Autorin: Stefanie
Hallo zusammen,
nachdem ich mal wieder eine Weile nichts geschrieben habe, möchte ich den Stand der Dinge doch mal ein wenig aktualisieren.
Die beiden Gutachtertermine habe ich nun erfolgreich hinter mich gebracht.
Beim ersten (Dr. Behrends) wurde ich mit den Worten begrüßt: schon wieder eine große Frau. Danach machte er schon ein paar Anmerkungen, dass er ja gar nicht wisse, was er negatives schreiben solle, nachdem er meinen Lebenslauf gelesen hatte (immerhin knapp 8 Seiten, die man hier auch nachlesen kann, da es der Anfang dieses Tagebuchs ist). Dann hat er es aber doch noch geschafft mir 1,5 Stunden Löcher in den Bauch zu fragen. Er ging beinahe alle meine Aussagen aus meinem Lebenslauf durch wohl auch um zu prüfen, ob alles von mir kommt oder ich etwas dazu gedichtet habe. Da alles authentisch war, lief es aber recht entspannt. Ein wenig überrascht hat er mich nur als er am Schluss noch eine kurze Untersuchung machen wollte, die schon die Neurologin auch gemacht hatte. Aber auch hier nichts auszusetzen. 🙂
Etwas irritierend fand ich nur, dass er mir dann noch den sogenannten Düsseldorfer Fragebogen in die Hand drückte und sagte, den möge ich dann bitte zu Hause ausfüllen und kurzfristig zusenden. Naja, im Endeffekt hat es mich ein Lächeln, eine halbe Stunde und etwas Porto gekostet und dann war der ausgefüllte Fragebogen am nächsten Tag auf dem Postweg.
Knapp 4 Wochen später hatte ich dann den zweiten Termin bei Frau Schleussner. Auch hier wurde ich freundlich begrüßt und es ging in einer recht entspannten Atmosphäre los. Im Gegensatz zu Dr. Behrends legte sie bei ihren Fragen mehr Wert auf die Kinder- und Jugendzeit, wohl auch deswegen, weil auch in meinem Lebenslauf da nicht so viele Ereignisse drinstanden, die recht früh schon auf eine klare Transidentität hätten schließen lassen. Der Besuch dauerte auch nur knapp mehr als eine Stunde und endete auch in ein wenig Smalltalk und einem weiteren Tipp, wie man brüchigen Nägeln am besten auf die Sprünge helfen kann. Und sie informierte mich auch, dass entgegen ihrer Angewohnheit sie das Gutachten erst am übernächsten Wochenende schreiben würde (normalerweise macht sie nur einen Gutachtertermin pro Woche und schreibt dann am folgenden Wochenende gleich den Bericht). Sie konnte nämlich das Gutachten von der Woche davor noch nicht schreiben, weil sie ihrer Tochter beim Umzug geholfen hatte und dies nun erst mal nachholen muss. Danach habe sie dann noch Urlaub aber dann sei ich dran. Mir war es recht, da Dr. Behrends gar keinen Termin genannt hatte und da eine Woche mehr warten zu müssen, nicht wirklich relevant erschien.
Alles in allem kann ich nun zu den Gutachtern nur das sagen, was ich mir genau genommen schon vorher gedacht hatte. Wer den Weg bis dahin aus eigenem Willen gegangen ist und alles was an Unterlagen eingereicht wurde nur dem entspricht was man wirklich erlebt hat, muss sich niemand Sorgen machen, dass einen ein Gutachter ‚zerpflückt‘ oder Steine in den Weg legt. Seid ihr authentisch ist es nur ein Gespräch, das zugegeben ja nach Frage schon mal grenzwertig sein kann, aber hier soll möglichst in einem Gespräch jemand sagen, ob ihr ehrlich seid oder nicht. Da sind nicht alle aber viele Fragen ggfs. auch sinnvoll. Also einfach den ausführlichen Lebenslauf nicht schönen, sondern einfach schreiben was passiert ist und gut.
In meinem Urlaub vor dem zweiten Termin habe ich es dann auch endlich mal geschafft mich um eine weitere Baustelle zu kümmern. Ich hatte ja schon Anfang 2013 mit IPL des Barts begonnen und mittlerweile 11 Termine hinter mich gebracht. IPL ist aber leider nicht dauerhaft und wird in der Regel nicht von der Krankenkasse übernommen. Anfangs war es mir egal, da ich einfach was tun wollte. Nun aber war es an der Zeit auf die Nadelepilation umzusteigen. Ich hatte mir nun endlich einen Termin besorgt und bekam dann sehr ausführlich erzählt, welche Haarwuchszyklen es gibt und die im Gesicht leider wohl über 7 Jahre laufen können. Ebenso ist die Nadelepilation, wenn auch sehr effektiv, leider auch sehr aufwändig, da nun wirklich Haar für Haar behandelt werden muss und das bei ich glaube 800 Haaren pro Quadratzentimeter (nicht schlagen wenn der Wert nicht ganz stimmt, aber so habe ich es mir gemerkt ).
Wie dem auch sei, ich habe dann auch den ersten Termin für eine Probebehandlung gemacht und ich muss sagen, IPL ist ein wenig angenehmer weil auch in der Regel kürzer und auf einer größeren Fläche. Nachdem ich nun auch den Kostenvoranschlag habe, werde ich am kommenden Montag den Antrag für die Kostenübernahme bei meiner Krankenkasse abgeben.
Zum guten Abschluss hatte ich dann letzten Samstag auf einmal wieder Post vom Amtsgericht. Die Kopie des ersten Gutachtens kam in einem grauen DINA5 Umschlag, der noch nicht mal verschlossen war. Aber egal, der Inhalt war ja noch drin. Meine Herrschaften: 20 Seiten. Aber das schöne stand auf den letzten 2 Seiten. Das Ergebnis bzw. die Antworten auf die 3 Fragen, die das Gericht gestellt hat und die waren alle positiv. 🙂
Jetzt heißt einmal mehr wieder warten, dieses Mal auf das zweite Gutachten und das Urteil vom Gericht. Der einzige Wermutstropfen wird dann aber wohl auch nicht mehr lange auf sich warten lassen, nämlich die Rechnung zum Verfahren.
Es geht weiter voran und so ganz nebenbei läuft das Leben mittlerweile in ganz normalen Bahnen.
Für alle die noch am Anfang stehen sei gesagt: es geht beinahe alles, solange man mit Herz und Seele dabei ist, aber bitte hört auf euer Herz und die Seele und macht nichts, was sich falsch anfühlt, denn das ist es oft genug auch. Ich persönlich hatte das Glück wie genug andere auch, dass als wir den Weg endlich eingeschlagen haben, es für uns zu 100% feststand, dass es der einzig richtige Weg ist. Aber holt euch auf jeden Fall Unterstützung und wenn es auch nur für den Anfang sei. Alle sollten sich nämlich auch kritischen Fragen stellen, die aber halt dann auch von jemandem kommen sollten, der weiß wovon er redet.
Die Gesellschaft ist heutzutage viel aufgeschlossener als viele meinen, wer aber eine Zielscheibe anbietet, muss auch damit rechnen, dass man verbal auf ihn schießt. Anfangs kann das verdammt wehtun und einen auch zweifeln lassen. Aber lasst euch gesagt sein, ein Mensch der euch ehrlich sagt, wie tapfer er/sie es findet, was ihr tut und euch ein wenig unterstützt hilft so manches unbedachte Wort aufzuwiegen. Seid selbstbewusst und man wird euch akzeptieren. Gesteht aber dem Rest der Welt auch ein, dass es nur Menschen sind, die auch Fehler machen und mancher Ausspruch auch nicht wirklich böse gemeint ist. Durch die ein oder andere Erfahrung ganz zu Anfang, habe ich angefangen auch mal über mich und mein Verhalten nachzudenken. Auch ich habe Menschen die nicht der Norm entsprechen aus Neugierde angeschaut und mit Sicherheit auch das eine oder andere mal länger, als es höflich gewesen wäre. Man sollte halt nicht jeden Blick der auf einen gerichtet wird überbewerten (auch wenn das am Anfang zugegebenermaßen schwierig ist). Ich bin stolze 190cm was für eine Frau auch heute nicht so typisch ist. Auch deswegen schauen mich die Leute an, aber auch oft genug nur genau deswegen. Also Kopf hoch und geht euren Weg, aber hinterfragt euch auch immer wieder mal selber. 😉
Liebe Grüße
Steffie
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