Nathalies Alltag en femme

Nathalie aus dem Gendertreff Forum berichtet über ihre Erlebnisse im Alltag

Den Alltag en femme zu leben ist etwas anderes, als die schönen Stunden in verhältnismäßig sicherer Umgebung bei einem der Treffen. Bei mir hat es auch lange gebraucht, bis ich mal allein zum Einkaufen losgezogen bin. Zurzeit bin ich sehr häufig unterwegs, ja man kann sagen, dass ich meinen Alltag und all das, was man normalerweise zu tun hat, en femme erledige. Einfach um es mal auszuprobieren, wie es so läuft und ob ich damit zurechtkomme. Ausgenommen zur Arbeit und wenn ich zu den Eltern will, da sie noch nichts von mir wissen. In dieser Zeit habe ich einige Situationen erlebt, die ich auf Wunsch von Ava einmal weitergebe.

Zuerst war ein Besuch der Tankstelle. Da ich es seit Jahren gewohnt bin, mit meiner Kreditkarte zu zahlen, dachte ich mir nichts dabei, dies auch en femme zu tun. Die Angestellte sah auf die Karte und meinte: „Das ist nicht Ihre Karte“.

Noch guter Laune versuchte ich, sie vom Gegenteil zu überzeugen und zog meinen Personalausweis, um mich auszuweisen. Den erkannte sie auch nicht an und vermutete sogar, dass ich die Papiere irgendwo gestohlen hätte. Im Lauf der Diskussion wollte sie jetzt die Polizei hinzuziehen. Ich versuchte immer noch ihr klarzumachen, dass das meine eigenen Papiere waren.

Das ganze Theater hatte nun die Aufmerksamkeit des Pächters geweckt. Dieser kam zur Schlichtung zu uns. Nach kurzer Zeit glaubte er mir endlich und ich konnte, nachdem ich gezahlt hatte, wieder fahren.

Solche Reaktionen kannte ich bis dahin nicht und war, unter anderem, der Anlass einen DGTI_Ergänzungsausweis zu beantragen. Auch ist es für die Zukunft sicherer, wenn mal eine Flugreise und/oder Ferien im Ausland geplant sind, dass man keine Probleme bekommt.

Es gibt aber auch schöne Situationen, an die ich mich sehr gerne erinnere. Einmal bezahlte ich mit meiner EC-Karte bei einem Elektronikmarkt. Die Kassiererin schaute mich an und bemerkte: „Oh, haben sie Ihre Namensänderung noch nicht durch?“ Ohne zu zögern akzeptierte sie die Karte.

Zuletzt hatte ich mich am Montag mit meinem Friseur verabredet, der mir ein Päckchen vorbeibringen wollte. Ich war ein paar Minuten zu früh in unserer Fußgängerzone und kaufte mir ein Eis, setzte mich auf die Parkbank und wartete auf Ihn. Der Becher war leer und ich entsorgte ihn in einem Papierkorb, der ein paar Meter weiter angebracht war.

Überraschung, die Parkbank wurde in diesem Moment von einer Frau mit Kinderwagen genutzt. Was nun? Die Frau sah zu mir und meinte: „Sie können sich gerne wieder zu mir setzen.“ Kurze Zeit später kamen wir, über Ihren 10 Monate alten Säugling, ins Gespräch. Einfach so, wildfremde Frauen unterhielten sich über dies und das.

Meine Verabredung kam nach einer Viertelstunde und wir, die fremde Frau und ich, wünschten uns gegenseitig alles Gute. Eine richtig entspannte Unterhaltung, einfach schön. Leider hatte ich vergessen ihr einen unserer Flyer mitzugeben.

Heute kam der DGTI_Ergänzungsausweis nach nur 14 Tagen bei uns an. Ich denke, dass Missverständnisse nun sehr viel schneller geklärt werden können.

Liebe Grüße

Nathalie

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Avas Gedanken zu euphorischen Neulingen

Stehe zu Dir selbst und Deiner Transgender-Eigenschaft. So steht es sinngemäß auf meiner eigenen kleinen Webseite hier auf der Gendertreff Plattform . Und tatsächlich: Obwohl viele Transgender es offensichtlich zunächst kaum glauben können so lehrt doch die eigene Erfahrung, dass das ungezwungene Ausleben der Transgender-Eigenschaft relativ problemlos möglich ist.

Die diversen Erlebnisberichte , Erfahrungsberichte und Reportagen unserer Gendertours sprechen Bände. Die vielfach gehörten und gelesenen – meist sehr theoretischen – Überlegungen dazu, was einem draußen en femme alles passieren könnte muten an wie ein Erfahrungsbericht aus einem Paralleluniversum.

Die eigene Erfahrung lehrt, dass ein Großteil des Passing durch selbstsicheres und selbstverständliches Auftreten in der Öffentlichkeit bestimmt wird. Die Reaktionen der Mitmenschen sind entweder nicht vorhanden oder aber sogar überwiegend positiv. Nicht zuletzt um das zu vermitteln, finden unsere Selbsthilfetreffen in öffentlichen Lokalen statt. Denn wer seine Ängste und seinen inneren Schweinehund überwindet, hat häufig einen bedeutenden Teil seiner aus dem „Zimmertransendasein“ resultierenden Probleme gelöst.

Bewaffnet mit dieser Erkenntnis neigen jedoch offensichtlich einige Transgender nach den ersten überwiegend positiven Reaktionen ihrer Umwelt dazu, in eine Art totale Euphorie zu verfallen. Nach nur einigen Malen en femme in der Öffentlichkeit wissen diese euphorischen Neulinge kraft Selbstdiagnose, dass sie natürlich transsexuell sind. Und ab dann wird auf die Transition hingearbeitet.

So erging es auch Sandra-Melina, einer Userin aus dem Gendertreff Forum. Da sie ihre diesbezüglichen Erfahrungen im geschützten Mitgliederbereich des Gendertreff Forums veröffetlicht hat, möchte ich sie – natürlich mit Sandra-Melinas Einverständnis – hier kurz zusammenfassen.

Was war passiert? Sandra-Melina hatte lange Jahre im Ausland gelebt. Bereits von ihrem Wohnort im Ausland hatte sie sich im Gendertreff Forum angemeldet und sich mit anderen Transgendern und natürlich auch Angehörigen ausgetauscht. Irgendwann stand für sie fest, dass sie wieder nach Deutschland übersiedeln und ihre Transgendereigenschaft ausleben wollte.

Und so stand sie tatsächlich eines Tages als Überraschungsgast auf dem Gendertreff Leverkusen. Und auch sie wusste zu diesem Zeitpunkt natürlich bereits, dass sie von nun an nur noch als Frau leben wollte. Also wurde alles in Bewegung gesetzt, um die Transition vorzubereiten. Bartepilation, Psychologe und Hormonbehandlung waren ab nun die hoch gesteckten Ziele. Bis – ja, bis Sandra-Melina sich verliebte.

„Es kommt anders als man denkt“ – so hieß ihr Bericht dazu im Forum. Denn in Sandra-Melinas Leben war plötzlich eine Frau getreten. Und diese Beziehung stellte die zuvor noch so sicher geglaubte Selbstdiagnose der Transsexualität plötzlich in Frage.

Ich schrieb ihr dazu folgende Antwort auf ihren Beitrag im Gendertreff-Forum:

„Hallo Sandra-Melina,

vielen Dank für diesen interessanten Bericht. Denn er beschreibt etwas, das ich bei vielen unserer etwas neueren User mit einiger Sorge beobachte und vor dem ich einige auch schon explizit gewarnt habe:

Viele der neuen User hier, die erst vor einigen Monaten die ersten Schritte gewagt haben, verfallen in eine Art Euphorie, die nur schwerlich nachvollziehbar ist. Da sind sie gerade erst ein paar Monate in der Öffentlichkeit en femme unterwegs und haben festgestellt, dass man eigentlich ganz problemlos in die Öffentlichkeit kann und es entwickelt sich etwas, das ich als „Hyperventilieren“ bezeichne.

Denn diese User sind sich schlagartig alle ganz sicher, dass die vollständige Transition für sie ab nun der einzig wahre Weg ist. Liebe Leute, das ist aber niemals die Botschaft gewesen, die Euch der Gendertreff mit auf den Weg gegeben hat . Sandra Melina ist ein perfektes Beispiel: Nach Jahrzehnten im stillen Kämmerlein traut sie sich erst seit ein paar Monaten raus. Und schon weiß sie, dass sie nur noch als Frau leben will – bis plötzlich die Liebe des Lebens auftaucht.

Deshalb an dieser Stelle eine Botschaft an so einige von Euch: Liebe Leute! Kommt erst einmal an! Alle hier stecken doch in einem sozialen Gefüge aus Familie, beruflichem Umfeld, Freundeskreis, Sport-, Schützen- oder Kegelverein usw. Fragt Euch bitte erst einmal in Ruhe, ob ihr wirklich immer und unwiderruflich Frau sein wollt. Nach erfolgreicher Transition inkl. gaOP ist das nämlich zu spät.

Mit einiger Sorge beobachte ich, dass einige hier Unsummen ausgeben für Laserbehandlungen und Ähnliches. Dabei muss vielleicht nur ein Ereignis wie jetzt bei Sandra-Melina auftreten, das die eigene Sicht als Transsexuelle in Frage stellt.

Die Erfahrung, die ich gemacht habe ist die, dass man bei aller Euphorie nichts überstürzen sollte. Wenn ich lese, in welcher Geschwindigkeit sich gerade einige Neulinge hier im gesamten privaten und beruflichen Umfeld outen, dann wird mir ganz anders. Liebe Leute, Ihr müsst von Euren Berufen leben. Ein berufliches Outing macht nur Sinn, wenn Ihr wirklich dauerhaft als Frau leben wollt. Und da erzählt mir niemand, der vor einem Jahr noch im stillen Kämmerlein gesessen hat, dass er nun genau weiß, dass nur die gaOP der einzig wahre Weg ist. Auch sollte man immer bedenken: Wenn man sich erst einmal geoutet hat, dann ist das nicht mehr rückgängig zu machen. Nicht zuletzt deshalb würde ich mir bei einigen hier wünschen, dass sie ihre eigene Situation einmal etwas genauer reflektieren.

Hier denken Leute über Hormone nach, die noch vor einigen Monaten nicht einmal eine Damentoilette von innen gesehen haben. Ich kann es nur gebetsmühlenartig wiederholen: Schaut doch erst einmal einige Zeit (und damit meine ich nicht 2 Wochen oder Monate), ob ihr denn wirklich immer und unwiderruflich zu jeder Zeit Frau sein wollt. Denkt einmal darüber nach, dass vielen von Euch das Testosteron die Männlichkeit ins Gesicht geschrieben hat und dass Ihr notfalls ständig im Alltag dazu stehen müsst, als Mann geboren zu sein und als Frau zu leben. Hier besteht nämlich ein großer Unterschied, ob man das nur in Teilzeit oder gleich in Vollzeit macht.

Und erst dann, wenn Ihr Euch nach einigen Jahren völlig sicher seid, dann solltet Ihr über die Transition nachdenken.

Sorry für die deutlichen Worte, aber das ist wirklich meine Meinung dazu. Denn in letzter Zeit „hyperventilieren“ mir hier einige Leute viel zu schnell.

Viele Grüße

Ava“

Ja, das musste zu diesem Zeitpunkt einfach mal raus. Denn eine Anleitung, wie man(n) möglichst schnell Frau wird, kann und möchte der Gendertreff nicht geben. Transidentität ist schließlich kein Wettbewerb bei dem es darum geht, wer Erster bei der Laserepilation oder der Hormonbehandlung ist. Und „weiter auf seinem Weg“ ist nicht derjenige, der einen dieser vermeintlichen Meilensteine erreicht hat. Weiter ist vielmehr derjenige, der einen Weg gefunden hat, seine Transidentität in sein Leben und sein soziales Umfeld derart zu integrieren, dass er damit leben kann und gleichzeitig seinen sozialen und/oder beruflichen Status nicht gefährdet.

Viele Erfahrungen deuten zudem darauf hin, dass einige, die auf Biegen und Brechen die Transition durchgezogen haben, mit ihrer Entscheidung im Nachhinein sehr unglücklich waren. Auch zeigen einige Erfahrungen aus dem näheren Umfeld, dass es ratsam ist, sowohl sich selbst als auch das eigene Umfeld in eher kleinen Schritten an das Thema heranzuführen.

Ich für mich habe deshalb beschlossen, auf meinem eigenen Weg nichts zu überstürzen.

Viele Grüße
Ava

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Gendertreff Forum – 5 Jahre Forum für Transgender, Angehörige und Interessierte

Am 25. April 2006 um 23:31 Uhr ist es passiert: Eine Userin namens Xenia meldete sich im Gendertreff Forum an. Damit war sie die erste Userin dieses Forums und administriert es bis heute. Und was bedeutet das, wenn sich der erste User eines Forums anmeldet? Richtig: Es ist die Geburtsstunde eines Forums.

Am 25. April 2011 ist das Gendertreff Forum demnach 5 Jahre alt geworden. Seit 5 Jahren bietet es die Plattform für den Austausch zwischen Transgendern, Angehörigen und Interessierten und es hat in dieser Zeit auch manche interessante und kontroverse Diskussion erlebt. Kein Wunder, denn das Thema Transgender ist alles andere als trivial.

Als virtuelle Verlängerung des damals schon seit nicht ganz zwei Jahren existierenden Gendertreff Düsseldorf sollte das Gendertreff Forum helfen, die lebhaften Diskussionen unserer Treffen im Internet fortzusetzen. Weiter sollten sich Transgender, Angehörige und Interessierte auch virtuell vernetzen können.

Mittlerweile hat sich das Gendertreff Forum fest in der Transgender-Szene etabliert und es wurden unzählige Themen von Schminktipps bis hin zu Erfahrungen rund um die Transition behandelt. Im "unsichtbaren Teil" des Forums wird mittels persönlicher Nachricht auch von User zu User vertraulich diskutiert. Freundschaften werden geknüpft und gepflegt und auch Events und Ausflüge geplant.

Im fünften Jahr seines Bestehens ist das Gendertreff Forum nunmehr Bestandteil des Informations- und Selbsthilfeangebots des Gendertreff, der mit zwei Selbsthilfgruppen/Treffen sowie dem Forum und der Plattform den Austausch zwischen Transgendern, Angehörigen und Interessierten fördert.

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(Lucy) Marina In The Sky (With Diamonds)

Marina aus dem Gendertreff Forum berichtet von ihrer ersten Flugreise als Marina

Es ist ja nicht so, dass ich die erste wäre, die dies getan hat, aber für jede von uns ist es irgendwann immer das 1. Mal

Da ich nun schon öfter en femme auf Dienstreise war, in Hotels eingecheckt, in der Hotelbar gesessen etc. habe, war es Zeit noch einen Schritt weiter zu gehen. Oder anders gesagt … fliegen.

Ich musste am Dienstag / Mittwoch auf eine Dienstreise, mal wieder nach Polen. Einen Direktflug habe ich nicht bekommen, nur mit Zwischenstopp in Frankfurt. Die Gelegenheit meinen Mut ein kleines Stück zu erweitern, denn der Flug Düsseldorf-Frankfurt war bereits Dienstagabend.

Wenn ihr jetzt glaubt es gäbe etwas Interessantes zu berichten, Irrtum, es ist nichts, aber auch gar nichts passiert. Beim Check-in wollte man nicht einmal meinen Personalausweis sehen; die Bordkarte hatte ich ja bereits am Automaten geholt. Bei der Sicherheitskontrolle ging natürlich erwartungsgemäß der Metalldetektor los. Ich wurde kurz mit dem Handscanner abgetastet, wie es sich gehört von einer weiblichen Sicherheitskraft. Alles OK, guten Flug. Auch beim Boarding und im Flieger….NICHTS. Na gut, ein Flug von Düsseldorf nach Frankfurt ist ja auch kaum mehr als ein Hüpfer von einer halben Stunde.

Dafür war der Rückflug ein bisschen interessanter. Ich wurde aus organisatorischen Gründen bereits um 13:30 am Flughafen Warschau abgesetzt, obwohl mein Flug erst um 17:30 Uhr Boarding hatte. Jede Menge Zeit also. Nur wo sollte ich mich umziehen und schminken?

Der Zufall war mir hold. Ich wollte eine Kleinigkeit essen, also folgte ich den Schildern mit Messer und Gabel. Die Zeichen zeigten zu so einer Art Empore über dem Abflugbereich. Als ich dort oben ankam, musste ich feststellen, dass sämtliche Restaurants wegen Umbau geschlossen waren, aber die Toilette gegenüber war noch offen. Weit und breit niemand zu sehen, alles ruhig.

Ganz vorsichtig die Türe zur Damentoilette einen Spalt geöffnet und gehorcht … leer. Blitzschnell rein und in die erste Kabine, Tür zu. Puuh … Erst mal durchatmen.

Damit war das 1. Hindernis schon mal überwunden. Alles, was ich zum Zurechtmachen brauchte hatte ich ja sowieso im Rucksack. Was soll ich sagen? 15 Minuten später kam Marina aus der Kabine. Am Waschbecken noch das Makeup vervollständigt und raus.

Wieder runter auf die Abflugebene und zur Sicherheitskontrolle. In Polen sind die Sicherheitskontrollen wohl nicht so scharf, der Scanner blieb jedenfalls stumm. Ich hatte immer noch reichlich Zeit. Also bin ich in den Duty-Free Laden und habe ein bisschen eingekauft, unter anderem eine neue Armbanduhr. Natürlich musste ich den höheren Preis mit Steuern bezahlen, schließlich habe ich ja die EU nicht verlassen.

Dann habe ich noch in aller Ruhe eine Tasse Tee getrunken und ein Stück Apfeltorte genossen. Viel mehr gab es nicht zu tun, also zum Gate und Warten. Immer noch über 2 Stunden Zeit bis zum Boarding und kein Internet verfügbar. OK, gut, dann also lesen.

Etwa 30 Minuten vor dem geplanten Boarding kam die Durchsage, dass sich mein Flug um 30 Minuten verspätet. Oh, Oh… Für Frankfurt war die Umsteigezeit sowieso schon knapp bemessen. Und tatsächlich, der Flieger ging erst um 18:45 Uhr statt um 18:10 Uhr in die Luft. Dementsprechend kam ich auch über 30 Minuten später in Frankfurt an.

Eine Bordkarte für den Weiterflug hatte ich noch nicht und der Transferschalter hatte zu allem Überfluss auch noch geschlossen. Na toll. Also raus aus dem Sicherheitsbereich, zum Check-in-Automaten und die Boardkarte für den Weiterflug holen, die mir in Warschau nicht ausgestellt werden konnte.

Wieder durch die Sicherheitskontrolle und wie zu erwarten ging der Scanner wieder los. Die Zeit rennt mir davon. Mein Abfluggate ist zudem auch noch in der hintersten Ecke von Terminal A. Das sind mehrere Kilometer zu laufen.

Völlig außer Atem kam ich quasi in letzter Sekunde noch am Gate an und konnte den Bus zum Flieger besteigen. Dabei machte ich mir schon Sorgen, ob denn mein Gepäck noch mitkommt.

Als ich nach einem sonst völlig ereignislosen Flug in Düsseldorf ankam, war mein Gepäck, wie schon befürchtet, in Frankfurt geblieben. Aufgekratzt wie ich war und da ich sonst auch nichts weiter mehr vor hatte bin ich dann noch zu einem kleinen spontanen Treffen im Braukeller in Mettmann gefahren. Ich wollte die anderen wenigstens noch mal kurz sehen, wenn ich schon nicht am Samstag nach Leverkusen ins Brauhaus kommen konnte. Immerhin konnte ich so noch ein ganz klein wenig entspannen.

Soviel zu meinem ersten und zweiten Flug als Frau.

Spontan fiel mir dazu dies ein: (Lucy) Marina In The Sky (With Diamonds). Daher der Titel.

Viele Grüße
Marina

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Neulich auf der Toilette im Füchschen

Am Freitag, 21.01.2011 fand in der Tonhalle Düsseldorf das Neujahrskonzert mit Justus Frantz statt. Nun ja, ein klein wenig Kulturprogramm kann man manchmal nicht schaden. Außerdem ist solch ein Event ja auch immer mal eine nette Gelegenheit, sich mal so richtig chic zu machen. Und so entstand die Idee, das Konzert zu besuchen.

Gesagt, getan: Bernadette besorgte die Karten. Da das Konzert um 20:00 Uhr anfangen sollte, wollten wir vorher noch irgendwo Essen zu gehen. Also nutzte ich die Gelegenheit, mal ein etwas chiceres Kleid zu tragen. Ein schulterfreies Cocktailkleid mit dem Schnitt eines Etuikleids aus einem schweren, lilanen Satinstoff schien mir angemessen für ein Neujahrskonzert in der Tonhalle.

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Sie sind doch ein Transvestit …?

Die beste Öffentlichkeitsarbeit zum komplexen Thema Transgender ist immer noch der offene und selbsbewusste Umgang mit der eigenen Transidentität. Hier berichtet Vesta aus dem Gendertreff Forum über eine nette Begebenheit in den Lloyd Passagen Bremens.

Am 29.12.2010 waren wir, Vesta und Sternschnuppe, abends auf dem Weg zu einem Kirchenkonzert in Bremen. Da wir noch etwas Zeit hatten gönnten wir uns am Glühweinstand noch einen Mix mit Baileys und Sahne on Top….Lecker…

Am Tischchen stehend betrachteten wir die vorübereilenden Passanten und unterhielten uns darüber, wie kalt es wohl in der Kirche sei, als von dem am Nachbartisch stehendem Paar plötzlich die Frau zu uns herüberkam und sich zu uns gesellte. Dabei schaute sie mich mit klugen, lustigen Augen an, ihre grauweiß gesträhnten Haare fielen lang bis über die Schultern und sie sagte mit einem freundlich lächelndem Ausdruck:

„Sie werden entschuldigen, dass ich sie anspreche, aber ich hab da eine Frage – wenn ich darf?“

Sternschnuppe antwortete rasch und neugierig zugleich: „Bitte, immer frei heraus, was haben sie denn auf dem Herzen?“

„Ich habe gerade mit meinem Mann darüber gesprochen, der fragt mich auch schon die ganze Zeit, aber er traute sich nicht, selber zu fragen und deshalb stehe ich hier.“

Ich war mir meiner schon sehr sicher, was die Dame wollte und in der Tat, sie fragte: „Sagen sie, sind sie ein Transvestit?“

Ich war dennoch überrascht, schaute sie verdutzt an und gab ihr zur Antwort: „ Nein, ich bin kein Transvestit, ich bin eine Frau,“ gleichwohl wissend, dass diese Ansage ihr nicht genügen würde.

„Aber sie waren dann früher ein Mann? Das sieht man doch noch. Wissen sie,“ sagte sie mit einem prüfenden, aber auch gefühlvollen Blick, „wissen sie, ich mag diese Menschen wirklich sehr. Vor allen Dingen mag ich ihre liebevolle Art, ihren Mut, in die Öffentlichkeit zu gehen und wie sie damit und ihrem Leiden fertig werden, in einem falschen Körper leben zu müssen.“

„Gewiss,“ sagte ich, „das ist eine der großen Problematiken, an mir sieht man es ja sehr deutlich, diese männlichen Gesichtszüge, man ist groß usw. dennoch bin ich als ,Umgebaute Person‘ sehr, sehr glücklich.“

„Das sieht man ihnen auch an,“ erwiderte sie, „seid ihr verheiratet, wegen der Ringe?“

Ich lächelte etwas verlegen aber auch irgendwie erfreut und Sternschnuppe entgegnete rasch: „Noch nicht, wir haben uns vor 2 Monaten verlobt.“

„Dann wünsche ich ihnen alles, alles Gute. Noch etwas, Mein Mann traute sich ja nicht sie anzusprechen, der tut sich da sehr schwer, er redet zwar darüber, aber ich finde, dass jeder so leben soll wie er es für richtig hält. Und dass sie so sind und so leben, finde ich einfach bewundernswert.“

„Manchmal ist es schon schwer, seinen Lebensweg gehen zu können, die vielen Vorurteile und auch das oft belächelt werden, aber es ist schön, Menschen wie sie zu treffen, die dann auch noch zu uns kommen und sich informieren und uns so liebe Worte sagen,“ war meine immer noch verblüffte Reaktion auf diese Frau.

„Dann wünsche ich ihnen beiden alles nur erdenklich Gute für das Jahr 2011, kommen sie gut hinein und noch einen schönen Tag. Wo wollen sie denn noch hin?“

„Wir gehen jetzt ins Gospelkonzert, da vorne in die Kirche, Ihnen auch einen schönen Jahresübergang und alles Gute fürs Jahr 2011.“

„Dann viel Freude an dem Konzert,“ sagte sie noch und mit einem: „Herzlichen Dank“ verabschiedeten sich Sternschnuppe und ich rasch in Richtung Kirche, da der Einlass kurz bevor stand.

Und es war wahrlich ein toller Musikabend, den ich auch Euch hier im Gendertreff nur wärmstens empfehlen kann, mit den „New York Gospel Stars“, der durch die nette Begegnung vor dem Konzert noch eine schöne Steigerung erfahren durfte.

Vesta & Sternschnuppe

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Neulich in Wettenberg

Jedes Jahr am letzten Juliwochenende findet in der kleinen hessischen Gemeinde Wettenberg das Golden Oldies Festival statt. Nach bescheidenen Anfängen hat sich dieses Event zu einer der größten Veranstaltungen rund um Oldtimer, Petticoats und Wirtschaftswunder gemausert. Und nachdem Xenia bereits in 2008 dort an einem Petticoat-Wettbewerb teilgenommen hatte war irgendwann Anfang dieses Jahres die Idee geboren, dass man mal wieder dorthin fahren könnte.

Nun, in 2008 hatte es für mich nicht gepasst. Aber in diesem Jahr hatte ich Zeit. Ich habe zwar keine besonders große Affinität zu Petticoats, aber ein schönes Sommerkleid tut es ja auch. Und ein schöner Ausflug ist ja auch nicht zu verachten.

Also trafen wir uns am Samstag, den 31. Juli und fuhren nach Gießen, wo wir uns ein Hotel genommen hatten. Die Fahrt verlief gewohnt unspektakulär. Nur einmal machten wir eine Pause, da die Raucherinnen und auch der Kaffee ihr Recht einforderten. Witzig, als ein Mann zeitgleich mit mir durch die Schleuse der Sanifair-Anlage ging. Er folgte mir in Richtung Toilette, um dann zurückzuweichen als hätte er einen Elektroschock erhalten. Dabei war an der Damentoilette überhaupt nichts auszusetzen. 😉

In Gießen checkten wir im Hotel ein und machten uns frisch. Dann konnte es auch schon losgehen. Es wurden Sonderbusse direkt zum Festivalgelände eingesetzt, wobei das Festivalgelände mit dem Ortskern nahezu identisch ist. Wir kauften uns Zwei-Tages-Tickets und dann konnte es auch schon losgehen.

Wir stürzten uns in Gewühl und besichtigten jede Menge toller Oldtimer (ich habe sogar einen in pink gefunden, was wunderbar zu meinem puderfarbenen Sommerkleid passte), hörten uns die Rock’n Roll Bands an und stöberten in den Auslagen der Stände.

Abends ging es dann zurück zum Hotel, wo wir direkt gegenüber im Xenia bereits bekannten Café Paprica hervorragend und günstig zu Abend aßen.

Nach einer viel zu kurzen Nacht ging es dann am nächsten Morgen weiter. Es wurde kurz im Hotel gefühstückt. Dann brachen wir wieder auf nach Wettenberg. Am Gießener Hauptbahnhof wartete bereits ein erstes Highlight: Einige Oldtimer-Busse fuhren spezielle Touren zwischen Wettenberg und Gießen. Wir hatten Glück und konnten einen dieser liebevoll restaurierten Oldtimer besichtigen. Leider mussten wir jedoch dann mit einem stinknormalen Linienbus vorlieb nehmen – die Oldtimer mussten gesondert gebucht werden.

In Wettenberg wiederholten wir im Wesentlichen das Programm vom Vortag, denn bei so vielen Oldtimern und Ständen gibt es immer etwas Neues zu entdecken. Viele Frauen waren in Kleidern der 50er Jahre unterwegs und auch in unserer Gruppe gab es mit Xenia, Ute, Rita und Hannelore vier Petticoat-Trägerinnen.

Wie schon in 2008 nahm Xenia dann wieder am Petticoat-Wettbewerb teil. Jede der Teilnehmerinnen auf der Bühne musste sich kurz vorstellen und so ließ es sich Xenia nicht nehmen, den Anwesenden kundzutun: „Ich bin Xenia vom Gendertreff in Düsseldorf.“

Ja, und während wir unten zwischen den anderen Zuschauern standen, wurden wir doch glatt gefilmt. Gut, gefilmt und fotografiert wurden wir in den zwei Tagen öfter einmal. Dieses Mal war es aber anders. Denn der freundliche Kameramann war von Mittelhessen TV . Ich habe mich dann noch nett mit ihm unterhalten. Und hier ist sein Filmbeitrag:

>> Das Video zum Bericht auf YouTube ansehen

Ja, da können wir den Bürgermeister und die Gemeinde Wettenberg demnächst wohl schlecht hängen lassen. Aber keine Angst, liebe Wettenberger: Wir kommen wieder. 🙂

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Diagnose „Transsexualismus“ oder „Das Kind muss einen Namen haben“

Transsexualität ist ein sensibles Thema und die formale Einordnung als Krankheit häufig ein Aufreger bei Transgendern. Doris, die den kompletten Weg der Transition gegangen ist, berichtet von Ihren Erfahrungen.

Gestern hatte ich eine Rechnung des Gynäkologen in der Post, bei dem ich seit meinem offiziellen Wechsel vom Mann zur Frau im Mai 2006 in hormoneller Behandlung bin. Da ich als mich als Beamtin privat versichern muss, bekomme ich die Arztrechnungen nach Hause geschickt, um sie zu bezahlen und mir das Geld dann von meinem Dienstherrn und von der Krankenkasse je zur Hälfte erstatten lassen.

Nun ist es hierzulande aber üblich, dem „Kind einen Namen zu geben“. Das heißt, für die Krankenkasse ist in die Arztrechnung zu schreiben, weswegen der Patient oder die Patientin behandelt wurde. Das „Krankheitsbild“ eben. Wobei unter „Behandlung“ alles fällt, was ein Arzt für seinen Patienten tut, auch wenn das „Krankheitsbild“ der Diagnose nicht „heilbar“ ist.

Und deswegen stand eben in dieser Rechnung als Diagnose “Transsexualismus“. Auch auf anderen Rechnungen von Ärzten und Krankenhaus, die ich in dieser Sache bekommen habe, oder in Gutachten steht diese Diagnose, meistens noch mit dem Zusatz „ICD-10: F.64.0“

Dieser Schlüssel steht für die „Diagnose Transsexualismus“.

Es sollte jetzt aber niemand auf den Gedanken kommen, dass es sich hierbei um etwas handelt wie eine Blinddarmentzündung.

Die Einordnung des Phänomens „Transsexualismus“ oder „sexuelle Transidentität“ als „Krankheitsbild“ einschließlich des Verabreichens einer „ID-Nummer“ und eines medizinischen Diagnosebegriffs ist auch in Mediziner- bzw. Psychiaterkreisen ziemlich umstritten. Wer dazu etwas Genaueres wissen will, kann in unzähligen medizinischen Fachbüchern oder auch bei Wikipedia nachschauen.

Ich möchte an dieser Stelle jetzt auch nicht diese ganze Literatur zitieren, dazu habe ich einfach nicht das Fachwissen. Mir geht es an dieser Stelle auch einfach nur darum, einmal darüber zu spekulieren, warum das Phänomen sexuelle Transidentität überhaupt offiziell als „Krankheitsbild“ bezeichnet wird.

Die Erklärungen, die mir dazu einfallen, sind folgende:

Der medizinische Eingriff zur Angleichung Mann zur Frau lässt sich nur durch qualifizierte Ärzteteams vornehmen, also in einem Krankenhaus. Und in ein Krankenhaus kommt man hierzulande nur dann, wenn man eine ärztliche Überweisung hat. Oder als akuter Notfall. Für eine ärztliche Überweisung ist aber eine „Diagnose“, ein „Krankheitsbild“ notwendig.

Die Kosten für das Verfahren einer Angleichungsoperation vom Mann zur Frau sind ziemlich hoch. Bei mir beliefen sie sich auf insgesamt  ca. 16.000,00 €, wobei die eigentliche Operation nur 4.000 € gekostet hat, während die Kosten für die Krankenhausunterbringung bei ca. 12.000 € lagen. Ich weiß das deswegen so genau, weil ich die Rechnungen ja zugeschickt bekommen habe.

Das aus eigener Tasche zu bezahlen, dürfte den wenigsten Transgendern möglich sein, folglich treten hierzulande die Krankenkassen ein. Damit die jedoch juristisch auf der sicheren Seite sind bzw. überhaupt eine Veranlassung haben, in diesem Fall einzutreten, benötigen sie ebenfalls eine „Diagnose“. Denn würde eine solche Angleichungsoperation nicht als „medizinisch notwendige Behandlung aufgrund eines Krankheitsbildes (Diagnose)“, sondern als „Schönheitsoperation“ gewertet, bräuchten sie nicht zu zahlen, und die Transgender würden auf den Kosten sitzen bleiben.

Wenn ein Transgender hierzulande also eine Angleichungsoperation haben möchte, dann benötigt sie also eine ärztliche Überweisung, um überhaupt in ein Krankenhaus zu kommen, das eine solche Operation macht, und zugleich mit dieser Überweisung eine „Diagnose“, damit die Krankenkassen veranlasst werden, die Kosten zu übernehmen, da ja ein „Krankheitsbild“ vorliegt.

Dies ist meine Theorie zu dem Umstand, dass sexuelle Transidentität hierzulande als „Krankheitsbild“ dargestellt wird, obwohl es in Fachkreisen umstritten ist, ob das Phänomen an sich eine Krankheit ist oder nicht.

Ich selber habe mich wegen meiner Transidentität nicht als „krank“ empfunden, aber die Umstände, die bis zu meinem Wechsel damit verbunden waren, haben mir in der Tat ziemlich zugesetzt. Inwieweit, das möchte ich jetzt an dieser Stelle nicht weiter erörtern, aber diejenigen, die in der gleichen Situation waren oder sind wie ich, werden wissen, was ich meine.

Es sollte sich deswegen auch niemand als „krank“ empfinden.

Aber, wie ich weiter oben schon ausgeführt habe, das „Kind muss einen Namen haben“.

Zur Person:

Mein Name ist Doris O., ich bin Jahrgang 1957, lebe und arbeite in E., und bin seit Mai 2006 „offiziell“ Frau. Die nach dem TSG geforderten Gutachten habe ich seit Oktober 2006, die Angleichungsoperation MzF (Mann zur Frau) seit Oktober 2007 und die Personenstandsänderung zur Frau seit März 2008.

Weil ich in der Vorgeschichte zu meinem „Wechsel“, die von April 2001 bis ca. Anfang 2006 ging, auf meine Fragen zu den psychiatrischen Untersuchungen, dem gerichtlichen Verfahren zur Vornamens- und Personenstandsänderung und zur geschlechtsangleichenden Operation vom Mann zur Frau von anderen, die diesen Weg bereits hinter sich hatten, nie zufrieden stellende Auskünfte erhielt, habe ich mir vorgenommen, jeden bzw. jede, die mich darum bittet, über meine persönlichen Erfahrungen zu informieren.

Ich möchte allerdings darauf hinweisen, dass diese Erfahrungen äußerst subjektiv und keinesfalls für jeden bzw. jede brauchbar sind.

Sie ersetzen in keinem Falle professionelle psychotherapeutische Beratung und Analyse. Und sie ersetzen auch nicht die eigene Entscheidung, die jeder bzw. jede für sich selber eigenverantwortlich treffen muss.

Heute kein Kleid?

Wenn man beginnt, als Transgender rauszugehen ist man verständlicherweise zunächst einmal unsicher. Auch gibt es häufig diverse persönliche oder berufliche Gründe deretwegen man vermeidet, bereits vollständig en femme das Haus zu verlassen. Ava berichtet von ihren Erfahrungen. „Heute kein Kleid?“ weiterlesen