Hallo Welt, 02.12.2016

Autorin: Drachenfrau

Hallo Welt,

inzwischen ist sehr viel Zeit vergangen und wie ich schon mal in einem Beitrag erwähnte, ist das gestern heute schon obsolet und alles wieder ganz anders. Nach meinem letzten Beitrag, auch wenn gerade mal etwas über 2 Monate her, ist eine ganze Menge passiert.

Wir hatten Ende September einen Termin für Denies beim Piercer für Ohrringe und am nächsten Tag ein Schminktraining zusammen und Denies sah sich 3 Stunden dort im Spiegel. Das hat bei ihr eine ganze Menge ausgelöst. Sie fing danach an, sich bei Familie und Freunden als transsexuell zu „outen“ und dass sie nun für sie ab sofort Denies ist. Ihre Schwester und ihre Schwägerin fanden es gut, dass ich die Mischung der Namen fand und sie möchten sie auch Dee nennen – es macht es ihnen leichter.
Generell war die Reaktion positiv. Die Tante und ihr Mann haben wir hinten an gestellt, aber auch da musste es raus. Sie sind die einzigen, die damit hadern und sagten, sie brauchen Zeit. Diese geben wir ihnen gerne.

Denies geht nur noch als Frau aus dem Haus und fühlt sich so auch ausgeglichener. Ich sehe, dass ihre innere Suche, die sie ganz stark auch hatte als wir uns kennenlernten, zurück ging – ob sie ganz verschwunden ist, wird sich mit der Zeit noch herausstellen. Damals sagte ich ihr, diese Suche ist wahrscheinlich, die Suche nach sich selbst. Heute sehe ich auch den Mann, den ich damals kennenlernte in einem anderen Licht. Wäre da nicht der tantrische Hintergrund gewesen, dann hätte ich die Zeichen früher anders gedeutet und Dee selbst wahrscheinlich auch. Seine Tantra Lehrerin sagte ihm vor über 15 Jahren schon, wie äußerst feminin er als Mann sei. Ich selbst habe ihn als für mich wunderbar feinsinnig kennen- und lieben gelernt, was auch heute noch mit die Basis unserer Verbundenheit und Liebe ausmacht.

Vor 5 Wochen hatte Denies eine Sitzung für permanentes Make-up und ließ sich die Augenbrauen machen. Das kam ganz spontan von heute auf morgen, dass dort, wo sie Informationen einholte, für eine Schulung Probanden gesucht wurden. So fuhren wir am nächsten Tag hin und verbrachten eine lange Zeit dort in dem Studio. Allein bis die Augenbrauen vorgemalt waren, dauerte eine gefühlte Ewigkeit – doch es wurde sorgfältig und detailliert gearbeitet. Nachdem dann so die erste Weile vorbei war und sich so langsam die Scheu legte, kamen dann die Fragen, ob die Mädels fragen dürften und klar haben wir offen, frei und ehrlich geantwortet, was das ganze besonders gestaltete.
Lustig war es auch, wie sie zwischen „er“ und „sie“ hin und her stolperten, aber keine wirkte irgendwie gekünstelt.

Das war ein weiterer Meilenstein – wenn auch im außen gesetzt, jedoch mit insgesamt großer Wirkung, denn abgeschminkt, blieben natürlich die Augenbrauen. Dee hatte nur vereinzelt noch ganz wenig graue Augenbrauenhaare, die man sowieso kaum sah und jetzt machte das permanente Make-up schon einen äußerst deutlichen Unterschied. Sah aber auch so richtig cool aus. Mir kam es so vor als hätte ich eine Mischung zwischen Cojak und Waigel. Inzwischen habe ich mich daran gewöhnt.
Für Denies war es beim Schminken ein riesiger Faktor der Vereinfachung und das Thema Lidstrich als permanentes Make-up ist auch noch nicht vom Tisch, dabei klappt das inzwischen richtig gut. Kein Wunder bei täglichem Training. Unser Ankleide und Nähzimmer musste umgeändert werden, wir spielten Möbel Mikado, denn Denies wollte einen Schminktisch haben.

Immer mehr flogen die Männerkleider aus dem Schrank und wir waren powershoppen vom feinsten. Inzwischen ist da nur noch der Overall für den Roller und ein paar Sportsachen und Jeans, die als Unisex durchgehen.
Der Mann, der vorher keine Ringe mochte, die man an der Hand spürt, stibitzt sich jetzt meinen Verlobungsring, einen Amethyst in Silberfassung, der alles andere als dezent ist und trägt ein breites Armband und Halsketten, die ebenfalls nicht mickrig sein dürfen. Vieles an Geschmäckern verändert sich und obwohl noch keine HRT angefangen hat, habe ich das Gefühl stellenweise eine pubertierende Zicke zu haben. Unsere Bettdecke durfte früher nur ganz leicht sein – heute haben wir die warme Wildseide drauf und eine zusätzliche Decke für meine Frostbeule. Selbst die Libido hat sich verändert, ist weit weniger geworden und einmal sagte sie, es ist für sie als habe der Mann gegen die Frau in sich gekämpft und umgekehrt.
Sogar die Behandlungen BSR-Body Stress Release haben sich bei Denies krass verändert. Vor 5 Wochen war da noch viel Stress und Anspannung im Körper. Doch nun, da sie so richtig den Weg geht, hatte sie bei der Behandlung vor 2 Tagen nur noch leicht verspannte Schultern. Thema Wirbelsäule, etc. alles war fort. Das war von außen noch einmal die Bestätigung, dass sie richtig liegt, indem, was sie macht. Bei mir sah das alles etwas seltsam aus. Verschiebungen, die unlogisch sind, aber auch kein Wunder, denn unsere Veränderungen wirken sich auf mich auch anders aus. Unser Leben verändert sich mehr als von uns beiden erwartet.
Dass dieser Prozess sich so gestaltet, Dee erkennt, eine Frau zu sein, kam für mich nicht unerwartet – jedoch die Intensität und die Geschwindigkeit sind für uns beide sehr überraschend. Manchmal, wie jetzt, hinke ich sehr hinterher.
Ich glaube, in dem Prozess, den Mann loszulassen, muss man wohl seinen eigenen Weg finden, wie man damit umgeht und dieser hängt auch davon ab, wie die Partnerin damit umgeht, wie die Verbindung, die Beziehung zu einander aussieht. Zumindest ist das jetzt so meine Sichtweise, die sich natürlich noch verändern kann. Wir haben eine passende Psychologin gefunden und beim ersten Termin waren wir zusammen. Denies war es wichtig, dass ich dabei bin. Denies strebt nun eine HRT an.

Wir reden immer noch sehr viel miteinander und würden wir uns jetzt trennen, dann wäre das so als wolle man jeder von uns das Herz aus der Brust reißen. Unsere Verbindung ist so tief, dass sie für mich über das Verständnis der Geschlechterrollen hinaus geht und ich mehr den Menschen sehe.
Bei all dem Loslassen geht es für mich darum, mich auch noch einmal anders und neu kennen zu lernen und vielleicht selbst noch einmal ungeahnte Wege zu gehen. Denies wird mich darin unterstützen, so wie es zwischen uns beiden immer war. Noch einmal mehr haben wir über uns gesprochen und haben unsere Gemeinsamkeit noch einmal neu definiert.

Der Mann in ihr schwindet immer mehr und wenn ich sie mir ansehe, dann sehe ich da keinen Mann mehr – selbst morgens noch kurz ungestylt, ist der Mann nicht mehr wirklich spürbar, auch wenn die Optik etwas anderes sagt und ich weiß, dass es gut so ist, wie es ist – auch wenn ich einen anderen Prozess durchlebe als Denies und meine Transition auch mal mehr mit Tränen verbunden ist als die eigene für sie. Manches an Veränderung und neuen Gefühlen lässt sich gar nicht in Worte fassen.
Gewiss für mich ist, dass ich mich absolut weiter auf unsere Beziehung einlasse und sehe es gar nicht so weit her geholt, mich auch in die Frau zu verlieben.
Da ist so ein kleiner Juwel, der so heraus funkelt und ich bin gespannt, wie es weiter geht.

Herzliche Grüße,
Ulla

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Hallo Welt, 20.09.2016

Autorin: Drachenfrau

Hallo Welt,

die letzte Woche und auch das Wochenende haben Entwicklung, Veränderung und auch wieder Gedankengänge hervor gebracht.

Wir haben wieder die Sonne ausgenutzt und waren auf unserem Campingplatz mit einem kleinen See zum Schwimmen. Die Wassertemperaturen lagen so bei 22 bis 23 Grad und es war mit der heißen Sonne ein willkommenes kühlendes Nass. Dee`s rote Fuß- wie Fingernägel werden zwar hier und da mal bemerkt, doch niemand hat bisher etwas dazu gesagt, außer das kleine Mädchen.

Eine Nacht haben wir beide letzte Woche nicht so gut geschlafen und beim Frühstück sagte mir Dee, dass „er“ sich zu 2/3 als Frau fühle und zu 1/3 als Mann. Als Mann möchte er nicht mehr Detlef genannt werden, sondern wie ich schon den Namen fand, Dee. Wow, was für ein Statement mit nicht ausgeschlafenem Geist zum Frühstück. Doch wirklich überraschend war es nicht.

Es brachte bei mir Fragen hervor. Die Frau in ihm anzuerkennen, war ziemlich einfach. Doch wie stellt sich „er_sie“ nun das Leben vor? Wie sieht in „ihm_ihr“ das 1/3 Mann aus? Kann „er_sie“ sich auch noch mit den 2/3 Frau das äußerliche männliche Geschlechtsmerkmal akzeptieren? Kann Dee dann auch diese 1/3 Mann noch zulassen, leben, genießen?

Unsere Sexualität ist weiterhin sehr schön sowie auch von Dees innewohnender Männlichkeit geprägt (noch?) und mir ist darin aufgefallen, dass ich mit Dee von Anfang an so umgegangen bin, wie ich immer wollte, dass man mit mir umgeht und genau genommen, bin ich so schon immer mit meinem Partner deswegen feminin umgegangen. Für „sie“ ist es klar, lesbisch zu sein und so wird von mir aus auf „sie“ immer eine Anziehung ausgehen – da ich zwar noch keine Bi-Erfahrungen im Leben habe, aber die Neugierde – werden wir zusammen immer einen Weg finden.

Am Wochenende hatten wir Besuch von einem lieben Paar, das wir erst vor einer Woche kennenlernten. Unsere Gäste wussten von Anfang an, dass Dee Frauenkleider trägt und sich sehr weiblich fühlt – es war für sie kein Thema. Wir beantworteten ihre Fragen und alles war gut.
Unsere Wirkung war auf sie so tiefgreifend, ohne dass wir dies beabsichtigt hätten, dass sie uns unter der Woche anfingen, ihr Herz auszuschütten und zu schreiben und telefonisch zu erklären, wobei ihnen beiden der Schuh drückt. Nun sind wir keine ausgebildeten Therapeuten, aber wir wollten doch die beiden von unseren gemachten Erfahrungen profitieren lassen. Wir umhüllten beide mit unserer Herzenswärme, hörten zu und hielten genau genommen für beide mehr den geschützten Rahmen, als dass wir wirklich viel außer dem ein oder anderen Gedankengang beitrugen. Unsere Idee war für die beiden eine tantrische Massage zu machen, worin wir die zwei rituell verbanden.
Während der Massage als ich Dee`s rote Fingernägel sah, kam mir der Gedanke, obwohl ja äußerlich der Mann zu sehen war, hier massiert ausschließlich Denies. Im Nachhinein als wir darüber sprachen, mit den beiden noch bei uns, bekam ich dies auch bestätigt.

So kam dann auch noch einmal das Thema Frau im Mann auf und wie ich damit umgehe. Was Dee betrifft, so kann ich „sie_ihn“ als Seele sehen, die auf einer besonderen Entwicklungsreise ist. Im Moment empfinde ich auf der Seelenebene das Männliche und Weibliche als Einheit nicht voneinander getrennt. Dee ist mit mir frei von Entscheidungsdruck, ob männlich sein oder weiblich und kann das fließend leben und ist auf der Reise zum eigenen Selbst. Meine Vermutung ist auch, dass dadurch der Mann in sich weniger Bekämpfung findet, sondern immer noch geliebt ist.
Gestern Abend sah ich ein Bild von Cary Grant als perfekter Gentleman gekleidet und ein männliches Modell daneben, jedoch mehr androgyn gekleidet. Dieses Bild löste ein Gedankenwirrwar bei mir aus. Denn ich für mich, liebe die Weiblichkeit in mir, obwohl ich auch die männliche Energie fühle. Auch diese möchte ich leben und ausdrücken können. Außerdem gehört sie zu meiner Balance dazu.
Genau so gibt es auch Männer, die in ihrer Mitte sind, das Männliche an sich lieben und dem weiblichen den notwendigen Raum geben können. Menschen lassen sich durch bewusste Manipulation von ihrem eigenen Weg abbringen. Mir fiel da „1984“ von George Orwell ein und mir graute es.

Wenn Menschen sich von innen nach außen so fühlen – ja, das kann ich nachvollziehen und damit liebevoll, freundschaftlich umgehen. Schwer fällt es mir, wenn diese Entwicklung im Außen vorgegeben wird und sich das Innere manipuliert danach richtet. Eine Gemeinschaft kann eine Gemeinschaft sein, auch wenn jeder individuell sein Selbst lebt, denn nur so profitiert die Gemeinschaft wirklich von allen Werten und Talenten eines einzelnen.

So, das war wieder eine ganze Menge, dabei wollte ich gar nicht mehr so viel anhäufen, sondern in feinen kleinen Happen schreiben – ich werde weiter üben.

Herzliche Grüße,
Ulla

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P.S.
Wer sich nach dem Paar fragt. Wir waren für die beiden Katalysator, denn ein Knoten ist bei den beiden geplatzt und ihre gestrige Rückmeldung war von beiden positiv, dass sich doch eine ganze Menge verändert hat und noch positiv weiter entwickeln kann.

Hallo Welt, 12.09.2016

Autorin: Drachenfrau

Hallo ihr Lieben,

Seitdem ich dies geschrieben habe, ist wieder etwas Zeit vergangen.

Wir waren im Sauerland und haben bei einem Online Händler vor Ort uns die verschiedenen Silikoneinlagen angesehen, denn Denies war sich nicht sicher, welche Größe die Einlagen haben sollen. Es war gut, dass wir hin gefahren sind, denn Denies konnte auch die Größen ausprobieren und behielt dann die gekauften natürlich direkt an. Im Anschluss suchten wir uns eine Gelegenheit, um etwas zu essen und saßen draußen bei einem Bistro. Wie schon beim Stammtisch in Mönchengladbach gingen wir als Frau und Frau Hand in Hand. Ja, Menschen haben uns beobachtet und es gab auch Blicke von Menschen, die uns begegneten.
Doch entscheidend war, dass wir beide uns zusammen mit uns wohlfühlten. Wir gingen miteinander um, wie immer, was bedeutet, dass man uns ansieht, wir sind ein inniges Pärchen.
Zuhause wollte Denies ihre „Boops“ gar nicht mehr ausziehen.

Den ein paar Tage danach geplanten Schminkkurs haben wir auf schlechteres Wetter verschoben, denn wenn die Zeit es zulässt, sind wir auf dem Campingplatz und nutzen die Sonne noch zum Schwimmen. Es war gut, dass damit erst einmal eine Pause eintrat, was die notwendigen Schritte betraf, um Denies zu vervollständigen, denn ich fühlte, ich brauche etwas mehr Ulla. Diese Zeit nahm ich mir auch und zeichnete mehr, schrieb meine Gedanken ins Tagebuch und auch hier.

Zwischendurch habe ich einen Mann, der Sandaletten mit Absatz in der Wohnung trägt, obwohl er sonst doch lieber barfuß geht und zuletzt hat er für sich auch die Fußnägel rot lackiert, weil es in den Damen Birkenstock schön aussieht. Ich fand, die Fingernägel könnten auch noch rot sein. Mit dem Gedanken dann auch als Mann mit roten Fingernägeln aus dem Haus zu gehen, musste er sich ein paar Tage daran gewöhnen. Doch für auf den Campingplatz sollte ich den Nagellack bitte einpacken. Um zu wissen, wie gut der Nagellack später beim Schwimmen hält, hat er sich einen Daumen rot gemacht.

In der Sonne liegend, kam ein kleines Mädchen auf ihn zu und inspizierte ihn genauer. Es war gar nicht so entscheidend für sie, dass ein Mann rote Fingernägel hat, sondern wieso nur der Daumen rot war und die anderen Nägel nicht, denn schließlich waren die Zehennägel doch auch alle gemacht. Es war auch noch so, dass ich mich etwas weiter weg mit ihrer Oma (junge Oma von 50) unterhielt, die sich dann doch wunderte, dass mein Mann lackierte Nägel hat.
Ich überlegte und hätte sagen können, mein Mann ist TV, doch ich hatte auch das Gefühl, damit packe ich diese Seele selbst in eine Schublade und die reine Wahrheit war und ist eben, weil es schön ist, für mich und für ihn. Es nicht um die Identität TV ging. Es kam keine seltsame Reaktion oder Kommentar und am nächsten Abend hat die Oma sich mit ihrem Mann sogar zu uns gesetzt. Interessant war, dass das kleine Mädchen wohl Detlef noch nicht richtig aussprechen konnte und nannte ihn zum Abschied Dee, der Kosename von mir für Denies und Detlef.

Ein paar Höschen mit Spitze sind zu Dees Kleidung dazu gekommen und auch, wenn das Outfit oberflächlich Mann ist, so sind die Höschen doch eher Frau und mir gefällt es.
Was für mich allerdings schon eine Umstellung ist, ich teile noch meine 3 Handtaschen mit meiner Frau bis wir eigene passende für sie gefunden haben genau wie mit meinem Schmuck. Da darf Dee sich noch Meinungen bilden, denn manches an Ketten und Armbändern kann ich selbst machen.
Woran ich mich gewöhne, ist auch, ich nehme weniger oft Make-up als Dee und mein Mann verbringt ewige Stunden damit, die Körperhaare zu epilieren. Bei keinem anderen Mann mochte ich die Behaarung, aber bei ihm und jetzt muss ich ausharren bis die Stoppelei weniger wird, um ungewohnte glatte Haut wieder zu genießen. Dee würde es gefallen, wenn wir die gleiche Kleidergröße hätten, dass wir die Klamotten tauschen könnten, weil es wohl besonders schön wäre, meine zu tragen. Manchmal finde ich es sogar seltsam, wenn Denies die Perücke abzieht, dann habe ich das Gefühl da fehlt etwas.

Meine Tochter (26) weiß es inzwischen auch und sie meint, das sei in ihrem Umfeld nichts Ungewöhnliches, ähnlich unspektakulär reagierten auch zwei Freundinnen, denen ich es sagte. Die eine meinte, sie könne nur mit einer Transgender Tante aufwarten und die andere machte direkt aus Detlef Dee.

Auch wenn es jetzt einfach klingt, so mache ich mir schon meine Gedanken, denn es verändert ja auch mich mit. Ich fühle mich als Partnerin eingeladen, meinen Horizont zu erweitern und sehe auch meinen Prozess, in meinem Partner mehr die Seele als den Mann wahrzunehmen. Mir wird auch noch bewusster, dass der Schritt von TV zu TS auch sehr nah bei einander liegen kann, je mehr ich mich im Forum einlese. So sehr ich es drehe und wende, auch dann könnte ich Dee nur unterstützen – ob es mir einfach gelingt, das kann ich heute nicht sagen. Was ich sagen kann, weshalb ich es tun würde, auch wenn ich dabei den absolut wunderbarsten Partner verlieren könnte, ist, dass es mir wichtig ist, dass Dee glücklich ist und ich nicht bestimmen kann, wie dies aussieht. Das muss jeder Mensch für sich definieren.
Zum einen ist es Dees Glück und zum anderen wäre es ein Reife- und Weiterentwicklungsprozess, den ich ebenfalls nur unterstützen könnte und nicht nehmen oder einschneiden darf/ möchte.

Wir reden sehr viel miteinander und für Dee ist es manchmal u.a. Mangels verfügbarer Worte, schwer zu antworten, denn ich frage auch schon einmal, was sich in ihm verändert, was „es“ mit ihm macht und ob sich auch etwas anders und wenn ja, wie anders es sich anfühlt.
Umgekehrt bekomme ich gleiche oder ähnliche Fragen gestellt und forsche genau, was in mir lebendig ist und in mir vorgeht. Wir konnten beide vor unserer Begegnung mit keinem vertrauten Menschen so tiefgehend sprechen, uns austauschen bzw. mitteilen wie jetzt.
Es ist zwar erleichternd, wenn man es in der Realität kann, doch selbst nach 3 gemeinsamen Jahren merken wir, wie wenig Übung wir davor darin gehabt haben.

Soweit erst einmal wieder die neuesten Gedanken von uns.

Herzliche Grüße, Ulla

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Hallo Welt

Autorin: Drachenfrau

 

Hallo Welt,

hier bekommt nun die Geschichte von Denies und mir, ihrer Frau, etwas Raum.
Diesen Beitrag habe ich bereits in einem anderen Forum veröffentlicht, bevor wir überhaupt etwas vom Gendertreff wussten.
Da wir durch die Selbsthilfetreffen in Leverkusen und Düsseldorf doch einige aus dem Forum inzwischen persönlich kennenlernen durften, finde ich, dass die Beiträge hier sogar passender hin gehören, weshalb ich sie hierhin nun übernehme.

20.08.2016:
Wir haben uns vor etwas mehr als 3 Jahren gefunden, was eine Geschichte ist, die Rosamunde Pilcher in den Schatten stellen könnte, wie es mal jemand ausdrückte. (Wer es wissen mag, wie wir uns kennengelernt haben, erzählen wir gern, ist jedoch für hier etwas zu lang).
Unsere Verbindung ist seit Anfang an sehr tiefgehend und mit jedem gemeinsamen Schritt verfeinert sich dieses Band. Als wichtig empfanden wir es seit dem ersten Augenblick, miteinander klar und offen, ehrlich und direkt zu kommunizieren. Das Vertrauen hierfür mussten wir auch erst einmal entstehen lassen und miteinander die positive Erfahrung machen, dass wenn etwas ausgesprochen sein möchte, dann auch eine Rückmeldung kommt, die weder streitsüchtig, noch zickig oder bewertend geschweige denn be- oder verurteilend einhergeht.

Seit 2 Jahren sind wir in einem Erotikportal angemeldet, auch wie im Forum als Paar. Wir kamen dazu wie die Jungfrau zum Kind und haben seitdem sehr viel über das Menschsein und die Vielfalt des Menschelns dazu gelernt.

Immer mal wieder war mein Mann, wenn er bei diesem Portal aktiv war in Chats wie Highheels und Nylons oder TV+TS. Er schrieb, dass ihn dies anziehe, das Feminine im Mann und schrieb sich auch mit Männern, die Nylons toll fanden. Es reizte ihn, aber anders als bei den Männern mit denen er schrieb. Fühlte sich auch immer mehr zu den TV+TS hingezogen.
Dass ihn das reizt, schrieb er regelmäßig und durch unsere Offenheit bekam ich das mit, da ich auch jetzt noch, sehr viel dann neben ihm sitze und mitlese und wir während dem Chat oder danach auch über das Geschriebene sprechen.

Gut zwei Wochen lang habe ich mir das angesehen und fand, er kreist um das Thema wie eine Katze um den heißen Brei. Das kenne ich gar nicht an ihm. Es wurde mir schlicht zu bunt. Obwohl meine Nylons und Oberteile für ihn zu groß sind, dafür meine Schuhe zu klein – holte ich alles herbei, brachte ihn dazu sich Nylons anzuziehen und sich mit Bluse und meinen Pumps vor den Spiegel zu stellen.

Das hat etwas ausgelöst. Beim nächsten Gang in ein Kaufhaus kauften wir die ersten Strümpfe passend für ihn. Online surfte er nach den ersten Schuhen für sich. In dieser Zeit sprachen wir viel miteinander, was in ihm vorgeht. Das war manchmal für ihn nur sehr schwer zu beschreiben.
Klar war jedoch absolut: da will etwas raus. Aus der gemachten Lebenserfahrung wussten wir beide, etwas zu unterdrücken, kann nicht gut gehen.

Er wurde immer femininer in seiner Ausstattung. Wir saßen am Rechner und surften nach Kleidern. Was er sich aussuchte, beriet ich ihn, denn die Teile sollen ja auch zu seiner Figur passen. Das erste Kleid war gefunden und dann die Haare. Abends im Bett fragte ich ihn dann, ob er denn schon einen Namen für sich als Frau hätte. Ziemlich spontan antwortete er „Denies“. So war sie dann geboren.

Vor ungefähr jetzt 2 Wochen fand ich es an der Zeit, dass wir nicht nur Heels für sie haben, sondern auch erst einmal Schuhe mit flachem und mittlerem Absatz zum Eingewöhnen, alltagstauglich und auch bequem. Im Schuhgeschäft hatten wir unseren Spaß zusammen. Es war alles einmal umgekehrt. Ich brachte ihm die Schuhe zum Anprobieren anstatt er mir. Manche Frau bekam das mit und schaute uns kariert an, doch ich lächelte einfach freundlich als sei es das Normalste auf der Welt, dass Frau für ihren Mann Damenschuhe aussuchen hilft. Wir fanden 3 Paar. Ein Paar Sandaletten verziert mit breitem mittleren Absatz, ein Paar Ballerinas und noch einmal schwarze Heels. Es zog uns auch noch in die Stadt und im SSV fanden wir ein Kleid, zeitlos und super günstig. Für meinen Mann war es an dem Tag anfangs schon ein etwas seltsames Gefühl noch als Mann Frauensachen anzuprobieren, doch ich fand, entweder stehen wir dazu oder wir stehen dazu. Was andere über uns denken, ist deren Sache.

Über das Erotikforum lernten wir einen Mann = TV kennen, der am nächsten Tag mit seiner Tasche uns besuchte. Es war sein zweiter Besuch bei uns. Das hat uns sehr viel Freude gemacht. Wir konnten uns wieder richtig gut unterhalten und die Mädels zogen sich zusammen um und stylten sich. Ich half mit einem Handgriff mal hier und mal da. Der Abend war kurzweilig. Er sagte uns, dass er noch auf einem anderen Forum angemeldet sei, speziell wo sich TVs tummeln und wir registrierten uns am nächsten Tag. Nur ein paar Stunden später hatte Denies dort mit Gina geschrieben, die im Nachbarort wohnt und wir telefonierten. Noch zwei Stunden später hatte ich einen selbstgemachten Obstkuchen eingepackt und wir fuhren zu Gina Kaffee trinken. Auch dieser Nachmittag war kurzweilig und interessant ihre Geschichte zu hören. Zwei Tage später sagte Gina, dass in Mönchengladbach an dem Samstag ein Stammtisch ist und ob wir dahin möchten. Wir besprachen uns und sagten zu.

Es war ein Abenteuer, Denies herzurichten. Sie hat ganz viel epiliert und rasiert und verbrachte Stunden im Bad. Ich schminke mich wenig bis gar nicht und bin daher auch nicht geübt, aber es ist noch kein Meister vom Himmel gefallen und so zogen wir los, beide geschminkt und gestylt. Wir wurden beim Stammtisch nett begrüßt und uns wurden noch 3 weitere Paare bekannt gemacht.
Das empfand ich schon mal als erfrischend und beruhigend, denn über den Chat und die TV+TS-Gruppe, die wir als erstes ja hatten, bekam ich die einige Erfahrungen mit, dass es nicht einfach normal ist als Mann Frauenkleider zu tragen bzw. sich als Frau herzurichten.

Denies und ich fanden jede für sich unterschiedliche Unterhaltung und Gesprächspartner. So lernten wir auch Michaela (TV) kennen, die für mich eine Freundin geworden ist. Wir hatten an dem Abend Spaß und blieben auch etwas länger als beabsichtigt und werden auf jeden Fall weiter Stammtische besuchen.

Donnerstag waren wir unterwegs um uns Silikoneinlagen anzuschauen. Ein Online Händler bietet Prothesen von Amoena an. Am Telefon meinte er, es könnten unterschiedliche Größen passend sein. Das Hin-und-her-Schicken wollten wir aber vermeiden, vor allem, wenn uns ein Missgeschick mit den Prothesen beim Ausprobieren unterlaufen wäre, hätten wir sie nicht wieder zurücksenden können.
Also fuhren wir hin. Denies war im Sommerkleid, leicht geschminkt. Es war gut, dass wir dort waren und uns persönlich haben beraten lassen. Die BHs, die wir mal vorab kauften, nahmen wir mit und fanden dann auch dafür die passenden Einlagen, nicht zu klein und nicht zu groß – eben passend zu den Proportionen von Denies. Danach saßen wir in einem Bistro, haben etwas gegessen und wurden betrachtet. Manchen mag es aufgefallen sein, dass hinter Denies Outfit ein Mann verborgen ist, andere fanden sie vielleicht sympathisch oder attraktiv. Nach dem Essen schlenderten wir Hand in Hand durch den Ort und benahmen uns wie immer, wenn wir zusammen sind, innig und vertraut, berühren einander – was uns auch Blicke eintrug – doch was soll’s => das ist eben unser Leben.

Zuhause probierte Denies die Einlagen mit allen Kleidern durch und wäre am liebsten nur noch mit den Einlagen rumgelaufen. Als nächstes möchten wir ein Schminktraining machen, dann hätten wir schon mal vom Äußeren her ziemlich viel geschafft und das in gut 5 Wochen.

Seitdem wir uns in den Foren umschauen, hatten wir beide sehr viel Stoff zum Nachdenken. Hier war besonders für mich das Forum interessant, in dem die Partnerinnen darüber schrieben, wie es ihnen damit ergeht. Das trieb mir manchmal Pipi in die Augen und ich habe mich gefragt, ob es auch einen Stammtisch für die Partnerinnen gibt. Nach allem, was ich bisher gelesen habe, klingt unser Weg ja easy und nachdem ich einen Beitrag vom Wandeln zwischen den Welten gelesen habe, bin ich doch froh, dass es auch viel Positives gibt. Mir ist bewusst, dass unser Weg erst begonnen hat und wir nicht wirklich wissen, welche weiteren noch tiefgehenden Konsequenzen das Leben mit Denies haben kann, doch bisher sind wir allen Herausforderungen offen begegnet und immer wieder wurde uns bewusst, wir können gar nicht oft genug und noch detaillierter miteinander reden.

Wir haben darüber gesprochen und mir würde, ginge Denies wirklich den Weg einer GaOP, das Männliche, der Partner fehlen. Eine Trennung könnten wir uns dennoch nicht vorstellen. Es würde für uns eine polygame Lösung geben, sollte ich dann einen Mann kennenlernen (wollen). Für jetzt genieße ich das Leben mit Dee. Manchmal ist es für mich verwirrend, wenn ich mit Denies unterwegs bin, ob ich jetzt von Detlef oder Denies sprechen soll den Kontext betreffend. So habe ich die Namen gemischt und heraus kam Dee, als Kosename für Detlef + Denies. Ich habe Freude, mit Denies shoppen zu gehen, auszugehen und bin glücklich wenn ich in Dee`s strahlend glückliche Augen schaue.

Unseren bestehenden Freunden haben wir davon noch nichts erzählt, doch da müssen sie jetzt durch, so nach und nach, wie wir uns wieder sehen. Fest steht für uns, dass wahre Freunde uns erhalten bleiben und für die anderen gilt, das Leben ist ein stetiger Wandel.

Nach dem gleichzeitig vielen und wenigen, was ich gelesen und erfahren habe, fragte ich mich auch, was hat es für mich so einfach gemacht? Bevor wir uns kennenlernten, hatten wir in unseren Leben bereits sehr viel durchgemacht und wussten, um alles Vergangene zu überstehen, blieb uns nur, dass wir die Wunden ausheilen und den Weg der Veränderung gehen müssen. Wir waren beide wohl schon bevor wir voneinander wussten auf dem Weg zu uns selbst. Eine andere Antwort fand ich (noch) nicht.

Ihr Lieben, Fortsetzung folgt schnellst möglich. Nachdem ich diesen Beitrag heute gelesen habe, sehe ich, wie viel seitdem passiert ist und staune darüber. Damals war noch keine Rede von Transition oder Transsexualität, das kam etwas später.

Herzliche Grüße,
Ulla

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Meine Tochter Julien

Autorin: Julien`s Mutter

„Mädchen sein ist doof, ich möchte lieber ein Junge sein!“ Was macht man, wenn eine ca. 7-jährige Tochter so etwas sagt? Ehrlich gesagt – gar nichts. Man nimmt es nicht ernst und vor 20 Jahren habe ich auch überhaupt nicht geglaubt, dass man daran etwas ändern könnte. Die Anzeichen waren da, mal mehr, mal weniger oder sie wurden ignoriert.

Ich erinnere mich lebhaft daran als es hieß, etwas passendes zum Anziehen für die Konfirmation zu kaufen. Die strickte Weigerung ein Kleid anzuziehen führte zu dem Entschluss Hose und Bluse zu kaufen. Mädchen in Hosen ist ja kein Problem. Bei den Schuhen wurde es dann hoch kompliziert. Bloß nichts Schickes und auf gar keinen Fall Pumps!

Die Zeit der Pubertät ist ohnehin schwierig, aber wenn dein Kind sich zurückzieht, nur noch in seinem Zimmer ist, in virtuellen Welten im Internet ist und keine wirklichen sozialen Kontakte hat. Gespräche nicht stattfinden oder mit Streit enden. Was dann? Resignation?
An dem langen Weg der Entscheidungsfindung habe ich leider nicht teilgenommen. Ich kann nicht nachvollziehen welche emotionalen Torturen man da bewältigen muss. Der Weg ist ja schon schwer genug, festzustellen da stimmt was nicht, festzulegen was da nicht stimmt und die Entscheidung zu treffen daran etwas zu ändern.

Wir hatten uns voneinander entfernt, aber wir haben uns wiedergefunden. Nicht, weil wir etwas falsch gemacht haben, sondern weil wir nicht wussten, was überhaupt los war.
Vor ca. 2 Jahren dann das endgültige Outing. „Mein Entschluss steht fest, ich werde ein Mann.“ Was bedeutet das denn jetzt? Auf jeden Fall ein langer Weg. Psychologische Betreuung, psychologische Gutachten, Beantragung der Personenstandsänderung, Einnahme von Testosteron, geschlechtsangleichende Operationen, Genehmigungen der Krankenkasse über die Kostenübernahme; auf jeden Fall viel Geduld für den ganzen Papierkram und den Zeitaufwand.

Als Mutter kann ich mein Kind nur unterstützen und begleiten. Zuhören und reden. Ich habe keinen Jungen geboren und es brauchte seine Zeit bis ich mich an den anderen Vornamen gewöhnt habe. Das klappt mittlerweile, obwohl mir manchmal noch das „sie“ heraus rutscht. „Ist Julien schon da? Was hat sie denn gesagt?“ Aber auch das wird immer weniger. Vor kurzem haben wir seinen „richtigen“ Geburtstag gefeiert und dabei wurde symbolisch der BH verbrannt. Es war die erste Geburtstagsparty überhaupt im Kreis von Freunden und Familie. Die Zeit der Einsiedelei und der Zurückgezogenheit ist endgültig vorbei. Mein Kind geht endlich raus und hat Freunde. Und das Wichtigste: Wir reden miteinander! Ich platze fast vor Stolz und laufe über vor Liebe, wenn ich sehe, wie glücklich, frei, aufgeschlossen und ja auch übermütig mein Sohn ist. Die pure Lebensfreude! Mehr kann doch eine Mutter nicht wollen.

„Mädchen sein ist doof, ich werde jetzt ein Junge.“ Ok! Ich bin da, gehen wir los, es lohnt sich!

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Es war wieder soweit…

Mit freundlicher Genehmigung von der Autorin dieses Beitrags Josi.

Juhu, wieder wurde sich für das Treffen im Cafe Süd zum „Gendertreff Düsseldorf “ aufgehübscht ( Supi, Sarah belegt das Bad schon eine Stunde weniger…nun hab ich den Spiegel etwas länger für mich ). Unsere Stimmung war gut, wussten wir doch, worauf wir uns freuen konnten, und das schöne Wetter spielte natürlich auch eine Rolle.

Dort angekommen war zwar nur ein kleiner Kreis anwesend. Aber die Begrüssung war wie immer herzlich. So, erst mal einen leckeren Cappucino und dann wurde erzählt. Xenia und Ute waren verhindert…schade…aber schönen Urlaub Euch beiden ! Und so viele weitere, vertraute Menschen waren auch verhindert. Naja, Urlaubszeit.

So peu à peu erschienen noch weitere liebe Bekannte, der Tisch füllte sich, die Runde wurde grösser und die Stimmung immer lustiger. Welch ein “ Hallooo“, …Maria erschien…hübsch zurecht gemacht ( wie immer ! ), mit einem Kuchen im Karton. Eine Fruchttorte ( sehr wohlschmeckend) noch zu ihrem Geburtstag. Im Cafe war man kooperativ…und mit einem “ Happy Birthday“ singenden Tortenheber wurde der Kuchen unter viel Gelächter verteilt. Danke Maria, war eine schöne Idee von dir.

Plötzlich stand eine sehr attraktive blonde Dame neben unserem Tisch und stellte sich als Monika vor. Fragte, ob sie sich zu uns setzen dürfe. Es entwickelten sich informative Gespräche, bei denen sich herausstellte, dass sie seit über 20 Jahren “ eine Frau“ sei, sie bereits in sehr jungen Jahren die Veränderung vollzogen hat.

Ich muss Euch sagen, ich war platt. Sie ist so perfekt, so stimmig…einfach unglaublich. Zudem entpuppte sie sich auch noch als äusserst symphatische und aufgeschlossene Person… war echt beeindruckend.

Ich muss ehrlich sagen, einen Moment lang wurde mir ein wenig traurig ums Herz. Ich habe Babs vermisst. Wenn sie das hätte erleben können…..ich hoffe, es geht ihr den Umständen entsprechend gut. Küsschen, Babs, falls du es liest. Jedenfalls wurde sich rege ausgetauscht. Vor allem sehr intensiv..draussen, bei der Atemtherapie…! Bin mal gespannt ob es Monika auch so gut bei uns gefallen hat, es wäre schön, wenn sie sich zu uns gesellen würde.

Als wir uns dann , natürlich verspätet, wie immer, doch verabschiedeten und die Heimfahrt antraten, war wieder dieses „ach, was war das wieder schön-Gefühl“ in Sarah und mir.

Auf der Fahrt haben wir noch über einiges geredet, nachgedacht, aber auch gelacht und fanden es schade, dass es schon wieder vorbei war. Aaaber, wir haben ja noch einige wirklich schöne Dinge vor in diesem Jahr. Und darauf freuen wir uns jetzt schon. Denn eines wissen wir, …egal was wir unternehmen… mit diesem Kreis an liebenswerten Menschen, es wird immer ein Gewinn sein.

In diesem Sinne grüsse ich Euch alle ganz herzlich, Josi

Und Wiebke, sei nicht traurig, dass du uns nicht gefunden hast. Dummerweise hatte ich mein Handy nicht mitgenommen und habe deine Anrufe erst zu Hause abgehört. Dumm gelaufen, echt schade. Bis bald.

Josi

INHALTSVERZEICHNIS

Die weibliche Seite

Das Thema Transgender aus Sicht einer Partnerin – mit freundlicher Genehmigung von Cinderella

Hallo zusammen!

Ihr Trannies lebt eure weibliche Seite voll aus! Deshalb sind auch für die meisten von euch Hosen als Mädels tabu, denn die müssen die Männer täglich tragen. Eure Handtaschen sind eher „Notfallkoffer und Fälscherwerkstatt“. Auch was das make-up betrifft, seid ihr häufig perfekter als wir,

Aber: was macht das mit mir als Partnerin? Bin ich eifersüchtig auf so viel Weiblichkeit? Färbt diese Weiblichkeit ab?

Mein persönliches Fazit: Eifersüchtig bin ich nicht, aber definitiv positiv beeinflußt und dankbar! Ich freue mich, wenn Conny gut aussieht und Komplimente bekommt. Seit Connies Outing entdecke ich meine schlummernde weiblichere Seite wieder und lebe sie auch aus. Ich habe schon immer gerne Röcke getragen, aber es hat sich noch gesteigert. Außerdem gibt es seit dem Outing Möglichkeiten sich auch mal „schick“ zu machen. Jede trägt aber, worauf sie Lust hat.

Okay, die Mädels machen sich meist schick, aber immer alltagstauglich. Wenn mir eher nach „Schlabberlook“ ist, „transe“ ich halt rum und trage Hose. Vorher sind wir kaum weg gegangen und wenn, dann war halt Alltagskleidung angesagt: Heute habe auch ich Kleidung im Schrank, die ich so auf der Arbeit nicht tragen würde. Ich kaufe bewußt T-Shirt für die Arbeit und für die Freizeit.

Außerdem hat sich der Blickwinkel verändert! Wenn wir shoppen gehen, dann wird halt für uns beide nach Kleidung geschaut. Das ist häufig die Bluse, der passende Rock oder das Kleid! Es ist schön, nicht mehr alleine shoppen gehen zu müssen, obwohl ich zugeben muss, dass es anfangs gewöhnungsbedürftig war.

Wie komme ich darauf, jetzt etwas zu diesem Thema zu schreiben? Das habe ich einer Userin aus unserem Forum und ihrem Posting zu verdanken. Sie ist eine gebürtige Frau und schreibt sinngemäß, dass sie jetzt die Kleidung für Sonntag zum Gendertreff Düsseldorf für ihre Tranny-Partnerin gefunden haben und sie sich jetzt mächtig ins Zeug legen muss.

Keine Sorge! So ging, bzw. geht es vielen von uns. An dieser Stelle: Herzlichen Dank für dein posting, denn es hat mich dazu gebracht, zu reflektieren und mir das nochmal bewusst zu machen. Das tut gut, wenn alles schon zur Normalität geworden ist.

Ich habe aber auch das Gegenteil erlebt: Wir waren zu einem Essen mit dem Praxisteam eingeladen und ich habe nur einen weißen Jeansrock, einen nettes Shirt und Slingpumps getragen und wurde sofort von meinen Kolleginnen gefragt, warum ich mich so „aufgebrezelt“ hätte?

Was das make-up anbelangt kann ich nur sagen, dass sich seit letztem Jahr auch in dem Bereich einiges für mich getan hat. Ich war mit Conny auf einem Schminkseminar. Von wegen: Nur für Trannies. Das können wir Gebürtige genauso brauchen. Ich wollte mich von „Ich kann das morgens schnell mal eben“, auf „Ich kann das schnell und schön“ steigern. Ich weiß jetzt, wie ich meine Augen besser betonen kann, wenn ich Lust dazu habe. Ich wäre ansonsten nicht auf die Idee gekommen, dort hin zu gehen. Es ging ja auch so.

Auf jeden Fall gilt: Schick ist keine Schande! Es lebe die weibliche Seite!

Liebe Grüße
Cinderella

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Conny und ich

Mit freundlicher Genehmigung von Fenya.

Den folgenden Beitrag hat unser Forumsmitglied Fenya im Gendertreff-Forum veröffentlicht. Fenya ist die Tochter von Conny-Lynn und ihr Bericht dokumentiert eindrucksvoll, wie sich ein Outing eines Transgenders im Rahmen der Familie darstellt. An dieser Stelle noch einmal ein herzliches Dankeschön an die Beteiligten, dass wir diesen Bericht im Rahmen unseres Gendertreff-Blog veröffentlichen dürfen.

Conny und ich

Von Conny habe ich ca. Ende 2006 erfahren. Ich habe vorher schon gemerkt, dass meine Eltern sich wieder näher waren als vorher, hätte aber niemals in Erwägung gezogen, dass so etwas dahinter steckt, um ehrlich zu sein.

Als mein Vater sich vor mir geoutet hat, war es für mich ein ziemlicher Schock und ich verstand nichts. Nach einer Minute habe ich dann komplett die Fassung verloren, geheult und gelacht vor Erleichterung und dem Schock, dessen ich mir bewusst wurde.

Er hat mir erklärt, dass er nicht schwul sei oder so, sondern sich einfach nur gern als Frau gibt, um direkt Missverständnisse aus dem Weg zu räumen. Ich fragte ihn, ob es OK sei, wenn ich nun erstmal in mein Zimmer ginge, um den Schock zu verarbeiten und mir eine zu rauchen. Er gab mir etwas Zeit allein in meinem Zimmer und kam anschließend nochmal hoch zu mir, um nach mir zu sehen und zu fragen, ob alles ok ist.

An das darauf folgende Gespräch kann ich mich nicht mehr erinnern. In meinem Kopf schlugen die Ereignisse Purzelbäume und ich versuchte, irgendwie das Bild von meinem Vater und das von Conny (die ich bis dato noch nicht kannte) miteinander zu verbinden, was nicht funktionierte.

Ich kam mit dem Gedanken, dass mein Vater, der so strenge, zielstrebige und kalte Manager, der mir in diesen Dingen immer ein Vorbild war, eine Transe sein sollte, nicht klar. Ich habe geweint, war sauer, wütend und verletzt zugleich. Denn in diesem Moment hat man mir meinen Vater „genommen“. Und es stellt sich Dir auf einmal eine fremde und doch sehr vertraute Person in Dein Leben.

Nach einigen Tagen hatte ich den größten Schock überstanden und habe angefangen nachzuhaken, da ich von Natur aus ein sehr neugieriger Mensch bin und mich meine Neugier dann doch packte. Ich ging mit Bedacht und Abstand an das Thema, da es mir auch etwas Angst machte. Außerdem wusste zu diesem Zeitpunkt mein großer Bruder noch nichts von Conny. Daher war Vorsicht geboten, wann man das Thema ansprach. Einige Zeit danach habe ich versucht, das Thema zu meiden.

Danach habe ich von Gendertreff erfahren, wollte mich dort allerdings nicht anmelden, da mir die ganze Sache doch noch sehr suspekt war. Schlussendlich habe ich es doch gemacht und das war gut so. Danach kam alles ins Rollen. Ich habe langsam meine Scheu verloren und die neue Welt lockte meine Neugierde wieder raus. Bald habe ich meinen Vater beim Fertigmachen gesehen. Er hat mich auch gefragt, welchen Lidschatten er benutzen sollte oder was vom Outfit her zusammenpasst.

Solche gemeinsamen Sachen nehmen einem Stück für Stück die Hemmungen, dennoch kommt es mir manchmal immer noch utopisch vor. Es wird zum normalen aktiven Teil meines Lebens. So ging ich z.B. mit meiner Mutter bummeln und sie hat einen Rock anprobiert. Sie wollte ihn kaufen und ich bin sehr eigen, was meinen individuellen Kleidungsstil betrifft. In meiner Familie habe ich die Faltenröcke sozusagen annektiert und nun wollte sie sich einen holen. Ich habe angefangen rumzuzicken und habe dann lautstark im Laden gesagt: „Erst Du und nun auch noch Pa, der meinen Stil trägt. Lasst mir wenigstens meine Faltenröcke!“ Die Verkäuferin muss ziemlich doof geguckt haben. Ich habe das allerdings nicht mitbekommen und habe erst draußen bemerkt, was in dem Geschäft von statten gegangen ist und musste anfangen zu lachen.

Später, als für mich so etwas zum Alltag wurde, habe ich mich dann bei Veranstaltungen wie einem Transenschminken wiedergefunden. Manchmal, wenn ich Geschichten meiner Freunde höre, wie cool und ausgeflippt doch ihre Eltern sind, dann denke ich nur: „Wenn Ihr wüsstet!“ und muss in mich hinein grinsen.

Mit Conny war ich das erste Mal bei Anjas Stammtisch in der Öffentlichkeit. Doch so richtig weg war ich mit Conny und meiner Mutter vor kurzem im Centro. Es war komisch, nicht „Pa“ zu rufen sondern „Conny“ und ich muss auch sagen, ich habe es irgendwie auch gemieden. Es ist mir wirklich schwergefallen, denn es bleibt immer noch mein Vater, auch wenn er als Conny rausgeht. Aber ich habe es dennoch getan und ich muss sagen, dass ich persönlich stolz darauf bin, es geschafft zu haben.

Aber irgendwie versuche ich auch, es zu vermeiden und mich anders bemerkbar zu machen, z.B. durch Schulterantippen oder so. Ich habe aber das Gefühl, dass immer eine gewisse Hemmschwelle bleibt. Ich toleriere Conny und akzeptiere sie langsam als Teil meines Vaters. Aber es war ein schwerer und steiniger Weg für mich. Dennoch haben wir es gemeinsam geschafft. Ich bin froh, jetzt von ihr zu wissen, da es in meinen Augen wichtig ist, die Kinder einzubeziehen. Denn sonst gibt es immer eine unsichtbare Barriere.

Fenya

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