Transidentität und Sport

Autorin: Nathalie aus dem Gendertreff-Forum

Manchmal sind die einfachen Fragen gar nicht so leicht zu beantworten. So sind viele in Sportvereinen aktiv und nicht selten auch im offiziellen Spielbetrieb angemeldet.

Gerade als transsexueller Mensch ist die Unsicherheit groß. Welche Statuten muss ich beachten, wenn die Transidentität in meinen Sport einwirkt?

Gerade wenn Transsexuelle auf dem Weg vom Mann zur Frau die neue Geschlechterrolle ausleben werden die Konkurrentinnen hellhörig, da sie einen Vorteil durch die erhöhten männlichen Hormone befürchten. So berichtet Nicole Schnaß im Spiegel von Ihren Erfahrungen und stellt klar, dass für transsexuelle Sportler klare Regeln gelten. So musste Sie nach der Operation eine vom Internationalen Olympischen Komitee vorgegebene Zweijahressperre einhalten, bevor wieder offizielle Wettkämpfe möglich waren.

Gerade der Fall Caster Semenya hat im Jahr 2008 bei den Olympischen Sommerspielen in Peking erhebliches Medieninteresse hervorgerufen und ist erst nach Wochen eindeutig entschieden worden.
Auch wenn man es kaum glauben kann, verlangte der Internationale Leichtathletik-Verband (IAAF) ab 1958 von allen Teilnehmerinnen an internationalen Meisterschaften ärztliche Atteste zum Beleg ihrer Weiblichkeit. Diese werden sogar durch Geschlechtsprüfer durchgeführt. Dabei müssen sich Sportlerinnen unbekleidet von drei Ärztinnen – zwei davon Gynäkologinnen – begutachten lassen.

Unfassbar, aber so glauben die Offiziellen, Betrugsversuchen vorzubeugen.

Um sich dieser Prozedur zu entziehen, treten viele Sportler Ihre Wettkämpfe gar nicht mehr an und ziehen sich aus dem offiziellen Spielbetrieb zurück, alleine schon weil diese nicht mehr daran interessiert sind, öffentlich verspottet und unterdrückt zu werden. Ein sehr prominentes Beispiel ist der Stabhochspringer Balian Buschbaum, der seine Karriere beendete und als Trainer seinem Sport erhalten blieb.

Die Frage ist, wird es irgendwann anders oder wird die Gesellschaft so weiter mit Ihren Sportlern umgehen? Ich denke, wenn sich nicht grundsätzlich diese Praxis verändert, haben Sportler auch in der Zukunft wenig Motivation, Ihrem Wettkampfsport weiter treu zu bleiben. Eigentlich schade für den Sport.

Nathalie

Quellennachweise:

  • Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Geschlechts%C3%BCberpr%C3%BCfung_beim_Sport
  • Spiegel: http://www.spiegel.de/spiegel/a-654631.html
  • A Crucial Statement
  • RP-Online: http://www.rp-online.de/sport/leichtathletik/geschlechtskontrolle-und-transsexualitaet-aid-1.1631281
  • Balian Buschbaum: http://www.balian-buschbaum.de/

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Arztbesuche

Autorin: Stefanie1268

Hallo zusammen,

es ist mal wieder Zeit ein wenig zu berichten was so Neues passiert ist.

Nach gefühlt monatelangem Warten habe ich nun heute endlich den Bericht von meinem Therapeuten im Briefkasten gehabt, der für den Antrag auf die Vornamens- und Personenstandsänderung noch fehlte. Also nur schnell für mein Archiv eingescannt, das Anschreiben mit aktuellem Datum ausgedruckt und unterschrieben und alles zusammen in den vorbereiteten Umschlag gesteckt. Ein paar Minuten später war die Strecke zum Briefkasten geschafft und der Brief eingeworfen. Nächste Leerung 18:15, na gut, wenigstens es geht heute noch raus. Nun heißt es wieder warten, aber mit dem guten Gefühl alles getan zu haben, was ich dafür bisher tun konnte.

Ansonsten habe ich diese Woche auch schon noch für andere Dinge genutzt. Zumindest 2 der 3 von der Krankenkasse erwünschten Arztbesuche, wenn man denn irgendwann dran denken sollte auch die angleichende OP anzustreben. Damit sind Urologe und Neurologe erst einmal erledigt. Gynäkologin folgt dann im Juli, da gab es leider vorher keinen freien Termin, aber es eilt ja auch nicht.

Beim Urologen ist mir dann einer der Klassiker passiert. Anmeldung und Aufruf alles kein Problem, durch die ja bereits geänderte Karte der Krankenkasse muss ich mir da keine Gedanken mehr machen. Dann dem Herrn Doktor erzählt worum es ging. Da ich ihn aus dem Fundus des Gendertreff Portals hatte, war er da auch schon entsprechend im Thema. Zum Schluss gab er mir dann u.a. noch einen Zettel, auf dem er vermerkte, dass noch Blut für die Bestimmung des PSA abgenommen werden sollte. Dies ist aber auch eine ganz eindeutig geschlechtsspezifische Untersuchung die halt bei Frauen nicht gemacht werden muss. Ist ja auch kein Problem für mich, lustig wurde es nur, nachdem ich den Zettel an der Anmeldung abgegeben hatte. Dort rief man dann eine Kollegin, die wohl für den Part Blutabnahme eingeteilt war. Das war eine nette ältere Dame. Sie kam nach vorne und als sie den Zettel in die Hand bekam, fragte sie für wen das denn sei (ich stand direkt neben ihr). Die Dame von der Anmeldung nannte meinen Namen und zeigte auf mich. Dennoch kam die erneute Frage, wen sie denn nun zur Blutabnahme wegen PSA mitnehmen solle. Die Dame von der Anmeldung zeigte erneut auf mich (diesmal noch etwas deutlicher) und nannte erneut meinen Namen. Darauf kam ein, das passt doch aber nicht. Sie nahm mich dennoch mit und dann fiel der Groschen als ich noch sagte, doch es gibt mindestens eine Ausnahme die ich kennen würde, bei dem das schon passen würde. Sie machte mir dann auch noch ein Kompliment, dass ich gut aussehen würde (was ich dankend annahm). Es sind diese Momente, die mir jedes Mal zeigen, dass es doch voran geht, auch wenn ich selber es nicht immer so sehe.

Nett war dann auch heute der Besuch beim Neurologen. Da war das Thema Trans bei der Neurologin zu der ich geschickt wurde (es war eine Gemeinschaftspraxis) nicht wirklich so präsent in der Hinsicht, dass sie gewusst hätte, was sie denn nun untersuchen sollte. Dass ich bereits einen Therapeuten habe, verhinderte zumindest, dass sie einen Kollegen der auch Psychiater ist hinzurief. Schließlich musste ich mich auf die Behandlungsliege setzen und sie machte ein paar Standardtests. Sollte die Krankenkasse dann später Mal mehr wollen, weiß ich zumindest wo ich dann mit genaueren Infos gewappnet hingehen kann. Ansonsten führten wir noch ein kurzes nettes Gespräch und schon war ich wieder auf dem Weg zurück ins Büro.

Auch wenn ich manchmal das Gefühl habe, es dauert alles viel zu lange, fange ich langsam an zu lernen, mich auch einfach ab und an mal zurückzulehnen und das zu genießen, was ich schon erreicht habe.
Es ist einfach eine viel zu schöne Zeit, als dass ich sie nur damit verbringen sollte dem nächsten Ziel hinterherzujagen. Nach nun 10 Monaten die ich in Vollzeit als Frau leben darf, stellt sich auch wirklich eine Normalität ein, wie ich es nicht gedacht hätte. So vieles ist für mich einfacher geworden, dass ich bereits beginne manche Details zu vergessen, wie es früher war, als ich wirklich noch eine Rolle spielte. Letzte Woche bei der Logopädie bat mich meine Logopädin einen kurzen Text mit meiner alten Stimme vorzulesen. Es dauerte erst mal eine Weile, bis ich überhaupt das Gefühl hatte annähernd meine alte Stimme hervorgezaubert zu haben und kaum hatte ich den Text zu Ende gelesen und antwortete auf eine gestellte Frage war die alte Stimme ganz schnell wieder weg. Das ist ein Teil meiner Vergangenheit, bei dem ich nicht gedacht hätte, dass ich ihn so vollkommen verdrängen könnte. Aber es fühlt sich für mich einfach falsch an mit dieser alten Stimme zu sprechen.

So viel für dieses mal.

Liebe Grüße

Steffie

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Richterlicher Beschluss per Telefon

Autorin: Katja-Sabine.

Hallo mal wieder mein liebes Tagebuch vom 06.03.2014.

Heute Morgen wurde ich schläfrig aus meinen Träumen gerissen, weil das Telefon schellte. Ich sprang aus dem warmem Bettchen, um den Anruf entgegen zu nehmen. Am anderen Ende war eine Frauenstimme und sagte guten Morgen mein Name Ist Frau Z…. „Habe ich sie gestört?“  „Nein erwiderte ich.“ Es war die Dame vom Amtsgericht Düsseldorf. Wow, habe ich gedacht. Sie teilte mir mit, dass mein Beschluss fertig ist und ich ihn abholen könnte.

So war ich plötzlich wach und total super drauf, sprang ins Bad und machte mich alltagstauglich. Nur ein leichtes Make-up und die Augen, das sollte reichen. Dann zog ich mich an und machte mir ein Frühstück – oh man war ich happy.

Noch schnell die Verzichtserklärung geschrieben, dass ich gegen diesen Beschluss keine Beschwerde einlege und meine Handtasche geschnappt. Dann fuhr ich zum Amtsgericht nach Düsseldorf und meine Laune stieg weiter.

Ich sang im Auto, je näher ich nach Düsseldorf kam und umso voller wurden die Straßen. Jetzt noch um 10:00 Uhr einen Stau? Ja gut, war ja nicht mehr weit und ich wurde immer ungeduldiger. Ich schlängelte mich durch den Stadtverkehr und sah nach einer knappen Stunde Fahrzeit das Gebäude der Justiiia. Schnell noch über die Sperrfläche der Kreuzung gehuscht und hinein ins Parkhaus. Das waren Gefühle voller Glück – Adrenalin pur.
Ich parkte meinen „Dicken“ und lief zum Aufgang des Parkhauses. Die Personenkontrolle war auch schnell erledigt und ich fuhr mit dem Aufzug in die dritte Etage, denn ich kannte mich ja schon ein wenig aus.

Mein Herz pochte bis zum Hals, als ich an die Tür klopfte und hinein trat. Ich fragte, wer mich aus dem Schlaf gerissen hätte und die Dame am rechten Schreibtisch meinte, sie hätte jetzt ein schlechtes Gewissen und entschuldigte sich. Freudestrahlend sagte ich nö, sie bräuchte sich nicht zu entschuldigen, weil ich auf das Schreiben lange gewartet habe. Sie stempelte es ab, unterschrieb es noch und wir machten noch ein wenig Spaß. Ich erzählte noch ein wenig vom Karneval der letzten Tage und verabschiedete mich dann.

Ich ging zum Auto und fuhr nach Hause. Während der Rückfahrt schrie ich vor Erleichterung und Glück, fuhr direkt zu meiner Mutti und zeigte ihr den Beschluss. Sie freute sich mit mir und wir aßen gemeinsam zu Mittag. Dann fuhr ich zur Arbeit.

Dort angekommen kopierte sich die Chefsekretärin meinen Beschluss. Der Zweigstellenleiter  war zu Tisch und ich ging zur Umkleide und machte mich fertig zur Arbeit.

Meinem Vorarbeiter zeigte ich ebenfalls das Dokument, der aber erstaunlicherweise neutral blieb. Er gratulierte mir und sagte, dann haben wir ja jetzt ´ne Frau auf´m Lager. Ich machte glücklich und zufrieden bis kurz nach 21:00 Uhr meine Arbeit.

Wieder eine Hürde gemeistert, aber es folgen noch einige. Ich freue mich riesig über diesen Tag und eine Last fällt von mir ab.

Viele Grüße
Katja – Sabine

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In kleinen Schritten, mein Weg zum Ich: 11 u. 12-2013

Autorin: Xenia

Am 14.11. hatte ich meinen ersten "sitzringfreien Tag" 🙂 mit Arbeit, Freizeit und Arztbesuch (Lange Wartezeit) und es ging wunderbar. Es war aber immer noch tagesformabhängig, so dass es ein Tag später, wieder auch mit Sitzring doof war. Zwischendurch musste ich immer mal wieder zu einer leichten Schmerztablette greifen. Aber insgesamt wurde es immer besser auch der "Phantomschmerz" klang immer mehr ab und auch die Körperhaare schienen sich an die neue Situation zu gewöhnen.:-)

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Der Ergänzungsausweis für Transgender

Wozu überhaupt ein Ergänzungsausweis?

Im Alltag eines Transgender – am Flughafen, bei einer Verkehrskontrolle oder einfach nur beim Urlaub im Ausland, häufig braucht man Papiere, die einen eindeutig ausweisen. In der Phase des Alltagstests, Transition oder anderen Lösungen, stimmen jedoch die Personalpapiere und das äußere Erscheinungsbild häufig nicht überein, was unangenehme Nachfragen zur Folge haben kann und belastend sein kann. Abhilfe schafft hier ein Dokument, der „dgti-Ergänzungsausweis“. Der dgti-Ergänzungsausweis enthält alle personenbezogenen Daten des Personalausweises. Zudem ist ein Passfoto in den Ausweis eingeschweißt, so dass keine Diskrepanz zwischen den Papieren und der Person bestehen bliebt. Seine Dreisprachigkeit in Deutsch, Französisch und Englisch ermöglicht die Verwendung auf Reisen ins Ausland. Eine Voraussetzung für den Erhalt dieses Dokuments ist das Vorhandensein einer Bescheinigung des behandelnden Arztes bzw. Psychologen über „vermutetes transsexuelles Syndrom“ oder „Erprobung der Lebbarkeit der angestrebten Geschlechtsrolle“.
Vor der Einführung des Ausweises wurde er dem Bundesinnenministerium vorgestellt und es wurde festgestellt, dass man sich damit auf dem Boden geltenden Rechtes befindet.

Auch ich hatte mir diesen dgti-Ergänzungsausweis besorgt, der aber nie zum Einsatz kam. Anders dagegen war es bei Marina, die in Ihrem Blogbeitrag darüber berichtete.

Der Ergänzungsausweis ist ganz allgemein eine große Hilfe im Alltag. Ich habe dieses Dokument schon seit über 2 Jahren. Da ich beruflich relativ viel reisen muss (wenn auch nicht mehr so viel wie früher) war mir der Ergänzungsausweis schon des Öfteren eine Hilfe bei der Einreise in nicht-EU Staaten, bzw. solche die nicht am Schengener Abkommen teilnehmen (wie z.B. Großbritannien und Irland).

Ich muss ehrlich zugeben, dass ich es gar nicht erst versucht habe, meine Krankenkassen Karte ändern zu lassen. Denn wenn man den Begleitbrief genau liest, wird man sehen, dass das alles nur eine „kann“-Regelung ist. Also „kann“ die Krankenkasse auch ablehnen! Genauso wie es mein Arbeitgeber ablehnt, irgendetwas an meiner Personalakte zu ändern, solange ich noch keine Personenstandsänderung habe. Und die ist bei mir aus bestimmten persönlichen Gründen noch sehr weit entfernt.

Aber mal zu den positiven Seiten des Ganzen:

Ich bin gestern mal wieder nach Großbritannien gereist. Da bei Lufthansa ja inzwischen sowohl der Check-In als auch die Gepäckaufgabe voll automatisiert ist (zumindest am Flughafen Frankfurt), habe ich das erste Mal bei der Sicherheitskontrolle einen Menschen gesehen. Natürlich ging prompt der Piepser los bei mir. Alles kein Thema… ich wurde eben von einer Sicherheitsbeamtin mit dem Handscanner abgetastet. Alles völlig normal.

Auf dem Weg zum Gate musste ich durch die Passkontrolle, den GB ist nicht-Schengen. Als ich der dort sitzenden Zollbeamtin sowohl meinen Personalausweis als auch meinen Ergänzungsausweis gab, sagte sie: „Ich wollte sie schon fragen, ob sie vielleicht versehentlich den Ausweis ihres Mannes mitgenommen haben“. Ich sagte „Nein, dafür ist ja der Ergänzungsausweis gedacht: Um zu erklären, warum ich nicht mehr so aussehe wie auf meinem Passfoto“. Sie sagte noch: „Also so etwas habe ich noch nicht gesehen, lassen sie mich mal genauer lesen“. Einen Moment später sagte sie „Aha, alles in Ordnung. Wohin fliegen sie denn?“ „Manchester“ „In Ordnung, guten Flug“. Mit diesem letzten Satz gab sie mir meine Dokumente zurück.

Bei der Einreise am Flughafen Manchester dann noch einmal das Gleiche. Der Zollbeamte schaute zuerst etwas verwirrt. Dann sagte ich ihm (auf Englisch natürlich) dass da auf der Rückseite auch ein Text in Englisch ist. Nachdem er diesen gelesen hatte, sagte er nur „OK, Ma’m“ und gab mir die Dokumente zurück.

Wie man sieht, alles kein wirkliches Problem. Der Ergänzungsausweis ist meiner Meinung nach das Beste, was wir Transgender haben können, solange wir noch zwischen den Welten leben müssen.

Liebe Grüße
Marina

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Moni`s Transition

Moni erzählt von Ihren Erfahrungen der Transition im südlichsten Bundesland.

War heute beim Psychologen, der das Zweitgutachten erstellt, der mir auch das mit den mindestens 3 Jahren Bedürfnis erzählt hat. Hab ihm gesagt, das dauert mindestens schon 6 Jahre und habe etwas aus dieser Zeit erzählt. Thema Ende, das war ihm genug. Er gab mir noch ein Merkblatt mit, was alles zum Antrag gehört:

Kopie der Geburtsurkunde
Aufenthaltsbescheinigung der Wohnortsgemeinde
Kopie von gültigem Personalausweis oder Pass
2 Gutachten von unabhängigen Gutachtern.

Die Gutachter kann man sich in Bayern selber aussuchen (Info bei Selbsthilfegruppen, welche Gutachter es gibt), in anderen Bundesländern beim Amtsgericht/Familiengericht erfragen oder bestellen lassen. Lebenslauf ist NICHT erforderlich. Im Antrag gewünschte/n Vornamen angeben.

Meine Outings fanden erst seit Januar 2013 statt, Ausgang nur noch en Femme seit Anfang August 2013. Er meinte, das geht in Ordnung, wohl weil ich vorher aus beruflichen Gründen nichts unternehmen konnte und sich deshalb ein Stau gebildet hatte, der sich nach Beendigung des Berufslebens dammbruchartig entlud.
Fazit: Der Antrag kann jederzeit gestellt werden.
Das Verfahren wird durch eine persönliche Anhörung im Gerichtsgebäude abgeschlossen.

Hier mein Antrag, den ich neulich abschickte:

Betreff: Antrag auf Personenstandsänderung gem. §8 TSG

Sehr geehrte Damen und Herren,

Hiermit beantrage ich, der Änderung meines Namens und des Personenstandes zuzustimmen.
Ich bin Mann zu Frau Transsexuell und Deutscher im Sinne des Grundgesetzes.
Mein fester Wohnort befindet sich an der oben genannten Adresse.
Die in dem Geburtseintrag angegebene Geschlechterrolle konnte ich seit ca. sechs Jahren nur unter zunehmenden Schwierigkeiten ausfüllen.

Ich beantrage, in Zukunft die Vornamen Monika Margarethe, Rufname: Monika zu führen.

Als Gutachter benenne ich:

1. Dr. Med. Heinz Basin
Gartenstr. 30
85757 Karlsfeld
Tel. 08131-91122

2. Dr.Med. Werner Ettmeier
Kobellstr. 13
80336 München
Tel. 089-12163013

Beide besitzen langjährige Erfahrung auf dem Gebiet der TS und waren schon früher für das AG München als Gutachter tätig. Deshalb bitte ich Sie diese als Gutachter in meiner Sache zuzulassen.
Bei Dr. Basin bin ich seit 30.07.2013 in begleitender Betreuung. Mit Dr. Ettmeier hatte ich am 04.09.2013 ein vorbereitendes Gespräch wegen des zweiten Gutachtens. Die Gutachten werden Sie- je nach gängiger Praxis- von den Gutachtern oder mir zugeschickt bekommen. Auf Prozesskostenhilfe verzichte ich. Ebenso verzichte ich im Fall eines positiven Beschlusses auf Rechtsmittel gegen diesen.

Mit freundlichen Grüßen
Monika Margarethe

Anlagen:
Kopie Personalausweis
Geburtsurkunde
Aufenthaltsbescheinigung

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Kinder ohne Geschlecht

Quelle: KStA.de/Politik

Intersexualität

Demnächst gibt es in Deutschland ein noch nicht benanntes drittes Geschlecht: Bei Kindern mit uneindeutigen Geschlechtsorganen muss ins Geburtenregister künftig kein Geschlecht mehr eingetragen werden. Von Christian Rath

Ab dem 1. November 2013 lautet der neu eingefügte § 22 Abs. 3 PStG: Kann das Kind weder dem weiblichen noch dem männlichen Geschlecht zugeordnet werden, so ist der Personenstandsfall ohne eine solche Angabe in das Geburtenregister einzutragen.

Berlin
Ab dem 1. November gibt es in Deutschland ein noch nicht benanntes drittes Geschlecht, neben Männern und Frauen. Das ist die Folge einer Änderung des Personenstandsgesetzes,…..Mehr lesen.

 

>> Quelle: Intersexualität – Kinder ohne Geschlecht

>> Wikipedia

Kleine Revolution für Intersexuelle

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Erfahrungsbericht: Transidentität am Arbeitsplatz von Kerstin

In der letzten Zeit haben wir im Gendertreff Magazin häufig von erfolgreichen Transitionen inklusive der Akzeptanz am Arbeitsplatz berichtet. Neben diesen positiven Beispielen, die sich zum Glück häufen, gibt es jedoch leider auch immer noch sehr viele negative Beispiele. Nicht zuletzt deshalb startete der Gendertreff eine Aktion zum Thema Transidentität am Arbeitsplatz.

 

Im folgenden Bericht erzählt uns Kerstin aus dem Gendertreff Forum von ihren sehr unerfreulichen Erfahrungen im beruflichen Umfeld. Der Bericht zeigt, dass noch vieles im Argen ist und wir noch viel Öffentlichkeitsarbeit vor uns haben.

Ich nehme Bezug auf den Flyer zur Transidentität am Arbeitsplatz. Klasse gemacht, aber dort heißt es:

„Diese Personen sind danach zufriedener, ausgeglichener, belastbarer und stellen somit einen Mehrwert für ihre_n Arbeitgeber_in dar.“

Zufriedener war ich nicht, ausgeglichener auch nicht, folglich belastbar? Daher Mehrwert?

Weiter heißt es dort:

„Liebe Kolleginnen und Kollegen, Sie möchten wir sensibilisieren und ermuntern, transidente Menschen ganz selbstverständlich in Ihrem Kollegenkreis zu akzeptieren oder aufzunehmen.“

Mein Arbeitsplatz ist im Versand und der Logistik eines Herstellers für Werkzeuge in Wuppertal-Cronenberg.

Für meine, mir läuft der kalte Schauer runter, wenn ich „Kollegen“ schreiben muss, war es wohl nur eine Namensänderung oder so.

Ganz ehrlich, bei mir auf der Arbeit hat es nicht definitiv nicht geklappt. Acht Wochen so ein Hickhack wegen des Namens, der Anrede, des Artikels, Pronomen, Mißgendern. Er? Nein, sie … äh, doch er? „Nein, ach wir wissen nicht, was wir sagen sollen.“

Hallo?? Geht’s noch? „Wie sollen wir denn sagen?“ Und so weiter. Obwohl klipp und klar vom Personalchef und mir gesagt wurde, dass die Anrede Frau B. ist. So ging das fortlaufend.
Keine Unterstützung durch die Kollegen, im Gegenteil. Ich wurde von dem lernresistenten Betriebsrat (Abteilungsleiter) noch mit „Herr B.“ einem Leiharbeiter vorgestellt.

Dem nicht genug, als ich eine Krankmeldung von mir abgab, sprach mich der lernresistente Betriebsrat ganz leise noch mit meinem männlichen Vornamen an. Schlimmer geht es nimmer.

Ach ja, und ich durfte mich auch nicht richtig als Frau anziehen. Also kam es zu der Situation, dass ich fortlaufend von Fahrern der Paketdienste und Speditionen missgendert wurde, weil ich ja nur so halb als Frau erscheinen durfte. So ein Mist! Als ich das dem Geschäftsführer sagte, weil dieser mich darauf ansprach, lachte er nur und meinte, ach sie sind ja hart im nehmen sie machen das schon.

Ich wurde dort nicht als Frau akzeptiert und es fand auch keine soziale Integration statt. Selbst als ich den Bescheid für die Personenstandsänderung vom Amtsgericht Düsseldorf hatte, durfte ich nicht auf die Damentoilette. Ich habe morgens dann 2 Stunden „eingehalten“ bis dann ein anderes WC in der 1 Etage geöffnet wurde.

Dieser Zustand bestand 2 Monate lang. Dann wurde ich krank, bekam Depressionen. Von den Schmerzen ganz zu schweigen die es verursacht, wenn man „einhält“ und nicht aufs WC kann. Es ist doch wohl ekelig, als Frau auf das Herren-WC zu gehen, wo nebenan, nur durch eine spanische Wand getrennt, ein Pissoir ist.

Ein Mitarbeiter kam zu mir und gratulierte mir, dass ich den Mut habe, meinen Weg zu gehen. Das nutzt wenig bei ca. 60 Leuten. In der Mittagspause setzte ich mich an den Tisch zu den Damen, die dort auf dem Lager arbeiten. Na ja, so 4 – 5 Mal, dann wurde mir das auch zu blöd. Sie schienen sich nicht für meine Situation zu interessieren. Ich wurde nie deswegen angesprochen oder gefragt. Es wurde gar nicht darüber gesprochen.

Auch wurde mein Name nicht mehr von diesem Abteilungsleiter (Betriebsrat) genannt, wenn von der Abteilung die Rede war. Nur die anderen Mitarbeiterinnen wurde genannt, mein Name nie mehr seit dem. Und eins könnt Ihr mir glauben: Dieser Betriebsrat soll ja hoffen mich niemals abends zu treffen …

Es gab auch Leute, die gingen an mir vorbei und drehten den Kopf weg. Ich habe heute immer noch Alpträume, wenn ich an diese Firma denke. Mich bekommt niemand dort hin, lieber tot als nur eine Sekunde eine von denen zu sein.

Die lieben netten Leute von Euch, die mich vom Treff kennen, kennen ja das Thema schon bereits. Ich kann mir wirklich nicht vorstellen, dass es noch irgendeinen Sinn macht dort einen zweiten Versuch zu wagen, weil ich froh bin, dass es mir so zurzeit eigentlich für diese Situation recht gut geht, so lange ich nicht in diese bescheuerte Firma muss. Nicht vor zustellen, wenn dieser Horrortrip noch einmal von vorne los geht.

Das hier ist nur ein kleiner Auszug aus ca. zwei Monaten. Ach ja das ist nur die Situation am Arbeitsplatz das Coming-Out war genau dieselbe Katastrophe. Leider ist das ganze Coming-Out, weil viel zu spät, auch durch zu großen Druck entstanden. Falsche Freunde, die nur immer Druck ausübten in dem sie mir erzählten, wie es doch bei denen gut gelaufen ist und dass es doch auch bei mir so gut laufen kann, erzählten mir ständig davon.

Ich war noch gar nicht so weit dafür, weil mein damaliger Psychotherapeut eh nur so ein Begleiter war, wie es meistens ja ausreicht. Für mich aber nicht. Er hatte sich nie so recht für mein Coming-Out interessiert. Nur halt mal öfters nachgefragt.

Ich wusste das sofort, dass ich dafür Unterstützung brauche, damit es in dieser Firma funktionieren würde und habe Recht behalten. Leider habe ich auf den Rat von falschen Freuden oder anderen Leuten gehört, in jeder Firma ist es doch anders.

Nun, was sollte ich machen? Zwei Monate vor dem Beschluss der Personenstandsänderung musste ich doch mein Coming-Out machen. Im Mai bekam ich meinen neuen Ausweis, da war es schon zu spät für alles.

Mir bleibt nur die Hoffnung, dass ich dieses Jahr endlich noch die geschlechtsangleichende Operation bekomme. Ich möchte für mich jetzt endlich mit diesem Thema abschließen und mich anderweitig bewerben. Wäre ziemlich blöd in neuer Umgebung direkt krank zu sein wegen einer geschlechtsangleichenden Operation.

Schade dass ich diesen Flyer nicht schon eher hatte bzw. dass ich nicht schön früher zum Gendertreff gekommen bin. Ich wusste das ja mit dem Gendertreff Rheinland damals noch am Südfriedhof in Düsseldorf. Zu blöd nur, dass ich mich seiner Zeit nicht getraut habe dort hin zu kommen. Vielleicht wäre alles und vieles andere auch anders gelaufen. „Na okay hätte, wenn und aber“, ich weiß.

Lieben Dank fürs Lesen und ich hoffe, dass es soweit verständlich ist. Sorry, kann nichts dafür, weil mich das ganze immer noch beschäftigt was dort in der Firma abgelaufen ist.

Kerstin

Dieses Beispiel zeigt, dass tatsächlich noch ein langer Weg vor uns liegt, bis das Thema Transidentität wirklich in der Mitte der Gesellschaft angekommen ist. Der Gendertreff wird deshalb weiter Öffentlichkeitsarbeit leisten, um möglichst viele Menschen zu erreichen.

 

Zum Thema Betriebsrat zitieren wir eine Antwort von Nathalie auf den obigen Beitrag. Nathalie ist Mitglied des Gendertreff Vorstands, aktive Gewerkschafterin und ehrenamtliche Arbeitsrichterin. Den Beitrag von Kerstin kommentiert sie wie folgt:

Wenn Du die Namens- und Personenstandsänderung hinter Dir hast, ist ein Rechtsanspruch entstanden, dem Dein Arbeitgeber und die Kollegen folgen müssen. Wenn sie das nicht tun, sprich sie bitte immer kurz, aber höflich, darauf an, dass Du richtigerweise als Frau Kerstin B. angesprochen wirst. Gib Ihnen genug Zeit sich daran zu gewöhnen. Sollte es sich nach einiger Zeit nicht ändern, fordere es etwas energischer, aber immer noch freundlich ein.

Hole Dir Hilfe bei Deinen Kolleginnen, die Dich unterstützen und setze sie auch auf die unbelehrbaren Kollegen an, um wieder den Betriebsfrieden zu finden. Es wird sehr schwer, es wird lange dauern, aber ich bin mir sicher, dass auch Du in Deiner Firma Deinen Frieden findest. Je mehr Kollegen und Kolleginnen hinter Dir stehen, umso kleiner wird der Widerstand werden.

Zu Deinem Betriebsrat möchte ich auch noch etwas beitragen: Solltest Du mal die Möglichkeit zu einem persönlichen, immer freundlich aber bestimmten Gespräch haben, gib Ihm den Hinweis, dass er gegen das Betriebsverfassungsgesetz, insbesondere den § 80 Absatz 1, Satz 1 und 2a sowie den § 75, Satz 1 verstößt.

>> BetrVG § 80, BetrVG § 75

Außerdem sollte Ihm das Allgemeine Gleichbehandlungsgesetz mit dem § 1 ein Begriff sein.

>> AGG § 1

Wenn er dann noch nicht genug hat ist das Grundgesetz an der Reihe, und zwar Artikel 2.

>> GG Art. 2

 

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In kleinen Schritten, mein Weg zum Ich: 03, 04, 05, 06 u. 07-2013

Zwischenzeitlich habe ich im März meine Steuererklärung ausgefüllt und abgeschickt. Im Formular habe ich Ehemann durch Ehefrau ersetzt und habe u.a. meine Kosten für die Personenstandsänderung und die Epilation angegeben.

Im April dann ist der Bescheid eingetrudelt und sieht folgendermaßen aus:

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Shopping mit Körperverletzung

Eine gute Bekannte, die auch sehr häufig die Treffen des Gendertreff besucht hat, hatte bei einem der letzten Treffen in Leverkusen folgenden Erlebnisbericht abgegeben. Da ihr der Vorfall heute noch peinlich ist und ihr das Geschehene noch nach hinkt, möchte sie nicht namentlich genannt werden. Auch in diesem Blogbeitrag, verbürgen wir uns für die Richtigkeit des Berichtes.
Wir sind der Meinung, dass auch diese negativen Berichte in unseren Blog gehören, weil nicht immer und überall alles Friede Freude Eierkuchen ist:

Shopping mit Körperverletzung

An einem November-Samstag in 2012 ging sie alleine durch die Bonner Innenstadt zum Shoppen. Nachdem sie in einem bekannten Bekleidungsgeschäft mit zwei Buchstaben und einem „&“ dazwischen, einiges an vollen Tüten zusammen gekauft hatte, ging sie vor die Tür und stellte Ihre Einkaufstaschen auf einer Bank in der Fußgängerpassage ab und suchte etwas in Ihrer Handtasche. Die Innenstadt war gut besucht.

Plötzlich riss jemand Ihre Perücke vom Kopf und ein Jugendlicher rief: “ Na, Du Transe, zeig mal was Du Dir für Fummel gekauft hast.“, dabei wurden Ihr die Taschen entrissen. Drei Jugendliche waren es, die nun mit Ihrer Perücke fangen spielten. Sie war geschockt, hilflos und hatte in diesem Moment nur Angst erkannt zu werden. Niemand in der Menge hielt es für nötig zu helfen, auch die Security im Geschäft rührte sich nicht.

Sie konnte dennoch einem der Jugendlichen die Taschen wieder entreißen. Sie forderte einen der Umstehenden auf, ihr zu helfen, was dieser auch tat. So erhielt sie ihre Perücke zurück. Anschließend flüchtete sie zitternd zurück in das Geschäft. Von dort aus nahm sie einen anderen Ausgang und ging rasch zu Ihrem Auto im Parkhaus. Nur weg, dachte sie in diesem Augenblick.

Sie hatte lange damit zu tun, dies zu verarbeiten und hat dann endlich drei Monate später beim Gendertreff Leverkusen darüber berichtet. Sie dachte, sie hätte genug Selbstvertrauen und alles im Griff, war aber in diesem Moment so überrascht und geschockt, dass sie so falsch gehandelt hatte. Erschreckend an dieser Gegebenheit war, dass wieder einmal niemand von alleine zur Hilfe eilte!

Eine Körperverletzung ist der Eingriff in die körperliche Unversehrtheit einer Person. Dazu gehört auch das Entreißen einer Perücke vom Kopf. Im deutschen Strafrecht wird die Körperverletzung in § 223 bis § 231 (Straftaten gegen die körperliche Unversehrtheit) sowie § 340 (im Abschnitt über Straftaten im Amt) StGB geregelt.

Leider hat sie keine Anzeige erstattet und wollte nur schnell weg von dem Tatort.

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