Vortrag Trans* am Arbeitsplatz an der Uni Düsseldorf

Am 13.05.2017 hielt der Gendertreff auf Einladung der Heinrich-Heine-Universität Düsseldorf einen Vortrag zum Thema Trans* am Arbeitsplatz.

In einer lebendigen Präsentation stellte der Gendertreff zunächst sich und seine Arbeit vor, um dann in das Thema Transidentität und berufliches Umfeld einzusteigen. Referentin Ava erläuterte, dass sich die zum Thema Trans* am Arbeitsplatz auf der Gendertreff Plattform hinterlegten Informationen nicht nur an Trans*-Personen richten. Vielmehr sollen die zahlreichen Erfahrungsberichte und auch der vom Gendertreff erarbeitete Ablaufplan zum Coming-out im beruflichen Umfeld auch Kolleg_inn_en, Personalverantwortlichen, AGG-Beauftragten usw. als Informationsquelle dienen.

Warum ist das Thema Trans* am Arbeitsplatz so wichtig?

Transidentität und Arbeitsplatz ist ein komplexes Themenfeld mit vielen möglichen Konfliktsituationen. Denn schließlich sichert der Beruf das eigene Einkommen und ggf. auch das Einkommen der Familie. Vor diesem Hintergrund hat sich der Gendertreff das Ziel gesetzt, im Rahmen der Aktion Trans* am Arbeitsplatz Informationen und Hilfestellung für transidente Menschen und Unternehmen in Zusammenhang mit der Transition im beruflichen Umfeld anzubieten. Denn ohne Anspruch auf Vollständigkeit gibt es zahlreiche mögliche Problematiken rund um Transidentität und das berufliche Umfeld:

Aus Sicht transidenter Menschen:

  • Angst vor Arbeitsplatzverlust
  • Angst vor Mobbing / Diskriminierung
  • Fragestellungen zu einem möglichen Vorgehen. Konkret: „Wie trage ich das Thema in das betriebliche Umfeld und welche Teilschritte sind empfehlenswert?“

Aus Sicht der Arbeitgeber:

  • Angst vor Komplikationen im organisatorischen Umfeld. Hier sind beispielhaft zu nennen: Unruhe in Arbeitsabläufen, Arbeitsausfälle in Zusammenhang mit medizinischen Maßnahmen (z.B. aufgrund der geschlechtsangleichenden Operation), organisatorische Fragestellungen (z.B. Lohnbuchhaltung, Krankenkassen, Steuerangelegenheiten)
  • Angst vor Umsatzeinbußen aufgrund möglicherweise negativer Reaktionen von Kunden
  • Informationsdefizite aufgrund ggf. fehlender Erfahrungswerte zum Thema Transidentität
  • Reaktionen der Mitarbeiter / Kolleg_inn_en, z.B. zu den Fragen, welche Toilette oder Umkleide die Trans*-Person künftig nutzt

Welche Angebote gibt es beim Gendertreff rund um das Thema Trans* am Arbeitsplatz?

Einstiegsportal Trans* am Arbeitsplatz

Auf der Gendertreff Plattform gibt es Einstiegsportale zu diversen Themenkomplexen. Das Einstiegsportal Trans* am Arbeitsplatz bietet eine Übersicht über die Informationsangebote rund um das Thema Transidentität und Beruf. Hier ist auch die jeweils aktuellste Version der Präsentation und auch des Ablaufplans zum Coming-out im beruflichen Umfeld hinterlegt.

Ablaufplan zum Coming-out im beruflichen Umfeld

Der Ablaufplan zum Coming-out im beruflichen Umfeld wurde aufgrund persönlicher Erfahrungen entwickelt. Er stellt einen idealtypischen Ablauf dar, der sowohl Trans*-Personen als auch Unternehmen, Personalverantwortlichen usw. als Hilfsmittel für ein auf die jeweilige individuelle Situation anzupassendes Vorgehen dient. Dabei ist natürlich zu berücksichtigen, dass ein derartiger Ablaufplan immer nur ein Empfehlungsmodell darstellt und dass die Rahmenbedingungen des eigenen beruflichen Umfeldes vor diesem Hintergrund ein in Teilen anderes Vorgehen erforderlich machen können.

Aktions-Webseite Transidentität am Arbeitsplatz

Die Aktions-Webseite Transidentität am Arbeitsplatz informiert über die Aktion und erleichtert die Auffindbarkeit im Internet. Darüber hinaus listet die Webseite Unternehmen, Institutionen und Kommunen auf, die die Aktion Trans* am Arbeitsplatz unterstützen. So zeigen diese Organisationen, dass Transidentität ein ernsthaftes Thema ist. Gleichzeitig demonstrieren sie ihr Bekenntnis zu Diversity und geben ein Beispiel für Vielfalt und Toleranz.

Erfahrungsberichte

Aufgrund eigener Erfahrungen aus den Reihen des Gendertreff-Teams sowie aus den Erfahrungen aus der Selbsthilfearbeit verfügt der Gendertreff über einen Fundus persönlicher Erfahrungsberichte, die der Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden. So kann dieses Hintergrundwissen niederschwellig jederzeit abgerufen werden. Entsprechende Berichte sind in der Kategorie Transition des Gendertreff-Magazins zu finden bzw. mit dem Stichwort Arbeitsplatz verschlagwortet.

Gendertreff Forum und Selbsthilfetreffen

Im Anschluss an der Vortrag gab es noch eine lange Diskussion, bei der Xenia, Nathalie und Ava die zahlreichen Fragen des Publikums beantworteten. Dabei griffen die Referentinnen auf ihre persönlichen Erfahrungen sowie die Erfahrungen aus der Selbsthilfearbeit des Gendertreff zurück. Schließlich ist im Laufe der Jahre eine riesige Informationssammlung entstanden, die der Gendertreff nutzt, um Trans*-Personen und ihre Angehörigen sowie selbstverständlich auch Personalverantwortliche und Kolleg_inn_en über das Themenspektrum Trans* am Arbeitsplatz zu informieren.

Gleichzeitig zeigten die Referentinnen damit auf, wie ein weiteres Hilfsangebot zum Thema Trans* am Arbeitsplatz funktioniert. Denn das Gendertreff-Forum und die Selbsthilfetreffen des Gendertreff dienen dem direkten Austausch transidenter Menschen und ihrer Angehörigen und so können dort natürlich auch die eigenen Erfahrungen rund um Trans* und das berufliche Umfeld ausgetauscht werden. Die Erfahrung zeigt, dass der psreönliche Austausch eine sehr wertvolle Hilfestellung gerade zu diesem komplexen Themenfeld darstellt.

Im Themenportal Trans* am Arbeitsplatz auf der Gendertreff Plattform stehen die Präsentation sowie der Ablaufplan zum Coming-out im beruflichen Umfeld zum Download im Format pdf zur Verfügung.

>> Themenportal Trans* am Arbeitsplatz

>> Angebot

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Erfahrungsbericht: Transidentität am Arbeitsplatz von Kerstin

In der letzten Zeit haben wir im Gendertreff Magazin häufig von erfolgreichen Transitionen inklusive der Akzeptanz am Arbeitsplatz berichtet. Neben diesen positiven Beispielen, die sich zum Glück häufen, gibt es jedoch leider auch immer noch sehr viele negative Beispiele. Nicht zuletzt deshalb startete der Gendertreff eine Aktion zum Thema Transidentität am Arbeitsplatz.

 

Im folgenden Bericht erzählt uns Kerstin aus dem Gendertreff Forum von ihren sehr unerfreulichen Erfahrungen im beruflichen Umfeld. Der Bericht zeigt, dass noch vieles im Argen ist und wir noch viel Öffentlichkeitsarbeit vor uns haben.

Ich nehme Bezug auf den Flyer zur Transidentität am Arbeitsplatz. Klasse gemacht, aber dort heißt es:

„Diese Personen sind danach zufriedener, ausgeglichener, belastbarer und stellen somit einen Mehrwert für ihre_n Arbeitgeber_in dar.“

Zufriedener war ich nicht, ausgeglichener auch nicht, folglich belastbar? Daher Mehrwert?

Weiter heißt es dort:

„Liebe Kolleginnen und Kollegen, Sie möchten wir sensibilisieren und ermuntern, transidente Menschen ganz selbstverständlich in Ihrem Kollegenkreis zu akzeptieren oder aufzunehmen.“

Mein Arbeitsplatz ist im Versand und der Logistik eines Herstellers für Werkzeuge in Wuppertal-Cronenberg.

Für meine, mir läuft der kalte Schauer runter, wenn ich „Kollegen“ schreiben muss, war es wohl nur eine Namensänderung oder so.

Ganz ehrlich, bei mir auf der Arbeit hat es nicht definitiv nicht geklappt. Acht Wochen so ein Hickhack wegen des Namens, der Anrede, des Artikels, Pronomen, Mißgendern. Er? Nein, sie … äh, doch er? „Nein, ach wir wissen nicht, was wir sagen sollen.“

Hallo?? Geht’s noch? „Wie sollen wir denn sagen?“ Und so weiter. Obwohl klipp und klar vom Personalchef und mir gesagt wurde, dass die Anrede Frau B. ist. So ging das fortlaufend.
Keine Unterstützung durch die Kollegen, im Gegenteil. Ich wurde von dem lernresistenten Betriebsrat (Abteilungsleiter) noch mit „Herr B.“ einem Leiharbeiter vorgestellt.

Dem nicht genug, als ich eine Krankmeldung von mir abgab, sprach mich der lernresistente Betriebsrat ganz leise noch mit meinem männlichen Vornamen an. Schlimmer geht es nimmer.

Ach ja, und ich durfte mich auch nicht richtig als Frau anziehen. Also kam es zu der Situation, dass ich fortlaufend von Fahrern der Paketdienste und Speditionen missgendert wurde, weil ich ja nur so halb als Frau erscheinen durfte. So ein Mist! Als ich das dem Geschäftsführer sagte, weil dieser mich darauf ansprach, lachte er nur und meinte, ach sie sind ja hart im nehmen sie machen das schon.

Ich wurde dort nicht als Frau akzeptiert und es fand auch keine soziale Integration statt. Selbst als ich den Bescheid für die Personenstandsänderung vom Amtsgericht Düsseldorf hatte, durfte ich nicht auf die Damentoilette. Ich habe morgens dann 2 Stunden „eingehalten“ bis dann ein anderes WC in der 1 Etage geöffnet wurde.

Dieser Zustand bestand 2 Monate lang. Dann wurde ich krank, bekam Depressionen. Von den Schmerzen ganz zu schweigen die es verursacht, wenn man „einhält“ und nicht aufs WC kann. Es ist doch wohl ekelig, als Frau auf das Herren-WC zu gehen, wo nebenan, nur durch eine spanische Wand getrennt, ein Pissoir ist.

Ein Mitarbeiter kam zu mir und gratulierte mir, dass ich den Mut habe, meinen Weg zu gehen. Das nutzt wenig bei ca. 60 Leuten. In der Mittagspause setzte ich mich an den Tisch zu den Damen, die dort auf dem Lager arbeiten. Na ja, so 4 – 5 Mal, dann wurde mir das auch zu blöd. Sie schienen sich nicht für meine Situation zu interessieren. Ich wurde nie deswegen angesprochen oder gefragt. Es wurde gar nicht darüber gesprochen.

Auch wurde mein Name nicht mehr von diesem Abteilungsleiter (Betriebsrat) genannt, wenn von der Abteilung die Rede war. Nur die anderen Mitarbeiterinnen wurde genannt, mein Name nie mehr seit dem. Und eins könnt Ihr mir glauben: Dieser Betriebsrat soll ja hoffen mich niemals abends zu treffen …

Es gab auch Leute, die gingen an mir vorbei und drehten den Kopf weg. Ich habe heute immer noch Alpträume, wenn ich an diese Firma denke. Mich bekommt niemand dort hin, lieber tot als nur eine Sekunde eine von denen zu sein.

Die lieben netten Leute von Euch, die mich vom Treff kennen, kennen ja das Thema schon bereits. Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass es noch irgendeinen Sinn macht dort einen zweiten Versuch zu wagen, weil ich froh bin, dass es mir so zurzeit eigentlich für diese Situation recht gut geht, so lange ich nicht in diese bescheuerte Firma muss. Nicht vor zustellen, wenn dieser Horrortrip noch einmal von vorne los geht.

Das hier ist nur ein kleiner Auszug aus ca. zwei Monaten. Ach ja das ist nur die Situation am Arbeitsplatz das Coming-Out war genau dieselbe Katastrophe. Leider ist das ganze Coming-Out, weil viel zu spät, auch durch zu großen Druck entstanden. Falsche Freunde, die nur immer Druck ausübten in dem sie mir erzählten, wie es doch bei denen gut gelaufen ist und dass es doch auch bei mir so gut laufen kann, erzählten mir ständig davon.

Ich war noch gar nicht so weit dafür, weil mein damaliger Psychotherapeut eh nur so ein Begleiter war, wie es meistens ja ausreicht. Für mich aber nicht. Er hatte sich nie so recht für mein Coming-Out interessiert. Nur halt mal öfters nachgefragt.

Ich wusste das sofort, dass ich dafür Unterstützung brauche, damit es in dieser Firma funktionieren würde und habe Recht behalten. Leider habe ich auf den Rat von falschen Freuden oder anderen Leuten gehört, in jeder Firma ist es doch anders.

Nun, was sollte ich machen? Zwei Monate vor dem Beschluss der Personenstandsänderung musste ich doch mein Coming-Out machen. Im Mai bekam ich meinen neuen Ausweis, da war es schon zu spät für alles.

Mir bleibt nur die Hoffnung, dass ich dieses Jahr endlich noch die geschlechtsangleichende Operation bekomme. Ich möchte für mich jetzt endlich mit diesem Thema abschließen und mich anderweitig bewerben. Wäre ziemlich blöd in neuer Umgebung direkt krank zu sein wegen einer geschlechtsangleichenden Operation.

Schade dass ich diesen Flyer nicht schon eher hatte bzw. dass ich nicht schön früher zum Gendertreff gekommen bin. Ich wusste das ja mit dem Gendertreff Rheinland damals noch am Südfriedhof in Düsseldorf. Zu blöd nur, dass ich mich seiner Zeit nicht getraut habe dort hin zu kommen. Vielleicht wäre alles und vieles andere auch anders gelaufen. „Na okay hätte, wenn und aber“, ich weiß.

Lieben Dank fürs Lesen und ich hoffe, dass es soweit verständlich ist. Sorry, kann nichts dafür, weil mich das ganze immer noch beschäftigt was dort in der Firma abgelaufen ist.

Kerstin

Dieses Beispiel zeigt, dass tatsächlich noch ein langer Weg vor uns liegt, bis das Thema Transidentität wirklich in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Der Gendertreff wird deshalb weiter Öffentlichkeitsarbeit leisten, um möglichst viele Menschen zu erreichen.

 

Zum Thema Betriebsrat zitieren wir eine Antwort von Nathalie auf den obigen Beitrag. Nathalie ist Mitglied des Gendertreff Vorstands, aktive Gewerkschafterin und ehrenamtliche Arbeitsrichterin. Den Beitrag von Kerstin kommentiert sie wie folgt:

Wenn Du die Namens- und Personenstandsänderung hinter Dir hast, ist ein Rechtsanspruch entstanden, dem Dein Arbeitgeber und die Kollegen folgen müssen. Wenn sie das nicht tun, sprich sie bitte immer kurz, aber höflich, darauf an, dass Du richtigerweise als Frau Kerstin B. angesprochen wirst. Gib Ihnen genug Zeit sich daran zu gewöhnen. Sollte es sich nach einiger Zeit nicht ändern, fordere es etwas energischer, aber immer noch freundlich ein.

Hole Dir Hilfe bei Deinen Kolleginnen, die Dich unterstützen und setze sie auch auf die unbelehrbaren Kollegen an, um wieder den Betriebsfrieden zu finden. Es wird sehr schwer, es wird lange dauern, aber ich bin mir sicher, dass auch Du in Deiner Firma Deinen Frieden findest. Je mehr Kollegen und Kolleginnen hinter Dir stehen, umso kleiner wird der Widerstand werden.

Zu Deinem Betriebsrat möchte ich auch noch etwas beitragen: Solltest Du mal die Möglichkeit zu einem persönlichen, immer freundlich aber bestimmten Gespräch haben, gib Ihm den Hinweis, dass er gegen das Betriebsverfassungsgesetz, insbesondere den § 80 Absatz 1, Satz 1 und 2a sowie den § 75, Satz 1 verstößt.

>> BetrVG § 80, BetrVG § 75

Außerdem sollte Ihm das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz mit dem § 1 ein Begriff sein.

>> AGG § 1

Wenn er dann noch nicht genug hat ist das Grundgesetz an der Reihe, und zwar Artikel 2.

>> GG Art. 2

 

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Meine erste Arbeitswoche

Autorin: Stefanie1268 aus dem Gendertreff-Forum

Transidentität und Arbeitsplatz – Die positiven Erfahrungen im beruflichen Umfeld häufen sich. Hier berichtet Stefanie aus dem Gendertreff Forum über ihre erste Arbeitswoche im Wunschgeschlecht.

Hallo zusammen,

nachdem hier schon einige über ihre Umstellung im Job berichtet haben, möchte ich mich da nun anschliessen.

Nach meinem letzten Eintrag, wo ich um Meinungen darum gebeten hatte, ob ich den Schritt im Büro gehen sollte, war es nun am 01.07. soweit. Mein erster Tag im Büro als Stefanie.

Ich hatte mir vorher schon Sorgen gemacht, ich wäre an dem Tag oder Abend vorher ein nervöses Wrack, aber das passierte nun gar nicht. Ich war nur in der Vorwoche mal für ca. 5 Minuten etwas nervös, als ich an den ersten Tag dachte. Danach war es nur noch eine leichte Anspannung (die aber je näher der Tag rückte auch immer mehr nachließ) und ansonsten Vorfreude und etwas Neugierde, ob alles klappen würde.
Am 30.06. hatte ich dann passenderweise noch meine Typberatung beim ‚Engel‘ und habe dort wirklich eine Menge an Infos bekommen. Die sollten mir helfen, in Zukunft zumindest nicht komplett in die falsche Farbkiste zu greifen.

So war ich dann bestens gerüstet für den ersten Arbeitstag als Stefanie. Ich hatte am Freitag vor meinem grossen Tag mit einer Mail an die wichtigsten Kollegen schon mal die entsprechende Information rumgeschickt, so dass der allergrösste Teil entsprechend vorinfomiert war. An der Stelle muss ich sagen, dass ich mir dazu keine Infos von anderen geholt hatte, wie die es geschrieben haben, sondern einfach irgendwann innerhalb von ca. 10 Minuten den Text so wie er mir in dem Moment richtig erschien runtergetippt hatte. Mit ein wenig Stolz muss ich sagen, dass er sehr gut angekommen ist.

Ich habe dann am Montagmorgen wie üblich meinen ersten Gang in unsere Kantine gemacht, um mir mein Frühstück zu holen. Jetzt ist es um die Zeit wenn ich anfange in der Kantine noch recht leer, so dass dies keine echte Hürde darstellte. Erstaunlich fand ich es nur, dass mich die Kantinencrew wirklich nicht zu erkennen schien. Erst war es nur ein rein subjektiver Eindruck, wurde aber durch 2 weitere Erlebnisse der ersten Woche deutlich bestätigt.

Im Büro angekommen wurde ich dann von einer netten Kollegin begrüsst die mir zum Einstieg einen Energiedrink Marke ‚Shopping Power‘ und dem Aufdruck ‚Tussi on Tour‘ überreichte. Jetzt muss man dazu sagen, dass ich mich schon in den Wochen vorher ausführlich mit dieser Kollegin unterhalten hatte, da sie von dem Thema an sich recht fasziniert war. Mir bot sich damit die perfekte Gelegenheit über mein aktuelles Lieblingsthema zu reden und in ihr hatte ich die perfekte Zuhörerin.

Der Rest des ersten Tages verlief eigentlich recht normal, fast so wie ein ganz normaler Arbeitstag. Ich hatte ein paar Meetings, die aber wie auch an den weiteren Tagen rein beruflich abliefen.

Ansonsten habe ich am ersten Tag auch noch etwas hinter mich gebracht (eine echte Chance hatte ich eh nicht das zu vermeiden) was mir mit am meisten Sorgen gemacht hatte, ich habe das Damenklo benutzt. Jetzt mag es für die ein oder andere ein wenig unverständlich sein, warum man gerade vor so einer Kleinigkeit ja fast schon Angst hat, aber wenn man sich immer selber eingeredet hat, dass man auf dem Damenklo nichts verloren hat, war es für mich halt ein grosser Schritt. Aber spätestens nach dem ersten Mal, als ich dann beim Händewaschen in den Spiegel schaute, war mir klar, dass ich ab sofort auf dem Herrenklo nichts mehr verloren hatte.

Ach ja, ich hatte ja solche Bedenken wegen meiner Stimme. Ja, die Stimme ist nicht so, wie ich es mir wünschen würde, aber sie wird akzeptiert und ich bin ja auch noch dabei mit Logopädie da noch was zu ändern. Bzgl. Logopädie kann ich nur sagen, wer keinen Arzt (HNO oder andere) kennt und hat, der sich mit Transsexualität auskennt, wird es schwer haben, die nötige Heilmittelverordnung zu bekommen. Ich bin letztendlich bei 4 verschiedenen Ärzten vorstellig geworden (Hausarzt, Psychologin, HNO) und erst beim HNO der mir von meiner Logopädin empfohlen wurde, bekam ich sie dann. Alle anderen fühlten sich entweder nicht zuständig dafür oder wollten sie schlicht und einfach nicht ausstellen. Sollte jemand also eine gute HNO Adresse dafür in Düsseldorf suchen, ich könnte da jemanden empfehlen.

Der Rest der ersten Arbeitswoche brachte eigentlich nur noch eine Erkenntnis: Es kann passieren, dass einen selbst Leute die einen schon länger kennen, auf einmal nicht mehr auf Anhieb erkennen. So passiert mit einem Kollegen, mit dem ich zum Frühstück verabredet war und einer Kollegin, mit der ich mich zum Mittagessen getroffen habe. Beide waren nicht wirklich weit von mir entfernt, haben aber erst einmal an mir vorbeigeschaut (und das nicht weil ich so klein bin). Erst als ich mich dann fast direkt vor sie stellte, haben sie mich dann doch erkannt.

Ebenso sitzen auf dem Gang, wo ich mein Büro habe, auch einige Leute, die nicht in dem Mailverteiler meiner Infomail waren. Ich denke, einige werden wohl auch glauben, dass einfach eine neue Kollegin angefangen hat. In einer Zeit wo eine nicht ganz kleine Umstrukturierung bei uns läuft kein wirklich ungewöhnlicher Gedanke.

So langsam merke ich aber auch, dass sich bei einigen Kolleginnen und Kollegen im Umgang mit mir auch etwas verändert. Ich meine nicht, dass sich jemand distanziert (aber auch das ist zumindest in einem Fall so), sondern dass man tatsächlich anders behandelt wird. Einige Frauen werden offener, einige Männer nehmen meine Meinung nicht mehr so an wie vorher. Ich hatte schon von letzterem gelesen, aber dass ich das schon in der ersten Woche mitbekomme ist schon erstaunlich. Es ist aber nicht so, als würde mich das wirklich stören. Solange man meine Arbeit letztendlich anerkennt, sehe ich diese Verhaltensänderung schon eher als Bonus an, weil sie mir sagt, dass man mich so akzeptiert, wie ich bin.

Bisher also alles in allem ein sehr harmonischer Anfang. Nächste Woche steht mir noch eine Hürde bevor, nämlich das erste Training, das ich halten muss. Ich denke, da werde ich dann doch noch mal etwas unruhiger werden, aber auch das werde ich meistern. Ich würde mir wünschen, dass es allen bei diesem Schritt so einfach gemacht würde wie mir. Ach ja, einen Haken gibt es noch: Unsere Admins haben es bisher noch nicht geschafft mir zumindest einen Mailaccount unter Stefanie anzulegen. Aber ich habe auch schon von Kolleginnen die ‚nur‘ geheiratet haben gehört, dass das ggfs. auch ein paar Wochen gedauert hat. Aktuell kann ich aber nur sagen, das ist für mich eine reine Nebensache. Dass ich mich nun nicht mehr verstellen muss und ganz ich selber sein darf, macht das mehr als wett.

Liebe Grüsse

Stefanie

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Geschafft!

Transidentität und Arbeitsplatz – kein ganz leichtes Thema. Denn hier geht es schließlich um die Existenz. Zum Glück gibt es immer mehr positive Beispiele, dass sich beides verbinden lässt. Hier berichtet Brigitte aus dem Gendertreff Forum über ihren Weg in das Berufsleben.

Die folgenden Einträge wurden aus Brigittes Beiträgen im Gendertreff Forum entnommen.

Geschafft (1)

Hallo zusammen,

jetzt ging alles ganz schnell. Ich habe jetzt zwei Wochen Urlaub und ab 10.06. geht Brigitte zur Arbeit. Die reine Freude.

Gruß Brigitte

Kurze Zeit später:

Geschafft (2)

Hallo Mädels,

ich hatte einen Bericht versprochen.

Im Januar hatte ich mich meinem Chef, den ich seit 12 Jahren kenne, anvertraut. Zuerst geschockt, dann zugehört und am Ende verstanden. Kurz darauf bin ich zu meiner Betriebsrätin. Sie hat mit einem Lächeln zugehört und mich dann gefragt, ob ich mich nicht wundere, dass sie es so leicht nimmt. Ich sagte, dass ich mich wundere.

Darauf sagte sie, dass sie eine Cousine hat, die vor 12 Jahren noch ihr Cousin war. Dann wurden Pläne gemacht, wie wir weiter vorgehen. Zunächst haben wir meinen Abteilungsleiter informiert. Geplant war, an einem Mittwoch den Vorstand durch die Betriebsrätin unter vier Augen zu informieren. Dann sollte am Freitag ein Gespräch mit der nächsten Ebene stattfinden (Personalchef etc.). Der Vorstand sagte: „So ein Quatsch, die Kollegen informieren und gut ist es.“

Also wurden die Kollegen zusammen gerufen. Am Ende meines Vortrags wurde mir stehend applaudiert und ich wurde in den Arm genommen. Zwei Tage später hatte ich meinen neuen Dienstausweis.

Gruß Brigitte

Und wieder etwas später:

Geschafft (3)

Hallo Mädels,

falls es jemanden interessiert: Ich habe nun eine Woche Arbeit im Außendienst ohne Probleme hinter mich gebracht. Das einzige Unangenehme war: Mir ist ein Nagel abgebrochen. Und seit Montag bekomme ich meine Hormone. Was will ich mehr?

Lieben Gruß Brigitte

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E-Mail vom Chef – Transition am Arbeitsplatz

Manchmal ist es mit dem Thema Transition am Arbeitsplatz einfacher, als man denkt. Hanna aus dem Gendertreff Forum berichtet von ihrer Transition im beruflichen Umfeld.

Liebe Freundinnen,

ich kam vor ca. 1,5 Jahren recht schüchtern zum Gendertreff, als Mann, unter meinen weiten Sachen Strumpfhose, Rock, BH etc. verborgen, so wie mein Leben bis dahin. Mit euch habe ich gelernt, laufen zu lernen und heute stehe ich noch lange nicht am Ende meines Weges, habe aber schon so einige Hürden genommen. Von einer großen Hürde, dem Outing in meiner Firma, möchte ich euch kurz berichten.

Am besten kopiere ich euch einfach den Text, den meine Chefs über mich geschrieben haben. Die untere spätere Mail hat einen potentiellen Empfängerkreis von ca. 2000 Leuten, ich arbeite in einer Firma mit ca. 4000. Mein Chef sagte danach „Jetzt bist du berühmt“. Ich kann dem nicht viel hinzufügen. Am Abend nach diesen Mails habe ich vor Glück geheult und ich brauche diesen Worten nichts hinzuzufügen:

eure Hanna

(Ich werde in der Mail noch als Holger bezeichnet, gehe aktuell noch als Mann „verkleidet“ ins Büro, TTC ist meine Abteilung.)

********

From: M.,
Sent: Monday, June 24, 2013 10:29 AM
To: xxxxx approx 80 people Subject: Diversity @ TTC

Liebe Kollegen.

Dies hier ist sicherlich eine ungewöhnliche und nicht alltägliche Mail, aber ich freue mich, diese schreiben zu dürfen.

Ein Teil unserer Kultur des Unternehmens ist Vielfalt oder, um den Trendnamen zu nutzen, „Diversity“.
Für uns im Team ist das nichts Neues, wir arbeiten bereits überregional und auch global zusammen und das nicht einfach so, sondern wir sind ein echtes Team.
Wir sind so bunt wie die Gesellschaft und wir profitieren von unterschiedlichen Sichtweisen und persönlichen Hintergründen.
Die Kultur im Team, der Abteilung und letztendlich im Unternehmen wird geprägt durch unsere Vielfalt.
Akzeptanz und Toleranz sind Elemente, aber letztlich ist so etwas nur mit Wertschätzung erreichbar. Wertschätzung kommt nicht nur von der Führungskraft (oder sollte kommen 😉 ), sondern von untereinander gelebter Wertschätzung.

Um wertschätzend miteinander umgehen zu können, brauchen wir ein Umfeld, in dem sich niemand verstellen muss. Ein Umfeld, in dem wir so sein dürfen wie wir sind.
Niemand sollte seine Energie verschwenden, sich an ein wie auch immer geartetes Ideal anpassen zu müssen.

Daher bin ich froh, dass Holger H. mir über seine Transidentität (besser bekannt als Transsexualität) und die damit verbundenen Schritte berichtet hat und bewundere seinen Mut.
Ganz normal ist, dass jeder von uns eine sexuelle Orientierung und eine Geschlechter-Identität besitzt, so individuell wie der Mensch an sich.
Außergewöhnlich ist es aber (leider) immer noch, über Themen zu sprechen, die vermeintlich von einer / der gesellschaftlichen Norm abweichen.

Dazu möchte ich hier ganz klar Position beziehen!

Holger H. hat bereits damit begonnen, sich über einen längeren Zeitraum geschlechtsangleichenden Maßnahmen zu unterziehen.
Er wird dadurch auch nach außen in der Identität als Frau leben können, die ihn bereits sein ganzes Leben innerlich prägt.
Ich finde es sehr gut und einen Vertrauensbeweis, dass Holger den Mut hat, dies mit uns zu teilen.
Ich stehe uneingeschränkt hinter Holger und werde ihn in jeder Hinsicht unterstützen. Das Gleiche erwarte ich von jedem/jeder KollegIn im Team.
Selbstverständlich dürft ihr ihn bis auf weiteres mit Holger und in der männlichen Anrede ansprechen, die weibliche Form mit Hanna ist noch nicht notwendig, aber durchaus möglich.

Warum kommuniziere ich dies via Mail?
Ich wollte jedem von euch die Gelegenheit geben, diesen Schritt in Ruhe persönlich zu reflektieren.
Ich hoffe, dass ihr gemäß des rheinischen Brauchtums „jeder Jeck is anners“, mit Neugier und Aufgeschlossenheit auf Holger zugehen könnt.
Die Mail soll also kein Mittel versteckter und anonymer Kommunikation sein und bleiben, genauso wie das Thema an sich kein Tabu bleiben sollte.
Holger und ich würden uns freuen, wenn ihr das offene Gespräch sucht und ihr euch / wir uns mit Interesse auf die Veränderung einstellen.

Ich kenne euch alle gut und bin mir sicher, dass es nicht erforderlich ist, aber eines möchte ich dennoch ganz klar zum Ausdruck bringen:
Ich werde keinerlei Ausgrenzung, Diskriminierung, Ironie, Ignoranz, Tuschelei o. ä. dulden.
Am Mut von Holger sollte sich jeder ein Beispiel nehmen!

Vielfalt nicht nur tolerieren, sondern sich aktiv mit den Unterschieden der Menschen beschäftigen führt zu einer Erweiterung des persönlichen Horizonts und Flexibilität im Denken.

Mit diesen letzten Sätzen möchte ich nicht nur die Mail beenden, sondern auch den virtuellen Kommunikations-Pfad verlassen.
Geht auf Holger zu, sucht das Gespräch.
Aber vielleicht braucht ihr auch zuerst einen anderen Ansprechpartner. Ein Jeder kann sich gerne vertraulich an mich oder auch an Gerda K, unsere Diversity Beauftragte, wenden.

Gruß M.

********

From: xxxx, S,
Sent: Monday, June 24, 2013 16:58 AM

To: xxxxx approx 90 to 2000 people Subject: Diversity @ TTC

I buried my best friend on Saturday; he taught me the importance of living life to the fullest. I admire and applaud your bravery, Holger, to do what is right for you to get fulfilment in your life and I echo the sentiments that Meinolf has eloquently expressed below. We’re here to support you and I wish you luck and happiness as you undertake this challenging and rewarding journey.

I can only imagine the anguish you’ve gone through before you reached the point where you were ready to overcome your anxiety and what is right for you. There are many people who become entrenched in their lifestyles, ways of working, etc. You see the need to change and you are making it happen – good for you! My wish is that you get tremendous support from those around you. Should you find anybody who be unsupportive or make you feel in any way uncomfortable, please remember two things:

  • Should anyone have their own issues or prejudices that they project that on you, shame on them and you should never feel diminished by them – for each of them, there are multiple people who feel inspired by you
  • Should anyone in the workplace treat you with less than 100% respect, I genuinely want to know about it. I want you to feel absolutely comfortable within your work community, and you have my word that I will give not tolerate anything that threatens this

That said, I believe that people are understanding and caring, and I expect you to be well supported through your transition and beyond, and safe / comfortable / happy in your working life.

S.

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Katjas Jahresende 2012

Katja fasst das Jahr 2012 aus ihrer Sicht zusammen:

Hallo Zusammen,

seit Sommer 2012 ist in mir einiges passiert, nach dem Beitrag „1&1 der Hormone“
und einem Schuss vor den Bug.

Ich sehe im Spiegel, wie ich mich verändere. Endlich kann ich mich im Spiegel sehen und lachen und sehe, dass sich meine Seele endlich befreit fühlt.

Zum Ende des Jahres 2012 habe ich mich entschieden, auch im Beruf als Frau zu leben. Ich will endlich ganz Frau sein, die im Alltag ihre Frau steht.

Im Laufe des zu Ende gehenden Jahres bereitete ich mich auch mit der Therapeutin auf die Unterrichtung des Arbeitgebers vor. Anfang Dezember 2012 hab ich meinen Mut zusammen genommen und ein weiteres Gespräch mit dem Betriebsrat und der Geschäftsleitung geführt, gleichzeitig hatte ich auch das Anschreiben an die komplette Belegschaft fertig gemacht und auf einem USB-Stick mitgebracht. Ich hatte den Termin am 19.12.2012 ins Auge gefasst um die Belegschaft multimedial und in Briefform zu informieren. Da es das Weihnachtsfest war und ein großer Teil der Belegschaft frei hatte, entschloss ich mich genau diesen Zeitpunkt auszusuchen.

Das Jahr 2012 war zu Ende und wir hatten im Gendertreff eine berauschende Silvesterfete. Ohne ein Ziel und ohne eine neue Hürde bin ich ins neue Jahr gestartet.

Es kam der 02.01.2013. Ein Tag den ich nie vergessen werde. Ich machte mich fertig, zog meine Arbeitskleidung an und fuhr zur Firma. Ja das war eine Fahrt! Je näher ich kam desto mehr Herzklopfen bekam ich.

Als erstes bin ich nicht im Personaleingang sondern im Haupteingang rein gegangen. Die Dame am Empfang kenne ich seit über zehn Jahren, aber ich sollte mich anmelden. Erst als ich zu ihr sagte, dass ich es bin, war sie sehr erstaunt und machte mir ein Kompliment, was mir sehr gut tat. Weiter ging es zur Geschäftsabteilung wo ich mich auch zeigte. Sie wünschten mir viel Erfolg und Glück für die weitere Zusammenarbeit. Trotzdem wurde mein Herzklopfen immer stärker kurz vorm Eingang des Arbeitsplatzes.

Ich sammelte mich und atmete kurz durch und wie es so ist bin ich in die Halle gegangen.
Es war nicht viel los nach dem Jahreswechsel, so dass ich zum Büro des Lagers ging und meine Kollegen begrüßte. Es war schon ein mulmiges Gefühl, aber sie sagten, dass ich gut aussehe. Meine Anspannung war auf einmal wie weggeblasen und es ging zum Tagesgeschäft über.

Ja einige Leute geben sich Mühe und sprechen mich mit dem weiblichen Namen an und einige mit dem männlichen. Ich habe ihnen zu verstehen gegeben, dass es noch einige Zeit in Anspruch nehmen wird und ein Anfang gemacht ist. In letzter Zeit sind sehr schöne Arbeitstage ins Land gegangen und auch eine schöne Normalität für mich.

Ich hätte nicht gedacht, dass es so leicht ist und noch einige Jahre bis zum Ende des Arbeitslebens so weiter geht. Ich fühle mich wohl und könnte die ganze Welt umarmen.

Viele Grüße
Katja

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November – Nathalies Coming-out im beruflichen Umfeld

Das Coming-out im beruflichen Umfeld ist immer ein bedeutender Schritt für transidente Personen. Nathalie aus dem Gendertreff Forum berichtet über ihre Erfahrungen.

Der November 2011 ist für mich ein sehr bedeutender Monat geworden. Ich habe keine Ahnung, warum es im letzten, wie auch in diesem Jahr so kam, dass viele Nathalie kennengelernt haben.

Im Vorfeld hatte ich zu meiner Sicherheit bei meinem Arbeitgeber ein Zwischenzeugnis bestellt. Es war mir sehr wichtig, eine unbeeinflusste Wertung meiner Arbeit zu bekommen. So vorbereitet habe ich einen Gesprächstermin bei meinem Betriebsleiter bekommen, um ihn von Nathalie zu erzählen.

Es war nicht einfach, anfangs haben mir die Worte gefehlt und meine Bilder mussten einiges erklären. Natürlich war das Thema neu für ihn aber er hat sehr professionell reagiert. Das wichtigste Resümee: Solange ich meine Arbeit erledige, ist es ihm egal ob ich als Mann oder Frau arbeite. Zugegeben, mehr als ich erwartet hatte.

Das Ganze hatte einen bestimmten Hintergrund. In Frankfurt war eine Konferenz einberufen und ich hatte die Kollegen die mit mir fahren sollten schon informiert, dass sie eine neue Kollegin kennenlernen werden. Kurz gesagt, niemand hatte es bei der Fahrt und während der Konferenz gestört, dass ich als Frau anwesend war. Warum auch, es war doch alles ganz normal.

Diese äußerst positiven Erfahrungen gaben mir den Mut für einen weiteren großen Schritt. Meine Jubilarfeier stand Ende November auf dem Kalender. Geschäftsführung, erster Führungskreis und circa 80 Jubilare trafen sich im Restaurant Inside im Casino Duisburg. Mit unter den Gästen: Nathalie. Natürlich in angemessener Kleidung und perfekt von meiner Kosmetikerin geschminkt genoss ich den wunderschönen Abend.

Einen Tag später, der letzte Novembertag, war für mich Lernen angesagt. Ich stellte mich für heute mit meinem männlichen Namen vor. Ein paar wunderten sich, sagten aber dazu nichts. Am Ende des Tages fragte ich die gesamte Gruppe, ob es jemanden stören würde, wenn ich am nächsten Tag als Nathalie auftauche. Alle Teilnehmer waren sofort damit einverstanden und sehr neugierig, was da wohl auf sie zukommen wird.

So stellte Nathalie sich am zweiten Tag der Gruppe vor und die Arbeit ging weiter. Keine komischen Blicke, keine bösen Bemerkungen, alles ganz normal.

Natürlich ist mir klar, dass meine Transsexualität nun in meinem Arbeitsumfeld bekannt wird. Vielleicht ist es auch besser so, als wenn Getuschel und Gerüchte über mich die Runde machen. Wir werden sehen.

Viele Grüße Nathalie

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Diversität: Wie aus Michael Megan wurde.

Profil: Männlich

Michael Wallent war ein erfolgreicher Manager. Er leitete nach seinem Eintritt bei Microsoft 1996 ein Team, das für die Entwicklung des Internet Explorers zuständig war. Später führte er eine Gruppe, die Windows Vista designte. Obwohl in der Sache sehr erfolgreich, stellten ihm seine Mitarbeiter für seine Führungsqualitäten kein gutes Zeugnis aus – sie kritisierten seine harsche, herablassende und unwirsche Art. Dann kam der Einschnitt: 2007 entschloss sich Michael zur Geschlechtsangleichung. Aus Michael wurde Megan.

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Quelle: Spiegel Online

Daniel McGinn ist leitender Redakteur der „Harvard Business Review“.

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