Sommer 2013 auf Borkum Teil 1

Invasion auf der Insel

Erlebt und geschrieben von Gitta

„Am Samstag, dem 29. Juni 2013 strandeten vier ausgelassene Damen auf der Insel Borkum.
Noch nicht ganz auf der Insel angekommen, stellten sie ihre Koffer unter einem Werbeplakat ab und stürmten das nächstgelegene Café am kleinen Inselbahnhof.
Nach dem Verzehr von mehreren Stücken Sanddorntorte besetzten sie ein ziemlich zentral gelegenes Ferienhaus in einer Seitenstraße in der Nähe des Südstrandes.
Der Besitzer dieses Hauses eilte mit einer Säge und einem großen Werkzeugkoffer herbei, da eine der Damen die Kofferschlüssel zu Hause vergessen hatte.
Ein unweit dieses Domizils gelegener Supermarkt witterte das Geschäft seines Lebens, als die Horde diesen erstürmte und sich mit den nötigen Lebensmitteln für den nächsten Tag versorgte und diese in die inzwischen ausgepackten Koffer verstaute.

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Hannas erster Tag in der Öffentlichkeit

Autorin: Hanna aus dem Gendertreff-Forum

Als ich im Auto saß, komplett als Frau gestylt hatte ich vor lauter Glücksgefühl Pipi in den Augen stehen!
Und es sollte ja noch viel besser werden: In einem Kaufhaus, … aber der Reihe nach:

Heute Nachmittag, 13:00 Uhr meinen regelmäßigen Termin beim Psychologen gehabt und extra deutlich weiter weg geparkt als es nötig gewesen wäre. Ich wollte einfach sehen, wie die Passanten auf Hanna reagieren. Als ich aus dem Auto stieg, schlug mir das Herz bis zum Hals und ich war so aufgeregt wie ein kleines Kind. Ich dachte wirklich jeder sieht dir den Mann unter der Hülle aus hunderten Metern Entfernung sofort an. Was an und für sich ja ganz lustig ist, denn „Holger“ würde sich in genau dieser Situation mit schlafwandlerischer Sicherheit und unerschütterlichem Selbstvertrauen bewegt haben und das Passing von Holger ist vielen hier ja bestens bekannt… hihi…
Jedenfalls, was soll ich sagen? Auf diesen ca. 400 Metern, die Hanna als erste Schritte in der Öffentlichkeit getan hat, hat sie überhaupt keine Reaktionen bekommen, d.h. also das Passing war absolut erfolgreich!!! Yeah!!!

Aber der Tag wurde immer besser. Mein Psychologe, der nicht auf Hanna vorbereitet wurde, meinte zuerst nur „Wow, DAS verändert sie aber…“ und zeigte sich vom stimmigen Gesamtbild durchaus angetan.

Nach der Therapie noch schnell in die Innenstadt, zwei drei Dinge besorgen… Auch hier Passing erfolgreich!!! Mittlerweile wurde Hanna auch immer selbstsicherer und dachte sich, dieser Tag kann noch nicht zu Ende sein. Am liebsten hätte ich ja mit meiner Frau diesen für mich einmaligen Tag geteilt, aber die ist gerade für ein paar Tage in Sachen Familie unterwegs. Also wenigstens mit Ihr telefoniert und ihr gesagt, wie großartig ich mich gerade fühle und wie gerne ich sie jetzt dabei gehabt hätte… Aber o.k., ging ja nicht, also was jetzt tun? Ganz spontan eine Freundin in Düsseldorf angerufen, die uns auch fast seit Beginn meines Weges begleitet und mich mit ihr auf nen Kaffee in Erkrath verabredet. Da der Tag auch noch ein schöner Sonnentag war, das Cabrio-Dach aufgemacht und dann durfte Hanna gleich an ihrem ersten Tag offen fahren!

Wir sind dann in ein Café gegangen und was soll ich sagen, auch hier ein absolut überzeugendes Passing. Danach sind wir noch ein wenig durch die Stadt gebummelt und ich hab mir im Kaufhaus mit zwei Buchstaben ein paar Strumpfhosen gekauft. Die Verkäuferin hat mich ganz offensichtlich sofort als Frau erkannt, denn erst als sie die doch recht tiefe Stimme von mir hörte: „Ich möchte bitte mit Karte zahlen!“, hat mir ihr sehr überraschter Blick gezeigt, das ich wohl wirklich ganz gut als Frau durchgehe…

Ihr Lieben, DIESEN Tag betrachte ich wirklich als meinen neuen Geburtstag, denn heute wurde Hanna erfolgreich der Öffentlichkeit vorgestellt und ich bin sooo glücklich und zufrieden damit, dass mir die Worte fehlen diese Gefühle auch nur ansatzweise zu beschreiben…

Jedenfalls wird dieser Tag noch sehr sehr lange in mir nachklingen und er hat mir außerdem wieder einmal gezeigt, dass ich den richtigen Weg eingeschlagen habe!

Ich freue mich schon drauf, euch Hanna am 16.02. im Kaiserhaus zum Gendertreff Düsseldorf vorstellen zu dürfen.

Es grüßt euch eine immer noch glühende und innerlich vibrierende

Hanna

p.s.: Danke auch nochmal an alle im Forum für die wirklich netten und aufmunternden Worte!

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In kleinen Schritten, mein Weg zum Ich: 01-2014

Autorin: Xenia

7. Jan. 2014
Ab heute darf ich nur noch flüssige Nahrung (ohne Bröckchen) zu mir nehmen. Der Koffer ist gepackt und alle Papiere beisammen. Morgen geht es los, in Richtung Essen – Endlich.

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In kleinen Schritten, mein Weg zum Ich: 11 u. 12-2013

Autorin: Xenia

Am 14.11. hatte ich meinen ersten "sitzringfreien Tag" 🙂 mit Arbeit, Freizeit und Arztbesuch (Lange Wartezeit) und es ging wunderbar. Es war aber immer noch tagesformabhängig, so dass es ein Tag später, wieder auch mit Sitzring doof war. Zwischendurch musste ich immer mal wieder zu einer leichten Schmerztablette greifen. Aber insgesamt wurde es immer besser auch der "Phantomschmerz" klang immer mehr ab und auch die Körperhaare schienen sich an die neue Situation zu gewöhnen.:-)

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Dezember 2013

Hier führt Marina aus dem Gendertreff ihr Tagebuch weiter und berichtet von Ihren weiteren Erlebnissen in der Heimat und dem Entsorgen Ihrer männlichen Kleidung, sowie dem selbstverständlichen Umgang mit ihrer Transidentität.

Hi,

ich wollte mich mal wieder melden, weil heute Nachmittag etwas passiert ist, dass ich zwar schon lange erwartet habe, aber immer wieder hinausgeschoben hatte.

Zunächst aber möchte ich sagen, dass in den letzten Wochen und Monaten nicht allzu viel passiert ist. Es gab da diese kleine Anekdote am Flughafen Frankfurt, aber sonst „business as usual“ (Für alle die des Englischen nicht mächtig sind: Alles wie immer…).

Die Hormotherapie zeigt auch ihre erwünschte Wirkung. Ich bin inzwischen bei einem B-Cup angelangt. 🙂
Seit meinem 2. Endokrinologen-Termin Ende September nehme ich zusätzlich noch 50 mg Spironolacton und seit Anfang Dezember noch 1,25 mg Finasterid. Ich bin somit in gewisser Weise meinem eigenen Vorsatz untreu geworden keine Blocker zu nehmen. Das muss ich aber insofern einschränken, dass sich die strikte Ablehnung eigentlich nur auf Cyproteron (Androcur) bezog. Wie ich in meinem Artikel Kleines 1×1 der Hormone geschrieben habe, bewirkt Spironolacton eine Reduzierung des Testosteron, jedoch ohne die gravierenden psychischen Nebenwirkungen von Cyproteron (Depressionen). Das Finasterid wollte mir der Endo nicht verschreiben, weil es keine unmittelbare Wirkung bei TS hat. Da es jedoch unter Umständen bewirken kann, dass wieder Haare auf dem Kopf wachsen, wo keine mehr waren, habe ich es mir von meiner Hausärztin auf Privatrezept verschreiben lassen. Schauen wir mal, ob es wirkt…. noch gebe ich die Hoffnung nicht auf, irgendwann ohne Perücke gehen zu können.

Heute nun habe ich meine Schränke in Fulda ausgeräumt und mich damit der letzten Reste der männlichen Kleidung entledigt. Daran gedacht habe ich schon lange, immerhin lebe ich seit dem 27.02.2013 in Vollzeit. Wie ich jedoch schon an anderer Stelle einmal geschrieben habe, muss ich meiner Mutter alles häppchenweise beibringen. Also habe ich fast ein Jahr lang auch zu Hause aus dem Koffer gelebt. Ich habe mir eben alles, was ich für ein Wochenende so brauche aus MG mitgenommen.

Die ganzen Klamotten daheim habe ich monatelang nicht mehr angerührt. Streng genommen stimmt das aber nicht ganz. Ein paar Sachen habe ich auch weiterhin getragen, bzw. jetzt noch aufgehoben. Aber das sind Teile, die ich als Unisex ansehe: einfache weiße T-Shirts zum Arbeiten, Sport/Wellness Kleidung und Pyjamas. Weiße T-Shirts werde ich auch weiterhin tragen, wenn ich im/am/ums Haus etwas zu arbeiten habe und Sport/Wellness Kleidung trage ich in meiner Freizeit zu Hause. Was die Pyjamas angeht: Nachts sind alle Katzen grau, sagt der Volksmund. Von daher ist es mir egal, es muss nur bequem sein. Insofern habe ich da wohl eine recht pragmatische Einstellung.

Wie es nun dazu kam? Ich hatte für die Weihnachtsfeiertage sehr viel Bekleidung mitgebracht. Viel zu viel (wie immer). Und so sagte ich meiner Mutter, dass ich am besten einen Teil der ganzen Sachen gleich hier lasse. Dazu müsste ich aber erst einmal Platz im Schrank schaffen…. Und so waren innerhalb von wenigen Minuten 4 große Müllsäcke gefüllt und mein Schrank fast leer.

Kleine Schritte 2.0 eben….

LG
Marina

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Joselle`s kleiner Urlaubsbericht

Autorin: Joselle aus dem Gendertreff-Forum

Joselle`s kleiner Urlaubsbericht erscheint mit freundlicher Genehmigung von Josi in der heutigen Ausgabe des Gendertreff Blogs:

Was habe ich mir vor der Abreise Gedanken gemacht. Josi sollte, nein wollte ja unbedingt von Anfang an dabei sein.

Was ist passiert? Nichts Unangenehmes. Doch der Reihe nach.

Am Vortag der Abreise wurde der Koffer noch einmal umgepackt und ab 17.oo Uhr habe ich beschlossen, dass alles so bleibt wie es ist. Frau hat natürlich viel zu viel dabei und kann eigentlich gar nicht alles anziehen. Aber es muss alles mit. Ich habe mich geschminkt, umgezogen und auf den Feierabend meiner Frau gewartet. Wir waren uns einig, die Koffer einen Tag vorher aufzugeben – auch weil es uns als Karteninhaber der Fluggesellschaft nichts kostet.

Auf zum Airport und wir haben die Koffer in weniger als 15 Minuten aufgegeben, so dass das Parken auch nichts kostete. Also die Bordkarten in der Hand und der Check in stellte keine Fragen. Wollen wir das denn überhaupt?  Nein, ich möchte das nicht. Sondern so wie jede Frau und jeder Mensch behandelt werden. Den Abend haben wir beide dann ruhig bei einem Gläschen Rotwein verbracht und uns für die kurze Nacht fertig gemacht.
Nach einer sehr kurzen unruhigen Nacht bin ich gegen 01.00 Uhr aufgestanden und habe mich geduscht, rasiert, geschminkt und angezogen. Andrea und ich wurden von einem Freund zum Flughafen gebracht und das Herz klopfte bei der Einlasskontrolle im Securitybereich abermals. Ich wurde freundlich gefragt ob ich von einem weiblichen oder männlichen Uniformierten abgetastet werden möchte und habe mich für den Mann entschieden.
Dieser erklärte hinter meinem Rücken, was er gerade macht und nicht erschrecken solle. Es gibt also doch sehr professionelle Mitarbeiter – Bravo! Beim Boarding in den Flieger und der Flug selbst verliefen wie immer. Alles sehr gelassen und mein Puls reduzierte sich wieder.

Am Ziel angekommen, haben wir uns in die endlose Schlange der Autovermietung eingereiht und brav gewartet. Irgendwie lief die Klimaanlage noch nicht und unter der Perücke wurde es langsam warm. Das war wiederum der Startschuss, dass ich mir die Haare wachsen lasse. Auch hier wurde ich gefragt, welcher Name eingetragen werden sollte und ich entschied mich für den männlichen (Rechtsgeschäft usw.)

An dieser Stelle vorab DANKE an das Forum mit seinen Hilfreichen Stellungnahmen!

Im Ferienhaus angekommen wurden wir gegen Mittag von den Vermietern begrüßt und ich habe mich als Josi vorgestellt und erklärt, dass ich nicht immer eine Frau bin und habe meinen Vorstellungsflyer überreicht.
Wir erkundeten unsere neue Gegend und haben auch sogleich für das Wochenende eingekauft. Das musste natürlich auch erst einmal alles gefunden werden. Nach über 15 Jahren Urlaub auf Menorca, war dies nach über 10 Jahren unser erster Besuch wieder auf Mallorca.
Auch beim Einkaufen lief für uns beide alles so ab, wie gewohnt. Eine schiebt den Einkaufswagen und die andere sagt wo es lang geht.

Unser Haus lag in einer kleinen Wohnanlage mit vier Häusern. Das erste war von den Vermietern bewohnt, das zweite gehörte einem zweiten Vermieter und Haus drei und vier unserem Vermieter. Auch war Haus vier nebenan bewohnt. Zwischendurch gab es doch den ein oder anderen fast schon „ungläubigen Blick“. Auch wenn ich morgens als Mann zum Strand fuhr und als Josi abends zum Essen. Auch auf unseren Ausflügen wurden wir immer stets zuvorkommend und höflich behandelt. Es geht also auch im Ausland.

Witterungsbedingt kam Josi nicht regelmäßig zum Vorschein. Es war für diese Jahreszeit viel zu heiß – Puh.
Den Abflug hat dann aus Zeitmangel und der Witterung wegen nicht Josi angetreten. Wir waren gegen Mittag wieder zu Hause und die 14 Tage vergingen wie im Fluge. Ich kümmerte mich um die Koffer und um Josi, während meine Frau die Einkäufe für das restliche Wochenende erledigte.

Den Abend haben wir ganz langsam ausklingen lassen und unsere Gedanken kreisten immer wieder um diesen Urlaub mit einer komplett neuen Erfahrung. Wir genossen noch die restlichen Urlaubstage und freuen uns auf unseren weiteren……..

Wer weiß was noch alles kommt?

Viele Grüße wünscht
Josi

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In kleinen Schritten, mein Weg zum Ich: 09 (2) u. 10-2013

14. – 21. September
Geschlechtsangleichende Depriwoche. So könnte der Titel lauten und meine momentane Stimmungslage widerspiegeln.

Ein paar Schritte hinaus unter Menschen habe ich bereits gewagt, denn Laufen geht ganz gut und Termine am Montag und Mittwoch bei der Frauenärztin wahrgenommen. Ihr Befund ist positiv und beruhigend, denn sie ist von dem Resultat und dem Heilungsprozess begeistert und gibt mir noch einige Tipps für zu Hause – Weiterhin schonen und liegen.
Klar, dass es noch schmerzt, Sitzen noch ein Abenteuer darstellt, es immer wieder blutet aber die Gemütslage spielt verrückt. Der Hormonhaushalt hat mich zurzeit fest im Griff!

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Massenouting

Joselle hat ja schon einiges erlebt und hier auch an alle weiter gegeben, aber lest selbst ihre erlebte Geschichte über ihr Massenouting:

Hast Du eine Wette verloren….?

oder ist bei Dir schon Karneval?

Das waren die zwei häufigsten gestellten Fragen am gestrigen Samstagabend.

Was war geschehen?

Lange geplant war der Besuch auf der Hüttengaudi (Oktoberfest) bei uns im Ort. Die Karten schon lange vor unserem Urlaub besorgt und ich habe mir immer wieder Gedanken um diesen Abend gemacht. Denn es sollte der erste „öffentliche Auftritt“ von Josi sein. Der Auftritt alleine ist ja mittlerweile relativ unspektakulär, aber die überwiegende Mehrheit des erweiterten Freundeskreis, Bekannten und Vereinsmitglieder aus dem Kreise der Schützen und Karnevalisten kannten Josi bisher noch nicht. Und da ich aber schon der / dem ein oder anderen begegnet bin, ohne dass ich erkannt wurde, wollten wir beide (meine Frau und ich) das „abstellen“. Es ist doch eine unschöne Begegnung, wenn man nicht grüßen kann.

Es ist quasi ein „Massenouting“ geworden.

Denn jeden einzelnen per Mail darüber zu informieren um was es bei mir geht, fanden wir doof und wollten wir auch nicht. Warum also nicht gleich die Person vorstellen um die es geht?

Mein Vorstellungsflyer wurde auf DIN A 5 beidseitig reduziert und so musste ich auch nicht gegen die Lautstärke ankämpfen, auch weil unsere beider Stimmen sehr lädiert waren und der Abend eh in den Sternen stand. Viele Überlegungen wurden vorher bezüglich des Outfits, des Flyers und den bevorstehenden Reaktionen gemacht. Auch wenn wir beide wussten, dass bisher zu 99 % immer alles gut gelaufen ist, so ist die Anspannung doch recht groß gewesen.

Nach dem ein zweites Dirndl besorgt wurde, weil ich mich in meinem ersten nicht mehr so wohl fühlte (war von der Farbe doch sehr auffällig – Knallgrün mit Lila abgesetzt), wurde die vergangenen 14 Tage der Flyer überarbeitet.

Ab Mittwoch veränderte sich die Lage aber zusehends, weil meine Frau erkrankte. Ihr Teamführer kennt uns beide gut, und hatte ab Freitagmittag ein Erbarmen und schickte sie zur Erholung nach Hause. Am Donnerstag begann auch mein Hals zu kratzen……
Der Freitag begann bei mir mit einem Frisörbesuch. Nach der ersten Ernüchterung am Telefon, dass die von mir bevorzugte Frisörin nicht mehr dort arbeitet, bin ich dennoch in den Salon gefahren, habe mir die Haare ausdünnen lassen, die Augenbrauen zupfen (tat gar nicht weh) und färben lassen.
Als kleinen Einschub, muss erklärt werden, dass ich vor fünf Wochen mit meiner Frau beschlossen habe, die Haare wachsen zu lassen, da die Perücke im Sommer doch teilweise unangenehm war. Nachdem meine über 20-jährige Beziehung zur Frisörin abrupt durch Schließung beendet wurde, musste ich mir einen Tag vor unserem Urlaub eine neue suchen. Das gelang ja auch sehr gut, denn der Salon kennt mich nun nicht nur als Mann.

Doch weiter geht es.

Alles wurde am Freitag parat gelegt und ab Samstagmorgen, stieg der Puls von Stunde zu Stunde an. Ich war nicht allein, und so konnte ich dennoch meinem Auftritt gelassen entgegen sehen. Begleitet hat mich meine über alles liebende Frau, ihre Nichte, und drei sehr gute Freunde. Gegen 16.00 Uhr habe ich erst mich und anschließend meine Frau in aller Ruhe geschminkt. Wir wurden abgeholt und standen nun vor dem Einlass. Knappe 10 Minuten zu früh.

Zuerst wurde stets meine Frau erkannt, und dann erst beim zweiten oder gar dritten Hinsehen auch dann ich. Jede (r) musste den ersten „Schock“ doch erst einmal verarbeiten und so entwickelten sich über den Abend verteilt eine ganze Menge an tollen Gesprächen, die wenn ich sie im Einzelnen wiedergeben würden, den Rahmen sprengen würden. Besonders wurde mein Mut gelobt, mein Aussehen, unser beider selbstsicheres Auftreten und die Bewunderung für meine Frau wie sie mit der doch für die meisten ungewohnten Situation umgeht. Ich habe derart viel Rückendeckung in dieser Garde (Karneval) dass ein Gedanke an ein Aufhören in diesem Verein wohl doch erst einmal beiseitegelegt wurde. Das wäre für uns seine Konsequenz gewesen.
Aber, wie gesagt im Gegenteil.
Viele bekannte Gesichter mussten mehrfach hinsehen und haben es erst am späten Abend bemerkt, wer ich bin. Bei so vielen guten Zusprüchen viel es schwer die Tränen zurückzuhalten. Es ist aber gelungen und somit ein Verlaufen der Mascara verhindert worden.
Eine vollkommen neue Erfahrung war das Tanzen auf der „anderen Seite“. Ich wurde so super geführt und fühlte mich auch auf der leeren Tanzfläche Pudel wohl.
Gegen 01.00 Uhr wurde es Zeit nach Hause zu fahren. Eine Freundin fuhr uns heim, und so hingen die Gedanken beim Einschlafen noch lange an diesem Abend.
Wir beide wussten, dass diese Art des Outings auch nach Hinten hätte losgehen können. Da diese Veranstaltung jetzt auch nicht von zu hohem Alkoholkonsum geprägt war, machte die Sache für uns auch ein wenig leichter, ebenso die guten Freunde um uns herum. Mein Erlebnis soll auch keine Allerweltsanweisung eines Outings sein. Jede(r) muss für sich selbst entscheiden wann, was in welcher Form seinem Gegenüber beigebracht wird.
Fast alle meine Entscheidungen wurden von mir in erster Linie wohlüberlegt und in zweiter Instanz nach dem Gefühl entschieden. Ich habe auch schon Entscheidungen an einem Tag über den Haufen geworfen! Wir beide können nun wieder einen ticken Entspannter durch unsere Ortschaft und unser Leben gehen.

Auch wenn noch keine Entscheidung darüber gefallen ist….. Wir wissen beide nicht wohin mich meine Reise als Frau führen wird.

Heute könnte ich trotz starker Erkältung Bäume ausreißen.

Eure
Josi (Joselle)

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In kleinen Schritten, mein Weg zum Ich: 08 u. 09 (1)-2013

August, 30.8.2013 und meine Gefühle fahren Achterbahn. Ist schon ein komisches Gefühl, etwas los zu werden was man eigentlich sein ganzes Leben nicht wirklich akzeptiert hat und doch ist man ja damit durchs Leben gegangen. Wie wird es nach der OP sein? Komme ich damit zurecht? Es stehen Fragen im Raum, die erst nach der OP Antworten finden werden, aber dann gibt es kein Zurück mehr. Die Entscheidung ist bereits gefallen, aber da sind doch immer wieder diese leisen Zweifel. Gut, dass ich heute noch im Büro abgelenkt bin. Ich freue mich auf danach und wenn es vorbei ist.

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