Autorin: MartinaL
Nun bin ich schon eine Woche und einen Tag in dieser Klinik und …… mir geht es immer noch gut.
Gestern wurde nun – endlich – der Stent entfernt sowie einige Nähte geöffnet. Wie mir meine Ex-Zimmergenossin S. geraten hat schaute ich dem Massaker nicht zu. Die sehr vorsichtige, fast zärtliche Dr. W. kündigte alle Schritte die sie da unten vornahm an und bis auf das Ziepen beim Nahtaufknipsen war nichts zu spüren. Es wurde alles gründlich gespült und eine Salbe wurde schwungvoll im gesamten erreichbaren Gebiet verteilt. Dr. W. kontrollierte mit den Fingern bestimmte Punkte und fragte mich nach den Empfindungen. Bei jedem Punkt habe ich meinen Kommentar abgegeben und an der Klitoris übernahm diese Rolle mein zusammenzuckender Körper . Sie sagte das ich eine schöne Tiefe hätte, ich denke das die von ihr im Vorgespräch genannten 16 cm erreicht worden sind. Sie erwähnte noch die kleine Blutblase an der Klitoris, das sie abwarten möchte das sich das Teil von selbst entleert (ist inzwischen geschehen) und befand abschließend das alles in Ordnung wäre und sie keine weiteren Probleme auf meinem Heilungsweg erwarte. Das war der Satz den jede Operierte hören möchte, ich hatte auf einmal Freudentränen in den Augen und es fiel eine Riesenlast von mir ab.
Ich möchte jetzt noch einen generellen Tipp an alle die diesen Weg noch gehen möchten, geben. Mit das Unangenehmste was ich im Krankenhaus immer wieder machen muss ist das Aufstehen oder Hinsetzen egal ob Bett oder gynäkologischer Stuhl. Das gewohnte Hineinrutschen ist aufgrund der mit Bandagen oder anderem Krempel versehenen Unterseite, keine sehr praktikable Option. Ich habe nun schon immer sehr viel Eigengewichtstraining betrieben, bin dadurch in der Lage meinen Körper problemlos „auf den Händen zu tragen“. Das kommt mir nun zugute, ich kann wie ein Geräteturner meinen Hintern in das Bett oder auf den Stuhl schwingen und dann absetzen. Gut das bei mir der Verlust an Muskulatur mit einem Gewichtsverlust einherging. Also, bewahrt euch ein paar Restmuckis.
Zurück auf meinem Zimmer habe ich erst einmal realisiert das das Schlimmste nun hinter mir liegt und ich nun nur noch auf den Samstag warten muss an dem mir der Katheter entfernt wird. Wenn es danach mit dem Entleeren der Blase (Tipps dazu habe ich von meiner tollen Ex-Zimmergenossin S. bekommen) klappt, steht der Entlassung nichts mehr im Weg. Ich habe mich im Vorfeld viel mit den OP-Methoden und den danach üblichen Praktiken befasst, ich wurde hier während meines Klinikaufenthaltes immer wieder aufs Neue überrascht um wie viel „patientenfreundlicher“ es dann doch abgehen kann. Hier ist keine Rede davon sich selbst einen Stent anfertigen zu müssen oder das man den halben Tag mit Bougieren verbringen muss um eine vernünftige Tiefe zu erreichen. Diese sehr moderne OP-Technik bei der darauf geachtet wird das die richtigen Hautarten auch an die passenden Körperstellen kommen um Zug oder Druck zu vermeiden, die Verwendung der Harnröhre zum (leichten) Befeuchten der Vagina und auch die Technik des Chonbury-Flaps um ein Höchstmaß an Gefühlen zu erzeugen, ist einfach nur allererste Sahne. Schon jetzt sieht das Ergebnis „verwendbar“ aus, wenn die Schwellungen dann in ein paar Wochen abgeklungen sind wird es auch optisch einfach perfekt sein.
Ich glaube ich habe alles richtig gemacht….
Der 11. Tag im Krankenhaus und es werden noch mindestens 4 weitere Tage folgen. Heute erfolgt die tägliche Meldung etwas verzögert weil ich mir vorgenommen habe meiner Zimmernachbarin S. Ihre Sozialphobie abzutrainieren. Wir unterhalten uns stundenlang über alles mögliche und inzwischen habe ich es sogar geschafft das wir das auch mal in meinem Zimmer machen. Sie hat heute früh eine Zimmergenossin bekommen welche gerade unterm Messer für die Korrektur-OP liegt bei Frau Doktor W..
Wenn die OP gelaufen ist lässt mich Dr. W. für eine weitere Spülung und Kontrolle antreten, da soll mir dann auch das Auf- und Eintragen von Salbe beigebracht werden. Beim gestrigen Termin hat sie meine Kathetertragezeit bis Montag verlängert, weil sie ihn persönlich entfernen möchte. Damit komme ich auf 13 Tage Katheterzeit, ich vermute das ich eigenständiges Pinkeln dann erst wieder lernen muss. Der Defekt der Harnröhre war wohl doch umfangreicher als ich vermutet habe. Naja, egal, wenn es danach gut wird nehme ich diese vorübergehenden Unannehmlichkeiten in Kauf. Es gibt Schlimmeres als bei Full-Service in einem Einzelzimmer im Krankenhaus untergebracht zu sein. Die Heilung der Wunde läuft sehr gut, es sind nur noch leichte Blutungen, selbst wenn ich stundenlang auf den Beinen bin. Es wurden nun auch alle Klammern entfernt was Frau Doktor sehr sanft hinbekam, Ich habe nur bei Zweien ein leichtes Ziepen verspürt. Das sind eigentlich Angelegenheiten welche von Assistenzärzten durchgeführt werden, aber bei mir will die Chefin alles selbst erledigen, und sie kann das sehr gut. Sie ist mit dem Ergebnis ihrer Arbeit sehr zufrieden was für mich natürlich das Optimum bedeutet. Ich muss bis auf weiteres, auch wenn ich daheim bin, ein leichtes Abführmittel nehmen, um den Stuhl schön „geschmeidig“ zu halten. Ein „Drücken“ beim Sch…… muss unter allen Umständen vermieden werden um die Darmnaht zu schonen. Ansonsten geht es mir gut, keine Beschwerden, lediglich kann ich langsam nicht mehr liegen. Für morgen und übermorgen hat sich meine Geli in Germering ein Zimmer genommen, so können wir am Wochenende viele Stunden zusammen verbringen. Wenn ich den Katheter nicht hätte würde ich glatt in München zum Shoppen….., ne, lieber nicht, solche Spinnereien könnten mich ruckizucki an den Rand der Leistungsfähigkeit bringen
Am 13. Nach-OP Tag kann ich schon langsam behaupten das eine gewisse Routine in mein Leben zurückkehrt. Es ist nur noch nicht die Routine beim Couch-Plattliegen daheim sondern die Gewöhnung an den Krankenhausalltag. Ich habe mich daran gewöhnt mehrmals täglich meinen Urinbeutel zu entleeren, mir nach der Toilettensitzung eine frische Binde in die, sehr bequeme, Krankenhausunterwäsche einzulegen. Auch ist es normal geworden mehrmals täglich die Körperwerte gemessen und abends eine Thrombose-Spritze verabreicht zu bekommen. Die Wochenenden laufen in einer Klinik etwas gechillter ab als der Normalbetrieb, es ist viel weniger Personal da und es finden auch keine (geplanten) OPs statt. Meine Geli hat sich für eine Nacht in Germering ein Zimmer genommen um mit mir am Samstag und Sonntag etwas länger zusammensein zu können. Sie hat mich mit weiteren Grundnahrungsmittel ausgestattet, zum Überleben sind Schokolade, Chips und Gummibärchen einfach ein Muss. Auch ein paar, richtig gute, original Nürnberger Lebkuchen waren im Care-Paket enthalten, deren Haltbarkeit war allerdings bis gestern Abend begrenzt. Diese Lebkuchen einer kleinen Nürnberger Manufaktur, welche uns schon seit vielen Jahren das Überleben in der Adventszeit sichert, habe ich auch als Abschiedsgeschenk für die Station sowie meiner Operateurin eingeplant, sodass in meinem Spint nun ein Kalorienvorrat lagert der ein komplettes Fitnessstudio in den Wahnsinn treiben könnte.
Überhaupt muss ich mal auf den Punkt Krankenhauskost eingehen, in dieser Klinik wird einfach nur vom Feinsten aufgetischt. Angefangen von den Semmeln (Brötchen, Rundstücke, Weckla) zum Frühstück, welche einfach nur das Prädikat Superklasse verdient haben, bis zur dazugehörigen Wurst, Käse, Honig oder Marmelade, alles ist vom Feinsten und von Zulieferern aus der Umgebung. Ein weiteres tolles Beispiel für die Top-Küche war die gestrige St.Martins Gans zum Mittagessen bei der ich nicht sicher war ob ich sie nehmen sollte. Das letzte Mal als ich Gänsebraten zu mir nahm, war ich noch Kind und die Erinnerung daran war die an etwas fettes, extrem Magenbeschäftgendes. Ich habe mich von meinem Lieblingspfleger L. überreden lassen und habe es nicht bereut, so was leckeres haben weder meine Geli noch ich allzu oft serviert bekommen. Geli ist selbst eine ausgezeichnete Köchin und musste neidlos zugeben das in der Küche ein absoluter Maestro die Kochlöffel schwingt. Mit der früheren, typischen Krankenhaus-Dampfkost hat das absolut nichts zu tun, das ist einfach nur allerbeste Restaurant Qualität.
So, noch ein kleines Statement zu meinem Zustand: Frisch geduscht, schmerzfrei und guter Dinge das ich im Laufe der nächsten Woche meine fünf Miezen Wiedersehen darf.
>> Mein Weg zur (fast) vollständigen Weiblichkeit – Teil 11
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