Mein Höllenritt durch die Geschlechtsangleichende-OP

Autorin: Anna Bianca

Mein Bericht zu meiner GaOP wo nicht alles glatt lief. Reale Gefahren über die sich jede_r wirklich Gedanken machen sollte.
Wie Ihr ja wisst wird vor jeder OP / GaOP der Risikokatalog geschwungen und über die Risiken aufgeklärt. Nehmt die Risiken ernst, denn eine Operation kann mit schwersten Komplikationen einhergehen.

Leider verschonte mich das Risiko einer folgenschweren Darmverletzung nicht. Ich wurde nicht wie erwartet im Aufwachraum sondern auf der Intensivstation wach. Der behandelnde Arzt und seine Assistenzärztin hatten sehr große Mühe mir zu erklären wie es zum Colostoma, sprich künstlichem Darmausgang, kam. Beim scharfen Präparieren des Scheidenkanals lag eine Ausbuchtung des Darms so unerwartet ungünstig dass die Verletzung des Darms unausweichlich war. Andrea wollte mir eigentlich nur zeigen dass die GaOP erfolgreich war, aber der Schock über den Beutel am Bauch war einfach zu brutal. Beim zweiten Blick unter die Bettdecke konnte ich nur ein „endlich“ herausbringen, zu mehr fehlte mir einfach die Kraft.

Erst beim zweiten Verbandswechsel ließ ich mich von Andrea überreden einen Blick in den mir gereichten Handspiegel zu werfen, und der hat sich dann gelohnt: In Natur sieht das Ergebnis besser aus als in irgendwelchen Dokumentationen. Es wurde wirklich tolle Arbeit geleistet. Auch wenn die Zeit der absoluten Bettruhe für mich besonders schwer war, auch die habe ich überstanden. Durch die Darmprobleme hatte ich oft starke Schmerzen, aber das gehört scheinbar dazu.

Im Krankenhaus verliefen die folgenden Verbandwechsel mit vielen Erklärungen und der behandelnde Arzt zeigte mir wie ich den Platzhalter selbst wechseln kann. Das klappte trotz meiner Nervosität dann auch ganz gut. Die Wundversorgung und das Bougieren, sprich Platzhalter wechseln, müssen bis zur Entlassung gut funktionieren, alleine schon aus meinem eigenen Antrieb.

Dann kam die eigentliche Hölle. Blasenkrämpfe durch die beiden Katheter, besonders in dem Moment wo die Blase komplett leer war. Bei mir kamen auch noch erschwerend heftigste Schmerzen durch den Darm dazu. Da der künstliche Ausgang zwischen Zwerchfell und Bauchdecke gelegt wurde ist der gesamte Bauch eine riesige Operationswunde. Die Darmschlingen wollen aber in ihre normale Position zurück und dadurch kommt es immer wieder zu heftigen Bewegungen und damit heftigen Schmerzen. Mir wurden Schmerzmittel und Krampflöser verordnet, die ich auf der Station nicht bekam. Entsprechend verwirrt war dann der Stationsarzt dass ich nicht einmal Sab-Simplex bekam, was meinem Darm schon sehr geholfen hätte.

Nach dem Ziehen der Katheter hörten die Blasenkrämpfe kurzfristig auf, kamen dann aber umso heftiger wieder. Novalgin und Buscopan werden wohl noch eine oder zwei Wochen meine Freunde sein, dann sollte sich die Blase endgültig beruhigen und die Krämpfe endgültig verschwinden.

Nun kommt die Frage von anderen Patienten_innen ob ich noch einmal durch diese Hölle gehen würde, die Bettlägerigkeit und die höllischen Schmerzen auf mich nehmen würde. Meine klare Antwort lautet weiterhin ja, weil ich nicht mit den männlichen Genitalien weiter hätte leben können.

Den Stoma werde ich in 3 Monaten wieder los, kombiniert mit der Korrektur-OP. Ich werde dann vielleicht auch wieder Schmerzen haben, nicht so schlimme wie jetzt aber es wird wieder Wunden geben. Die Wunden werden heilen und die Schmerzen gehen auch vorbei. Aber dieses Ding zwischen meinen Beinen was nicht zu mir gehörte kehrt nie wieder zurück. Alleine wegen dieser Gewissheit und dem doch schönen Ergebnis der GaOP würde ich diesen Schritt wieder gehen, weil ich jetzt erst wirklich weiß, dass es für mich der richtige Schritt war.

Vor der OP war ich davon mehr als überzeugt, mehr als sicher dass ich nur so weiter leben kann. Im Spiegel sehe ich MICH, ANNA. Nach so vielen Rückschlägen kann ich nur sagen: Endlich!

Ich wollte hier ursprünglich meinen ganzen Krankenhausaufenthalt dokumentieren, möchte mich hiermit aber klar davon distanzieren.

Die Kompetenz der Ärzte und des Fachpersonals stehen über Allem. Die Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft des Pflegepersonals kann ich wirklich loben, die war vorbildlich. Ich hatte das Pech in einen personellen Engpass zu geraten, weil viel Personal aus gesundheitlichen Gründen ausgefallen war. Auch diese Menschen sind nicht vor Glätte und damit verbundenen Unfällen geschützt, und davon gab es leider zu viele. Die Sauberkeit und Hygiene waren ebenfalls regelmäßig auf hohem Niveau, nicht ein Tag wo das Zimmer und die Flure nicht gereinigt wurden. Das einzige Manko waren die mangelnde Kommunikation zwischen den einzelnen Stationen und den Ärzten was leider zu Kosten der Patienten_innen ging. Ich hoffe einfach dass mein nächster Aufenthalt in 3 Monaten ein besseres Gesamtergebnis bringt.

Meine Frau Andrea war täglich von 6:45 Uhr bis ca. 18:00 Uhr bei mir im Krankenhaus und hat mir wirklich sehr liebevoll durch die besonders schweren Zeiten geholfen. Auch sie wünscht allen, die die GaOP vor sich haben, dass diese ohne Komplikationen verlaufen.

Ich habe die zweizeitige OP gewählt und es war der erste Eingriff. In 3 Monaten folgt die Korrektur mit der Rücklagerung des Darms. Bei einer „großen“ OP wäre es zu einem Abbruch und damit doch zur zweizeitigen OP gekommen da ich so schon über 8 Stunden im OP war. So konnte das Operationsteam wenigstens die Operation mit einem guten Ergebnis zu Ende durchführen.

Zum Thema „Alien“ hatten Andrea und ich das Teil einfach „Komma“ genannt, da es durch die HET schon recht klein war. Dazu kommt der Unterschied zwischen Blutpenis und Fleischpenis wobei der Blutpenis erst durch erhöhte Durchblutung anschwillt und ansonsten doch eher klein ist. Ein Fleischpenis ist eher groß und schwillt nicht mehr besonders an wenn die Schwellkörper gefüllt werden.

Eher lustig fand ich die Frage, ob es sich für mich gut anfühlt, seit ich das erste Mal im Sitzen pinkeln konnte. Das mache ich ja sowieso schon seit Jahren, daher macht es für mich nur das „richtige“ Gefühl aus. Schlimmer war die Zeit mit dem Blasenkatheter, da konnte ich ja auch im Liegen pinkeln.

Gemein war einfach nur die Zeit in der ich den Harnbeutel selbst leeren musste, das funktioniert nämlich nicht im Sitzen. Umso größer war die Freude wie der Beutel endlich weg war, endlich im Sitzen pinkeln wie vorher, nur ohne lange Harnröhre.

Auch wenn ich durch den Stoma noch Probleme habe, es fühlt sich so unendlich gut und auch richtig an. Auch im Spiegel sieht es jetzt so aus, wie es eigentlich immer richtig war und ist. Durch den aufgeblähten Bauch kann ich leider keine Röcke anziehen, aber ich freue mich dass es dann im Stoff keine Delle mehr geben wird. Nichts mehr verstecken oder kaschieren zu müssen ist ein Stück weiter an meiner Weiblichkeit zu sein. Die Unterwäsche sitzt langsam auch so wie sie passen muss, was mir fast die Tränen in die Augen trieb. Es gibt immer mehr mir vorher nicht so klar bewusste Punkte die mich auch mal überraschen und es ist einfach nur schön. Es ist ja schon eine Erleichterung, dass die Hoden beim Sitzen nirgendwo drücken oder eingeklemmt werden können. Die Testosteron-Fabrik ist futsch und ich brauche keine Blocker mehr wodurch der Stoffwechsel auch entlastet wird. Es sind so viele positive Aspekte dass es mir leichter fällt die Komplikation leichter zu ertragen.

Zur OP selbst kann ich aber ergänzen, dass meine Blutarmut als Vorteil ausgefallen ist. Ich habe so wenig geblutet, dass ich keine Transfusion benötigt habe. Ein paar Beutel Ringer-Lösung und Kochsalzlösung haben gereicht um mein Volumen dahin zu bringen, dass ich nur eine Nacht auf der Intensivstation verbringen musste. Wäre der Zugang in meinem Handrücken richtig gesetzt worden, hätte die Behandlung richtig anschlagen können, statt mir einen dicken Arm zu wachsen zu lassen. Das ist auf der Station dann schnell geändert worden, hätte aber vielleicht meinen Aufenthalt in der Intensivstation verhindern können. Was soll ich sagen, ich bin froh diesen Höllenritt hinter mir zu haben und mich doch gut erhole. Man könnte meinen, dass ich durch die Erfahrung Angst vor der OP in 3 Monaten habe, aber die Korrektur muss gemacht werden.

In der Tat ist es für mich nicht leicht mit dem Stoma umzugehen, aber ich sehe die 3 Monate als Heilungsdauer für den verletzten Darm. Der ganze Bauch ist wahnsinnig aufgebläht und schmerzt trotz Medikamente, dazu kommt der Umstand dass der Stuhl sich in einem bestimmten Bereich staut. Meine schönen Röcke sind plötzlich 4 Größen zu klein und ich habe nur eine Jeans wo ich knapp rein passe. Zum Glück habe ich noch eine Jogginghose, aber der Bund drückt unterhalb vom Stoma auf den Darm. Ausflüge fallen auch schon wegen der bösen Kälte aus, weil ich durch den Beutel selbst das Unterhemd über der Hose tragen muss. Meine Jacken stehen dadurch so ungünstig ab, dass die Kälte ganz schnell den Bauch erreicht.

Seit gestern habe ich etwas festen Stuhlgang was zusätzlich, auch durch Blähungen, zu Problemen führt. Es ist aber im Vergleich zu den Schmerzen die ich im Krankenhaus ertragen musste fast schon harmlos. Mich belastet es eher psychisch, weil ich in meiner Freiheit stark eingeschränkt bin. Es ist schon mies wenn ich verschwitzt aufwache und nicht eben mal unter die Dusche springen kann. Selbst hier muss ich schauen wie ich das mit dem Beutelwechsel abstimmen kann. Essen und Trinken muss ich so abstimmen dass es keine Verstopfung oder Durchfall erzeugt. Für eine Woche habe ich einen Pflegedienst an meiner Seite, der mich im Umgang mit dem Stoma schulen soll, aber eigentlich geht es nur um die Kontrolle eines großen Wasserödems am Ausgang, da ich den Beutel selbst wechsle.

Mein Ziel ist einfach die Heilung des Darms und die innere Heilung meiner Neo-Vagina, und Beides wird noch eine Weile dauern. Ich habe so viele Aufschübe und Wartezeiten besonders durch die Krankenkasse erfolgreich überstanden, da werde ich die 3 Monate auch überstehen. Bis Anfang Mai wird es kein Spaziergang aber dann wird der Darm wieder zurückgelegt und die Korrektur gemacht. Dieses Ziel gilt es für mich zu erreichen und ich weiß dass es mich viel Geduld und Kraft kosten wird. Ich bin sicher dass ich von Beidem noch genug Reserven habe, die ich nur mobilisieren muss.

Bei den Vorgesprächen wurden so viele Komplikationen nebenbei aufgezählt und nicht wirklich darauf eingegangen, wer soll da bitte ernsthaft daran denken selbst betroffen zu sein? Es ist mir ein ernstes Anliegen darauf hinzuweisen, die möglichen Komplikationen als reales Risiko wahrzunehmen.

Ich war wegen meinem Blutdruck auf der Intensivstation gelandet, nicht wegen dem Stoma. Dort haben die Ärzte mit großer Not einen Herzstillstand verhindert und ich war für ein paar Stunden in Lebensgefahr. Mein Sportlerherz wollte und konnte nicht aufgeben. Mein Gedanke an Andrea gab mir zusätzlichen Antrieb, aber ich konnte selbst nicht viel beitragen, mein Leben lag in den Händen der Ärzte. Ich wollte diesen Teil nicht schreiben, weil es mir wirklich immer noch schwer fällt. Aber ich wollte hier ehrlich über meinen OP-Verlauf berichten. Die GaOP ist trotz aller Komplikationen mit einem klasse Ergebnis beendet worden und ich kann dem Ärzteteam nur danken. Trotzdem wird sie mir als Höllenritt tief in Erinnerung bleiben.

Jede OP birgt ein Risiko von 50 %, egal welche Komplikationen auftreten können. Das ist kein erfundener Wert sondern er stammt vom Ärzteteam. Darüber sollte sich jede_r wirklich bewusst sein. Macht bitte nicht den Fehler und denkt dass es nur Andere treffen kann, seid Euch bitte dieser Gefahr bewusst. Ich will hier niemandem Angst machen, weil ich selbst weiß, welche Folgen es haben kann die GaOP nicht machen zu lassen. Ohne die GaOP wäre ich selbst auf die eine oder andere Art kaputt gegangen, so habe ich eben einen Schaden der wieder heilt. Mich hat nur brutal getroffen, dass ich mit dem Stoma aufgewacht bin. So wie mich ein paar Leute kennen bin ich mit allen Konsequenzen in die OP gegangen, darum kann ich langsam die Folgen ertragen. Es ist nicht leicht, wird aber jeden Tag erträglicher.

Mit 13 cm Neo-Vagina habe ich die für mich passende Tiefe gewählt und muss erwähnen dass das Risiko einer Darmverletzung bei ca. 6 cm Tiefe beginnt. Ich habe von Wunschtiefen ab 18 cm erfahren die aus ärztlicher Sicht kaum umsetzbar sind und deswegen auch verweigert werden. Die von mir gewünschte Tiefe von 12 – 13 cm ist die biologische Eindringtiefe einer biologischen Frau, weil dort schon der Gebärmutterhals sitzt. Mein Pech war das dort eine Auswölbung des Darmes lag die dort nicht vorhanden sein durfte. Diese Auswölbung war die Folge einer Hämorriden-OP vor 1,5 Jahren. Eigentlich hätte der Darmbereich entfernt werden müssen, aber durch die Anwendung der sogenannten Staplertechnik war dort die Darmwand überdehnt und es kam zu Aussackungen. Das wurde mir so vom Proktologen Team nach der GaOP bestätigt und war der Grund für den Stoma. Ich hatte die Ärzte gebeten vor zukünftigen GaOP´s eine proktologische Untersuchung anzuordnen um dieses Risiko zu minimieren. Trotzdem bleibt es im Ganzen wie ein gewaltiger Eingriff mit sehr verschiedenen Risiken die lebensbedrohlich sein können. Ich bin bewusst ein paar mögliche Szenarien durchgegangen wie z.B. Schlaganfall oder Koma, da bin ich doch noch sehr glücklich mit dem Stoma davon gekommen.

Kurze Info noch. Mein Platzhalter hat nur eine Länge von 10 cm (extra nachgemessen) womit die spätere Tiefe bei ca. 12 cm liegt. Wenn die Korrektur am Damm gemacht wird passt die Tiefe wie erwartet. Das hilft mir dann doch die Situation leichter zu nehmen.

Dieser Bericht stammt aus meinem OP-Tagebuch und wurde von mir teilweise chronologisch zusammengefügt. Dieser Text dient zur Verwendung im von mir genehmigten Blog auf Gendertreff.

Anna Bianca

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Chrissies Umzug

Autorin: Chrissie

 

Am 30.1. fand bei mir ein Umzug statt: ausgezogen sind zwei typische männliche Merkmale und eingezogen zwei typisch weibliche. Wie es dazu kam und was ich dabei erlebte.

Im März 2017 habe ich mit Androcur angefangen, weil meine Oberweite nach 2 Jahren Östrogen immer noch nicht so wollte wie ich, gerade mal AA. Ich wollte testen, wie ich mich ohne TESTO fühle, quasi als Vorbereitung für eine GaOP, die schon länger angedacht war.

Ich muss aber anmerken, dass eine GaOp kam und kommt für mich aus mehreren Gründen nicht in Betracht:
1. Ich bin selbständig und ein Ausfall von 8 bis 12 Wochen ist nicht finanzierbar, zumal ich überwiegend beim Kunden vor Ort bin.
2. Ich habe Diabetes mit hohen Insulinraten, da treten Wundheilungsstörungen häufiger auf, was zu noch längeren Ausfällen führen und das Ergebnis verschlechtern könnte.
3. Für meine Frau ist der dann gewählte Schritt, ob Zwischenschritt oder endgültig, einfacher zu verkraften und der „Alien“ hat mich nie extrem gestört.

So kam dann bald die Idee einen Brustaufbau zu machen, wenn die Oberweite bis Anfang diesen Jahres unverändert war und das mit einer Orchiektomie zu kombinieren um Androcur einzusparen und den Rest besser verstecken zu können. Laut Internet werden solche Op’s einzeln auch schon ambulant durchgeführt, was meiner Ausfallquote sehr entgegen kommen würde. Dies war zwar nicht der Auslöser für die Entscheidung aber schon etwas blauäugig im Hinblick auf die Gesamtdauer. Ich dachte zu der Zeit noch Freitag rein und nach der OP spätestens Sonntag raus und Montag wieder arbeiten.

Also zunächst bei der KK im August `17 nachgefragt, welche Unterlagen sie im Falle eines Falles bräuchten, dazu die Gutachten aus der beigelegt. Nach einer kurzen Nachfrage nach der Klinik kam statt der Angaben, welche Unterlagen ich einreichen soll, sofort die Kostenübernahmeerklärung.

Da sich bis September nichts an der Oberweite getan hatte, habe ich dann einen Termin mit Frau Dr. Schwerfeld-Bohr (Essen Mitte) zur Beratung vereinbart. Ich wurde ausführlich über die Möglichkeiten und Risiken aufgeklärt und wir legten die Größe anhand meines BHs und Demo-Implantaten fest.

Im November habe ich mich dann endgültig entschlossen und einen Termin für die letzte Januarwoche vereinbart. Aufnahme am 29.01.2018 Dauer allerdings ca. 7 Tage, was mich dann doch etwas verunsicherte, hatte ich doch mit 2 bis 3 Tagen gerechnet.

Die Zeit bis Ende Januar verging rasend schnell und das letzte Wochenende vor der OP kam. Zwar waren die Nerven nicht so ganz die besten, ich wollte die OP, hatte aber gleichzeitig ziemlich Angst vor den Risiken. Also noch schnell alles Wichtige regeln, vor allem Rechnungen an Kunden fertig machen und die eigene Angst drücken, indem ich am Samstag noch schnell einen neuen Firmenwagen bestellt habe, Lieferzeit KW25. So konnte ich mir immer sagen: Du wirst den Wagen in der 25. KW abholen, es kann also nichts schief gehen.

Nun zum eigentlichen Aufenthalt im KH:
Am 29.01.2018 brachte uns ( meine Frau und mich ) eine Freundin nach Essen. Um 10.20 Uhr, sogar etwas vor der vereinbarten Zeit, konnten wir in die Aufnahme, danach ging es auf die Station.

Das Zimmer war noch nicht frei und so durften wir in der Lounge Platz nehmen. In Essen Mitte gibt es ein paar gehobene Bettenstationen mit Ein- und Zweibettzimmer. Diese haben auch eine Lounge, wo man Frühstücksbuffet, Kaffee und Kuchen und Abendessen vom Buffet einnehmen kann.

Irgendwann kam dann die Blutabnahme und das Mittagessen und dann war auch das Zimmer fertig. Ich war am ersten Tag bei einer netten etwas älteren Dame mit auf dem Zimmer, da ich Zweibett- Zimmer wollte. Gegen 13.00 Uhr kam dann der schwere Abschied von meiner Frau mit sehr gemischten Gefühlen und ein paar Tränen und dann hieß es warten. Gegen 14.30 ging es dann zum Arztgespräch bei Frau Dr. Schwerfeld-Bohr und anschließend zum EKG und gegen 16.00 war ich wieder zurück auf dem Zimmer. Nun war erstmal Entspannen angesagt. Um 18 Uhr gab es Abendessen und danach noch das Narkosegespräch und um 22:00 Uhr hieß es : Licht aus.

Die Nacht verlief ruhig und ich konnte gut schlafen.

Am 30.01.2018 wurde ich dann schon um 6 Uhr geweckt. Dann hieß es ausführlich mit Speziallotion Duschen und um 7:15 Uhr war Frau Dr. Schwerfeld-Bohr im Zimmer zum Anzeichnen der Hilfslinien. Dabei teilte sie mir mit, dass sie sich noch ausführlich Gedanken gemacht hat und doch dazu raten würde die Implantate auf und nicht unter den Brustmuskel zu setzen, da es bei meiner Anatomie ein besseres Ergebnis geben würde. Da auch die Heilungsphase kürzer ist und die Schmerzen geringer stimmte ich natürlich sofort zu.

Nach einer halben Stunde wurde ich dann zur OP abgeholt. Mit dem Bett ging es zum Vorbereitungsraum wo ich auf das OP-Bett umsteigen durfte. Dann ging es los mit der Vorbereitung. Der Zugang wurde gelegt, dann gab es eine schicke Mütze für die Haare, der Anästhesist stellte noch einige Fragen und dann gab es Sauerstoff aus der Maske. Diese wurde aber nur leicht über Mund und Nase gehalten, man hat sie kaum gespürt und dann…..

….war ich plötzlich in einem großen Raum mit einigen anderen wachen und halbwachen Menschen in ihren Betten und die Uhr stand auf 11:20 Uhr. Wenn das mal keine Zeitreise war. Allerdings hatte ich nun einen Elefanten auf meiner Brust sitzen. Das war der Druckverband von der Brust-OP.

Gegen 13:00 Uhr ging es dann zurück auf Station, diesmal aber in ein Einzelzimmer. Warum habe ich später gemerkt. Dann gab es Mittagessen und Frau Dr. Schwerfeld-Bohr kam vorbei und erklärte mir den Verlauf und dass sie sehr zufrieden mit dem Ergebnis sei.

Nach einer Visite des Stationsarztes konnte ich dann gegen 16:00 Uhr das erste Mal in Begleitung und danach alleine aufstehen. Nun wusste ich auch warum das Einzelzimmer. Ich hatte das OP-Hemd an, hinten komplett offen und unten schaute mein Alien aus einem Verband hervor. Dieser Anblick wäre für die ältere Dame sicher nicht zumutbar gewesen.
Es ging dann immer besser mit dem Laufen, allerdings plagten mich vermeintliche Blähungen. Die Tabletten dagegen halfen nur leider nicht. Warum wurde mir am nächsten Tag klar. Der Rest des Tages verlief dann normal, ich habe das Bett gehütet und mich kaum bewegt. Die Nacht war allerdings etwas schlimmer. Ich bin es nicht gewohnt auf dem Rücken zu schlafen und war so häufiger wach, geholfen hat dann eine Endlosschleife der CD Gesund Schlafen von Arndt Stein, eine Selbsthypnose.

Am 31.01.2018 kam dann erst mal ein Rückschlag. Ich wollte mich vorsichtig im Bett etwas nach oben hangeln, machte eine blöde Bewegung und … mir drehte sich alles. Nun wurde ich natürlich unsicher was das Aufstehen anbelangte, dazu waren die Schmerzen bei Bewegungen des Oberkörpers wesentlich heftiger geworden. Nun stellte ich mir ernsthaft die Frage: „Wozu hast du das gemacht, vorgestern warst du noch fit.“

Die Antwort kam am späteren Vormittag in Form von Frau Dr. Schwerfeld-Bohr. Sie entfernte den Druckverband, die Schmerzen wurden schlagartig weniger und das Ergebnis sah einfach nur wunderschön aus, nichts war grün oder blau, alles war klasse und es flossen einige Freudentränen. Die Schwindelanfälle hatten sich inzwischen als verklemmter Halsnerv herausgestellt und hat nach einer Massage mit Schmerzöl dann auch aufgehört. Gegen Mittag kam meine Frau und unsere Freundin. Auch die fand das Ergebnis ganz super. Irgendwann mussten sie wieder nach Hause und ich habe mir die andere Baustelle etwas genauer angesehen und festgestellt, dass die vermeintlichen Blähungen Schmerzen von der Orchiektomie waren. Der rechte Leistenkanal schmerzte bei Berührung und der linke war taub. Wie mir erklärt wurde lag das daran, dass diese Kanäle bei einer OP auch direkt mit verschlossen werden. Der Rest des Tages war dann ausruhen und versuchen den Darm wieder in Gang zu bekommen. Da der Kompressions-BH noch nicht da war konnte ich mich dann bis Donnerstagmorgen am Anblick erfreuen.

Bis auf heftige Rückenschmerzen vom Liegen, die mich um 3 Uhr weckten und erst nach Einreiben mit Schmerzöl weggingen war die Nacht ruhig.

Am 1.2.2018 war alles anders! Es kam der Kompressions-BH und nach anlegen desselben waren alle Schmerzen bei Bewegungen des Oberkörpers nur noch marginal. Ich habe dann den ganzen Tag mal im Stuhl, mal im Bett gesessen und war zweimal in der Lounge um Kaffee zu holen, lediglich die Verstopfung und die Leistenschmerzen, insbesondere beim Husten, nervten leicht. Frau Dr. Schwerfeld-Bohr hat natürlich auch wieder nach dem Rechten gesehen und mir gesagt am Freitag sei noch Ultraschall geplant und dann könnte man an die Entlassung denken. Das war natürlich Musik in meinen Ohren.

Der Kompressions-BH mit Stuttgarter Gurt sitzt zwar straff, schnürt aber nicht ein und behindert auch nicht, an den leichten ständigen Druck hat man sich schnell gewöhnt.

Die Nacht war nun auch wieder normal, ich hatte mich an die Rückenlage gewöhnt.

Am 2.2.2018 kam dann von Frau Prof. Dr. Krege während der Visite und später von der Stationsleitung der Hinweis, es ginge nach Hause. Gegen 10:00 Uhr kam dann ein Pfleger und wollte mich zur urolog. Ambulanz bringen. Ich habe die Gelegenheit genutzt und auf den Rolli verzichtet und bin zu Fuß mitgegangen. Sollte es stimmen mit „nach Hause“, musste ich ja fit sein.

Es ging durch das halbe Krankenhaus und in der Ambulanz nahm mich Frau Dr. Schwerfeld-Bohr auch gleich dran. Es folgte Ultraschall der Brust und Entfernung des Verbandes von der Orchiektomie. Die Nähte sahen gut aus und Frau Doktor war sehr zufrieden. Nachdem ich noch Duschpflaster und Verhaltensregeln bekam durfte ich wieder gehen. Ich habe dann im Sekretariat gleich den Termin für die Kontrolle in einem Monat vereinbart und bin dann allein zu Fuß zurück, weil ich nicht noch auf den Pfleger warten wollte.
Zurück auf dem Zimmer war meine erste Tat ausgiebig zu duschen, das war jetzt nämlich auch erlaubt. Anschließend Kofferpacken und mich wieder menschlich herrichten, also Rock und Bluse und Haare machen. Nach dem Mittagessen kam dann unsere Freundin und hat mich abgeholt, meine Frau war schon in Gedanken bei der Abholung als sie noch mal mit unserem Hund draußen war und hat nicht auf die Umgebung geachtet. Unser Hund schon und schon hatte sie sich diesmal einen Nerv geklemmt, weil unser Hund einen Feind schräg hinten sah und einen Satz in die Richtung machte. So konnte sie leider nicht mit, weil sich jetzt bei ihr alles drehte.

Fazit: für mich war es die richtige Entscheidung, wenn auch etwas blauäugig was den Ablauf anbelangt. Heute habe ich am Oberkörper keinerlei Probleme mehr, lediglich das Ziehen in der Leistengegend ist links heftiger und rechts besser geworden. Das wird wohl noch ein paar Tage dauern und nervt eigentlich nur beim Husten und auf Toilette.

Ich bekam eine beidseitige Orchiektomie mittels eines Schnittes in der Mitte des Hodensacks, dazu zwei tropfenförmige Brust-Implantate á  445 ml jeweils auf dem Brustmuskel.

Ich muss nun noch eine Woche auf dem Rücken schlafen, 6 Wochen den Stuttgarter Gurt tragen und nicht mehr als 6 kg heben und 8 Wochen den Kompressions-BH Tag und Nacht tragen. Die Fäden lösen sich allein auf und ich darf den BH natürlich zum Duschen und zweimal pro Tag für jeweils 30 Minuten ablegen.

Würde ich es nach den Erfahrungen nochmal machen? Jaaaa!!!!

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Transidentität in der Schule: Ein Rückblick

Autorin: Flora99Transidentität in der Schule: Flora berichtet über ihre Erfahrungen, Erlebnisse und Empfindungen sowie ihre Transition während der Schulzeit.

In zwei Wochen gehe ich ins schriftliche Abitur, und damit wird meine Schullaufbahn (fast) zu Ende sein. Ich habe die letzten acht Jahre auf demselben, mittelgroßen Gymnasium zwischen Menschen aller Art verbracht und wäre mit Sicherheit damals nie darauf gekommen, wie mein Leben heute aussieht. In die Zeit auf dieser Schule fiel nahezu mein gesamter bisheriger „transidenter Lebenslauf“, wie man so schön sagt, weswegen ich jetzt so kurz vor dem Schluss viel darüber nachgedacht habe, wie er denn so verlaufen ist, mein „Weg“ in diesem Umfeld.

Eins ist klar: Obwohl ich vor acht Jahren nicht die geringste Ahnung hatte, dass ich eines Tages eine Transition antreten würde (im Gegensatz zu so manch anderer trans*-Geschichte war mir das nicht „schon immer klar“), hätte ich damals keine bessere Wahl treffen können. Die Schule ist mit knapp 700 Schüler_innen nicht allzu groß und das Kollegium habe ich durchgehend als aufgeklärt und unterstützend erlebt. Ich hatte bei verschiedensten Problemen die Unterstützung der Schulleitung, eine Rückendeckung, die alles andere als selbstverständlich ist. Auch sind die Schüler_innen (größtenteils) zumindest weltoffen genug erzogen, Themen wie Transidentität nicht feindlich gegenüber zu stehen. Und seien wir mal ehrlich: Für Kinder und Jugendliche zwischen, sagen wir, 10 bis 18 Jahren ist das schon eine ganze Menge.

Ich könnte viele Momente aufzählen, in denen ich von meinen Mitschülerinnen (und selten auch mal von Mitschülern) Unterstützung bekam. Die Klassenfahrt nach Mannheim vor ziemlich genau zwei Jahren wäre wohl das beste Beispiel, denn dort outete ich mich endgültig in der Schule. Ich erinnere mich bis heute daran, wie ich eines der ehrlichsten Gespräche über meine Transidentität mit meinen Mitschülerinnen hatte, bei Sonnenuntergang am alten Wasserturm. Es war genau die richtige Mischung aus Unterstützung und Wachrütteln die ich dort nötig hatte, und ich bin den Beteiligten bis heute dankbar.

Das bringt mich aber auch zu meinem großen Kritikpunkt: Solche Gespräche gab es danach nicht mehr oft. Ich „transitionierte“ so vor mich hin, Haare, Makeup, Klamotten und parallel das Selbstbewusstsein wurden komplettüberholt und aufgebessert, und es ging mir immer besser. Heute, zwei Jahre später, gibt es an meiner Rolle als Frau in der Schule absolut gar nichts mehr zu rütteln, von keiner Seite. Alle möglichen Idioten und Uninformierten wurden teils durch mich und teils hinter meinem Rücken abgewehrt, aufgeklärt oder auch beides. Mittlerweile habe ich oft das Gefühl, viele haben meine Transidentität schon wieder vergessen, und bei manchen Neuen weiß ich nicht einmal, ob ihnen überhaupt jemand davon erzählt hat. Was mein großes Problem dabei ist, wird am besten am Beispiel einer Mitschülerin von mir klar, die sich gern sehr weltoffen gibt. Sie ist immer engagiert und hilft wo sie kann, schützt mich auch mal in meiner Abwesenheit vor Lästerattacken usw. Jedoch bin ich mir auch bei ihr immer sicherer, dass sie eigentlich viel weniger Ahnung von Transidentität hat als sie vorgibt. Wenn sie mich nach zwei Jahren als Frau an dieser Schule auf einmal fragt, welche Toilette ich benutze, macht mich das schon stutzig. Ihr fiel auch erst neulich auf, dass „Transsexualität“ ja offiziell eine psychische Störung sei und dass man es als transidente Person ja doch nicht so einfach hätte bei Ämtern und Gerichten. Außerdem kommen von ihr manchmal Sätze, die sehr falsch rüberkommen können, sowas wie „Du solltest echt froh über deinen Körper sein, wenigstens kriegst du deine Tage nicht“. Dieses Statement könnte man in einem eigenen, seitenlangen Text diskutieren, aber ich glaube der Punkt ist klar: Nettes Mädchen, hat aber von vielem keine Ahnung.

Geübte Gendertreff-Leser_innen kennen das Patentrezept, das hier helfen würde: Reden, aufklären, an das Thema vielfältig heranführen. Und genau da liegt mein Problem und das, was ich an meiner Zeit auf dieser Schule manchmal bereue: Dass ich genau dazu so wenig Gelegenheiten hatte, und sie mir nicht selbst geschaffen habe.

In einem Schulsystem, dessen Lehrpläne das Thema Geschlechtsidentität (noch) komplett außen vor lassen ist es schwer, es in den Unterricht einzubauen, ohne dass es zum nervigen „hier kommt Flora zum zehnten Mal mit ihrem Gerechtigkeits-Firlefanz“-Dauerbrenner wird. Und es ist genauso schwierig, eine offene Diskussion auf das Thema umzulenken, wenn niemand sonst Ahnung oder Lust genug hat, darüber mit dir zu diskutieren. Am allerschlimmsten ist aber der Fakt, dass sich nahezu niemand traut, Fragen zu stellen.
Ich sehe das aus meiner persönlichen Erfahrung heraus als ein riesiges Problem an. Die Leute bekommen nur extrem wenig tatsächliche Information über Transidentität, werden aber überschüttet mit irreführenden trans*-Reality-Shows und Gruselgeschichten über all die „social justice warriors“ und „political correctness-Fanatiker“ die alles, absolut alles ankreiden würden, was nicht 100% unangreifbar korrekt ausgedrückt sei. Natürlich sind das größtenteils übertriebene Ammenmärchen. Dennoch ist es wahr, dass es oft genau die kleineren Diskussionen über bestimmte Ausdrücke, einen schlecht dargestellten Film, oder irgendeine problematische Promi-Aussage sind, die tatsächlich die breitere Öffentlichkeit erreichen, anstatt die großen Probleme, die viel mehr trans* Menschen betreffen, wie die medizinische Versorgung oder juristische Hürden. In den Köpfen existieren also nicht nur die altbekannten Vorurteile, sondern auch die ständige Angst davor, etwas Falsches zu sagen, und damit den Zorn des Gegenübers auf sich zu ziehen.

Ich habe es für meine Verhältnisse schon viel zu oft erlebt, dass wenn sich überhaupt einmal jemand traut, eine Frage zu stellen, davor erstmal eine fünfminütige Einleitung à la „ich will dir ja wirklich nicht zu nahe treten“ kommt, obwohl die Frage völlig harmlos ist. Und ich bin davon überzeugt, dass es einen Zusammenhang gibt zwischen dieser Angst, etwas falsch zu machen und unserem Verhalten als trans* Menschen (ich schließe mich da nicht aus). Wenn z.B. eine bekannte Person, auch wenn sie ganz offensichtlich nicht transphob ist, wegen einer Fehlformulierung von der Community öffentlich zerlegt wird, sendet das natürlich ein anderes Signal als eine trans* Community, die freundlich und sachlich aufklärt und auch innerhalb verschiedene Meinungen zulässt.

Mir ist dieser „Fehler“, wenn man es denn so nennen will, auch schon passiert. Ich wusste schon früh genau, dass „Geschlechtsumwandlung“ kein passendes Wort ist und habe das auch offen kommuniziert. Dass es aber vielleicht nicht das Einladendste ist, wenn man gleich bei der ersten Frage, die jemand stellt, Formulierungsdetails bemängelt, hatte ich nicht bedacht. Dass danach (wenn überhaupt) nur noch vorsichtig nachgefragt wird, ist dann ja wohl kein Wunder. Für mich war es selbstverständlich, dass das Lernen der „richtigen“ Wörter dazu gehört, wenn man sich über Transidentität informiert. Aber für viele der Leute, mit denen ich darüber spreche, ist das Thema absolutes Neuland, sie wagen bei jeder Frage den Sprung ins kalte Wasser. Und für diese Leute kam es dann wahrscheinlich so an, als würde ich mit erhobenem Zeigefinger korrigieren und ihnen vorhalten, wie wenig sie wissen. Und das zerstört natürlich jede Unterhaltung, die danach hätte kommen können.

Ich weiß jetzt, dass es eines meiner Ziele sein wird, Transidentität in meinem Umfeld nicht nach hinten zu schieben, sondern es für die anderen so normal zu machen wie für mich selbst. Die Leute sollten nicht nur mit einem „ich bin so tolerant, macht ihr doch wie ihr wollt“-Ansatz denken, sondern auch tatsächlich etwas darüber wissen, wie man als trans* Mensch lebt, und was das alles für Probleme mit sich bringt. Und damit das so wird, muss man als trans* Mensch auch auf die Leute zugehen, geduldig sein, nicht Leute gleich als „problematisch“ abstempeln, und immer bereit sein zu erklären. Zumindest sehe ich das im Moment so und werde auch versuchen, das besser zu machen. Und wer weiß, vielleicht hole ich damit in den wenigen verbliebenen Wochen auf dieser Schule ja noch so einiges nach!

Trotz allem muss eins klar sein: Dass es mich enttäuscht hat, wie wenig Wissen über Transidentität letztendlich bei vielen in meiner Schule da war, ist eigentlich ein Luxusproblem. Ich hatte nur das Gefühl, dass durch mein mittlerweile souveränes Auftreten als Frau und durch die wenigen Gespräche über das Thema bei vielen der Eindruck entstanden war, dass man sich als trans* Frau outet, sich die Haare wachsen lässt und dann ist alles super. Es hat mich geärgert, dass fast niemand von den vielen Kämpfen wusste, die für jeden Erfolg auf diesem Weg nötig sind. Trotzdem ist der Umgang meiner Schule insgesamt schon fast vorbildlich, schließlich wären die meisten anderen jungen trans* Menschen froh und dankbar, hätten sie so ein verständnisvolles Umfeld in der Schule gehabt. Es gibt so viele Geschichten von kleinen Nettigkeiten die ich aus meiner Schulzeit erzählen kann, wie von meinem Oberstufenberater, der mich monatelang immer wieder gefragt hat wie es um meine Personenstandsänderung steht, weil er mir endlich ein Zeugnis „richtig“ ausstellen wollte. Die Leute auf meiner Schule mögen zwar keine Expert_innen zum Thema Transidentität sein, aber haben mich im Großen und Ganzen wie selbstverständlich aufgenommen.

Anfang Juli findet nun der Abiball statt, der endgültige Abschluss meiner Schulzeit. Dort werde ich nicht nur als eine ganz normale Schülerin mein Abiturzeugnis entgegennehmen, sondern darf auch als Moderatorin durch den Abend führen. Wie selbstverständlich in einem Kleid auf der Bühne vor dieser vollen Halle stehen zu dürfen, wird letztlich einer von vielen Beweisen sein, dass „Trans* und Schule“ in meinem Fall trotz aller Makel eine Erfolgsgeschichte war.

>> Inhaltsverzeichnis

Heiratsurkunde ändern nach Personenstandsänderung

Das BVerfG (1 BvL 10/05) hat in seiner Entscheidung vom 27. Mai 2008 klargestellt, dass § 8 Abs. 1 Nr. 2 TSG mit Art. 2 Abs. 1 in Verbindung mit Art. 1 Abs. 1 GG und Art. 6 Abs. 1 GG nicht vereinbar ist. Die personenstandsrechtliche Anerkennung der neuen Geschlechtszugehörigkeit darf nicht davon abhängig gemacht werden, dass die Ehe eines verheirateten Transsexuellen zuvor geschieden wird.

Das bedeutet, dass die vor der Transition geschlossene Ehe weiter Bestand hat. Die Ehe- oder Heiratsurkunde kann also beim Standesamt geändert werden, wenn ein Partner Transident ist und aus einer heterosexuellen Ehe eine gleichgeschlechtliche Ehe wird.

>> Schreiben vom Bundeskanzleramt

>> Trans und Recht

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Italienisches Gericht erkennt Transgender Identität vor der GaOP an

Quelle: April 15, 2016 • von Italian Coalition for Civil Rights and Freedoms

 

Das Gericht von Savona hat entschieden, dass die Änderung persönlicher Dokumente in Bezug auf das Geschlecht eine Priorität für das Wohlbefinden der betreffenden Person und unabhängig von einer operationellen Geschlechtsumwandlung ist. Weiter lesen …..

 

>> Aus den Medien

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Das Wissen um das wahre Geschlecht

Gesehen in der Frankfurter Allgemeine Zeitung

 

Emanzipationschance oder neue Hegemonie? Transsexuelle sehen sich durch neurobiologische Befunde bestätigt.

Am 10. Februar 2016 fand in Frankfurt eine Tagung über Transsexualität statt……

…………..Jüngere neurologische Forschungen definieren Transsexualität nicht mehr als psychische Pathologie, sondern als angeborene biologische Variante. Der Wunsch zum Geschlechtswechsel ist demnach kein Genderspiel, sondern Ausdruck des biologisch verankerten Wissens um das wahre körperliche Wesen…………………

 

Der Artikel ist leider nicht mehr onlne.

 

 

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Ishana schlüpft aus ihrem männlichem Kokon

Quelle: DerWesten.de
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„Transe“ ist so ein Wort, das aus Ishanas Sicht meistens im falschen Zusammenhang fällt. Männer, die sich wie Frauen anziehen (Transvestiten), um sexuellen Spaß zu haben. Männer, die sich weiblich kleiden, um Kunst auf Bühnen darzubieten (Travestie). Frauen, die sich wie Männer kleiden. Oder intersexuelle Menschen mit angeborener Zwischengeschlechtlichkeit. Viele völlig unterschiedliche Dinge würden da in einen Topf geworfen. Ohne hier eine ausufernde begriffliche Abgrenzung vornehmen zu wollen, aber psychologisch liegt hinter jeder dieser Formen ein völlig anderes emotionales Muster. Man kann von einem Heterosexuellen, dem das fremd ist, zwar nicht erwarten, dass er das alles per Definition kennt und weiß. Aber – und soviel kann man nach einem eineinhalbstündigen Gespräch mit Ishana doch sagen – mit dem abwertenden und in vielen Fällen verletzenden Begriff der Transe sollte man sehr vorsichtig umgehen.

Ishana schlüpft aus ihrem männlichem Kokon | Westfalenpost.de

INHALTSVERZEICHNIS

Auch die 2. OP war Ok

Autorin: Stefanie

 

Hallo zusammen,

erst einmal Danke an all die vielen lieben Grüße und Genesungswünsche. Das Daumendrücken scheint auf jeden Fall geholfen zu haben. Auch die 2. OP ist bisher ohne Komplikationen geblieben und wenn nichts mehr unerwartetes passiert habe ich noch 2 Wochen Zeit mich zu erholen, bevor es dann wieder arbeiten geht.

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Transgender-Menschen in der IT-Branche

Quelle: www.heise.de

 

Von Beat zu Bea

Bug oder Feature? Transgender und Gender in der Tech-Welt: Bea Knecht, Gründerin des Schweizer Fernseh-Streamingdienstes Zattoo verrät Überraschendes über Geschlechterrollen, Techies und das Internet.

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Nicoles Personenstandsänderung incl. Zeugnisänderung

Autorin: Nicole

Hallöchen

So was mache ich während der Wartezeit auf den Beschluss..... ?

Ich habe mal angefangen, eine Liste zu machen, wo ich überall den Namen ändern muss. Da kommt so einiges zusammen. Und ich habe mal angefangen, die entsprechenden Kontakte herauszufinden. Und einige habe ich auch schon mal kontaktiert. Mein Abi-Zeugnis bekomme ich problemlos bei meinem alten Gymnasium gegen Vorzeigen des rechtskräftigen Beschlusses. Und dann habe ich gestern bei der Fachschule für Technik angerufen, in der ich damals den Chemotechniker gemacht hatte. Die hatten plötzlich ein kleines Problem und mir folgende Email geschickt:

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