Bis neulich … Ava und Rita bei Volker Pispers in Erkrath

Der Kabarettist Volker Pispers kam am 09.09.2011 mit seinem aktuellen Programm "Bis neulich ..." in die Stadthalle nach Erkrath. Grund genug für Ava und Rita aus dem Gendertreff Forum, sich das Programm einmal anzuschauen. Ava berichtet von einem gelungenen Kabarett-Abend.

Ja, ich weiß - Volker Pispers war am 09.09.2011 in Erkrath und ich komme erst jetzt dazu, davon zu berichten. Irgendwie hatte ich in letzter Zeit halt viel um die Ohren.

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Suses Outings

Suse berichtet hier im Gendertreff Blog/Magazin über ihre weiteren Outings.

Das einzige Outing was ich mir noch vorgenommen hatte war meine Schwester, wobei ich gleich schon mal davon aus ging, dass sie nicht wirklich ein Problem damit haben wird. Ich erzähle jetzt mal den kompletten vorgestrigen Tag:

Meine Schwester, die ich ca. 1 1/2 Jahre nicht gesehen hatte, kam zu Besuch, und ihr gegenüber hatte ich mich noch nicht geoutet. Allerdings wollte ich das auch nicht überfallartig machen und war deshalb auch als Mann verkleidet. Sie kam morgens um 10 Uhr und beim ersten Kaffee sprach meine Partnerin irgendein Schlüsselwort aus, was sich gut zum Überleiten eignete, um meiner Schwester das mitzuteilen was ich eigentlich wollte. Sie reagierte so wie ich es erwartet hatte. Sie war etwas überrascht, ansonsten aber recht cool und hatte überhaupt kein Problem damit. Den restlichen Tag über haben wir uns (zwischendurch gab es natürlich auch ganz andere Themen) recht viel darüber unterhalten, wann es angefangen hatte und warum so ein spätes Outing für die Öffentlichkeit usw. Zwischenzeitlich habe ich mich gestylt, damit sie mich eben auch mal live, so wie ich bin, erleben konnte. Als sie sich gegen 17:30 Uhr verabschiedete machte sie das mit den Worten: „Tschö Schwesterchen“! 🙂

Um 18:30 Uhr hatten meine Partnerin und ich einen Termin privat bei unserer Friseuse. Eigentlich wollte ich dieser „ganz normal“ als Mann begegnen, ihr kurz erklären was so mit mir los ist und ihre Kreativität fordern bezüglich eines weiblicheren Haarschnitts, der allerdings so unisex sein sollte, dass ich ihn auch problemlos zur Männerfrisur umfunktionieren könnte, da ich leider noch nicht in meinem kompletten Leben als Frau rumlaufen kann.

Da ich aber überhaupt keine Lust hatte mich zu entbrezeln, ging das Ganze dann doch eher überfallartig vonstatten. Wir kamen bei ihr die Treppe hoch und ohne uns schon gesehen zu haben rief sie „Hallo ihr Lieben“, was ihr dann etwas im Hals stecken blieb, d.h. sie bekam für ca. 20 Sekunden den Mund nicht mehr zu. Allerdings hatte sie kein Problem damit und genauso hatte ich sie auch eingeschätzt. Um es kurz zu machen, Ideen hatte sie und hat auch was Tolles hin bekommen. (das Foto haben wir an dem Abend noch mit Blitz und Billigcam gemacht, in Wirklichkeit sieht das alles viiiiieeeel besser aus!

Ehe ich jedoch unter die Schere kam, hatte ich noch einen anderen Termin in der Nähe, und meine Freundin bekam ihren Haarschnitt in der Zeit wo ich weg war.

Ein Stück weiter traf ich mich mit einer Freundin, bei der ich geoutet war, vor dem Haus einer ihrer Freundinnen, die Kosmetik vertreibt. Ich kannte weder sie noch ihre restliche Familie. Dort wollte ich verschiedene Makeups testen, um zu sehen ob die Deckkraft reicht und den richtigen Farbton herausfinden. Ich wusste zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht, was meine Freundin ihrer Freundin bzw. deren Familie im Vorfeld erzählt hatte. Der Hausherr öffnete die Tür, gab mir die Hand, nannte seinen Vornamen und ich stellte mich mit „Suse“ vor. Im Wohnzimmer an einem Schreibtisch saß der 24jährige Sohn, der mir auch die Hand gab und artig seinen Namen sagte.

Später kam noch die Freundin des Sohnes und als ich mit der Makeupgeschichte durch war, habe ich mich noch etwas länger mit den beiden unterhalten, allerdings über alles Mögliche, nicht über Transsexualität! Alle gingen völlig normal damit um, obwohl sie im Vorfeld eigentlich nichts wussten. Es hatte aber bestimmt eine ganze Menge mit meinem selbstbewussten Auftreten zu tun, dass ich natürlich auch dringend brauchte, da ich immer zwischen Wohnzimmer und Bad, halb geschminkt, hin und her pendelte.

Gestern habe ich dann erfahren, was meine Freundin ihrer Freundin im Vorfeld sagte: „Du, ich hatte da einen Freund, das ist jetzt meine Freundin!“

So, was ich eigentlich mit diesen Buchstabenmassen ausdrücken wollte, war ein Beispiel dafür, wie Menschen, die einen jahrelang kennen, oder auch gerade kennenlernen und nie was mit dem Thema Transgender zu tun hatten, reagieren, wenn sie nicht nur Matsche im Gehirn haben. Vor allem bezüglich darauf, dass es nicht wirklich darauf ankommt besonders „stealth“ zu sein (was natürlich toll ist, wenn es in der Öffentlichkeit funktioniert), sondern man akzeptiert und toleriert wird so wie man ist!

Da der Tag damit endete, erzähle ich an dieser Stelle dann doch noch kurz, was ich schon in einem anderen Thread geschrieben hatte:

Nachdem ich eine neue Frisur hatte, die grauen Haare weg und meine Augenbrauen gezupft waren, wieder halbwegs passabel geschminkt war (es war mittlerweile 23:30 Uhr!!), musste ich noch dringend tanken.

Hinter der Kasse saß eine ältere Dame. Ich gab ihr meine EC-Karte, sie steckte sie ins Gerät und zwei Sekunden später stand auf dem Display „Zahlung erfolgt“.

Sie: Jetzt geht das nur mit Unterschrift.
Ich: Alles klar!
Sie: Ist das auch Ihre Karte?
Ich: Klar…. sehen Sie gleich bei der Unterschrift.
Sie: Ja also, ich meinte das jetzt nicht nur weil da ein Männername drauf steht, ich kontrolliere sowas lieber richtig.

🙂

LG
Suse

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November – Nathalies Coming-out im beruflichen Umfeld

Das Coming-out im beruflichen Umfeld ist immer ein bedeutender Schritt für transidente Personen. Nathalie aus dem Gendertreff Forum berichtet über ihre Erfahrungen.

Der November 2011 ist für mich ein sehr bedeutender Monat geworden. Ich habe keine Ahnung, warum es im letzten, wie auch in diesem Jahr so kam, dass viele Nathalie kennengelernt haben.

Im Vorfeld hatte ich zu meiner Sicherheit bei meinem Arbeitgeber ein Zwischenzeugnis bestellt. Es war mir sehr wichtig, eine unbeeinflusste Wertung meiner Arbeit zu bekommen. So vorbereitet habe ich einen Gesprächstermin bei meinem Betriebsleiter bekommen, um ihn von Nathalie zu erzählen.

Es war nicht einfach, anfangs haben mir die Worte gefehlt und meine Bilder mussten einiges erklären. Natürlich war das Thema neu für ihn aber er hat sehr professionell reagiert. Das wichtigste Resümee: Solange ich meine Arbeit erledige, ist es ihm egal ob ich als Mann oder Frau arbeite. Zugegeben, mehr als ich erwartet hatte.

Das Ganze hatte einen bestimmten Hintergrund. In Frankfurt war eine Konferenz einberufen und ich hatte die Kollegen die mit mir fahren sollten schon informiert, dass sie eine neue Kollegin kennenlernen werden. Kurz gesagt, niemand hatte es bei der Fahrt und während der Konferenz gestört, dass ich als Frau anwesend war. Warum auch, es war doch alles ganz normal.

Diese äußerst positiven Erfahrungen gaben mir den Mut für einen weiteren großen Schritt. Meine Jubilarfeier stand Ende November auf dem Kalender. Geschäftsführung, erster Führungskreis und circa 80 Jubilare trafen sich im Restaurant Inside im Casino Duisburg. Mit unter den Gästen: Nathalie. Natürlich in angemessener Kleidung und perfekt von meiner Kosmetikerin geschminkt genoss ich den wunderschönen Abend.

Einen Tag später, der letzte Novembertag, war für mich Lernen angesagt. Ich stellte mich für heute mit meinem männlichen Namen vor. Ein paar wunderten sich, sagten aber dazu nichts. Am Ende des Tages fragte ich die gesamte Gruppe, ob es jemanden stören würde, wenn ich am nächsten Tag als Nathalie auftauche. Alle Teilnehmer waren sofort damit einverstanden und sehr neugierig, was da wohl auf sie zukommen wird.

So stellte Nathalie sich am zweiten Tag der Gruppe vor und die Arbeit ging weiter. Keine komischen Blicke, keine bösen Bemerkungen, alles ganz normal.

Natürlich ist mir klar, dass meine Transsexualität nun in meinem Arbeitsumfeld bekannt wird. Vielleicht ist es auch besser so, als wenn Getuschel und Gerüchte über mich die Runde machen. Wir werden sehen.

Viele Grüße Nathalie

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Ilonas Urlaub als Frau

Userin Ilona aus dem Gendertreff Forum, berichtet von ihrem erster Urlaub in ihrem Identitätsgeschlecht.

Mein Urlaub als Frau

Alles begann damit, dass ich meiner Psychologin/Psychiaterin, die mich seit längerer Zeit auf
meinem Trans-Weg berät und begleitet erzählte, dass ich dieses Jahr die Absicht habe meinen Urlaub als Frau zu verbringen.

Nachdem ich im Vorfeld schon bei einem Endokrinologen war und von diesem sowie von meiner Psychologin das o.k. zur Einleitung einer Hormontherapie erhalten hatte, stellte mir meine Psychologin Frau S. eine Bescheinigung aus, dass ich mich im Alltagstest als Frau befinde (für den Fall dass es ab diesem Zeitpunkt zu Schwierigkeiten in der Öffentlichkeit kommen sollte).

Ich war an diesem Tag (seitdem ich das Auto habe bin ich mutig geworden) auch mit Rock und Bluse bekleidet und schlenderte danach durch die Krefelder Innenstadt, ging in ein Café und bestellte mir eine Kleinigkeit. Obwohl das Café gut besucht war, nahm von den anderen Gästen kaum jemand Notiz von mir. Ein paar neugierige Blicke, bei ein paar jungen Mädchen mit Migrationshintergrund ein kurzes Getuschel und Lachen, das war es.

Nachdem ich den Urlaub unter meinem weiblichen Vornamen gebucht hatte, bin ich denn mit 2
Freundinnen aus dem Forum Gendertreff in Dortmund shoppen gewesen (für einen 2 wöchigen Urlaub braucht Frau einige Sachen zum Wechseln) und hatte mir von einer im Forum bekannten Firma ein Paar Brustprothesen zuschicken lassen.

Als dann der Urlaub begann, dauerte das Ankleiden und Schminken knapp eine Stunde, Frau hat ja mittlerweile Übung. Auf der Hin- und Rückfahrt habe ich allerdings mehrfach meinen Entschluss bereut, konsequent die Rolle einer Frau zu leben, die hygienischen Bedingungen auf Autobahnparkplätzen sind meistens nicht die Besten, an den Tankstellen war das kein Problem auch hat dort niemand etwas gesagt bzw. ist aufgefallen, dass ich die Damentoilette benutzt habe.

Als ich abends um 20:30 Uhr an meiner Ferienwohnung ankam, wurde ich freundlich begrüßt, und nachdem die Formalitäten geklärt waren, fragte ich meine Zimmerwirtin nach einem Lokal, um noch eine Kleinigkeit zu essen. Dort angekommen fragte ich den Wirt, ob ich noch etwas zu essen und zu trinken bekommen könnte. Der Wirt musterte mich kurz und nachdem ich sein Erstaunen/Befremden bemerkte, war mir seine Antwort schon klar, obwohl an der Theke noch etliche Leute saßen. Ich habe dieses Lokal während meines Urlaubes auch kein weiteres Mal aufgesucht und in einem anderen Hotel am Ankunftstag noch etwas zu essen und trinken bekommen. Dies war die einzige negative Erfahrung, die ich während meines Urlaubes gemacht habe.

Da ich Glück mit dem Wetter hatte, brauchte ich die dicken und warmen Sachen nicht anzuziehen und konnte in Rock / Kleid / Hose und Bluse meine Ferien verbringen. Am Anfang unsicher und alle 10 m mich umsehend wenn mich auf meinen Spaziergängen die entgegenkommenden Leute etwas zu lange betrachteten, wurde ich mit der Zeit immer selbstsicherer. Nachdem ich in etlichen Geschäften, Restaurants und sogar in einer Autoreparaturwerkstatt als Frau angesprochen wurde, machte es mir mit der Zeit nichts mehr aus, wenn ich von ein paar Passanten erstaunte Blicke bzw. leises Getuschel/Lachen bemerkte.

Mittlerweile ist der Urlaub schon wieder 4 Wochen her und ich bin inzwischen soweit, dass ich
an den Wochenenden bzw. nach Feierabend nur noch als Frau unterwegs bin.

Ilona

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Fotografin Xenia

Ein befreundetes Paar meiner Frau und mir hatten sich nach langer Zeit des Zusammenlebens entschieden zu heiraten und auch gleichzeitig ihren 100. Geburtstag (Beide 50) zu feiern. Ich muss zugeben, dass an dieser Beziehung meine Frau und ich nicht so ganz schuldlos waren. Wir bekamen die Einladung und ich wurde gefragt ob ich mich an diesem Tag um die Fotos kümmern könnte. Sehr gerne nahm ich den "Job" an, musste aber noch aufklären, dass ich nun die komplette Transition bestreite und somit eine Fotografin die Fotos machen wird. Sie kannten ja schon die gesamte Vorgeschichte nur das war noch neu für die beiden. Also kam es vor dem denkwürdigen Tag zu einem Gespräch und wir waren uns einig, dass es die Gäste nicht zu interessieren habe wer eingeladen ist. Später hatte ich dann noch erfahren, dass Trauzeugin und Trauzeuge eingeweiht wurden.

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Mutiger Einsatz

Transmann Lukas hat auf einer Fahrt mit der Straßenbahn durch Düsseldorf, Zivilcourage gezeigt und ist somit ein Vorbild für alle die, die untätig weggeschaut haben.

Nun zu gestern………
Ich bin um kurz nach 16 Uhr mit der Bahn los Richtung Kita und setze mich neben so einen Typen, der kurz darauf aufstand und hibbelig in der Bahn hin und her lief. Ich dachte erst…stink ich oder was? Kann nicht sein, denn ich war vor einer Stunde baden. Sucht der einen neuen Sitzplatz? Als ein Kind von der Straße hielt ich ihn die ganze Zeit im Blick, denn er verhielt sich auffallend. Er trug eine Mütze, eine Brille wie aus den 80er Jahren mit riesen großen Gläsern in blau und ein Mantel der bis zum Knie ging.

Zirka 5 Minuten später hörte ich, wie eine Frau unmittelbar hinter mir lautstark rief: "Heeey, sie haben gerade ihren Penis rausgeholt und versucht, sich an mir zu reiben, haltet ihn fest, der will abhauen…", nix, ich war der einzige, der sofort reagiert hatte.

Ich mir den Typen von hinten gepackt, erst am Kragen und dann habe ich seinen rechten Arm genommen und ihn gesichert. Also ich habe einen Polizeigriff angewendet und mein rechtes Bein zwischen seine Beine  gestellt. Falls er Gas geben will, wäre er auf die Fresse gefallen. Zusätzlich habe ich ihm die Finger dermaßen zur Seite gebogen das sie wirklich kurz vorm Brechen waren.

Er wollte weg, aber ich sagte zu ihm, dass ich das lieber nicht machen würde, denn ich bin Sportler. Haha, der dachte bestimmt, ich wäre Kampfsportler, lügen hilft manchmal. Seine Mütze und seine Brille hatte ich ihm vom Kopf gerissen. Die Frau hielt ihn am linken Arm fest. Niemand half! Ich kleiner Lukas muss das machen, armes Deutschland. Gut, dass ich da null Angst habe und ist doch klar, dass ich helfe und das mit vollem Körpereinsatz.

Ich hatte ihn fest im Griff und wir stiegen an der nächsten Haltestelle aus. Jetzt kam der Hammer. Sagt doch die Frau, die belästigt wurde: "Auf die Knie, sofort auf die Knie, ich bin Polizistin und werde sie nun nach einem Personalausweis durchsuchen, bleiben sie ruhig!"

Ich habe nicht schlecht gestaunt, was für ein Pech für den Typen. Ausgerechnet eine Polizistin in Zivil. Also er auf die Knie und ich ihn immer noch in beschriebener Form gesichert. Sie hatte ihn dann derweil durchsucht. Kurze Zeit später kamen ihre Kollegen, die sie zwischenzeitlich angerufen hatte.

Der Typ muss gute 1,80m groß gewesen sein und kräftig gebaut. Ich bin knapp 1,64m und 60 Kilo und ich hatte ihn wirklich absolut gut im Griff. Muss ein Bild für die Götter gewesen sein. Ich habe meine Aussage gemacht und fertig.

Morgen will mich der Express noch anrufen wegen der Story. Das war mein Nachmittag. Klar, dass so was passiert wenn man es eilig hat. Echt, ich kleiner Mann, da waren genug andere Formate, aber nee, keiner hilft. Egal, ich hab meine Pflicht getan, ist doch selbstverständlich. Bei so etwas werde ich zum wilden Stier.

Lukas

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Einmal London und zurück

Nathalie aus dem Gendertreff Forum berichtet von ihren Urlaubserlebnissen in London.

Ich glaube, ich beginne heute mal mit dem Resümee der Reise. London ist eine tolle Stadt, die nie schläft und immer neues zu bieten hat. Ein Erlebnis vom Anfang bis zum Ende der Reise.

Natürlich hatten wir im Vorfeld Pläne gemacht, uns verschiedene Dinge überlegt, was wir so machen und natürlich auch, ob ich die gesamte Zeit als Nathalie nach London fahre. Zum Glück ist das Kopfkino soweit abzuschalten, dass schnell klar wurde, dass allein Silvia und Nathalie auf die Reise gingen. Auch für Silvia war die Vorstellung, mit Nathalie zu verreisen, etwas ganz neues und spannendes dazu.

Zuerst packten wir unseren Koffer. Wie sich herausstellte, hatte ich mehr Sachen eingepackt als Silvia. Das war ja auch etwas Neues. Die Reiseunterlagen waren da, das Taxi bestellt, es konnte nichts mehr schiefgehen.

Da wir mit der Lufthansa ab Düsseldorf flogen, mussten wir an den elektronischen Terminals unsere Bordkarte ziehen und den Personalausweis einscannen. Komischerweise bei Silvia kein Problem, bei mir nahm der Automat den Personalausweis nicht an. So konnten wir weiter und das Gepäck abgeben, wo ich auch, nach etwas Verwirrung beim Personal, meine Bordkarte ebenfalls bekam.

So langsam mussten wir dann durch die Sicherheitskontrolle. Natürlich piepste der Automat wegen meiner Nägel in den Absätzen. Die Angestellte winkte mich heran und fing sofort mit dem Abtasten an, bis sie den Rock erreichte. Dort merkte sie den kleinen Unterschied und sagte nur leicht nervös: „OK“.

Danach wollte der Zoll noch den Personalausweis sehen und ich gab den Personalausweis ab. Nun reichte der Beamte mir diesen zurück und sagte „Nö“. Erst nach dem studieren meines Zusatzausweises ließ er mich passieren. In dem Moment war ich sehr froh, dass ich den DGTI-Ausweis beantragt hatte.

In London angekommen war es eigentlich völlig normal. Ich muss sogar im Nachhinein zugeben, dass ich nicht eine Sekunde darüber nachgedacht habe ob ich nun als Mann oder Frau dort war. Es war alles so selbstverständlich. Alle Menschen, denen wir begegneten hatten mir nie das Gefühl gegeben, dass irgendetwas falsch war. Beim Einchecken im Hotel wurde ich nur gefragt, ob ich wirklich mit meinen Männernamen einchecken wollte.

Über das Wetter konnten wir auch nicht meckern. Immer leicht bewölkt, etwas windig und einen Tropfen Regen und die Perücke hat alles mitgemacht. Was will man mehr. Natürlich haben sich am Abend die Füße gemeldet. Warum auch nicht? Wir sind ja auch den ganzen Tag durch London gezogen und waren am Abend so platt, dass wir immer ins Bett gefallen sind.

Die 5 Tage vergingen wie im Flug. Alles war so wie es immer ist, normal eben. Einzig der deutsche Zoll bei der Einreise in Düsseldorf wollte mich ohne den Zusatzausweis vorzuzeigen nicht durchlassen. Ich würde es mal als deutsche Gründlichkeit bezeichnen.

Das war mein Bericht über unsere Reise nach London. Es war uns die gesamte Zeit über egal, ob ich als Frau oder als Mann im Urlaub bin. Es war einfach normal, London zu sehen und es gab auch keinen Grund darüber nachzudenken, ob etwas anders ist als sonst.

Liebe Grüße Nathalie

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Meine erste große Fahrradtour

Tatsächlich gab es im September noch einen sehr warmen Tag, der zu einer Fahrradtour einlud. Ute und ich wollten endlich mal unsere neu erworbenen Fahrräder auf die Straße bringen. Außerdem wollte ich doch auch mal ausprobieren ob ich über mehrere Stunden Sattelfest bin. Die Frisur war sowieso egal, weil wir grundsätzlich mit Helm fahren und hält die Schminke?

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Shoppen am Samstag

Ein Bericht von Petra-Susanne:

Gestern war es mal wieder soweit: *Ich* musste einfach noch mal vor die Tür! Nach ca. 2 Wochen ohne und einer (von meiner Frau bestätigt) schlechter werdenden Stimmung war es einfach noch mal nötig.

Es bot sich an, an diesem Samstag so einiges Anstehende zu erledigen: Es musste ein Päckchen weggebracht werden; ich wollte seit Längerem ein Buch bestellen; ich wollte mich nach einer neuen Armbanduhr umschauen, weil meine alte aus meiner „Pubertätszeit“ doch irgendwie arg popelig ist, jetzt, da ich doch des Öfteren öffentlich auf Jusch bin. Und schließlich brauchte ich für die dräuende kältere Jahreszeit noch ein oder zwei passende Unterhemden, nachdem ich mich nun endlich zu meiner echten Frauengröße (90 B bzw. 46) bekenne und in Kürze meine gesammelten Schätze mal kritisch auf realistische Tragbarkeit durchforsten will. Da auch meine Restfamilie noch einige Besorgungen offen hatte, beschlossen wir, mit dem Auto ins Parkhaus zu fahren, da dies insgesamt immer noch billiger war, als zu Dritt per Bus in die City zu fahren.

Erst mal war natürlich ein wenig Aufbretzeln angesagt. Dank der fortgeschrittenen Epilation fallen (wie schon mal in einem anderen „Erlebnisbericht“ geschrieben) die Stuckateurarbeiten mittlerweile eher gering aus. Kurz mit dem Trockenrasierer über die wegen der Temperaturen nackig bleibenden Beine, ein bisschen die Augenringe retuschieren und für das eigene Wohlbefinden noch ein bisschen Foundation unter die Nase auf die Oberlippe. Die ist zwar nach dem nächsten Naseputzen wieder weg und das ist auch nicht sonderlich schlimm, aber ich fühle mich erst mal besser damit. 😳 Dann noch dezentes Augen-Makeup (Augenbrauen etwas nachzupfen – zwei Wochen Schlonzen machten sich bemerkbar; Wimperntusche oben und unten drauf) und Lippenstift. Die Klamotten wurden dann mit rotem T-Shirt, dunkelblauem Jeansrock und ca. 5 cm Pumpshöhe betont normal gewählt. Auch beim Schmuck war ich eher zurückhaltend – also eher Mauerblümchen-Stil.

Obwohl meine Frau und mein Sohn überhaupt keine Probleme mit *mir* als Person haben und insbesondere meine Frau auch gerne mit mir unterwegs ist, ist sie nach wie vor nicht sonderlich erpicht darauf, von dienstlichen Bekannten (aus dem sozialen Bereich, also dort, wo es so richtig klatschweibernd menschelt) mit mir gesehen zu werden. Das verstehe ich sehr wohl und akzeptiere dies auch! Es verursacht dann aber auch einen gewissen Verhaltenskodex beim Gang durch die Heimatstadt, der sich heute wieder mal bewähren sollte: Wenn sie jemand erkennt, geht sie ohne weiteren Kontakt mit mir aktiv auf diese Person zu, und ich gehe schlicht wie eine Fremde weiter.

Zunächst ging es zu einem Schreibwarengeschäft etwas außerhalb, in dem sowohl Sohnemann was für den Schulbeginn brauchte als auch ein Schalter für die Paketpost war. Ich entließ die Beiden vor dem Einparken und ging dann separat ins Geschäft, wo das Aufgeben des Päckchens mit entsprechenden Nachfragen nach der günstigsten Versandart wie üblich überhaupt keine Probleme machte. Da ich schließlich eher fertig war als die Beiden, ging ich wieder zum Auto zurück und wartete dort als Fahrerin, bis sie wieder einstiegen und wir in’s City-Parkhaus fuhren. Dort trennten sich dann unsere Wege. Ich erst mal mit einigen Fensterbummelschlenkern in die Buchhandlung, wo sich auf Nachfrage mein gewünschtes Buch als derzeit nicht lieferbar herausstellte. Wie schon am Postschalter: Vielleicht mal ein musternder Blick, aber keine offensichtliche Irritation, normale Unterhaltung. Ganz wichtig hierbei, wie auch allgemein auf der Straße: Den Leuten in die Augen schauen und offen sein, z.B. beim Türoffenhalten am Kaufhauseingang. Wenn man sich zurückzieht oder abwendet, fällt man definitiv stärker und vor allem negativ auf!

Danach ging die Suche nach einer neuen Armbanduhr erst richtig los. Beim Kaufhof mitten in der Fußgängerzone war die Auswahl am Größten, aber obwohl der Verkäufer sich redlich Mühe gab, mir was Passendes zu zeigen, war nichts dabei, wo es so richtig „Klick“ machte, wie er das ausdrückte. Bei einigen Schmuckgeschäften schaute ich allerdings nur in die Ausage, um danach zu entscheiden, dass die dort voraussichtlich angebotenen Ührchen mein Budget wohl um mindestens ein bis zwei Nullen übersteigen würden. Also erst lieber gar nicht rein und auf den Geschmack kommen … 😉

In männlicher Variante habe ich um den Laden „Lust for Life“ immer einen großen Bogen gemacht. Aber diesmal erschien er mir als einer der letzten Kandidaten, in Sachen Armbanduhr noch was Interessantes angeboten zu bekommen. Leider auch hier wieder das gleiche Ergebnis wie im Kaufhof: Es waren einige Modelle dabei, die mir im Prinzip gefielen, aber der richtige Klick war wieder nicht dabei.

Schließlich brach ich die weitere Suche ab und fragte mal telefonisch bei meinen Beiden nach, wie es denn bei ihnen so ausschauen würde. Wir trafen uns dann nach kurzer Zeit in der Nähe eines Eiscafés, an dem ich schon anstand, um mir ein Hörnchen zu kaufen. Plötzlich hörte ich dann von hinten eine wohlbekannte Stimme mit „Papa …“, die zwar einmal ignorierte, auf die ich dann zwecks Vermeidens weiterer entsprechender Ansprachen aber doch lieber einging. Wir hatten zwar vorher ausgemacht, dass Sohnemann mich in der Öffentlichkeit bitte „Petra“ nennen sollte, aber so beim ersten Mal rutschte es ihm dann doch noch mal anderweitig raus. Groß passiert ist trotz der Nähe zu jeder Menge anderen Wartenden aber nichts. Ein oder zwei irritierte Blicke, und das war’s dann aber auch schon. Ein wenig zeitversetzt bekamen wir schließlich separat unsere Abkühlung ausgehändigt, wobei ich mich schon auf eine nahe Bank an der Fußgängerzone verzogen hatte, wo auch meine Frau schon saß. Beim Weggehen passierte dann genau das, was ich oben schon angedeutet hatte: Meine Frau sichtete eine Arbeitskollegin. Sie bog auf sie zu, während ich mit Sohnemann weiterging und in einiger Entfernung auf sie wartete. No Problem.

Beim Nachhausefahren entschlossen wir uns, als Mittagessen je ein Dönerbrötchen aus einem unserem Haus relativ naheliegenden Einkaufsmarkt mitzunehmen. Meine Frau meinte, ich solle meine „Öffentlichkeitsarbeit“ ruhig fortsetzen und schickte mich vom Parkplatz zur supermarktintegrierten Dönerbude. Dort wurde ich beim Bestellen und Finanzenabwickeln von den Verkäufern ein paar Male mit „schöne Frau“ tituliert, aber das Ganze mit einem (zumindest von mir positiv interpretierten) breiten Grinsen, wenn auch die Vekäufer eher mediterraner Abstammung waren. Ich interpretiere das so, dass sie mich „gelesen“ haben, es wohl auch nicht unbedingt nachvollziehen konnten, aber wohl keine Probleme damit hatten. Geschmeckt haben die Dönertaschen dann wie gewohnt gut! Der Petra-Tag setzte sich dann unspektakulär bis zum Abend zuhause fort.

Ich sollte gelegentlich noch mal mehr in Richtung Kultur unterwegs sein. Dann könnte ich auch die etwas edleren Klamotten noch mal ausführen … 😎

Leider muss man passende Highlights hier in Aachen und Umgebung etwas intensiver suchen, wenn man keine Zig km Anfahrt haben möchte. Aber mal schauen, es wird sich schon was finden lassen.

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Lieben Gruß,

Petra

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Eine Woche „Ich“

Dieser „Selbsttest“ ist besonders für die zu empfehlen, die nicht genau wissen wo sie stehen und entstand von und mit freundlicher Genehmigung von Petra-Susanne.

Es war schon länger zwecks Austestens der eigenen Gefühle hinsichtlich langfristigen Rol­lenwechsels geplant: Eine Woche durchgehend en femme leben. Lieber eigentlich noch einen kompletten Monat, um noch einmal deutlich stärker in den tagtäglichen Normaltrott hineinzukommen, aber das liegt nach derzeitiger Einschätzung etwas außer­halb des Mach­baren. Bislang waren ca. zwei Tage am Stück das Höchste der Gefühle, was ich rea­lisieren konnte und teilweise auch wollte. Diesmal sollte es aber definitiv länger werden, um gefühlsmäßig eben zumindest ein Stück an eine gewisse Normalität heran­zu­kommen, die ein kompletter Rollenwechsel mit sich bringen würde.

Eine Woche wollte unser Sohnemann während der Schulferien mit seinen Großeltern in die Eifel fahren, so dass kein Freundesverkehr bei uns im Hause sein würde. Zudem war absehbar, dass in dieser Zeit praktisch keine dienstlichen Face-to-Face-Kontakte erforder­lich sein würden. So entstand der Entschluss, diese Woche zum Austesten der weiblichen Rolle zu nutzen.

Bislang hatte ich mich immer als „mitten zwischen Männlein und Weiblein“ eingeordnet und tue das eigentlich noch immer. Bleibt jedoch die Frage, von welcher Seite aus ein Wechseln möglicherweise angenehmer empfunden wird, bzw. ob ein Wechseln überhaupt noch nötig wäre, wenn ich mich entgegen der bisherigen Stimmungslage zu einem Leben in einer biologisch eher weiblichen Rolle entschlösse.

Wegen einiger gesundheitlicher Turbulenzen meiner Schwiegereltern drohte die ganze Sache, noch im letzten Moment zu kippen. Aber mit ein wenig Improvisation ließ sich der Plan dann doch noch weitestgehend umsetzen.

Am Samstag Nachmittag ging es los: Nachdem Frau und Sohn (statt Sohn und Großeltern) sich in die Eifel aufgemacht hatten, um noch zwei letzte Urlaubstage vor allem draußen in der Natur zu verleben, legte ich mich in die Badewanne, um „Peter“ für mehrere Tage ab zu waschen und – nach ca. 2 Stunden – als Petra der Wanne zu entsteigen. Das Ganze wurde noch dadurch erleichtert, dass ich mir von meiner Frau direkt vorher mein Kopfhaar zwecks Verfolgens von Neurodermitiseffekten in diesem Bereich ratzeputz hatte weg­schneiden lassen und nun dort oben (bis eben auf die verschorften Wundstellen) durch­gehend babyglatt war. Da ich mich nun nicht gerade der ultrarechtskonservativen Meinungs­ecke zuordne, bot diese Randbedingung noch eine zusätzliche Motivation, im Zweifelsfall eher als Petra auf die Straße zu gehen.

Okay, im Moment des Abtrocknens war davon noch nicht so viel zu sehen, aber schon kurz danach hielten die selbsthaftenden Silikonis auf der sauber rasierten, durchs Bad komplett entfetteten Brust „wie angegossen“. Somit stellte sich bereits ein gutes Körper­gefühl ein, das nur durch einen leichten BH und eine ordentliche Miederhose abgesichert werden brauchte. Natürlich waren auch die weiteren Kleidungsstücke entsprechend rollen­konform, aber keineswegs übertrieben. Das quasi durchgehende Tragen der (wegen der Glatze aushäusig sowieso erforderlichen) Perücke ist bei uns auch innerhalb des Hauses ein Muss, weil in praktisch allen Zimmern Einblicke von unterschiedlichen Nachbarn möglich sind.

Bereits am frühen Samstagabend war dann die erste Ausfahrt erforderlich: Es waren noch einige Sachen einzukaufen, die bei der Rückkehr von Frau und Sohnemann spätestens am Sonntagabend erforderlich sein würden. Da unsere Nachbarn noch nichts von „mir“ wissen, ist mir nach wie vor daran gelegen, unerkannt aus unserer kleinen Sackgassen­straße rauszukommen. Da ich mit dem Roller zum Einkaufen fuhr, tat mir ein speziell für „mich“ angeschaffter XXL-Jethelm seinen guten Dienst, indem er die immer im Stirn­bereich mit Perückenband angeklebte Perücke beim späteren Abziehen auf dem Kopf ließ. Außerdem sieht dieser Helm ganz anders als der aus, den „Peter“ sonst trägt. Neu für mich: Die Notwendigkeit, nach dem Anhalten erst mal ein wenig mit der Bürste durch’s Haar zu gehen, damit ich wieder vernünftig aussehe. Peter macht sowas nie!

Das Einkaufen verlief, wie erhofft und auch von früheren Ausflügen her vermutet, absolut ereignislos. Da die Silikonis wie angeschraubt auf der Brust anbappten, schlief ich die Nacht auch mit ihnen. Alle zwei Tage würde aber ein Abnehmen erforderlich sein, damit die Haut darunter Luft bekommt.

Am nächsten Tag wollte ich eigentlich morgens zum Flohmarkt gefahren sein, um in aller Seelenruhe mal nach einer nett(er)en Armbanduhr und ggf. einigen Klamotten für mich zu schauen. Aber irgendwie bekamm ich den Hintern zunächst nicht hoch, und dann wurde es mir zu warm und wettertechnisch zu unsicher, um noch zum Flohmarkt zu fahren. So blieb ich halt am Sonntag doch den ganzen Tag zuhause und erwartete die Rückkehr von Frau und Sohn – der mich durchaus schon als Petra kennt und natürlich entsprechend vorgewarnt war.

Nach telefonischer Rücksprache mit den Großeltern wurde klar, dass diese sich wieder so weit aus­kuriert hatten, dass ab Dienstag mit dem Kurzurlaub mit Enkel begonnen werden konnte. Daher wurde beschlossen, dass Sohnemann ihnen am Dienstag konspirativ irgendwo in der Einfallschneise aus dem Ruhrgebiet Richtung Eifel übergeben werden solle.

Den zwischenzeitlichen Montag füllte unser Sohn jedoch mit gemütlichem häuslichen Abhängen (im eigenen Zimmer rumkramen und ausmisten, lesen, am Computer spielen und komponieren) aus, während meine Frau extern zur Arbeit war und ich in weiblicher Rolle meiner Home-Office-Arbeit nachging. Da er mich schon des Öfteren zuhause als Petra erlebt hat, war dies für ihn kein sonderliches Problem, wie sich auch an den häufi­geren Störungen mit irgendwelchen Diskussionsthemen erkennen ließ. Allerdings bleibe ich in der Anrede trotz des nicht so ganz dazu passenden Äußeren wohl für ihn (derzeit 12 Jahre alt) „Papa“. In die Öffentlichkeit werde ich allerdings als Petra absehbar nicht mit ihm gehen.

Abends ging es dann per Auto mit einem kurzem Abstecher zu einem Mode­geschäft (ich brauchte noch einen gut passenden und angenehm sitzenden BH) zu unserem geplanten Tx-Stammtisch in die Innenstadt von Aachen. Leider schlug die Ferienzeit unbarmherzig zu, so dass wir beiden Organisatorinnen die Einzigen waren, die sich an dem Abend dort trafen.

Dienstag morgen war dann leider eine Unterbrechung der Petra-Woche angesagt, weil ich unseren Sohn den Großeltern in der Nähe von Euskirchen zutragen musste und diese noch nichts von „mir“ wissen. Nach dem Mittagessen und einem Besuch en homme bei meiner Mutter im Pflegeheim war ich dann aber wieder am frühen Nachmittag zuhause – und wurde von meiner Frau nach­haltig dazu aufgefordert, mit meiner Petra-Woche weiter­zumachen. Ich gebe zu, dass ich, den Morgen über als Peter unterwegs, aus Bequemlich­keit wohl nicht direkt wieder zurückgeswitched hätte, sondern dies erst am nächsten Mor­gen gemacht hätte. Aber so war’s, was den Testeffekt angeht, schon besser!

Am Mittwoch war neben dem häuslichen Arbeiten noch eine kurze weitere Einkaufstour ange­sagt, die wiederum ohne jegliche Vorkommnisse (*gähn*) verlief. Abends ging es dann jedoch mit meiner Frau noch zu einem gemeinsamen Abendessen in ein auszu­testen­des Speiserestaurant, in dem sonst seit einigen Malen unserer Motorradstammtisch tagt. Netterweise gab es dort kein Wiedererkennen, was mich aber nicht sonderlich wun­dert: Im Moppedkreis bin ich nur einer von Vielen und bislang nur wenige Male dort gewesen. Der Abend endete dann beim Eis­schlürfen auf offener Straße in Kornelimünster, da die dortige Eisdiele bekanntermaßen gutes Eis, aber keine Sitzplätze bietet.

Der Donnerstag war dann der Action Day: Morgens noch das übliche wissenschaftliche Arbeiten zuhause, aber nachmittags ging es mit meiner Tx-Mitstreiterin zunächst zur Selbsthilfe-Kontaktstelle nach Eschweiler, wo wir uns in einem sehr ausführlichen und interessant-konstruktivem Gespräch der Koordinatorin für Selbsthilfegruppen im Kreis Aachen vorstellten. Danach blieb gerade noch so viel Zeit, kurz zuhause ein Joghurt als Abendessen reinzuschlürfen, bevor es zu meiner (bzw. eigentlich Peters) üblichen, zwei­wöchig anfallenden Musizierrunde weiterging. Diese wollte ich entsprechend der Prä­misse, möglichst alles (außer Dienstkontakte) in dieser Woche als Petra zu bestreiten, ebenfalls wahrnehmen.

Hierzu hatte ich mir allerdings eine Notlüge einfallen lassen, die eine Wette mit einer Nach­barin vorgab: Sie hätte nach meinem gelungenen Karnevalsauftritt als Heinos (= mei­ne Frau) Begleiterin, der „Schwarzen Barbara“ im Dirndl und mit passenden Heels, gewet­tet, dass ich das Frausein aber keine Woche aushalten würde. Diese Wette würde ich gerade in dieser Woche auch anlässlich meiner Kahlköpfigkeit ableisten. So mailmäßig (mit Oberkörperbildchen von mir in normaler Kleidung) vorgewarnt, erschien ich dann zum Musizieren – natürlich auch in ganz normalen Klamotten. Hinterfragt wurde die Geschichte dann nicht mehr, aber wer das Ankündigungs-/Vorwarn­bildchen und mein reales Erschei­nen verglich, dürfte direkt gemerkt haben, dass die Klamotten offensichtlich total unter­schiedlich waren und ich somit einen gewissen Fundus zur Verfügung haben muss. Sollte zu einem späteren Zeitpunkt noch mal eine Nachfrage kommen, werde ich auch per Outing dazu stehen.

Wie dem auch sei – das Flöten hat mir und den andern Anwesenden viel Spaß gemacht, und ich bin wirklich froh, das so durchgezogen zu haben. „Zum Beweis“ wurden auch noch ein paar Bildchen gemacht, auf die ich aber noch gespannt warte. 😉

Der Freitagmorgen brachte dann leider noch mal eine kurze Unterbrechung aufgrund eines kurz­fristig anberaumten, dienstlichen Termins, den nur Peter wahrnehmen konnte. Nach der Rückkehr nach Hause wechselte ich dann aber wieder direkt zurück zu Petra und fuhr abends noch mit meiner Frau zu zwei Fachläden, um Renovierungsmaterial einzukaufen. Bei dieser Tour gab es zwar in ein oder zwei Fällen sehr erstaunte Blicke (die ich auch bei den anderen Touren nicht ausschließen möchte), aber irgendwelche daraus resultierenden Probleme gab es überhaupt nicht. Schließlich fuhren wir danach noch kurz in ein Kauf­haus, wo ich mir noch zwei passende Miederslips holen musste: Beim durch­gehenden Leben als Petra tendiere ich mittlerweile mehr zu angenehmem Sitz als zu besonders guter Taillenformung – und für diese Zielsetzung war mir die Unterwäsche ausgegangen. 😆

Der Samstag sollte dann den letzten Tag des Petra-Tests darstellen, weil die Eifelurlauber (Sohnemann mit seinen Großeltern) am Sonntag beim Heimfahren durch unser Hinfahren unterstützt werden sollten. Eigentlich wollten meine Frau und ich en femme, wie im Jahr zuvor, ein wenig in der Eifel wandern gehen, dort ein- bis zweimal zwischenübernachten und das Helfen (nach vorherigem Einpacken von „mir“) damit auf der Rückfahrt verbinden. Aber das Wetter war zu schaurig, als dass dies absehbar Spaß gemacht hätte. So entschlossen wir uns, den Samstag hauptsächlich in Landgraaf im „Mondo Verde“-Park zu verbringen, denn dort war es immer möglich, sich bei den zu erwartenden seltenen, aber irgendwann am Tag recht wahrscheinlichen Regengüssen in ein Gebäude zu verziehen. Auch hier, wie in der ganzen Zeit, der gleiche Effekt: Einige Wenige haben mich schon recht genau gemustert, die weitaus Meisten jedoch nahmen keine Notiz von mir. Und irgendwelche negativen Bemerkungen/Reaktionen hat’s auch nicht gegeben. Der Park ist für eher Naturbezogene und Tierfreunde übrigens wirklich nett: Es gibt große Freiflug­hallen und ordentliche Gehege. Wir haben mehrere Stunden dort verbracht, wobei die Wellensittichkolonie mit Brutkästen fast in Greifweite direkt über unseren Köpfen ein echtes Highlight war. (Wer allerdings atemberaubende Fahrgeschäfte für gelangweilte Kiddies sucht, sollte sich lieber woanders umschauen.)

Da wir im Park nichts (Wesentliches) an Nahrung zu uns genommen hatten, bildete ein weiterer Restaurantbesuch dann den krönenden Abschluss. Auf dem Parkplatz vor diesem Restaurant, der gleichzeitig auch der eines kleinen Einkaufszentrums ist, gab’s dann noch mal einen kurzen Moment steigenden Blutdrucks: Dort lud gerade die Mutter eines Schul­kameraden unseres Sohnes ihr Auto ein. Sie hat uns nicht wahrgenommen. Aber letztlich muss man so in der Nähe des eigenen Wohnorts immer auf eine solche Begegnung gefasst sein. Und genau hieran müssen wir (meine Frau und ich) noch arbeiten: Was werden wir in einem solchen Fall dann sagen?

Bis zum Zubettgehen blieb Petra noch da. Dann war aber für’s Erste wirklich Schluss. Aber um es mit Paulchen Panther zu sagen: „Heute ist nicht alle Tage – ich komm wieder, keine Frage!“ 🙄

Das persönliche Fazit: Mit entsprechendem Aufwand, der auf den ersten Blick nicht mal gar so groß ist, wäre für mich ein Leben en femme wohl machbar: Die weitgehend abge­schlossene Laser-Enthaarung des Bartschattens hilft ungemein, keine dickeren Schichten an Spachtelmasse auf’s Gesicht kleistern zu müssen. Das ist (zumindest für mich) eine kaum zu überschätzende Hilfe auf dem Weg zum angenehmen und wirkungs­vollen Passing. Dass ein wenig Augen-Makeup zum guten Ton dazugehört, dürfte klar sein und ist auch nicht weiter störend. Glücklicherweise bin ich an den Armen und auf der Brust mit nur wenig bis sehr wenig hellem Haarwuchs bedacht, also auch hier weitestgehende Entwarnung.

Hinsichtlich sozialer Interaktionen würde ich im anonymen Bereich keine großen Negativreaktio­nen erwarten. Im weiteren Bekanntenkreis, also Nachbarn, Musizier­runde, Moppedfahrer u. Ähnliches, würde ich aufgrund einiger weniger Outings, die ich dort schon hinter mir habe, auch eher mit Akzeptanz, mindestens aber mit Toleranz rech­nen. Unsicher bin ich mir aber vor Allem hinsichtlich der Hänselgefahr beim Sohn in der Schule. Dies kann ich derzeit nicht abschätzen. Auch meine Frau hat gewisse Vorbehalte, was die Tuschelei an ihrem Arbeitsplatz (im Sozialen Bereich) angeht.

Was aber für mich ganz persönlich und unabhängig von der sozialen Einbindung bei die­sem Experiment wichtig ist/war, ist das Empfinden der eigenen Körperlichkeit. Und hier war das Ergebnis etwas zwiegespalten. Erst mal ganz klar: Ich bewege mich in der Öffentlichkeit lieber als Petra, denn ich empfinde mich dabei stimmiger im Hinblick auf die selbst empfundene Rollenidentität. Damit ich mich dabei aber im Spiegel selber sehen mag, bedarf es hierzu einer als stark empfundenen Künstlichkeit, die wiederum für mich irritierend/behindernd ist. Ohne sinnvolle Oberweite (derzeit ein knappes 90 B ausfüllend) käme ich mir unvollständig vor. Hierzu sind zumindest für längere Zeit, wenn nicht sogar lebenslänglich, entsprechende Silikonis erforderlich. Auch wenn so angeklebte Dinger ihre Aufgabe ganz gut erfüllen, ist das Körpergefühl zumindest nach einiger Tragezeit am Stück weit weg von dem, was ich mir bei echten „Biobrüsten“ vorstellen würde. Irgend­wann fangen die Silikonis nämlich an, auf der Haut zu jucken, an den Rändern nur teilweise zu kleben usw.. Ich glaube nicht, dass dies auf die Marke zurückzuführen ist, sondern dass dies ein prinzipielles Problem ist.

Weiter unten würde ich ein Stückchen derzeit hervorragenden Biomaterials eigentlich nicht ver­missen – unter der Voraussetzung, dass eine Orgasmusfähigkeit weiter bestehen bleibt. Die zu verlieren, fände ich schon sehr traurig. In der Tat habe ich in der Woche en femme mehr lustvolle Momente erlebt als längere Zeit (als Peter) zuvor. Ich führe das auf die größere Stimmigkeit von äußerer Erscheinung und innerem Gefühl zurück, die schlicht mehr Lust auf Lust macht. Dieses Thema scheint aber, glaubt man Berichten und An­deutungen aus entsprechenden Tx-Foren, von der Kunst der Operateure weitestgehend positiv geklärt zu sein. Sorge hätte ich bei einer entsprechenden Operation in diesem Bereich jedoch vielmehr um mögliche destruktive Nebenwirkungen wie Inkonti­nenz und unmittelbare Operationsrisiken. Ich bin sehr mit dem grundsätzlichen, biologischen Funktionieren meines Körpers zufrieden und würde dies nicht auf’s Spiel setzen wollen. Mag aber sein, dass hier das Risiko durch Verzicht auf „Tiefe“, die für mich aufgrund der partnerbezogenen Ausrichtung auch keinerlei Bedeutung hätte, stark verringerbar wäre. Ich würde mich aus natürlicher Faulheit auch nicht sonderlich gern regelmäßig um eine Körperhöhlung kümmern müssen, die für mich keine gefühlsmäßige Bedeutung besäße.

Ganz dumm sieht es aber weiter oben aus: Meine Stirn ist (immer schon) deutlich zu hoch, und meine Haare sind ausgesprochen dünn und glatt. Daraus ließe sich in natürlicher Wei­se im Sinne einer weiblichen, den leider vorhandenen Stiernacken kaschierenden Frisur nur schwerlich etwas machen, auch vor dem Hintergrund, dass ich wohl auch weiterhin gerne ein Helm erforderndes Zweirad fahren möchte. Okay, es gibt Haarwebsysteme. Aber die sind erstens pflegebedürftig, zweitens ziemlich teuer in der dauerhaften Anwen­dung und drittens im Sinne einer lebenslangen Nutzung noch fraglich in der Anwendbar­keit – schließlich züppeln die nicht gerade wenig an ihren Echthaarankern. Und mal ein wenig vorgedacht: Wenn die Rente später schon für’s Pflegeheim nicht reicht, werde ich sie hierfür bestimmt nicht mehr anlegen können/wollen. Also bliebe hauptsächlich die Perücke als Lösung. Und die für den Rest meines Lebens tragen zu müssen, stelle ich mir schon recht behindernd vor. Sooo toll ist das Gefühl beim echten Dauertragen nun wirklich nicht.

Fazit vom Fazit: Ich werde nicht gleich morgen zum nächsten Psychologen rennen, um mein Gutachten für alles Weitere auf dem TS-Weg zu bekommen. Aber ich werde in Zukunft weiter nach Gelegenheiten suchen, „mich“ auch mal länger am Stück aus dem Schrank zu holen und dann auch höchstwahrscheinlich die größere Übereinstimmung von Gefühl und Aussehen/Habitus wieder sehr genießen. Und ich werde weiter in mich hineinhorchen, ob die gewisse Traurigkeit, die meine männlich gelebte Zeit in mir weckt, weitere Schritte nahelegt. Gefühle ändern sich im Laufe der Zeit – und „never say never“!

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