Jetzt ist halt der Papa die Mama

Dies hier möchte uns Joselle noch schnell zwischen durch erzählen:

Jetzt ist der Papa halt die Mama
„Mehr muss ich nicht wissen“, oder wieso ich dieses Erlebnis vor dem der ursprünglich angedacht war veröffentliche (kommt aber noch  😉 ).

Doch der Reihe nach.

Da meine Frau am Samstag arbeiten musste und wir zurzeit auf ein Auto verzichten müssen, habe ich Ihr Versprochen sie zu fahren (Aber beim nächsten Gendertreff in Leverkusen bin ich wieder dabei, versprochen).

Gegen Mittag habe ich mich doch dazu entschlossen einen Joselle-Tag einzulegen – auch um die eine oder andere Farbe mal auszuprobieren. Gegen Nachmittag klingelte das Telefon und meine Frau rief an um mich zu fragen, ob wir eine gute Freundin mit nach Hause nehmen können.

Buff. Da ging mir aber die Pumpe.

„Ist alles geklärt, sie weiß Bescheid, ich habe es Ihr gesagt“, sagte meine Frau noch bevor ich was sagen konnte.

Buff. Jetzt ging die Pumpe aber richtig.

„Bringe bitte Deine Vorstellung noch mit.“ Diese habe ich für so einen Fall entwickelt. (nochmals Danke an Chrissie  😉 ).

Die Freundin freut sich das Joselle sie abholt und nicht J…
Ich holte also meine Frau und unsere Freundin von der Arbeit ab und sie nahm mich gleich in den Arm und sagte mir wie hübsch ich aussehen würde.

Jetzt ging mir die Pumpe aber vor Glück!

Wir fuhren los, und sie las sich den Flyer vom Gendertreff und meine Vorstellung durch. Die Freundin war erstaunlicherweise gut informiert. Das kannte ich bisher nur aus dem Forum oder halt von den Stammtischtreffen. So unterhielten wir uns noch auf der Rückfahrt über das bisher Erlebte und die Fahrt endete in diesem Fall viel zu früh….
Die Freundin stieg aus, und gab den Umschlag an meine Frau zurück. „Möchtest Du die Vorstellung nicht behalten?“ „Der Papa ist jetzt die Mama und mehr muss ich nicht wissen.“

Am kommenden Tag erhielt ich noch eine SMS, dass nicht nur sie sondern auch ihr Mann mich schon fast bewundern – aber vor allem das ich einfach ich bin! Und das werde ich auch weiterhin sein.

Am kommenden Freitag werden wir uns um eine neue Frisur kümmern und so das Wochenende einläuten. Ich bin jetzt schon aufgeregt, aber erst muss noch die Arbeitswoche zu Ende gebracht werden.

Das musste ich Euch einfach erzählen.

Liebe Grüße wünscht

Joselle

P.S. Natürlich habe ich bevor ich losgefahren bin noch einmal das Make-up aufgefrischt und darauf geachtet, dass ich entsprechend gekleidet war.

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Marleen outet sich zu Hause

Marleen berichtet von ihrem Outing in ihrer Familie, wobei sie von ihrer Ehefrau tatkräftig unterstützt wird:

So Ihr Lieben, da bin ich wieder… 😉

Am letzten Wochenende wollte ich die Basis schaffen um auch zu Hause endlich als Frau leben und mich draußen zeigen zu können. Unsere Kinder sollten von Marleen erfahren. Am Samstag nach ausgiebigem Shopping mit meiner Liebsten – Marleen braucht ja demnächst mehr jobgeeignete Kleidung – haben wir bei Kaffee und Kuchen am Tisch gesessen und wollten die Sache angehen.

Meine Liebste nickte mir auffordernd zu, aber ich wusste nicht wie ich anfangen sollte, war das erste Mal mit einem Coming out komplett überfordert. Sabine hat dann erklärt was in mir vorgeht und wie ich mich verändere und das ich als Frau Marleen Anna Christine heißen werde.
Unser mittlerer Sohn (10) fing entsetzlich an zu weinen und ist nach draußen gerannt um sich im Garten zu verkriechen. Seine kleine Schwester (9) fing dann auch an zu weinen. Ihr könnt euch vorstellen, dass mir das Herz in der Brust zersprang und ich ebenfalls in Tränen aufgelöst war. Die Kleine beruhigte sich aber schnell und kam dann zu mir auf den Schoss zum Kuscheln und zum Trösten. Eine der ersten Fragen war: „Bist du dann auch meine Mama?“ Ich musste schmunzeln und habe geantwortet, dass sie nur eine Mama hat und ich immer ihr Papa bleibe, auch wenn ich mich verändere und anders aussehe als die anderen Papas. Trotzdem sagte sie, sie wolle mich Mama 2 nennen. Mal sehen ob ich darauf höre.

Nach einer kurzen Weile kam unser Sohn wieder herein und Sabine konnte kurz mit ihm sprechen. Er sagte er habe Angst, dass Papa jetzt nichts mehr mit seiner Familie zu tun haben will und nicht mehr für alle da sei. Als er dann wieder zu uns kam, konnte ich ihm auch noch einmal in Ruhe erklären, dass meine Veränderung nichts mit meiner Liebe zu meiner Familie zu tun hat und ich noch immer alles mit ihm und seinen Geschwistern unternehmen kann und will, was wir bisher gemacht haben. Er hat sich dann schnell beruhigt und auch gleich begonnen mich mit typisch männlichen Vorurteilen über Frauen aufzuziehen. Beide haben gefragt, ob sie mit ihren Freunden darüber sprechen dürfen. Das habe ich Ihnen erlaubt, ich will nicht, dass sie sich mit einem „Geheimnis“ belasten, das in Kürze ohne hin Stadtgespräch sein wird.
Unser Großer (17) war mir eine sehr große Hilfe in der eben geschilderten Situation. Er saß neben mir, hat mich in den Arm genommen und gesagt, dass es für ihn OK wäre und er zu mir hält, ich solle mir keine Sorgen machen. Das tat richtig gut, vor Allem, da die Kleinen zunächst so entsetzt reagiert hatten.

Eine Stunde später war alles wieder normal und der Alltag ging weiter. Ab Freitag, wenn ich aus meinem „Wochenexil“ nach Hause komme lebt Marleen in unserer Familie und geht die Brötchen kaufen. Bin gespannt, wie schnell meine Veränderung in der Kleinstadt „rund“ ist und wie die Menschen, vor allem die, die mich als Mann kennen, auf mich reagieren. Ich hoffe nur, dass meine Kinder keinen Spott oder blöde Anmache ertragen müssen.

LG

Marleen

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