Kostenübernahme zur GaOP

Autorin: Nathalie

Antrag auf Kostenübernahme der GaOP:

Etwa ein Jahr nach dem Beschluss des Amtsgerichtes zur Namens – und Personenstandsänderung bin ich mir zu 100 % sicher, wie mein weiterer Weg verlaufen soll. Da ich, in vielen Überlegungen und gemeinsamen Gesprächen mit meiner Frau, die angleichende Operation anstrebe, hatte ich im Vorfeld schon einen Vorgesprächstermin in dem bevorzugten Klinikum vereinbart. Parallel dazu habe ich die Krankenkasse angeschrieben und um Kostenübernahme gebeten. Auch zu diesem wichtigen Schritt konnte ich kaum Material finden, wo ich nachschauen konnte, welche Unterlagen ich dazu einreichen musste. Deshalb habe ich hier eine kleine Zusammenstellung aufgeführt, die ich für die Antragstellung der Kostenübernahme bei der Krankenkasse eingereicht habe.
Eine Vorlage von meinem Antrag könnt Ihr sehr gerne hier auf dieser PDF – Datei einsehen.

Zu dem Antrag habe ich folgende Unterlagen zu Händen des MdK eingereicht:

Beschluss Amtsgericht
transsexueller Lebenslauf
Gutachten 1
Gutachten 2
Befund des Therapeuten
Befund Neurologe
Befund Urologe
Befund Gynäkologe
Befund und Untersuchungsergebnisse Endokrinologe
Informationsmaterial der Selbsthilfegruppe

Ich hoffe, Ihr könnt mit den Informationen etwas anfangen und mich würde es sehr freuen, wenn Ihr Euch auch die Zeit für einen Besuch bei www.nathalie-book.de nehmen würdet.

Viel Erfolg !
Nathalie

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Operationstechniken bei der geschlechtsangleichenden Operation von Mann zu Frau

Bei der Geschlechtsangleichenden Operation (GaOP) werden die primären Geschlechtsmerkmale an das Aussehen und die Funktion des anderen Geschlechts angeglichen.

Erste operative „Geschlechtsumwandlungen“ wurden Anfang der 1920er Jahre durchgeführt. Im Laufe des 20. Jahrhunderts verfeinerten sich die Methoden zur genitalen Angleichung an das Wunschgeschlecht sowohl in der konservativen Therapie als auch in den operativen Maßnahmen. In den 1950ern waren Thematik und medizinische Vorgehensweisen vor allem unter US-amerikanischen Ärzten geläufig.

Man unterscheidet zurzeit folgende Operationsmethoden bei Mann-zu-Frau:

  • Penisinvaginations-Methode (Seit 1950er Jahren)
  • Kombinierte-Methode / Suporn-Methode (Seit 21. Jahrhundert)

Penisinvaginations-Methode:

Die Operation geschieht dadurch, dass ein Teil der Eichel mitsamt den Blutgefäßen und Nerven aus dem Penis herausgelöst und an der entsprechenden Stelle wieder eingenäht wird. Dadurch entsteht dann die neue Klitoris, die durch die erhalten gebliebenen Nervenenden später ein sexuelles Lustempfinden ermöglicht. Die Harnröhre wird ebenfalls herausgelöst und entsprechend gekürzt. Die Hoden werden genau wie die Schwellkörper am Penisschaft restlos entfernt. Es gibt aber auch Techniken, bei denen letztere zum Teil als vaginale Schwellkörper Verwendung finden. Die Penishaut wird zur Auskleidung eines geschaffenen Körperhohlraums verwendet (invertiert) und bildet so die Vagina. Schließlich werden aus dem Hodensack die Schamlippen geformt. Normalerweise ist ein etwa 14-tägiger Krankenhausaufenthalt dafür notwendig, vorausgesetzt, es treten keine Komplikationen ein. In vielen Fällen muss dann nach einigen Monaten noch eine zweite, kleinere Operation vorgenommen werden, um einige Korrekturen durchzuführen.

Mittlerweile haben sich die Operationstechniken schon so weit verbessert, dass zumindest in einigen Zentren fast schon von Routineeingriffen gesprochen werden kann. Frauenärzte stellen angeblich immer häufiger fest, dass die Operationsergebnisse kaum noch von natürlichen weiblichen Geschlechtsorganen zu unterscheiden sind. Lediglich das Fehlen der inneren Geschlechtsorgane und der natürlichen weiblichen Sekretbildung lässt eine Unterscheidung noch zu.

Vorteil:

Es ist eine sehr verbreitete und von vielen Chirurgen praktizierte Methode, wodurch viel OP-Routine besteht und seltener grobe Fehler gemacht werden. Hierbei liegt die Rate der orgasmusfähigen Post-OP-Transfrauen schon sehr hoch, so dass man von einer Orgasmusfähigkeitsrate von mindestens 80 Prozent spricht. Man muss berücksichtigen, dass im Kopf ursächliche Blocken einen Orgasmus verhindern können. Die tatsächliche Rate wird also bezogen auf die körperliche Funktionsfähigkeit noch etwas höher liegen.

Außerdem ist bei der penilen Inversion die Heilung vergleichsweise (mit anderen Methoden) fast komplikationsfrei und die bei anderen Methoden intensiv benötigte Dilation (Dehnung der Scheide mittels verschieden großer medizinischer Dildos, meist zur zusätzlichen Heilung mit Salben und Estriol praktiziert) muss hier seltener und weniger lange vorgenommen werden.

Nachteil:

Bei der penilen Inversion ist die theoretisch schlechtere Optik durch mangelhafte Berücksichtigung der geeigneten Gewebearten auch ein Grund, warum es gefühlsmäßig nicht komplett authentisch sein wird. Außerdem ist es mittels peniler Inversion schwierig, eine ausreichende Scheidentiefe zu erhalten, da der Penis durch die gegengeschlechtliche Hormonbehandlung bereits vor der OP schrumpft und so oft relativ wenig Material zur Verfügung steht. Auch ist ein ausreichendes Feuchtwerden der Neovagina nur selten über die Prostata möglich.

Dennoch sind sehr viele Transfrauen hochzufrieden mit ihrem durch die Penisinvaginationsmethode erzielten OP-Ergebnis. Ein geeigneter Chirurg kann hiermit schon gute Arbeit leisten.

Zusammenfassung:

  • Seit den 1950er Jahren ist die penile Inversionstechnik die Standard-Vorgehensweise, um eine Vaginoplastik bei Mann-zu-Frau-Transsexuellen zu erstellen.
  • Die penile Inversionsmethode ist eine effektive und zuverlässige Technik zur Erreichung einer ausreichenden Neovaginaltiefe.
  • Die Größe und Tiefe der Vagina hängt von der vorhandenen Menge Penishaut ab, die als Spendergewebe zur Verfügung steht.
  • Meistens sind Vorhautbeschneidungen oder lang andauernde Hormontherapien dafür verantwortlich, dass nicht genügend Penishaut zur Verfügung steht.
  • Verschiedene Quellen attestieren der penilen Inversion im Vergleich zur kombinierten Methode ein weniger natürliches Erscheinungsbild im Vergleich zu einer natürlichen Vagina. Eine Labienplastik ist notwendig um das Erscheinungsbild der kleinen Schamlippen zu verbessern, jedoch sind die kosmetischen Ergebnisse im Vergleich zur kombinierten Methode weniger natürlich, wobei diese Aussage auf verschiedenen Internet-Quellen beruht. Viele der dem Gendertreff persönlich bekannten operierten Transfrauen sind mit dem Ergebnis durchaus zufrieden.
  • Die traditionelle Technik der penilen Inversion legt mehr Wert auf die Vaginaltiefe als auf das kosmetische Erscheinungsbild der äußeren Genitalien.
  • Bislang fand die Vorhaut keinerlei Beachtung bezüglich ihres Nutzens bei Mann zu Frau Genitalangleichungen. Sie ist haarfrei und enthält kein Fettgewebe.
  • Die penile Inversionstechnik ist in Deutschland Standard und wird von den Krankenkassen ohne Zuzahlung bezahlt. Die bewährte Technik wird in kleinen Nuancen von vielen Kliniken in Deutschland (Stand April 2016 – z.B. in Köln, Krefeld, Frankfurt, Berlin etc.) praktiziert. Damit ergibt sich der Vorteil eines heimatnahen Krankenhausaufenthalts sowie der anschließenden Nachversorgung in einem weitgehend gewohnten Umfeld mit Besuchen von Angehörigen und Freunden.

Kombinierte Methode:

Bei der kombinierten Methode wird die Klitoris ebenfalls aus der Eichel und den dazugehörigen Gefäßen und Nerven des Penisrückens gebildet. Im Gegensatz zur Penisinvaginations-Methode wird jedoch das innere Blatt der Vorhaut an der Eichel belassen und daraus gemeinsam mit der Penishaut die Klitoris, das Klitorishäubchen und die kleinen Schamlippen geformt. Für die Bildung des Scheideneingangs wird die restliche Penishaut und die ansonsten überflüssige Haut des Hodensacks verwendet. Zusätzlich wird die Scheide mit der längseröffneten Harnröhre ausgekleidet. Es wird bis auf die großen Schwellkörper sämtliches Material verwendet, was bei der Penisinvaginations-Methode nicht der Fall ist. Gewebe und Nerven werden bei der Operation geschont und mikrochirurgisch aufbereitet, um eine optimale Sensibilität der gesamten Genitalregion zu erreichen. Die längseröffnete Harnröhre ermöglicht hierbei außerdem eine gewisse Scheidenfeuchtigkeit bei sexueller Erregung. Im Gegensatz zur Penisinvaginations-Methode kann bei der kombinierten Methode auch bei einem wenig stark ausgebildeten Penis eine ausreichende Scheidentiefe erreicht werden.

Bemerkenswert ist, dass die Formung einer empfindungsfähigen Klitoris zwar technisch problemlos möglich ist, jedoch viele Ärzte und Krankenversicherungen dieses als ein nicht medizinisch notwendiges Extra bezeichnen, das im Gegensatz zur Anlage einer Neovagina, von der Patientin daher selber zu bezahlen sei (s.u.). Auch in der Rechtsprechung ist dieses Verständnis von Weiblichkeit und weiblicher Anatomie umstritten.

Vorteil:

  • Außer den Hoden und großen Schwellkörpern werden alle Anteile zum Aufbau der Neovagina verwendet.
  • Es entstehen nur wenige Narben. Damit wird die Penishautinnervation wenig beeinträchtigt.
  • Dadurch, dass die Konstruktion nicht unter Zug steht, gibt es keine Durchblutungsprobleme.
  • Die Neoklitoris erhält ein sensibles Praeputium (Vorhaut).
  • Die kleinen Labien (Schamlippen) sind ausreichend, die Klitoris, die Urethra (Harnröhre) und den vaginalen Raum zu bedecken, die Farbe der inneren Oberfläche der Labia minora unterscheidet sich von der Umgebung (wie bei genetischen Frauen).
  • Durch die Kombination aus gestielter Penishaut, gestielter Harnröhre und deepithelisierter Skrotalhaut kann eine sehr gute Scheidentiefe und -weite erreicht werden. Verschiedene Quellen geben eine durchschnittliche Tiefe von 13,2 cm an, die Ergebnisse streuen demnach zwischen 11 und 21 cm.
  • Die Neovagina ist im Inneren größtenteils sensibel und kann durch Absonderungen des Anteils der penilen Urethra (Harnröhre) feucht werden.
  • Der Mons pubis (Venushügel) muss nicht zusätzlich aufgebaut werden.

Nachteil:

  • Die Kombinierte Methode ist in Deutschland noch nicht Standard und wird zurzeit (Stand April 2014) nur in München und Hamburg durchgeführt und kostet für Patienten eine Zuzahlung zur kassenärztlichen Leistung von ca. 2.400,00 Euro, da die Kosten (noch) nicht vollständig von den Krankenkassen übernommen werden. Die Wartezeit an der Klinik in München z.B. beträgt aktuell ca. 3 Jahre. Laut der Uniklinik in Essen wird dort nun auch die Kombinierte Methode angewendet (Stand Februar 2016). Wie Herr Dr. Heß berichtet, wird sie dort ohne Zuzahlung angeboten und es gab bislang keine Probleme mit den Krankenkassen bzgl. der Kostenübernahme.
  • Bei dieser Methode wird Leistengewebe zur Auskleidung der Neovagina verwendet, so dass die mögliche Schrumpfung extrem sein kann. Dies bedeutet absolut akribisches Dilatieren, welches stellenweise sehr schmerzhaft sein kann. Hier muss die Patientin eine hohe Moral und Schmerztoleranz mitbringen, um das OP-Ergebnis zu halten. Nach den ersten 6 Monaten haben die meisten Patientinnen dann das Schlimmste überstanden.

Zusammenfassung:

  • Die Kombinierte Methode ist eine neue Technik der geschlechtsangleichenden Operationen vom Mann zur Frau, die in einem Schritt vollzogen wird.
  • Sie Ist keine die Penishaut umkehrende Vaginoplastiktechnik/penile Inversionstechnik.
  • Die Kombinierte Methode verwendet den Chonburi Lappen (Chonburi Flap der Suporn-Methode) (Peniskopf – Penisvorvorhautlappen), um die Innenfläche der kleinen Schamlippen auszubilden sowie eine gefühlsaktive Klitoris zu erschaffen und wird kombiniert mit einer Hodensackhautgewebetransplantation in voller Gewebestärke (mit oder ohne Leistenhauttransplantation), um die Vaginoplastik auszubilden.
  • Sie hat sich als zuverlässige Operationstechnik erwiesen, die deutlich befriedigendere Ergebnisse hinsichtlich des Erscheinungsbildes beim Klitorisaufbau und bei der Rekonstruktion der Labia Minora (Kleinen Schamlippen) erzielt als bisherige Operationstechniken. Zudem ist die emotionale Stimulation von Klitoris und kleinen Schamlippen deutlich verbessert und somit das Gefühlserleben intensiver. Darüber hinaus erreicht sie trotzdem gleichzeitig genügend funktionelle Neovaginaltiefe.
  • Bei Patientinnen, die bei Gynäkologinnen/Gynäkologen in Deutschland vorstellig wurden, konnten die Gynäkologinnen/Gynäkologen auf Anhieb nicht feststellen, dass sie eine operierte transsexuelle Frau vor sich hatten.
  • Operationen in Thailand werden aktuell (Stand April 2014) nur für Privatpatientinnen von den Kassen übernommen. Kassenpatientinnen müssen dies selbst finanzieren und können mit aktuell (Stand April 2014) ca. 15.000,00 Euro für die OP samt Flug und 30-tägiger Nachbetreuung im Hotel und lebenslanger kostenfreier Nachkorrektur rechnen.
  • Die Kombinierte Methode wird zurzeit (Stand April 2014) nur in München und Hamburg durchgeführt und kostet für Patienten eine Zuzahlung zur kassenärztlichen Leistung von ca. 2.400,00 Euro. Die Wartezeit beträgt aktuell ca. 3 Jahre. Laut der Uniklinik in Essen kann dort die Kombinierte Methode noch nicht umgesetzt werden.
  • Die Kombinierte Methode ist in Deutschland noch kein Standard (Stand April 2014) und wird (nicht) von den Krankenkassen bezahlt (s.o.).
  • Bei der Kombinierten Methode wird Leistengewebe zur Auskleidung der Neovagina verwendet, so dass die mögliche Schrumpfung extrem sein kann. Dies bedeutet absolut akribisches Dilatieren, welches stellenweise sehr schmerzhaft sein kann. Hier muss die Patientin eine hohe Moral und Schmerztoleranz mitbringen, um das OP Ergebnis zu halten. Konkret ist das Dilatieren 3 Monate lang 3 x täglich, weitere 3 Monate 2 x täglich und dann noch ein halbes Jahr einmal täglich erforderlich. Es ist eine tägliche Herausforderung, gegen die Heilungskräfte des eigenen Körpers anzukämpfen und dafür zu sorgen, dass die Neo-Vagina sich nicht wieder zusammenziehen kann im Bestreben, die neue Körperöffnung wieder zu schließen. Am Anfang dauert dabei jede Nachsorge rund eine Stunde, also 3 Stunden am Tag. Nach den ersten 6 Monaten haben die meisten Patientinnen dann das Schlimmste überstanden.
  • Im Falle einer Operation in Thailand ist zu bedenken, dass man sich fernab der Heimat in einem Land befindet, in dem man sich nicht in seiner Muttersprache verständlich machen kann. Auch ein Besuch von Freunden oder Angehörigen ist aufgrund der Entfernung meist ausgeschlossen. Dies kann belastend für die Psyche sein.

Unterschiede zwischen der Kombinierten Methode (München/Hamburg) und der Suporn-Methode (Thailand):

Die Technik in Deutschland hat relativ viele Gemeinsamkeiten mit der thailändischen Methode. Es gibt aber auch einige entscheidende Unterschiede:

  • Dr. Suporn teilt die Eichel in einen kleinen Teil, der dann die Klitoris bildet. Der überwiegende Rest wird als „Chonburi Organ“ zwischen Klitoris und Harnröhre eingebaut und wird somit permanent beim Geschlechtsverkehr direkt stimuliert.
  • In Deutschland wird kein „Chonburi-Organ“ (Suporn-Methode) aus dem unbenutzten Rest der Eichel im Scheidenvorhof gemacht. Es werden alle Anteile der Eichel für die Klitoris verwendet.
  • In den Kliniken München, Hamburg und Essen wird kein Klitoris-Frenulum geformt. Der Begriff „Frenulum“ bezeichnet dabei ein Bändchen zwischen der Eichel und der Vorhaut der Klitoris. Als Begründung gilt, dass das Klitoris-Frenulum bei der Suporn-Technik angeblich nur Narbengewebe sei.
  • Die Kliniken in München, Hamburg und Essen formen die äußeren Labien (Schamlippen) aus Skrotalhaut (Skrotum = Hodensack; diese ist auch das homologe Gewebe dafür), während bei der Suporn-Technik Penishaut benutzt wird.
  • In Thailand kleidet man die Neovagina mit einem freien Transplantat der Hodenhaut aus, die vorher „gemesht“, also maschinell in eine Art Netz umgewandelt wurde, um die Oberfläche zu vergrößern. In München verwendet man dagegen gestieltes Harnröhrengewebe, gestielte Penishaut sowie ein freies, aber nicht gemeshtes Skrotalhauttransplantat. Dies hat den Vorteil, dass die Neovagina im Inneren zum größten Teil sensibel ist und außerdem eine Lubrifikation (Befeuchtung) bei Erregung erfolgt.
  • Durch die Verwendung des Hodenhaut-Netzes muss bei der Suporn-Technik in Thailand  im Vergleich zur in Deutschland angewandten Kombinierten Methode wesentlich intensiver bougiert werden.
Spendergewebe Penisinvagination Suporn / Kombiniert
Vorhaut Wird als wertlos erachtet Erschaffung der Innenfläche der kleinen Schamlippen
Penisschafthaut Erschaffung der kleinen Schamlippen und der Vaginalwände Erschaffung der Außenfläche der kleinen Schamlippen
Hodensackhaut Erschaffung der großen Schamlippen und der Vaginalwände, unbenutztes Material wird weggeworfen Erschaffung der großen Schamlippen und der Vaginalwände

 

Hinweis: Teile des Textes enthalten Auszüge aus dem Artikel der Wikipedia zur geschlechtsangleichenden Operation

>> Geschlechtsangleichende Operation

>> Kleine Lösung – große Lösung

>> Trans* und Medizin

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Kaylas GaOP im Frankfurter Krankenhaus

Mit freundlicher Genehmigung erzählt hier Kayla kurz und knapp ihre GaOP-Erfahrung im Frankfurter Krankenhaus:

Meine GaOP liegt fünf Monate zurück, war in Frankfurt, Markus-Krankenhaus, Prof. Sohn.
Die OP dauerte vier Stunden, anschließend fünf Tage absolute Bettruhe. Am sechsten Tag Verbandswechsel und Begutachtung. Sah gut aus. Hat der Prof. auch selbst untersucht. Der einoperierte Bougy kam raus. Wie das mit dem Bougieren funktioniert, hat mir dann eine Ärztin erläutert. Das sollte ich ab dann 4x am Tag für min. 20 Minuten jeweils tun. Anschließend immer Ausspülen mit Kamille-Sitzbädern.

Schmerzen nach der OP hatte ich keine, klar Scherzmitteltropf und Antibiotika-Tropf immer abwechselnd. Tägliche Begutachtung meiner OP. Die Schwestern und Pfleger waren immer nett zu mir und haben sich um mich gekümmert, konnte sie ständig anklingeln, wenn ich was hatte oder haben wollte. Für die Dauer meines 12tägigen Aufenthaltes immer Thrombosestrümpfe getragen. Ab dem sechsten Tag viel unterwegs gewesen und Bewegung gesucht. Ins Gespräch gekommen mit anderen. Zimmernachbarin war auch MzF – Fall, zwei Zimmer weiter lagen drei FzM – Fälle. Erfahrungsaustausch.

War dann drei Wochen nach Entlassung nochmal für sechs Tage im Krankenhaus, wegen Wundheilungsstörungen und Nekrose (Abgestorbenes Fleisch), kam aber ohne erneute OP aus. Antibiotikum und Braunol – Sitzbäder haben angeschlagen und tägliche Untersuchung und Entfernung des nekrosen Gewebes.

War eine große OP und ich denke, es ist alles gut gelaufen. Ich bin damit und mit dem Ergebnis zufrieden. Bei der Nachuntersuchung Ende September sah alles gut aus. Im Dezember dann noch Halbjahresnachuntersuchung.

Ich persönlich denke, es liegt auch immer an einem selbst, wie die Heilung verläuft. Sitzring ist in den ersten Wochen sehr sinnvoll. Und sich schonen und nicht zu schnell zu viel wollen. Mir wurde ganz klar mit auf dem Weg gegeben, in der Zeit nach der OP kein Sport, keine Dehnübungen, kein Fahrrad fahren, nicht Baden, nicht Schwimmen, viel ruhen. Und das war auch richtig so. Es braucht seine Zeit. Drei Monate hat es gedauert, bis ich für mich selbst das Gefühl hatte, ich bin jetzt wieder fit wie vor der OP.

Ich persönlich würde aufgrund meiner Erfahrungen das Frankfurter Krankenhaus empfehlen. Habe mich da gut aufgehoben gefühlt, man hat sich immer um mich gekümmert, alle waren nett und die GaOP war erfolgreich. Dass das Krankenhaus teilweise umgebaut wird, hat mich nicht gestört.

Kayla

INHALTSVERZEICHNIS

Geschlechtsangleichende Operation

Die Abkürzung „GaOP“ steht für „Geschlechtsangleichende Operation“. Dieser Terminus bezeichnet eine Operation, bei der die Genitalien an das Identitätsgeschlecht angepasst werden. Man unterscheidet zwischen Mann-zu-Frau (MzF) und Frau-zu-Mann (FzM). Bei MzF wird aus dem Penis und dem Hodensack eine Scheide, Schamlippen, Klitoris und Schamhügel gebildet. Bei FzM, der etwas komplizierteren Operation, wird ein Penis (Phalloplastik) und ein Hodensack (aus den großen Schamlippen) gebildet. Dazu kommt das Entfernen der Brüste, wobei bei MzF sich die Brüste durch Hormone bilden bzw. durch Silikoneinlagen ein Brustaufbau gebildet wird.

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Kleine Lösung – Große Lösung

… bei der geschlechtsangleichenden Operation von Mann zu Frau.

Jede transidente Person ist so zu akzeptieren und zu tolerieren, wie sie ist, egal ob mit GaOP oder ohne. Es darf keine Ausgrenzung geben, da jede Person für sich selbst entscheiden muss, wie sie leben möchte und welche Lösung für sie die Beste ist.

Auch bei der GaOP gibt es zwei verschiedene Lösungen, nämlich die kleine und die große Lösung. Das darf nicht dazu führen, dass die Person als unvollständige Frau betrachtet wird. Eine Transfrau, die zum Beispiel in einer festen Beziehung mit einer Frau lebt und dies auch nicht ändern möchte, kann für sich entscheiden, die kleine Lösung (Vagenoid) zu wählen. Diese so genannte kleine Lösung birgt wesentlich weniger Gefahren und Probleme, aber dazu später.

Was bedeutet nun eigentlich die kleine oder große Lösung?

Bei der großen Lösung werden nicht nur die äußeren Geschlechtsmerkmale aus dem Penis und dem Hodensack gebildet, sondern auch eine ca. 20 cm tiefe Neo-Vagina. Das bedeutet bei dem wesentlich engeren männlichen Becken, dass man millimetergenau zwischen Enddarm und Harnröhre einen „Kanal“ in den Beckenboden bilden muss. Dabei kann es zu Verletzungen des Darms und der Harnröhre kommen. Die Verletzungen der Harnröhre heilen meist problemlos ab, aber beim Darm kann es zu gravierenden Verletzungen kommen (ggf. künstlicher Darmausgang). Die Operation dauert 6-8 Std.

Bei der kleinen Lösung werden wie bei der großen Lösung die äußeren Geschlechtsmerkmale aus dem Penis und dem Hodensack gebildet, nur wird keine tiefe Scheide in den Beckenboden gebildet. Lediglich 1-2 cm (Vagenoid) muss in die Tiefe angelegt werden. Die OP ist unblutiger und dauert zur Zeit ca. 3-4 Std.

Nach der OP kommt es wegen der kleineren Fläche die anwachsen muss seltener zu Problemen. Auch kann auf einen Platzhalter verzichtet werden. Natürlich nimmt man diese „Strapazen“ in Kauf, wenn man z.B. eine Beziehung zu einem Mann sucht und auch mit einem Mann Geschlechtsverkehr haben möchte. Auch sind die Schmerzen nach der großen OP heftiger und der Heilungsprozess ist langwieriger (längerer Arbeitsausfall etc.).

Die Nachsorge nach der OP ist bei der Neo-Vagina aufwendiger. Sie muss täglich gespült werden und ständig durch einen Platzhalter (Dildo) gedehnt werden (bougieren). Was aber, wenn man bereits älter ist und /oder genau weiß, dass man gar keinen Geschlechtsverkehr mit einem Mann haben will? In diesem Fall sollte man sich überlegen, ob es tatsächlich die große Lösung sein muss.

Für Personen, die weiterhin mit einer Frau in einer festen Lebensgemeinschaft bleiben und/oder überhaupt eine lesbische Partnerschaft anstreben, ist die kleine Lösung ein guter Kompromiss. Es ist schon eine Überlegung wert, ob man das höhere OP-Risiko, den langwierigeren Heilungsprozess und den größeren Nachsorgeaufwand zwingend in Kauf nehmen muss.

Leider ist die Beratung der Ärzte in Hinblick auf das Vagenoid noch sehr mangelhaft und es wird immer von einer Komplettoperation gesprochen. Es ist wichtig, auch einmal an diese Möglichkeit zu denken, um wählen zu können, was für einen jeden der individuell richtige Weg ist.

Es darf allerdings nicht verschwiegen werden, dass die Kosten für einen Scheidenaufbau später nach einer kleinen Lösung nur noch sehr schwer von der Krankenkasse genehmigt werden. Auch ist ein späterer Scheidenaufbau medizinisch laut Aussage von Ärzten nur noch schwer umsetzbar. Es ist wichtig, sich zu entscheiden und mit den Ärzten zu sprechen. Allerdings werden auch die Operationsmethoden immer besser.

Egal, wie die Entscheidung ausfällt, sie ist zu akzeptieren!

***

Bei dieser Tabelle handelt es sich um Zirka-Werte und ist abhängig von dem Krankenhaus, der Wundheilung und jedem Einzelnen:

. Kleine Lösung Große Lösung
Operationsdauer 3-4 Stunden 6-8 Stunden
Krankenhausaufenthalt ca. 2 Wochen ca. 2-3 Wochen
Arbeitsunfähig (Insgesamt) ca. 6 Wochen ca. 6-8 Wochen

 

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Unbedingt Beipackzettel lesen

Medikamentenchaos aus Ute`s Sicht:

Bitte lest euch den Beipackzettel von Medikamenten immer gut durch, besonders, wenn ihr euer Medikament von einem anderen Arzneimittelhersteller bekommt.

Hintergrund:
Xenia wurden die gleichen Tabletten, in der gleichen Stärke, von dem gleichen Arzneimittelhersteller vom Endokrinologen aufgeschrieben. Ich habe für Xenia das Rezept über die Hormone bei der Apotheke einlösen wollen. Mit der Aussage, dass unsere Krankenkasse einen Rabattvertrag mit einem anderen Arzneimittelhersteller geschlossen hat und der Apotheker verpflichtet ist, dieses Medikament abzugeben, wurden diese „anderen“ Tabletten bestellt. Ich bekam noch den Hinweis, dass es sich bei dem Medikament des anderen Arzneimittelherstellers auch um Estradiol 2 mg handeln würde. 2 Tage später habe ich die zwei Packungen Estradiol abgeholt. Die Packungen sahen natürlich anders aus, allerdings stand auf der Packung, dass es sich um Estradiol 2 mg handeln würde. Als Arzthelferin bin ich es eigentlich gewohnt, dass wenn dort 2 mg drauf steht, auch 2 mg des Wirkstoffes in der Tablette drin ist.

Zu Hause sah Xenia die Packung und sagt: „Ich habe aber immer andere Tabletten bekommen, das sind andere Packungen und meine alten Tabletten waren immer blau. Hoffentlich ist das richtig so, und hoffentlich vertrage ich sie!“. Diese Sätze kenne ich von den Patienten aus der beruflichen Praxis. Um dem Patienten deutlich zu machen, dass es sich um das gleiche Medikament nur von einer anderen Arzneimittelhersteller handelt, vergleiche ich mit dem Patienten den Beipackzettel. Ich hole also siegessicher den Beipackzettel aus der Packung um Xenia zu zeigen, dass die Tabletten, obwohl sie anderes aussehen und auch anders verpackt sind, tatsächlich jedoch 2 mg Estradiol enthalten. Das ist ja, wenn keine Unverträglichkeiten auf die so genannten Zusatzstoffe bekannt sind, auch das entscheidende Kriterium für ein Medikament. Gleicher Wirkstoff in der gleichen Dosis.

Ich habe also die Wirkstoffangaben gesucht und … ganz schön blöd gestaunt. Es handelte sich nicht um Estradiol, sondern um ein Estradiolderivat, das 1,56 mg reinem Estradiol entsprach. Dies hätte jedoch faktisch eine Tagesdosisminderung um ¼ bedeutet. Auf der Packung stand aber Estradiol 2 mg.

Wir gingen zurück zur Apotheke und reklamierten das Medikament. Der Apotheker schaute auch zunächst in die Wirkstoffliste und musste uns dann Recht geben, dass bei dem ausgehändigten Medikament die Dosierung nicht 2 mg Estradiol entspricht. Er empfand die Aufschrift der Verpackung als irritierend, da sie eine Dosis vorgibt, die aber nicht der tatsächlichen Dosis entspricht. Er hat es dann aufgrund der Dosisabweichung durch das aufgeschriebene Medikament getauscht.

Die Tatsache, dass das Medikament von einem anderen Arzneimittelhersteller ist, wäre völlig egal gewesen, wenn es sich tatsächlich um Estradiol in der Stärke 2 mg gehandelt hätte. Erst durch das Lesen des Beipackzettels sind wir auf den tatsächlich enthaltenen Wirkstoff und die Dosierung gestoßen. Also, immer erst den Beipackzettel lesen.

Wenn man möchte, dass man auch genau das aufgeschriebene Medikament in der Apotheke bekommt, muss der Arzt ein Kreuzchen in dem Kästchen links vor dem Medikament machen, das mit aut idem (=oder das Gleiche) bezeichnet ist. Nur mit diesem Kreuzchen darf der Apotheker das aufgeschriebene Medikament unabhängig von dem Rabattvertrag der Krankenkasse abgeben. Da das Kreuzchen fehlte, bekam Xenia das Medikament aus dem Rabattvertrag. Die Krankenkasse hat sich wahrscheinlich von der Aufschrift „Estradiol 2 mg“ verleiten lassen zu glauben, dass es sich tatsächlich um ein Medikament mit 2 mg reinem Estradiol handelt. Ob dies so ist, hat wohl niemand geprüft. Hauptsache es ist preiswert.

Ute

Kleines 1×1 der Hormone

Kleines 1×1 der Hormone

Autorin: Marina

Als Erstes muss ich, Marina, vorausschicken, ich bin weder Ärztin noch Pharmakologin. Ich habe „nur“ Chemieingenieurwesen studiert. Darin enthalten 4 Semester Biochemie. Alle nachfolgenden Informationen sind aus Wikipedia und anderen öffentlich zugänglichen Quellen zusammengesucht. Dieser Text ist meine persönliche Zusammenfassung meines Wissens über Hormone und die Hormontherapie, das ich mir über die Jahre angeeignet habe. Ich erhebe keinerlei Anspruch auf Richtigkeit noch auf Vollständigkeit. Ebenso übernehme ich keinerlei Verantwortung für Konsequenzen, die andere aus meinen Überlegungen und Darlegungen ziehen.Ich möchte mit dieser Zusammenfassung einen leicht verständlichen Überblick geben, wie und wieso Hormone wirken und was eine Hormontherapie im Körper auslöst. Dabei stelle ich alles aus der Sicht einer Mann-zu-Frau transidenten Person dar. Bei Frau-zu-Mann-Transsexuellen ist dies aber ganz genauso, nur mit umgekehrten „Vorzeichen“.

Das Grundprinzip aller Hormone ist das Schlüssel-Schloss Prinzip. Das Hormon ist der Schlüssel, die „Schlösser“ sitzen in den Körperzellen, den sogenannten Rezeptoren. Dockt ein Hormon am passenden Rezeptor an, dann löst dies eine Reaktion der Körperzelle aus. Genauso wie man mit dem passenden Schlüssel ein Schloss öffnet. Jedoch sind Hormone quasi „Einweg-Schlüssel“. Haben sie einmal angedockt, werden sie von der Zelle nach einiger Zeit abgebaut, so dass das Schloss (der Rezeptor) wieder frei ist.

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Einstiegsdosis zu hoch?

Nicht umsonst ist der Beipackzettel des Hormons „Estradiol“ so groß wie eine Tapete. Viele Gefahren und Nebenwirkungen gehen einher bei der Einnahme von Hormonen und deshalb ist es angezeigt, erst einmal mit einer kleinen Dosis, wie z.B. 2mg/Tag, anzufangen. Bei guter Verträglichkeit, steht einer Steigerung der Dosis nichts im Wege. Leider gibt es Ärzte, die gleich mit höheren Dosen einsteigen, ohne den „Patienten“ vorher einmal richtig zu untersuchen.
Katja musste leider diese Erfahrung machen, aber lest selbst …

Hallo zusammen,

ich möchte euch heute darüber informieren, dass ich meine Hormoneinnahme abgesetzt habe. Dies ist zur meiner eigenen Sicherheit geschehen.

Ich hatte beim CSD Duisburg über unangenehme Herzschmerzen geklagt und auch mein Kreislauf war daneben. Aber ich wollte unbedingt dabei sein!

Den Montag danach war ich dann ganz neben der Spur, so dass ich sofort meinen Hausarzt angerufen habe und ich gleich Dienstagmorgen vorbei kommen sollte.
Nach dem EKG und der Blutdruckmessung setzten wir uns gleich zur Besprechung zusammen. Es war zum Glück, ALLES OK!
Zu der etwas zu hohen Einstiegsdosis kamen noch psychische Probleme und Sorgen und dieses zusammen hatte mein Herz und Kreislauf etwas durcheinander gebracht.

Naja ich lasse mich am 29.08 zusätzlich auch kardiologisch untersuchen, damit ich
noch ruhiger werde und entspannter meine Umstellung in Angriff nehmen kann. Bis dahin sind noch einige Baustellen zu erledigen, aber zum Glück ist jetzt aktuell wieder alles in der richtigen Reihe.

Ich grüße Euch
eure Katja

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Forderungspapier des Gendertreff zur Reform des Transsexuellenrechts

Das TSG soll laut Koalitionsvertrag der Bundesregierung aus CDU, CSU und FDP noch in dieser Legislaturperiode reformiert werden. Dazu heißt es im Koalitionsvertrag:

„Reform des Transsexuellenrechts

Das geltende Transsexuellengesetz ist in seinen wesentlichen Grundzügen inzwischen fast dreißig Jahre alt. Es entspricht nicht mehr in jeder Hinsicht aktuellen medizinisch-wissenschaftlichen Erkenntnissen. Wir werden das Transsexuellengesetz deshalb unter Berücksichtigung der Rechtsprechung des Bundesverfassungsgerichts auf eine neue zeitgemäße Grundlage stellen, um den betroffenen Menschen ein freies und selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.“

Der Gendertreff veröffentlichte an dieser Stelle das Forderungspapier des Gendertreff zur Reform des Transsexuellenrechts als Diskussionsbeitrag.

>> Trans* und Recht
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Abschluss einer Transition – Tagebuch meiner geschlechtsangleichenden Operation

Larissa berichtet über ihre geschlechtsangleichende Operation. Der Gendertreff bedankt sich für diesen ausführlichen und offenen Erfahrungsbericht.

Mittwoch, 12.10.2011

Heute bis 10:00 Uhr soll ich in Krefeld im Krankenhaus „Maria Hilf“ erscheinen. Der große, lang ersehnte Tag ist zum Greifen nah, denn morgen soll die Operation stattfinden.

Britta fährt mich. Wir sind rechtzeitig losgefahren, haben noch Extrazeit eingeplant, da wir ja nicht abschätzen können, wie der Verkehr unterwegs ist. Es sind ja immerhin 240 km bis Krefeld. Die Sachen hatte ich schon gestern gepackt. Hoffentlich habe ich nichts vergessen.

Anfangs läuft alles gut, wir kommen ganz gut durch. Dann meldet der Verkehrsfunk Staus auf dem Kölner Ring (so was hatte ich schon befürchtet um die Uhrzeit) und noch ein Stau von etlichen Kilometern auf der A 57 Richtung Krefeld. Na, es ist noch früh genug zum Umplanen, bleiben wir halt auf der A 61 und fahren über Mönchengladbach.

Oh, oh – stockender Verkehr mit Stillstand am Kreuz Mönchengladbach, aber es gelingt uns trotzdem auf die A 52, Richtung Düsseldorf zu kommen.

Okay, dann fahren wir am Kreuz Neersen auf die A 44 Richtung Krefeld, Aber das war wohl auch mal wieder nix. Kreuz Neersen, vor allem Richtung Krefeld total dicht. Mhhh, so langsam drängt auch die Zeit. Die Verkehrsdurchsagen für die A 52 um das Kreuz Kaarst sind auch nicht berauschend. Aber wir haben ja schließlich ein Navi im Auto. Also fahren wir in Schiefbahn ab bevor wir noch in irgendwelche Staus kommen und vertrauen mal darauf, dass uns dieser „Besserwisser“ schon irgendwie nach Krefeld zum Krankenhaus leiten wird.

Und tatsächlich, er hat’s geschafft. Um zehn Minuten vor zehn betreten wir die Anmeldung im Krankenhaus. Das laute Geräusch eben war der Stein, der mir gerade vom Herzen gefallen ist.

So, Anmeldeformalitäten erledigt, Telefon auch beantragt, jetzt weiter zur Station M 9, Urologie, erst einmal ein Bett zuweisen lassen und das Gepäck abstellen.

Mhh ja, schönes Zimmer eigentlich – 4 Betten und sogar mit Balkon. Den anderen drei Mitpatientinnen im Zimmer erst einmal Hallo gesagt und kurz zugelächelt, und schon geht es weiter. Noch ein ausführliches Gespräch mit Frau Dr. Krege, noch einmal die Frage, ob ich mir der Risiken und der Konsequenzen der Operation wirklich bewusst bin. Noch könnte ich zurück. Nein, ich will nicht zurück.

Weiter geht’s zum Urologen, Urinstrahlmessung, zum Gespräch mit dem Narkosearzt und dabei immer wieder Formulare und Fragebögen – der übliche Papierkrieg eben.

So, alles hinter mir, jetzt bin ich auf dem Zimmer. Erst einmal alles einräumen und verstauen – so, dass ich an die wichtigsten Sachen rankomme, ohne aufstehen zu müssen, denn damit wird es in den nächsten Tagen wohl etwas hapern. Telefon funktioniert, Laptop und Bücher und DVDs habe ich auch in Reichweite.

Zu essen bekomme ich heute nichts, ich durfte ja schon gestern keine feste Nahrung mehr zu mir nehmen. Dafür stellt mir aber eine freundliche Schwester einen Ein-Liter-Krug mit einer Flüssigkeit darin auf den Nachttisch und sagt mir, den und noch einen von der Sorte müsse ich heute im Laufe des Tages noch austrinken, denn der Darm müsse für die OP schließlich ganz leer sein. Ich probiere das Zeug erst einmal vorsichtig – das hab ich mir doch gedacht, das ist ja Glaubersalzlösung. Schmeckt irgendwie wie Laternenpfahl ganz unten, aber ich habe schon Schlimmeres geschmeckt. Also mal tapfer runter mit dem Zeug.

Britta hat sich auch auf den Heimweg gemacht, und ich habe jetzt viel Zeit. Alle möglichen Gedanken gehen mir im Kopf herum: „Ist es das Richtige, was ich mache, denn schließlich ist dieser Schritt unumkehrbar?“ – Ja, es ist das Richtige. Ich hatte ja schließlich in den zwei Jahren Krieg mit der Krankenkasse und dem fast einen Jahr Wartezeit auf den OP-Termin genug Zeit, darüber nachzudenken. „Für wen tue ich das eigentlich? Draußen in der Öffentlichkeit wird das sowieso niemand merken, ob ich noch einen Penis habe oder nicht.“ – Nein, ich tue das nicht für die Öffentlichkeit – ich tue das ganz allein für mich, für niemanden sonst. Ich will endlich so weit wie möglich das sein, was ich im Innersten bin, nämlich Frau. Dazu gehört auch, dass das Ding da unten endlich verschwindet, denn das ist etwas, was für mich persönlich gefühlsmäßig dort nicht hingehört. Wie ich aber in der Öffentlichkeit als Frau wahrgenommen werde liegt ganz allein an mir selbst, wie ich mich benehme und gebe und dass ich mich möglichst selbstbewusst und natürlich als Frau zeige.

So, noch etwas mit den anderen Mädel auf dem Zimmer unterhalten, die die OP alle schon hinter sich haben, versuchen, ob ich mit dem Stick ins Internet komme (Es klappt!), dann noch etwas lesen, mein „wohlschmeckendes“ Getränk austrinken und mal versuchen zu schlafen. Aufgeregt bin ich ja doch.

Donnerstag, 13.10.2011

Gerade bin ich aufgewacht im Zimmer, noch irgendwie leicht beduselt. Das letzte, an das ich mich bewusst erinnern kann, ist das Gesicht des Narkosearztes so um sieben Uhr fünfzehn, kurz nachdem er mir die „Scheißegal-Pille“ zum Schlucken gegeben hat. Auf meine Frage an die anderen, wie spät es jetzt sei, heißt es, es sei jetzt so sechzehn Uhr dreißig. Janine, eine Mitpatientin, die eine Woche vor mir operiert worden ist, fragt mich: „Na, wie fühlt es sich an?“ – Tja, wie? Ungewohnt, anders, aber auf jeden Fall gut. Irgendwie fühle ich mich „angekommen“.

Viel mehr habe ich dann auch nicht mehr mitbekommen – ich muss wohl gleich danach eingeschlafen sein.

Freitag, 14.10.2011

Mein Geburtstag. Beim Aufwachen stelle ich fest, dass mir die Schwestern eine Vase mit Blümchen auf den Nachttisch gestellt haben. Jetzt erst wird mir so richtig bewusst, dass ich an lauter Schläuchen hänge.

Visite. Frau Dr. Krege sagt mir, dass die Operation gut verlaufen sei. Der Darm sei zwar leicht verletzt worden (Das war eins der Risiken, über die ich vorher informiert worden war), aber es sei absolut nichts Schlimmes. Nur dürfte ich jetzt 5 Tage nichts essen, damit die Verletzung am Darm abheilen kann. Das erklärt jetzt auch die ganzen Schläuche: Schmerz-, Blasen- und Darmkatheter und der Schlauch für die Infusionen.

Besuch von Ava – im Businessoutfit. Sieht echt gut aus darin, direkt zum Verlieben. Muss mir ja wohl gut gehen, wenn mir solche Gedanken durch den Kopf schießen. Und Britta kommt auch noch. Schön!

Samstag, 15.10.2011

Keine Schmerzen, nur an das dauernde Auf-dem-Rücken-Liegen muss ich erst gewöhnen, das ist für mich nicht gerade bequem, da ich es gewohnt bin, auf der Seite zu schlafen. Aber das geht wegen der Infusionsnadeln und -schläuche leider nicht. Ansonsten nur Injektionen und Kontrollen.

Noch einmal Besuch von Britta. Sie hat Jutta mitgebracht, eine Freundin aus Zons, bei der sie auch übernachtet hat.

Abends bekomme ich sogar schon einen Joghurt zu essen.

Sonntag, 16.10.2011

Ich werde mit meinem Bett runtergefahren in die Ambulanz zum Verbandwechsel. Rauf auf den „Astronautenstuhl“, und langsam werde ich nach hinten gekippt in „Abschussposition“. Jetzt kann ich wirklich nachempfinden, wie sich eine Frau (zumindest am Anfang) auf diesem gynäkologischen Stuhl fühlen muss, nämlich völlig hilflos.

Ich darf schon mal mit einem Spiegel gucken, wie es da unten jetzt aussieht. Nicht schlecht, möchte ich mal sagen. Gefällt mir.

Ava kommt auf dem Weg zum Gendertreff Düsseldorf noch vorbei. Leider darf ich nicht mit.

Abends bekomme ich wieder einen Joghurt.

Montag, 17.10.2011

So, die Nachtinfusion ist entfernt worden und am Nachmittag auch der Schmerzkatheter.
Sonst gibt es nichts Besonderes. Mit Unterhaltungen, Lesen, Film gucken und Internet vertreibe ich mir die Zeit.

Zum Abendessen stellt mir die Schwester mit einem leichten Grinsen einen dieser üblichen zugedeckten Teller hin. Ich darf doch eigentlich noch gar nichts Richtiges essen. Nein, erst ab übermorgen wieder. Haben die sich etwa vertan? Ich hebe mal vorsichtig den Deckel an und finde zwei Stück Zwieback mit etwas Petersilie garniert. Ich gucke ganz entgeistert hoch und schaue direkt in das grinsende Gesicht der Schwester. Sie sagte nur, vielleicht wolle ich ja schon einmal wieder üben, wie das mit dem Essen geht.

Überhaupt sind die alle unheimlich lieb und freundlich hier, von den Stationsärzten angefangen bis zum Reinigungspersonal. Es herrscht hier wirklich eine echt angenehme Atmosphäre.

Dienstag, 18.10.2011

Heute mal wieder Verbandwechsel. Der Darmkatheter wird entfernt – ab morgen darf ich dann wieder normal essen. Die Infusionskanüle für die intravenöse Ernährung wird auch entfernt. Die Vagina (eigentlich ja Neovagina) sieht sehr gut aus, sagt Frau Dr. Krege; sie ist sehr zufrieden mit dem Ergebnis.

Jetzt ist nur noch der Blasenkatheter drin, ich darf also, und soll sogar schon aufstehen und mich etwas bewegen und herumlaufen.

Abends bekomme ich schon einmal Schonkost zu essen.

Mittwoch, 19.10.2011

Endlich mal wieder ein richtiges Frühstück! Und die Dame, die die Essensbestellungen für die nächsten Tage aufnimmt, kommt auch. Ich glaube, bei dem Essensangebot hier beantrage ich gleich mal Aufenthaltsverlängerung.

Janine darf heute nach Hause, dafür ist wieder eine Neue gekommen.

Jetzt habe ich noch einen schönen Spaziergang gemacht und etwas das Krankenhaus erkundet.

Donnerstag, 20.10.2011

Die Neue ist um 07:30 Uhr zur OP gefahren worden und wurde um 16:30 Uhr zurückgebracht. Sie dämmert noch so leicht vor sich hin. Und noch eine Neue ist gekommen, zur Nachoperation.

Ich habe den Tag mit Spazierengehen und Lesen verbracht.

Abends sind plötzlich Blutungen im Wundbereich aufgetreten. Verbandwechsel und hoffen, dass die Blutungen aufhören.

Freitag, 21.10.2011

Nach gut einer Stunde Schlaf bin ich wach geworden, weil es sich im Bett so feucht anfühlte. Der Grund war, dass sich in den Labien Blutergüsse gebildet haben und der linke davon aufgegangen ist, sodass ich quasi im Blut lag. Verbandwechsel, das heißt, nur noch Vorlagen, die sich bei Blutungen schnell wechseln lassen. Einen Liter Blut als Infusion bekommen.

Besuch von Britta, sie ist etwas erschreckt von der ganzen Sache.

Samstag, 22.10.2011

Jetzt ist rechts der Bluterguss auch aufgegangen. Ich habe Bettruhe verordnet bekommen, darf nur aufstehen, wenn ich zur Toilette muss. Mist, das wird dann wohl nichts, dass ich, wie eigentlich geplant, am Mittwoch nach Hause darf. Das kann ich mir wohl abschminken.

Britta und Katja besuchen mich. Ich freu mich immer, wenn jemand kommt, ansonsten vertreibe ich mir die Zeit mit Lesen (Gut, dass ich so viele Bücher mitgenommen habe), Surfen im Internet und Filme gucken (Hab ich zum Glück auch noch genug).

Sonntag, 23.10.2011

Kein Blut heute morgen in der Vorlage. Frau Dr. Krege eröffnet mir bei der Visite, dass ich unter Umständen noch 14 Tage bleiben muss, bis sie das alles in den Griff bekommen haben. So ein Mist!

Verbandwechsel (an den „Astronautenstuhl“ habe ich mich inzwischen gewöhnt) – und wieder Blut aus den Hämatomen ablaufen lassen. Der Hämatokritwert ist total im Keller, deshalb bekomme ich jetzt Entwässerungstabletten.

Frau Dr. Krege kam am Nachmittag noch einmal vorbei und sagte mir, dass sie OP-Nähte noch einmal öffnen würden, um das ganze Blut ablaufen zu lassen.

Montag, 24.10.2011

Erneute Operation, wie schon angekündigt, von 8 – 12 Uhr, das geht ja noch. Sie haben die Nähte wieder geöffnet, zum Teil jedenfalls, und offen gelassen, damit Blut und Wundwasser ablaufen können. Das tut jetzt weh und sappscht ganz ordentlich. Aber die Scheide sieht gut aus, sagt Frau Dr. Krege.

Jetzt haben wir bis morgen noch eine ältere Dame aufs Zimmer bekommen – na ja, Dame ist vielleicht nicht ganz der richtige Ausdruck für diese Meckertante. Alles passt ihr nicht, immer am meckern, und wegen jeder Kleinigkeit klingelt sie nach der Schwester. Dabei kann sie eigentlich aufstehen und die Kleinigkeiten selbst erledigen. Sie ist aber wohl nicht zum ersten Mal hier, die Schwestern kennen sie schon und verdrehen beim Rausgehen nur noch die Augen. Sie hat ihr Bett schon ganz dicht an die Heizung gestellt (Das konnte sie seltsamerweise alleine.) und hat die Heizung voll aufgedreht. Angeblich friert sie sonst, zu Hause mache sie das auch immer so. Mannomann, dabei ist es draußen warm und sonnig, und wir haben sonst den ganzen Tag lang die Balkontür offen. Wir kommen uns fast vor wie in der Sauna.

Jetzt schnarcht die auch noch wie ein ganzes Sägewerk – ich hoffe, ich kann nachher einschlafen.

Dienstag, 25.10.2011

Ich muss wohl doch irgendwie eingeschlafen sein, das waren wahrscheinlich noch die Nachwirkungen der Narkose und der Operation. Jedenfalls habe ich die Nacht tief und ruhig durchgeschlafen. Dafür habe ich im Schlaf ins Bett gemacht, das ist mir ja echt peinlich. Aber der Arzt sagt, das wäre normal, weil nach der OP die Darmfunktion noch nicht kontrollierbar wäre.

So, das „Sägewerk“ ist wieder weg. Ist in ein anderes Zimmer verlegt worden. Erleichtertes Aufatmen bei uns im Zimmer.

Verbandwechsel noch einmal, immer noch alles schön voll Blut da unten. Meine Blutwerte (Hämoglobin- und Eisenwerte) sind total im Keller. Deshalb bekomme ich jetzt Blutkonserven, zweimal einen Liter.

Mittwoch, 26.10.2011

Aufgewacht und die Tränen laufen. Mir wird jetzt erst so richtig bewusst, dass ich endlich angekommen bin – angekommen da, wohin ich immer wollte.

Als die Schwester mir gerade mal wieder ne Spritze verpassen wollte, hat meine Killerente (mein Kuscheltier) sie mal etwas angemeckert. Fast hätte sie sich vor Lachen in den Papierkorb gesetzt, aber die Spritze hat sie mir trotzdem verpasst.

Der Verband ist ab, ein paar Fäden gezogen und die Tamponaden entfernt worden. Neue Tamponaden (aber nur kleine) in die letzten Löcher.

Beim Stuhlgang die ganze Toilette vollgeblutet, die Tamponade rechts gewechselt worden.

Eigentlich wäre ich ja heute wieder entlassen worden und hätte nach Hause gekonnt. Eigentlich…

Donnerstag, 27.10.2011

Tamponade rechts erneuert und wieder Blut, das sich gesammelt hat, ablaufen lassen.
Ansonsten ein ruhiger Tag.

Hihi, die Schwester warnt jetzt, wenn sie hier im Zimmer ist alle anderen, die bei ihr sind, dass sie auf meine „Killerente“ aufpassen sollten – die wäre echt gefährlich.

Freitag, 28.10.2011

Gut geschlafen bis gegen drei Uhr, dann fing unten rechts der Druckschmerz wieder an, das heißt, in der Wunde sammelt sich immer noch Blut.

Wieder runter in die Ambulanz, den ganzen Blutschmodder entfernt und ablaufen lassen. Mit zwei Stichen genäht worden.

Vesta und Sternschnuppe waren da. Hab mich riesig gefreut. Die beiden wollen ja morgen zum Spanischen Abend vom Gendertreff. Und ich darf nicht mit!!! Bäääh!

Da sammelt sich immer noch Blut unten in dem Bereich. Jetzt gegen Abend nehmen der Druck und die Schmerzen wieder zu.

Samstag, 29.10.2011

In der Nacht wurden die Schmerzen fast unerträglich. Ich wusste überhaupt nicht mehr, wie ich noch liegen sollte, damit es weniger weh tut. Ich habe dann Schmerzmittel als Infusion bekommen. Danach habe ich tief und fest durchgeschlafen.

Ich darf duschen! Mal sehen, ob ich das nachher mache, wenn Britta da ist, denn ich bin doch etwas wackelig auf den Beinen.

Mit Duschen war es dann doch nichts. Musste runter in die Ambulanz zum Tamponade wechseln.

Britta war da. Hat sich eine Zeitlang zu mir ins Bett gelegt zum Kuscheln. Das darf man hier, und das Kuscheln war auch mal wieder verdammt nötig.

Britta hat alle Bücher mitgenommen, die ich schon ausgelesen habe (Das waren die meisten) und schickt mir neue, da sie ja frühestens, wenn überhaupt, erst wieder am Wochenende kommen kann. Dieser verlängerte Aufenthalt war ja schließlich auch nicht eingeplant. Sie fährt noch kurz im Café Süd beim Spanischen Abend vorbei und grüßt nochmal alle von mir, da ich ja leider nicht dabei sein kann.

Sonntag, 30.10.2011

Gut geschlafen, ohne Schmerzen aufgewacht. Beim Stehen zieht es noch etwas unten rechts, aber das können auch normale Heilungsschmerzen sein. Endlich kommt jetzt auch die Verweilkanüle raus.

Na Klasse, jetzt spielt mein Blutzucker total verrückt, aber das wäre nicht weiter schlimm, meint der Arzt, da der Körper ja noch mit den Verletzungen von der OP zu kämpfen hat, und da könnte so etwas ohne Weiteres passieren.

Ich soll duschen und dabei alles mit Wasser ausspülen. Stuhlgang lässt sich immer noch nicht 100%ig kontrollieren, ab und zu sind halt immer noch „Bremsspuren“ in den Vorlagen.

Ava war wieder da. Weil aus dem einen Kompressionsstrumpf mein großer Zeh so weit herausguckte, habe wir noch rumgeflachst, dass man da ja am besten einen Anhänger mit meinem Namen dran bindet, denn wenn die mich dann mal in die Kühlkammer schieben müssten, wüssten sie gleich, wer ich bin.

Und dann kam noch eine richtige Gendertreff-Invasion: Xenia, Hydra, Bernadette und Sabine – hoffentlich hab ich niemanden vergessen. Das war richtig schön, sie alle da zu haben.

Abends noch geduscht und wieder Schmodder weggespült.

Montag, 31.10.2011

Ich habe gut geschlafen, nach dem Frühstück geduscht und wieder Blutschmodder mit weggespült

Beim Stehen und Laufen zieht es unten rechts immer noch etwas, aber das lässt sich ohne weiteres aushalten.
Die Zuckerwerte spielen immer noch verrückt. Die letzte Tamponade ist jetzt auch raus.

Ein Hämatom ist noch da, das sitzt genau zwischen Scheide und Darm, aber Frau Dr. Krege sagt, das würde von alleine aufgehen.

Dienstag, 01.11. 2011

Hab wieder gut geschlafen. Frau Dr. Krege hat Recht behalten, der letzte Bluterguss hat sich geöffnet und Blut läuft ab.

Ich soll versuchen, wie es mit dem Wasserlassen klappt. Der Urinbeutel kommt erst einmal ab, ich darf also ohne diese „Handtasche“ rumlaufen. Der Drück des Hämatoms auf den Darm ist jetzt weg, dadurch spontaner Stuhlgang, also wieder mal in die Windel gemacht. So eine Sch…., im wahrsten Sinne des Wortes.

Zigaretten sind alle und kein Automat in erreichbarer Nähe.
Der Versuch mit dem Wasserlassen ist fehlgeschlagen, also ist der Urinbeutel für die Nacht wieder dran.

Mittwoch, 02.11.2011

Wieder gut und schmerzfrei geschlafen. Stuhlgang ist jetzt auch wieder unter Kontrolle. Der nächste Versuch mit dem Wasserlassen, die „Handtasche“ ist erst einmal wieder ab.
Juhu, es hat geklappt! Das ist doch mal ein Erfolg.

Ich soll jetzt immer die Urinmenge messen, also in einen Messbecher pinkeln, damit sie sehen können, ob sich die Blase wirklich ganz entleert. Gegen Abend hat es noch einmal geklappt, aber für die Nacht kommt zur Vorsicht der Urinbeutel noch einmal dran.

Donnerstag 03.11.2011

Ich habe mir gestern Abend ein Schlafmittel geben lassen. Da ich ja den ganzen Tag liege und höchstens etwas herumlaufe, wovon soll ich da überhaupt müde werden? Aber danach habe ich gut geschlafen. Das Gefühl am Afterschließmuskel normalisiert sich auch – alles wieder unter Kontrolle. Wasserlassen klappt auch.

Ava ist vorbeigekommen und hat mir auf Brittas „Notruf“ hin Zigaretten gebracht. Ich könnte sie knutschen. Bei dem herrlichen Wetter kann man ja gut raus auf den Balkon, unseren, vom Krankenhaus genehmigten Rauchsalon und sich ein wenig mit den Damen aus dem Nachbarzimmer unterhalten, mit denen wir uns den Balkon teilen.

Für die Nacht kommt noch einmal die „Handtasche“ dran.

Freitag, 04.11.2011

Mit dem Schlafmittel schlafe ich wirklich tief und fest. Die „Handtasche“ ist wieder ab.
Ich glaube, ich habe gerade einen kleinen Anfall von Heimweh oder auch Krankenhauskoller gehabt, denn auch die Entlassung am Wochenende ist fraglich geworden. Die Tränen liefen einfach so. Es ist ja schön hier im „Kurhotel Maria Hilf“, das gesamte Personal ist aufmerksam, lieb und freundlich, und das Essen schmeckt und ist hervorragend – aber so langsam möchte ich doch wieder nach Hause. Und Britta kann am Wochenende auch nicht kommen.

Brittas Paket mit den Büchern und ein paar Leckereien ist auch angekommen.

Blutzucker mittags auf 542!!! Kontrollmessung gemacht worden, es stimmt. Jetzt ist es amtlich, noch keine Entlassung am Wochenende. Es sei zwar soweit alles in Ordnung, aber es sei noch nicht ganz ausgestanden, deshalb müsse ich auf jeden Fall noch bis Mitte der Woche dableiben.

Samstag, 05.11.2011

Mal wieder gut geschlafen. Noch einmal runter in die Ambulanz zum Nachgucken. Frau Dr. Krege hat noch einmal eine ganze Handvoll gallertartige, geronnene Blutmasse (Schmodder eben!) aus dem letzten Hämatom herausgeholt. Damit dürfte jetzt wohl alles draußen sein. Da sie ja mittlerweile weiß, dass mich der Anblick von Blut nicht stört, auch wenn es mein eigenes ist, fragte sie mich, ob ich das mal sehen wollte. „Das ist fast eine komplette Nachgeburt“, meinte sie noch ganz trocken, als sie mir die Handvoll Schmodder zeigt. Bis Mitte der Woche sollte jetzt alles erledigt sein.

Den Grund für diese inneren Blutungen ein paar Tage nach der OP konnte sie mir aber auch nicht sagen. Sie meinte, da spielten zu viele verschiedene Faktoren mit hinein, und da der menschliche Körper nun mal keine Maschine sei, die immer gleich reagiert, müsse man auf solche unvorhersehbaren Ereignisse immer gefasst sein.

Ab jetzt soll ich mit dem Vibrator Dehnübungen machen, also bougieren, damit die angelegte Vagina auch ihre Tiefe behält und nicht schrumpft.

Katja hat angerufen, und Gitta war heute auch noch da. Ein Lichtblick, da Britta dieses Wochenende ja leider nicht kommen kann.

Sonntag, 06.11.2011

Wieder gut geschlafen. Das Schlafmittel wirkt wirklich gut. Eigentlich keine besonderen Vorkommnisse. Meine Dehnübungen habe ich gemacht. Noch ganz leichte wässrige Blutungen aus der Scheide, aber es sieht alles sehr gut aus, sagte Frau Dr. Krege. Ich kann auch schon wieder sitzen, mit einem Sitzring natürlich, allerdings noch nicht sehr lange.

Montag, 07.11.2011

Mit diesem leichten Schlafmittel schlafe ich eigentlich immer gut. Bei der Visite sagte mir Frau Dr. Krege, dass ich Mitte der Woche nach Hause dürfte, ob mir Mittwoch oder Donnerstag lieber wäre. Ich sagte, Donnerstag wäre mir lieber, da Britta mich dann abholen könnte. So, der Blasenkatheter ist jetzt auch raus – das war vielleicht ein ekliges Gefühl, als das Ding rausgezogen wurde. Brrrr!

Noch einmal Besuch, diesmal von Nathalie. Jetzt haben mich schon so viele Leute vom Gendertreff besucht, das ist ein richtig gutes Gefühl.

Noch mal Besuch vom Internisten wegen des Blutzuckers. Die Werte haben sich wieder halbwegs normalisiert und der Langzeitzuckerwert wäre mit 6,0 völlig in Ordnung. Er hat mir auch noch einmal erklärt, dass die „verrückten“ Werte daher stammten, dass der Körper heftig mit den „Verletzungen“ von der OP zu kämpfen hatte.

Dienstag, 08.11. 2011

Erfrischt aufgewacht. Stuhlgang und Wasserlassen vollkommen unter Kontrolle. Wieder runter in die Ambulanz zum Nachgucken. Es ist alles OK.

Die leichten Blutungen aus der Scheide, vermischt mit Wundwasser würden noch ein paar Tage anhalten, da sich die Reste des Hämatoms an der Naht noch ganz abbauen.
Auch das Sitzen geht immer besser.

Mittwoch, 09.11.2011

Da wollten die mich auf der Station doch fast schon heute „rausschmeißen“, da eigentlich immer mittwochs entlassen wird. Aber das kleine Missverständnis war ganz schnell wieder geklärt.

Noch einmal eine Kontrolle – alles OK.

Zucker geht auch auf Normalwert zurück.

Morgen geht’s ab nach Hause. Schon einmal alle Sachen packen, die ich hier nicht mehr brauche, dann brauche ich das morgen nicht mehr zu tun.

Donnerstag, 10.11.2011

So, endlich nach Hause. Hat ja schließlich auch lange genug gedauert. 12 – 14 Tage sollte ich hierbleiben und 30 Tage sind es letztendlich geworden.

Das Abschlussgespräch mit Frau Dr. Krege muss leider ausfallen, da sie zwischenzeitlich zu einer Notoperation gerufen wurde, die noch einige Stunden dauern kann. Den Abschlussbericht und alles andere hatte sie mir ja auch schon gestern gegeben.

So, Britta ist da. Noch die große Abschiedsrunde über die Station drehen. ich habe mich ja hier wirklich wohlgefühlt und gut aufgehoben, aber jetzt will ich doch endlich nach Hause.
Nun noch unten in der Aufnahme bezahlt, was ich noch zu bezahlen hatte, das Gepäck ins Auto und nichts wie los.

Endlich zu Hause angekommen. Mit dem Sitzring ließ sich auch die lange Autofahrt problemlos überstehen.

Ein Lebensabschnitt ist zu Ende gegangen – jetzt fängt ein neuer an. Ich habe mein Ziel erreicht.

Nachtrag vom 05.07.2012

Jetzt liegt die Operation fast genau ein Dreivierteljahr hinter mir, ich glaube, es ist jetzt an der Zeit für ein kleines Resümee.

Ich bin jetzt am Ende meines Weges angelangt, eines Weges, der lang, nicht immer einfach und mit Hindernissen gepflastert war. Ich habe mein Ziel erreicht, Ich lebe jetzt mein Leben als Frau und fühle mich äußerst wohl dabei. Ich bin glücklich darüber, diesen letzten Schritt der geschlechtsangleichenden Operation getan zu haben. Aber das war mein Weg, mein ganz persönlicher Weg, der sich nicht beliebig auf andere übertragen lässt.

Ich würde diesen letzten Schritt trotz aller aufgetretenen Komplikationen jederzeit wieder tun.

Aber jeder hat seinen eigenen Weg, jeder muss seine Entscheidungen auf diesem Weg selber treffen. Es ist nichts Schlechtes, sich gegen eine Operation zu entscheiden. Der Entschluss zu einer geschlechtsangleichenden Operation sollte auch erst nach langem, reiflichem Überlegen und Abwägen gefasst werden. Dieser Entschluss sollte ganz tief aus einem selbst, aus dem Inneren kommen und unbeeinflusst von anderen gefasst werden. Denn denkt daran, dieser Schritt kann nicht mehr rückgängig gemacht werden, er verändert Euer Leben für immer. Deshalb kann ich auch niemandem raten, sich für oder gegen eine Operation zu entscheiden.

Für mich war es auf jeden Fall der richtige Entschluss.

Larissa

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