und warne daher davor meinen Weg einfach 1 zu 1 zu übernehmen. Das kann klappen, muss es aber nicht. Gern stehe ich aber beratend zur Verfügung um mit Euch Eure persönliche Situation zu erörtern. Ich habe z.B.  meinen Plan im Vorfeld mit meinem Psychiater besprochen.

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Transidentität – Zwei Kolleginnen im Interview

Auch im Arbeitsalltag hält das Thema Transidentität immer deutlicher Einzug. Immer mehr Firmen bekennen sich offen zu Diversity & Inclusion. Ein positives Beispiel dafür ist die Firma Sodexo, die mittlerweile sogar schon 2 transidente Mitarbeiterinnen hat und die den Internationalen Tag gegen Homophobie (17.05.) zum Anlaß genommen hat, Ihre Mitarbeiterinnen zu Ihrer Transidentität zu interviewen.

Danke an die Projektmanagerin für interne Kommunikation der Firma Sodexo für die Freigabe des Interviews, welches in der aktuellen Ausgabe der Sodexo-Mitarbeiterzeitung DACH-Blick erschienen ist!

 

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Veronica hat es im Betrieb geschafft

Autorin: Veronica

 

Hi @ all,

erst mal vielen Dank an alle für die „Daumendrückaktion“.

Also ich kann euch folgendes berichten:

Geschafft !!!

Wie ihr an den Smilies sehen könnt, ist mein Coming Out sehr gut verlaufen. Alle waren dem Thema Transidentität und in diesem Bezug meinem Outing sehr aufgeschlossen gegenüber. Sie hatten Verständnis, das ich erst jetzt damit rausgerückt bin, nachdem ich erklärte, das ich alle erst mal ein wenig kennen lernen wollte (stand auch so in der Mail, die ich zuvor verschickt habe). Es gab kein noch so unterirdisches Verhalten bzw. keine unterirdischen Kommentare o. ä.
Teilweise wollten sie wissen, wie es dazu kam. Ich habe ihnen den Hintergrund erklärt, der für sie dann auch nachvollziehbar war.

Alle fand es gut, dass ich mich dazu bekannt habe und haben mir einen sehr großen Mut bestätigt. Es war für sie klar, dass es für Menschen wie uns nicht einfach ist, so in der Öffentlichkeit dazu zu stehen. Da ich ja eine Perücke trage, kamen auch hierzu Komplimente wie „sieht man gar nicht, dass das eine Perücke ist“.

Die Mail, die ich ein paar Tage vorher an alle geschickt hatte, hat alle auch gut vorbereitet (so die allgemeine Aussage). Sie fanden es gut, dass ich nicht einfach mit der Tür ins Haus gefallen bin indem ich einfach die Veronica präsentiere. Also auch hier ein Volltreffer.

Es gab dann auch Ratschläge wie „wenn Dir einer blöd kommt, dann beachte den_die einfach nicht“ oder „geh nicht drauf ein, das beweist nur, das der_die keine Ahnung hat/haben“ usw.

Es war echt toll (ich könnt das Outing grad nochmal machen) und ich habe mich sehr sehr glücklich gefühlt und bin dann an beiden Tagen mit einem Dauergrinsen im Gesicht heimgefahren.

Wie es sich gezeigt hat, macht man sich immer zu viel Gedanken und Sorgen bzw. hat Ängste. Im Prinzip ist dies ja auch gut, hilft es einem doch sich vor möglichen Schaden zu bewahren. Aber eine gute Planung und Vorbereitung kann doch einiges eingrenzen oder erst gar nicht aufkommen lassen.

Wie dem auch sei, ich bin wirklich froh, dass ich so gut angekommen bin und diese Aktion hinter mich gebracht habe. Jetzt kann ich mich voll entfalten und meine weiteren Schritte in Angriff nehmen bzw. planen.

So, muss jetzt zu meiner Schwester und dort „Bericht“ erstatten.

Ganz viele liebe Grüße

Veronica, die jetzt zu 100 % als Frau leben kann.

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Jobsuche Trans

Quelle: Mitteldeutsche Zeitung

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Nach ihrem Outing habe ihr Arbeitgeber plötzlich alles, was sie gemacht hatte und vorher ganz normal war, hinterfragt. Nach einer Bewerbung hat sie hinter vorgehaltener Hand erfahren, dass man sie nicht vermitteln könne, aus Angst, Kunden könnten ihre Aufträge zurückziehen.

An anderer Stelle riet man ihr, doch gleich in ein anderes Bundesland zu ziehen, weil hier in Dessau für sie nichts zu finden ist……………………………………Weiter ……………………..

 

 

Aber dann! Drei Firmen geben Jenny eine Chance.

Dessau – Drei Arbeitgeber haben sich spontan bei der Mitteldeutschen Zeitung gemeldet, nachdem sie dort über das Schicksal von Jenny gelesen haben. Die Dessauerin ist transident. Sie wurde als Mann geboren und verlor vor drei Jahren nach ihrem Outing ihren Arbeitsplatz………………………………….

Es gibt eine Chance!

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