Jessicas Probleme nach der geschlechtsangleichenden Operation

Jessica zeigt auf, dass eine GaOP auch mit Komplikationen verbunden sein kann.

Autorin: Jessica Hau. aus dem Gendertreff-Forum

Am 6. 11. 2013 hatte ich meine erste Sitzung zur Geschlechtsangleichenden Operation.
Leider ist am 2 Tag nach der OP der Platzhalter herausgerutscht. Obwohl sofort von Ärzten und auch von mir versucht wurde den Platzhalter zurückzuschieben, funktionierte das nicht. Danach sollte noch mal ein kleiner Eingriff gemacht werden, was aber auch nicht ging. Nun wurde ein Provisorium gefertigt und ich wurde am 24. 11. 2013 aus der Uni Essen entlassen.

5 Tage nach meiner Entlassung ist dann die Klitoris nach unten gerutscht. Ich rief sofort bei der Uni an, woraufhin man mich zu einem Frauenarzt schickte. An einem Mittwochnachmittag einen Frauenarzt zu bekommen, ist denkbar schwierig.

Nachdem ich bei mehreren angerufen hatte, fand ich endlich einen in Wesel. Leider hatte dieser Frauenarzt keine Ahnung von der ganzen Sache und ich musste bis auf den darauffolgenden Dienstag warten. An dem Tag hatte ich einen Termin in Mülheim bei einer Frauenärztin, die sich mit der ganzen Sache auskannte.

Bei den Untersuchungen stellte sich heraus, dass sich das Operationsgebiet infiziert hatte. Es wurden mir Medikamente verschrieben und ich durfte den provisorischen Platzhalter nicht mehr nutzen, weil der für diese Infektion verantwortlich war. Am 9. 12. 2013 musste ich wieder zur Nachkontrolle in die Uni. Es wurde mir mitgeteilt, dass alles bei der 2. Sitzung in Ordnung gebracht wird.

Am 7. 01. 2014 war dann meine 2. Sitzung zur Geschlechtsangleichenden Operation.
Es wurde mir zwar wieder ein neuer Platzhalter eingesetzt, der aber auch wieder am 2. Tag herausging. Nunmehr soll ich erst mal weiter mit einem selbstgefertigten Platzhalter üben.
Sicher ist aber jetzt schon, dass ich noch ein drittes Mal operiert werden muss, weil die Klitoris wieder nach unten verrutscht ist. Falls das mit dem Platzhalter nicht funktioniert, muss ich da auch noch mal operiert werden.

Den Ärzten kann ich keinen Vorwurf machen. Leider ist es nun einmal so, dass der menschliche Körper verschieden ist und es immer zu Komplikationen kommen kann.

Gruß
Jessica

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Kaylas GaOP im Frankfurter Krankenhaus

Mit freundlicher Genehmigung erzählt hier Kayla kurz und knapp ihre GaOP-Erfahrung im Frankfurter Krankenhaus:

Meine GaOP liegt fünf Monate zurück, war in Frankfurt, Markus-Krankenhaus, Prof. Sohn.
Die OP dauerte vier Stunden, anschließend fünf Tage absolute Bettruhe. Am sechsten Tag Verbandswechsel und Begutachtung. Sah gut aus. Hat der Prof. auch selbst untersucht. Der einoperierte Bougy kam raus. Wie das mit dem Bougieren funktioniert, hat mir dann eine Ärztin erläutert. Das sollte ich ab dann 4x am Tag für min. 20 Minuten jeweils tun. Anschließend immer Ausspülen mit Kamille-Sitzbädern.

Schmerzen nach der OP hatte ich keine, klar Scherzmitteltropf und Antibiotika-Tropf immer abwechselnd. Tägliche Begutachtung meiner OP. Die Schwestern und Pfleger waren immer nett zu mir und haben sich um mich gekümmert, konnte sie ständig anklingeln, wenn ich was hatte oder haben wollte. Für die Dauer meines 12tägigen Aufenthaltes immer Thrombosestrümpfe getragen. Ab dem sechsten Tag viel unterwegs gewesen und Bewegung gesucht. Ins Gespräch gekommen mit anderen. Zimmernachbarin war auch MzF – Fall, zwei Zimmer weiter lagen drei FzM – Fälle. Erfahrungsaustausch.

War dann drei Wochen nach Entlassung nochmal für sechs Tage im Krankenhaus, wegen Wundheilungsstörungen und Nekrose (Abgestorbenes Fleisch), kam aber ohne erneute OP aus. Antibiotikum und Braunol – Sitzbäder haben angeschlagen und tägliche Untersuchung und Entfernung des nekrosen Gewebes.

War eine große OP und ich denke, es ist alles gut gelaufen. Ich bin damit und mit dem Ergebnis zufrieden. Bei der Nachuntersuchung Ende September sah alles gut aus. Im Dezember dann noch Halbjahresnachuntersuchung.

Ich persönlich denke, es liegt auch immer an einem selbst, wie die Heilung verläuft. Sitzring ist in den ersten Wochen sehr sinnvoll. Und sich schonen und nicht zu schnell zu viel wollen. Mir wurde ganz klar mit auf dem Weg gegeben, in der Zeit nach der OP kein Sport, keine Dehnübungen, kein Fahrrad fahren, nicht Baden, nicht Schwimmen, viel ruhen. Und das war auch richtig so. Es braucht seine Zeit. Drei Monate hat es gedauert, bis ich für mich selbst das Gefühl hatte, ich bin jetzt wieder fit wie vor der OP.

Ich persönlich würde aufgrund meiner Erfahrungen das Frankfurter Krankenhaus empfehlen. Habe mich da gut aufgehoben gefühlt, man hat sich immer um mich gekümmert, alle waren nett und die GaOP war erfolgreich. Dass das Krankenhaus teilweise umgebaut wird, hat mich nicht gestört.

Kayla

INHALTSVERZEICHNIS

In kleinen Schritten, mein Weg zum Ich: 09 (2) u. 10-2013

14. – 21. September
Geschlechtsangleichende Depriwoche. So könnte der Titel lauten und meine momentane Stimmungslage widerspiegeln.

Ein paar Schritte hinaus unter Menschen habe ich bereits gewagt, denn Laufen geht ganz gut und Termine am Montag und Mittwoch bei der Frauenärztin wahrgenommen. Ihr Befund ist positiv und beruhigend, denn sie ist von dem Resultat und dem Heilungsprozess begeistert und gibt mir noch einige Tipps für zu Hause – Weiterhin schonen und liegen.
Klar, dass es noch schmerzt, Sitzen noch ein Abenteuer darstellt, es immer wieder blutet aber die Gemütslage spielt verrückt. Der Hormonhaushalt hat mich zurzeit fest im Griff!

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Geschlechtsangleichende Operation

Die Abkürzung „GaOP“ steht für „Geschlechtsangleichende Operation“. Dieser Terminus bezeichnet eine Operation, bei der die Genitalien an das Identitätsgeschlecht angepasst werden. Man unterscheidet zwischen Mann-zu-Frau (MzF) und Frau-zu-Mann (FzM). Bei MzF wird aus dem Penis und dem Hodensack eine Scheide, Schamlippen, Klitoris und Schamhügel gebildet. Bei FzM, der etwas komplizierteren Operation, wird ein Penis (Phalloplastik) und ein Hodensack (aus den großen Schamlippen) gebildet. Dazu kommt das Entfernen der Brüste, wobei bei MzF sich die Brüste durch Hormone bilden bzw. durch Silikoneinlagen ein Brustaufbau gebildet wird.

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In kleinen Schritten, mein Weg zum Ich: 08 u. 09 (1)-2013

August, 30.8.2013 und meine Gefühle fahren Achterbahn. Ist schon ein komisches Gefühl, etwas los zu werden was man eigentlich sein ganzes Leben nicht wirklich akzeptiert hat und doch ist man ja damit durchs Leben gegangen. Wie wird es nach der OP sein? Komme ich damit zurecht? Es stehen Fragen im Raum, die erst nach der OP Antworten finden werden, aber dann gibt es kein Zurück mehr. Die Entscheidung ist bereits gefallen, aber da sind doch immer wieder diese leisen Zweifel. Gut, dass ich heute noch im Büro abgelenkt bin. Ich freue mich auf danach und wenn es vorbei ist.

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Kleine Lösung – Große Lösung

… bei der geschlechtsangleichenden Operation von Mann zu Frau.

Jede transidente Person ist so zu akzeptieren und zu tolerieren, wie sie ist, egal ob mit GaOP oder ohne. Es darf keine Ausgrenzung geben, da jede Person für sich selbst entscheiden muss, wie sie leben möchte und welche Lösung für sie die Beste ist.

Auch bei der GaOP gibt es zwei verschiedene Lösungen, nämlich die kleine und die große Lösung. Das darf nicht dazu führen, dass die Person als unvollständige Frau betrachtet wird. Eine Transfrau, die zum Beispiel in einer festen Beziehung mit einer Frau lebt und dies auch nicht ändern möchte, kann für sich entscheiden, die kleine Lösung (Vagenoid) zu wählen. Diese so genannte kleine Lösung birgt wesentlich weniger Gefahren und Probleme, aber dazu später.

Was bedeutet nun eigentlich die kleine oder große Lösung?

Bei der großen Lösung werden nicht nur die äußeren Geschlechtsmerkmale aus dem Penis und dem Hodensack gebildet, sondern auch eine ca. 20 cm tiefe Neo-Vagina. Das bedeutet bei dem wesentlich engeren männlichen Becken, dass man millimetergenau zwischen Enddarm und Harnröhre einen „Kanal“ in den Beckenboden bilden muss. Dabei kann es zu Verletzungen des Darms und der Harnröhre kommen. Die Verletzungen der Harnröhre heilen meist problemlos ab, aber beim Darm kann es zu gravierenden Verletzungen kommen (ggf. künstlicher Darmausgang). Die Operation dauert 6-8 Std.

Bei der kleinen Lösung werden wie bei der großen Lösung die äußeren Geschlechtsmerkmale aus dem Penis und dem Hodensack gebildet, nur wird keine tiefe Scheide in den Beckenboden gebildet. Lediglich 1-2 cm (Vagenoid) muss in die Tiefe angelegt werden. Die OP ist unblutiger und dauert zur Zeit ca. 3-4 Std.

Nach der OP kommt es wegen der kleineren Fläche die anwachsen muss seltener zu Problemen. Auch kann auf einen Platzhalter verzichtet werden. Natürlich nimmt man diese „Strapazen“ in Kauf, wenn man z.B. eine Beziehung zu einem Mann sucht und auch mit einem Mann Geschlechtsverkehr haben möchte. Auch sind die Schmerzen nach der großen OP heftiger und der Heilungsprozess ist langwieriger (längerer Arbeitsausfall etc.).

Die Nachsorge nach der OP ist bei der Neo-Vagina aufwendiger. Sie muss täglich gespült werden und ständig durch einen Platzhalter (Dildo) gedehnt werden (bougieren). Was aber, wenn man bereits älter ist und /oder genau weiß, dass man gar keinen Geschlechtsverkehr mit einem Mann haben will? In diesem Fall sollte man sich überlegen, ob es tatsächlich die große Lösung sein muss.

Für Personen, die weiterhin mit einer Frau in einer festen Lebensgemeinschaft bleiben und/oder überhaupt eine lesbische Partnerschaft anstreben, ist die kleine Lösung ein guter Kompromiss. Es ist schon eine Überlegung wert, ob man das höhere OP-Risiko, den langwierigeren Heilungsprozess und den größeren Nachsorgeaufwand zwingend in Kauf nehmen muss.

Leider ist die Beratung der Ärzte in Hinblick auf das Vagenoid noch sehr mangelhaft und es wird immer von einer Komplettoperation gesprochen. Es ist wichtig, auch einmal an diese Möglichkeit zu denken, um wählen zu können, was für einen jeden der individuell richtige Weg ist.

Es darf allerdings nicht verschwiegen werden, dass die Kosten für einen Scheidenaufbau später nach einer kleinen Lösung nur noch sehr schwer von der Krankenkasse genehmigt werden. Auch ist ein späterer Scheidenaufbau medizinisch laut Aussage von Ärzten nur noch schwer umsetzbar. Es ist wichtig, sich zu entscheiden und mit den Ärzten zu sprechen. Allerdings werden auch die Operationsmethoden immer besser.

Egal, wie die Entscheidung ausfällt, sie ist zu akzeptieren!

***

Bei dieser Tabelle handelt es sich um Zirka-Werte und ist abhängig von dem Krankenhaus, der Wundheilung und jedem Einzelnen:

. Kleine Lösung Große Lösung
Operationsdauer 3-4 Stunden 6-8 Stunden
Krankenhausaufenthalt ca. 2 Wochen ca. 2-3 Wochen
Arbeitsunfähig (Insgesamt) ca. 6 Wochen ca. 6-8 Wochen

 

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Abschluss einer Transition – Tagebuch meiner geschlechtsangleichenden Operation

Larissa berichtet über ihre geschlechtsangleichende Operation. Der Gendertreff bedankt sich für diesen ausführlichen und offenen Erfahrungsbericht.

Mittwoch, 12.10.2011

Heute bis 10:00 Uhr soll ich in Krefeld im Krankenhaus „Maria Hilf“ erscheinen. Der große, lang ersehnte Tag ist zum Greifen nah, denn morgen soll die Operation stattfinden.

Britta fährt mich. Wir sind rechtzeitig losgefahren, haben noch Extrazeit eingeplant, da wir ja nicht abschätzen können, wie der Verkehr unterwegs ist. Es sind ja immerhin 240 km bis Krefeld. Die Sachen hatte ich schon gestern gepackt. Hoffentlich habe ich nichts vergessen.

Anfangs läuft alles gut, wir kommen ganz gut durch. Dann meldet der Verkehrsfunk Staus auf dem Kölner Ring (so was hatte ich schon befürchtet um die Uhrzeit) und noch ein Stau von etlichen Kilometern auf der A 57 Richtung Krefeld. Na, es ist noch früh genug zum Umplanen, bleiben wir halt auf der A 61 und fahren über Mönchengladbach.

Oh, oh – stockender Verkehr mit Stillstand am Kreuz Mönchengladbach, aber es gelingt uns trotzdem auf die A 52, Richtung Düsseldorf zu kommen.

Okay, dann fahren wir am Kreuz Neersen auf die A 44 Richtung Krefeld, Aber das war wohl auch mal wieder nix. Kreuz Neersen, vor allem Richtung Krefeld total dicht. Mhhh, so langsam drängt auch die Zeit. Die Verkehrsdurchsagen für die A 52 um das Kreuz Kaarst sind auch nicht berauschend. Aber wir haben ja schließlich ein Navi im Auto. Also fahren wir in Schiefbahn ab bevor wir noch in irgendwelche Staus kommen und vertrauen mal darauf, dass uns dieser „Besserwisser“ schon irgendwie nach Krefeld zum Krankenhaus leiten wird.

Und tatsächlich, er hat’s geschafft. Um zehn Minuten vor zehn betreten wir die Anmeldung im Krankenhaus. Das laute Geräusch eben war der Stein, der mir gerade vom Herzen gefallen ist.

So, Anmeldeformalitäten erledigt, Telefon auch beantragt, jetzt weiter zur Station M 9, Urologie, erst einmal ein Bett zuweisen lassen und das Gepäck abstellen.

Mhh ja, schönes Zimmer eigentlich – 4 Betten und sogar mit Balkon. Den anderen drei Mitpatientinnen im Zimmer erst einmal Hallo gesagt und kurz zugelächelt, und schon geht es weiter. Noch ein ausführliches Gespräch mit Frau Dr. Krege, noch einmal die Frage, ob ich mir der Risiken und der Konsequenzen der Operation wirklich bewusst bin. Noch könnte ich zurück. Nein, ich will nicht zurück.

Weiter geht’s zum Urologen, Urinstrahlmessung, zum Gespräch mit dem Narkosearzt und dabei immer wieder Formulare und Fragebögen – der übliche Papierkrieg eben.

So, alles hinter mir, jetzt bin ich auf dem Zimmer. Erst einmal alles einräumen und verstauen – so, dass ich an die wichtigsten Sachen rankomme, ohne aufstehen zu müssen, denn damit wird es in den nächsten Tagen wohl etwas hapern. Telefon funktioniert, Laptop und Bücher und DVDs habe ich auch in Reichweite.

Zu essen bekomme ich heute nichts, ich durfte ja schon gestern keine feste Nahrung mehr zu mir nehmen. Dafür stellt mir aber eine freundliche Schwester einen Ein-Liter-Krug mit einer Flüssigkeit darin auf den Nachttisch und sagt mir, den und noch einen von der Sorte müsse ich heute im Laufe des Tages noch austrinken, denn der Darm müsse für die OP schließlich ganz leer sein. Ich probiere das Zeug erst einmal vorsichtig – das hab ich mir doch gedacht, das ist ja Glaubersalzlösung. Schmeckt irgendwie wie Laternenpfahl ganz unten, aber ich habe schon Schlimmeres geschmeckt. Also mal tapfer runter mit dem Zeug.

Britta hat sich auch auf den Heimweg gemacht, und ich habe jetzt viel Zeit. Alle möglichen Gedanken gehen mir im Kopf herum: „Ist es das Richtige, was ich mache, denn schließlich ist dieser Schritt unumkehrbar?“ – Ja, es ist das Richtige. Ich hatte ja schließlich in den zwei Jahren Krieg mit der Krankenkasse und dem fast einen Jahr Wartezeit auf den OP-Termin genug Zeit, darüber nachzudenken. „Für wen tue ich das eigentlich? Draußen in der Öffentlichkeit wird das sowieso niemand merken, ob ich noch einen Penis habe oder nicht.“ – Nein, ich tue das nicht für die Öffentlichkeit – ich tue das ganz allein für mich, für niemanden sonst. Ich will endlich so weit wie möglich das sein, was ich im Innersten bin, nämlich Frau. Dazu gehört auch, dass das Ding da unten endlich verschwindet, denn das ist etwas, was für mich persönlich gefühlsmäßig dort nicht hingehört. Wie ich aber in der Öffentlichkeit als Frau wahrgenommen werde liegt ganz allein an mir selbst, wie ich mich benehme und gebe und dass ich mich möglichst selbstbewusst und natürlich als Frau zeige.

So, noch etwas mit den anderen Mädel auf dem Zimmer unterhalten, die die OP alle schon hinter sich haben, versuchen, ob ich mit dem Stick ins Internet komme (Es klappt!), dann noch etwas lesen, mein „wohlschmeckendes“ Getränk austrinken und mal versuchen zu schlafen. Aufgeregt bin ich ja doch.

Donnerstag, 13.10.2011

Gerade bin ich aufgewacht im Zimmer, noch irgendwie leicht beduselt. Das letzte, an das ich mich bewusst erinnern kann, ist das Gesicht des Narkosearztes so um sieben Uhr fünfzehn, kurz nachdem er mir die „Scheißegal-Pille“ zum Schlucken gegeben hat. Auf meine Frage an die anderen, wie spät es jetzt sei, heißt es, es sei jetzt so sechzehn Uhr dreißig. Janine, eine Mitpatientin, die eine Woche vor mir operiert worden ist, fragt mich: „Na, wie fühlt es sich an?“ – Tja, wie? Ungewohnt, anders, aber auf jeden Fall gut. Irgendwie fühle ich mich „angekommen“.

Viel mehr habe ich dann auch nicht mehr mitbekommen – ich muss wohl gleich danach eingeschlafen sein.

Freitag, 14.10.2011

Mein Geburtstag. Beim Aufwachen stelle ich fest, dass mir die Schwestern eine Vase mit Blümchen auf den Nachttisch gestellt haben. Jetzt erst wird mir so richtig bewusst, dass ich an lauter Schläuchen hänge.

Visite. Frau Dr. Krege sagt mir, dass die Operation gut verlaufen sei. Der Darm sei zwar leicht verletzt worden (Das war eins der Risiken, über die ich vorher informiert worden war), aber es sei absolut nichts Schlimmes. Nur dürfte ich jetzt 5 Tage nichts essen, damit die Verletzung am Darm abheilen kann. Das erklärt jetzt auch die ganzen Schläuche: Schmerz-, Blasen- und Darmkatheter und der Schlauch für die Infusionen.

Besuch von Ava – im Businessoutfit. Sieht echt gut aus darin, direkt zum Verlieben. Muss mir ja wohl gut gehen, wenn mir solche Gedanken durch den Kopf schießen. Und Britta kommt auch noch. Schön!

Samstag, 15.10.2011

Keine Schmerzen, nur an das dauernde Auf-dem-Rücken-Liegen muss ich erst gewöhnen, das ist für mich nicht gerade bequem, da ich es gewohnt bin, auf der Seite zu schlafen. Aber das geht wegen der Infusionsnadeln und -schläuche leider nicht. Ansonsten nur Injektionen und Kontrollen.

Noch einmal Besuch von Britta. Sie hat Jutta mitgebracht, eine Freundin aus Zons, bei der sie auch übernachtet hat.

Abends bekomme ich sogar schon einen Joghurt zu essen.

Sonntag, 16.10.2011

Ich werde mit meinem Bett runtergefahren in die Ambulanz zum Verbandwechsel. Rauf auf den „Astronautenstuhl“, und langsam werde ich nach hinten gekippt in „Abschussposition“. Jetzt kann ich wirklich nachempfinden, wie sich eine Frau (zumindest am Anfang) auf diesem gynäkologischen Stuhl fühlen muss, nämlich völlig hilflos.

Ich darf schon mal mit einem Spiegel gucken, wie es da unten jetzt aussieht. Nicht schlecht, möchte ich mal sagen. Gefällt mir.

Ava kommt auf dem Weg zum Gendertreff Düsseldorf noch vorbei. Leider darf ich nicht mit.

Abends bekomme ich wieder einen Joghurt.

Montag, 17.10.2011

So, die Nachtinfusion ist entfernt worden und am Nachmittag auch der Schmerzkatheter.
Sonst gibt es nichts Besonderes. Mit Unterhaltungen, Lesen, Film gucken und Internet vertreibe ich mir die Zeit.

Zum Abendessen stellt mir die Schwester mit einem leichten Grinsen einen dieser üblichen zugedeckten Teller hin. Ich darf doch eigentlich noch gar nichts Richtiges essen. Nein, erst ab übermorgen wieder. Haben die sich etwa vertan? Ich hebe mal vorsichtig den Deckel an und finde zwei Stück Zwieback mit etwas Petersilie garniert. Ich gucke ganz entgeistert hoch und schaue direkt in das grinsende Gesicht der Schwester. Sie sagte nur, vielleicht wolle ich ja schon einmal wieder üben, wie das mit dem Essen geht.

Überhaupt sind die alle unheimlich lieb und freundlich hier, von den Stationsärzten angefangen bis zum Reinigungspersonal. Es herrscht hier wirklich eine echt angenehme Atmosphäre.

Dienstag, 18.10.2011

Heute mal wieder Verbandwechsel. Der Darmkatheter wird entfernt – ab morgen darf ich dann wieder normal essen. Die Infusionskanüle für die intravenöse Ernährung wird auch entfernt. Die Vagina (eigentlich ja Neovagina) sieht sehr gut aus, sagt Frau Dr. Krege; sie ist sehr zufrieden mit dem Ergebnis.

Jetzt ist nur noch der Blasenkatheter drin, ich darf also, und soll sogar schon aufstehen und mich etwas bewegen und herumlaufen.

Abends bekomme ich schon einmal Schonkost zu essen.

Mittwoch, 19.10.2011

Endlich mal wieder ein richtiges Frühstück! Und die Dame, die die Essensbestellungen für die nächsten Tage aufnimmt, kommt auch. Ich glaube, bei dem Essensangebot hier beantrage ich gleich mal Aufenthaltsverlängerung.

Janine darf heute nach Hause, dafür ist wieder eine Neue gekommen.

Jetzt habe ich noch einen schönen Spaziergang gemacht und etwas das Krankenhaus erkundet.

Donnerstag, 20.10.2011

Die Neue ist um 07:30 Uhr zur OP gefahren worden und wurde um 16:30 Uhr zurückgebracht. Sie dämmert noch so leicht vor sich hin. Und noch eine Neue ist gekommen, zur Nachoperation.

Ich habe den Tag mit Spazierengehen und Lesen verbracht.

Abends sind plötzlich Blutungen im Wundbereich aufgetreten. Verbandwechsel und hoffen, dass die Blutungen aufhören.

Freitag, 21.10.2011

Nach gut einer Stunde Schlaf bin ich wach geworden, weil es sich im Bett so feucht anfühlte. Der Grund war, dass sich in den Labien Blutergüsse gebildet haben und der linke davon aufgegangen ist, sodass ich quasi im Blut lag. Verbandwechsel, das heißt, nur noch Vorlagen, die sich bei Blutungen schnell wechseln lassen. Einen Liter Blut als Infusion bekommen.

Besuch von Britta, sie ist etwas erschreckt von der ganzen Sache.

Samstag, 22.10.2011

Jetzt ist rechts der Bluterguss auch aufgegangen. Ich habe Bettruhe verordnet bekommen, darf nur aufstehen, wenn ich zur Toilette muss. Mist, das wird dann wohl nichts, dass ich, wie eigentlich geplant, am Mittwoch nach Hause darf. Das kann ich mir wohl abschminken.

Britta und Katja besuchen mich. Ich freu mich immer, wenn jemand kommt, ansonsten vertreibe ich mir die Zeit mit Lesen (Gut, dass ich so viele Bücher mitgenommen habe), Surfen im Internet und Filme gucken (Hab ich zum Glück auch noch genug).

Sonntag, 23.10.2011

Kein Blut heute morgen in der Vorlage. Frau Dr. Krege eröffnet mir bei der Visite, dass ich unter Umständen noch 14 Tage bleiben muss, bis sie das alles in den Griff bekommen haben. So ein Mist!

Verbandwechsel (an den „Astronautenstuhl“ habe ich mich inzwischen gewöhnt) – und wieder Blut aus den Hämatomen ablaufen lassen. Der Hämatokritwert ist total im Keller, deshalb bekomme ich jetzt Entwässerungstabletten.

Frau Dr. Krege kam am Nachmittag noch einmal vorbei und sagte mir, dass sie OP-Nähte noch einmal öffnen würden, um das ganze Blut ablaufen zu lassen.

Montag, 24.10.2011

Erneute Operation, wie schon angekündigt, von 8 – 12 Uhr, das geht ja noch. Sie haben die Nähte wieder geöffnet, zum Teil jedenfalls, und offen gelassen, damit Blut und Wundwasser ablaufen können. Das tut jetzt weh und sappscht ganz ordentlich. Aber die Scheide sieht gut aus, sagt Frau Dr. Krege.

Jetzt haben wir bis morgen noch eine ältere Dame aufs Zimmer bekommen – na ja, Dame ist vielleicht nicht ganz der richtige Ausdruck für diese Meckertante. Alles passt ihr nicht, immer am meckern, und wegen jeder Kleinigkeit klingelt sie nach der Schwester. Dabei kann sie eigentlich aufstehen und die Kleinigkeiten selbst erledigen. Sie ist aber wohl nicht zum ersten Mal hier, die Schwestern kennen sie schon und verdrehen beim Rausgehen nur noch die Augen. Sie hat ihr Bett schon ganz dicht an die Heizung gestellt (Das konnte sie seltsamerweise alleine.) und hat die Heizung voll aufgedreht. Angeblich friert sie sonst, zu Hause mache sie das auch immer so. Mannomann, dabei ist es draußen warm und sonnig, und wir haben sonst den ganzen Tag lang die Balkontür offen. Wir kommen uns fast vor wie in der Sauna.

Jetzt schnarcht die auch noch wie ein ganzes Sägewerk – ich hoffe, ich kann nachher einschlafen.

Dienstag, 25.10.2011

Ich muss wohl doch irgendwie eingeschlafen sein, das waren wahrscheinlich noch die Nachwirkungen der Narkose und der Operation. Jedenfalls habe ich die Nacht tief und ruhig durchgeschlafen. Dafür habe ich im Schlaf ins Bett gemacht, das ist mir ja echt peinlich. Aber der Arzt sagt, das wäre normal, weil nach der OP die Darmfunktion noch nicht kontrollierbar wäre.

So, das „Sägewerk“ ist wieder weg. Ist in ein anderes Zimmer verlegt worden. Erleichtertes Aufatmen bei uns im Zimmer.

Verbandwechsel noch einmal, immer noch alles schön voll Blut da unten. Meine Blutwerte (Hämoglobin- und Eisenwerte) sind total im Keller. Deshalb bekomme ich jetzt Blutkonserven, zweimal einen Liter.

Mittwoch, 26.10.2011

Aufgewacht und die Tränen laufen. Mir wird jetzt erst so richtig bewusst, dass ich endlich angekommen bin – angekommen da, wohin ich immer wollte.

Als die Schwester mir gerade mal wieder ne Spritze verpassen wollte, hat meine Killerente (mein Kuscheltier) sie mal etwas angemeckert. Fast hätte sie sich vor Lachen in den Papierkorb gesetzt, aber die Spritze hat sie mir trotzdem verpasst.

Der Verband ist ab, ein paar Fäden gezogen und die Tamponaden entfernt worden. Neue Tamponaden (aber nur kleine) in die letzten Löcher.

Beim Stuhlgang die ganze Toilette vollgeblutet, die Tamponade rechts gewechselt worden.

Eigentlich wäre ich ja heute wieder entlassen worden und hätte nach Hause gekonnt. Eigentlich…

Donnerstag, 27.10.2011

Tamponade rechts erneuert und wieder Blut, das sich gesammelt hat, ablaufen lassen.
Ansonsten ein ruhiger Tag.

Hihi, die Schwester warnt jetzt, wenn sie hier im Zimmer ist alle anderen, die bei ihr sind, dass sie auf meine „Killerente“ aufpassen sollten – die wäre echt gefährlich.

Freitag, 28.10.2011

Gut geschlafen bis gegen drei Uhr, dann fing unten rechts der Druckschmerz wieder an, das heißt, in der Wunde sammelt sich immer noch Blut.

Wieder runter in die Ambulanz, den ganzen Blutschmodder entfernt und ablaufen lassen. Mit zwei Stichen genäht worden.

Vesta und Sternschnuppe waren da. Hab mich riesig gefreut. Die beiden wollen ja morgen zum Spanischen Abend vom Gendertreff. Und ich darf nicht mit!!! Bäääh!

Da sammelt sich immer noch Blut unten in dem Bereich. Jetzt gegen Abend nehmen der Druck und die Schmerzen wieder zu.

Samstag, 29.10.2011

In der Nacht wurden die Schmerzen fast unerträglich. Ich wusste überhaupt nicht mehr, wie ich noch liegen sollte, damit es weniger weh tut. Ich habe dann Schmerzmittel als Infusion bekommen. Danach habe ich tief und fest durchgeschlafen.

Ich darf duschen! Mal sehen, ob ich das nachher mache, wenn Britta da ist, denn ich bin doch etwas wackelig auf den Beinen.

Mit Duschen war es dann doch nichts. Musste runter in die Ambulanz zum Tamponade wechseln.

Britta war da. Hat sich eine Zeitlang zu mir ins Bett gelegt zum Kuscheln. Das darf man hier, und das Kuscheln war auch mal wieder verdammt nötig.

Britta hat alle Bücher mitgenommen, die ich schon ausgelesen habe (Das waren die meisten) und schickt mir neue, da sie ja frühestens, wenn überhaupt, erst wieder am Wochenende kommen kann. Dieser verlängerte Aufenthalt war ja schließlich auch nicht eingeplant. Sie fährt noch kurz im Café Süd beim Spanischen Abend vorbei und grüßt nochmal alle von mir, da ich ja leider nicht dabei sein kann.

Sonntag, 30.10.2011

Gut geschlafen, ohne Schmerzen aufgewacht. Beim Stehen zieht es noch etwas unten rechts, aber das können auch normale Heilungsschmerzen sein. Endlich kommt jetzt auch die Verweilkanüle raus.

Na Klasse, jetzt spielt mein Blutzucker total verrückt, aber das wäre nicht weiter schlimm, meint der Arzt, da der Körper ja noch mit den Verletzungen von der OP zu kämpfen hat, und da könnte so etwas ohne Weiteres passieren.

Ich soll duschen und dabei alles mit Wasser ausspülen. Stuhlgang lässt sich immer noch nicht 100%ig kontrollieren, ab und zu sind halt immer noch „Bremsspuren“ in den Vorlagen.

Ava war wieder da. Weil aus dem einen Kompressionsstrumpf mein großer Zeh so weit herausguckte, habe wir noch rumgeflachst, dass man da ja am besten einen Anhänger mit meinem Namen dran bindet, denn wenn die mich dann mal in die Kühlkammer schieben müssten, wüssten sie gleich, wer ich bin.

Und dann kam noch eine richtige Gendertreff-Invasion: Xenia, Hydra, Bernadette und Sabine – hoffentlich hab ich niemanden vergessen. Das war richtig schön, sie alle da zu haben.

Abends noch geduscht und wieder Schmodder weggespült.

Montag, 31.10.2011

Ich habe gut geschlafen, nach dem Frühstück geduscht und wieder Blutschmodder mit weggespült

Beim Stehen und Laufen zieht es unten rechts immer noch etwas, aber das lässt sich ohne weiteres aushalten.
Die Zuckerwerte spielen immer noch verrückt. Die letzte Tamponade ist jetzt auch raus.

Ein Hämatom ist noch da, das sitzt genau zwischen Scheide und Darm, aber Frau Dr. Krege sagt, das würde von alleine aufgehen.

Dienstag, 01.11. 2011

Hab wieder gut geschlafen. Frau Dr. Krege hat Recht behalten, der letzte Bluterguss hat sich geöffnet und Blut läuft ab.

Ich soll versuchen, wie es mit dem Wasserlassen klappt. Der Urinbeutel kommt erst einmal ab, ich darf also ohne diese „Handtasche“ rumlaufen. Der Drück des Hämatoms auf den Darm ist jetzt weg, dadurch spontaner Stuhlgang, also wieder mal in die Windel gemacht. So eine Sch…., im wahrsten Sinne des Wortes.

Zigaretten sind alle und kein Automat in erreichbarer Nähe.
Der Versuch mit dem Wasserlassen ist fehlgeschlagen, also ist der Urinbeutel für die Nacht wieder dran.

Mittwoch, 02.11.2011

Wieder gut und schmerzfrei geschlafen. Stuhlgang ist jetzt auch wieder unter Kontrolle. Der nächste Versuch mit dem Wasserlassen, die „Handtasche“ ist erst einmal wieder ab.
Juhu, es hat geklappt! Das ist doch mal ein Erfolg.

Ich soll jetzt immer die Urinmenge messen, also in einen Messbecher pinkeln, damit sie sehen können, ob sich die Blase wirklich ganz entleert. Gegen Abend hat es noch einmal geklappt, aber für die Nacht kommt zur Vorsicht der Urinbeutel noch einmal dran.

Donnerstag 03.11.2011

Ich habe mir gestern Abend ein Schlafmittel geben lassen. Da ich ja den ganzen Tag liege und höchstens etwas herumlaufe, wovon soll ich da überhaupt müde werden? Aber danach habe ich gut geschlafen. Das Gefühl am Afterschließmuskel normalisiert sich auch – alles wieder unter Kontrolle. Wasserlassen klappt auch.

Ava ist vorbeigekommen und hat mir auf Brittas „Notruf“ hin Zigaretten gebracht. Ich könnte sie knutschen. Bei dem herrlichen Wetter kann man ja gut raus auf den Balkon, unseren, vom Krankenhaus genehmigten Rauchsalon und sich ein wenig mit den Damen aus dem Nachbarzimmer unterhalten, mit denen wir uns den Balkon teilen.

Für die Nacht kommt noch einmal die „Handtasche“ dran.

Freitag, 04.11.2011

Mit dem Schlafmittel schlafe ich wirklich tief und fest. Die „Handtasche“ ist wieder ab.
Ich glaube, ich habe gerade einen kleinen Anfall von Heimweh oder auch Krankenhauskoller gehabt, denn auch die Entlassung am Wochenende ist fraglich geworden. Die Tränen liefen einfach so. Es ist ja schön hier im „Kurhotel Maria Hilf“, das gesamte Personal ist aufmerksam, lieb und freundlich, und das Essen schmeckt und ist hervorragend – aber so langsam möchte ich doch wieder nach Hause. Und Britta kann am Wochenende auch nicht kommen.

Brittas Paket mit den Büchern und ein paar Leckereien ist auch angekommen.

Blutzucker mittags auf 542!!! Kontrollmessung gemacht worden, es stimmt. Jetzt ist es amtlich, noch keine Entlassung am Wochenende. Es sei zwar soweit alles in Ordnung, aber es sei noch nicht ganz ausgestanden, deshalb müsse ich auf jeden Fall noch bis Mitte der Woche dableiben.

Samstag, 05.11.2011

Mal wieder gut geschlafen. Noch einmal runter in die Ambulanz zum Nachgucken. Frau Dr. Krege hat noch einmal eine ganze Handvoll gallertartige, geronnene Blutmasse (Schmodder eben!) aus dem letzten Hämatom herausgeholt. Damit dürfte jetzt wohl alles draußen sein. Da sie ja mittlerweile weiß, dass mich der Anblick von Blut nicht stört, auch wenn es mein eigenes ist, fragte sie mich, ob ich das mal sehen wollte. „Das ist fast eine komplette Nachgeburt“, meinte sie noch ganz trocken, als sie mir die Handvoll Schmodder zeigt. Bis Mitte der Woche sollte jetzt alles erledigt sein.

Den Grund für diese inneren Blutungen ein paar Tage nach der OP konnte sie mir aber auch nicht sagen. Sie meinte, da spielten zu viele verschiedene Faktoren mit hinein, und da der menschliche Körper nun mal keine Maschine sei, die immer gleich reagiert, müsse man auf solche unvorhersehbaren Ereignisse immer gefasst sein.

Ab jetzt soll ich mit dem Vibrator Dehnübungen machen, also bougieren, damit die angelegte Vagina auch ihre Tiefe behält und nicht schrumpft.

Katja hat angerufen, und Gitta war heute auch noch da. Ein Lichtblick, da Britta dieses Wochenende ja leider nicht kommen kann.

Sonntag, 06.11.2011

Wieder gut geschlafen. Das Schlafmittel wirkt wirklich gut. Eigentlich keine besonderen Vorkommnisse. Meine Dehnübungen habe ich gemacht. Noch ganz leichte wässrige Blutungen aus der Scheide, aber es sieht alles sehr gut aus, sagte Frau Dr. Krege. Ich kann auch schon wieder sitzen, mit einem Sitzring natürlich, allerdings noch nicht sehr lange.

Montag, 07.11.2011

Mit diesem leichten Schlafmittel schlafe ich eigentlich immer gut. Bei der Visite sagte mir Frau Dr. Krege, dass ich Mitte der Woche nach Hause dürfte, ob mir Mittwoch oder Donnerstag lieber wäre. Ich sagte, Donnerstag wäre mir lieber, da Britta mich dann abholen könnte. So, der Blasenkatheter ist jetzt auch raus – das war vielleicht ein ekliges Gefühl, als das Ding rausgezogen wurde. Brrrr!

Noch einmal Besuch, diesmal von Nathalie. Jetzt haben mich schon so viele Leute vom Gendertreff besucht, das ist ein richtig gutes Gefühl.

Noch mal Besuch vom Internisten wegen des Blutzuckers. Die Werte haben sich wieder halbwegs normalisiert und der Langzeitzuckerwert wäre mit 6,0 völlig in Ordnung. Er hat mir auch noch einmal erklärt, dass die „verrückten“ Werte daher stammten, dass der Körper heftig mit den „Verletzungen“ von der OP zu kämpfen hatte.

Dienstag, 08.11. 2011

Erfrischt aufgewacht. Stuhlgang und Wasserlassen vollkommen unter Kontrolle. Wieder runter in die Ambulanz zum Nachgucken. Es ist alles OK.

Die leichten Blutungen aus der Scheide, vermischt mit Wundwasser würden noch ein paar Tage anhalten, da sich die Reste des Hämatoms an der Naht noch ganz abbauen.
Auch das Sitzen geht immer besser.

Mittwoch, 09.11.2011

Da wollten die mich auf der Station doch fast schon heute „rausschmeißen“, da eigentlich immer mittwochs entlassen wird. Aber das kleine Missverständnis war ganz schnell wieder geklärt.

Noch einmal eine Kontrolle – alles OK.

Zucker geht auch auf Normalwert zurück.

Morgen geht’s ab nach Hause. Schon einmal alle Sachen packen, die ich hier nicht mehr brauche, dann brauche ich das morgen nicht mehr zu tun.

Donnerstag, 10.11.2011

So, endlich nach Hause. Hat ja schließlich auch lange genug gedauert. 12 – 14 Tage sollte ich hierbleiben und 30 Tage sind es letztendlich geworden.

Das Abschlussgespräch mit Frau Dr. Krege muss leider ausfallen, da sie zwischenzeitlich zu einer Notoperation gerufen wurde, die noch einige Stunden dauern kann. Den Abschlussbericht und alles andere hatte sie mir ja auch schon gestern gegeben.

So, Britta ist da. Noch die große Abschiedsrunde über die Station drehen. ich habe mich ja hier wirklich wohlgefühlt und gut aufgehoben, aber jetzt will ich doch endlich nach Hause.
Nun noch unten in der Aufnahme bezahlt, was ich noch zu bezahlen hatte, das Gepäck ins Auto und nichts wie los.

Endlich zu Hause angekommen. Mit dem Sitzring ließ sich auch die lange Autofahrt problemlos überstehen.

Ein Lebensabschnitt ist zu Ende gegangen – jetzt fängt ein neuer an. Ich habe mein Ziel erreicht.

Nachtrag vom 05.07.2012

Jetzt liegt die Operation fast genau ein Dreivierteljahr hinter mir, ich glaube, es ist jetzt an der Zeit für ein kleines Resümee.

Ich bin jetzt am Ende meines Weges angelangt, eines Weges, der lang, nicht immer einfach und mit Hindernissen gepflastert war. Ich habe mein Ziel erreicht, Ich lebe jetzt mein Leben als Frau und fühle mich äußerst wohl dabei. Ich bin glücklich darüber, diesen letzten Schritt der geschlechtsangleichenden Operation getan zu haben. Aber das war mein Weg, mein ganz persönlicher Weg, der sich nicht beliebig auf andere übertragen lässt.

Ich würde diesen letzten Schritt trotz aller aufgetretenen Komplikationen jederzeit wieder tun.

Aber jeder hat seinen eigenen Weg, jeder muss seine Entscheidungen auf diesem Weg selber treffen. Es ist nichts Schlechtes, sich gegen eine Operation zu entscheiden. Der Entschluss zu einer geschlechtsangleichenden Operation sollte auch erst nach langem, reiflichem Überlegen und Abwägen gefasst werden. Dieser Entschluss sollte ganz tief aus einem selbst, aus dem Inneren kommen und unbeeinflusst von anderen gefasst werden. Denn denkt daran, dieser Schritt kann nicht mehr rückgängig gemacht werden, er verändert Euer Leben für immer. Deshalb kann ich auch niemandem raten, sich für oder gegen eine Operation zu entscheiden.

Für mich war es auf jeden Fall der richtige Entschluss.

Larissa

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50 Prozent aller …

50 Prozent aller transsexuellen Männer lässt sich angleichen.

In Deutschland werden pro Jahr etwa 3000 Fälle mit Transsexualität diagnostiziert. Im Zeitalter des Internet sind Informationen über die „Krankheit“ für alle leichter zugänglich und mehr Menschen, die vermuten im falschen Körper geboren worden zu sein, wagen es, einen Arzt aufzusuchen, um sich Rat zu holen und eine Diagnose stellen zu lassen. Auch die Wahrnehmung von Transsexualität/Transidentität in der Gesellschaft habe sich gewandelt.
So unterziehen sich etwa die Hälfte (Mann-zu-Frau) und etwa jede Dritte (Frau-zu-Mann) aller transidenten Menschen einer Geschlechtsangleichenden Operation um ihren Körper anzugleichen. Dies erklärt Chirurg Jürgen Schaff vom Münchner Rotkreuzklinikum. Allein dort werden Pro Jahr etwa 300 entsprechende Operationen durchgeführt.

Quelle: Internet – www.paradisi.de 2009

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Meine Erfahrung in der Uni Essen

Das Thema Transsexualität ist besonders sensibel. Viele Fragen diesbezüglich werden deshalb im Gendertreff Forum in einem besonders geschützten Bereich behandelt. Umso mehr freuen wir uns, dass unsere Userin Mandy von ihren Erfahrungen bei ihren Operationen berichtet.

Von Mann zur Frau Operation

Mit freundlicher Genehmigung von Mandy

Ich wurde von Dr. vom Dorp und Dr. Rossi operiert in einer mehrstündigen OP. Dies wurde nicht nur mit einer Vollnarkose, sondern auch mit einem Rückenmarkskatheder eingeleitet.

Am 5.3.2008 bin ich auf der Wachstation wach geworden. Mittags kam ich schon wieder auf mein Zimmer. Ich spürte meinen Unterleib zwar noch nicht so richtig, aber es ging mir sehr gut. In meinem Zimmer auf der Station bekam ich noch im Laufe des Nachmittags zwei kleine Infusionen.

Alle paar Minuten bis zum Donnerstag morgen (!) fragte mich das Pflegepersonal, ob ich Schmerzen hätte und mit der Zeit sagte ich immer wieder in lächelndem Ton: „Noch nicht!“ Vielleicht, so dachte ich, kämen die Schmerzen ja später, aber ich hatte keine Schmerzen, nur ein komisches Gefühl wie leichtes Kneifen und Drücken. Aber es waren keine Schmerzen.

Am Nachmittag wurde ich zum ersten Verbandswechseln in die Ambulanz gefahren. Dort wurde mein erster Verband gewechselt. Dr. Rossi sagte mir, ich solle noch warten, mir das Ergebnis anzusehen, da alles noch geschwollen und mit Blutergüssen versehen wäre. Deshalb solle ich bis zum zweiten Verbandswechsel warten mit dem Ansehen des Unterleibes. Dies bejahte ich. Dann verband er mich wieder und sagte, es sehe aber trotzdem sehr gut aus und die OP wäre sehr schön verlaufen. Dies könne er mir schon bestätigen.

Dann wurde ich wieder auf mein Zimmer gefahren. Trotzdem fragte mich das Personal bei jeder Gelegenheit, ob ich Schmerzen hätte. Dies musste ich wieder und wieder Verneinen. Mir ging es einfach nur sehr gut und nicht nur gut! Nicht nur, um eine schöne Geschichte zu schreiben, sondern weil es halt wirklich so gewesen ist.

Dann am Samstag, den 8.3.2008, hatte ich meinen zweiten Verbandswechsel. Dies machte Dr. vom Dorp. Er machte mir den Verband ab und sagte mir, ich könnte mir jetzt das Ergebnis ansehen. Ich bekam einen Spiegel in die Hand, und ich sah zwar noch Blutergüsse und Schwellungen. Beim Ansehen meines Unterleibs erklärte mir Dr. vom Dorp das Ergebnis und dabei liefen mir die Tränen, weil ich es endlich so hatte wie ich es fast mein ganzes Leben haben wollte.

Nach kurzer Zeit erklärte mir Dr. vom Dorp das Ergebnis weiter und sagte auch, was bei der zweiten OP noch geändert werden würde: Wenn die Modellierung gemacht würde und das Ergebnis genau wie bei einer richtigen Frau wäre.

Ich war einfach nur glücklich und zufrieden und hing meinen Gedanken nach, als ich zurück ins Zimmer gefahren wurde. Jetzt war ich schon fast eine ganze Woche im Klinikum und wusste, dass Morgens und Abends immer Visite war. Auch vom Personal, egal ob Ärzte, Schwestern oder Pfleger, merkte ich immer mehr, dass ich in guten Händen war. Ich kann nur anmerken, dass von beiden Seiten ein liebes und nettes Verhältnis aufgebaut wurde. Auch ging es mir von der Gefühlswelt her immer besser.

Am Montag, den 10.3.2008 hatte ich meinen dritten Verbandswechel, aber es wurde mir kein neuer Verband mehr angelegt. Dr. Rossi erklärte mir, wie ich mich in den nächsten Tagen selber versorgen sollte. Trotzdem sagte Dr. Rossi, er und auch die anderen vom Personal würden mir helfen, wenn es Probleme gäbe. Meine Heilung ging zügig vonstatten und am 15.3.2008 wurde ich aus dem Klinikum Essen entlassen.

Am 14.3.2008 gegen 16 Uhr hatte ich dann mein erstes Vorgespräch zur nächsten OP wegen des Brustaufbaus in der Frauenklinik, direkt neben der Urologie im Klinikum. Auch muss ich noch erwähnen, dass ich ein sehr gutes und nettes Verhältnis zu allen, die in der Urologie arbeiten, hatte. Ebenso freute ich mich immer auf die Dates mit den Ärzten! – lach

Mein Fazit: Dieses Klinikum kann ich nur bestens und wärmstens empfehlen! Dort seid Ihr in den besten Händen.

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Meine zweite OP in der Uni Essen

Nachmodellierung und Brustaufbau

Am 27.5.2008 bin ich gegen 9:00 Uhr wieder in die Urologie gegangen um meine zweite OP machen zu lassen. Diese war für den nächsten Tag geplant. Gegen 11 Uhr hatte ich einen Termin bei Herrn Dr. Hoffmann und Frau Dr. Schwidde wegen des Brustaufbaus. In einem ausführlichen Gespräch wurde ich über die OP und die Risiken des Brustaufbaus informiert.

Am 28.5.2008 gegen 13 Uhr wurde in den Vorraum des OP gefahren. Dort sagte man mir, dass es noch ein wenig dauert. Aber es wurden schon Vorbereitungen an mir vorgenommen. Dann so gegen 14 Uhr bekam ich die Vollnarkose.

So gegen 19 Uhr bin ich in meinem Zimmer aufgewacht. Nach einigen Momenten habe ich meine Zimmermitbewohnerin Alicia gefragt, wann ich wieder auf dem Zimmer war. Sie sagte mir so gegen 16:30 Uhr. Da ich noch wahrscheinlich unter Narkosenachwirkungen und Schmerzmitteln war, hatte ich keine Schmerzen.

Am nächsten Morgen bei der Visite fragten Herr Dr. Rehme und Herr Dr. Niedworok, ob ich irgendwelche Schmerzen oder Probleme hätte. Aber ich musste es verneinen, es ging mir einfach gut. Von Tag zu Tag ging es mir besser. Am 4.6.2008 wurde ich dann aus dem Klinikum entlassen. Am 16.6.2008 wurden mir die Fäden gezogen.

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