Meine Tochter Julien

Autorin: Julien`s Mutter

„Mädchen sein ist doof, ich möchte lieber ein Junge sein!“ Was macht man, wenn eine ca. 7-jährige Tochter so etwas sagt? Ehrlich gesagt – gar nichts. Man nimmt es nicht ernst und vor 20 Jahren habe ich auch überhaupt nicht geglaubt, dass man daran etwas ändern könnte. Die Anzeichen waren da, mal mehr, mal weniger oder sie wurden ignoriert.

Ich erinnere mich lebhaft daran als es hieß, etwas passendes zum Anziehen für die Konfirmation zu kaufen. Die strickte Weigerung ein Kleid anzuziehen führte zu dem Entschluss Hose und Bluse zu kaufen. Mädchen in Hosen ist ja kein Problem. Bei den Schuhen wurde es dann hoch kompliziert. Bloß nichts Schickes und auf gar keinen Fall Pumps!

Die Zeit der Pubertät ist ohnehin schwierig, aber wenn dein Kind sich zurückzieht, nur noch in seinem Zimmer ist, in virtuellen Welten im Internet ist und keine wirklichen sozialen Kontakte hat. Gespräche nicht stattfinden oder mit Streit enden. Was dann? Resignation?
An dem langen Weg der Entscheidungsfindung habe ich leider nicht teilgenommen. Ich kann nicht nachvollziehen welche emotionalen Torturen man da bewältigen muss. Der Weg ist ja schon schwer genug, festzustellen da stimmt was nicht, festzulegen was da nicht stimmt und die Entscheidung zu treffen daran etwas zu ändern.

Wir hatten uns voneinander entfernt, aber wir haben uns wiedergefunden. Nicht, weil wir etwas falsch gemacht haben, sondern weil wir nicht wussten, was überhaupt los war.
Vor ca. 2 Jahren dann das endgültige Outing. „Mein Entschluss steht fest, ich werde ein Mann.“ Was bedeutet das denn jetzt? Auf jeden Fall ein langer Weg. Psychologische Betreuung, psychologische Gutachten, Beantragung der Personenstandsänderung, Einnahme von Testosteron, geschlechtsangleichende Operationen, Genehmigungen der Krankenkasse über die Kostenübernahme; auf jeden Fall viel Geduld für den ganzen Papierkram und den Zeitaufwand.

Als Mutter kann ich mein Kind nur unterstützen und begleiten. Zuhören und reden. Ich habe keinen Jungen geboren und es brauchte seine Zeit bis ich mich an den anderen Vornamen gewöhnt habe. Das klappt mittlerweile, obwohl mir manchmal noch das „sie“ heraus rutscht. „Ist Julien schon da? Was hat sie denn gesagt?“ Aber auch das wird immer weniger. Vor kurzem haben wir seinen „richtigen“ Geburtstag gefeiert und dabei wurde symbolisch der BH verbrannt. Es war die erste Geburtstagsparty überhaupt im Kreis von Freunden und Familie. Die Zeit der Einsiedelei und der Zurückgezogenheit ist endgültig vorbei. Mein Kind geht endlich raus und hat Freunde. Und das Wichtigste: Wir reden miteinander! Ich platze fast vor Stolz und laufe über vor Liebe, wenn ich sehe, wie glücklich, frei, aufgeschlossen und ja auch übermütig mein Sohn ist. Die pure Lebensfreude! Mehr kann doch eine Mutter nicht wollen.

„Mädchen sein ist doof, ich werde jetzt ein Junge.“ Ok! Ich bin da, gehen wir los, es lohnt sich!

>> Zur Inhaltsübersicht

 

Bin ich so Exotisch?

Autorin: Flora

Als allererstes danke für eure Antworten zum letzten Beitrag! Ich freue mich jedes Mal. 🙂
In letzter Zeit war ich ja (leider?) etwas weniger aktiv im Forum, was an schwierigen Problemen in meinem Freundeskreis lag. Aber vielleicht kann ich zu einem späteren Zeitpunkt etwas mehr darüber schreiben. Ich kann aber sagen, dass ich wahrscheinlich in nächster Zeit wieder mehr beitragen werde! 🙂

Jetzt aber zu dem, worüber ich schreiben wollte:
Das mag vielen anderen Trans*Menschen zwar anders gehen, aber für mich ist es ziemlich leicht, im Alltag zu vergessen, dass ich Trans* bin. Ich bin vollständig geoutet, mittlerweile traut sich niemand mehr, mich offen anzufeinden, weitgehende Toleranz und an so mancher Stelle auch wohltuende Akzeptanz sind für mich normal. Und dafür bin ich unglaublich dankbar!! Aber manchmal, so auch in letzter Zeit, nimmt es mich dann umso mehr mit, wenn mir plötzlich unerwartet oft vor Augen geführt wird, dass ich „normal“ im Sinne der Gesellschaft wohl nie sein werde.

Angefangen hat es vor ein paar Wochen, als mein Bruder mir erzählte, ein Kumpel von ihm hätte nach mir gefragt. Besagter Typ ist Anfang 20 und hat sich in seinem ganzen Leben nicht die Bohne für mich interessiert- mit seinem Bruder hatte ich sogar regelmäßig Konflikte, als wir noch zur selben Schule gingen. Und genau dieser Typ hatte ihn jetzt nach mir gefragt, nach meinen „Veränderungen“, wie ich denn jetzt aussehe usw. Kommentar von meinem Bruder: „Du bist halt jetzt Dorfgespräch!“
Ich will jetzt gar nicht lange alle Arten ausbreiten, auf die mich die ganze Situation aufgeregt hat, deshalb die Kurzfassung: Leute, denen ich immer völlig egal war, interessieren sich jetzt auf einmal für mich, weil ich ja ach so exotisch bin. „Dorfgespräch“…als hätten die alle nichts Besseres zu tun. Und wie es mir geht, was mein Umfeld macht, das alles hat ihn nicht interessiert, nur wie ich denn jetzt aussehe. Da habe ich mich doch glatt gefühlt wie ein Ausstellungsstück im Museum. Alle glotzen es an, finden es mehr oder weniger interessant, reden ausgiebig darüber, aber es ist trotzdem hinter einer Scheibe, getrennt von den Menschen und ihren Gesprächen.

Kurze Zeit später hatte meine Oma Geburtstag, also fuhren meine Eltern und ich hin. Mein Bruder kam auch nach der Arbeit, genauso wie mein Onkel und meine Tante. Es war insgesamt ein schönes Fest(chen), ein typischer Familien-Kaffeeklatsch eben. Aber im Nachhinein wird meine Erinnerung daran überschattet von ein paar wenigen Momenten: Ein paar Mal ging es wieder mal um mich und meine Transidentität. Warum genau, weiß ich schon gar nicht mehr, ich glaube es ging um die / oder so, aber immer wieder fiel mein alter Name im Zusammenhang mit meiner Vergangenheit. Zu allem Überfluss bekam dann meine Oma noch einen Anruf von ihrem Bruder, der sich nicht mehr daran erinnern konnte, dass ich nicht Enkel sondern Enkelin bin. Meine Oma musste es ihm dann so mühsam am Telefon erklären wie es eben ist. Insgesamt hat sie es toll gemacht, aber die Benutzung von Pronomen war eine Katastrophe. Als ich am Abend mit meiner Mutter nach Hause fuhr, habe ich ihr versucht zu erklären, warum es mich so stört, wenn von mir immer noch als „er“ mit meinem alten Namen geredet wird. Dass es für meine Identität schlicht falsch ist, wenn man davon ausgeht, dass ich einmal ein Junge gewesen wäre. Dass ich nicht einfach durch einen komischen Zaubertrick von einer Sekunde zur anderen auf einmal zur Frau wurde. Dass es mich eben einfach verletzt, wenn meine Weiblichkeit mehr oder weniger unterbewusst so oft hintereinander in Frage gestellt wird. So richtig eingesehen hat sie es nicht. Da musste ich merken, dass es egal ist, ob man noch so tolles „Passing“ hat, wie lange man schon zu seiner Identität steht, wie aufgeschlossen und tolerant gegenüber Intoleranz man ist- es gibt immer noch Dinge, die zu fest in den Köpfen der anderen verankert sind, um sie zu ändern. Dass ich eine Frau bin, haben alle verstanden. Dass ich aber nie ein Junge war, das geht auch in die Köpfe der nettesten Menschen offensichtlich noch nicht rein.

Und dann heute die Krönung:
Unsere Stufe plant momentan unser Abimotto für das nächste Jahr, weshalb in der WhatsApp-Gruppe viel los ist. Normalerweise halte ich mich da zurück, aber ich schickte diesmal eine Nachricht zu dem Motto, was ganz banales, das nichts mit dem zu tun hatte, was danach kam. Wenig später kam eine Sprachnachricht von irgendeinem Typen, der sich offensichtlich das Handy von einem aus meiner Stufe geschnappt hatte. Sie war nur 2 Sekunden lang, also hörte ich es mir an. Es war…etwas anderes als ich erwartet hatte. Die fremde Stimme stöhnte theatralisch erregt meinen Namen ins Mikro. Kurz darauf das ganze nochmal mit einem passenden „Jaaa“ dazu. Ich war (wie ihr euch vielleicht vorstellen könnt) ziemlich geschockt und verwirrt. Da ich zu dem Zeitpunkt wo die Nachrichten geschickt wurden nicht online war, also bloß eine halbe Stunde später das ganze Gespräch lesen bzw hören konnte, konnte ich auch die Antworten der anderen aus dem Chat lesen. Nach einem „Was hast du für Freunde?“ kam noch ein „Name des Typen am Mikro ist cool!!!!!!!“ von zwei anderen ging es dann wieder weiter mit dem Gespräch über das Abimotto. Da war ich wieder richtig wütend, weil das typisch ist. Einer baut scheiße, 65 Leute schauen zu und tun nichts dagegen. Es läuft eben online genauso wie auf der Straße.

Jedenfalls habe ich dann die Initiative ergriffen und ihn im Einzelchat angeschrieben. Sinnlos provozieren und dann abhauen, damit sollte er nicht davon kommen. Ich wollte ihn zumindest stellen, auch wenn ich dafür noch mehr einstecken müsste. Die Details über den…“Austausch“ will ich euch lieber ersparen, aber so viel vielleicht: Ich erklärte ihm, dass ich das total ekelhaft fand und dass er was auch immer lieber privat und nicht in so einem Chat machen soll. Es ging dann hin und her, er schickte immer nur kurze Antworten und erzählte mir wirre Geschichten davon, wie er mich von der Bettkante stoßen würde oder davon dass sein Freund einen großen …. hätte, genau wie ich. Irgendwann bekam ich ihn aber zum Reden und am Ende erklärte er mir (in überraschend passender Wortwahl im Verhältnis zu davor), dass er gar nichts gegen Transgender hätte (er kannte sogar das Wort!!!) und dass ich einfach nur seinen „Humor“ (Damit meinte er die Nachrichten im Gruppenchat) nicht verstanden hätte. Wir verblieben dann so, dass er das nicht mehr in so einem großen Chat macht und ich mich mit seinem „Humor“ abfinde. Er wünschte mir sogar ein schönes Wochenende.

Ich weiß nicht, wie die Situation auf euch jetzt wirkt, vor allem in eingekürzter Version (gut, ganz so kurz war sie auch wieder nicht…), aber dafür, dass ich einen schwer pubertierenden, betrunkenen Typen vor mir hatte, der sich auf irgendeiner Party das Handy von seinem Kumpel geschnappt hat um damit wahllos Leute zu erniedrigen, lief es doch ganz gut! Ich muss dazu sagen, dass ich (leider) viel Erfahrung mit dieser Art Junge habe, deshalb waren meine Erwartungen sehr niedrig. Umso besser, dass es so ausgegangen ist!

Also halten wir fest: Auch als „gestandene“ Transfrau (und als solche empfinde ich mich mittlerweile) können solche Dinge immer wieder passieren. Entscheidend ist aber, was man daraus macht! Die (auf gut Deutsch gesagt) strunzblöden Meinungen kann man vielen nicht nehmen, aber man kann sie zumindest dazu bringen, sich bewusst zu werden, dass sie sie nicht einfach folgenlos irgendwo auskotzen können. Es kostet zwar viel Kraft, aber danach fühlt man sich gleich viel stärker!

Liebe Grüße,
Flora

>> Inhaltsverzeichnis

Andreas halbes Jahr in Kurzform

Autorin: Andrea

Hallo Mädels

Sorry, dass ich mich schon seit einer Ewigkeit nicht mehr gemeldet habe. Ich glaube es ist fast ein halbes Jahr her, dass ich das letzte Mal im Gendertreff-Forum war. Aber so wie mein Leben in der Zeit verlaufen ist, ist es vermutlich zu entschuldigen. Aber entscheidet bitte ihr nach meinem Bericht.

Alles begann im Januar mit meiner ersten Sitzung bei meiner Psychologin. Mit ihr habe ich das große Los gezogen. Sie kennt sich mit Transidentität super aus und arbeitet sogar als Gutachterin für das Gericht. Bei meiner 3. Sitzung fragte ich vorsichtig wegen einer Hormontherapie an. Sie gab mir mehrere Adressen von Ärzten, die diese durchführen und sagte, sie setze noch ein Schreiben für den dann mich behandelnden Arzt auf. Dieses Schreiben konnte ich bei der nächsten Sitzung mitnehmen. Sie meinte, das erste Gespräch mit diesem Arzt würde erst mal nur ein Beratungsgespräch, aber das werde ja auch schon ein weiterer Schritt zu meinem wahren Ich. Inzwischen hatte ich einen Termin bei einer Gynäkologin in Dresden gemacht. Allerdings musste ich noch 4 Wochen warten bis dahin.

In der Zwischenzeit stand mein Outing in der Firma an. Das war glaube ich für mich der schwerste Schritt in mein neues Leben, aber es musste sein. Schwer war es dadurch, dass ich in einem männerdominierten Beruf arbeite und meine Kollegen alles Männer sind. Außer ein paar Frauen, die im Büro arbeiten. Mit meiner Psychologin und der Hilfe des Gendertreff erstellten wir gemeinsam einen offenen Brief, welchen ich dann noch mit unserer Betriebsleitung durchsprach und der dort für gut empfunden wurde. An einem festgesetzten Termin, mein letzter Arbeitstag vor meinem ersten Urlaub, wurde der Brief an alle Mitarbeiter verteilt. Nach meinem Urlaub (1Woche) ging ich natürlich mit Herzklopfen zur Arbeit. Ich hätte nicht gedacht, dass das so reibungslos verlaufen würde.

Es kamen keine blöden Sprüche oder Bemerkungen, manche Kollegen begrüßten mich sogar mit „Guten Morgen Andrea“. Die Frauen aus dem Büro sagten mir einige Tage später, dass mir das Weibliche besser stehen würde. Ein Kollege sagte mir ca. 2 Wochen später auf Montage, dass es unter den Kollegen schon lange Gerüchte gegeben hätte (vor meinem Outing), dass ich schwul sei, aber mit meinem Brief haben sich die Gerüchte verzogen, weil ich dort klar gemacht habe, dass ich nicht auf Männer stehe. Also in der Firma lief und läuft alles bestens. Dann kam mein Termin zum „Beratungsgespräch“.

Ich gab der Gynäkologin das Schreiben von meiner Psychologin und sie fragte mich dann selbst noch 10 min. aus. Wir sprachen über die Hormontherapie und weitere 10 Minuten später hielt ich ein Rezept mit einem Antiandrogen und einem Östrogengel in den Händen. Ich war an diesem Tag so happy! Die Zeit bis zum Abend konnte gar nicht schnell genug vergehen, bis ich die „Medikamente“ das erste Mal anwenden konnte.

Mitte April beantragte ich dann die Namens- und Personenstandsänderung beim Amtsgericht. Mitte Juni hatte ich meinen ersten Gutachtertermin und Ende Juli dann den zweiten. Alle beide verliefen einfach super und von beiden Gutachtern kam das OK. Jetzt im August habe ich 2 Wochen Urlaub. Die erste Woche haben wir in Bayern bei unserer Tochter verbracht, weil unsere Enkeltochter getauft wurde. Ein bisschen Magengrummel hatte ich schon, da die Schwiegereltern unserer Tochter von mir nichts wussten und zutiefst katholisch sind, aber auch das verlief prima. Und an unserem 26.+ 1. Hochzeitstag (+1 weil meine Frau sagt, für uns gehe eine neue Zeitrechnung los) hielt ich unsere Enkeltochter das erste Mal im Arm. Das war vielleicht ein Gefühl für mich, kann ich euch sagen.

So, das war mein letztes halbes Jahr in Kurzform. Zwischendurch musste ich natürlich auch arbeiten. Und das die meiste Zeit auf Montage, z.B. in Karlsruhe, Berlin und Frankenthal.

Liebe Grüße von Andrea

>> Inhaltsverzeichnis

Mein Sohn Helen

Ein sehenswerter deutscher Film, der einen Filmpreis verdient, finde ich. Ausgestrahlt in der ARD am 24. April 2015.

Mein Sohn Helen ist ein deutscher Fernsehfilm des Genres Dramedy von Regisseur Gregor Schnitzler aus dem Jahr 2015 über eine transsexuelle Jugendliche. Das Drehbuch schrieb Sarah Schnier.

Weiterlesen

Alles läuft rund

Autorin: Nathalie

 

Alles läuft rund

… so hieß das Motto auf der Party von Silvia und mir. Das Motto war so viel sagend und zugleich geheimnisvoll, dass niemand der Gäste wirklich eine Ahnung hatte. Gerade die Wochen vor der Feier waren sehr interessant. Jede_r glaubte einen richtigen Grund gefunden zu haben, aber wir Beide hielten dicht. Vermutet wurde, dass wir im Lotto gewonnen haben, Silberhochzeit feiern, Geburtstage feiern, das wir auswandern wollen, ein Kind adoptieren, noch einmal heiraten und vieles mehr.

rund1   rund2
Die Spannung bei uns stieg als es um die endgültige Sitzordnung, das Buffet und eine spezielle Dekoration ging. Mit viel Herz und Ideen hat uns Frau Lefin vom Deko – Zauber in Duisburg geholfen. Letztendlich gab es eine wunderschöne Reise quer durch Afrika mit Löwen, Lodges, Obst und Kerzen direkt aus Lesotho.

rund3

Abgerundet wurde das Programm von unserem DJ Peter, der den ganzen Abend Musik zu den verschiedenen Aktionen brachte. Nicht zuletzt sollte das gesamte Team des Eurohof in Moers genannt werden, die den ganzen Abend für unser Wohl sorgten. Dazu unseren ganz herzlichen Dank.

rund5 rund4
Wir hatten auf der Gästeliste natürlich unsere Verwandten und die verschiedenen Freundeskreise aus Schulfreunden, Berufsschule, Chor und dem Gendertreff eingeladen. Nach der Vorstellung der Gäste ließen wir die Katze aus dem Sack und verrieten unsere Motive.
Als erstes haben wir Geburtstag gefeiert. Silvia ist schon im letzten Jahr fünfzig Jahr jung geworden. Bald bin ich auch dran, so sind wir Beide, statistische gesehen, einhundert Jahre jung.
Dazu hatten wir einen Termin gewählt, der schon viel früher für uns sehr wichtig war. An diesem Samstag vor 22 Jahren konnten wir unseren Polterabend erleben. Ein guter zweiter Grund für unsere Feier.
Zuletzt wollten wir uns einfach bei all denen bedanken, die uns über die Jahre sehr geholfen, begleitet, gestützt und zu uns gehalten haben, damit, wie unserer Motto schon sagt, alles rund läuft.

rund7 rund6 rund8

Alles, die gesamte Feier, steht und fällt mit den Gästen, mit der Musik und nicht zuletzt mit dem Buffet. An diesem Abend hat alles so gut zusammengepasst, dass wir alle einen denkwürdigen und wunderschönen Tag erleben durften. Und dafür danken wir allen, die dazu beigetragen haben.

rund9
Vielen Dank und ganz liebe Grüße
Silvia und Nathalie

Zur Inhaltsübersicht

Adrians Mutter kommt zum Selbsthilfetreffen

Autor: Adrian

Hallo Ihr Lieben,

ich bin gerade in ganz guter Stimmung — das nutze ich direkt mal aus, um ein weniger weinerliches Update zu schreiben, als ich das sonst tue.

Seit meine Familie Bescheid weiß, haben wir wieder deutlich mehr Kontakt. Ich merke jetzt erst, wie sehr ich mich vorher zurückgezogen habe, obwohl wir doch eigentlich alle immer ein gutes Verhältnis hatten. Ich bekomme von ihnen Unterstützung und das tut echt gut. Gestern war meine Mutter mit auf dem Selbsthilfetreffen, das war richtig klasse. Ich weiß noch, wie ich letztes Jahr mal von einem Treffen nach Hause gefahren bin. Beim Treffen war eine andere Mutter dabei und das hat mich sehr berührt — ich hab mir in dem Moment vorgestellt, wie es wäre, mit meiner Mutter dorthin zu fahren…. irgendwann. Dass sie dafür offen wäre, hatte ich damals schon angenommen. Als sie nun sagte, dass sie gerne mitkommen würde, ist mir ganz warm ums Herz geworden. Nee, im Ernst, ich hab mich sehr darüber gefreut und ich glaube, sie fand es auch interessant. Sie ist einige Fragen losgeworden, vor allem, weil auch Julias Mutter dabei war.

Ich war ganz schön aufgeregt vorher, auch weil ich noch meinen männlichen Forumsnamen „beichten“ musste. Ich hatte das Gefühl, sie hat schon ein bisschen geschluckt, als ich das erzählt habe, aber das kann auch Einbildung gewesen sein. Aber ich denke, das Thema Name ist schon ein bedeutsames und mit vielen Emotionen belegt. Eltern machen sich in der Regel viele Gedanken über den Namen. Wenn das Kind ihn aus welchem Grund auch immer dann ablegen möchte, ist das bestimmt nicht leicht. Meine Mutter hat mich daran erinnert, dass Adrian der Sohn eines (ziemlich verschrobenen) Nachbarn hieß. Das hatte ich total vergessen und bin jetzt darüber amüsiert.
Nachdem das Thema Name nun sowieso auf dem Tisch war, hab ich mich dann auch endlich mal getraut zu fragen, ob meine Eltern auch einen Jungennamen ausgesucht hatten. Aber meine Mutter meinte (wahrscheinlich) nein — sie war sich immer sicher, dass sie Mädchen bekommt. Sie lag ja auch FAST richtig.

Morgen habe ich seit einigen Wochen wieder eine Sitzung bei meinem Therapeuten. Meine genehmigten Stunden gehen langsam zur Neige — das heißt, dass wir bald klären müssen, ob er sich vorstellen kann, weiter mit mir zu arbeiten und mich auf meinem Weg, der sich so langsam abzeichnet weiter begleiten möchte. Ich würde es mir wünschen — er hat bei mir schon so viel bewegt.

Gruß

Adrian

>> Zur Inhaltsübersicht

Dezember 2013

Hier führt Marina aus dem Gendertreff ihr Tagebuch weiter und berichtet von Ihren weiteren Erlebnissen in der Heimat und dem Entsorgen Ihrer männlichen Kleidung, sowie dem selbstverständlichen Umgang mit ihrer Transidentität.

Hi,

ich wollte mich mal wieder melden, weil heute Nachmittag etwas passiert ist, dass ich zwar schon lange erwartet habe, aber immer wieder hinausgeschoben hatte.

Zunächst aber möchte ich sagen, dass in den letzten Wochen und Monaten nicht allzu viel passiert ist. Es gab da diese kleine Anekdote am Flughafen Frankfurt, aber sonst „business as usual“ (Für alle die des Englischen nicht mächtig sind: Alles wie immer…).

Die Hormotherapie zeigt auch ihre erwünschte Wirkung. Ich bin inzwischen bei einem B-Cup angelangt. 🙂
Seit meinem 2. Endokrinologen-Termin Ende September nehme ich zusätzlich noch 50 mg Spironolacton und seit Anfang Dezember noch 1,25 mg Finasterid. Ich bin somit in gewisser Weise meinem eigenen Vorsatz untreu geworden keine Blocker zu nehmen. Das muss ich aber insofern einschränken, dass sich die strikte Ablehnung eigentlich nur auf Cyproteron (Androcur) bezog. Wie ich in meinem Artikel Kleines 1×1 der Hormone geschrieben habe, bewirkt Spironolacton eine Reduzierung des Testosteron, jedoch ohne die gravierenden psychischen Nebenwirkungen von Cyproteron (Depressionen). Das Finasterid wollte mir der Endo nicht verschreiben, weil es keine unmittelbare Wirkung bei TS hat. Da es jedoch unter Umständen bewirken kann, dass wieder Haare auf dem Kopf wachsen, wo keine mehr waren, habe ich es mir von meiner Hausärztin auf Privatrezept verschreiben lassen. Schauen wir mal, ob es wirkt…. noch gebe ich die Hoffnung nicht auf, irgendwann ohne Perücke gehen zu können.

Heute nun habe ich meine Schränke in Fulda ausgeräumt und mich damit der letzten Reste der männlichen Kleidung entledigt. Daran gedacht habe ich schon lange, immerhin lebe ich seit dem 27.02.2013 in Vollzeit. Wie ich jedoch schon an anderer Stelle einmal geschrieben habe, muss ich meiner Mutter alles häppchenweise beibringen. Also habe ich fast ein Jahr lang auch zu Hause aus dem Koffer gelebt. Ich habe mir eben alles, was ich für ein Wochenende so brauche aus MG mitgenommen.

Die ganzen Klamotten daheim habe ich monatelang nicht mehr angerührt. Streng genommen stimmt das aber nicht ganz. Ein paar Sachen habe ich auch weiterhin getragen, bzw. jetzt noch aufgehoben. Aber das sind Teile, die ich als Unisex ansehe: einfache weiße T-Shirts zum Arbeiten, Sport/Wellness Kleidung und Pyjamas. Weiße T-Shirts werde ich auch weiterhin tragen, wenn ich im/am/ums Haus etwas zu arbeiten habe und Sport/Wellness Kleidung trage ich in meiner Freizeit zu Hause. Was die Pyjamas angeht: Nachts sind alle Katzen grau, sagt der Volksmund. Von daher ist es mir egal, es muss nur bequem sein. Insofern habe ich da wohl eine recht pragmatische Einstellung.

Wie es nun dazu kam? Ich hatte für die Weihnachtsfeiertage sehr viel Bekleidung mitgebracht. Viel zu viel (wie immer). Und so sagte ich meiner Mutter, dass ich am besten einen Teil der ganzen Sachen gleich hier lasse. Dazu müsste ich aber erst einmal Platz im Schrank schaffen…. Und so waren innerhalb von wenigen Minuten 4 große Müllsäcke gefüllt und mein Schrank fast leer.

Kleine Schritte 2.0 eben….

LG
Marina

INHALTSVERZEICHNIS

Joselle`s kleiner Urlaubsbericht

Autorin: Joselle aus dem Gendertreff-Forum

Joselle`s kleiner Urlaubsbericht erscheint mit freundlicher Genehmigung von Josi in der heutigen Ausgabe des Gendertreff Blogs:

Was habe ich mir vor der Abreise Gedanken gemacht. Josi sollte, nein wollte ja unbedingt von Anfang an dabei sein.

Was ist passiert? Nichts Unangenehmes. Doch der Reihe nach.

Am Vortag der Abreise wurde der Koffer noch einmal umgepackt und ab 17.oo Uhr habe ich beschlossen, dass alles so bleibt wie es ist. Frau hat natürlich viel zu viel dabei und kann eigentlich gar nicht alles anziehen. Aber es muss alles mit. Ich habe mich geschminkt, umgezogen und auf den Feierabend meiner Frau gewartet. Wir waren uns einig, die Koffer einen Tag vorher aufzugeben – auch weil es uns als Karteninhaber der Fluggesellschaft nichts kostet.

Auf zum Airport und wir haben die Koffer in weniger als 15 Minuten aufgegeben, so dass das Parken auch nichts kostete. Also die Bordkarten in der Hand und der Check in stellte keine Fragen. Wollen wir das denn überhaupt?  Nein, ich möchte das nicht. Sondern so wie jede Frau und jeder Mensch behandelt werden. Den Abend haben wir beide dann ruhig bei einem Gläschen Rotwein verbracht und uns für die kurze Nacht fertig gemacht.
Nach einer sehr kurzen unruhigen Nacht bin ich gegen 01.00 Uhr aufgestanden und habe mich geduscht, rasiert, geschminkt und angezogen. Andrea und ich wurden von einem Freund zum Flughafen gebracht und das Herz klopfte bei der Einlasskontrolle im Securitybereich abermals. Ich wurde freundlich gefragt ob ich von einem weiblichen oder männlichen Uniformierten abgetastet werden möchte und habe mich für den Mann entschieden.
Dieser erklärte hinter meinem Rücken, was er gerade macht und nicht erschrecken solle. Es gibt also doch sehr professionelle Mitarbeiter – Bravo! Beim Boarding in den Flieger und der Flug selbst verliefen wie immer. Alles sehr gelassen und mein Puls reduzierte sich wieder.

Am Ziel angekommen, haben wir uns in die endlose Schlange der Autovermietung eingereiht und brav gewartet. Irgendwie lief die Klimaanlage noch nicht und unter der Perücke wurde es langsam warm. Das war wiederum der Startschuss, dass ich mir die Haare wachsen lasse. Auch hier wurde ich gefragt, welcher Name eingetragen werden sollte und ich entschied mich für den männlichen (Rechtsgeschäft usw.)

An dieser Stelle vorab DANKE an das Forum mit seinen Hilfreichen Stellungnahmen!

Im Ferienhaus angekommen wurden wir gegen Mittag von den Vermietern begrüßt und ich habe mich als Josi vorgestellt und erklärt, dass ich nicht immer eine Frau bin und habe meinen Vorstellungsflyer überreicht.
Wir erkundeten unsere neue Gegend und haben auch sogleich für das Wochenende eingekauft. Das musste natürlich auch erst einmal alles gefunden werden. Nach über 15 Jahren Urlaub auf Menorca, war dies nach über 10 Jahren unser erster Besuch wieder auf Mallorca.
Auch beim Einkaufen lief für uns beide alles so ab, wie gewohnt. Eine schiebt den Einkaufswagen und die andere sagt wo es lang geht.

Unser Haus lag in einer kleinen Wohnanlage mit vier Häusern. Das erste war von den Vermietern bewohnt, das zweite gehörte einem zweiten Vermieter und Haus drei und vier unserem Vermieter. Auch war Haus vier nebenan bewohnt. Zwischendurch gab es doch den ein oder anderen fast schon „ungläubigen Blick“. Auch wenn ich morgens als Mann zum Strand fuhr und als Josi abends zum Essen. Auch auf unseren Ausflügen wurden wir immer stets zuvorkommend und höflich behandelt. Es geht also auch im Ausland.

Witterungsbedingt kam Josi nicht regelmäßig zum Vorschein. Es war für diese Jahreszeit viel zu heiß – Puh.
Den Abflug hat dann aus Zeitmangel und der Witterung wegen nicht Josi angetreten. Wir waren gegen Mittag wieder zu Hause und die 14 Tage vergingen wie im Fluge. Ich kümmerte mich um die Koffer und um Josi, während meine Frau die Einkäufe für das restliche Wochenende erledigte.

Den Abend haben wir ganz langsam ausklingen lassen und unsere Gedanken kreisten immer wieder um diesen Urlaub mit einer komplett neuen Erfahrung. Wir genossen noch die restlichen Urlaubstage und freuen uns auf unseren weiteren……..

Wer weiß was noch alles kommt?

Viele Grüße wünscht
Josi

INHALTSVERZEICHNIS