Gendertreff – Interview im Leverkusener Anzeiger

Am 04.05.2013 war der Gendertreff auf dem Selbsthilfetag in Leverkusen mit einem eigenen Stand vertreten. Wir haben fleißig Flyer verteilt und viele Gespräche geführt. Weiter haben Xenia und Ava einer Reporterin der Tageszeitung Leverkusener Anzeiger ein kurzes Interview gegeben. Den am 05.05.2013 erschienenen Bericht geben wir hier im Wortlaut wieder.

Quelle: Leverkusener Anzeiger

Zum Welthochdrucktag haben sich am Samstag im Forum zahlreiche Besucher versammelt, um sich beim Patientenseminar zum Thema Gesundheit zu informieren. Auch die Selbsthilfegruppen aus Leverkusen und Umgebung stellten sich vor. Von Christina Michaelis

Wiesdorf. Ein Piekser und ein Tröpfchen Blut – schon kann Elena Adler am Stand der Birken Apotheke den Blutzucker- und Cholesterinwert von Renate Heppekausen bestimmen. Die 79-Jährige ist stolz, als sie ihr Ergebnis erfährt. Beide Werte liegen im grünen Bereich. „Ich tue schließlich was für meine Gesundheit“, sagt sie. Renate Heppekausen ist am Samstag eine von vielen Besuchern im Forum. Anlässlich des Welthochdrucktags findet dort das 9. Leverkusener Patientenseminar statt. Zudem präsentieren sich im Rahmen des Selbsthilfetages der AG Selbsthilfe Leverkusen verschiedene Selbsthilfegruppen aus Leverkusen und Umgebung. Dabei ist beispielsweise der Gendertreff, eine Gruppierung, die vor allem im Internet eine Plattform für Transgender, deren Angehörige und Interessierte anbietet.

Seit 2006 gibt es auch in Leverkusen eine Selbsthilfegruppe, in der sich Betroffene ungezwungen über ihre Erfahrungen und das Gefühl, im falschen Körper gefangen zu sein, austauschen können. „Im Schutz der Gruppe lernt man, damit umzugehen“, sagt Ava. Ava ist eine hochgewachsene Frau mit dunklen, glänzenden Haaren. Sie trägt ein gepunktetes Kleid, ihre Füße stecken in hohen Schuhen. Aber eigentlich ist Ava ein Mann – noch. „Im Berufsleben bin ich als Mann unterwegs“, sagt die 45-Jährige. Eine Geschlechtsumwandlung lehnt sie derzeit ab, auch, wenn es nicht immer einfach sei, ihr ursprüngliches Geschlecht anzunehmen, sobald sie arbeiten müsse.

Gut besucht

Xenia kennt diese Gefühle. 25 Jahre lang war sie als Mann verheiratet, lebte mit der ständigen Angst, sich zu outen. 2004 sagte sie ihrer Frau endlich die Wahrheit. Um andere auf ihrem Weg zum Outing und vor allem auf dem Weg zu einem Leben im richtigen Körper zu begleiten und zu unterstützen, hat Xenia die Leverkusener Transgender-Selbsthilfegruppe gegründet. Beim Selbsthilfetag bleiben regelmäßig Besucher bei Xenia und Ava stehen. Die einen schauen etwas skeptisch, andere fragen unbefangen nach. Auch an den anderen Ständen ist viel los. Überhaupt ist die Veranstaltung gut besucht. Renate Heppekausen kommt seit Jahren. „Das ist einfach eine andere Atmosphäre als beim Arzt. Ich komme gerne her“, sagt die Leverkusenerin. Vornehmlich ältere Besucher nutzen die Möglichkeit, sich über Osteoporose, Schilddrüsenerkrankungen, Rheuma, Parkinson und viele weitere Krankheiten, Therapieangebote und vor allem: Selbsthilfegruppen und deren Programme zu informieren.
Besonders viel wird am Tisch der Selbsthilfegruppe Bluthochdruck Leverkusen gefragt.

Es besteht nach wie vor ein hoher Aufklärungsbedarf, obwohl in Deutschland nahezu jeder zweite über 65 Jahren betroffen ist. „Wir merken es lange nicht“, sagt Wolfgang Pfeiffer, Mitbegründer der Selbsthilfegruppe. Dabei sei es ganz einfach, seinen Blutdruck regelmäßig zu überprüfen: „Es gibt gute Messgeräte für Zuhause. Man muss allerdings auf das Prüfsiegel achten.“
Plakate der Deutschen Hochdruckliga, die Pfeiffer und sein Team aufgehängt haben, warnen eindringlich: „Bluthochdruck kommt vor dem Schlaganfall“ oder „Bluthochdruck trifft mitten ins Herz“. Man setze damit ein wenig auf den Schockeffekt, gibt Wolfgang Pfeiffer zu. Aber nur so würden die Leute auch aufgerüttelt und auch aktiv. Denn wer seine Gefäße schone, Sport treibe, sich gesund ernähre und regelmäßig seinen Blutdruck messe, der könne eben auch einem Herzinfarkt oder Schlaganfall vorbeugen.

Quelle: Leverkusener Anzeiger

Der Gendertreff beim Selbsthilfetag 2013 in Leverkusen

INHALTSVERZEICHNIS

Der Gendertreff beim Selbsthilfetag 2013 in Leverkusen

Leverkusen, 04.05.2013 „Selbsthilfe in Bewegung“ – so lautet das Motto des Selbsthilfetags am 04.05.2013 im Forum in Leverkusen. Doch was bedeutet dies für Menschen, die sich mit ihrem Geburtsgeschlecht nicht identifizieren?

Auch transidente Menschen möchten an sportlichen Aktivitäten teilnehmen. Gerade in der „Transition“ genannten Phase der Angleichung an das Identitätsgeschlechtgeschlecht stellt dies jedoch oftmals ein Problem dar. Körperlich noch Mann, rechtlich bereits schon Frau – oder umgekehrt – stellen sich Fragen wie:

  • Wo zieht man sich um?
  • Wie reagieren die Mitmenschen?

Grund genug für den Gendertreff, auf die Problematik mit einem eigenen Stand auf dem Selbsthilfetag in Leverkusen hinzuweisen und über das Thema Transidentität allgemein zu informieren.

Abends ab 20:00 Uhr lädt der Gendertreff dann herzlich ein, die Selbsthilfegruppe Gendertreff Leverkusen zu besuchen.

Der Begriff „Transgender“ bezeichnet Menschen, deren körperliches Geschlecht nicht bzw. nicht vollständig mit ihrem gefühlten Geschlecht übereinstimmt. Die Transgender-Eigenschaft ist unabhängig von der sexuellen Orientierung. Die meisten Transgender sind heterosexuell.

Die Transgender-Eigenschaft ist nicht einfach nur „ein Hobby“. Viele Transgender möchten sich dem Identitätsgeschlechtgeschlecht so weit wie möglich annähern. Der Gesetzgeber hat erkannt, dass dies vielfach Probleme mit sich bringt. Die „Transition“ genannte Angleichung an das Identitätsgeschlechtgeschlecht ist deshalb im Transsexuellengesetz (TSG) geregelt.

Ziel des Gendertreff ist die Hilfestellung für Transgender, Angehörige und Interessierte sowie die Information der breiten Öffentlichkeit. Dazu betreibt der ehrenamtlich geführte Gendertreff unter https://www.gendertreff.de eine große Internet-Plattform mit einem Forum, einem eigenen Magazin und vielen weitergehenden Informationen. Darüber hinaus wird mit den Selbsthilfegruppen Gendertreff Düsseldorf und Gendertreff Leverkusen ein Angebot zum persönlichen Austausch bereitgestellt.

Gendertreff – Interview im Leverkusener Anzeiger

INHALTSVERZEICHNIS

Das erste Mal

Julia aus dem Gendertreff Forum berichtet von ihrem ersten Ausflug en femme und macht so all denen Mut, die sich noch nicht aus den eigenen vier Wänden heraus trauen.

Hallo zusammen,

ich habe mir einige Eurer Ratschläge zu Herzen genommen und einen für mich wichtigen Schritt gewagt.

Aber eines nach dem anderen.

Die Diskussion zum Thema ‚Fahrplan‘ hat mir einige Anregungen verschafft und so habe ich mir vorgenommen, meinem eigenen ganz persönlichen und individuellen ‚Fahrplan‘ zu folgen. Da ich in letzter Zeit mal wieder sehr eingespannt war, konnte sich Julia kaum entfalten. Zudem ist meine Frau noch nicht so weit, dass sie Julia kennenlernen möchte. Momentan verdaut sie noch den Schock von meinem Outing und dann muss ich ihr nicht noch mehr aufbürden. Immerhin kommt sie mittlerweile mit meinen Klamotten klar und hat mir schon angeboten einen Platz im Kleiderschrank dafür zu suchen.

Besonders hat mich gefreut, dass wir letztens gemeinsam nach Schminke für mich gesucht haben. Ihr glaubt gar nicht was für ein merkwürdiges Gefühl das war. Wir stehen zusammen vor einem Manhatten Regal und diskutieren über die Form von den Bürsten einer Wimperntusche. *freu*

Ich schweife ab.

Wie gesagt, ich war in letzter Zeit sehr eingespannt und viel auf Reisen. So sitze ich grade in Hannover in meinem Hotelzimmer. Und genau hier startete auch das erste Mal…

Ich kam heute von meiner Schulung etwas früher als geplant zurück ins Hotel. Da ich mir vorher schon überlegt hatte, ein paar Klamotten von Julia mitzunehmen (es waren dann doch ein paar mehr), konnte ich mich nach langer Zeit mal wieder umziehen und mich zurecht machen. Jetzt war aber das Wetter so schön, dass ich nicht unbedingt den ganzen Tag im Hotel bleiben wollte. Also blieben nur zwei Optionen: Entweder geht Julia die Stadt erkunden oder ich zieh mich wieder um.

Nach langem hin und her, weichen Knien und noch einigen anderen Gefühlsausbrüchen, habe ich dann die Tür meines Zimmers von aussen zugezogen.

Da stand ich nun und wusste noch nicht so recht ob vor oder zurück.

Also noch mal tief durchgeatmet und die Treppe runter, schnell durch das Foyer. Vor dem Hotel standen dann aber leider die ersten Leute. Bumms. Mein Herzschlag war irgendwo am obersten Anschlag. Die eine Dame drehte sich aber nur kurz um. Schaute mich an. Und drehte sich wieder zu Ihrem Mann. Sonst keine Reaktion. Wenn das so weiter läuft dachte ich, ist ja alles gut.

Also schnell ins Auto und ab in die Stadt. Leider hatte ich ein wenig unterschätzt, wieviel an so einem herlichen Tag in Hannover los sein kann. Die Stadt war brechend voll und mir fehlte dafür ein wenig der Mut. Also erstmal ein wenig an die Leine. Hier konnte ich kurz stoppen und meinen Puls wieder etwas beruhigen. Mittlerweile war es dann auch schon etwas später geworden.

Also einen zweiten Anlauf. Diesmal hab ich mir das Parkhaus von Kaufhof ausgesucht. Tief durchatmen, aussteigen, zum Aufzug und ab in die zweite Etage, Damenabteilung. Die Leute, die aus dem Aufzug ausstiegen, ignorierten mich total. In der zweiten Etage hab ich dann angefangen, ein bisschen zu stöbern. Die anderen Damen waren alle viel zu beschäftigt um sich um mich zu scheren.

Nach einiger Zeit hatte ich ein paar Teile zusammen und bin zur Umkleide. Hier war nur eine Kabine besetzt und sonst auch nicht wirklich was los. Leider waren fast alle Oberteile an den Armen zu eng (da muss ich mir mal was einfallen lassen). Eines hat aber optimal gesessen. Also die übrigen Teile weggehangen und das eine Teil zur Kasse mitgenommen. Da ich nicht mit meiner Karte bezahlen wollte, spätestens das hätte mich verraten, habe ich bar bezahlt. Von den beiden Damen an der Kasse hat keine auch nur eine Mine verzogen oder was gesagt.

Sehr zufrieden ging ich zurück zum Auto und bin wieder ins Hotel gefahren. Dort wieder schnell durchs Foyer, in den Aufzug und ins Hotelzimmer. Ein Hotelangestellter lächelte mir noch zu. Ich habe freundlich zurückgelächelt und war dann auch schon im Aufzug verschwunden.

Jetzt freue ich mich grade darüber, wie gut Julias erster öffentlicher Ausflug gelaufen ist. Das wollte ich heute noch loswerden.

INHALTSVERZEICHNIS

Jetzt ist halt der Papa die Mama

Dies hier möchte uns Joselle noch schnell zwischen durch erzählen:

Jetzt ist der Papa halt die Mama
„Mehr muss ich nicht wissen“, oder wieso ich dieses Erlebnis vor dem der ursprünglich angedacht war veröffentliche (kommt aber noch  😉 ).

Doch der Reihe nach.

Da meine Frau am Samstag arbeiten musste und wir zurzeit auf ein Auto verzichten müssen, habe ich Ihr Versprochen sie zu fahren (Aber beim nächsten Gendertreff in Leverkusen bin ich wieder dabei, versprochen).

Gegen Mittag habe ich mich doch dazu entschlossen einen Joselle-Tag einzulegen – auch um die eine oder andere Farbe mal auszuprobieren. Gegen Nachmittag klingelte das Telefon und meine Frau rief an um mich zu fragen, ob wir eine gute Freundin mit nach Hause nehmen können.

Buff. Da ging mir aber die Pumpe.

„Ist alles geklärt, sie weiß Bescheid, ich habe es Ihr gesagt“, sagte meine Frau noch bevor ich was sagen konnte.

Buff. Jetzt ging die Pumpe aber richtig.

„Bringe bitte Deine Vorstellung noch mit.“ Diese habe ich für so einen Fall entwickelt. (nochmals Danke an Chrissie  😉 ).

Die Freundin freut sich das Joselle sie abholt und nicht J…
Ich holte also meine Frau und unsere Freundin von der Arbeit ab und sie nahm mich gleich in den Arm und sagte mir wie hübsch ich aussehen würde.

Jetzt ging mir die Pumpe aber vor Glück!

Wir fuhren los, und sie las sich den Flyer vom Gendertreff und meine Vorstellung durch. Die Freundin war erstaunlicherweise gut informiert. Das kannte ich bisher nur aus dem Forum oder halt von den Stammtischtreffen. So unterhielten wir uns noch auf der Rückfahrt über das bisher Erlebte und die Fahrt endete in diesem Fall viel zu früh….
Die Freundin stieg aus, und gab den Umschlag an meine Frau zurück. „Möchtest Du die Vorstellung nicht behalten?“ „Der Papa ist jetzt die Mama und mehr muss ich nicht wissen.“

Am kommenden Tag erhielt ich noch eine SMS, dass nicht nur sie sondern auch ihr Mann mich schon fast bewundern – aber vor allem das ich einfach ich bin! Und das werde ich auch weiterhin sein.

Am kommenden Freitag werden wir uns um eine neue Frisur kümmern und so das Wochenende einläuten. Ich bin jetzt schon aufgeregt, aber erst muss noch die Arbeitswoche zu Ende gebracht werden.

Das musste ich Euch einfach erzählen.

Liebe Grüße wünscht

Joselle

P.S. Natürlich habe ich bevor ich losgefahren bin noch einmal das Make-up aufgefrischt und darauf geachtet, dass ich entsprechend gekleidet war.

INHALTSVERZEICHNIS

Shopping mit Körperverletzung

Eine gute Bekannte, die auch sehr häufig die Treffen des Gendertreff besucht hat, hatte bei einem der letzten Treffen in Leverkusen folgenden Erlebnisbericht abgegeben. Da ihr der Vorfall heute noch peinlich ist und ihr das Geschehene noch nach hinkt, möchte sie nicht namentlich genannt werden. Auch in diesem Blogbeitrag, verbürgen wir uns für die Richtigkeit des Berichtes.
Wir sind der Meinung, dass auch diese negativen Berichte in unseren Blog gehören, weil nicht immer und überall alles Friede Freude Eierkuchen ist:

Shopping mit Körperverletzung

An einem November-Samstag in 2012 ging sie alleine durch die Bonner Innenstadt zum Shoppen. Nachdem sie in einem bekannten Bekleidungsgeschäft mit zwei Buchstaben und einem „&“ dazwischen, einiges an vollen Tüten zusammen gekauft hatte, ging sie vor die Tür und stellte Ihre Einkaufstaschen auf einer Bank in der Fußgängerpassage ab und suchte etwas in Ihrer Handtasche. Die Innenstadt war gut besucht.

Plötzlich riss jemand Ihre Perücke vom Kopf und ein Jugendlicher rief: “ Na, Du Transe, zeig mal was Du Dir für Fummel gekauft hast.“, dabei wurden Ihr die Taschen entrissen. Drei Jugendliche waren es, die nun mit Ihrer Perücke fangen spielten. Sie war geschockt, hilflos und hatte in diesem Moment nur Angst erkannt zu werden. Niemand in der Menge hielt es für nötig zu helfen, auch die Security im Geschäft rührte sich nicht.

Sie konnte dennoch einem der Jugendlichen die Taschen wieder entreißen. Sie forderte einen der Umstehenden auf, ihr zu helfen, was dieser auch tat. So erhielt sie ihre Perücke zurück. Anschließend flüchtete sie zitternd zurück in das Geschäft. Von dort aus nahm sie einen anderen Ausgang und ging rasch zu Ihrem Auto im Parkhaus. Nur weg, dachte sie in diesem Augenblick.

Sie hatte lange damit zu tun, dies zu verarbeiten und hat dann endlich drei Monate später beim Gendertreff Leverkusen darüber berichtet. Sie dachte, sie hätte genug Selbstvertrauen und alles im Griff, war aber in diesem Moment so überrascht und geschockt, dass sie so falsch gehandelt hatte. Erschreckend an dieser Gegebenheit war, dass wieder einmal niemand von alleine zur Hilfe eilte!

Eine Körperverletzung ist der Eingriff in die körperliche Unversehrtheit einer Person. Dazu gehört auch das Entreißen einer Perücke vom Kopf. Im deutschen Strafrecht wird die Körperverletzung in § 223 bis § 231 (Straftaten gegen die körperliche Unversehrtheit) sowie § 340 (im Abschnitt über Straftaten im Amt) StGB geregelt.

Leider hat sie keine Anzeige erstattet und wollte nur schnell weg von dem Tatort.

>> Zur Inhaltsübersicht

Ja ist denn heut schon Weihnachten…

Oder der Besuch auf einem Ostermarkt…

Erlebt und geschrieben von Joselle:

Schon vor Ostern haben meine Frau und ich überlegt wie wir die Ostertage verbringen wollen. Natürlich mit Joselle!
Geplant war, dass sich Joselle bereits am Abend des Gründonnerstags verwandelt. Aber irgendwie fehlte mir der richtige Antrieb. Auch am Karfreitag überkam es mir nicht, so dass ich mir schon Anfing Gedanken über mich zu machen.

Am Samstagmorgen, nach dem meine Frau die Wohnung zur Arbeit verlassen hat, begann die Verwandlung in Joselle. Da war es wieder das richtige Gefühl – Endlich!
Eigentlich sollte ich noch was von zu Hause im Home-Office arbeiten, bekam aber keine Verbindung zum Server (liegt an der schnellen Internetverbindung….). Gut kein Arbeiten. Ich könnte doch noch nach Siegburg und ein wenig nach anderen Lippenstiftfarben usw. Ausschau halten.

Man war das voll in der Stadt. Da verließ mich die Lust und ich bin wieder nach Hause.

Aber kommen wir zum eigentlichen Thema:

Nach einem schönen ausgiebigen Frühstück am Ostersonntag ohne Eiersuchen haben wir beide uns zurecht und auf den Weg nach Bergheim gemacht. Dort haben wir Tanja eingeladen und sind Richtung Mechernich zur Burg Satzvey gefahren. Dort war Weihnachtsmarkt – äh Ostermarkt.

Denn dort angekommen, fing es an zu schneien wie es an Weihnachten nicht geschneit hat. Das darf doch nicht wahr sein. Frau sorgt ja vor, und so habe ich die schönen schwarzen Stiefel mit Absatz in die ohne gewechselt. Und das war auch gut so. War das stellenweise ein Matsch. Wir waren zum Glück warm angezogen und genossen die Stände mit unterschiedlichen Warenangeboten, haben einen Kaffee getrunken und sind nach ein paar schönen Stunden wieder nach Hause gefahren – auch um mal wieder Wärme zu spüren.
Wir haben vorher aber noch ein paar Erinnerungsfotos geschossen und haben Tanja wohlbehalten wieder zu Hause abgesetzt.

Zu Hause angekommen, haben wir uns erst einmal mit einer weiteren Tasse Kaffee aufgewärmt und den schönen Tag nochmal Revue passieren lassen.

Drei Freundinnen haben es sich gut gehen lassen…..

Joselle

INHALTSVERZEICHNIS

Sabine beim Personalchef

Autorin Sabine berichtet von einem guten Gesprächsverlauf in ihrem Betrieb:

Hallo Leute,

nachdem es in der vorletzten Woche gar nicht gut ausgeschaut hat, hat sich das Blatt wohl doch noch zum Guten gewendet.

In der vergangen Woche war mein Termin beim Personal Recruiting (so heißt das jetzt bei uns). Mit der Info aus der Vorwoche und meiner TS Kollegin bin ich dann auf die neunte Etage.

Freundlich sind wir empfangen worden, doch bei mir hingen die Ohren runter. Ich wurde gefragt, wie ich angesprochen werden wollte. Da ich ja "verkleidet" dort aufgeschlagen bin, hab ich es erst mal bei der männlichen Form belassen.

Weiterlesen

Ana-Lynas erster Gendertreff Rheinland

Hallo ihr Alle,

am Sonntag d. 17. März 2013 war ich, Ana-Lyna, das erste Mal bei eurem/unserem Selbsthilfetreffen in Düsseldorf. Ich war doch sehr angetan von den Menschen an denen ich vorbei ging, um in den hinteren Raum zu unserem Tisch zu gelangen. Niemand hat „komisch“ geguckt. Ich war wirklich ein bisschen überrascht und glücklich, einfach so als Frau auftreten zu können. Und die Aufnahme als Frau in dem Kreis von euch Frauen und Männern ist mir sehr nah gegangen. 😉
Danke!

Draußen hat Ava Fotos von mir gemacht, u.a. für das Profil im Forum. Dann kam eine fremde Dame aus einer Gruppe fremder Leute und bot sich an, ein Foto von Ava und mir zu schießen. Das ist mir runter gegangen wie Öl. Alle haben sich durch ihre Gesten positiv uns gegenüber gezeigt. Ist das nicht schön?

Liebe Grüße
Ana-Lyna

INHALTSVERZEICHNIS

M-Day Kapitel 5

“M” steht hier für Marina, die von ihren kleinen Schritten 2.0 berichtet:

M-Day oder manches Mal entwickeln sich die Dinge schneller als als man es selbst für möglich hält.

Kapitel 5

Februar 2013

Nachdem es mir wieder besser ging, hatte ich am 04.02. dann tatsächlich meinen ersten Arbeitstag im neuen Job. Ich habe dann sofort noch das Gespräch mit meinem Gruppenleiter nachgeholt und bei der Personalabteilung nach einem Gesprächstermin angefragt.

Am 14. 02. hatte ich das Gespräch mit der Personalabteilung und der Betriebsrätin. Es ging um das weitere Vorgehen in meiner Angelegenheit.
Das Gespräch verlief nicht so wie ich es mir dachte…

Zunächst ging der Personalchef davon aus, dass ich bereits einen Antrag auf Namens- und Personenstandänderung gestellt habe. Und dass dieser Vorgang bereits so weit fortgeschritten ist, dass diese Änderung in wenigen Wochen kommen würde. Ich musste ihm aber sagen, dass ich diesen Antrag bis jetzt noch nicht gestellt habe und dass es dann noch ca. 6-12 Monate dauern könnte, bis die gerichtliche Entscheidung kommt.

Dies machte das Ganze dann komplizierter als gedacht. Er meinte nämlich, dass ich noch warten sollte, bis die Personenstandsänderung rechtsgültig ist und dann die Firma darüber informiere. Genau so wie z.B. eine Nachnamensänderung nach einer Heirat bekannt gegeben wird. Aber so wird es nicht funktionieren.

Er erzählte mir, dass er in Vorbereitung auf dieses Gespräch selbst ein Gespräch mit unserer Geschäftsführerin geführt hat. Sie ist Amerikanerin und hat deshalb sehr strikte Vorgaben gemacht: Keine Änderung des Namens in der Firma, so lange dies nicht amtlich geschehen ist, auch keine Mitteilung vorab darüber. Und ich muss die Herren-Toilette benutzen, solange die geschlechtsangleichende Operation nicht erfolgt ist.

Das sind nun keine so guten Voraussetzungen, aber naja, so ist es eben.

Ich wendete ein, dass es doch sicherlich besser wäre, alle Kolleginnen und Kollegen vorzubereiten. Mir wurde gesagt, dass dies eine Management-Entscheidung ist und daran ist nichts zu rütteln.

Also besprachen wir, welche anderen Optionen wir haben. Wir sind überein gekommen, dass ich weiterhin die Kollegen einzeln bzw. in kleinen Gruppen persönlich informieren werde. Und zwar nur die, die in meiner Abteilung arbeiten.

Was die Toiletten-Frage angeht, so habe ich meine Bedenken geäußert, weiterhin die Herren-Toilette benutzen zu müssen. Aber eine Benutzung der Damen-Toilette ist aus Gründen der Firmen-Ethik ausgeschlossen. Aber man soll niemals nie sagen…

Auf dem Flur, in dem mein Büro liegt gibt es „nur“ 3 Frauen. Und wenn diese 3 kein Problem damit haben, dass ich „ihre“ Toilette benutze, dann könnte man eine Ausnahme machen. Man muss das ja zunächst nicht an die große Glocke hängen…

Also sieht der Plan so aus:

Ich informiere nach und nach die restlichen Kollegen. Parallel werde ich die Gespräche mit den Damen in unserem Flur führen, was die Toiletten-Frage angeht.

Sobald das geschehen ist, werde ich noch einmal ein Gespräch mit meinen unmittelbaren Vorgesetzten führen. In diesem Gespräch werden wir dann genau festlegen ab wann ich als Frau arbeiten gehen werde.

Mein Frauenname -Marina- wird bis zur Personenstandsänderung als ein interner Spitzname betrachtet und erscheint auf keinem Schriftverkehr nach außen.

Ich habe sowohl der Personalabteilung als auch dem Betriebsrat die Genehmigung gegeben, über mich zu informieren, wenn sie gefragt werden. Und die Fragen werden kommen, spätestens wenn ich irgendwann mal Mittags in der Kantine sitze. Denn der Rest der Firma wird ja erst einmal nicht offiziell informiert.

So benutze ich meine direkten Kollegen dazu, die Neuigkeit in der Firma zu verbreiten. Wer mehr wissen will kann mich ja ansprechen. Dann erkläre ich das Ganze sehr gerne.

Nach relativ kurzer Zeit wird es dann sowieso die ganze Firma wissen. Wichtig ist, dass meine Arbeit genau so weiter geht wie bisher.

Wenn ich so zeigen kann, dass sich für die Firma nichts verändert, außer dass ich als Frau lebe, dann werden wir vielleicht auch jener amerikanischen Geschäftsführerin zeigen können, dass es nicht nur Schwarz und Weiß gibt. Mein Leitspruch ist ja sowieso: Es gibt unendlich viele Grautöne zwischen Schwarz und Weiß.

Alles in allem war es doch ein sehr positives Gespräch. Es gibt nun einen Plan, der umsetzbar ist. Und mit der Umsetzung werde ich umgehend beginnen….

Gesagt, getan…. In den folgenden 2 Wochen habe ich von Büro zu Büro in unserer Abteilung vorgearbeitet und die Kollegen und Kolleginnen in Einzelgesprächen und kleinen Gruppen informiert. Immer mit meiner Bildercollage und unserem Flyer. Niemand hat damit ein Problem, im Gegenteil, man hat mir immer wieder den Respekt ausgesprochen.

Am Mittwoch den 20.02. hatte ich das Gespräch mit dem Werkstattleiter. Er ist ein noch recht junger Kollege, den ich noch als Lehrling kennengelernt hatte, als ich damals zu meinem jetzigen Arbeitgeber kam. Naja, er kannte natürlich auch all die Gerüchte über mich und war nicht überrascht. Im Gegenteil, er bezeugte mir Respekt für meinen Mut und sagte mir, dass er kein Problem hat und denkt, dass seine Leute genauso wenig ein Problem haben werden. Da er ohnehin eine große Abteilungsrunde für den Dienstag den 26.02. angesetzt hatte, meinte er, dass dies die beste Gelegenheit wäre, alle in der Werkstatt zu informieren.

In der folgenden Woche war es dann so weit. Nachdem sich alle um 13 Uhr im Konferenzraum versammelt hatten, hatte ich das erste Wort. Wie bei allen meinen bisherigen Outings in persönlichen Gesprächen habe ich mit einem Bild angefangen, einer Collage aus 4 Bildern von mir, die ich mit dem Beamer an die Wand geworfen habe.

Ich habe meine üblichen Erklärungen losgelassen und dann noch unseren Flyer mit dem Beamer gezeigt. Und auch dazu ein bisschen was erklärt. Dann habe ich noch die verschieden Fragen der Kollegen beantwortet. Auch alle diese Kollegen fanden meinen Schritt sehr mutig und gut so.

Mit dem Informieren der Werkstatt war ich dann auch komplett mit meiner Abteilung durch. Also habe ich im Anschluss gleich noch das Gespräch mit meinem Vorgesetzten gesucht, um abzustimmen, ab wann ich denn „darf“. Beide sagten, das es ihnen egal ist, und ich das selbst festlegen kann. Also sagte ich mir, wozu noch warten? Morgen geht es los!

Der M-Day war gekommen. Marinas erster Arbeitstag am Mittwoch den 27.02.2013

Der erste Arbeitstag war aber im Endeffekt auch nicht anders als alle anderen. Ich saß an meinem Schreibtisch und habe überwiegend Emails beantwortet. Mittag war ich in der Kantine…Nichts passierte, gar nichts, außer dass unsere Betriebsrätin mich beim Vorbeigehen anlächelte und mir die Schulter drückte.

Im Versand hatte mich die eine Kollegin zuerst gar nicht erkannt. Und dann sagte sie mir, dass sie es gut findet und ich so deutlich besser aussehe.

Verschiedene andere Kollegen aus anderen Abteilungen kamen im Laufe des Tages im Büro vorbei. Von allen habe ich nur wieder den Respekt ausgedrückt bekommen und dass sie es gut finden, was ich da tue.

Inzwischen ist schon die erste komplette Woche vergangen. Es hat sich kaum etwas verändert auf der Arbeit, außer dass ich mich so wohl fühle wie nie zu vor.

Manche Kollegen bemühen sich, mich konsequent Marina zu nennen. Die überwiegende Mehrheit ruft mich noch mit meinem Männernamen. Bei meiner Familie ist es im wesentlichen genauso. Naja, es ist noch ganz frisch und ich möchte auch nichts forcieren. Das wird noch kommen, da bin ich mir sicher. Jedenfalls geht es mir so gut wie noch nie.

In der Toiletten-Frage musste ich eine gewisse Niederlage hinnehmen. Eine von den drei gebürtigen Frauen im Flur hat ihr Unbehagen geäußert. Also heißt es doch die Männertoilette benutzen. Na egal, auch das kann sich ja irgendwann mal noch ändern.

Als ich mich vor 3 Jahren und 3 Monaten beim Gendertreff angemeldet habe, hatte ich schon viele Geschichten über Outings gelesen. Wie gut und einfach es im Endeffekt war. Ich habe solche Geschichten verschlungen und mir gleichzeitig gesagt, dass ich das niemals erleben werde. Dass so etwas bei mir unmöglich ist. Und nun ist es geschehen, ich habe genau das geschafft, was ich für völlig unmöglich gehalten habe.

Allen, die dies lesen, möchte ich Mut machen, niemals aufzugeben. Das Leben kann manchmal ungeahnte Wendungen nehmen. Und manchmal lösen sich auch die größten Probleme wie von selbst. Gebt nicht auf! Das Leben kann so schön sein, wenn man sich nicht unterkriegen lässt.

Liebe Grüße
Marina

TRANSITION

INHALTSVERZEICHNIS