Transidentität und Sport

Autorin: Nathalie aus dem Gendertreff-Forum

Manchmal sind die einfachen Fragen gar nicht so leicht zu beantworten. So sind viele in Sportvereinen aktiv und nicht selten auch im offiziellen Spielbetrieb angemeldet.

Gerade als transsexueller Mensch ist die Unsicherheit groß. Welche Statuten muss ich beachten, wenn die Transidentität in meinen Sport einwirkt?

Gerade wenn Transsexuelle auf dem Weg vom Mann zur Frau die neue Geschlechterrolle ausleben werden die Konkurrentinnen hellhörig, da sie einen Vorteil durch die erhöhten männlichen Hormone befürchten. So berichtet Nicole Schnaß im Spiegel von Ihren Erfahrungen und stellt klar, dass für transsexuelle Sportler klare Regeln gelten. So musste Sie nach der Operation eine vom Internationalen Olympischen Komitee vorgegebene Zweijahressperre einhalten, bevor wieder offizielle Wettkämpfe möglich waren.

Gerade der Fall Caster Semenya hat im Jahr 2008 bei den Olympischen Sommerspielen in Peking erhebliches Medieninteresse hervorgerufen und ist erst nach Wochen eindeutig entschieden worden.
Auch wenn man es kaum glauben kann, verlangte der Internationale Leichtathletik-Verband (IAAF) ab 1958 von allen Teilnehmerinnen an internationalen Meisterschaften ärztliche Atteste zum Beleg ihrer Weiblichkeit. Diese werden sogar durch Geschlechtsprüfer durchgeführt. Dabei müssen sich Sportlerinnen unbekleidet von drei Ärztinnen – zwei davon Gynäkologinnen – begutachten lassen.

Unfassbar, aber so glauben die Offiziellen, Betrugsversuchen vorzubeugen.

Um sich dieser Prozedur zu entziehen, treten viele Sportler Ihre Wettkämpfe gar nicht mehr an und ziehen sich aus dem offiziellen Spielbetrieb zurück, alleine schon weil diese nicht mehr daran interessiert sind, öffentlich verspottet und unterdrückt zu werden. Ein sehr prominentes Beispiel ist der Stabhochspringer Balian Buschbaum, der seine Karriere beendete und als Trainer seinem Sport erhalten blieb.

Die Frage ist, wird es irgendwann anders oder wird die Gesellschaft so weiter mit Ihren Sportlern umgehen? Ich denke, wenn sich nicht grundsätzlich diese Praxis verändert, haben Sportler auch in der Zukunft wenig Motivation, Ihrem Wettkampfsport weiter treu zu bleiben. Eigentlich schade für den Sport.

Nathalie

Quellennachweise:

  • Wikipedia: http://de.wikipedia.org/wiki/Geschlechts%C3%BCberpr%C3%BCfung_beim_Sport
  • Spiegel: http://www.spiegel.de/spiegel/a-654631.html
  • A Crucial Statement
  • RP-Online: http://www.rp-online.de/sport/leichtathletik/geschlechtskontrolle-und-transsexualitaet-aid-1.1631281
  • Balian Buschbaum: http://www.balian-buschbaum.de/

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Eingedachtes zu „Kleines 1×1 der Hormone“

Eine wirklich schöne Abhandlung die da Marina geschrieben hat und zu der ich folgendes Ergänzen möchte.

Es soll "Patienten" geben, die es nicht abwarten können und denen es nicht schnell genug geht, die Wandlung von einem männlichen hin zu einem weiblichen Körper und umgekehrt zu vollziehen. Leider aber gibt es auch Ärzte, die dieses Spiel mitspielen und leider auch viel zu schnell viel zu viel verschreiben. Ist denn nicht klar, was da dem Körper angetan wird? Warum wird da so unverantwortlich gehandelt?

Da ist mir zu Ohren gekommen, dass einige gleich am Anfang mit 50mg Androcur einsteigen. Das heißt, dass der Körper quasi ohne Hormone auskommen muss, weil das Testosteron auf null geknüppelt wird, aber sich noch gar kein Östrogenspiegel gebildet hat.
Oder ohne Testphase bzw. mit einer Anfangsdosis von 1-2mg, gleich der Einstieg mit 4mg und mehr Estradiol (Östrogene) vollzogen wird und es dann zu Herzproblemen o.ä. kommt.
Interessant ist auch die Geschichte, dass eine Person 16mg Estradiol am Tag eingenommen haben soll.

Diese Personen haben vielleicht ihren Körper etwas schneller als andere an ihr Wunschgeschlecht angepasst, werden dann aber vielleicht zu wirklichen Patienten. Bluthochdruck, Schwindel, Depressionen, Leber- und/oder Nierenschädigungen, Herzprobleme, Schlaganfall usw. usw. Ist das dann der Preis dafür?

Warum tut man/frau sich das an?

Vieles ist einfacher geworden und jede/r muss wissen was sie/er tut. Aber dieser Wandlungsprozess dauert seine Zeit und die sollte man seinem Körper geben, wenn man dann noch etwas davon haben will.

Ich würde mir auch von den Ärzten eine bessere Aufklärung und Beratung wünschen und nicht ein "Durchschleusen" von transsexuellen Personen – Dazu zähle ich auch die Therapeuten.

Im Endeffekt liegt die Verantwortung, was man seinem Körper antut, bei einem selbst. Es ist nur schade, wenn man dann, nicht das Leben in seinem Wunschgeschlecht genießen kann.

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Kleines 1×1 der Hormone

Autorin: Marina

Als Erstes muss ich, Marina, vorausschicken, ich bin weder Ärztin noch Pharmakologin. Ich habe „nur“ Chemieingenieurwesen studiert. Darin enthalten 4 Semester Biochemie. Alle nachfolgenden Informationen sind aus Wikipedia und anderen öffentlich zugänglichen Quellen zusammengesucht. Dieser Text ist meine persönliche Zusammenfassung meines Wissens über Hormone und die Hormontherapie, das ich mir über die Jahre angeeignet habe. Ich erhebe keinerlei Anspruch auf Richtigkeit noch auf Vollständigkeit. Ebenso übernehme ich keinerlei Verantwortung für Konsequenzen, die andere aus meinen Überlegungen und Darlegungen ziehen.Ich möchte mit dieser Zusammenfassung einen leicht verständlichen Überblick geben, wie und wieso Hormone wirken und was eine Hormontherapie im Körper auslöst. Dabei stelle ich alles aus der Sicht einer Mann-zu-Frau transidenten Person dar. Bei Frau-zu-Mann-Transsexuellen ist dies aber ganz genauso, nur mit umgekehrten „Vorzeichen“.

Das Grundprinzip aller Hormone ist das Schlüssel-Schloss Prinzip. Das Hormon ist der Schlüssel, die „Schlösser“ sitzen in den Körperzellen, den sogenannten Rezeptoren. Dockt ein Hormon am passenden Rezeptor an, dann löst dies eine Reaktion der Körperzelle aus. Genauso wie man mit dem passenden Schlüssel ein Schloss öffnet. Jedoch sind Hormone quasi „Einweg-Schlüssel“. Haben sie einmal angedockt, werden sie von der Zelle nach einiger Zeit abgebaut, so dass das Schloss (der Rezeptor) wieder frei ist.

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Eine Woche „Ich“

Dieser „Selbsttest“ ist besonders für die zu empfehlen, die nicht genau wissen wo sie stehen und entstand von und mit freundlicher Genehmigung von Petra-Susanne.

Es war schon länger zwecks Austestens der eigenen Gefühle hinsichtlich langfristigen Rol­lenwechsels geplant: Eine Woche durchgehend en femme leben. Lieber eigentlich noch einen kompletten Monat, um noch einmal deutlich stärker in den tagtäglichen Normaltrott hineinzukommen, aber das liegt nach derzeitiger Einschätzung etwas außer­halb des Mach­baren. Bislang waren ca. zwei Tage am Stück das Höchste der Gefühle, was ich rea­lisieren konnte und teilweise auch wollte. Diesmal sollte es aber definitiv länger werden, um gefühlsmäßig eben zumindest ein Stück an eine gewisse Normalität heran­zu­kommen, die ein kompletter Rollenwechsel mit sich bringen würde.

Eine Woche wollte unser Sohnemann während der Schulferien mit seinen Großeltern in die Eifel fahren, so dass kein Freundesverkehr bei uns im Hause sein würde. Zudem war absehbar, dass in dieser Zeit praktisch keine dienstlichen Face-to-Face-Kontakte erforder­lich sein würden. So entstand der Entschluss, diese Woche zum Austesten der weiblichen Rolle zu nutzen.

Bislang hatte ich mich immer als „mitten zwischen Männlein und Weiblein“ eingeordnet und tue das eigentlich noch immer. Bleibt jedoch die Frage, von welcher Seite aus ein Wechseln möglicherweise angenehmer empfunden wird, bzw. ob ein Wechseln überhaupt noch nötig wäre, wenn ich mich entgegen der bisherigen Stimmungslage zu einem Leben in einer biologisch eher weiblichen Rolle entschlösse.

Wegen einiger gesundheitlicher Turbulenzen meiner Schwiegereltern drohte die ganze Sache, noch im letzten Moment zu kippen. Aber mit ein wenig Improvisation ließ sich der Plan dann doch noch weitestgehend umsetzen.

Am Samstag Nachmittag ging es los: Nachdem Frau und Sohn (statt Sohn und Großeltern) sich in die Eifel aufgemacht hatten, um noch zwei letzte Urlaubstage vor allem draußen in der Natur zu verleben, legte ich mich in die Badewanne, um „Peter“ für mehrere Tage ab zu waschen und – nach ca. 2 Stunden – als Petra der Wanne zu entsteigen. Das Ganze wurde noch dadurch erleichtert, dass ich mir von meiner Frau direkt vorher mein Kopfhaar zwecks Verfolgens von Neurodermitiseffekten in diesem Bereich ratzeputz hatte weg­schneiden lassen und nun dort oben (bis eben auf die verschorften Wundstellen) durch­gehend babyglatt war. Da ich mich nun nicht gerade der ultrarechtskonservativen Meinungs­ecke zuordne, bot diese Randbedingung noch eine zusätzliche Motivation, im Zweifelsfall eher als Petra auf die Straße zu gehen.

Okay, im Moment des Abtrocknens war davon noch nicht so viel zu sehen, aber schon kurz danach hielten die selbsthaftenden Silikonis auf der sauber rasierten, durchs Bad komplett entfetteten Brust „wie angegossen“. Somit stellte sich bereits ein gutes Körper­gefühl ein, das nur durch einen leichten BH und eine ordentliche Miederhose abgesichert werden brauchte. Natürlich waren auch die weiteren Kleidungsstücke entsprechend rollen­konform, aber keineswegs übertrieben. Das quasi durchgehende Tragen der (wegen der Glatze aushäusig sowieso erforderlichen) Perücke ist bei uns auch innerhalb des Hauses ein Muss, weil in praktisch allen Zimmern Einblicke von unterschiedlichen Nachbarn möglich sind.

Bereits am frühen Samstagabend war dann die erste Ausfahrt erforderlich: Es waren noch einige Sachen einzukaufen, die bei der Rückkehr von Frau und Sohnemann spätestens am Sonntagabend erforderlich sein würden. Da unsere Nachbarn noch nichts von „mir“ wissen, ist mir nach wie vor daran gelegen, unerkannt aus unserer kleinen Sackgassen­straße rauszukommen. Da ich mit dem Roller zum Einkaufen fuhr, tat mir ein speziell für „mich“ angeschaffter XXL-Jethelm seinen guten Dienst, indem er die immer im Stirn­bereich mit Perückenband angeklebte Perücke beim späteren Abziehen auf dem Kopf ließ. Außerdem sieht dieser Helm ganz anders als der aus, den „Peter“ sonst trägt. Neu für mich: Die Notwendigkeit, nach dem Anhalten erst mal ein wenig mit der Bürste durch’s Haar zu gehen, damit ich wieder vernünftig aussehe. Peter macht sowas nie!

Das Einkaufen verlief, wie erhofft und auch von früheren Ausflügen her vermutet, absolut ereignislos. Da die Silikonis wie angeschraubt auf der Brust anbappten, schlief ich die Nacht auch mit ihnen. Alle zwei Tage würde aber ein Abnehmen erforderlich sein, damit die Haut darunter Luft bekommt.

Am nächsten Tag wollte ich eigentlich morgens zum Flohmarkt gefahren sein, um in aller Seelenruhe mal nach einer nett(er)en Armbanduhr und ggf. einigen Klamotten für mich zu schauen. Aber irgendwie bekamm ich den Hintern zunächst nicht hoch, und dann wurde es mir zu warm und wettertechnisch zu unsicher, um noch zum Flohmarkt zu fahren. So blieb ich halt am Sonntag doch den ganzen Tag zuhause und erwartete die Rückkehr von Frau und Sohn – der mich durchaus schon als Petra kennt und natürlich entsprechend vorgewarnt war.

Nach telefonischer Rücksprache mit den Großeltern wurde klar, dass diese sich wieder so weit aus­kuriert hatten, dass ab Dienstag mit dem Kurzurlaub mit Enkel begonnen werden konnte. Daher wurde beschlossen, dass Sohnemann ihnen am Dienstag konspirativ irgendwo in der Einfallschneise aus dem Ruhrgebiet Richtung Eifel übergeben werden solle.

Den zwischenzeitlichen Montag füllte unser Sohn jedoch mit gemütlichem häuslichen Abhängen (im eigenen Zimmer rumkramen und ausmisten, lesen, am Computer spielen und komponieren) aus, während meine Frau extern zur Arbeit war und ich in weiblicher Rolle meiner Home-Office-Arbeit nachging. Da er mich schon des Öfteren zuhause als Petra erlebt hat, war dies für ihn kein sonderliches Problem, wie sich auch an den häufi­geren Störungen mit irgendwelchen Diskussionsthemen erkennen ließ. Allerdings bleibe ich in der Anrede trotz des nicht so ganz dazu passenden Äußeren wohl für ihn (derzeit 12 Jahre alt) „Papa“. In die Öffentlichkeit werde ich allerdings als Petra absehbar nicht mit ihm gehen.

Abends ging es dann per Auto mit einem kurzem Abstecher zu einem Mode­geschäft (ich brauchte noch einen gut passenden und angenehm sitzenden BH) zu unserem geplanten Tx-Stammtisch in die Innenstadt von Aachen. Leider schlug die Ferienzeit unbarmherzig zu, so dass wir beiden Organisatorinnen die Einzigen waren, die sich an dem Abend dort trafen.

Dienstag morgen war dann leider eine Unterbrechung der Petra-Woche angesagt, weil ich unseren Sohn den Großeltern in der Nähe von Euskirchen zutragen musste und diese noch nichts von „mir“ wissen. Nach dem Mittagessen und einem Besuch en homme bei meiner Mutter im Pflegeheim war ich dann aber wieder am frühen Nachmittag zuhause – und wurde von meiner Frau nach­haltig dazu aufgefordert, mit meiner Petra-Woche weiter­zumachen. Ich gebe zu, dass ich, den Morgen über als Peter unterwegs, aus Bequemlich­keit wohl nicht direkt wieder zurückgeswitched hätte, sondern dies erst am nächsten Mor­gen gemacht hätte. Aber so war’s, was den Testeffekt angeht, schon besser!

Am Mittwoch war neben dem häuslichen Arbeiten noch eine kurze weitere Einkaufstour ange­sagt, die wiederum ohne jegliche Vorkommnisse (*gähn*) verlief. Abends ging es dann jedoch mit meiner Frau noch zu einem gemeinsamen Abendessen in ein auszu­testen­des Speiserestaurant, in dem sonst seit einigen Malen unserer Motorradstammtisch tagt. Netterweise gab es dort kein Wiedererkennen, was mich aber nicht sonderlich wun­dert: Im Moppedkreis bin ich nur einer von Vielen und bislang nur wenige Male dort gewesen. Der Abend endete dann beim Eis­schlürfen auf offener Straße in Kornelimünster, da die dortige Eisdiele bekanntermaßen gutes Eis, aber keine Sitzplätze bietet.

Der Donnerstag war dann der Action Day: Morgens noch das übliche wissenschaftliche Arbeiten zuhause, aber nachmittags ging es mit meiner Tx-Mitstreiterin zunächst zur Selbsthilfe-Kontaktstelle nach Eschweiler, wo wir uns in einem sehr ausführlichen und interessant-konstruktivem Gespräch der Koordinatorin für Selbsthilfegruppen im Kreis Aachen vorstellten. Danach blieb gerade noch so viel Zeit, kurz zuhause ein Joghurt als Abendessen reinzuschlürfen, bevor es zu meiner (bzw. eigentlich Peters) üblichen, zwei­wöchig anfallenden Musizierrunde weiterging. Diese wollte ich entsprechend der Prä­misse, möglichst alles (außer Dienstkontakte) in dieser Woche als Petra zu bestreiten, ebenfalls wahrnehmen.

Hierzu hatte ich mir allerdings eine Notlüge einfallen lassen, die eine Wette mit einer Nach­barin vorgab: Sie hätte nach meinem gelungenen Karnevalsauftritt als Heinos (= mei­ne Frau) Begleiterin, der „Schwarzen Barbara“ im Dirndl und mit passenden Heels, gewet­tet, dass ich das Frausein aber keine Woche aushalten würde. Diese Wette würde ich gerade in dieser Woche auch anlässlich meiner Kahlköpfigkeit ableisten. So mailmäßig (mit Oberkörperbildchen von mir in normaler Kleidung) vorgewarnt, erschien ich dann zum Musizieren – natürlich auch in ganz normalen Klamotten. Hinterfragt wurde die Geschichte dann nicht mehr, aber wer das Ankündigungs-/Vorwarn­bildchen und mein reales Erschei­nen verglich, dürfte direkt gemerkt haben, dass die Klamotten offensichtlich total unter­schiedlich waren und ich somit einen gewissen Fundus zur Verfügung haben muss. Sollte zu einem späteren Zeitpunkt noch mal eine Nachfrage kommen, werde ich auch per Outing dazu stehen.

Wie dem auch sei – das Flöten hat mir und den andern Anwesenden viel Spaß gemacht, und ich bin wirklich froh, das so durchgezogen zu haben. „Zum Beweis“ wurden auch noch ein paar Bildchen gemacht, auf die ich aber noch gespannt warte. 😉

Der Freitagmorgen brachte dann leider noch mal eine kurze Unterbrechung aufgrund eines kurz­fristig anberaumten, dienstlichen Termins, den nur Peter wahrnehmen konnte. Nach der Rückkehr nach Hause wechselte ich dann aber wieder direkt zurück zu Petra und fuhr abends noch mit meiner Frau zu zwei Fachläden, um Renovierungsmaterial einzukaufen. Bei dieser Tour gab es zwar in ein oder zwei Fällen sehr erstaunte Blicke (die ich auch bei den anderen Touren nicht ausschließen möchte), aber irgendwelche daraus resultierenden Probleme gab es überhaupt nicht. Schließlich fuhren wir danach noch kurz in ein Kauf­haus, wo ich mir noch zwei passende Miederslips holen musste: Beim durch­gehenden Leben als Petra tendiere ich mittlerweile mehr zu angenehmem Sitz als zu besonders guter Taillenformung – und für diese Zielsetzung war mir die Unterwäsche ausgegangen. 😆

Der Samstag sollte dann den letzten Tag des Petra-Tests darstellen, weil die Eifelurlauber (Sohnemann mit seinen Großeltern) am Sonntag beim Heimfahren durch unser Hinfahren unterstützt werden sollten. Eigentlich wollten meine Frau und ich en femme, wie im Jahr zuvor, ein wenig in der Eifel wandern gehen, dort ein- bis zweimal zwischenübernachten und das Helfen (nach vorherigem Einpacken von „mir“) damit auf der Rückfahrt verbinden. Aber das Wetter war zu schaurig, als dass dies absehbar Spaß gemacht hätte. So entschlossen wir uns, den Samstag hauptsächlich in Landgraaf im „Mondo Verde“-Park zu verbringen, denn dort war es immer möglich, sich bei den zu erwartenden seltenen, aber irgendwann am Tag recht wahrscheinlichen Regengüssen in ein Gebäude zu verziehen. Auch hier, wie in der ganzen Zeit, der gleiche Effekt: Einige Wenige haben mich schon recht genau gemustert, die weitaus Meisten jedoch nahmen keine Notiz von mir. Und irgendwelche negativen Bemerkungen/Reaktionen hat’s auch nicht gegeben. Der Park ist für eher Naturbezogene und Tierfreunde übrigens wirklich nett: Es gibt große Freiflug­hallen und ordentliche Gehege. Wir haben mehrere Stunden dort verbracht, wobei die Wellensittichkolonie mit Brutkästen fast in Greifweite direkt über unseren Köpfen ein echtes Highlight war. (Wer allerdings atemberaubende Fahrgeschäfte für gelangweilte Kiddies sucht, sollte sich lieber woanders umschauen.)

Da wir im Park nichts (Wesentliches) an Nahrung zu uns genommen hatten, bildete ein weiterer Restaurantbesuch dann den krönenden Abschluss. Auf dem Parkplatz vor diesem Restaurant, der gleichzeitig auch der eines kleinen Einkaufszentrums ist, gab’s dann noch mal einen kurzen Moment steigenden Blutdrucks: Dort lud gerade die Mutter eines Schul­kameraden unseres Sohnes ihr Auto ein. Sie hat uns nicht wahrgenommen. Aber letztlich muss man so in der Nähe des eigenen Wohnorts immer auf eine solche Begegnung gefasst sein. Und genau hieran müssen wir (meine Frau und ich) noch arbeiten: Was werden wir in einem solchen Fall dann sagen?

Bis zum Zubettgehen blieb Petra noch da. Dann war aber für’s Erste wirklich Schluss. Aber um es mit Paulchen Panther zu sagen: „Heute ist nicht alle Tage – ich komm wieder, keine Frage!“ 🙄

Das persönliche Fazit: Mit entsprechendem Aufwand, der auf den ersten Blick nicht mal gar so groß ist, wäre für mich ein Leben en femme wohl machbar: Die weitgehend abge­schlossene Laser-Enthaarung des Bartschattens hilft ungemein, keine dickeren Schichten an Spachtelmasse auf’s Gesicht kleistern zu müssen. Das ist (zumindest für mich) eine kaum zu überschätzende Hilfe auf dem Weg zum angenehmen und wirkungs­vollen Passing. Dass ein wenig Augen-Makeup zum guten Ton dazugehört, dürfte klar sein und ist auch nicht weiter störend. Glücklicherweise bin ich an den Armen und auf der Brust mit nur wenig bis sehr wenig hellem Haarwuchs bedacht, also auch hier weitestgehende Entwarnung.

Hinsichtlich sozialer Interaktionen würde ich im anonymen Bereich keine großen Negativreaktio­nen erwarten. Im weiteren Bekanntenkreis, also Nachbarn, Musizier­runde, Moppedfahrer u. Ähnliches, würde ich aufgrund einiger weniger Outings, die ich dort schon hinter mir habe, auch eher mit Akzeptanz, mindestens aber mit Toleranz rech­nen. Unsicher bin ich mir aber vor Allem hinsichtlich der Hänselgefahr beim Sohn in der Schule. Dies kann ich derzeit nicht abschätzen. Auch meine Frau hat gewisse Vorbehalte, was die Tuschelei an ihrem Arbeitsplatz (im Sozialen Bereich) angeht.

Was aber für mich ganz persönlich und unabhängig von der sozialen Einbindung bei die­sem Experiment wichtig ist/war, ist das Empfinden der eigenen Körperlichkeit. Und hier war das Ergebnis etwas zwiegespalten. Erst mal ganz klar: Ich bewege mich in der Öffentlichkeit lieber als Petra, denn ich empfinde mich dabei stimmiger im Hinblick auf die selbst empfundene Rollenidentität. Damit ich mich dabei aber im Spiegel selber sehen mag, bedarf es hierzu einer als stark empfundenen Künstlichkeit, die wiederum für mich irritierend/behindernd ist. Ohne sinnvolle Oberweite (derzeit ein knappes 90 B ausfüllend) käme ich mir unvollständig vor. Hierzu sind zumindest für längere Zeit, wenn nicht sogar lebenslänglich, entsprechende Silikonis erforderlich. Auch wenn so angeklebte Dinger ihre Aufgabe ganz gut erfüllen, ist das Körpergefühl zumindest nach einiger Tragezeit am Stück weit weg von dem, was ich mir bei echten „Biobrüsten“ vorstellen würde. Irgend­wann fangen die Silikonis nämlich an, auf der Haut zu jucken, an den Rändern nur teilweise zu kleben usw.. Ich glaube nicht, dass dies auf die Marke zurückzuführen ist, sondern dass dies ein prinzipielles Problem ist.

Weiter unten würde ich ein Stückchen derzeit hervorragenden Biomaterials eigentlich nicht ver­missen – unter der Voraussetzung, dass eine Orgasmusfähigkeit weiter bestehen bleibt. Die zu verlieren, fände ich schon sehr traurig. In der Tat habe ich in der Woche en femme mehr lustvolle Momente erlebt als längere Zeit (als Peter) zuvor. Ich führe das auf die größere Stimmigkeit von äußerer Erscheinung und innerem Gefühl zurück, die schlicht mehr Lust auf Lust macht. Dieses Thema scheint aber, glaubt man Berichten und An­deutungen aus entsprechenden Tx-Foren, von der Kunst der Operateure weitestgehend positiv geklärt zu sein. Sorge hätte ich bei einer entsprechenden Operation in diesem Bereich jedoch vielmehr um mögliche destruktive Nebenwirkungen wie Inkonti­nenz und unmittelbare Operationsrisiken. Ich bin sehr mit dem grundsätzlichen, biologischen Funktionieren meines Körpers zufrieden und würde dies nicht auf’s Spiel setzen wollen. Mag aber sein, dass hier das Risiko durch Verzicht auf „Tiefe“, die für mich aufgrund der partnerbezogenen Ausrichtung auch keinerlei Bedeutung hätte, stark verringerbar wäre. Ich würde mich aus natürlicher Faulheit auch nicht sonderlich gern regelmäßig um eine Körperhöhlung kümmern müssen, die für mich keine gefühlsmäßige Bedeutung besäße.

Ganz dumm sieht es aber weiter oben aus: Meine Stirn ist (immer schon) deutlich zu hoch, und meine Haare sind ausgesprochen dünn und glatt. Daraus ließe sich in natürlicher Wei­se im Sinne einer weiblichen, den leider vorhandenen Stiernacken kaschierenden Frisur nur schwerlich etwas machen, auch vor dem Hintergrund, dass ich wohl auch weiterhin gerne ein Helm erforderndes Zweirad fahren möchte. Okay, es gibt Haarwebsysteme. Aber die sind erstens pflegebedürftig, zweitens ziemlich teuer in der dauerhaften Anwen­dung und drittens im Sinne einer lebenslangen Nutzung noch fraglich in der Anwendbar­keit – schließlich züppeln die nicht gerade wenig an ihren Echthaarankern. Und mal ein wenig vorgedacht: Wenn die Rente später schon für’s Pflegeheim nicht reicht, werde ich sie hierfür bestimmt nicht mehr anlegen können/wollen. Also bliebe hauptsächlich die Perücke als Lösung. Und die für den Rest meines Lebens tragen zu müssen, stelle ich mir schon recht behindernd vor. Sooo toll ist das Gefühl beim echten Dauertragen nun wirklich nicht.

Fazit vom Fazit: Ich werde nicht gleich morgen zum nächsten Psychologen rennen, um mein Gutachten für alles Weitere auf dem TS-Weg zu bekommen. Aber ich werde in Zukunft weiter nach Gelegenheiten suchen, „mich“ auch mal länger am Stück aus dem Schrank zu holen und dann auch höchstwahrscheinlich die größere Übereinstimmung von Gefühl und Aussehen/Habitus wieder sehr genießen. Und ich werde weiter in mich hineinhorchen, ob die gewisse Traurigkeit, die meine männlich gelebte Zeit in mir weckt, weitere Schritte nahelegt. Gefühle ändern sich im Laufe der Zeit – und „never say never“!

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Mein Umfeld

Zugegeben ich habe euch den Freund, den Sohn, den Ehemann , den Vater, den Onkel und so weiter genommen. Aber ich denke, wir haben alle gewonnen, denn ihr bekommt einen ausgeglichenen Menschen, der sein innerstes Ich zulässt. Der den Mut hat endlich nach über 40 Jahren dazu zu stehen was er eigentlich ist – eine Frau.

Ich bin so glücklich und froh, dass ihr alle zu mir steht, auch wenn viele von euch das alles nicht verstehen. Aber das müsst ihr doch auch gar nicht. Die Toleranz und Akzeptanz zählt und das Verständnis, dass es doch derselbe Mensch bleibt.

Seit meinem zweiten Outing, den Weg zur Frau komplett zu gehen, fühle ich mich wunderbar, bin glücklich und öffne mich. Mein Umfeld scheint das zu spüren, denn ich habe so viel neue Kontakte, Gespräche und Begebenheiten, auch bei und mit Menschen die noch nichts von meiner Transition wissen. Ich höre auch, dass ich ruhiger und zugänglicher geworden bin. Nichts davon möchte ich missen! Dieser Weg ist der Richtige, auch wenn der Übergang ungemütlich und steinig ist. Nicht nur, denn es gibt auch positives in dieser Phase, z.B. wenn sich langsam der Körper verändert. Langsam und in kleinen Schritten , denn auch die eigene Seele muss mitgenommen werden und nicht zu vergessen das Umfeld .

Es ist so wichtig, dass das vertraute Umfeld zu einem steht. Es gibt Vertrauen und Mut. Aber auch der Gendertreff hat mich in kleinen Schritten veranlasst, zu dem zu stehen was ich nun tue. Gewesen bin ich es schon immer.  Einige "Brocken" liegen noch vor mir, vor denen ich natürlicherweise Angst habe. Aber diese Hürden werden quasi Stück für Stück abgearbeitet. Da ist z.B. die Vorbereitung des Outings in der Firma. Auch dort müssen sich die Kolleginnen und Kollegen an die neue Situation gewöhnen, das geht nicht mit dem Holzhammer. Hier sollen der Betriebsrat und AGG-Beauftragte helfen und unterstützen. Dann ist auch noch viel Papierkram zu erledigen…

2004 , bei meinem Outing bei Ehefrau und Familie , dachte ich noch, dass das Ventil als "Freizeit- oder Teilzeitfrau" reichen würde. Auch das kostete Überwindung und ich habe Jahre gebraucht bis zu diesem Schritt. Aber dieses Hin- und herspringen war auf Dauer auch nicht die Erfüllung und teilweise zermürbend für alle Beteiligten.
Ich kann und will nicht mehr im männlichen Körper leben und das haben alle, besonders aber auch ich, verstanden. Jetzt geht es darum den richtigen Weg zu gehen und die Weiche ist gestellt und ich bin bereits mittendrin.

Ich freue mich auf die Veränderung und danke meinem Umfeld und den Halt den mir alle geben.

Lieben Gruß
Xenia

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Das Ende der Transition?

Angelinas Gedanken mit ihrer Genehmigung hier im Gendertreff Blog nieder geschrieben.

Das Ende der Transition?

Gibt es das, bin ich jetzt Dort angekommen?

Alles begann wie bei vielen Anderen auch in früher Kindheit. Eine „Zimmertranse“ 45 lange Jahre, dann ein „Husch-Lieschen“ das meistens nur schnell vorbeihuscht bevor sie Jemand richtig registrieren kann, es folgte eine kurze Zeit als „Teilzeit-Frau“, weiter geht es als „Vollzeit-Frau“ mit Hormontherapie sowie „Vornamensänderung“ (§ 1 TSG = Transsexuellengesetz) und zum guten Schluss hat diese Woche das Amtsgericht Köln festgestellt und beschlossen (§ 8 TSG), dass ich nun dem weiblichen Geschlecht angehöre. Begründet ist dieser Beschluss unter anderem damit, dass ich mich einem operativen Eingriff unterzogen habe. Durch diesen Eingriff bin ich nun dauernd fortpflanzungsunfähig und meine äußeren Geschlechtsmerkmale so verändert, dass eine deutliche Annäherung an das Erscheinungsbild des weiblichen Geschlechts erreicht ist.

Ist das nicht schön?

Bin ich jetzt eine Frau?

Ich denke nicht, sondern weiterhin eine „Transsexuelle“! So bin ich schon auf die Welt gekommen und so werde ich auch im Grab enden. Es ist schön eine „Transsexuelle“ zu sein. Mein wertvoller Schatz Petra liebt mich als „Trans-Mädchen“, so haben wir uns schon 2007 kennen gelernt und leben auch schon so lange sehr glücklich zusammen. Der Weg ist nun frei für eine gleichgeschlechtliche Lebenspartnerschaft.

Sind wir nun zwei richtige „Lesben“?

Ob die „Lesben“ uns anerkennen?

In meinem früheren „Leben“ habe ich immer das getan was von mir erwartet wurde. Ich bin ein liebes Kind, die jüngste Tochter, das „Nesthäkchen“ und ich liebe meine Eltern. Sie lieben mich immer noch, auch wenn ich ihnen den Sohn genommen habe. Genau wie meinen beiden Töchtern (oh ja, zwei Wunschkinder 17 / 21 Jahre alt und von mir mit den anderen falschen Genitalien gezeugt) habe ich den Vater genommen. Sie lieben mich immer noch. Genau wie meiner ehemaligen Ehefrau, ihr habe ich den Ehemann genommen. Aber wir sind gute Freundinnen und ich mag auch ihren neuen Ehemann, ein sehr Hübscher und Netter.

Bin ich ein rücksichtsloses Monster, eine außerirdische Lebensform?

Ein „Alien“, mit konzentrierter Säure als Blut und mit außerirdischen Parasiten in meiner Brust. Sobald Jemand in meine Nähe kommt springen sie über und nisten sich in dem neuen Wirtskörper ein. Diesen Vorgang überlebt der Wirt nicht und so ist es besser nicht in meine Nähe zu kommen. Vielleicht sollte ich mir ein Schild um hängen,

– Vorsicht „Transsexuell“ Todesgefahr – “.

Manche Menschen scheinen zu spüren, dass ich Eine bin, sie wollten mich nicht als Partner. Vor allem „Hetero-Frauen“ haben ein sehr feines Gespür dafür. Einige wollen mich nicht bei sich arbeiten lassen. Wie stellen sie das fest? Meine Zeugnisse sind alle geändert und so scheint es ein „siebter Sinn“ von Personalleuten zu sein. Was befürchten Sie, Todesgefahr oder wahrscheinlich bringe ich Unruhe in den Betrieb?

Ich bin zwar ziemlich „blond“ aber nicht „blöd“ und so habe ich einen mittleren Bildungsabschluss, Ausbildungen als Elektrikerin und Bürokauffrau. Meine Haare sind echt, ebenso meine Brüste. Sie sind ganz natürlich gewachsen und ich liebe Sie sehr. Meine neuen Genitalien sind von Dr. Rossi einem sehr netten und fähigen Arzt erschaffen. Sie sind für mich wunderschön und ich danke Ihm sehr dafür.

Es wird immer besser, ich glaube fest daran!

Tschüss Angelina

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Meine Gedanken

Meine Gedanken zu Ava`s Gedanken

Immer wieder höre ich von vielen transidenten Personen, dass die Gesellschaft uns nicht toleriert, geschweige denn akzeptiert. Das kann ich mir natürlich einreden. Wenn ich nicht als Frau raus gehe, kann ich es erst gar nicht beurteilen. Zum Glück gibt es aber auch viele Transgender, die eine ganz andere Wahrnehmung der Öffentlichkeit haben. Das beweisen z.B. die vielen Erlebnis- und Erfahrungsberichte hier im Gendertreff Blog. Wenn man nämlich quasi erst einmal als "Mann in Frauenkleidern" nach draußen geht, kann man Erfahrungen sammeln und das Selbstbewusstsein stärken. Man kann erst einmal sehen und erleben, wie das ist – als Frau zu leben. Die meisten müssen damit leben können, dass sie nicht auf den ersten Blick als Frau wahrgenommen werden, da das äußere Erscheinungsbild eher männlich wirkt. Was sich dahinter verbirgt, kann niemand einem an der Nasenspitze ansehen. Quasi ein privater Alltagstest. Wenn ich nach diesen Erlebnissen dann eine Vornamens- oder Personenstandsänderung anstrebe, wird das von Gutachtern, Amtsgerichten und Richtern positiv bewertet und man kann sein Anliegen daher besser glaubhaft machen. Außerdem kann ich für mich doch besser ausprobieren, ob es überhaupt der richtige Weg ist, bevor ich die Weiche stelle. Einen Weg zurück gibt es später nicht mehr.

Nehmt euer Umfeld mit! In erster Linie eure Familie, eure Bekannten und eure Freunde. Auch eure Seele braucht Zeit. Gebt nach einem Outing im Unternehmen euren Kolleginnen und Kollegen Zeit sich an euch zu gewöhnen. Brecht es nicht über`s Knie und fallt nicht mit der Tür ins Haus. Euer Umfeld wird es euch danken. Die Wahrscheinlichkeit, dass ihr später alleine da steht, ist dann gering.

Natürlich haben wir auch schon erlebt, dass hinter uns gegrinst oder gelächelt wird, aber ist es nicht so, dass das auch hier und da geschieht, wenn die Nase krumm ist oder sonst etwas nicht der "Norm" entspricht? Also ignorieren oder auf die Menschen zugehen und mit ihnen sprechen. Viele schöne Erlebnisse entgehen den transidenten Personen, die sich nicht aus ihren vier Wänden trauen. Diese Personen waren vielleicht einmal als Mann auf einen Stammtisch oder als Frau zu einer SHG gegangen. Aber, wenn man nicht en femme Alltagssituationen erlebt hat oder gar nur en femme  in einem geschützten Schulungsraum sitzt, kann man nicht beurteilen, ob man ein Leben als Frau führen kann. Wenn diese Personen dann das erste Mal unsicher zum Arzt gehen, womöglich noch als Mann zu einer Therapeutin, wundern sie sich, dass es doch etwas anderes ist, ob man als Mann oder als "verkleideter Mann" Straßenbahn fährt. Dass dann die Therapeutin einen nach Hause schickt mit der Bemerkung: "Üb erst mal!" ist nicht nur verständlich, sondern sogar sehr verantwortungsvoll.

Zu meinen, dem anderen Geschlecht anzugehören, fängt im Kopf an. Dazu ist es nicht notwendig perfekt zu sein oder gar ein absolut weibliches Erscheinungsbild zu haben. Erst einmal im Kopf klar sein und wissen wo die Reise hin geht. Die Hormone und die GaOP kommen dann von ganz alleine. Wenn ihr gefestigt seid und klar euren Weg eingeschlagen habt, wird das die Gutachter und das Amtsgericht beeindrucken und eure Entscheidung wird respektiert. Holt euch aber ruhig zusätzlich Hilfe in einer SHG, einem Portal oder einem Forum, wie z.B. dem Gendertreff und/oder professionelle Hilfe durch therapeutische Begleitung.
Raus müsst ihr selber!

Das soll hier keine Anleitung zur Transsexualität sein und ich will auch hier niemand einreden, wie er seinen Weg zu gehen hat. Aber dies sind meine langjährigen Erfahrungen und die von vielen Transgendern, die sich mit und durch den Gendertreff entwickelt haben. Ich habe es jahrelang unterdrückt und nicht zugelassen, warum soll ich es jetzt über`s Knie brechen und vielleicht alles falsch machen. Nein, im Gegenteil. Ich werde besonnen und ganz wichtig mit meiner Familie ruhig und überlegt diesen Weg nun zu Ende gehen. Die Weiche ist gestellt – auch nach reiflicher Überlegung, vielen Gesprächen und vor allen Dingen nach ausreichendem Alltagstest.

LG
Xenia

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Larissa`s Geschichte

Larissa aus dem Gendertreff Forum erzählt uns ihre Geschichte:

Im Gendertreff gelandet und will hier auch ein wenig mehr von mir erzählen.

Nun, wie fange ich an?
Ich bin transsexuell, noch vor der geschlechtsangleichenden Operation, kurz GaOP. Meine Vornamensänderung fand vor mehr als dreieinhalb Jahren statt, danach folgte der Kampf mit der Krankenkasse wegen der Kostenübernahme für die GaOP. Dieser Streit ging bis vors Sozialgericht. Letztlich lenkte die Krankenkasse aber, nach einem von ihr selbst geforderten Gutachten beim MdK, ganz schnell ein und erklärte sich bereit, im Zuge eines Vergleichs die Kosten für die GaOP sowie den größten Teil der Kosten für die Barthaarepilation (Nadelepilation bei einer nicht krankenkassenzugelassenen Kosmetikerin) zu übernehmen, bevor es zur endgültigen Verhandlung vor dem Sozialgericht kam.

Mein Lebensweg dürfte sich von dem vieler anderer Transsexueller nicht allzu sehr unterscheiden. Ich bin nicht mehr die Jüngste, tatsächlich gehöre ich mittlerweile dem "Rentnerclub" an.

Schon als Kind war ich davon überzeugt, eigentlich ein Mädchen zu sein. Meine Eltern hatten das damals einfach so akzeptiert, mir aber nahegelegt, um mir viel Leid und Ärger mit anderen zu ersparen, das als unser Geheimnis zu betrachten. So lernte ich mich in der Öffentlichkeit zu verstellen, was mir sehr schwer fiel, sodass ich mich oft zu Hause in Tränen aufgelöst wiederfand. Irgendwie konnte ich nicht begreifen, warum ich den Jungen spielen musste und nicht einfach ein Mädchen sein konnte. Zum Glück fand ich immer bei meinen Eltern Trost. Fast mein gesamter Freundeskreis während der Schul- und Jugendzeit bestand aus Mädchen. Bei ihnen fühlte ich mich wohl, ihre Denkweise war mir vertraut, während mir die Denkweise der Jungen und später der jungen Männer immer ein wenig fremd war. In manchen Dingen empfand ich sie sogar als abstoßend. (Sorry, wenn ich damit jemandem auf dem Schlips getreten haben sollte, aber ich muss wohl dazu sagen, dass ich empathisch veranlagt bin und dadurch die Gefühle anderer wahrnehme, als wenn ich ein offenes Buch sehe. Damals hatte ich noch nicht gelernt, wie ich das so weit wie möglich abblocken kann.)

Später lernte ich gezwungenermaßen, mich in der Männerwelt zurechtzufinden und auch eine Männerrolle zu spielen, denn so etwas wie mich dürfte es ja gar nicht geben, das sei doch völlig unnormal und widerwärtig. So begrub ich die Frau in mir im hintersten Winkel und tat das, was Männer eben so tun. Ich heiratete, wir bekamen Kinder, und ich dachte schon, die Frau in mir sei endgültig verschwunden, so lange, bis sie plötzlich von Zeit zu Zeit wieder aus ihrem Gefängnis hervorbrach. Es gab Phasen, da zog ich mir Frauenkleider an, wenn es keiner sah, kaufte mir heimlich Frauenkleider und -wäsche, nur um später alles wieder in die Mülltonne zu stopfen.

Nach der Trennung von meiner letzten Frau kam dann alles endgültig an die Oberfläche. Ich war allein, die Kinder waren aus dem Haus, ich brauchte also auf niemanden mehr Rücksicht zu nehmen. Ich ließ die Frau in mir aus ihrem Versteck und so langsam begann sie die Oberhand zu gewinnen. Meine Kleidung, obwohl noch männlich, änderte sich langsam aber sicher zum Weiblichen hin, aber so, dass ich mich darin in der Öffentlichkeit zeigen konnte ohne großes Aufsehen zu erregen. Meine Haare trug ich lang, in Zöpfen – weshalb ich von den Leuten oft nur als "Der Indianer" bezeichnet wurde.

Irgendwann war mir das dann aber auch nicht mehr genug, die Frau forderte ihr Recht, auch in der Öffentlichkeit Frau sein zu können. Ich begann (jedenfalls dort, wo mich keiner kannte) in Kleidern und Röcken herumzulaufen und fühlte mich dabei eigentlich zum ersten Male richtig frei und ganz ich selbst und so langsam war es mir auch völlig egal, was andere über mich denken mochten. Jedoch wurde das Verlangen, auch ganz offiziell als Frau anerkannt zu werden und einen weiblichen Namen tragen zu können, immer drängender. Es war mir aber nicht ganz klar, wie ich das erreichen konnte. Ich wusste nur, dass das irgendwie möglich wäre. Andere Transsexuelle, die ich hätte um Rat fragen können, wird man hier auf den Dörfern wohl kaum finden, und was ich anfangs an Seiten im Internet fand, war auch nicht so berauschend. Die meisten machten auf mich eher den Eindruck von Sex-Seiten und das war mir alles sehr suspekt.

Ich überwand dann die letzte Hemmschwelle und schrieb an das Standesamt hier in unserer Verbandsgemeinde eine Brief mit der Frage, wie und wo ich meinen Vornamen ändern lassen könnte mit einer kurzen Erklärung der Gründe. Zwei Tage später schon erhielt ich eine freundliche Antwort vom Standesamt, dass sie meinen Brief an das zuständige Amtsgericht in Frankenthal weitergeleitet hätten und dass sie mir viel Erfolg bei meinem Vorhaben wünschten. Auf so viel Freundlichkeit und Verständnis war ich nun wirklich nicht gefasst gewesen. Innerhalb kurzer Zeit erhielt ich dann Post vom Amtsgericht, der Antrag auf Namensänderung sei eingegangen. Das ganze Verfahren mit Gutachtern etc. dauerte 8 Monate, dann hatte ich den Gerichtsbeschluss, dass die Namensänderung vollzogen sei.

Neue Papiere, Änderungen bei Krankenkasse und der Sozialversicherung etc. gingen dann innerhalb weniger Tage über die Bühne. Süß war noch hier auf der Verbandsgemeindeverwaltung, als sie mir meinen vorübergehenden Personalausweis ausstellten, als die zuständige Sachbearbeiterin mir sagte, dass sie ja eigentlich offizielle Schreiben an mich noch mit Herr Larissa E… adressieren müssten, aber es wäre mir doch sicher Recht, wenn sie stattdessen Frau Larissa E… schreiben würden.

Das alles hat einige Veränderungen mit sich gebracht. So habe ich zum Beispiel den größten Teil meines früheren Bekanntenkreises verloren. Viele wollten oder konnten das nicht verstehen. Im Dorf hier (ich wohne jetzt seit über 12 Jahren hier) bin ich allerdings nicht dumm angemacht worden, die waren ja auch schon von meinen Zöpfen und meiner doch nicht ganz "normgerechten" Kleidung von früher her einiges von mir gewohnt. Was vielleicht hinter meinem Rücken über mich geredet wurde oder wird, weiß ich nicht, und es interessiert mich auch nicht im Geringsten.

Als ich meiner Mutter erzählte, dass ich meinen Namen ändern würde und auch eine GaOP in Betracht ziehe, war das für sie völlig in Ordnung. Sie meinte nur lächelnd: "Das hättest Du Dir aber wirklich vor der Geburt überlegen können. Du solltest doch sowieso ein Mädchen werden. Okay, dann habe ich ja jetzt doch noch eine Tochter."

Wie gesagt, ich lebe jetzt seit über 12 Jahren hier in dem Dorf, und seit mehr als 10 Jahren zusammen mit meiner Freundin. Sie hat von Anfang an gewusst, wie es um mich bestellt war und hat also meine ganze Metamorphose zur Frau hautnah miterlebt. Eigentlich bin ich jemand, der nicht so gerne in die Öffentlichkeit geht, Menschenansammlungen und Veranstaltungen habe ich bisher nach Möglichkeit vermieden. Der Grund liegt vor allem in meiner schon erwähnten empathischen Veranlagung – ich fühle mich nach einiger Zeit durch die auf mich eindringenden Gefühle der Anderen äußerst unwohl und will dann nur noch flüchten.
Trotzdem habe ich mich dazu aufgerafft, am 23.10. zu einem Schminkkurs nach Köln zu fahren. Schließlich hatte mir meine Freundin diesen Kurs ja zum Geburtstag geschenkt. Ich fuhr also mit sehr gemischten Gefühlen hin, war aber sehr überrascht von der angenehmen Atmosphäre dort. Ich fand es schön, endlich auch einmal ein paar Gleichgesinnte kennenlernen zu können. Zwei von ihnen habe ich auch schon hier im Gendertreff wiedergefunden.

Tja, und so, wie es aussieht, werde ich dann wohl auch bald einmal zu den Selbsthilfegruppen gehen, allerdings mit meiner Freundin, denn die brauche ich manchmal immer noch zum Händchenhalten, wenn ich zu solchen Treffen fahre, bei denen doch noch sehr viele mir Unbekannte sind.

Ich wollte doch nur ein wenig über mich schreiben, und nun ist es ein halber Roman geworden; ich hoffe, ich habe keinen gelangweilt.

Liebe Grüße

Larissa

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Avas Gedanken zu euphorischen Neulingen

Stehe zu Dir selbst und Deiner Transgender-Eigenschaft. So steht es sinngemäß auf meiner eigenen kleinen Webseite hier auf der Gendertreff Plattform . Und tatsächlich: Obwohl viele Transgender es offensichtlich zunächst kaum glauben können so lehrt doch die eigene Erfahrung, dass das ungezwungene Ausleben der Transgender-Eigenschaft relativ problemlos möglich ist.

Die diversen Erlebnisberichte , Erfahrungsberichte und Reportagen unserer Gendertours sprechen Bände. Die vielfach gehörten und gelesenen – meist sehr theoretischen – Überlegungen dazu, was einem draußen en femme alles passieren könnte muten an wie ein Erfahrungsbericht aus einem Paralleluniversum.

Die eigene Erfahrung lehrt, dass ein Großteil des Passing durch selbstsicheres und selbstverständliches Auftreten in der Öffentlichkeit bestimmt wird. Die Reaktionen der Mitmenschen sind entweder nicht vorhanden oder aber sogar überwiegend positiv. Nicht zuletzt um das zu vermitteln, finden unsere Selbsthilfetreffen in öffentlichen Lokalen statt. Denn wer seine Ängste und seinen inneren Schweinehund überwindet, hat häufig einen bedeutenden Teil seiner aus dem „Zimmertransendasein“ resultierenden Probleme gelöst.

Bewaffnet mit dieser Erkenntnis neigen jedoch offensichtlich einige Transgender nach den ersten überwiegend positiven Reaktionen ihrer Umwelt dazu, in eine Art totale Euphorie zu verfallen. Nach nur einigen Malen en femme in der Öffentlichkeit wissen diese euphorischen Neulinge kraft Selbstdiagnose, dass sie natürlich transsexuell sind. Und ab dann wird auf die Transition hingearbeitet.

So erging es auch Sandra-Melina, einer Userin aus dem Gendertreff Forum. Da sie ihre diesbezüglichen Erfahrungen im geschützten Mitgliederbereich des Gendertreff Forums veröffetlicht hat, möchte ich sie – natürlich mit Sandra-Melinas Einverständnis – hier kurz zusammenfassen.

Was war passiert? Sandra-Melina hatte lange Jahre im Ausland gelebt. Bereits von ihrem Wohnort im Ausland hatte sie sich im Gendertreff Forum angemeldet und sich mit anderen Transgendern und natürlich auch Angehörigen ausgetauscht. Irgendwann stand für sie fest, dass sie wieder nach Deutschland übersiedeln und ihre Transgendereigenschaft ausleben wollte.

Und so stand sie tatsächlich eines Tages als Überraschungsgast auf dem Gendertreff Leverkusen. Und auch sie wusste zu diesem Zeitpunkt natürlich bereits, dass sie von nun an nur noch als Frau leben wollte. Also wurde alles in Bewegung gesetzt, um die Transition vorzubereiten. Bartepilation, Psychologe und Hormonbehandlung waren ab nun die hoch gesteckten Ziele. Bis – ja, bis Sandra-Melina sich verliebte.

„Es kommt anders als man denkt“ – so hieß ihr Bericht dazu im Forum. Denn in Sandra-Melinas Leben war plötzlich eine Frau getreten. Und diese Beziehung stellte die zuvor noch so sicher geglaubte Selbstdiagnose der Transsexualität plötzlich in Frage.

Ich schrieb ihr dazu folgende Antwort auf ihren Beitrag im Gendertreff-Forum:

„Hallo Sandra-Melina,

vielen Dank für diesen interessanten Bericht. Denn er beschreibt etwas, das ich bei vielen unserer etwas neueren User mit einiger Sorge beobachte und vor dem ich einige auch schon explizit gewarnt habe:

Viele der neuen User hier, die erst vor einigen Monaten die ersten Schritte gewagt haben, verfallen in eine Art Euphorie, die nur schwerlich nachvollziehbar ist. Da sind sie gerade erst ein paar Monate in der Öffentlichkeit en femme unterwegs und haben festgestellt, dass man eigentlich ganz problemlos in die Öffentlichkeit kann und es entwickelt sich etwas, das ich als „Hyperventilieren“ bezeichne.

Denn diese User sind sich schlagartig alle ganz sicher, dass die vollständige Transition für sie ab nun der einzig wahre Weg ist. Liebe Leute, das ist aber niemals die Botschaft gewesen, die Euch der Gendertreff mit auf den Weg gegeben hat . Sandra Melina ist ein perfektes Beispiel: Nach Jahrzehnten im stillen Kämmerlein traut sie sich erst seit ein paar Monaten raus. Und schon weiß sie, dass sie nur noch als Frau leben will – bis plötzlich die Liebe des Lebens auftaucht.

Deshalb an dieser Stelle eine Botschaft an so einige von Euch: Liebe Leute! Kommt erst einmal an! Alle hier stecken doch in einem sozialen Gefüge aus Familie, beruflichem Umfeld, Freundeskreis, Sport-, Schützen- oder Kegelverein usw. Fragt Euch bitte erst einmal in Ruhe, ob ihr wirklich immer und unwiderruflich Frau sein wollt. Nach erfolgreicher Transition inkl. gaOP ist das nämlich zu spät.

Mit einiger Sorge beobachte ich, dass einige hier Unsummen ausgeben für Laserbehandlungen und Ähnliches. Dabei muss vielleicht nur ein Ereignis wie jetzt bei Sandra-Melina auftreten, das die eigene Sicht als Transsexuelle in Frage stellt.

Die Erfahrung, die ich gemacht habe ist die, dass man bei aller Euphorie nichts überstürzen sollte. Wenn ich lese, in welcher Geschwindigkeit sich gerade einige Neulinge hier im gesamten privaten und beruflichen Umfeld outen, dann wird mir ganz anders. Liebe Leute, Ihr müsst von Euren Berufen leben. Ein berufliches Outing macht nur Sinn, wenn Ihr wirklich dauerhaft als Frau leben wollt. Und da erzählt mir niemand, der vor einem Jahr noch im stillen Kämmerlein gesessen hat, dass er nun genau weiß, dass nur die gaOP der einzig wahre Weg ist. Auch sollte man immer bedenken: Wenn man sich erst einmal geoutet hat, dann ist das nicht mehr rückgängig zu machen. Nicht zuletzt deshalb würde ich mir bei einigen hier wünschen, dass sie ihre eigene Situation einmal etwas genauer reflektieren.

Hier denken Leute über Hormone nach, die noch vor einigen Monaten nicht einmal eine Damentoilette von innen gesehen haben. Ich kann es nur gebetsmühlenartig wiederholen: Schaut doch erst einmal einige Zeit (und damit meine ich nicht 2 Wochen oder Monate), ob ihr denn wirklich immer und unwiderruflich zu jeder Zeit Frau sein wollt. Denkt einmal darüber nach, dass vielen von Euch das Testosteron die Männlichkeit ins Gesicht geschrieben hat und dass Ihr notfalls ständig im Alltag dazu stehen müsst, als Mann geboren zu sein und als Frau zu leben. Hier besteht nämlich ein großer Unterschied, ob man das nur in Teilzeit oder gleich in Vollzeit macht.

Und erst dann, wenn Ihr Euch nach einigen Jahren völlig sicher seid, dann solltet Ihr über die Transition nachdenken.

Sorry für die deutlichen Worte, aber das ist wirklich meine Meinung dazu. Denn in letzter Zeit „hyperventilieren“ mir hier einige Leute viel zu schnell.

Viele Grüße

Ava“

Ja, das musste zu diesem Zeitpunkt einfach mal raus. Denn eine Anleitung, wie man(n) möglichst schnell Frau wird, kann und möchte der Gendertreff nicht geben. Transidentität ist schließlich kein Wettbewerb bei dem es darum geht, wer Erster bei der Laserepilation oder der Hormonbehandlung ist. Und „weiter auf seinem Weg“ ist nicht derjenige, der einen dieser vermeintlichen Meilensteine erreicht hat. Weiter ist vielmehr derjenige, der einen Weg gefunden hat, seine Transidentität in sein Leben und sein soziales Umfeld derart zu integrieren, dass er damit leben kann und gleichzeitig seinen sozialen und/oder beruflichen Status nicht gefährdet.

Viele Erfahrungen deuten zudem darauf hin, dass einige, die auf Biegen und Brechen die Transition durchgezogen haben, mit ihrer Entscheidung im Nachhinein sehr unglücklich waren. Auch zeigen einige Erfahrungen aus dem näheren Umfeld, dass es ratsam ist, sowohl sich selbst als auch das eigene Umfeld in eher kleinen Schritten an das Thema heranzuführen.

Ich für mich habe deshalb beschlossen, auf meinem eigenen Weg nichts zu überstürzen.

Viele Grüße
Ava

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Linas Geschichte

Lina37 hat ihre Geschichte freundlicherweise für das Magazin frei gegeben:

Hallo ihr Lieben,
Ich bin ja schon einige Zeit hier, habe aber im Gegensatz zu den Anderen noch recht wenig über mich geschrieben….

Also, meine Mutter erzählt immer wieder die Geschichte, dass ich mit fünf Jahren manchmal mit den Worten „Heute bin ich ein Mädchen“ aufgestanden bin. Meine Mutter ist da auch sehr locker gewesen und hat mich dann auch den ganzen Tag so angesprochen. Ich hatte auch etwas längere Haare (meine Ma ist ziemlich alternativ) und auch nicht so die typischen Jungs-Klamotten und Spielzeuge, einen Vater hatte ich nie. Dennoch glaube ich, dass meine Mutter das eher als ein Spiel von mir gesehen hat. Leider bin ich dann mit sechs zu meinen Großeltern gekommen, welche sehr streng und spiessig waren und für die ich damals total verzogen war. Ich habe dann die Grundschulzeit dort verbracht, war aber immer Aussenseiter in der Klasse, hatte keine Freunde, weshalb mich meine Großeltern im Fussballverein anmeldeten, wo ich auch nie anerkannt wurde. Ich war halt zu weich. Nach der Grundschulzeit kam ich dann zurück zu meiner Mutter, welche inzwischen einen neuen Mann hatte, was zu sehr großen Problemen geführt hat bis ich mit 18 ausgezogen bin.

Ich hatte während der Pubertät eigentlich nur weibliche Freunde und mir oft vorgestellt, wie meine beste Freundin zu sein und habe mich insgesamt ziemlich rebellisch verhalten. Mit 15 wurde ich Punk, habe teilweise absichtlich auf der Straße gelebt und in besetzten Häusern übernachtet, obwohl ich ein Zuhause hatte. Mit 18 habe ich dann die Stadt verlassen und bin nach Düsseldorf…durch die ganzen Probleme, die ich hatte, war „Lina“ auch ganz verschwunden, ja, ich erinnerte mich sogar nicht mehr an Gefühle, die ich als Kind und Teenie hatte. Im Laufe der Jahre hatte ich mehrere feste Beziehungen, bei denen aus heutiger Sicht oft mehr Bewunderung als Begehren der Grund für die Liebe war. Dadurch das ich mit 20 auch noch sehr weiche Gesichtszüge und auch mal längere Haare hatte, kam es zweimal vor, dass eine Freundin von mir mich „nur mal so zum Spaß“ geschminkt hat und ich mir auch sehr gefallen habe, aber es nicht zugeben wollte.Dann hatte ich eine sehr lange Beziehung, in der meine damalige Partnerin und ich zusammen wohnten. Und so kam es eines Tages, sie war oft abends arbeiten oder aus, dass ich heimlich ihre Sachen anzog. Und mich so gut gefühlt habe…aber nur kurz, denn nach einiger Zeit kam wieder das ungeheure Schamgefühl.

Eines Tages erwischte sie mich. Erst hat sie mich ausgelacht und dann hat sie sich einen Neuen gesucht. Es folgten sehr depressive Jahre, ich bin mittlerweile dreißig und in eine andere Stadt gezogen. In diesen Jahren habe ich meinen Körper aggressiv zerstören wollen. Ich habe mich zwei Jahre kaum gewaschen, habe sehr ungesund gelebt und mich mit allem betäubt, was mich nicht direkt tötete. Als ich dann eines Abends am Dortmunder Hauptbahnhof so verprügelt wurde, dass ich ein halbes Jahr in Krankenhaus und Reha verbracht habe, hörte es zumindest auf, dass ich mich so dermaßen hängen ließ. Ich zog zurück an den Rhein und wollte mein leben in den Griff bekommen. Ich fing an, mir Kleidung zu bestellen und startete die ersten Schminkversuche. Allerdings waren das immer nur Phasen. Dazwischen habe ich mich dann immer geschämt und wollte nichts davon wissen, habe oft Sachen weggeschmissen.

Als ich dann meine jetzige Freundin (SabZi) kennengelernt habe, habe ich davon natürlich nichts gesagt. Ich habe inzwischen gelernt, mich als Mann auch unter Männern zu behaupten und verstand es sehr gut, ihr auch das Bild eines sehr männlichen Typs zu suggerieren. Dafür habe ich mich manchmal extra wie ein Schwein ihr gegenüber verhalten. Selbst als sie den Schminkkoffer fand und mich zur Rede stellte, war ich nicht mutig genug, dazu zu stehen, sondern habe es als depressives Fluchtverhalten abgetan, welches ich nun ja nicht mehr nötig habe. Das Blöde oder besser das Gute an Dingen, die wir verdrängen, ist, dass sie mit voller Wucht zurückkommen. Und so kam es so stark zurück, dass ich in meiner Panik mit ihr Schluss machte, die Geschichte dazu habe ich ja bereits in meinem Vorstellungsthread geschrieben.

Wie ihr wisst, sind wir ja wieder sehr glücklich zusammen, dennoch ist auch vieles nicht so einfach. Trotz dass ich nun einige Male draußen war und meine Freundin habe, fällt es mir immer noch etwas schwer. Auf der einen Seite habe ich nun alle Freiheiten, auf der anderen Seite fangen damit auch eine ganze Menge Schwierigkeiten an. Ich fühle mich selber viel mehr, habe ein viel größeres Körperbewusstsein, wenn ich Lina bin. Und habe zur Zeit eine größere gefühlte Ablehnung, wenn ich Mann bin, als je zuvor. Vielleicht ist es ja auch nur jetzt am Anfang so und es pendelt sich irgendwo ein. Vielleicht ist es aber auch mehr. Ich war heute bei Frau Dr. Schleussner und sie sagte, ich soll einfach Lina komplett in meinem Alltag integriert leben und mal eine Woche permanent auch so vor die Tür gehen. Da ich ja von zu Hause aus arbeite und die Auftragslage gerade sehr schlecht ist (ich arbeite in der Mediengestaltung) habe ich zumindest keine Probleme wegen einem Arbeitgeber.

Seit meinem Outing tut sich so viel in mir und ich bin teilweise wirklich überfordert mit meinen eigenen Gefühlen. Ich hoffe, ich habe Euch nicht gelangweilt mit meiner Geschichte, aber es tat mal gut, es so aufzuschreiben und ich freue mich, Euch morgen Abend zu sehen!

Lina

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