Geschlechtsinkongruenz, Geschlechtsdysphorie und Trans-Gesundheit

Autorin: Solveig

Quelle: AWMF Online

Die lange erwartete S3-Richtlinie zur Diagnostik, Beratung und Behandlung von Geschlechtsinkongruenz, Geschlechtsdysphorie und Trans-Gesundheit ist jetzt in ihrer Endfassung beschlossen und veröffentlicht worden:

Die Empfehlungen sind verbindlich für alle Behandelnden im Gesundheitswesen. Damit sind alte Standards zur Behandlung und Begutachtung von Transsexuellen hinfällig geworden. Ging man bisher im wesentlichen davon aus, dass Trans* Menschen als psychisch Kranke keine verantwortlichen Entscheidungen für sich selbst treffen könnten und vor sich selbst zu schützen wären, sollen sie jetzt im Gesundheitswesen als selbstbestimmt handelnde Menschen unterstützt werden, die über ihr Wohlbefinden bestmöglich selbst entscheiden.

Mal sehen, wie lange die Krankenkassen jetzt noch gegen den medizinischen Sachverstand an ihren MDK-Richtlinien von 2009 festhalten. 😉

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Urheberrechtliche Regelungen AWMF (Auszug):
………Verweise („links“) aus anderen Dokumenten des World Wide Web auf die Dokumente in „AWMF online“ sind dagegen ohne weiteres zulässig und erwünscht, für eine entsprechende Mitteilung sind wir jedoch dankbar………..

3. Gendertreff Messe & Fachtagung in Erkrath-Hochdahl am 06.10.2018

3. Messe & Fachtagung für Transgender, Angehörige und Interessierte des Gendertreff e.V.

Am 06.10.2018 findet die nun 3. Messe & Fachtagung für Transgender, Angehörige und Interessierte des Gendertreff e.V. statt. Der Veranstaltungsort ist das Bürgerhaus Hochdahl, Sedentaler Str. 105 – 107 in 40699 Erkrath-Hochdahl. Die Veranstaltung findet am 06.10.2018 von 10:00 bis 18:00 statt. Der Eintritt ist frei.

Die Idee der Messe & Fachtagung ist, Transgender, Angehörige und Interessierte mit Experten und Anbietern zu Fragen der Transidentität zum gemeinsamen Austausch zusammenzubringen. Fachpersonal hat an diesem Tag die Möglichkeit, den Menschen einmal außerhalb des medizinisch fachlichen Kontexts zu erleben und allgemeingültige Informationen zu geben. Anbieter können ihre Produkte und Dienstleistungen vorstellen und auf sich aufmerksam machen.

Das Leben von Trans*-Menschen und auch von deren Angehörigen ist in Teilen von einigen Hürden geprägt. Wie erklärt man seinem Umfeld, was mit einem los ist? Welche Möglichkeiten hat man als Transgender überhaupt? Welche Rechte oder auch Pflichten stehen in Zusammenhang mit der Transition? Wie bekomme ich Unterstützung und vor allem von wem? Wer ist für was zuständig?

Während viele dieser Fragen auch im Rahmen der Selbsthilfearbeit angegangen werden können, stellt der zeitnahe Austausch mit Fachpersonal oftmals eine weitere Hürde für die Betroffenen dar. Diese Lücke möchte der Gendertreff e.V. mit seiner Messe und Fachtagung schließen helfen. Neben dem privaten Austausch finden sich fachkompetente Ansprechpartner aus den unterschiedlichsten Bereichen wie z.B. Zubehör und Medizin. Die Messe & Fachtagung erweitert somit das Selbsthilfeangebot des Gendertreff und beinhaltet neben Informationsständen ein informatives Rahmenprogramm mit Fachvorträgen anerkannter Experten.

Weitere Informationen:
Gendertreff Messe & Fachtagung
06.10.2018
10:00 – 18:00 Uhr
https://gendertreff-messe.de/

Veranstaltungsort: Bürgerhaus Hochdahl
Sedentaler Str. 105 – 107
40699 Erkrath-Hochdahl

Eintritt: frei

Veranstalter: Gendertreff e.V.
https://www.gendertreff.de/

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Was ist ein Transgender? – Ava im Interview mit Bloggerin Klaudija

Interview

Ava berichtet: Vor einigen Wochen wurde ich gefragt, ob ich in einem Video-Interview über meine Transidentität, meine Erfahrungen rund um Trans* und auch die Selbsthilfearbeit des Gendertreff e.V. berichten würde. Natürlich habe ich sofort zugesagt. Und so traf ich Bloggerin Klaudija in der Uni Düsseldorf zu einem Gespräch rund um Trans*.

Einen kleinen Versprecher habe ich auch entdeckt: Natürlich hat das Bundesverfassungsgericht und nicht der Bundesgerichtshof zum TSG entschieden. Während des Interviews ist mir den Versprecher aber gar nicht aufgefallen. 😉

Hier ist also das Interview:


Dieses Video ist auf dem lokalen Server gespeichert und es findet kein Zugang zu einem Drittanbieter statt!

 

Selbsthilfetreffen – 1. Gendertreff Solingen

Im Verzeichnis unserer Selbsthilfetreffen haben wir es ja bereits angedeutet: In unregelmäßigen Abständen organisieren wir mit dem Gendertreff Solingen nun auch in der Klingenstadt ein Selbsthilfetreffen für Transgender und Angehörige.

Solingen

Und so fand am Samstag, den 25.08.2018 erstmals der Gendertreff Solingen statt. Wir trafen uns im Restaurant Gräfrather Klosterbräu in Solingen-Gräfrath. Das Restaurant liegt somit in einer der schönsten Gegenden Solingens. Denn der historische Ortskern von Gräfrath besticht durch viele alte schöne Fachwerkhäuser und auch das gewählte Restaurant befindet sich in einem solchen Fachwerk-Gebäude. Und da ist es kein Wunder, dass auch die Gaststube einfach nur urgemütlich ist.

Beste Bedingungen also für intensive Gespräche rund um die Anliegen von Trans*-Menschen und ihren Angehörigen. Denn es ist ja das Konzept unserer Selbsthilfetreffen, dass sich in angenehmer Atmosphäre konstruktive Gespräche entwickeln, so dass ein reger Austausch rund um das komplexe Thema Transidentität stattfinden kann.

Solingen

Wir hatten den ersten Gendertreff Solingen sehr spontan organisiert. Dennoch hatten bereits neun Personen den Weg nach Solingen-Gräfrath gefunden. Leider war es an diesem Wochenende im Gegensatz zu den vielen mitunter sehr heißen Tagen des Sommers 2018 recht kühl, so dass wir nicht im gemütlichen Biergarten, sondern in der urigen Gaststube Platz nahmen. Schnell entwickelten sich die ersten Gespräche.

Solingen

Doch wie entwickeln sich gute Gespräche am besten? Richtig: Bei einem guten Essen. Und auch wenn auf den hier gezeigten Bildern noch nichts auf dem Tisch stand: Bald wurde bestellt und alle ließen sich die ausgezeichneten Speisen schmecken. Alle waren sich einig: Das war ein gelungener Auftakt für den ersten Gendertreff Solingen. Keine Frage: Hier werden sicherlich noch weitere Selbsthilfetreffen folgen.

Solingen

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TSD Dortmund mit dem Gendertreff

Am 18.08.2018 fand der TSD Dortmund, der erste Dortmunder Trans*-CSD statt. Auch der Gendertreff war bei dem Trans*-Info-Tag in Dortmund dabei. Hier das typische Bild morgens kurz nach dem Stand-Aufbau: Die Ruhe vor dem großen Sturm.

Doch die Ruhe sollte nicht lange andauern. Denn der TSD fand in der Nähe der Reinoldi-Kirche und des Europabrunnens in der Fußgängerzone und damit direkt in der City von Dortmund statt.

Kein Wunder also, dass sich der Platz schnell füllte.

Hier ein Blick aus dem Gendertreff-Stand auf den Platz der Veranstaltung. Da der TSD Dortmund nicht nur die interessierte Öffentlichkeit, sondern natürlich auch Trans*-Personen und deren Angehörige adressierte, nutzen wir die Gelegenheit, nicht nur allgemein über Transidentität aufzuklären und stellten auch unsere Gendertreff Messe & Fachtagung, unsere Selbsthilfetreffen und auch die Aktion Trans* am Arbeitsplatz vor.

Natürlich gab es auch jede Menge Gespräche, bei denen einfach nur Rat gesucht wurde. Und auch hier halfen wir natürlich ebenso gerne weiter wie die anderen, auf dem TSD vertretenen Trans*-Organisationen.

Die Gespräche fanden im Stand und vor dem Stand statt. Dabei wurde sich ausgetauscht und natürlich auch das Netzwerk erweitert.

Wie man sehen kann, waren die Gespräche mitunter sehr intensiv.

Komisch: Irgendwie hängt bei fast jeder Veranstaltung, an der wir teilnehmen, irgendwo noch ein Kartenständer mit Grünen Karten für Diversity. 😉

Johanna und Clara sind im Gespräch vertieft.

Überall fanden intensive Gespräche statt. Auf unserer Infotafel wurde u.a. auf die Gendertreff Messe & Fachtagung hingewiesen und so kam Katja mit einer Besucher-Gruppe vor dem Nachbarstand ins Gespräch.

Kinder freuen sich immer wieder über die Gendertreff-Ballons. Und für uns sind die Ballons ein willkommener Anlass, mit den erwachsenen Begleitern der Kinder ins Gespräch zu kommen.

Also muss permanent Ballon-Nachschub her.

Zum Glück gibt es fleißige Hände, die für Ballon-Nachschub sorgen.

Dank Alex hatten wir hin und wieder musikalische Untermalung am Stand.

Die vielen Infostände setzten ein deutliches Zeichen rund um Trans* in der Dortmunder Innenstadt.

Der TSD in Dortmund war eine großartige Diversity-Veranstaltung, die einmal mehr Dortmund als tolerante und weltoffene Stadt präsentierte. Wir kommen auf jeden Fall immer wieder gerne nach Dortmund.

Katja im Gespräch mit Besucher_inne_n des TSD Dortmund.

Ava verteilt Ballons an Passanten bzw. deren Kinder in der Dortmunder Fußgängerzone.

Wir bedanken uns herzlich bei unseren Kooperationspartnern Transidente Lebenshilfe und TransBekannt für die Einladung zum TSD Dortmund und auch die Organisation des Events. Wir freuen uns auf eine zweite Auflage und sind dann gerne wieder mit dabei.

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Gendertreff beim Selbsthilfe Festival 2018 in Berlin

Alle zwei Jahre findet in Berlin das Selbsthilfe Festival auf dem Tempelhofer Feld statt. Der Gendertreff e.V. informierte auf dem Selbsthilfe Festival Berlin 2018 über seine Selbsthilfe- und Öffentlichkeitsarbeit. Damit waren wir bereits zum zweiten Mal auf der Veranstaltung auf dem geschichtsträchtigen Tempelhofer Feld vertreten. Denn mit dem Gendertreff Berlin betreiben wir in der Hauptstadt auch ein Selbsthilfetreffen für Transgender, Angehörige und Interessierte und tragen somit zur Selbsthilfe-Infrastruktur der Stadt Berlin bei.

Also machten sich Xenia, Ute, Kirsten, Rita, Marina und Ava aus dem fernen Düsseldorf auf, um Alex von der Ortsgruppe Berlin vor Ort tatkräftig zu unterstützen. Da Berlin von Düsseldorf aus betrachtet ja nicht gerade „um die Ecke“ ist, reisten die Düsseldorferinnen bereits am Freitag an. Denn wir hatten vor dem Selbsthilfe Festival noch eine weitere Sache auf dem Schirm: Wir wollten das für den Gendertreff Berlin vorgesehene neue Lokal ausgiebig testen.

Berlin

Also trafen wir uns zum Abendessen im Restaurant La Piccola, wo Alex die Düsseldorferinnen bereits erwartete. Die Location bietet einen gemütlichen Biergarten und einen spannenden Mix aus wirklich hervorragender italienischer und libanesischer Küche und bei dem freundlichen Team des La Piccola fühlten wir uns bestens aufgehoben.

Berlin

Keine Frage: Da hatte Alex wirklich eine tolle Location für den Gendertreff Berlin gefunden. Denn unser Konzept ist es ja, bei einem guten Essen in gemütlicher Atmosphäre für einen angenehmen Austausch auf Augenhöhe zu sorgen. Denn sowohl Transgender und ihre Angehörigen haben erfahrungsgemäß jede Menge Gesprächsbedarf während unserer Selbsthilfetreffen. Gleichzeitig möchten wir Trans*-Menschen, die noch ganz am Anfang stehen, im Schutze der Gruppe ihre ersten Schritte in die Öffentlichkeit erleichtern. Alle waren sich einig: Alex hat mit dem sehr zentral gelegenen Restaurant einen perfekten Standort für den Gendertreff Berlin gefunden.

Berlin

Der Samstag startete mit blauem Himmel. Die Düsseldorferinnen hatten in der Nähe des ehemaligen Flughafens Tempelhof Quartier bezogen und hatten von der Terrasse des Frühstücksraums freie Sicht auf den Platz der Veranstaltung: Das riesige Tempelhofer Feld.

Berlin

Am Eingang zum Tempelhofer Feld trafen die Düsseldorferinnen auf Alex, die den Gendertreff Berlin leitet. Schnell war das Gendertreff Infozelt aufgebaut und das Selbsthilfe Festival konnte losgehen.

Berlin

Die Sonne brannte gnadenlos, was etwas schade für das Selbsthilfe Festival war. Denn bei Temperaturen um die 40 Grad kamen weniger Menschen auf das Tempelhofer Feld als vor zwei Jahren. Trotzdem konnten wir viele gute Gespräche führen, über unser Selbsthilfe- und Informationsangebot informieren und reichlich daran arbeiten, unser Netzwerk zu erweitern.

Berlin

Vor zwei Jahren hatte sie auf dem Selbsthilfe Festival Berlin ihre Premiere: Unsere Grüne Karte für Diversity. Seitdem haben wir einige zehntausend Grüne Karten unters Volk gebracht und natürlich durfte sie auch in 2018 auf dem Selbsthilfe Festival nicht fehlen.

Berlin

Auch im großen Info-Zelt hatten wir einen kleinen Stehtisch, auf dem unser Informations- und Selbsthilfeangebot vorgestellt wurde.

Berlin

Bei den hohen Temperaturen war es gut, dass unser Infostand uns etwas Schatten spendete. Und auch Getränke gingen bei der Hitze reichlich weg.

Berlin

Wie auch vor zwei Jahren gab es wieder eine Bühne, auf der allerlei Aktionen stattfanden. Hier lauschen Xenia, Ava und Kirsten dem Geschehen auf der Bühne.

Berlin

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Gendertreff auf dem lesbisch-schwulen Stadtfest in Berlin

Am 21. und 22. Juli 2018 fand in Berlin-Schöneberg das 26. lesbisch-schwule Stadtfest statt. Die dgti war mit einem Stand vertreten und über eine Kooperation mit der Ortsgruppe Berlin des Gendertreff e.V. ergab sich kurzfristig die Möglichkeit, auch das Informations- und Selbsthilfeangebot des Gendertreff vorzustellen.

Berlin

Doch am Samstag, den 21. Juli 2018 fand zunächst der Gendertreff Berlin, unser Selbsthilfetreffen in der Hauptstadt statt. Hier gab es wieder viele intensive Gespräche. Wieder einmal zeigte sich, wie wichtig der persönliche Austausch ist. Denn Transidentität ist ein komplexes Thema, das mitunter viele Probleme für Trans*-Menschen und ihre Angehörigen mit sich bringt.

Einziger Wermutstropfen: Aufgrund unseres Selbsthilfetreffens am Samstag konnten wir lediglich am Sonntag auf dem Stadtfest mit dabei sein. Also brachten wir wie vereinbart unser Informationsmaterial zum dgti-Stand.

Nach einem etwas schleppenden Start am Sonntagvormittag füllte sich das Stadtfest schnell, so dass wir viele interessante Gespräche führen konnten. Auch unser Informationsmaterial wurde gerne mitgenommen: Kugelschreiber, Grüne Karten und Info-Flyer gingen weg wie die sprichwörtlichen „warmen Semmeln“. So konnten wir über Transidentität informieren und auch Trans*-Menschen und ihre Angehörigen auf das Angebot des Gendertreff e.V. und natürlich auch auf das Angebot unseres Kooperationspartners dgti aufmerksam machen.

Berlin

Der Gendertreff bedankt sich bei der dgti und insbesondere bei Jennifer Michelle für das freundliche Kooperationsangebot.

Übrigens: Am kommenden Wochenende ist der Gendertreff e.V. wieder im Rahmen seiner Öffentlichkeitsarbeit in Berlin unterwegs: Am Samstag, den 4. August findet man uns mit einem Info-Stand auf dem Selbsthilfe Festival auf dem Tempelhofer Feld.

 

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Erster Dortmunder TSD

DORTMUND ist die Stadt im Ruhrgebiet mit der längsten CSD-Geschichte. Dieser Tradition fühlen sich TransBekannt e.V. verpflichtet, indem am 18. August 2018 (12.00 bis 18.00 Uhr) der 1. Dortmunder TRANS* CSD veranstaltet wird.

Gemeinsam mit vielen befreundeten Selbsthilfegruppen, Vereinen und Organisationen (u.a. dem Gendertreff e.V.), soll zu den Themen TRANSGENDER, TRANSIDENT, NON BINARY, GENDERQUEER und GENDERFLUID informiert, sowie mehr Sichtbarkeit und Akzeptanz erreicht, schlicht TRANS* bekannter gemacht werden.

Wir hoffen auf viele Besucher und Unterstützung. Wir sehen uns auf dem 1. Dortmunder TRANS* CSD …

 

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Johanna: „Mein Leben mit beiden Geschlechtern“

Johanna aus dem Gendertreff-Forum berichtet in einem Beitrag über ihren Werdegang und ihr Leben mit beiden Geschlechtern.

Hallo Community,

hier will ich mal ein wenig meine seelischen Aufs und Abs während meiner nun über 30 jahren dauernden Trans*-Findung rüberbringen. Dies mache ich auch, damit jede/-r, der/die hier liest erkennt, dass mir mein Leben nicht so in den Schoß gefallen ist, wie sich das heute so liest. Der Bericht erhebt keinen Anspruch auf Vollständigkeit, da ich mich nicht an jede Einzelheit meiner Vergangenheit so deutlich erinnern kann, um das dann hier gut rüberzubringen.

Zuerst mal, ich wohnte und wohne immer noch in einem kleinen Dorf am linken Niederrhein mit einer katholischen Erziehung, wozu auch gehörte, sonntags zur Kirche zu gehen, im Sonntagsstaat, versteht sich. Und ich bin in einer wohlbehüteten Kinheit erwachsen geworden. Eigene Gedanken wurden oft niedergeredet, wenn sich das Andere, Eltern, mein bruder oder Verwandte, nicht vorstellen konnten oder es nicht in ihr Weltbild passte. So hatte ich mal eine Phase, in der ich farbige Stoffhosen trug, mal in blau, mal in grün, mal in gelb oder auch in orange. Das konnte irgendwie niemand verstehen. Es wurde zwar zugelassen, aber ich denke, nur deshalb, weil jeder meinte, ‚das ist eine Phase, das legt sich wieder‘.

Dann reifte in mir so langsam der Gedanke, dass da etwas mit mir nicht so war, wie es bislang den Anschein hatte.

Zu Beginn meiner Transition war da zunächst der immer deutlicher werdende Gedanke, irgendwas ist da in mir, das ich zu dem Zeitpunkt nicht erklären konnte. Ich stellte die Bekleidungsstereotypen für Mann/Frau in Frage. So nach dem Motto, ‚Warum dürfen Frauen Hosen tragen, aber Männer keine Röcke?‘ Zu Beginn wußte ich noch nicht einmal, dass ich auf einem transidenten Weg war.

Trotzdem fing ich an mich auszuprobieren. In der Öffentlichkeit suchte ich mir eine „Bühne“, die unverfänglich erschien, den Karneval. Hier konnte ich mich zum ersten Mal weiblich kleiden, ohne dass ‚dumme‘ Fragen gestellt würden.

Aber ich merkte recht bald, dass mir das nicht reichte. Für mich war an Aschermittwoch eben nicht alles vorbei. Tja, und damit begann die Findungsphase erst richtig. Und natürlich auch das Versteckspiel. Ja, auch ich wollte natürlich nicht, dass man mich weiblich erwischte. Ich wußte ja noch nicht einmal selbst, was mit mir los war, wie hätte ich das Anderen erklären können.

Ich suchte mir immer wieder Nischen, um meine weibliche Seite zu leben, an Orten oder in Situationen, wo ich nicht von Anderen dabei erwischt werden könnte. Ich hatte natürlich auch lange Zeit die Angst, erwischt zu werden. Ich kann daher ja auch jede/-n verstehen, der/die in solchen Ängsten lebt.

Es war ein langer Weg zu mir von kurz nach dem Volljährig werden bis hin zum Jahr 2010, wo ich mich nach und nach immer mehr mit meiner weiblichen Seite verbunden fühlte. Ich hatte oft Zweifel, ob ich das Richtige tue oder ob ich vielleicht einfach nur verrückt bin. Anfangs dachte ich auch nur, es ist eine Phase, das gibt sich wieder. Aber ich mußte auch feststellen, es blieb und es wurde immer stärker.

Wenn ich manchmal in Gedanken zurückblicke, erkenne ich so manche Situation, die heute von so manchem als peinliche Begebenheit gesehen würde. Und im Rückblick erwische ich mich dann dabei, wie ich über solche Situationen selbst ins Schmunzeln gerate.

So beispielsweise als ich über die Bundeswehr eine zweite Ausbildung machen konnte und dabei in einer Kaserne in Münster wohnen konnte.

Dort hatte ich eine eigene Stube, aber das Klo war natürlich am anderen Ende des langen Gebäudeflurs. Und wenn ich dann in meiner Stube weiblich gekleidet war und mal „mußte“, dann habe ich meine Weiblichkeit unter anderen Klamotten versteckt, um nicht ‚aufzufliegen‘. Also aus Angst, erwischt zu werden, kommt der menschliche Geist schon auf recht kuriose Gedanken.

Als ich dann ab 2010 immer mehr zu mir stehen konnte und dann auch begonnen habe, mich mehr und mehr nach außen zu geben, wie ich bin, fielen die Ängste immer mehr wie Kartenhäuser in sich zusammen. Aber ein Weg, der etwa 30 Jahre in Anspruch genommen hat, zeigt, wie lange es dauern kann, bis man mit sich ins Reine gekommen ist, bzw. bei sich angekommen ist.

Ein Aspekt darf hier nicht unerwähnt bleiben. Ich lebe bis heute mit meiner Mutter zusammen. Früher im Haus der Eltern und Großeltern, seit einigen Jahren in einer Mietwohnung. Ja, und meine Mutter, Jahrgang 1939, war natürlich auch recht katholisch erzogen. Der sonntägliche Kirchgang gehörte für sie einfach zum Leben dazu, und das bis heute. Und im Laufe meiner Findungsphase nahm natürlich der Bestand an Frauenkleidung bei mir immer mehr zu. Das blieb meiner Mutter nicht verborgen. Und wenn sie über diese Kleidung sprach, bezeichnete sie diese immer als die anderen Klamotten, da ich ja ihr Sohn bin und damit gehörten die weiblichen Klamotten nicht zu mir. Vor ihr habe ich mich nie geoutet. Gut, ein richtiges Outing habe ich ja sowieso nie gemacht. Aber sie hat meine weiblichen Klamotten nie akzeptiert. Mittlerweile glaube ich, dass sie die Klamotten zumindest toleriert, da ich ja sonst in ihren Augen ein gutes Leben führe.

In der ganzen Zeit hatte ich übrigens weder einen Psychologen noch einen Therapeuten, ich war auf mich allein gestellt. Aber ich hatte wohl das Glück, allein damit fertig zu werden. Umso mehr ist es mir ein Bedürfnis, anderen helfen zu können, die mit ihrer Situation nicht so einfach zurecht kommen.

Der Text ist jetzt doch länger geworden, als ich es gedacht hatte. Aber ich hoffe, damit Anderen auch helfen zu können. Jeder Weg beginnt mit dem ersten Schritt. Und am Anfang, wenn man sich selbst natürlich nicht sicher ist, was los ist, ist es immer schwer. Aber Kopf hoch, am Ende wird es großartig, egal wo das Ende erreicht ist.

Friedlicher Gruß

Johanna L

 

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Abbruch

Autorin: Christiane

Ich habe meine Transition abgebrochen. Ich lebe wieder zu 100% als Mann, und mit meiner Frau und meiner Familie zusammen. Laut meinem Therapeuten existiert sogar eine Bezeichnung für meine Situation: „Trans* Alternativ“

Wie kam es dazu?

Vor etwa einem Monat hatte ich Geburtstag, meinen Ersten. Es war vor einem Jahr Ende Juli, dass ich aus dem Leben gehen wollte und es tatsächlich versucht habe. Meine Ängste waren zu groß, meine Verzweiflung ohne Gleichen. Ich habe überlebt. Mit dem Bewusstsein, dass es so nicht weiter gehen kann und sich etwas ändern muss.

Durch die Selbsthilfegruppe, den Dialog mit anderen Betroffenen und vor allem durch das aktive Ausleben, habe ich gelernt, dass ein Großteil dieser Ängste selbstgemacht und unbegründet ist. Dabei haben mir besonders Mitglieder des Gendertreff geholfen, insbesondere Marina, aber auch Rita, Steffi, Xenia und viele andere, die mir geschrieben und Mut zugesprochen haben. Jedoch besteht ein nicht vernachlässigbarer Anteil an realen Ängsten.

Ich habe eine Familie, zwei wunderbare Kinder, eine Frau die mich liebt, wie ich schmerzhaft erfahren musste nicht grenzenlos, da sie mit mir als Frau nicht leben kann.

Mir ging es im Laufe der Zeit immer schlechter, vor allem da mir klar wurde, dass eine Transition unweigerlich die Trennung bedeutet. Meine Frau hat für sich ganz klar entschieden, dass sie den Weg mit mir nicht gehen kann, sie kann mir bestenfalls als gute Freundin beistehen.

Das Märchen von unendlicher und grenzenloser Liebe hatte ich lange für mich aufrecht erhalten und musste schmerzlich feststellen dass die Liebe eben nicht grenzenlos ist. Das ist eine naive aber romantische Vorstellung. Ich kann aber durchaus behaupten, dass ich meine Liebe als grenzenlos begreife. Bei meiner Frau ist es anders, und ich kann ihr da keinen Vorwurf machen.

Die Transition stellt einen vor große Schwierigkeiten, von denen ein Teil durchaus lösbar ist, dennoch geht sie nicht ohne Verluste. Mir ist klar, dass ich mein altes Leben nicht mehr leben kann, das ist unmöglich, ich kann aber auch kein Leben ohne meine große Liebe leben. Sicherlich hätte ich durch die Transition einen enormen Gewinn für mein Leben, aber mir ist bewusst geworden, dass dieser Gewinn niemals meine Verluste wird ausgleichen können.

Ganz sachlich betrachtet habe ich eine Gewinn-Verlust-Rechnung erstellt und ausgewertet, und bin zu dem Schluss gekommen, dass ich die Transition nicht weiter fortführen kann. Durch den Transitionsversuch habe ich vor allem gelernt was möglich ist und was nicht, und da ich zumindest in Teilzeit als Frau gelebt habe, bis auf zu Hause und bei uns im Ort, kann ich durchaus behaupten dass ich weiß, was die Transition bedeutet. Letztendlich sind meine Verluste zu hoch.

Ich hatte immer die Hoffnung, ich könne meine Frau dazu bewegen, den Weg mit mir gemeinsam zu gehen, vor allem da sie bereits seit nahezu 20 Jahren von meiner Transidentität weiß und ich hatte immerzu die Hoffnung, dass die gemeinsame Zeit und die Liebe uns zusammen schweißen würden. In den letzten 2 Jahren hatte ich meine Frau durch die Geschehnisse intensiv mit dem Thema konfrontiert und vor allem seit Ende letzten Jahres vieles voran getrieben. Aber nur ein bisschen Trans geht eben nicht. Ab dem Tag, an dem die Entscheidung fällt, ein Leben als Frau zu führen, verändert sich alles. Und leider ist nicht nur die Gesellschaft binär sondern auch das Leben an sich, so dass eben nur zwischen zwei Geschlechtern unterschieden wird. Zwischen diesen gibt es eine Grenze und selbst wenn es Definitionen von androgyn, non-binär oder ähnlichem gibt, ist der Mensch trotzdem entweder Mann oder Frau. Diese Grenze zu überschreiten bedeutet eine klare Zuordnung. Meine Frau kann diesen Weg nicht mit mir gehen, und ich würde sie verlieren.

Ich hatte gegen Ende meines Transitionsversuches schwer zu kämpfen, war wieder in der Notfall-Ambulanz in der Psychiatrie, nach einer wochenlangen schweren Lebenskrise und Zweifeln an meinem Leben, ebenso an der Möglichkeit, mir Hilfe zu holen. Ich war am Boden zerstört, hielt es noch nicht mal mit meinen Kindern im Kino aus, stand am Abgrund, ging in den Wald, hatte im Schlafzimmer Besuch von der Polizei, die ich letztendlich unter Tavor-Einfluss davon überzeugen konnte, freiwillig in die Klinik zu gehen. Mir ging es also trotz der Transition, aber eben wegen der Gewissheit, alles zu verlieren was mir tatsächlich etwas bedeutet, sehr schlecht. Und all das nur, weil ich meine Frau unendlich liebe und ich dabei war, sie zu verlieren.

Ich hatte Ängste und Panik. Vor allem vor der realen Gefahr, meine Frau zu verlieren, davor dass die Liebe nicht bedingungslos ist, dass da eben Grenzen existieren, da gibt es kein Zurück mehr wenn sie überschritten werden.

In meiner Transition war ich bereits recht weit, meine Coming Outs waren  überwiegend abgeschlossen. Viele Menschen wissen von mir, ich bekam viel Verständnis und Unterstützung aber auch Hass und Ablehnung. Ganz besonders hart waren solche Aussagen wie „Du machst Dich lächerlich“, „Er soll in die Hölle“, „Er ist der Teufel“, genauso auch wie Ekel, und sogar Übelkeit die bei anderen Menschen ausgelöst wurde. Aber ganz besonders die Ablehnung durch meine große Lebensliebe…

Die Transition ist nicht mein Weg. Ich weiß ich bin eine Frau, aber ich kann das nicht leben. Ich kann nicht ohne meinen Lebensmenschen leben. Ich verliere und kann diese Verluste nie wieder wettmachen. Ich habe den Weg der Transition versucht, werde mir niemals mehr vorwerfen können es nicht wenigstens mal versucht zu haben, und mir ist klar geworden das ich ihn trotz der persönlichen Erfolge nicht gehen kann.

Nun kann man sagen, dass mir doch klar sein muss, dass mein altes Leben als Mann nicht mehr funktionieren kann. Das konnte ich in den letzten zwei Jahren beweisen mit 3-monatigem  Psychiatrieaufenthalt wegen schwerer Depression, folgendem schwerem Suizidversuch mit Aufenthalt auf der Intensivstation, daraus folgend die Leistungseinschränkung auch im Job, verbunden mit entsprechenden Folgen zum Beispiel auch finanzieller Art. In den letzten zwei Jahren wurde mein Leben massivst auf den Kopf gestellt. Die Folge war dann die kurzzeitige vollzogene  Trennung von meiner Frau, zunächst innerhalb unseres gemeinsames Hauses und dann der überstürzte Auszug.

Ich bin natürlich immer noch bei meinem Therapeuten, er hat drei Sitzungen gebraucht bis er mich letztendlich in meinem Abbruch unterstützt hat, auch mein Psychiater begrüßt meine  Entscheidung, meine Logopädin findet es auch gut und mutig, die Logopädie habe ich natürlich abgebrochen, die Hormontherapie zunächst reduziert, gegen Ende Juli aber auch ganz abgebrochen, ich verfolge den Kostenübernahmeantrag für die Nadelepi nicht weiter trotz Zusage…

Wie gesagt, mein altes Leben funktioniert nicht mehr, ebenso nicht ein neues Leben. Ich muss nun einen Weg finden, wie ich mit irgendetwas dazwischen klar komme. Ich bin der Überzeugung, der Schlüssel liegt im Umgang mit der Transidentität. Und dieser Umgang ist nun nach all den sich überschlagenden Ereignissen natürlich ein ganz anderer als er früher war.

Ich kann nun offen darüber reden, muss nichts mehr verstecken oder verheimlichen, die Menschen wissen was mit mir los ist, ja ich kann es sogar jederzeit in Grenzen ausleben wenn mir danach ist. Mittlerweile habe ich aber die Erfahrung gemacht, dass dieser Weg auch nicht wirklich einfach ist. Der Mensch denkt nach wie vor binär, und die anfänglich entstandene Verwirrung durch die Coming Outs wird durch den Abbruch noch verstärkt.

Was macht uns denn zu Frauen? Kiloweise Makeup? Hormone? OPs? Weibliche Kleidung? Klar das ist eine Angleichung des Äußeren an unser Inneres, an unsere Identität und an unsere Seele. Aber was ist mit dem Boyfriendlook? Der funktioniert bei uns nicht! Und im Blaumann? Werden wir auch als Mann gesehen. Wir müssen ganz heftig auf weibliche Attribute setzen um von der Gesellschaft auch nur ansatzweise als Frau wahrgenommen zu werden. Morgens in den Spiegel zu schauen und eine Frau zu sehen funktioniert nicht. Und wir werden immer Transfrauen bleiben,  also zumindest bin ich mir da bei mir sicher, bei 1,93m, breiten Schultern und großen Händen. Mir ist bewusst, dass eben sehr viel möglich ist, und wenn erst mal die Hormone jahrelang gewirkt  haben und diverse OPs hinter mir liegen würde mein Passing auch anders sein, aber es wird eben immer das Thema Trans* da sein und höchstwahrscheinlich wird das falsche Gendern niemals  aufhören.

Nein, ich kann den Weg nicht gehen. Ich verliere. Ich bin sogar der Meinung, dass die Transition mein Leben zerstört. Ich hasse meine Transidentität, weil sie so viel Schaden in meinem Leben  angerichtet hat.

Als Betroffene sehe ich mich jedoch in der Pflicht der Aufklärung. Und das ist ungleich schwerer. Wie meinte einer unserer Tennistrainer letztens: „Gott sei Dank, du wirst keine Frau. Du bist doch  ein Mann!“. Natürlich musste ich ihn erst einmal wieder aufklären. Unsere Gesellschaft macht es uns schon extrem schwer. Sie wird sich auch nicht ändern. Sie ist einfach binär und auch ich habe mich immer so gesehen und die meisten von uns stecken sich auch selber in diese Schubladen, denn wie wichtig ist alleine die Personenstandsänderung? Besonders die steht doch für die Unterwerfung unter diese Binärität!

Ich bin eine Frau. In einem hässlichen Männerkörper, den ich ablehne. Damit musste ich mich 40 Jahre abfinden. Damit werde ich mich auch in Zukunft abfinden müssen. Aber ich muss mich nicht mehr verstecken. Ich kann darüber reden. Jederzeit. Ganz offen und wenn es sein muss auch proaktiv. Ich stehe zu dem, wer oder was ich bin. Ich will aufklären, sehe mich auch als Botschafter/in in einem Kampf gegen die Gesellschaft, nur so kann ich etwas bewirken. Auch wenn es ein Kampf gegen Windmühlen ist, kann ich den Menschen zeigen, dass es noch etwas anderes gibt, ohne dass sie mich gleich wegen meines Äußeren verurteilen. Viele sind überrascht, beschränken Glück auf materielle Dinge, verstehen nicht, wie man so empfinden und denken kann, aber ich erzähle dann von mir, von meinem unendlichen Leid und von meiner unendlichen Liebe.

Ich kann nicht sagen, ob und wie lange ich das schaffe. Aber es ist mein einziger Weg. Ich kann nicht nach hinten und nicht nach vorne, ich muss durch die Mitte durch. Ich bekomme Zuspruch  aber auch viel Zweifel, es würde mich irgendwann mit voller Wucht treffen. Mir bleibt nichts anderes übrig als es zu versuchen….

Mir ist es bewusst, dass viele ein Problem damit haben, wie nun meine Entscheidung ist. Es muss nicht immer nur der eine Weg Volldampf nach vorne sein. Es gibt auch noch andere  Möglichkeiten. Klar ich sehe mich als Frau. Aber ich weiß, dass ich den Menschen helfen kann, zu sich selber zu stehen, egal welchen Weg sie für sich wählen. Und ja, es ist eine Wahl. Dass wir so sind ist eine Tatsache, aber was wir daraus machen ist unsere eigene Entscheidung. Ich verstehe die Ängste, die Sorgen, die Panik, die unser Leben beeinflussen. Ich verstehe auch, wie man so  abstürzen kann. Genau hier setzt Selbsthilfe an, eben nicht nur den besten Operateur zu finden oder schnellstmöglich an die Hormone heran zu kommen, sondern auch eine aktive, intensive und  kritische Auseinandersetzung mit den Möglichkeiten, ohne daran zu verzweifeln und im Suizid zu enden. Das war auch monatelang meine Intention während meiner Besuche in den  Gruppenabenden, quasi seit August `15 bis Mai ´16, mich kritisch mit dem Thema auseinander zu setzen bevor ich irgendwelche Schritte unternehme und nicht nur stur nach vorne zu stürmen.

Viele sagen ich wäre schon so weit und könne nicht mehr zurück, auch damit muss ich mich nun abfinden. Aber ist es nicht toll, dass ich nichts mehr verheimlichen muss? Ich kann darüber reden,  ganz offen. Auch das ist ein Ergebnis meiner Coming Outs, sowohl privat als auch beruflich. Ich kann dafür einstehen, kann gegen Homophobie und Transphobie kämpfen, und dabei auch  irgendwie ich sein, ohne gleichzeitig zu verstören oder zu irritieren.

Ich komme derzeit ganz gut zurecht, mein Leidensdruck hält sich in Grenzen, vor allem dadurch, dass ich die Gewissheit habe, nichts mehr verstecken oder verheimlichen zu müssen. Meine Frau  sieht das natürlich auch und ermutigt mich sogar, mich wieder mit anderen Betroffenen zu treffen und meine Transidentität auch mal auszuleben. Wir haben quasi eine Übereinkunft getroffen, mit was sie einverstanden wäre, aber im Moment habe ich überhaupt keine Lust oder kein Verlangen danach.

Ich hoffe ich habe die Kraft, das so durch zu halten. Ich weiß vor allen Dingen auch, dass ich die Transition jederzeit wieder aufnehmen könnte, wenn ich mich dazu entscheiden sollte, denn ich  habe bereits Erfahrungen gemacht, die mir diese Schritte vereinfachen würden. Das gibt mir Halt und Gewissheit. Natürlich habe ich neue Baustellen, an denen ich jetzt arbeiten muss, aber mein  durch die Transition gewonnenes Selbstvertrauen habe ich behalten und kann es erfolgreich einsetzen.

 

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