In kleinen Schritten, mein Weg zum Ich: 03, 04, 05, 06 u. 07-2013

Zwischenzeitlich habe ich im März meine Steuererklärung ausgefüllt und abgeschickt. Im Formular habe ich Ehemann durch Ehefrau ersetzt und habe u.a. meine Kosten für die Personenstandsänderung und die Epilation angegeben.

Im April dann ist der Bescheid eingetrudelt und sieht folgendermaßen aus:

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Meine erste Arbeitswoche

Autorin: Stefanie1268 aus dem Gendertreff-Forum

Transidentität und Arbeitsplatz – Die positiven Erfahrungen im beruflichen Umfeld häufen sich. Hier berichtet Stefanie aus dem Gendertreff Forum über ihre erste Arbeitswoche im Wunschgeschlecht.

Hallo zusammen,

nachdem hier schon einige über ihre Umstellung im Job berichtet haben, möchte ich mich da nun anschliessen.

Nach meinem letzten Eintrag, wo ich um Meinungen darum gebeten hatte, ob ich den Schritt im Büro gehen sollte, war es nun am 01.07. soweit. Mein erster Tag im Büro als Stefanie.

Ich hatte mir vorher schon Sorgen gemacht, ich wäre an dem Tag oder Abend vorher ein nervöses Wrack, aber das passierte nun gar nicht. Ich war nur in der Vorwoche mal für ca. 5 Minuten etwas nervös, als ich an den ersten Tag dachte. Danach war es nur noch eine leichte Anspannung (die aber je näher der Tag rückte auch immer mehr nachließ) und ansonsten Vorfreude und etwas Neugierde, ob alles klappen würde.
Am 30.06. hatte ich dann passenderweise noch meine Typberatung beim ‚Engel‘ und habe dort wirklich eine Menge an Infos bekommen. Die sollten mir helfen, in Zukunft zumindest nicht komplett in die falsche Farbkiste zu greifen.

So war ich dann bestens gerüstet für den ersten Arbeitstag als Stefanie. Ich hatte am Freitag vor meinem grossen Tag mit einer Mail an die wichtigsten Kollegen schon mal die entsprechende Information rumgeschickt, so dass der allergrösste Teil entsprechend vorinfomiert war. An der Stelle muss ich sagen, dass ich mir dazu keine Infos von anderen geholt hatte, wie die es geschrieben haben, sondern einfach irgendwann innerhalb von ca. 10 Minuten den Text so wie er mir in dem Moment richtig erschien runtergetippt hatte. Mit ein wenig Stolz muss ich sagen, dass er sehr gut angekommen ist.

Ich habe dann am Montagmorgen wie üblich meinen ersten Gang in unsere Kantine gemacht, um mir mein Frühstück zu holen. Jetzt ist es um die Zeit wenn ich anfange in der Kantine noch recht leer, so dass dies keine echte Hürde darstellte. Erstaunlich fand ich es nur, dass mich die Kantinencrew wirklich nicht zu erkennen schien. Erst war es nur ein rein subjektiver Eindruck, wurde aber durch 2 weitere Erlebnisse der ersten Woche deutlich bestätigt.

Im Büro angekommen wurde ich dann von einer netten Kollegin begrüsst die mir zum Einstieg einen Energiedrink Marke ‚Shopping Power‘ und dem Aufdruck ‚Tussi on Tour‘ überreichte. Jetzt muss man dazu sagen, dass ich mich schon in den Wochen vorher ausführlich mit dieser Kollegin unterhalten hatte, da sie von dem Thema an sich recht fasziniert war. Mir bot sich damit die perfekte Gelegenheit über mein aktuelles Lieblingsthema zu reden und in ihr hatte ich die perfekte Zuhörerin.

Der Rest des ersten Tages verlief eigentlich recht normal, fast so wie ein ganz normaler Arbeitstag. Ich hatte ein paar Meetings, die aber wie auch an den weiteren Tagen rein beruflich abliefen.

Ansonsten habe ich am ersten Tag auch noch etwas hinter mich gebracht (eine echte Chance hatte ich eh nicht das zu vermeiden) was mir mit am meisten Sorgen gemacht hatte, ich habe das Damenklo benutzt. Jetzt mag es für die ein oder andere ein wenig unverständlich sein, warum man gerade vor so einer Kleinigkeit ja fast schon Angst hat, aber wenn man sich immer selber eingeredet hat, dass man auf dem Damenklo nichts verloren hat, war es für mich halt ein grosser Schritt. Aber spätestens nach dem ersten Mal, als ich dann beim Händewaschen in den Spiegel schaute, war mir klar, dass ich ab sofort auf dem Herrenklo nichts mehr verloren hatte.

Ach ja, ich hatte ja solche Bedenken wegen meiner Stimme. Ja, die Stimme ist nicht so, wie ich es mir wünschen würde, aber sie wird akzeptiert und ich bin ja auch noch dabei mit Logopädie da noch was zu ändern. Bzgl. Logopädie kann ich nur sagen, wer keinen Arzt (HNO oder andere) kennt und hat, der sich mit Transsexualität auskennt, wird es schwer haben, die nötige Heilmittelverordnung zu bekommen. Ich bin letztendlich bei 4 verschiedenen Ärzten vorstellig geworden (Hausarzt, Psychologin, HNO) und erst beim HNO der mir von meiner Logopädin empfohlen wurde, bekam ich sie dann. Alle anderen fühlten sich entweder nicht zuständig dafür oder wollten sie schlicht und einfach nicht ausstellen. Sollte jemand also eine gute HNO Adresse dafür in Düsseldorf suchen, ich könnte da jemanden empfehlen.

Der Rest der ersten Arbeitswoche brachte eigentlich nur noch eine Erkenntnis: Es kann passieren, dass einen selbst Leute die einen schon länger kennen, auf einmal nicht mehr auf Anhieb erkennen. So passiert mit einem Kollegen, mit dem ich zum Frühstück verabredet war und einer Kollegin, mit der ich mich zum Mittagessen getroffen habe. Beide waren nicht wirklich weit von mir entfernt, haben aber erst einmal an mir vorbeigeschaut (und das nicht weil ich so klein bin). Erst als ich mich dann fast direkt vor sie stellte, haben sie mich dann doch erkannt.

Ebenso sitzen auf dem Gang, wo ich mein Büro habe, auch einige Leute, die nicht in dem Mailverteiler meiner Infomail waren. Ich denke, einige werden wohl auch glauben, dass einfach eine neue Kollegin angefangen hat. In einer Zeit wo eine nicht ganz kleine Umstrukturierung bei uns läuft kein wirklich ungewöhnlicher Gedanke.

So langsam merke ich aber auch, dass sich bei einigen Kolleginnen und Kollegen im Umgang mit mir auch etwas verändert. Ich meine nicht, dass sich jemand distanziert (aber auch das ist zumindest in einem Fall so), sondern dass man tatsächlich anders behandelt wird. Einige Frauen werden offener, einige Männer nehmen meine Meinung nicht mehr so an wie vorher. Ich hatte schon von letzterem gelesen, aber dass ich das schon in der ersten Woche mitbekomme ist schon erstaunlich. Es ist aber nicht so, als würde mich das wirklich stören. Solange man meine Arbeit letztendlich anerkennt, sehe ich diese Verhaltensänderung schon eher als Bonus an, weil sie mir sagt, dass man mich so akzeptiert, wie ich bin.

Bisher also alles in allem ein sehr harmonischer Anfang. Nächste Woche steht mir noch eine Hürde bevor, nämlich das erste Training, das ich halten muss. Ich denke, da werde ich dann doch noch mal etwas unruhiger werden, aber auch das werde ich meistern. Ich würde mir wünschen, dass es allen bei diesem Schritt so einfach gemacht würde wie mir. Ach ja, einen Haken gibt es noch: Unsere Admins haben es bisher noch nicht geschafft mir zumindest einen Mailaccount unter Stefanie anzulegen. Aber ich habe auch schon von Kolleginnen die ‚nur‘ geheiratet haben gehört, dass das ggfs. auch ein paar Wochen gedauert hat. Aktuell kann ich aber nur sagen, das ist für mich eine reine Nebensache. Dass ich mich nun nicht mehr verstellen muss und ganz ich selber sein darf, macht das mehr als wett.

Liebe Grüsse

Stefanie

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Geschafft!

Transidentität und Arbeitsplatz – kein ganz leichtes Thema. Denn hier geht es schließlich um die Existenz. Zum Glück gibt es immer mehr positive Beispiele, dass sich beides verbinden lässt. Hier berichtet Brigitte aus dem Gendertreff Forum über ihren Weg in das Berufsleben.

Die folgenden Einträge wurden aus Brigittes Beiträgen im Gendertreff Forum entnommen.

Geschafft (1)

Hallo zusammen,

jetzt ging alles ganz schnell. Ich habe jetzt zwei Wochen Urlaub und ab 10.06. geht Brigitte zur Arbeit. Die reine Freude.

Gruß Brigitte

Kurze Zeit später:

Geschafft (2)

Hallo Mädels,

ich hatte einen Bericht versprochen.

Im Januar hatte ich mich meinem Chef, den ich seit 12 Jahren kenne, anvertraut. Zuerst geschockt, dann zugehört und am Ende verstanden. Kurz darauf bin ich zu meiner Betriebsrätin. Sie hat mit einem Lächeln zugehört und mich dann gefragt, ob ich mich nicht wundere, dass sie es so leicht nimmt. Ich sagte, dass ich mich wundere.

Darauf sagte sie, dass sie eine Cousine hat, die vor 12 Jahren noch ihr Cousin war. Dann wurden Pläne gemacht, wie wir weiter vorgehen. Zunächst haben wir meinen Abteilungsleiter informiert. Geplant war, an einem Mittwoch den Vorstand durch die Betriebsrätin unter vier Augen zu informieren. Dann sollte am Freitag ein Gespräch mit der nächsten Ebene stattfinden (Personalchef etc.). Der Vorstand sagte: „So ein Quatsch, die Kollegen informieren und gut ist es.“

Also wurden die Kollegen zusammen gerufen. Am Ende meines Vortrags wurde mir stehend applaudiert und ich wurde in den Arm genommen. Zwei Tage später hatte ich meinen neuen Dienstausweis.

Gruß Brigitte

Und wieder etwas später:

Geschafft (3)

Hallo Mädels,

falls es jemanden interessiert: Ich habe nun eine Woche Arbeit im Außendienst ohne Probleme hinter mich gebracht. Das einzige Unangenehme war: Mir ist ein Nagel abgebrochen. Und seit Montag bekomme ich meine Hormone. Was will ich mehr?

Lieben Gruß Brigitte

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E-Mail vom Chef – Transition am Arbeitsplatz

Manchmal ist es mit dem Thema Transition am Arbeitsplatz einfacher, als man denkt. Hanna aus dem Gendertreff Forum berichtet von ihrer Transition im beruflichen Umfeld.

Liebe Freundinnen,

ich kam vor ca. 1,5 Jahren recht schüchtern zum Gendertreff, als Mann, unter meinen weiten Sachen Strumpfhose, Rock, BH etc. verborgen, so wie mein Leben bis dahin. Mit euch habe ich gelernt, laufen zu lernen und heute stehe ich noch lange nicht am Ende meines Weges, habe aber schon so einige Hürden genommen. Von einer großen Hürde, dem Outing in meiner Firma, möchte ich euch kurz berichten.

Am besten kopiere ich euch einfach den Text, den meine Chefs über mich geschrieben haben. Die untere spätere Mail hat einen potentiellen Empfängerkreis von ca. 2000 Leuten, ich arbeite in einer Firma mit ca. 4000. Mein Chef sagte danach „Jetzt bist du berühmt“. Ich kann dem nicht viel hinzufügen. Am Abend nach diesen Mails habe ich vor Glück geheult und ich brauche diesen Worten nichts hinzuzufügen:

eure Hanna

(Ich werde in der Mail noch als Holger bezeichnet, gehe aktuell noch als Mann „verkleidet“ ins Büro, TTC ist meine Abteilung.)

********

From: M.,
Sent: Monday, June 24, 2013 10:29 AM
To: xxxxx approx 80 people Subject: Diversity @ TTC

Liebe Kollegen.

Dies hier ist sicherlich eine ungewöhnliche und nicht alltägliche Mail, aber ich freue mich, diese schreiben zu dürfen.

Ein Teil unserer Kultur des Unternehmens ist Vielfalt oder, um den Trendnamen zu nutzen, „Diversity“.
Für uns im Team ist das nichts Neues, wir arbeiten bereits überregional und auch global zusammen und das nicht einfach so, sondern wir sind ein echtes Team.
Wir sind so bunt wie die Gesellschaft und wir profitieren von unterschiedlichen Sichtweisen und persönlichen Hintergründen.
Die Kultur im Team, der Abteilung und letztendlich im Unternehmen wird geprägt durch unsere Vielfalt.
Akzeptanz und Toleranz sind Elemente, aber letztlich ist so etwas nur mit Wertschätzung erreichbar. Wertschätzung kommt nicht nur von der Führungskraft (oder sollte kommen 😉 ), sondern von untereinander gelebter Wertschätzung.

Um wertschätzend miteinander umgehen zu können, brauchen wir ein Umfeld, in dem sich niemand verstellen muss. Ein Umfeld, in dem wir so sein dürfen wie wir sind.
Niemand sollte seine Energie verschwenden, sich an ein wie auch immer geartetes Ideal anpassen zu müssen.

Daher bin ich froh, dass Holger H. mir über seine Transidentität (besser bekannt als Transsexualität) und die damit verbundenen Schritte berichtet hat und bewundere seinen Mut.
Ganz normal ist, dass jeder von uns eine sexuelle Orientierung und eine Geschlechter-Identität besitzt, so individuell wie der Mensch an sich.
Außergewöhnlich ist es aber (leider) immer noch, über Themen zu sprechen, die vermeintlich von einer / der gesellschaftlichen Norm abweichen.

Dazu möchte ich hier ganz klar Position beziehen!

Holger H. hat bereits damit begonnen, sich über einen längeren Zeitraum geschlechtsangleichenden Maßnahmen zu unterziehen.
Er wird dadurch auch nach außen in der Identität als Frau leben können, die ihn bereits sein ganzes Leben innerlich prägt.
Ich finde es sehr gut und einen Vertrauensbeweis, dass Holger den Mut hat, dies mit uns zu teilen.
Ich stehe uneingeschränkt hinter Holger und werde ihn in jeder Hinsicht unterstützen. Das Gleiche erwarte ich von jedem/jeder KollegIn im Team.
Selbstverständlich dürft ihr ihn bis auf weiteres mit Holger und in der männlichen Anrede ansprechen, die weibliche Form mit Hanna ist noch nicht notwendig, aber durchaus möglich.

Warum kommuniziere ich dies via Mail?
Ich wollte jedem von euch die Gelegenheit geben, diesen Schritt in Ruhe persönlich zu reflektieren.
Ich hoffe, dass ihr gemäß des rheinischen Brauchtums „jeder Jeck is anners“, mit Neugier und Aufgeschlossenheit auf Holger zugehen könnt.
Die Mail soll also kein Mittel versteckter und anonymer Kommunikation sein und bleiben, genauso wie das Thema an sich kein Tabu bleiben sollte.
Holger und ich würden uns freuen, wenn ihr das offene Gespräch sucht und ihr euch / wir uns mit Interesse auf die Veränderung einstellen.

Ich kenne euch alle gut und bin mir sicher, dass es nicht erforderlich ist, aber eines möchte ich dennoch ganz klar zum Ausdruck bringen:
Ich werde keinerlei Ausgrenzung, Diskriminierung, Ironie, Ignoranz, Tuschelei o. ä. dulden.
Am Mut von Holger sollte sich jeder ein Beispiel nehmen!

Vielfalt nicht nur tolerieren, sondern sich aktiv mit den Unterschieden der Menschen beschäftigen führt zu einer Erweiterung des persönlichen Horizonts und Flexibilität im Denken.

Mit diesen letzten Sätzen möchte ich nicht nur die Mail beenden, sondern auch den virtuellen Kommunikations-Pfad verlassen.
Geht auf Holger zu, sucht das Gespräch.
Aber vielleicht braucht ihr auch zuerst einen anderen Ansprechpartner. Ein Jeder kann sich gerne vertraulich an mich oder auch an Gerda K, unsere Diversity Beauftragte, wenden.

Gruß M.

********

From: xxxx, S,
Sent: Monday, June 24, 2013 16:58 AM

To: xxxxx approx 90 to 2000 people Subject: Diversity @ TTC

I buried my best friend on Saturday; he taught me the importance of living life to the fullest. I admire and applaud your bravery, Holger, to do what is right for you to get fulfilment in your life and I echo the sentiments that Meinolf has eloquently expressed below. We’re here to support you and I wish you luck and happiness as you undertake this challenging and rewarding journey.

I can only imagine the anguish you’ve gone through before you reached the point where you were ready to overcome your anxiety and what is right for you. There are many people who become entrenched in their lifestyles, ways of working, etc. You see the need to change and you are making it happen – good for you! My wish is that you get tremendous support from those around you. Should you find anybody who be unsupportive or make you feel in any way uncomfortable, please remember two things:

  • Should anyone have their own issues or prejudices that they project that on you, shame on them and you should never feel diminished by them – for each of them, there are multiple people who feel inspired by you
  • Should anyone in the workplace treat you with less than 100% respect, I genuinely want to know about it. I want you to feel absolutely comfortable within your work community, and you have my word that I will give not tolerate anything that threatens this

That said, I believe that people are understanding and caring, and I expect you to be well supported through your transition and beyond, and safe / comfortable / happy in your working life.

S.

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Wenn eine eine Reise tut…

Marina aus dem Gendertreff Forum berichtet über Geschäftsreisen und Seminare, Tücken des Alltags und den selbstverständlichen Umgang mit ihrer Transidentität.

In der vorletzten Woche habe ich mein erstes Training in der Firma abgehalten. Noch dazu vor ausländischen Kollegen bzw. Händlern. In der Agenda angekündigt war natürlich Herr H., denn offiziell werde ich in der Firma noch immer als „Herr“ geführt. Anwesend waren eine Kollegin aus Russland und ein Kollege aus Dubai. Dann noch ein Händler aus Saudi-Arabien und 3 Techniker eines Händlers aus Russland.

Das Training habe ich mit dem Auslegen unseres Flyers in Englisch begonnen. Als alle diesen gelesen hatten wurde mir versichert, das niemand damit ein Problem hat. Und so war es dann auch. Das Training lief ganz normal ab.

Letzte Woche dann war ich 4 Tage in Genf, um dort selbst an einem Produkttraining teilzunehmen. Der Flieger ging am Montag morgen. Bei der Fluglinie mit dem Kranich ist es ja so, das es die Bordkarten nur noch am Automaten gibt. So einer Maschine ist es egal, wer da vor ihr steht, Hauptsache die Daten stimmen. Also Bordkarte ausgedruckt, Koffer aufgegeben und ab zur Sicherheitskontrolle. Auch da gab es nichts zu berichten. Schließlich fliege ich oft genug um zu wissen, was ich alles ablegen muss, damit der Metalldetektor nicht los geht. Da die Schweiz ja dem Schengner Abkommen beigetreten ist, finden auch an den Flughäfen seit dem 29.03.2009 keine Personenkontrollen mehr statt. Von daher konnte ich einfach durchgehen zur Gepäckausgabe. Koffer abholen und weiter zur Autovermietung. Dort war schon für mich ein Wagen reserviert. Dank Ergänzungsausweis der dgti kein Problem bei der Kontrolle der Ausweispapiere und des Führerscheins.

Die Kollegen in Genf waren ja schon länger vorgewarnt, und so wurde ich dort auch immer mit Marina angesprochen. Am Mittwoch Morgen dann kam noch ein weiter Kollege aus Deutschland, der am zweiten Teil des Trainings teilnehmen sollte. Ich hatte versprochen ihn am Flughafen abzuholen. Das Hotel und auch die Firma befinden sich am südöstlichen Ufer des Genfer Sees, der Flughafen ist jedoch im Nordwesten. Um vom Hotel zum Flughafen zu gelangen muss man also einmal um die Westspitze des Genfer Sees fahren. Der Verkehr morgens in Genf ist mörderisch, deshalb hatte ich beschlossen außen herum, durch Frankreich zu fahren. Die ersten ~20 km ging es über Landstraße, dann kam die Autobahnauffahrt. Direkt hinter der Autobahnauffahrt kam dann die erste Mautstelle. Ich fuhr ganz rechts, jedoch war dies eine „Telepeage“ – Fahrspur, also zur vollautomatischen, berührungslosen Mautzahlung. Da ich in der falschen Fahrspur war, bin ich rechts ran gefahren um zu schauen, wie ich nun auf eine der anderen Fahrspuren gelangen kann. Als ich da so am rechten Rand stand, überholte mich ein LKW mit Auflieger. Der Auflieger erwischte meinen Mietwagen hinten links. Ein ca. 15cm langes Loch im Blech. Bevor ich begriffen hatte, was passiert war, war der LKW schon weit weg. Das Kennzeichen konnte ich nicht mehr lesen. Der LKW-Fahrer hat vermutlich nicht einmal bemerkt, was da passiert ist.

Ich habe dann sofort jemanden an der Mautstelle, meinen Arbeitgeber und den Autovermieter benachrichtigt. Die Mitarbeiter der Mautstelle sagten mir, ich solle zur nächsten Polizeidienststelle fahren und den Vorfall dort melden. Auf der Polizeidienststelle musste ich mich ausweisen, auch hier wieder kein Problem. Nach einer Stunde Wartezeit kam ich dran. Mit meinem schlechten Französisch erklärte ich dem Beamten was passiert war. Er sagte mir jedoch, dass der Fall nicht registriert wird, da es sich nach französischem Recht um einen Bagatell-Schaden handelt. Es gäbe ja keine Personenschäden.

Meinen Kollegen konnte ich jetzt natürlich nicht mehr abholen. Während ich auf der Polizei gewartet habe, habe ich ihm angerufen und gesagt, er solle sich bitte ein Taxi nehmen.

Bei der Rückgabe des Wagens musste ich dann noch ein Unfall-Protokoll ausfüllen. Das war dann alles.

Alles in allem kann ich mal wieder sagen: Es passiert gar nichts, auch wenn andere erkennen, dass ich nicht als Frau geboren wurde. Ich stehe zu dem was ich bin, und das wiederum, wird honoriert. Egal ob am Flughafen, beim Autovermieter oder bei der französischen Polizei, ich wurde immer und überall höflich und zuvorkommend behandelt.

-Marina

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Der erste Termin beim Endokrinologen.

Marinas Bericht ihres ersten Endokrinologentermins:

Nachdem bei mir alle Rahmenbedingungen, die ich mir mal gesetzt hatte endlich erfüllt sind, konnte ich den nächsten Schritt auf meiner Reise zur Frau angehen.

All die Probleme, sowohl mit meiner Familie als auch mit meiner Arbeit sind ja nun gelöst bzw. geregelt. Also sprach ich bei der vorletzten Therapiesitzung meine Therapeutin auf angleichende Maßnahmen, sprich die Hormontherapie an.

Im Vorfeld hatte ich mich bei den verschiedenen Endokrinologen in NRW nach den momentanen Wartezeiten erkundigt. Diese waren alle im Bereich von 6-9 Monaten.

Da es mir gut, sogar sehr gut geht, meinte meine Therapeutin, ich könne mir ja jetzt schon einmal einen konkreten Termin einholen. Also habe ich wieder alle Endokrinologen in NRW abtelefoniert. Der Arzt in Mönchengladbach hatte einen Termin im September für mich, die Ärzte in Düsseldorf und Krefeld jeweils im August, die Ärztin in Duisburg im Juli. Dann rief ich in Essen an, dort sagte man mir 23.05.2013 um 11:15 Uhr. Diesen Termin habe ich natürlich mit Kusshand genommen.

Die Zeit verging… am 17.05, hatte ich wieder eine Therapiesitzung. Bei dieser Sitzung hat mir meine Therapeutin einen Arztbrief (die sogenannte Indikation) und eine Überweisung zum Endokrinologen ausgestellt. Am Vorabend des 23.05. habe ich zusätzlich eine Medikamentenliste erstellt. Aber nicht mit den Handelsnamen der Medikamente, sondern mit deren Wirkstoff und Dosierung. Da noch Platz war auf der Liste, habe ich darunter noch alle meine bekannten Vorerkrankungen und OPs aufgeführt.

Am 23.05. war es nun so weit. Ich fuhr nach Essen, parkte in einem Parkhaus in der Innenstadt und lief die paar Meter bis zu dem Gebäude. Es ist eine riesige Baustelle. Ich hatte schon Angst, dass sich die Praxis gar nicht mehr dort befindet, denn es sah nicht gerade danach aus, als ob das Gebäude noch bewohnt ist. Also rief ich vorsichtshalber die mir bekannte Nummer an. Die Assistentin am Telefon versicherte mir jedoch, dass sich die Praxis durchaus noch im 6. Stock befindet. Um da hin zu kommen musste ich jedoch einmal um das Gebäude herum laufen, bis zu einer Lücke im Bauzaun, die den Zugang zum Fahrstuhl bildet. Ab in den 6. Stock und angemeldet.

Ich gab also meine Papiere ab, füllte einen Fragebogen aus und begab mich dann in den Wartebereich. Das eigentliche Wartezimmer war wegen der Umbauarbeiten derzeit unbenutzbar.

Man hatte mich im Vorfeld gewarnt, dass dieser Arzt mitunter schwierig sein soll. Deshalb war ich schon ein bisschen nervös, als ich da so gewartet habe. Aber nicht nur deshalb, sondern auch, weil es ein wichtiger aber auch einschneidender Schritt in meinem Leben ist. Ich habe mir eigentlich immer Kinder gewünscht. Wirken die Hormone erst einmal voll, dann ist es damit ein für alle Mal vorbei. Andererseits denke ich, dass ich mit meinen über 40 Jahren dafür schon zu alt bin. Würde jetzt ein Kind geboren, dann würde ich in Rente gehen, wenn es mal das Haus endgültig verlässt. So schwer es auch ist, der Zug ist für mich abgefahren. Aber vielleicht habe ich ja eines Tages noch Neffen oder Nichten durch meinen jüngeren Bruder, die ich dann hoffentlich verwöhnen kann.

Um 12:30 Uhr wurde ich aufgerufen. Stilecht mit Frau H., auch wenn auf meiner Krankenkassenkarte noch immer Herr H. steht.

Der Arzt fragte mich, weswegen ich denn zu ihm gekommen bin, was ich mit meiner Transidentität beantwortete. Dann las er sich den Arztbrief durch und schaute sich die Überweisung und meine Medikamentenliste an. Er sagte mir, dass ich mich da ja gründlich vorbereitet habe, denn viele andere kämen ganz ohne bzw. mit unvollständigen Unterlagen.

Er fragte mich, wann das Ganze mit der Transidentität denn so bei mir angefangen hat, und wie sich das im Laufe der Jahre entwickelt hat. Also gab ich eine Kurzfassung meines Lebenslaufs zum Besten. Noch besser wäre es vielleicht gewesen, wenn ich auch das schriftlich gemacht hätte, aber meine Erzählung war wohl auch so ausreichend. Er machte sich viele Notizen dabei.

Dann ging er meine Liste der Medikamente und Vorerkrankungen durch. Die Medikamente und deren Dosierung sind wohl soweit OK. Er machte dabei Markierungen auf dem Laufzettel fürs Labor.

Dann begann er mit einem kurzen Vortrag über die Hormontherapie. Es gibt wohl eine sehr wenig abgesicherte Studie der american society of endocrinology in der folgende Dosierungsempfehlungen gegeben werden: 4-10 mg Estradiol und 50-100 mg Cyproteronacetat. Die erste Zahl (4-10 mg Estradiol) erschien mir durchaus als gut und glaubwürdig, aber als er die Cyproteronacetat-Dosierung (auch bekannt als Androcur) nannte, da konnte ich mir einen spontanen Ausruf des negativen Erstaunens nicht verkneifen. In etwa so, als hätte ich gerade eine Faust in den Magen bekommen. Letztlich ist das auch sinngemäß so, denn 50-100 mg ist eine wirklich sehr extreme, viel zu hohe Dosierung. Meine Reaktion fand er aber gut und meinte: „Das war die richtige Reaktion.“

Im weiteren Gespräch habe ich dem Arzt gesagt, dass ich mich schon vor längerer Zeit dazu entschlossen habe, gar keine Blocker zu nehmen. Auch diese Entscheidung fand er gut.

Er sagte mir dann, dass er mir für den Anfang 4 mg Östrogen verschreibt. Ich soll jedoch darauf achten, ob sich Anzeichen von Thrombosen zeigen. Wenn ja, dann soll ich sofort zum Hausarzt gehen. Als nächstes schaute er sich meine Brust an und stellte fest, dass ich (neben der Fettbrust) durchaus schon ein wenig Brustgewebe habe.

Wegen der Thrombosegefahr schaute er sich noch meine Beine an, aber außer ein paar kleinen Besenreißern habe ich keine Krampfadern. Jedoch weiß ich, dass Krampfadern bei mir in der Familie häufig auftreten, also muss ich vorsichtig sein.

Zuletzt schaute er sich noch meine Hoden an, um deren Größe zu bestimmen und ich musste meine Perücke ablegen, da er sich noch den Haarwuchs ansehen wollte. Nachdem ich mich wieder angezogen hatte verabschiedete sich der Arzt von mir und ich wurde zum Wartebereich des Labors geführt.

Nach ein paar Minuten wurde ich hinein gerufen. Die Assistentin nahm mir 4 größere Spritzen Blut ab. Dann legte sie das Blanko-Rezept in den Drucker ein und druckte mir mein erstes Rezept über 100 Stück Estradiolvalerat 2mg, von denen ich jeweils morgens und abends eine nehmen soll. Dann bekam ich noch einen weiteren Termin Ende September, und schon konnte ich gehen.

Von einem „schwierigen“ Arzt konnte ich nichts feststellen. Im Gegenteil, unser Termin und die Gespräche waren sehr angenehm für mich. Das lag aber sicherlich auch daran, dass ich von vorne herein klar gemacht habe, dass ich mich mit dem Thema Hormone schon im Vorfeld lange und intensiv beschäftigt habe und auch, dass ich mich entsprechend auf den Termin vorbereitet hatte.

Bei Estradiolvalerat handelt es sich nicht um reines Östrogen, sondern um den Valeriansäureester des Östrogen. Durch die zusätzliche Valeriansäure Gruppe wird das Östrogen einerseits leichter vom Körper aufgenommen, andererseits erreicht man damit einen gleichmäßigeren Hormonspiegel, weil diese Gruppe erst durch Enzyme abgespalten werden muss. Durch diese Seitengruppe entsprechen 4 mg Estradiolvalerat aber „nur“ 3,06 mg reinem Estradiol. Ich will mich aber gar nicht beschweren. Die meisten anderen haben mit 2 mg reinem Estradiol angefangen. Ich bin etwas kräftiger gebaut, von daher denke ich, dass diese effektiven 3 mg genau richtig sind für mich.

Heute ist nun der 5. Tag, an dem ich Hormone nehme. Spüre ich schon etwas? Und ob! Meine Brustwarzen sind erheblich berührungsempfindlicher geworden und ab und zu kribbelt und juckt es ein bisschen in diesem Bereich.

Ich freue mich schon auf die Wirkungen, die da noch kommen werden.

Alles in allem war es ein bedeutungsvoller und wichtiger Tag in meinem Leben. Und der verlief deshalb so gut weil ich einerseits mich gut vorbereitet, andererseits aber auch keinen Zweifel an meinem Willen gezeigt habe.

Allen Neuen noch ein paar Worte der Warnung: Die Hormonbehandlung kann niemals am Anfang des persönlichen Weges liegen (siehe hier). Bevor man damit anfängt kann ich nur dazu raten zuerst seine ganzen anderen Probleme in den Griff zu bekommen. Also sich selbst, die Familie, Freunde und die Arbeitsstelle. Diese 4 Komponenten muss man unbedingt mit auf die Reise nehmen. Und das braucht einfach seine Zeit. Bei mir hat das insgesamt 3½ Jahre gedauert. Und das war schon eine ziemlich schnelle Reise, so im Vergleich zu manch anderer, die ich kenne. Auf der anderen Seite mögen einem 3½ Jahre lang vorkommen, aber ich habe diese Zeit einfach gebraucht um mit mir und meinem Umfeld ins Reine zu kommen. Und deshalb war diese Zeit genau die richtige für mich.

Und so muss jede von uns, die den Weg bis hier oder noch weiter gehen will ihre eigene Geschwindigkeit finden. Mein Rat: Lasst euch Zeit…. es kommt nicht auf ein paar Monate oder sogar Jahre an. Es zählt letztlich nur eines: Glücklich und zufrieden zu sein.

Liebe Grüße
Marina

>> Ablaufplan

Kleines 1×1 der Hormone

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Alltag…

Marina beschreibt ihren Alltag:

Alltag, das beschreibt es am besten. Alltag ist das was ich erreicht habe. Marina ist Alltag geworden. Es ist das was ich immer haben wollte und jetzt, da ich es habe fühlt es sich doch irgendwie komisch an. Dieses Gefühl etwas Besonderes zu tun, etwas Besonderes zu sein ist weg. Dafür hat sich ein anderes Gefühl breit gemacht. Ein Gefühl von tiefer innerer Zufriedenheit. Eine Zufriedenheit, die ich so noch niemals zuvor erlebt habe.

Aber Alltag bedeutet nicht, dass ich nichts Neues mehr erlebe. Und davon möchte ich jetzt berichten:

In den letzten drei Wochen war ich mehrmals wieder im Außendienst, um die Kunden an meine Kollegen zu übergeben. Dabei war ich auch mit Kollegen unterwegs, mit denen ich schon lange vorher zusammen gearbeitet habe. Diese Kollegen sagten mir beide sinngemäß, dass sie mich noch niemals zuvor so ruhig und gelassen erlebt haben. Diese tiefe innere Zufriedenheit strahlt auch nach außen und ist sichtbar für diejenigen, die mich auch anders kannten.

In dieser Woche war ich mit einem Kollegen bei einem großen Kunden in Burghausen in Südost-Bayern, direkt an der Grenze zu Österreich.
Wenn ich jetzt zu Kunden gehe, dann verkleide ich mich nicht mehr als Mann, aber ich binde es auch nicht jedem Kunden direkt auf die Nase. Ich gehe einfach so rein wie ich auch sonst arbeiten gehe. Wenn man mich darauf anspricht, dann erkläre ich gerne was es mit mir auf sich hat, wenn nicht, dann eben nicht.
Dieses Mal kam das Gespräch eher indirekt auf mich, aber egal, ich habe dem Kunden erklärt, dass ich Transgender bin und meinen Alltagstest begonnen habe. Wie immer hatte ich unseren Flyer dabei und bat darum den Erklärungsteil zu lesen. Das hat sehr großes Erstaunen ausgelöst, denn der Kunde hatte das große, bekannte Vorurteil „Transgender sind schwul“. Deshalb verwunderte ihn die Aussage in unserem Flyer:

„Entgegen der vorherrschenden Meinung hat eine Transidentität nichts mit der sexuellen Orientierung der betreffenden Person zu tun. Demzufolge sind die meisten Transgender heterosexuell“

Ich erklärte, dass dieser Irrtum leider weit verbreitet ist, weil er so auch durch die Medien propagiert wird; Stichwort „Olivia Jones“. Aber auch, das ich ein lebendes Beispiel bin, dass dies meistens nicht so ist. Der Kunde sagte mir, dass er das interessant findet und wieder etwas gelernt hat. Er wird sich mal auf unserer Plattform umsehen.

…. Tja, jedes bisschen Öffentlichkeitsarbeit zählt … und „steter Tropfen höhlt den Stein“ sagt der Volksmund. Das ist unser Prinzip: immer weiter machen, die Öffentlichkeit aufzuklären.

An dem Abend war ich alleine, der Kollege ist nach der Arbeit direkt nach Hause gefahren. Zuerst war ich in einem mongolisch/chinesisch/japanischen Restaurant essen. Da gibt es nichts zu berichten, außer, dass ich schon in besseren Restaurants dieser Art war. Das Essen war durchschnittlich, nicht schlecht aber auch nichts Besonderes.

Es war ein schöner milder Abend und ich hatte einfach keine Lust wieder alleine auf dem Hotelzimmer zu sitzen. Ich hatte gelesen, dass in Burghausen gerade Mai-Wiesn ist, also dachte ich mir, ich schau mal. Auf dem Weg dorthin kam ich an der Bar vorbei, in der ich mit dem Kollegen am Abend zuvor ein Bier getrunken habe. Von weitem konnte ich schon das Riesenrad sehen und die Musik schallte herüber. Und so stand ich einen Moment etwas unschlüssig da, denn eigentlich bin ich kein Fan von bierseeliger baiuwarischer Fröhlichkeit. Dann fiel mir ein, dass ich gelesen hatte, dass man besser einen Platz im Festzelt reservieren soll. Das hatte ich natürlich nicht getan, also entschied ich mich nicht zur „Wiesn“ zu gehen sondern hier zu bleiben.

Wie ich da so stehe spricht mich eine Frau an, die dort vor der Bar an einem der Tische sitzt. Sie sagte mir, dass es zur „Wiesn“ da lang geht und zeigte in die Richtung. Ich meinte, dass ich eben auch darüber nachgedacht habe, dorthin zu gehen, aber eigentlich lieber hier bleiben würde. Also suchte ich mir einen Tisch, etwas weiter weg von ihr und versuchte mich zu setzen. Leider passte ich nicht in die aufgestellten Korbstühle mit Armlehne. Da sagte die Frau, dass es ihrem Freund auch immer so gehen würde. Es gäbe aber auch ein paar Stühle ohne Armlehnen. Der nächste derartige Stuhl stand genau am Tisch neben ihr. Ich fragte, ob sie etwas dagegen hätte, wenn ich mich stattdessen eben dort hinsetzen würde, was sie verneinte.

Ich nahm die Getränkekarte und überlegte was ich denn wohl trinken könnte. Die Frau neben mir empfahl mir den Grünen Veltliner Weißwein und dazu eine Karaffe Wasser. Sie hatte genau das auf dem Tisch vor sich stehen. Also eine Weinschorle zum selbst mischen…. Gute Idee. Ich bestellte genau das. Und so kamen wir ins Gespräch. Wir redeten über alles Mögliche, zum Beispiel, dass sie aus Ost-Holstein kommt und schon 17x im Leben umgezogen ist. Ich erzählte ihr auch so dies und das, aber das Thema Transgender kam gar nicht auf. Zwischendurch kam die Kellnerin an unseren Tisch und wir drei Frauen haben angestoßen. Dabei erfuhr ich auch, dass die Frau am Nebentisch Ulrike heißt.

Nach ca. 2 Stunden kam noch ihr Freund dazu, der gerade von der Schicht kam. Und wir drei redeten und redeten und redeten…. Erst nachdem ich zwischendurch einmal zur Toilette gegangen war kam die „berühmte Frage“ auf, nämlich wie lange ich denn schon eine Frau wäre…. OK, also haben sie es doch gemerkt. Ulrike erklärte mir, dass sie mich schon gesehen hatte, wie ich die Straße entlang kam. Und als ich so unschlüssig vor der Bar stand, merkte sie, dass ich etwas Besonderes bin. Sie sagte mir, dass ich für sie von ersten Moment an ein ein Frau war, auch wenn ich ziemlich groß bin und eine zu tiefe Stimme habe. Mein Benehmen, meine Gestik…. alles weiblich. Deshalb hat sie mich angesprochen.

Die Frage nach dem „wie lange denn schon“ kam auf, weil ihr Freund sie gefragt hat, während ich auf Toilette war. Na gut, also erklärte ich, dass ich erst seit knapp 3 Monaten Vollzeit lebe und ich noch keinerlei anpassende Maßnahmen hatte. Dann kam die nächste obligatorische Frage, nämlich auf welche Toilette ich gehe. Selbstverständlich die Damentoilette… Das wollte Ulrikes Freund irgendwie gar nicht verstehen. Wie ich denn auf die Damentoilette gehen könnte ohne GaOP? Für Ulrike und mich war es aber gar keine Frage. Sie betonte noch einmal, dass ich für sie eine Frau bin, und damit ist es wohl klar. Und die dritte unausweichliche Frage ließ nicht lange auf sich warten, nämlich ob ich denn einen Freund hätte. Auch hier musste ich erst einmal Aufklärungsarbeit leisten, genauso wie bei meinem Kunden zuvor. Nämlich das ich das bin, was manchmal in der Fachliteratur als eine männliche Lesbe bezeichnet wird. Auch das konnte Ulrikes Freund irgendwie gar nicht einordnen. Naja, egal, wir haben uns trotzdem noch weiter unterhalten bis die Bar zu gemacht hat. Das war dann um 1 Uhr morgens. Ulrike und ich haben noch Adressen und Telefonnummern ausgetauscht und uns dann verabschiedet.

Ich muss schon sagen, das war für mich das aller erste Mal, das ich jemanden so zufällig kennengelernt habe. Eine ganz neue Erfahrung für mich. Euch anderen mag das komisch vorkommen, aber wer so ein bisschen meine Geschichte kennt, der weiß warum.

Liebe Grüße
Marina

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Sabine beim Personalchef

Autorin Sabine berichtet von einem guten Gesprächsverlauf in ihrem Betrieb:

Hallo Leute,

nachdem es in der vorletzten Woche gar nicht gut ausgeschaut hat, hat sich das Blatt wohl doch noch zum Guten gewendet.

In der vergangen Woche war mein Termin beim Personal Recruiting (so heißt das jetzt bei uns). Mit der Info aus der Vorwoche und meiner TS Kollegin bin ich dann auf die neunte Etage.

Freundlich sind wir empfangen worden, doch bei mir hingen die Ohren runter. Ich wurde gefragt, wie ich angesprochen werden wollte. Da ich ja "verkleidet" dort aufgeschlagen bin, hab ich es erst mal bei der männlichen Form belassen.

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M-Day Kapitel 5

“M” steht hier für Marina, die von ihren kleinen Schritten 2.0 berichtet:

M-Day oder manches Mal entwickeln sich die Dinge schneller als als man es selbst für möglich hält.

Kapitel 5

Februar 2013

Nachdem es mir wieder besser ging, hatte ich am 04.02. dann tatsächlich meinen ersten Arbeitstag im neuen Job. Ich habe dann sofort noch das Gespräch mit meinem Gruppenleiter nachgeholt und bei der Personalabteilung nach einem Gesprächstermin angefragt.

Am 14. 02. hatte ich das Gespräch mit der Personalabteilung und der Betriebsrätin. Es ging um das weitere Vorgehen in meiner Angelegenheit.
Das Gespräch verlief nicht so wie ich es mir dachte…

Zunächst ging der Personalchef davon aus, dass ich bereits einen Antrag auf Namens- und Personenstandänderung gestellt habe. Und dass dieser Vorgang bereits so weit fortgeschritten ist, dass diese Änderung in wenigen Wochen kommen würde. Ich musste ihm aber sagen, dass ich diesen Antrag bis jetzt noch nicht gestellt habe und dass es dann noch ca. 6-12 Monate dauern könnte, bis die gerichtliche Entscheidung kommt.

Dies machte das Ganze dann komplizierter als gedacht. Er meinte nämlich, dass ich noch warten sollte, bis die Personenstandsänderung rechtsgültig ist und dann die Firma darüber informiere. Genau so wie z.B. eine Nachnamensänderung nach einer Heirat bekannt gegeben wird. Aber so wird es nicht funktionieren.

Er erzählte mir, dass er in Vorbereitung auf dieses Gespräch selbst ein Gespräch mit unserer Geschäftsführerin geführt hat. Sie ist Amerikanerin und hat deshalb sehr strikte Vorgaben gemacht: Keine Änderung des Namens in der Firma, so lange dies nicht amtlich geschehen ist, auch keine Mitteilung vorab darüber. Und ich muss die Herren-Toilette benutzen, solange die geschlechtsangleichende Operation nicht erfolgt ist.

Das sind nun keine so guten Voraussetzungen, aber naja, so ist es eben.

Ich wendete ein, dass es doch sicherlich besser wäre, alle Kolleginnen und Kollegen vorzubereiten. Mir wurde gesagt, dass dies eine Management-Entscheidung ist und daran ist nichts zu rütteln.

Also besprachen wir, welche anderen Optionen wir haben. Wir sind überein gekommen, dass ich weiterhin die Kollegen einzeln bzw. in kleinen Gruppen persönlich informieren werde. Und zwar nur die, die in meiner Abteilung arbeiten.

Was die Toiletten-Frage angeht, so habe ich meine Bedenken geäußert, weiterhin die Herren-Toilette benutzen zu müssen. Aber eine Benutzung der Damen-Toilette ist aus Gründen der Firmen-Ethik ausgeschlossen. Aber man soll niemals nie sagen…

Auf dem Flur, in dem mein Büro liegt gibt es „nur“ 3 Frauen. Und wenn diese 3 kein Problem damit haben, dass ich „ihre“ Toilette benutze, dann könnte man eine Ausnahme machen. Man muss das ja zunächst nicht an die große Glocke hängen…

Also sieht der Plan so aus:

Ich informiere nach und nach die restlichen Kollegen. Parallel werde ich die Gespräche mit den Damen in unserem Flur führen, was die Toiletten-Frage angeht.

Sobald das geschehen ist, werde ich noch einmal ein Gespräch mit meinen unmittelbaren Vorgesetzten führen. In diesem Gespräch werden wir dann genau festlegen ab wann ich als Frau arbeiten gehen werde.

Mein Frauenname -Marina- wird bis zur Personenstandsänderung als ein interner Spitzname betrachtet und erscheint auf keinem Schriftverkehr nach außen.

Ich habe sowohl der Personalabteilung als auch dem Betriebsrat die Genehmigung gegeben, über mich zu informieren, wenn sie gefragt werden. Und die Fragen werden kommen, spätestens wenn ich irgendwann mal Mittags in der Kantine sitze. Denn der Rest der Firma wird ja erst einmal nicht offiziell informiert.

So benutze ich meine direkten Kollegen dazu, die Neuigkeit in der Firma zu verbreiten. Wer mehr wissen will kann mich ja ansprechen. Dann erkläre ich das Ganze sehr gerne.

Nach relativ kurzer Zeit wird es dann sowieso die ganze Firma wissen. Wichtig ist, dass meine Arbeit genau so weiter geht wie bisher.

Wenn ich so zeigen kann, dass sich für die Firma nichts verändert, außer dass ich als Frau lebe, dann werden wir vielleicht auch jener amerikanischen Geschäftsführerin zeigen können, dass es nicht nur Schwarz und Weiß gibt. Mein Leitspruch ist ja sowieso: Es gibt unendlich viele Grautöne zwischen Schwarz und Weiß.

Alles in allem war es doch ein sehr positives Gespräch. Es gibt nun einen Plan, der umsetzbar ist. Und mit der Umsetzung werde ich umgehend beginnen….

Gesagt, getan…. In den folgenden 2 Wochen habe ich von Büro zu Büro in unserer Abteilung vorgearbeitet und die Kollegen und Kolleginnen in Einzelgesprächen und kleinen Gruppen informiert. Immer mit meiner Bildercollage und unserem Flyer. Niemand hat damit ein Problem, im Gegenteil, man hat mir immer wieder den Respekt ausgesprochen.

Am Mittwoch den 20.02. hatte ich das Gespräch mit dem Werkstattleiter. Er ist ein noch recht junger Kollege, den ich noch als Lehrling kennengelernt hatte, als ich damals zu meinem jetzigen Arbeitgeber kam. Naja, er kannte natürlich auch all die Gerüchte über mich und war nicht überrascht. Im Gegenteil, er bezeugte mir Respekt für meinen Mut und sagte mir, dass er kein Problem hat und denkt, dass seine Leute genauso wenig ein Problem haben werden. Da er ohnehin eine große Abteilungsrunde für den Dienstag den 26.02. angesetzt hatte, meinte er, dass dies die beste Gelegenheit wäre, alle in der Werkstatt zu informieren.

In der folgenden Woche war es dann so weit. Nachdem sich alle um 13 Uhr im Konferenzraum versammelt hatten, hatte ich das erste Wort. Wie bei allen meinen bisherigen Outings in persönlichen Gesprächen habe ich mit einem Bild angefangen, einer Collage aus 4 Bildern von mir, die ich mit dem Beamer an die Wand geworfen habe.

Ich habe meine üblichen Erklärungen losgelassen und dann noch unseren Flyer mit dem Beamer gezeigt. Und auch dazu ein bisschen was erklärt. Dann habe ich noch die verschieden Fragen der Kollegen beantwortet. Auch alle diese Kollegen fanden meinen Schritt sehr mutig und gut so.

Mit dem Informieren der Werkstatt war ich dann auch komplett mit meiner Abteilung durch. Also habe ich im Anschluss gleich noch das Gespräch mit meinem Vorgesetzten gesucht, um abzustimmen, ab wann ich denn „darf“. Beide sagten, das es ihnen egal ist, und ich das selbst festlegen kann. Also sagte ich mir, wozu noch warten? Morgen geht es los!

Der M-Day war gekommen. Marinas erster Arbeitstag am Mittwoch den 27.02.2013

Der erste Arbeitstag war aber im Endeffekt auch nicht anders als alle anderen. Ich saß an meinem Schreibtisch und habe überwiegend Emails beantwortet. Mittag war ich in der Kantine…Nichts passierte, gar nichts, außer dass unsere Betriebsrätin mich beim Vorbeigehen anlächelte und mir die Schulter drückte.

Im Versand hatte mich die eine Kollegin zuerst gar nicht erkannt. Und dann sagte sie mir, dass sie es gut findet und ich so deutlich besser aussehe.

Verschiedene andere Kollegen aus anderen Abteilungen kamen im Laufe des Tages im Büro vorbei. Von allen habe ich nur wieder den Respekt ausgedrückt bekommen und dass sie es gut finden, was ich da tue.

Inzwischen ist schon die erste komplette Woche vergangen. Es hat sich kaum etwas verändert auf der Arbeit, außer dass ich mich so wohl fühle wie nie zu vor.

Manche Kollegen bemühen sich, mich konsequent Marina zu nennen. Die überwiegende Mehrheit ruft mich noch mit meinem Männernamen. Bei meiner Familie ist es im wesentlichen genauso. Naja, es ist noch ganz frisch und ich möchte auch nichts forcieren. Das wird noch kommen, da bin ich mir sicher. Jedenfalls geht es mir so gut wie noch nie.

In der Toiletten-Frage musste ich eine gewisse Niederlage hinnehmen. Eine von den drei gebürtigen Frauen im Flur hat ihr Unbehagen geäußert. Also heißt es doch die Männertoilette benutzen. Na egal, auch das kann sich ja irgendwann mal noch ändern.

Als ich mich vor 3 Jahren und 3 Monaten beim Gendertreff angemeldet habe, hatte ich schon viele Geschichten über Outings gelesen. Wie gut und einfach es im Endeffekt war. Ich habe solche Geschichten verschlungen und mir gleichzeitig gesagt, dass ich das niemals erleben werde. Dass so etwas bei mir unmöglich ist. Und nun ist es geschehen, ich habe genau das geschafft, was ich für völlig unmöglich gehalten habe.

Allen, die dies lesen, möchte ich Mut machen, niemals aufzugeben. Das Leben kann manchmal ungeahnte Wendungen nehmen. Und manchmal lösen sich auch die größten Probleme wie von selbst. Gebt nicht auf! Das Leben kann so schön sein, wenn man sich nicht unterkriegen lässt.

Liebe Grüße
Marina

TRANSITION

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M-Day Kapitel 4

“M” steht hier für Marina, die von ihren kleinen Schritten 2.0 berichtet:

M-Day oder manches Mal entwickeln sich die Dinge schneller als als man es selbst für möglich hält.

Kapitel 4

Januar 2013

Am 07.01.2013 war nun das Vorstellungsgespräch für die neue Innendienst-Stelle. Ich war als 3. von drei Bewerbern dran. Für die Firma ist natürlich noch „er“ aufgelaufen. Noch ist es nicht so weit bei mir.

Zum Gespräch waren anwesend: der Leiter Service-Support, der Gruppenleiter EU-Support, die Betriebsrätin und eine Dame aus der Personalabteilung (HR). Das Gespräch ging 45 Minuten. Ich wurde über alles mögliche ausgefragt, vor allem natürlich, warum ich aus dem Außendienst heraus will. Die Dame von HR bohrte so ein bisschen auf der Tatsache herum, dass ich ja noch nie wirklich im Innendienst gearbeitet habe. Das stimmt aber nur zum Teil. In früheren Jahren habe ich auch viel Innendienst gemacht, weil niemand außer mir bestimmte Geräte kennt. Alles in Allem glaube ich, habe ich mich ganz gut verkauft.

Eine Entscheidung steht aber noch aus, die soll aber im Laufe der Woche fallen.

Etwa 30 Minuten nach dem Gespräch klingelte mein Handy. Der Leiter Service-Support war dran und fragte mich, ob ich noch im Haus bin. Ich stand gerade in der Werkstatt und hielt ein Schwätzchen mit ein paar Kollegen. Er bat mich noch einmal in den Besprechungsraum zu kommen. Dort wurde mir gesagt, dass man sich bereits für mich entschieden hat, es gab nur noch ein paar Punkte hinsichtlich Gehalt und Firmenwagen zu klären.

Beim Vorstellungsgespräch hatte ich nämlich gesagt, dass ich nicht mehr Geld als jetzt fordere, aber mich auch nicht mit weniger als jetzt zufrieden gebe. Eine weitere Bedingung ist, dass ich den Firmenwagen behalte, denn das Auto ist ja auch ein Teil meines Gehalts. Ich habe alle meine Forderungen durchsetzen können.  Nur soll ich noch eine Weile stillschweigen bewahren, bis es offiziell bekannt gegeben wird.

14 Tage später nahm ich an einem 2-tägigen Abteilungstreffen teil. Anwesend waren alle Techniker aus dem Bezirk Mitte. Am Montag Abend, nach dem Abendessen, sind wird dann alle an der Hotelbar versumpft (wenn der Chef schon mal alles bezahlt… ).

Zu später Stunde, oder vielmehr zu früher Stunde, saß ich mit zwei Kollegen zusammen. Einer davon ist in meiner zukünftigen Abteilung, der andere ist auch Techniker im Außendienst, aber schon sehr sehr lange dabei. Da ich so nach und nach alle über meine Transidentität informieren möchte, wollte ich die Gelegenheit nutzen und den beiden Marina vorstellen. Dazu habe ich ein paar Bilder von mir gezeigt.

Der ältere Kollege meinte nur, dass er das schon seit mindestens ein paar Monaten weiß. Er, und auch alle anderen Techniker aus dem Bezirk kennen meine Bilder schon, sie kennen Gendertreff.de und wissen, dass ich Marina bin.

….Sprachlosigkeit…..Schock…..

Dann sagten mir beide, dass nicht einer meiner Kollegen irgend ein Problem damit hat. Sie waren sich nicht sicher, aber auch meine zukünftigen Vorgesetzten wissen vermutlich schon Bescheid. Aber wie gesagt, sie sind sich da nicht sicher.

Am Freitag 25.01. habe ich nun endgültig meine Vertragsänderung unterschrieben. Dazu bin ich gleich morgens in die Firma gefahren. An dem Morgen ging es mir allerdings nicht sehr gut, ich merkte schon am Abend zuvor, dass eine Erkältung im Anmarsch ist.

Unmittelbar nach der Unterschrift redete ich noch mit meinem neuen Abteilungsleiter, den ich im Übrigen auch schon 12 Jahre kenne. Neben unserem Flyer gab ich ihm noch eine Bildercollage, die ich extra dazu angefertigt habe.

Nach ein paar zusätzlichen Erklärungen meinte er nur zu mir, dass es für ihn keine Rolle spielt. Für ihn zählen nur die im Arbeitsvertrag vereinbarten Leistungen, daran werde ich gemessen. So lange ich diese erbringe, ist alles in Ordnung.

Mein künftiger unmittelbarer Vorgesetzter, der Gruppenleiter Support, war aber an dem Tag nicht im Büro. Also habe ich zunächst erst einmal alle 4 Kollegen, mit denen ich zukünftig in einem Raum sitzen werde, informiert. Wobei zwei es ja schon wussten. Die anderen beiden haben aber ganz genau so reagiert wie alle anderen Kollegen von mir: Es ist uns egal, denn du bleibst ja der selbe Mensch. Und wenn du dich wohl fühlst, dann ist es OK.

Am Freitag Abend hatte ich bereits Fieber. Deshalb bin ich noch in die Notfall-Sprechstunde meines Hausarzt gegangen. Jetzt bin ich erst einmal bis zum 01.02. krank geschrieben. Das Schlimmste habe ich aber wohl schon hinter mir, immerhin habe ich kein Fieber mehr.

Da ich nun krank bin, konnte ich heute nicht das Gespräch mit meinem Gruppenleiter führen, wie ich es ursprünglich geplant hatte. Also habe ich mein „Outing“ heute mal ausnahmsweise per Email gemacht. Ich ziehe es natürlich vor, dies persönlich in einem 4-Augen Gespräch zu tun, aber das geht halt im Moment nicht. Auf der anderen Seite wollte ich die Angelegenheit nicht zu lange liegen lassen.

Mein neuer Gruppenleiter ist Niederländer. In seiner Antwort entschuldigte er sich zuerst für das schlechte Deutsch, aber er schrieb mir klar und deutlich, dass er meinen Schritt sehr mutig findet und mich in jeder Hinsicht unterstützen wird. Wenn ich nächste Woche wieder in der Firma bin, dann werden wir noch ein persönliches Gespräch führen.

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