Miro`s Mini-Tagebuch

Autor: Miro

Hallöchen Zusammen,

nachdem ich ja eigentlich eher zur den Schreibfaulen, dafür aber verbal aktiven Menschen gehöre, soll dies hier trotzdem zu einem kleinen „Mini-Tagebuch“ werden.
(Danke an Captain J.J. und Ava, für den verbalen Tritt in den Allerwertesten.. )

So nun zur eigentlichen Statusmeldung. Der hauptsächliche Anlass bzw. Startschuss hierfür ist, dass ich seit Donnerstag letzter Woche meine Indikation seitens meines Psychotherapeuten habe und ich bei Ihm offiziell Herr … bin.

Nebenbei ist mittlerweile auch mein Vater eingeweiht und geht nach einem langen Gespräch relativ locker damit um … wir waren kurz darauf erst mal Werkzeug-Shoppen und Motoräder gucken ….
Mein Bruder und seine Frau nennen mich bereits Miro. Bei Ma und Pa wird es wohl noch dauern, bis Sie sich umgestellt haben, aber sie sollen alle Zeit bekommen, die Sie dafür brauchen. Wir haben gemeinsam darüber gesprochen, wie wir damit umgehen und ich lasse Ihnen Informationsmaterial zukommen, damit Sie sich weiter informieren können, bevor die Frage aufkommt.
Nein meine Eltern haben kein Internet, kommt evtl. ab September. Demnach werden wir sehen, ob sie damit zurechtkommen und sich im Gendertreff-Forum oder auf der Webseite ebenfalls informieren können. Deshalb erstmal ganz altmodisch mit Druckmedien. Familienseitig ist damit alles in bester Ordnung. Was der Rest der Verwandtschaft denkt ist mir egal. Die werden es schon merken.

Mein engster Freundeskreis ist eingeweiht und die Jungs sind von der Umarmung zum „Checker-Handschlag“ übergegangen, die Mädels knuddeln mich weiter .
Was sich geändert hat ist die Gesprächskultur. Da ich noch nicht wirklich zu den Jungs gehöre ber auch nicht mehr zu den Mädels ist das manchmal etwas seltsam. Aber egal in ein bis zwei Jahren ist das vergessen.

Auf der Arbeit sind die Mädels aus meinem Team eingeweiht. Das war ein pragmatischer und notwendiger Schritt, da ich immer mehr aufpassen musste, was ich wie erzähle. Es ist mir immer häufiger passiert, dass ich mich verplappert habe und der Punkt, an dem es zu Fragen geführt hätte, rückte immer näher. Also hab ich mir die Mädels einzeln proaktiv geschnappt und eingeweiht. Das lief völlig entspannt, dafür werde ich jetzt von den Mädels liebenswert aufgezogen oder auch mal sofern kein Dritter im Raum ist mit Herr angesprochen.
Der nächste Schritt wird hier sein, dass ich meine Bereichsleitung und meine oberste Chefin in Kenntnis setzte, da ich auch mehr oder weniger in den „Startlöchern“ bzgl. der Hormoneinnahme stecke. Ich habe dies ja bereits mit meinem offiziellen Grund für die Psychotherapie eingestielt und kann nun daran anschließen.

Bezüglich der medizinischen Angelegenheiten, habe ich mittlerweile die Überweisung zum Endokrinologen und einen festen Termin im August. Das heißt nun auch, dass mein Hausarzt Bescheid weiß.
Im Juni kann ich bereits den ersten Bluttest machen lassen, wo es sich zeigen wird, ob alles soweit „jut“ ist oder ob sich irgendetwas Kontraindiziertes ergibt.
Der Plan, bzw. die Hoffnung ist, evtl. ab Ende Juli/Anfang August mit den Hormonen beginnen zu können. Dann werden wir auch sehen, ob sich meine Haare vom Oberkopf auf die Brust verlagern,
oder ob ich generell zum Grisly werde (bitte nicht). Beim Stimmbruch hoffe ich, dass ich nicht anfange zu „quietschen“, wie der 14-jährige Sohn meiner Freundin, das käme am Telefon eher doof.

Derzeit sitze ich über meinem „Trans-Lebenslauf“. Das erweist sich gerade als erste nervige Hürde, aber … so what… da müssen wir durch. Ich habe meinen vollständigen Namen gewählt und beschäftige mich also demnach auch so langsam mit dem Thema Personenstandsänderung.

So, mehr hab ich gerade nicht mitzuteilen…
Ich wünsche Euch einen sonnigen Rest-Sonntag und freue mich auf das nächste Selbsthilfetreffen.

LG Miro

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Ich war nie ein Mädchen

Autor: Raphael (Fio)

 

Größe – 1,77m – Für einen Mann etwas klein aber ganz okay. Ich war immer der Meinung ein Mann müsse min. 1,80m sein. Weil es Standard ist.

Gewicht – 90 kg – Noch. Ich pendle immer zwischen 90 und 95. Ich esse einfach viel zu gern. Noch viel lieber koche ich gern. Wird auch irgendwie besser.

Haare – Dunkelbraun, Sidecut – Finde ich voll okay. Mit Bart würde es noch besser aussehen.

Augen – Blau-grau – Ich mag eigentlich dunkle Augen lieber.

Kleidungsstil – bequem – manchmal Springerstiefel, enge Hose und schwarz schwarz schwarz. Ich mag einen Mix aus Gothic, Punk und Hipster.

Es ist Jahre her, dass ich mich halbwegs wohl gefühlt habe in die Öffentlichkeit zu gehen. Mag daran liegen, dass ich mich so kleide wie ich mich empfinde. Als Mann.
Ich freue mich jedes Mal wie ein Schneekönig, wenn mich jemand als Kerl erkennt.

In meinem Bekanntenkreis wissen einige von meinem Weg den ich eingeschlagen habe (Die Mädels aus meinem Lieblings-Klamottengeschäft, meine Friseurin, mein Hausarzt, meine Cousine..). Ich erhalte dafür teilweise sogar Bewunderung. Andere (wie mein Hausarzt) sehen auf einmal ein bisschen klarer, weil viele Dinge einen Sinn ergeben. Meine Depressionen. Meine Art. Mein Ekel vor mir selbst. – Ich werde mich nie wieder in eine Form quetschen lassen, der ich nicht entsprechen will. Ich war nie ein Mädchen!

Trotzdem habe ich in der Vergangenheit immer wieder zwanghaft versucht mich anzupassen. Aber ein Freund von mir hat recht: „Wie wäre es, wenn du einfach mal du selbst bist?“
Ich habe Jahre warten müssen um einem Menschen zu begegnen, der mir gesagt hat: „Du bist gut so wie du jetzt bist. Ich mag dich genauso – egal ob du dich entscheidest Mann oder Frau zu sein.“
So viele Menschen kommen und gehen in unserem Leben. Manche von ihnen haben in meinem Leben Spuren hinterlassen, die ich niemals vergessen werde. Gute … und schlechte.
Ich bin froh, dass ich damals Julien begegnet bin.
Ein Star Wars Fan wie ich würde jetzt sagen: Die Macht wollte es so!

Dass ich Julien habe helfen können, hat auch mir geholfen, den Weg wieder zu mir zurück zu finden. Es tut gut zu wissen, dass da jemand ist, der mir Arschtritte in die richtige Richtung gibt. Dank Julien bin ich auch ein ganzes Stück ehrlicher geworden. Auch zu mir selbst.

Heute stehe ich hier und kann den Weg, den ich schon einmal angefangen habe endlich fortsetzen. Drei, fast vier Jahre später. Und diesmal lasse ich mich nicht von meinem Ziel abbringen. Ich bin in Bonn bei einem privaten Therapeuten unter gekommen. Na ja fast. Er hat keine Krankenkassenzulassung und so muss ich auf eine Bewilligung des Kostenerstattungsverfahren durch meine Krankenkasse hoffen. Der Antrag ist auf dem Weg. Es geht endlich voran. Ich weiß worauf ich achten muss. Trotzdem werde ich ungeduldig.

Nach Therapiebeginn soll es sechs Monate dauern, bis er mir die Indikation für Hormone aushändigt… Nicht wenn ich das beschleunigen kann ! Ich werde ihn von meinem Weg überzeugen. Meine Lasten der Vergangenheit abstreifen und ein neues, befreiteres Leben leben.

Natürlich besteht trotzdem Gefahr, dass meine Krankenkasse ablehnt… das hoffe ich nicht.
Ich komme mit diesem Therapeuten gut zurecht.

Soweit zu mir.

Grüße
Raphael (Fio)

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Fast 4 Monate auf Testosteron

Fast 4 Monate auf Testosteron – Körperliche Veränderungen

Autor: Julien

Es sind nun fast 4 Monate auf Testosteron, die ich kaum fassen kann. Es ist für mich noch so, als hätte ich diese Phase vom hypen auf Testo gerade noch hinter mir. Bisher hat sich schon einiges getan und man(n) freut sich über jedes neue Haar. Ihnen Namen zu geben ist schon länger nicht mehr möglich – so viele Namen hab ich dann auch nicht auf Lager. Mein erstes Barthaar heißt „Harribert“. Das muss natürlich gesagt werden!
Auf der Silvesterfeier des Gendertreff haben wir uns auch über das Thema Haare unterhalten und über die Unterschiede muss man einfach schmunzeln. Unsere Transfrauen ekeln sich und die Transmännner stehen grunzend und röhrend da, um jedes Haar zu feiern. Da kommt es dann auch zum Beinhaarvergleich!

Natürlich gibt es bei mir noch keinen richtigen Bartwuchs zu verbuchen, auch wenn ich bereits kratzen kann. Trotzdem schau ich jeden Tag mindestens einmal genau in den Spiegel, um zu überprüfen, ob die Stoppeln nicht langsam dunkler werden und wo es vielleicht neue gibt. Ich bilde mir auch bereits ein, dass mein Gesicht etwas kantiger geworden ist. Große Unterschiede sehe ich allerdings nicht, was in der kurzen Zeit auch zu viel erwartet wäre. Die Veränderungen kommen bei mir aber teils schon recht früh, wenn ich es so im Vergleich zu anderen Transmännern setze. Das liegt vermutlich an meinem Gendefekt, der sowieso für eine Vermännlichung sorgt. Da hab ich wohl Glück mit.

Haare auf dem Rücken, Schultern und Brust bleiben bisher aus, was ich auch gut so finde. Besonders vor Haaren auf dem Rücken und Schultern graut es mir. Ansonsten wäre noch von dem „Glückspfad“ zu berichtet. Auch dieser bildet sich bei mir, worüber ich mich sehr freue. Das ist so ein typisches Männermerkmal für mich und wollte ich auch unbedingt haben.

Zu neuen Muskeln kann ich nicht unbedingt was sagen, aber ich bin ja auch ein Kerl mit Polstern und bei fast 110 Kilo… naja. Ich wollte abnehmen und hatte es auch gut geschafft. Doch seid Testo plagt mich ein immenser Heißhunger. Der ist wirklich übel. Trotzdem mein ich an den Oberarmen zugelegt zu haben und kein Speck, sondern wirklich Muskeln. Kräftiger bin ich jedenfalls geworden.

Letzter Punkt wäre die Stimme. Sie ist dunkler geworden und mir wird auch berichtet, dass die Stimme öfters beim Sprechen schwankt bzw. springt. Das fällt mir so nicht unbedingt auf, aber wird wohl so sein, wenn man mir das sagt. Ich merke nur, dass meine Stimme an einigen Stellen völlig versagt, wenn ich im Auto zu einem Lied im Radio mit träller. Der Stimmbruch ist also im Gange und ich bin gespannt, wie tief sie runter gehen wird.

 

Julien

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Hormone des anderen Geschlechts

Quelle: 3SAT Mediathek

 

Hormonbehandlungen unterstützen die Geschlechtsangleichung von Männern und Frauen. Eine biologische Frau, die zum Mann werden möchte, bekommt Testosteron. Ein Mann, der zur Frau werden möchte, erhält Östrogen.

 

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